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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2017

Fesselnder Krimi, Reiseführer, Gourmetführer

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier
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„...Gebratene Seezunge nur mit Salz und Pfeffer gewürzt, damit der mild würzige Eigengeschmack erhalten bleibt, etwas Zitronensaft und Kapern passen vorzüglich dazu...“

Sven Ruge ist Gastrokritiker. Er ...

„...Gebratene Seezunge nur mit Salz und Pfeffer gewürzt, damit der mild würzige Eigengeschmack erhalten bleibt, etwas Zitronensaft und Kapern passen vorzüglich dazu...“

Sven Ruge ist Gastrokritiker. Er freut sich über seinen neuen Auftrag. Er soll einen kulinarischen Reiseverführer über Mallorca schreiben. Dafür hat er maximal drei Monate Zeit, allerdings erwartet der Auftraggeber die ersten Ergebnisse schon früher. Auf der Terrasse des Hotels Hospes Maricel hört Sven, wie sich zwei Spanier unterhalten. Jose Maria Jamirez und Jesus Gonzles sollen für einen Sammler eine alte Flache Patxaran suchen, die angeblich zur Zeit der Königin Blanka von Navarra auf Mallorca gestohlen und versteckt wurde. Dem Getränk wird Heilwirkung nachgesagt. Das Gespräch lässt Sven nicht los. Dabei weiß er noch nicht, das eine weitere Person auf der Suche nach dem Anis-Schlehen-Likör ist.
Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Allerdings wird diese Einschätzung dem Buch nicht gerecht, denn es wird nicht nur eine spannende Handlung erzählt. Zwei weitere Handlungsstränge durchziehen die Geschichte. Zum einen fühlte ich mich als Leser stellenweise wie in einem Reiseführer über Mallorca, zum anderen habe ich sehr viel über die mallorquinische Küche gelernt. Dabei sind beide Themenbereiche so geschickt mit der Handlung verflochten, dass sie zwar für kurze Ruhepunkte sorgen, dem hohen Spannungsbogen aber überhaupt keinen Abbruch tun.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Ich möchte mich hier auf zwei beschränken. Bei Sven ist in jedem Lokal spürbar, dass er sein Handwerk beherrscht. Die Beschreibung der speisen und seiner Besonderheiten sind exzellent, wie auch obiges Zitat beweist. Bald ist Sven allerdings von der Suche nach dem Likör mehr gefesselt als von seinem Auftrag. Das zeigt sich aber nur daran, dass er dem Verleger auf schriftliche Berichte warten lässt. Die Besuche der Lokale finden weiter statt.
Im Kartäuserkloster in Valdemossa lernt Sven den Hausmeister Paco Ferrer kennen. Anfangs ist er von Svens Anliegen, ihm bei der Suche zu helfen, nicht begeistert. Das liegt auch daran, dass er seien Job nicht in Gefahr bringen möchte. Bald aber lässt er sich von Svens Eifer anstecken. Beide ahnen nicht, welche Gefahren wirklich auf sie warten.
Der Schriftstil des Buches ist ausgereift. Das zeigt schon die gekonnte Beschreibung der vielfältigen mallorquinischen Küche. Kurze Kapitel sorgen für schnell wechselnde Handlungsorte. Die besuchten Stätten, seien es Restaurants, Museen, Klöster oder alte Ruinen werden detailgenau beschrieben. Das gilt auch für die Fahrten über die Insel. Dadurch lerne ich als Leser Gegenden kennen, die ein Pauschaltourist häufig nicht frequentiert. Modere Bauten werden dem ursprünglich und historisch gewachsenen mallorquinischen Baustil gegenüber gestellt. Dabei lässt die Autorin gekonnt Informationen über die Historie einfließen. Blanka von Navarro, König Johann und seine Mätressen begegnen mir immer wieder. Die Jagd nach dem Likör geht auf völlig unterschiedliche Motive zurück. Sven möchte beweisen, dass er der Beste ist, die beiden Detektive hoffen aus das große Geld und der Dritte im Bunde soll den Likör besorgen, weil sein Auftraggeber auf dessen Heilwirkung hofft. Geschickt versteht es die Autorin, durch wenige Worte und Andeutungen die Spannung hochzuhalten. Schon die Erwähnung, wer wann wo wen beobachtet, sorgt dafür. Im Mittelpunkt stehen meist Sven und Paco. Gut ausformulierte Dialoge bringen die Handlung voran und ermöglichen Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten.
Auch aktuelle Probleme werden in der Geschichte gestreift. So geht es mehrmals um die Frage, welche Folgen ungezügelter Tourismus für die Insel hat und was dagegen zu unternehmen wäre. Für und Wider werden gegeneinander abgewogen.
Ein ausführliches Personenregister, eine Karte von der Insel und ein Nachwort der Autorin, das Realität von Fiktion trennt vervollständigen das Buch. Nicht unerwähnt bleiben sollen die neun Rezepte im Anhang.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur fesselnd unterhalten, sondern mir eine Menge an Wissen vermittelt. Ich kenne Mallorca nicht, würde es aber nach der Lektüre in all seiner Vielfalt gern kennenlernen.

Veröffentlicht am 17.02.2017

Jugendbuch mit Tiefe

Der Widerspruch
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„...Alle warten auf irgendetwas, aber nichts kommt...“

Wir schreiben das Jahr 1963. Für Reni, Robert, Jonas und Britta ist das ihr vorletztes Schuljahr auf der Realschule. Die vier jungen Leute kommen ...

„...Alle warten auf irgendetwas, aber nichts kommt...“

Wir schreiben das Jahr 1963. Für Reni, Robert, Jonas und Britta ist das ihr vorletztes Schuljahr auf der Realschule. Die vier jungen Leute kommen aus unterschiedlichen Verhältnisse. Jeder hat seine Träume für die Zukunft.
Der Autor hat einen beeindruckenden Jugendroman geschrieben. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Es ist ein historischen Zeitgemälde. Noch dominiert das Alte, doch es regt sich Widerspruch.
Der Schriftstil des Buches ist von hohem Niveau und sehr vielseitig. Das Buch gliedert sich in die vier Jahreszeiten. Jeder Abschnitt beginnt mit Zeitungsausschnitten, die wichtige Ereignisse in Europa und der Welt repräsentieren. Es ist das Jahr des Kennedybesuchs in Berlin, aber auch seiner Ermordung.
Die vier jungen Leute kommen abwechselnd zu Wort. Dabei wird aber von jedem die Geschichte fortgeführt. Obiges Zitat stammt von Reni. Sie will weg aus dem Dorf. Sie sehnt sich nach Veränderungen.
Robert galt lange als Traumtänzerin. Seit er aber bei der Schülerzeitung mitarbeitet, ist er selbstbewusster geworden. Nun stellt er sich der Wahl zum Klassensprecher.
Jonas hat schon ein Schuljahr wiederholt. Er wird gern vom Lehrer als Zielscheibe genommen. Dabei weiß keiner um seine häuslichen Probleme. Er lebt allein mit der Mutter, die finanziell vom Bruder des Vaters, einem Bankdirektor, unterstützt wird. Sein Vater ist wenige Jahre nach Kriegsende gestorben.
Britta stammt aus Stralsund. Sie hat mit ihren Eltern die DDR verlassen. Ihre neue Freiheit will sie sich nicht nehmen lassen. Doch sie muss erkennen, dass auch ihr neues Leben seine Schattenseiten hat. Wer Geld hat, hat das Sagen!
Im Verhalten und vor allem in den Gesprächen der Schüler wird die politische Situation deutlich. Manche Lehrer rühmen sich ihrer Kriegserlebnisse. Trotzdem sehen sich alle nur als Mitläufer, nicht als Täter. Wer einst gegen das Naziregime gekämpft hat, schweigt darüber, um nicht scheel angesehen zu werden. Zwei Personen drohen daran zu zerbrechen. Das ist zum einen Jonas` Mutter, zum anderen der Lehrer Dr. Freytag.
Der Autor versteht es, die Entwicklung der jungen Leute durch ihr Handeln und Reden deutlich zu machen. Sie lassen sich nicht vereinnahmen und stehen zu ihrem Tun. Besonders Jonas gewinnt zunehmend an Stärke und ist für die anderen Ansprechpartner und Halt. Natürlich gibt es schon erste radikale Tendenzen. Das Jahr 1968 wirft seine Schatten voraus.
Das Cover ist auffallend. Der Umschlag besteht aus einer Zeitungsseite. Ein aufmerksamer Leser findet darauf eine kurze Charakteristik der Hauptpersonen. In dieser Zeitungsseite ist ein Kreis ausgestanzt, der einen Blick auf einen blauen Himmel mit dem Titel ermöglicht.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es gehört als Lektüre in jeden Geschichtsunterricht, denn in der Handlung wird Geschichte lebendig.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Echte Freundschaft

Leonie: Die rätselhafte Höhle
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Leonie lebt seit drei Monaten im Green Valley. Ihre Lehrerin hat ihnen verkündet, dass sie einen Klassenritt mit den Pferden unternehmen werden und drei Tage zelten. Leonie und ihre Freundinnen freuen ...

Leonie lebt seit drei Monaten im Green Valley. Ihre Lehrerin hat ihnen verkündet, dass sie einen Klassenritt mit den Pferden unternehmen werden und drei Tage zelten. Leonie und ihre Freundinnen freuen sich darauf. Doch dann stellt sich heraus, dass Tiffys Vater finanzielle Schwierigkeiten hat.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches und spannendes Kinderbuch geschrieben. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kannte, hatte ich kein Problem, mich in der Geschichte zurecht zu finden.
Gemeinsam überlegen die Mädchen, wie sie Tiffy helfen können. Dabei geht es mehr um Hilfe zur Selbsthilfe. Gut werden auch die Verhältnisse in Leonies Familie wiedergegeben. Leonie wird ernst genommen und kann sich mit ihren Problemen an die Eltern wenden.
Natürlich sorgt der Klassenritt für zusätzliche Überraschungen.
Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Gekonnt herausgearbeitete Dialoge bringen die Handlung voran. Nebenbei werden aktuelle Fragen angesprochen. So haben in Leonies Klasse die meisten Kindern vermögende Eltern. Markengarderobe ist die Regel, nicht die Ausnahme.
Nicht jede Entwicklung im Buch allerdings war logisch nachvollziehbar. Das trifft insbesondere auf Joshs Handeln zu. Außerdem sind die amerikanischen Regeln etwas anders als in Deutschland gewohnt. Eine Klassenfahrt ohne einen zweiten Begleiter würde kaum genehmigt.
Schöne ganzseitige Schwarz-Weiß-Bilder veranschaulichen die Geschichte.
Das Cover mit den Blick in die Höhle verrät leider einen Teil der Handlung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Im Mittelpunkt stehen Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt.

Veröffentlicht am 08.02.2017

Schöne Geschichte

Wohin der Wind uns trägt
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„...Alte Wunden wurden regelmäßig aufgerissen, neue konnten nicht heilen. Ständig war ich auf der Flucht vor mir selbst...“

Mit 18 Jahren muss Sarah die Schule für straffällig gewordene Jugendliche verlassen. ...

„...Alte Wunden wurden regelmäßig aufgerissen, neue konnten nicht heilen. Ständig war ich auf der Flucht vor mir selbst...“

Mit 18 Jahren muss Sarah die Schule für straffällig gewordene Jugendliche verlassen. Statt ihres Freundes holt sie ihre Grandma ab und gibt ihr ein Heim. Reichlich zwei Jahre später allerdings stellt sie Sarah ein Ultimatum. Sollte sie die neue Arbeitsstelle im Supermarkt wieder verlieren, muss sie endgültig auf eigenen Beinen stehen.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Im Mittelpunkt steht die jetzt 21jährige Sarah. Die junge Frau hat ein dunkles Kapitel ihrer Kindheit, dass mit dem Tod der Eltern zusammenhängt, verdrängt. Die Großmutter weigert sich, ihr darüber Informationen zu geben. Sarah fällt es schwer, etwas auf die Reihe zu bekommen, weil sie sich durch Kritik sofort angegriffen fühlt. Deshalb ist es ihr hoch anzurechnen, dass sie trotz der unmöglichen Art ihrer Vorgesetzten im Supermarkt ruhig bleibt. Als ein neuer 70jähriger Bewohner namens Freddie ins Haus zieht, dem sie beim Einzug hilfreich unter die Arme greift, lernt sie dessen Neffen Ashton kennen. Der angehende Anwalt kann mit Sarahs Launen umgehen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte ist spannend, weil man nie weiß, welchen Weg Sarah als nächstes einschlägt. Sie handelt erst und denkt später darüber nach, was schief gelaufen ist. Auffallend ist die Zunahme ihrer Flashbacks. Sehr behutsam wird die Beziehung zwischen Sarah und Ashton aufgebaut. Das Auf und Ab ist meist Sarah geschuldet. Mangelndes Selbstwertgefühl überdeckt sie mit Wutanfällen. Sehr geschickt schließt der Autor nach und nach die Kapitel der Vergangenheit auf. Währenddessen bahnt sich zwischen Freddie und ihrer Großmutter ebenfalls eine zarte Beziehung an. Auch hier geht nicht alles glatt. Gut beschrieben werden die Verhältnisse im Supermarkt. Mobbing gehört zur Tagesordnung. Eine ganz andere Situation findet Sarah vor, als sie in eine sozialen Einrichtung ihre Stunden ableistet, die ihr zu schnelles Autofahren eingebracht haben. Hier wird sie so angenommen, wie sie ist und darf Verantwortung übernehmen. Ihr wird Mut gemacht, etwas für ihre Zukunft zu tun.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte. Er zeigt, wie schwer es sein kann, sich aus den Verstrickungen der eigenen Vergangenheit zu lösen und nicht jedes Wort persönlich zu nehmen. Besser wie obiges Zitat kann man Sarahs anfängliche Situation nicht in Worte fassen.

Veröffentlicht am 12.11.2016

Casellis neuer Fall

Römische Verdächtigungen
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„...Die Teutonen haben noch auf den Bäumen gehockt, als Rom längst ein Weltreich war!...“

Simona ist Kunststudentin in Rom. Sie will ihren Vater besuchen, wird ihn aber nie erreichen. Man findet sie mit ...

„...Die Teutonen haben noch auf den Bäumen gehockt, als Rom längst ein Weltreich war!...“

Simona ist Kunststudentin in Rom. Sie will ihren Vater besuchen, wird ihn aber nie erreichen. Man findet sie mit zerschlagenem Gesicht in einer Straßenecke. Der Fall landet bei Commissario Caselli.
Anhand ihrer wertvollen Ohrringe konnte Simona identifiziert werden. Zwei Tage später meldet sich Philipp Mortan, ihr englischer Cousin, der sich gerade in Rom aufhält, ihr Bild in der Zeitung gesehen und sie erkannt hat.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Das Buch lässt sich zügig lesen. Es ist der dritte Fall mit Caselli. Auf die Vorgängerbände gibt es kaum Hinweise. Die habe ich auch nicht vermisst. Dafür aber gibt es Andeutungen, warum Caselli seine Heimat Sizilien verlassen musste.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Caselli nimmt seine Arbeit ernst. Er mag Ordnung und Ruhe. Beides wird in dem Fall empfindlich gestört. Allerdings hat er damit zu kämpfen, dass seine langjährige Freundin Dora in Sizilien zurückgeblieben ist. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie ihn nach Rom folgt.
Sein Kollege Scurzi hat ebenfalls private Probleme. Der jüngste Sohn ist kränklich. Das belastet die Ehe.
Der Fall führt die Kriminalisten in die Kunstszene. Geschickt hat die Autorin dabei zwei völlig unterschiedliche Männer kreiert. Roland Krogmann hat in Deutschland alles verloren und das nie verkraftet. Er versucht nun, sich ein neues Leben aufzubauen. Simona hat ihn aufgebaut und Lebensmut gegeben.
Der Kunstproffessor Alfiero Attardi dagegen ist von sich eingenommen. Er leidet an Selbstüberschätzung und Selbstbeweihräucherung. Mit den Kommissaren spielt er Katz und Maus. Simona hat ihm Modell gesessen.
Der Schriftstil ist dem Genre angemessen. Dazu gehören aussagekräftige Dialoge. Sehr schöne Sprachbilder findet die Autorin für die Beschreibung von Sizilien. Daran ist Casellis Sehnsucht nach der Heimat spürbar. Auch die Örtlichkeiten in Rom werden ausführlich dargestellt. Neben der Ermittlungsarbeit vermittelt die Autorin Informationen über verschiedene Kunstformen. Das ergibt sich einfach im Handlungsverlauf und passt ins Gefüge des Geschehens. Ich mag es, wenn ich bei einem Krimi nicht nur mit raten darf, sondern auch Wissen über die anliegenden Themen erhalte. Attardis Begeisterung für Edelsteine und ihre Wirkungen gehören genauso dazu wie die Ausführungen zu verschiedenen Geheimbünden. Ab und an blitzt ein feiner Humor auf. Obiges Zitat stammt von Scurzi nach der telefonischen Vernehmung von Simonas ehemaligen Freund Michael von Weilershausen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung war geschickt aufgebaut und wurde konsequent zu Ende geführt.