Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2023

Gekonnte Auseinandersetzung mit den Vorwürfen gegen sein Werk

Karl May im Kreuzfeuer
0

„...War er, oder war er nicht? Die Frage, ob Karl May Antisemit war, beschäftigt seit Langem Freunde, Bewunderer und – neuerdings natürlich wieder – seine Kritiker und Feinde...2

Mit diesen Worten beginnt ...

„...War er, oder war er nicht? Die Frage, ob Karl May Antisemit war, beschäftigt seit Langem Freunde, Bewunderer und – neuerdings natürlich wieder – seine Kritiker und Feinde...2

Mit diesen Worten beginnt der Autor seine Ausführungen. Er nimmt sich Punkt für Punkt die Vorwürfe vor, die gegen Karl May gerichtet sind und analysiert daraufhin nicht nur dessen Werke. Er zeigt, dass man andere Zeitgenosse genauso beschuldigen könne und belegt dies durch entsprechende Zitate.
Das Buch zeichnet sich nicht nur durch seinen unaufgeregten und sachlichen Schriftstil aus, sondern auch durch die umfangreiche Recherche, die dem vorausgegangen sein muss. Ab und an blitzen ein feiner Humor oder eine Spur Sarkasmus auf.
Ausgangspunkt für das Entstehen des Buches waren vor allem die Vorwürfe von Jürgen Zimmerer im NEUEN DEUTSCHLAND.
Spannend fand ich die Belege dafür, von wem May in seiner Zeit und für seine Bücher abgeschrieben hat. Da er die Gegenden, in denen seine Helden sich aufhielten, zuvor nicht besucht hat, brauchte er logischerweise Informationen darüber. Reiseberichte waren das Mittel der Wahl.
Auch die Parallelen der Orienttromane des Autors zu Hauffs Märchen sind nicht von der Hand zu weisen.
Gerade beim Thema Antisemitismus erstaunen die Zitate aus den Schriften von Karl Marx. Seine Auseinandersetzung mit dem internationalen Finanzkapital ist dafür prädestiniert.
Der Autor zeigt, dass May ein Kind seiner Zeit war. Das bedeutet, dass seine deutschen Protagonisten über eine entsprechende Allgemeinbildung verfügten.

„… Ein allumfassendes akademisches Wissen ist unverzichtbarer Teil des Superhelden – Mindset des 19. Jahrhunderts. Solches Wissen und die Fähigkeit, hochintelligente deduktive Schlüsse zu ziehen, erlauben Meisterdetektiv Sherlock Holmes ähnliche intellektuelle Höchstleistungen wie Old Shatterhand oder Kara ben Nemsi...“

Natürlich kommt auch die Verwendung der heute geächteten Begriffe wie Neger und Indianer zur Sprache. Hier wird ebenfalls der Vergleich zu anderen Autoren gleicher Zeit gezogen.
Das Buch endet mit der Biografie von Karl May.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es enthält eine Menge an vergleichenden Faktenwissen und widerlegt dabei viele der gegen May gerichteten Vorwürfe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2023

Was iebe vermag

Die geheimnisvolle Miss Serena
0

„...Stattdessen trat Mr. Goode näher zu ihr. Ihr Magen verkrampfte sich…

Mr. Goode ist Kunstlehrer in einem exklusiven Bildungsinstitut für junge Damen in London.. Serena ist sein begabteste Schülerin. ...

„...Stattdessen trat Mr. Goode näher zu ihr. Ihr Magen verkrampfte sich…

Mr. Goode ist Kunstlehrer in einem exklusiven Bildungsinstitut für junge Damen in London.. Serena ist sein begabteste Schülerin. Doch das interessiert ihn nur am Rande. Er wird übergriffig, weil er weiß, dass man Serena nicht glauben würde. Allerdings hat er nicht mit ihrem Schwager Lord Jon Winthrop, gerechnet. Der nimmt die Angelegenheit in die Hand und macht im Institut klar, was zu tun ist.
Die Autorin hat einen berührenden historischen Roman geschrieben, der im Jahre 1817 angesiedelt ist. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt in die Zeit.
Das Erleben hat dafür gesorgt, dass Serena keinen Pinsel mehr anrührt. Außerdem hat sie eine heftige Bauchmigräne entwickelt. Männer begegnet sie kühl und distanziert.

„...Um offen zu sein, Serena, dein Talent ist eine Gabe Gottes. Sie zu verstecken, nützt niemanden, am wenigsten dir selbst...“

Da auch das Zusammenleben mit ihrer verwitweten Mutter nicht einfach ist, freut sie sich, als sie ihre Schwester Catherine zu sich einlädt.
Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. Lord Winthrop ruht sich nicht auf seinen Titel als Baron aus. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann.
Vicomte Henry Carmichel, ein Freund des Lords, hat von seinem Großvater eine Mine geerbt. Er würde sie gern wieder in Gang bríngen, stößt aber bei seinem Vater auf taube Ohren. Deshalb verbringt er seine Zeit oft als Lebemann in London und ist häufig am Spieltisch zu finden.
Henry lädt Jon mit seiner Frau und Serena auf das Gut seines Vater ein. Serena ist skeptisch, doch Jon beruhigt sie.

„...Es gilt, was ich auch Catherine immer wieder in Erinnerung rufen muss. Fremde sind nur Freunde, die wir noch kennenlernen müssen...“

Die Schönheit der Landschaft und die Ruhe wirken beruhigend auf Serena. Sie beginnt wieder zu malen. Jon hatte Henry darum gebeten, die Finger von seiner Schwägerin zu lassen. Doch zwischen beide entwickelt sich eine starke Anziehungskraft. Henry ist gewillt, sich an sein Versprechen zu halten. Seine Zurückhaltung verunsichert Serena.
Währenddessen diskutieren Jon und Henry über die Wirtschaft.

„...Ich bin überzeugt, dass die Minen wichtig für unsere Zukunft sind. Sie haben nichts mit Schafen zu tun, aber sie haben Potential, sich als weit lukrativer zu erweisen als die Wolle auf dem Rücken irgendeines armen Tieres...“

Es bedarf noch viel Auf und Ab, bis die Liebenden alle Missverständnisse ausgeräumt haben und an eine gemeinsame Zukunft denken können.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es vermittelt ein anschauliches Bild des Adels in der Regency-Zeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2023

Im Fokus der Geheimdienste

Das Ikarus-Projekt
0

„...Schon beim Aufstehen spürte ich Euphorie. Dieser Mittwoch würde mein Tag werden. Ich war früh ins Büro gefahren, da ich um acht Uhr mit meinem Chef zum Gespräch verabredet war...“

Noch nie hatte sich ...

„...Schon beim Aufstehen spürte ich Euphorie. Dieser Mittwoch würde mein Tag werden. Ich war früh ins Büro gefahren, da ich um acht Uhr mit meinem Chef zum Gespräch verabredet war...“

Noch nie hatte sich Kai Herzog so sehr geirrt. Statt den erwarteten Aufstieg wird er in die Abteilung Grundlagenforschung versetzt. Und damit beginnen die stressigsten Tage seines Lebens.
Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Der Schriftstil sorgt für den rasanten Handlungsablauf, lässt aber auch Luft für notwendige wissenschaftliche Erklärungen. Kai erzählt die Geschichte selbst. Ab und an blitzt ein feiner Humor auf.
Kai Herzog hat sich emporgearbeitet und gehört nun zu den Topmanagern. Er ist ehrgeizig und von sich überzeugt. Normalerweise ist er darüber informiert, was im Untergrund es Unternehmens läuft. Wie formuliert er es selbst?

„...Es half immer zu wissen, was am Kochen war, bevor der Rest davon Wind bekam...“

Doch dieses Mal hat er Pech. Seine neue Abteilung wusste schon, dass er erscheint, als er noch nichts von seiner Versetzung ahnte. Und dann gibt es im Labor eine Explosion. Dr. Felix Jordan, der Entdecker des prestigeträchtigstem Projekts namens Ikarus, stirbt dabei. Wenig später stellt sich heraus, dass er ermordet wurde. Seine Projektunterlagen sind nicht mehr auffindbar.

„...Offensichtlich war es Jordan gelungen […] die wesentlichen Prozesse aus der Photosynthese um das Zehntausendfache zu beschleunigen. […] Damit sollte dann aus Kohlenstoff höchst effizient Methanol hergestellt werden...“

Kai Herzog will dafür sorgen, dass die Projektunterlagen wieder hergestellt werden. Nebenbei kann ich die polizeilichen Ermittlungen verfolgen, die in kursiver Schrift wiedergegeben werden.
Dann wird Herzog selbst überfallen. Plötzlich sieht er sich im Fokus unterschiedlicher Gruppen. Es beginnt eine spannende Jagd. Dabei entpuppt sich Herzog stellenweise fast als Superheld, der sich aus jeder noch so schwierigen Lage befreien kann. Gleichzeitig weiß er jede Situation zu seinen Gunsten zu nutzen.

„...Am meisten irritierte mich die brutale Offenheit, mit der versucht wurde, in den Besitz unserer Technologie zu kommen. Wie sollte das denn zu Geld gemacht werden, wenn die ganze Welt wusste, dass die Erfindung mit höchst krimineller Energie Mord und Entführung von Muniso geraubt worden war?...“

Auch wenn mir Kai Herzog nicht sympathisch ist, eines kann man ihm nicht absprechen. Er kann logisch und strukturiert denken. Das hilft ihm, einen klaren Kopf zu behalten. Ab und an kommt sein Zynismus durch.

„...War das eine Falle? Schnitzeljagd hatte ich schon als Kind nicht gemocht...“

Kurzerhand entscheidet er sich, seinen Vorgänger in Amsterdam persönlich zu kontaktieren, um weitere Informationen zum Projekt zu bekommen. Die aber zeigen die Geschichte in einem völlig neuen Licht. Herzog ändert seine Strategie.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der wissenschaftliche Hintergrund ist aktuell und spannend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2023

Beeindruckende Biografie

Entscheidungen an der Schwelle des Todes
0

„...Ein fünfunddreißig Jahre alter Mann, Zustand: nach Autounfall, wahrscheinlich Hirntumor. Das machte mich neugierig...“

Dr. Lee Warren war als Arzt im Irakkrieg. Jetzt arbeitet er als Neurochirurg. ...

„...Ein fünfunddreißig Jahre alter Mann, Zustand: nach Autounfall, wahrscheinlich Hirntumor. Das machte mich neugierig...“

Dr. Lee Warren war als Arzt im Irakkrieg. Jetzt arbeitet er als Neurochirurg. Der obige Anruf ist einer von vielen, die er im Laufe einer Woche erhält.
In seiner Biografie erzählt er von seiner Arbeit, lässt aber auch Episoden aus seinem Privatleben mit einfließen. In dem Buch lässt er mich an seinen Gedanken und Gefühlen teilnehmen. Es ist eine ehrliche und schonungslose Biografie, die sein Leben etliche Jahre nach dem Krieg beschreibt. Dr. Warren ist Christ. Die dabei auftretenden Probleme und Zweifel benennt er klar. Ich darf als Leser seine Glaubenskämpfe mit verfolgen.

„...Manchmal macht mich der Gedanke ganz verrückt, dass ich meine Gebete an einen Gott richte, der doch sowieso alles schon weiß...“

Dr. Warren ist Spezialist in der Operation von Hirntumoren. Zuvor betet er für seine Patienten, weiß aber, dass sie trotzdem keine Chance haben. Für die spezielle Art des Tumors, um die es geht, gibt es noch keine Heilung.
Zu den tiefgründigsten Stellen im Buch gehören die Gespräche zwischen dem Arzt und Pastor Jon. Der kommt schnell auf den Punkt.

„...Sie denken, Ihre Gebete machen nur Sinn, wenn ihr Ergebnis sich mit Ihren Wünschen deckt. Sie zählen nur, wenn Sie bekommen, worum Sie gebeten haben….“

Wenig später kam ein Erleben, dass ihm zeigt, warum es manchmal anders ausgeht. Er hatte einen Patient während der OP verloren. Wenige Tage später baten die Angehörigen um ein Gespräch. Der Patient hatte mit seiner Familie darum gebeten, schnell sterben zu dürfen, wenn er keine Chance hat.
Im Buch stehen einige besondere Schicksale im Mittelpunkt. Sie sind so unterschiedlich wie ihr Leben. Ich möchte deshalb kein Weiteres hier herausgreifen. Als Leser bleibt man nicht unberührt. Es stellt sich die Frage, wie man selbst entscheiden würde. Jede mögliche Behandlung? Nur die unumgänglichen zur Schmerzlinderung?
Der Arzt spricht ein zweites Thema an.

„...Ein beachtlicher Teil meiner Arbeit gilt der Behandlung von Patienten, die ein Hirntrauma haben. In diesem Bereich gilt das ungeschriebene Gesetz, das die wenigsten Fälle eine Folge echter, unverschuldeter Unfälle sind...“

Die meisten passieren nach Einnahme von Drogen oder unter Einfluss von Alkohol und betreffen junge Männer. Auch Selbstmordpatienten landen auf seinen Tisch.
Der zweite Teil des Buches gilt einem persönlichen Schicksalsschlag. Dr. Warren verliert seinen Sohn. Die Umstände des Todes werden nie vollständig aufgeklärt. Hier hier führt die Trauerbewältigung zu Zweifeln und Glaubenskämpfen. Doch aus all dem geht er gestärkt hervor. Er weiß Menschen an seiner Seite, die mit ihm auch durch tiefe Täler gehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2023

Eine mutige kleine Biene

Zari und der Göttertau
0

„..Die Geräusche des lärmenden Menschendorfes verstummte hinter ihr und Zari lauschte der Musik der Savanne...“

Mit stimmungsvollen Bildern aus Afrika beginnt das Kinderbuch. Zari ist eine kleine Biene. ...

„..Die Geräusche des lärmenden Menschendorfes verstummte hinter ihr und Zari lauschte der Musik der Savanne...“

Mit stimmungsvollen Bildern aus Afrika beginnt das Kinderbuch. Zari ist eine kleine Biene. Zusammen mit ihrem Bruder beobachtet sie die Menschen in einem Souvenirladen. Doch dann zerreißt eine Druckwelle die friedliche Atmosphäre.
Der Autor hat ein bewegendes und spannendes Kinderbuch geschrieben. Darin hat er in einer phantasievollen Geschichte aktuelle Themen kindgerecht aufbereitet.
Der Schriftstil passt zur Zielgruppe.Gekonnt setzt der Autor Metapher. Auch Zaris Träumen kommt eine besondere Rolle zu.
Im Chaos der Kriegswirren wird Zari von ihrem Bruder getrennt und landet in einem Flugzeug. Die kleine afrikanische Biene kommt in Süddeutschland an. Sie macht sich auf die Suche nach heimischen Bienen, die ihr helfen können, in die Heimat zurück zu kommen.
Als erstes trifft Zari auf zwei Tauben. Eine von ihnen spricht schwäbisch. Mehr aber stört Zari, wie sie bezeichnet wird.

„...Wieso Killerbiene? Nur weil ich aus Afrika komme, oder was?...“

Es ist das erste, aber nicht das letzte Mal, dass Zari mit Vorurteilen konfrontiert wird. Die kleine Biene geht höflich und freundlich auf alle zu, die ihr begegnen. So gelingt es ihr, bei manchen die Vorurteile abzubauen. Auf ihren Weg zum Bienenstock erlebt sie etliche Abenteuer. Sie ist mutig und weiß sich und anderen zu helfen.
Amüsant, aber auch tiefgründig finde ich das Gespräch zwischen Zari und dem schwarzen Kater.

„...Der Kater blickte verwirrt. „Minikatze? Geht`s noch? Ich bin eine Kater“ [...]“Junge, da, wo ich herkomme, sind Katzen zehnmal so groß wie du und kämpfen mit Krokodilen!“ ...“

Im Bienenstock wird Zari von der Königin herzlich aufgenommen. Einige andere aber sehen scheel auf die fremde Biene. Die erinnert sich an einen Ratschlag ihres Bruders Kijani.

„...Nimm es, wie es kommt, kleine Schwester. Den Wind des Schicksals kann man nicht abwenden, sondern muss mit ihm fliegen, bis man seine Bestimmung erreicht hat...“

Im Bienenstock ist nicht alles eitel Sonnenschein. Und dann kommt Zari hinter die Pläne des fiesen Wespenlords, doch keiner der erwachsenen Bienen will ihr glauben. Zari aber hat unter den Schülern schon Freunde gefunden. Werden sie das Unglück abwenden können.
Als Zugabe wird durch Wort und Bild die Arbeitsteilung im Bienenstock am Ende dargestellt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es verarbeitet nicht nur das Thema Migration, sondern zeigt, was durch Mut und Einsatzbereitschaft möglich ist. Außerdem geht es um den Wert echter Freundschaft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere