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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2017

Beeindruckender Schriftstil

Das Haus der schwarzen Schwäne
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„...Auf einmal wandelte eine Frau im schwarzen Schleier an Falka vorbei, und Falka sah einzig nur nach ihr. Sie war alt, sie hatte weißes Greisenhaar, sie war in Trauer, aber der Schleier machte sie schön. ...

„...Auf einmal wandelte eine Frau im schwarzen Schleier an Falka vorbei, und Falka sah einzig nur nach ihr. Sie war alt, sie hatte weißes Greisenhaar, sie war in Trauer, aber der Schleier machte sie schön. ...Da wandelte die Nacht mitten durch den Tag, und alles Taghelle verblasste vor der einen Gestalt, die auf dem Meeresboden ihrer Trauer in Finsternis ging...“

Wir schreiben das Jahr 1693. Falka wird von ihrer Heimatinsel vertrieben, nachdem ihr Vater und Peder, ihr Geliebter, auf See geblieben waren. Die Bewohner werden ihr Schadenszauber vor. Falka wird nach Tondern gebracht, wo sie in der Fabrik von Willem Tondernsen Spitze klöppeln soll. Drehen, kreuzen, drehen, kreuzen – das begleitet sie durch den Tag. Immer 12 Mädchen sind in einer Kammer unterbracht, die nach 16stündiger Arbeit ihr Heim ist.
Die Autorin hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Bedauerlicherweise aber gibt es keine Information darüber, was historische Wahrheit und was Phantasie ist.
Die Hochzeit von Lily, Willem Tondernsens einziger Tochter, ist als ein besonderes Fest geplant. Das wird sie auch, aber anders, als es sich die Beteiligten vorgestellt haben. Zehn Klöppelmädchen aus Falkas Kammer stürzen sich vom Dach der Fabrik in den Tod. Ihr Vermächtnis trägt Falka weiter.
Der Schriftstil zeichnet sich durch außergewöhnliche und vielfältige Sprachbilder aus, wie schon das obige Zitat zeigt. Sie unterstreichen die düstere Stimmung, die die Handlung bis zum Schluss durchzieht. Die Verhältnisse werden detailliert beschrieben. Während die Mädchen hungern und frieren, wird Willem durch die gefragte Spitze reich. Mit dem Selbstmord setzen die Mädchen ein Zeichen. Besonders Lily wird das Geschehen ihr Leben lang nicht loslassen. Unter den Toten ist ein Kind, das schon zur Weihnachtsmesse die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Das Kind bekommt Lily nicht aus ihren Gedanken.
Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Falka. Sie ist eine begabte Klöpplerin und versteht es zunehmend, Mädchen und Frauen in ihren Bann zu ziehen. Kunstvoll geklöppelte schwarze Schleier werden zu einem Symbol der Freiheit. Doch Falka ist in der Wahl ihrer Mittel nicht wählerisch. Sie sieht nur ihr Ziel, die Herrschaft der Mädchen, und erwartet zunehmend, dass sich alle ihr unterordnen.
„...Die ganze Menschheit wird von Frauen geboren. Dann sollen Frauen auch über die gesamte Menschheit gebieten...“
Mit diesen Worten formuliert Falka ihr Ziel. Dafür geht sie über Leichen. Dafür stößt sie Freundinnen vor den Kopf. Natürlich wird an vielen Stellen der Handlung deutlich, dass Mädchen in der damaligen Zeit keinerlei Rechte hatten. Der Autorin gelingt es anschaulich und eindringlich nachzuweisen, dass man Unrecht nicht beseitigt, indem man selbst Unrecht tut und in die Radikalität abgleitet. Einer der Gegenspieler Falkas ist ihr Mann Till. Er hatte als Junge die Grausamkeiten des Krieges in Pommern erlebt, war vor Krieg und Unrecht geflohen und sah nun die Gefahr, dass alles von vorn los ging.
Es gab durchaus Situationen, wo Falka gekonnt mit ihren weiblichen Reizen spielte. Sie erhielt Einblick in die große Weltpolitik. Der dänische König war nicht bereit, sich an einem Krieg zu beteiligen. Er wollte Frieden für sein Volk. Die Beziehungen zwischen Dänemark, Russland, Schweden und Polen werden gekonnt im Buch thematisiert.
Das dunkle Cover passt zur Handlung.
Das Buch hat mir gut gefallen, auch wenn die Geschichte am Ende unrealistische Züge annahm. Genau deshalb hätte ich mir ein erklärendes Nachwort gewünscht. Falka war mit ihrem Ziel ihrer Zeit weit voraus. Die Wahl der Mittel allerdings beweisen die dunkle Seite ihres Charakters.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Flucht mit einem Mörder?

Aargau-Fieber
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„...Andrina wurde schlecht bei den Gedanken, mit einem Mörder im Auto zu sitzen. Würde er sie nun töten? Sie sollte aus den Auto springen...“

Der Roman beginnt mit einer heftigen Erpressung. Heftig deshalb, ...

„...Andrina wurde schlecht bei den Gedanken, mit einem Mörder im Auto zu sitzen. Würde er sie nun töten? Sie sollte aus den Auto springen...“

Der Roman beginnt mit einer heftigen Erpressung. Heftig deshalb, weil der Erpresser droht, sich an Frau und Kindern seines Gegenüber schadlos zu halten, wenn der nicht spurt.
Dann wechselt die Geschichte zu einem morgendlichen Treffen der beiden Schwestern Andrina und Seraina. Während des Gesprächs wird es Seraina schlecht und sie bricht zusammen. In der Klinik fällt sie ins Koma.
Während Andrina um das Leben ihrer Schwester bangt, klingelt es an der Tür. Ein Enrico Bianchi behauptet, Marcos Bruder zu sein. Marco Feller ist Polizist und Andrinas Freund.
Als Enrico beschuldigt wird, für den Tod zweier Mitarbeiter in Jura Med AG, in der er Geschäftsführer ist, verantwortlich zu sein, warnt ihn Andrina und flieht mit ihm aus Aargau.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Es war mein erster Roman von der Autorin, doch ich hatte keinerlei Probleme, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Das Besondere daran ist, dass ich das gesamte Geschehen durch die Augen von Andrina sehe. Das bedeutet, dass ich zwar mitbekomme, wie die Protagonisten handeln, aber kaum Informationen über ihre Motive habe. Dadurch wird der Spannungsbogen hochgehalten. Sehr deutlich wird, dass Feller von Anfang an Bianchi ablehnt. Er verbietet Andrina jeden Kontakt mit ihm. Dann aber zwingen sie die Verhältnisse in ihrem Verlag, mit Bianchi zusammenzuarbeiten, denn Sophie, die für das neue Projekt verantwortlich war, wird mit den gleichen Symptomen wie Seraina in die Klinik eingeliefert. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel.
Fehlendes Vertrauen durchzieht die Handlung wie ein roter Faden. Andrina begleitet zwar Bianchi auf der Flucht, wobei ihr vermutlich selbst nicht klar ist, wie sie in diese Rolle kam, traut ihm aber nicht. Das beweist das obige Zitat. Nicht ganz unschuldig an Andrinas Handeln ist Feller, von dessen Misstrauen ihr gegenüber Andrina vor der erneuten Begegnung mit Bianchi erfahren hat. Doch auch Bianchi gibt sich wenig Mühe, Andrina von seiner Rechtschaffenheit zu überzeugen. Nur bruchstückhaft versorgt er sie mit Informationen, deren Wahrheitsgehalt nicht kontrollierbar ist und die manchmal recht abenteuerlich klingen. Auch die Fluchtroute bleibt sein Geheimnis. Obwohl er eigentlich die wahren Mörder finden will, bleibt Zeit zum Einkaufen und Baden. Für mich als Leser wird allerdings bald deutlich, dass da jemand im Hintergrund die Fäden zieht und in der Lage ist, selbst die Polizisten gekonnt zu manipulieren. Im Laufe der Handlung nimmt Andrinas innere Zerrissenheit zu. Einerseits kann sie Fellers Verhalten ihr gegenüber nicht nachvollziehen, andererseits liebt sie ihn nach wie vor, selbst in Momenten, wo sie das Gegenteil behauptet. Bianchi sieht seine Chance, nutzt jede Berührung, scheut aber vor der letzten Konsequenz.
Als Bianchi und Andrina erste Hinweise erhalten, was zu Serainas Krankheit geführt haben könnte, wird es für beide lebensgefährlich.
Die Flucht durch die Schweiz wird detailliert beschreiben. Dadurch lerne ich so manche Sehenswürdigkeit kennen.
Das Cover mit der lila Blüte passt zur Handlung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte war geschickt aufgebaut und wurde logisch zu Ende geführt.

Veröffentlicht am 21.06.2017

Sehr einfühlsam

Kostbares Dasein
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Auf 22 Doppelseiten beleuchtet die Autorin die Themen Krankheit und Tod, wobei letzteres nur unterschwellig anklingt.
Jede Doppelseite enthält ein Gedicht oder einen Spruch sowie eine hochwertige Fotografie. ...

Auf 22 Doppelseiten beleuchtet die Autorin die Themen Krankheit und Tod, wobei letzteres nur unterschwellig anklingt.
Jede Doppelseite enthält ein Gedicht oder einen Spruch sowie eine hochwertige Fotografie. Die Bilder wurden so gewählt, dass sie mit dem Text eine Einheit bilden.
In den Gedichten werden vielfältige Themen angesprochen. Es istein Buch, das Hoffnung schenken soll und Mut machen. Doch auch der Abschied und das „los lassen können“ sind werden angesprochen.
Der Schriftstil entspricht dem ernsten Thema. Dabei findet die Autorin wunderschöne Metapher. Natürlich gehören ebenfalls verschiedene Emotionen dazu, sei es die Wut über die Krankheit, die Angst vor der Behandlung, die Hoffnung auf Genesung oder die Bitte um Wegbegleitung.
Eine meiner Lieblingsstellen ist das Gedicht „Sternengeflüster“. Gern hätte ich es an das Ende der Rezension gestellt, lasse es aber bleiben, weil ich nicht weiß, ob dies rechtlich möglich ist.
Das Cover mit der Blume wirkt ansprechend. Der Text unter dem Titel sagt dem zukünftigen Leser, womit er zu rechnen hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es gehört sicher zu denen, die ich öfter wieder in die Hand nehmen werde.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Ungewöhnliche Protagonistin - spannend

Ponts de Paris
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„...Sie sind sehr ehrlich, Marie, und ziemlich naiv. Das schätze ich an ihnen. Sie sind außerdem leicht lenkbar und zu lethargisch, um selbstständig zu denken...“

Marie Croix hat einen enormen gesellschaftlichen ...

„...Sie sind sehr ehrlich, Marie, und ziemlich naiv. Das schätze ich an ihnen. Sie sind außerdem leicht lenkbar und zu lethargisch, um selbstständig zu denken...“

Marie Croix hat einen enormen gesellschaftlichen Abstieg hinter sich. Die einstige Gattin eines gefragten Schönheitschirurgen erbt nach dessen Tod nicht nur seine immensen Schulden. Es sind von vier Patienten auch Schadenersatzklagen anhängig. Marie flieht nach Paris, kommt dort aber nicht wieder auf die Beine, sondern reiht sich mit ihren 47 Jahren n das Heer der Obdachlosen ein. Allerdings hält sie sich von Drogen und Alkohol fern und nimmt gegebenenfalls gemeinnützige Jobs an, die von Pater Francois vermittelt werden.
Über Pater Francois wird ihr nun erneut eine Arbeit angeboten. Doch dieses mal ist es anders als sonst. Ein Unbekannter wird sie mit einem Taxi abholen.
Die Autorin hat einen spannenden und ungewöhnlichen Krimi geschrieben.
Die Personen werden gut charakterisiert. Zu Marie ist das Wichtigste gesagt. Ihr Arbeitgeber ist von sich eingenommen, arbeitet mit Erpressung und nutzt die primitivsten Gelüste der Gattung Mensch für sein Imperium. Er macht Marie schnell klar, dass jeder Verstoß gegen seine Regeln ihr Leben kostet. Außerdem bedroht er ihre Familie, um sie unter Druck zu setzen.
Jeweils zwei Donnerstage im Monat wird Marie in seinem Etablissement gebadet und von Kosmetikerin zu einer eleganten Frau hergerichtet. Ihre Aufgabe ist es, die Bordellzimmer am Computer zu überwachen und nach Ende der Aktion aufzuräumen. Den Rest der Zeit muss sie weiter als Obdachlose auf der Straße leben.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Gekonnt wird das Machtbewusstsein des Monsieur Mondieu herausgearbeitet. Obiges Zitat wirft ein Schlaglicht auf sein Denken und seine Überheblichkeit gegenüber seinen Untergebenen. Detailgenau wird Maries Weg durch Paris nachgezeichnet. Sie wechselt stetig von einer Brücke zur anderen. So lerne ich als Leser die Brücken von Paris kennen. Die Gefahren des unsteten Lebens, die Kälte des Winters, die Suche nach Nahrung und Wasser bestimmen das tägliche Leben. Dabei hat Marie auch eine ungewöhnliche Idee, zu Geld zu kommen. Welche, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Eines aber hat Marie trotz aller Widrigkeiten nicht verloren: ihre Selbstachtung. Dass macht sie auch ihren Arbeitgeber deutlich, als sie sich die Anrede mit „du“ verbietet. Hinzu kommt, dass die Beschäftigung mit ihrem Traum, einem kleinen Gartenhäuschen, ihr hilft, vieles von dem, was auf den Bildschirmen geschieht, wie durch einen Schleier zu sehen.
Der Spannungsbogen wird hochgehalten, weil nicht klar ist, was nach 5 Jahren passiert. Solange geht Maries Dienstverhältnis. Sie ahnt, das sie vorher reagieren muss. Als plötzlich in einem der Zimmer ein fünfjähriges Kind als mittel zum Zweck auftaucht, reift in ihr ein raffinierter Plan. Zielstrebig und konsequent setzt sie ihn um.
Ein besonderes Stilmittel gibt dem Buch zusätzlich Pfiff. Seit dem Zeitpunkt, an dem Marie das erste Mal ihr Arbeitszimmer betritt, hört sie zwei Stimmen. Claude wirkt vernünftig und logisch denkend. Lilille dagegen neigt zu emotionalen Ausbrüchen. Beide aber helfen Marie, ihre Arbeit fehlerfrei zu bewältigen. Doch je mehr Marie ihre Zukunft in die eigene Hand nimmt, desto mehr ziehen sich beide zurück.
Das Cover mit der Brücke passt zur Handlung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die ungewöhnliche Protagonistin und der ungleiche Kampf zwischen ihr und dem fast unangreifbaren Arbeitgeber sind nur zwei der Gründe dafür.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Der verschlüsselte Brief

Der verschwundene Brief
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„...Bei ihrer Mutter war der Glaube schon immer mehr Sache des Herzens gewesen, bei Vater eine der Verhaltensregeln. Das hatte Florian genervt...“

Wir schreiben das Jahr 1941, als die Gestapo bei Daniel ...

„...Bei ihrer Mutter war der Glaube schon immer mehr Sache des Herzens gewesen, bei Vater eine der Verhaltensregeln. Das hatte Florian genervt...“

Wir schreiben das Jahr 1941, als die Gestapo bei Daniel klingelt. Seine Mutter öffnet, Daniel flieht. Obwohl er zum Christentum konvertiert ist, zählt nur seine jüdische Herkunft. Es gelingt ihm, seinen besten Freund einen Brief zu hinterlassen.
Mittlerweile sind 75 Jahre vergangen. Eine junge Frau verunglückt mit ihrem Kleinwagen tödlich. Ihr Kind Mia hatte sie zuvor zur Oma, der Mutter des Kindesvaters, geschickt. Als Mats, Mias Onkel, auf den Boden nach Spielsachen für Mia sucht, findet er einen ungeöffneten Brief.
Der Autor hat eine spannende Geschichte geschrieben. Die Handlung hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Annette, Mias Oma, ist die gute Seele der Familie. Sie ist verwitwet. Wie obiges Zitat zeigt, steht sie fest im Glauben. Mats, der jüngste Sohn, besucht noch die Schule. Hannah, die Tochter, ist von Geburt an blind. Sie hat aber ihr Leben voll im Griff und studiert. Sorgen macht sich Annette um ihren ältesten Sohn Florian. Er geht eigene Wege, lässt sich kaum zu Hause blicken und kümmert sich nicht um seine Tochter Mia. Mit deren Mutter ist er nicht verheiratet, obwohl diese lange darauf gehofft hat.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der gefundene Brief. Darin teilt Daniel seinen Freund mit, dass er weiß, wer für die Verhaftung verantwortlich ist. Außerdem informiert er ihn, wo die Wertsachen versteckt sind. Die konkreten Informationen zu beiden Themen aber sind verschlüsselt. Der Brief war nie in die Hände des Empfängers gelangt, denn der war vor dessen Ankunft als Flakhelfer gefallen. Auch Daniel oder jemand aus seiner Familie haben sich nicht mehr gemeldet.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Detailgenau und auch für Laien verständlich wird erklärt, wie Hannah und Mats die Zeilen entschlüsseln. Gleichzeitig bringt der Fund des Briefes Unruhe in die Familie. Die Hoffnung auf den Fund der Wertsachen lässt die Charaktereigenschaften der Kinder deutlich hervortreten. Als die Information in die Öffentlichkeit gelangt, ist die Familie plötzlich nicht mehr sicher. Der heutige Besitzer des Hauses der jüdischen Familie möchte nicht, dass sein Name bekannt wird.
Sehr gut herausgearbeitet werden die Gespräche. Annette macht deutlich, dass sie dem Brief nicht zu viel Bedeutung beimessen sollen. Selbst wenn sie etwas finden, gehört es ihnen nicht. Florian sieht das logischerweise anders, denn seine finanzielle Situation ist prekär. Doch die Zu- und Umstände bringen selbst ihn zum Nachdenken. Dazu tragen nicht unwesentlich die Glaubensgespräche mit seiner Schwester Hannah bei. Sie versteht es, eine Saite in ihm zum Klingen zu bringen, die seit der Pubertät und den Auseinandersetzungen mit den strengen Prinzipien des Vaters verschüttet war. Mia ist ein kleiner Sonnenschein. Ihre kindlichen Unbekümmertheit und Direktheit bringt mich ab und an zum Schmunzeln.
Obwohl mir das Buch ausgezeichnet gefallen hat, muss ich ein Sache kritisch erwähnen.
Zum einen ist der Titel nicht sehr treffsicher, zum anderen strotzt die Zusammenfassung auf der Rückseite vor Fehlern. Die Handlung spielt in Kassel, nicht in Wuppertal und eine Judith gibt es in der gesamten Geschichte nicht.