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Veröffentlicht am 07.03.2017

Fesselnder Politthriller

Zwei Sekunden
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„...Der Präsident hat mindestens zwei Millionen Feinde. Und wenn du mich fragst, hat er sich jeden mit ehrlicher Arbeit verdient..."

Die Kanzlerin und der russische Präsident sind vom Flughafen auf den ...

„...Der Präsident hat mindestens zwei Millionen Feinde. Und wenn du mich fragst, hat er sich jeden mit ehrlicher Arbeit verdient..."

Die Kanzlerin und der russische Präsident sind vom Flughafen auf den Weg ins Kanzleramt. In Gedanken gehen die Sicherheitsleute nochmals die Planung durch. Es wurde an alles gedacht. Wirklich? Zwei Sekunden genügen, dann ist nichts mehr, wie es war. Es hat dann Wagen hinter der Bundeskanzlerin und dem Präsidenten getroffen. Drei Personen sind tot.
Der Autor hat einen fesselnden Politthriller geschrieben. Die Geschichte hat mich gleich in ihren Bann gezogen.
Zwei Männer dominieren das Geschehen. Das ist zum einen Hauptkommissar Eugen de Bodt. Nach seinem letzten Fall legt das Bundeskanzleramt Wert darauf, dass er in der nach dem Anschlag zusammengestellten Taskforce mitarbeitet. Doch de Bodt lehnt ab. Er erreicht, dass er mit zwei seiner Mitarbeiter unabhängig an dem Fall arbeiten darf. De Bodt hat eine eigene Meinung, mag keine Vorgaben und lässt sich in keine Schublade stecken. Das bringt im allerdings im Kommissariat kaum Freunde ein. Krüger, der nun in die Taskforce berufen wird, kann seine Abneigung gegen de Bodt und dessen Sonderrolle nur schlecht verbergen.
Ähnlich wie de Bodt ist der russische Geheimdienstler Konstantin Merkow eher ein Einzelgänger. Auch er steht mancher Reaktion seines Präsidenten kritisch gegenüber, wird das aber nie äußern. Trotzdem nutzt er die Freiräume, die sich ihn eröffnen. Dass er logisch denken kann und Zusammenhänge schnell erfasst, zeigt seine punktgenaue Einschätzung der offiziellen Taskforce. Kompetenzgerangel und Inaktivität zeichnen sie aus.
Doch nicht nur der hohe Spannungsbogen sorgt für ein Lesevergnügen. Auch der gekonnte Schriftstil des Autors hat mich begeistert. Schon obiges Zitat weist auf die im Buch enthaltene Ironie hin. Solche Spitzen gegenüber der Politik und ihren Vertretern gibt es mehrere. Das ist aber nur eine der vielen Seiten. Gut gestaltete Gespräche gehören des weiteren dazu. Während in der Taskforce knallharter Schlagabtausch dominiert, vermag es de Bodt, seine Mitarbeiter durch kleine Impulse zum Nachdenken zu bringen. Mir gefallen die an passender Stelle eingefügten Zitate bekannter Philosophen. Sprachlicher Leckerbissen sind auch die wenigen Treffen von de Bodt und Merkow. Beide ahnen, dass sei ähnlich ticken, bleiben aber auf Distanz. Während in de Bodts Gruppe Nachdenklichkeit und sachliche Arbeit vorherrscht und versucht wird, sich in das Wesen der Täter und ihre Motive ein zu denken, versuchen es andere mit blinden Aktionismus. Natürlich gibt es die üblichen Verdächtigen. Doch nichts scheint zusammenzupassen. Worin liegt das Motiv? Die Täter haben minutiös geplant und sind dabei ungewöhnliche Wege gegangen. Ihr einziger Fehler war, dass sie das falsche Auto erwischt haben. Der Gedanke lässt de Bodt nicht los. De Bodt ist kein einfacher Chef. Er fordert seine Mitarbeiter, ist aber auch bereit, selbst Risiken einzugehen. Karrieredenken ist ihm fremd. Das unterscheidet ihn wohltuend von Krüger. Er nimmt nicht nur seine Mitarbeiter sondern auch mich als Leser gedanklich mit. Gekonnte Fragestellungen gehören zu seinen besonderen Begabungen und ermöglichen mir, das Geschehen reflektieren zu lassen und mir gegebenenfalls eine eigene Meinung zu bilden. Dadurch bin ich gedanklich in die Handlung eingebunden.
Korruption und Bestechlichkeit, Machtbestreben und Ineffektivität durchziehen die Geschichte. Die Täter haben einen Informant bei der Polizei. Es ist ungewöhnlich, dass ich als Leser sehr zeitig dessen Namen und dessen Motivation erfahre, gibt der Handlung aber eine neue Facette. Ab und an kommen die Hintermänner der Anschläge zu Wort. Sie verraten mir, was sie planen, lassen aber ihr Motiv im Dunklen.
Das dunkle Cover mit den einen Spalt geöffneten Rollo passt zur Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag Ermittler mit Ecken und Kanten. Die Verknüpfung von spannender Handlung, persönlichen Reflexionen der Ermittler und politischen Hintergrundinformationen gibt der Geschichte sein besonderes Flair.

Veröffentlicht am 04.03.2017

Klasse Krimi

Anton zaubert wieder
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„...Von draußen schien, wie vom Wetterbericht angekündigt, die frühe Sonne herein und ließ die beiden an der Tür und im Flur wie feine Scherenschnitte aussehen, die sich in einer zweidimensionalen Welt ...

„...Von draußen schien, wie vom Wetterbericht angekündigt, die frühe Sonne herein und ließ die beiden an der Tür und im Flur wie feine Scherenschnitte aussehen, die sich in einer zweidimensionalen Welt getroffen hatten und auf die jeweilige Reaktion des anderen warteten...“

In Graz spielt der vielleicht fünfjähriger Anton gerade mit seinem neuen Zauberkasten. Dann zerbricht seine Welt. Er erlebt die versuchte Vergewaltigung und den Tod seiner Mutter mit. In dergleichen Stadt verfolgt die 10jährige Willa einen Taschendieb und sorgt dafür, dass er gefasst wird. Willa ist voller Wut, weil ihr geliebter Onkel Willi wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Damit ist ihre kleine Welt zusammengebrochen.
Mittlerweile sind 20 Jahre vergangen. Aus Kindern werden Leute. Anton lebt in Köln und hat sich eine Internetfirma aufgebaut. Frauen mochten ihn. An der Theke einer Bar spricht ihn eine ältere Frau an. Eigentlich will er nichts von ihr. Aber ihr Angebot, ihn zu begleiten, kann er auch nicht ablehnen, weil er ihr nicht weh tun möchte. Am nächsten Morgen ist die Frau tot, und Anton sitzt geschockt neben ihrer Leiche. Er schweigt, auch in Haft.
Willa arbeitet als Inspektor bei der Grazer Polizei. Gerade hat sie einen Fall erfolgreich abgeschlossen, da erhält sie die Möglichkeit, erneut in Köln zu arbeiten. Etwas Besseres kann ihr nicht passieren, denn bei ihrem letzten Aufenthalt hat sie sich dort wohl gefühlt. Sie soll Anton zum Reden bringen.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen und hat mich schnell gefesselt.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Sie haben viele positive Eigenschaften, aber auch Ecken und Kanten. Vor allem Anton und Willa sind von ihrer Vergangenheit geprägt. Die gemeinsame Herkunft und die unverarbeitete Kindheit wird nicht ohne Folgen für die Begegnung zwischen dem Inhaftierten und der Kriminalistin bleiben. Dieses Spannungsfeld gibt dem Krimi sein besonderes Gepräge.
Beeindruckt bin ich vom Schriftstil der Autorin. Es ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe, aber mit Sicherheit nicht das Letzte. Schon auf den ersten Seiten bin ich als Leser mitten im Geschehen, darf das aber durch die Augen eines Kindes sehen. Dadurch wirkt es besonders eindringlich. Ab und an kommen Täter zu Wort. Das geschieht nach dem Tode von Antons Mutter. Der Täter reflektiert das Geschehen.
In der Gegenwart gibt es Tagebuchnotizen – kurz, prägnant, aussagekräftig. Sie geben einen tiefen Einblick in die Psyche des Schreibers. Und sie schicken mich als Leser auf eine Spur, von der ich nicht weiß, ob es die richtige ist. In Köln wird Willa ihren Onkel nach Jahren wiedertreffen. Obiges Zitat beschreibt die ersten Minuten ihrer Begegnung. Auch hier zeigt sich der gekonnte Umgang der Autorin mit Sprache und Metaphern. Es ist die Beschreibung eines kurzen Moments des Stillstands, des Verharrens, bevor das Leben weitergeht. Emotionen spielen im Buch eine entscheidende Rolle. Sie werden weniger durch Worte, mehr durch Taten vermittelt. Eine unerwiderte Liebe, die nicht aufgibt, eine Wut, die sich entlädt, eine Sehnsucht, die auf der Suche ist nach einer Heimat und ankommen möchte, sind einige Beispiele dafür.
Nebenbei gelingt es der Autorin, mich beim Mitraten gekonnt in die Irre zu führen. Dazu dienen falsche Spuren, aber auch die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten.
Das Cover mit Handschuh und Zylinder passt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die konsequent erzählte Geschichte, die mich in die psychischen Tiefen der Protagonisten führt, und der ausgefeilte Schriftstil haben mich begeistert.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Ein Buch voller philosophischer Tiefe

Wenn es Lichtlein regnet
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„...Nun fühlte er sich auf der Erde wie auf einem großen Raumschiff, wenn er aus seinem Küchenfenster in die weite Ferne des Universum blickte und von der ungeheuerlichen Reisegeschwindigkeit der Erde ...

„...Nun fühlte er sich auf der Erde wie auf einem großen Raumschiff, wenn er aus seinem Küchenfenster in die weite Ferne des Universum blickte und von der ungeheuerlichen Reisegeschwindigkeit der Erde beeindruckt war, von der eigentlich niemand etwas merkte...“

Marek und Manja sind Bewohner des Planeten Stoa. Auf diesem Planeten herrscht Ordnung und Harmonie. Zu den Aufgaben der künftigen Herrscher gehört es, dass sie eine Zeit lang auf einem anderen bewohnten Planeten leben. Sie fungieren dort als Beobachter. Dazu müssen sie als eine Lebensform dieser Welt geboren werden und darin sterben.
Manja kommt in der russischen Stadt Lipezk zur Welt. Schon als Kind zieht sie die Aufmerksamkeit auf sich. Dann hat sie einen Traum, der ihr zeigt, woher sie kommt und was ihre Aufgabe ist.
Marek lebt in Wien als Sohn polnischer Einwanderer. Er wird erst durch Manja von seiner Bestimmung erfahren.
Der Autor hat ein tiefgründiges, philosophisches und märchenhaftes Buch geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Sehr detailliert wird das Leben auf Stoa beschrieben. Es ist ein Bild friedlichen Zusammenlebens, was dafür mit Worten gezeichnet wird.
Auf der Erde machen Manja und Marek all die Phasen durch, wie ein menschliches Wesen auch. Dazu gehören die Zeiten der Pubertät und des jugendlichen Übermuts. Angesichts ihres Auftrages aber überlegen sie sich, was sie als Geschenk für die Erde zurücklassen können. Ihr Weg führt sie von Wien nach Amsterdam. Marek schreibt Texte für Zeitungen, Manja arbeitet in einer Werbeagentur. Plötzlich ist ihre Herkunft unwichtig, sie verlieren sich in der Hektik des Alltags. Doch es wird nicht so bleiben.
Dem Autor ist der schwierige Spagat gelungen, seine Protagonisten einerseits als Menschen agieren zu lassen, in ihren Gedanken und Worten andererseits wie einen Außenstehender das Wesen des Menschen zu hinterfragen. Zu den sprachlichen Höhepunkten gehört für mich der kursive Text, in dem Marek sich die Frage stellt, ob es richtig ist, neues Leben in diese Welt zu stellen. Er listet gekonnt die negativen Seiten unserer Zeit auf. Kurze Zeit später resümiert er, dass es auch positive Seiten an der Spezis Mensch gibt. Ein schönes Sprachbild ist das Auftreten der vielen kleinen Lichter immer dann, wenn es zu Kontakten zu Stoa kommt. Viel Platz bleibt für die Emotionen der Protagonisten. Sie ringen um echte Freundschaft, kennen Liebe und Verlust, Trauer und Einsamkeit. Wenn es den Vorspann von Stoa nicht gäbe und das Wissen um ihre Eigenheiten, könnte man annehmen, dass Marek und Manja Menschen wie du und ich sind. Obiges Zitat fällt, als Marek seine Bestimmung erkennt. Beide wissen, dass für sie der Tod nicht das Ende ist. Sie wissen aber auch, dass sei ihre Kinder auf der Erde zurücklassen müssen. Und sie testen verschiedene Lebensentwürfe aus. Ihre Leben ist geprägt von Veränderungen.
Das Cover mit den zwei Menschen vor dem Lichtbogen passt zur Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es regt zum Nachdenken an, zum Nachdenken über die Frage nach dem Sinn des Lebens und nach dem Menschsein. Es gibt Stellen, die sollte man mehrmals lesen, weil dort Fragen berührt werden, die philosophisch geprägt sind, insbesondere über den Gegensatz von Chaos und Ordnung. Sehen wir noch die Wunder unserer Welt? Warum kann die Menschheit nicht friedlich miteinander leben? Das sind nur zwei der Fragen, die unterschwellig in der Geschichte gestellt werden. Es ist ein Buch, das man mehrmals lesen sollte, um all die Feinheiten zu entdecken, die im Roman verborgen sind.

Veröffentlicht am 02.03.2017

Schatten der Vergangenheit

Tod in den Karawanken
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„...Lilo schwebte elfengleich über das Parkett, wunderschön anzusehen. Magdalena dagegen machte tollkühne, manche auch ungelenke Sprünge. Einen davon mitten in sein Herz...“

Lilo ist Lehrerin und hat ...

„...Lilo schwebte elfengleich über das Parkett, wunderschön anzusehen. Magdalena dagegen machte tollkühne, manche auch ungelenke Sprünge. Einen davon mitten in sein Herz...“

Lilo ist Lehrerin und hat sich ein Sabbatjahr genommen. Nach der Trennung von ihren Mann bezieht sie eine Wohnung in Graz. Gerade ist sie auf den Weg zum Bus, um ihre 13jährige Tochter Lena abzuholen. Die aber ist nicht mit dem Bus gekommen. Ihr Mann Hanno zwingt sie, in die gemeinsame Wohnung zurückzukehren und informiert Kommissar Simon Rosner. Eigentlich ist Rosner außer Dienst, denn er versucht in einer Klinik, vom Alkohol los zu kommen.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der die psychischen Tiefen der Protagonisten auslotet.
Hanno, Lilo und Simon kennen sich aus der Schulzeit. Damals gehörte in ihren Kreis noch Lilos Freundin Magdalena. Die Personen werden gut charakterisiert. Lilo ist eiskalt und ich-bezogen. Das zeigt sich schon zu Beginn, als sie den Abend mit einem Freund verbringt, anstatt ihre Tochter zu suchen. Sie versteht es, Menschen zu manipulieren und nimmt es mit der Wahrheit nicht sehr genau. Hanno dagegen drückt sich gern vor Entscheidungen. Er geht in seinen Beruf auf und hat ein gutes Verhältnis zu seiner Tochter.
Simon Rosner hat nach dem Tod seiner Tochter Trost im Alkohol gesucht. Seiner neuen Freundin Alice zuliebe, die ihm gut tut, bekämpft er nun seine Sucht.
Der Schreibstil des Buches lässt sich gut lesen. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Lena erscheint wenige Tage später zu Hause. Sie war bei einem Freund. Doch damit beginnt das eigentliche Drama, denn Lena hat einen Erpresserbrief gefunden, der an ihre Mutter gerichtet war. Bald wird klar, dass sich die Erpressung auf ein Geschehen weit in der Vergangenheit bezieht. Die Autorin lässt mich als Leser die letzten Schuljahre von Simon, Hanno. Lilo und Magdalena erleben. Liebe und Eifersucht waren damals die Gründe für Spannungen im Freundeskreis. Obiges Zitat stammt von Simon Rosner. Doch er war nicht der einzige, der ein Auge auf Magdalena geworfen hatte.
Die Autorin lässt weitere Person auftreten. Eine davon ist Emil. Er braucht dringend Geld. Bei den Ausräumen einer Hütte findet er ein Foto. Damit erpresst er Lilo. Was aber hat er darauf gesehen?
Geschickt versteht es die Autorin, Gegenwart und Vergangenheit als zwei Seiten einer Handlung darzustellen. Dabei erzählt Lilo ihren Teil der Geschichte selbst, während ansonsten ein neutraler Erzähler den Part übernimmt. In der Handlung sind noch andere Lebensgeschichten und berührende Schicksale enthalten. Die möge der zukünftige Leser selbst finden. Das Besondere dabei ist, dass auch Nebendarstellung gut charakterisiert werden und mir ein Blick in ihre Vergangenheit gestattet wird. Ich könnte es anders formulieren: Rund um die spannende Krimihandlung erzählt die Autorin eine Vielzahl verschiedener Lebensgeschichten und integriert sie gekonnt ins Geschehen.
Das Cover mit dem Blick auf die Berge passt zum Thema.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der hohe Spannungsbogen, die logisch konstruierte Handlung und die komplexen Beziehungen der so unterschiedliche Protagonisten geben dem Roman sein außergewöhnliches Flair.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Gier kennt keine Grenzen

Ausgerottet
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„...Schmetterlinge in allen Größen taumelten trunken vom Blütennektar von Pflanze zu Pflanze -bunte, schillernde Farbtupfer in der 30 Grad warmen Feuchte des Gebäudes...“

Gleich im Prolog stirbt der Journalist ...

„...Schmetterlinge in allen Größen taumelten trunken vom Blütennektar von Pflanze zu Pflanze -bunte, schillernde Farbtupfer in der 30 Grad warmen Feuchte des Gebäudes...“

Gleich im Prolog stirbt der Journalist Kemal Demir, der gerade über dem Handel mit geschützten Tieren recherchiert. Sein Gesprächspartner stößt ihn ins Wasser.
Malie Abendroth arbeitet im Schmetterlingshaus der Insel Mainau. Als die junge Frau heute erscheint, entdeckt sie ein Pangolin. Sie entscheidet, dass Tier mit nach Hause in ihrem Wintergarten zu nehmen und es 0später Zoo Leipzig abzuliefern, wo ihre Schwester als Tierärztin arbeitet. .
Huang Cai ist ein Heilpraktiker. Für besondere Patienten bietet er außergewöhnliche Heilmittel für teures Geld an. Als ihm aber ein lebendiges Pangolin angeboten wird, lehnt er ab. Wenige Minuten später ist er tot.
Die Autorinnen haben einen fesselnden Umweltkrimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das lag nicht nur an der spannenden Handlung, sondern auch an den vielfältigen Informationen über Tierschmuggel, die im Buch enthalten sind.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Sehr genau werden die Handlungsorte beschrieben. Das gilt insbesondere für die Insel Mainau. Obiges Zitat stammt daher. Es zeigt, wie gekonnt die Autorinnen den Umgang mit passenden Metaphern beherrschen. Außerdem haben die Autorinnen besondere Protagonisten kreiert. Malie ist eine junge Frau, die Tiere mag und ihren Beruf liebt. Sie vertritt konsequent ihre Meinung und verträgt keine Halbheiten. Lioba Hanfstängl ist eine aktive Umweltschützerin. Ihr Chef Max Losens, Referatsleiter im Bau- und Umweltamt von Konstanz sieht das nicht gern. Doch Lioba vertritt selbstbewusst ihren Standpunkt. Als besonderes Stilelement gibt es kursive Briefe. Sie stammen von Jo, Malies jüngerem Bruder. Darin erzählt er sein bisheriges Leben. Er ist frustriert, weil er in der Firma seines Onkels noch nicht die leitende Funktion hat, die er sich vorstellt. Das verführt ihn zu gefährlichen Spielchen. Als Malie und Lioba eigenständig zum Thema Tierschmuggel ermitteln, begeben sich beide in Lebensgefahr. Hinzu kommt, dass der ehemalige Besitzer des Pangolins sein Tier wieder haben will, denn es soll ihm viel Geld bringen.
Das Buch ist gespickt mit vielfältigen Informationen zur Verwendung seltener Tiere in der Medizin. Gleichzeitig erfahre ich, wie Tierschmuggel heutzutage organisiert wird. Der hohe Spannungsbogen wird auch dadurch erreicht, dass es zahlreiche persönliche Beziehungen zwischen den Protagonisten gibt. Malies Familienverhältnisse lerne ich ausführlich kennen.
Ein ausführliches Personenregister ergänzt die Geschichte. Im Nachwort wird nochmals auf das Grundthema Tierschutz eingegangen.
Schön finde ich die vier Zitate vor der eigentliche Geschichte. Den Ausspruch von Georg Bernhard Shaw darf ich hier noch anführen:

„...Wenn der Mensch den Tiger umbringen will, nennt man das Sport. Wenn der Tiger den Mensch umbringen will, nennt man das Bestialität...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ob die Menschheit je begreift, dass mit jeder ausgerottenen Tierart ein Stück unserer Welt unwiederbringlich verloren ist? Das Buch macht dies auf spannende Art deutlich! Ich würde gern mehr von den beiden jungen Frauen lesen.