Gekonnte Auseinandersetzung mit den Vorwürfen gegen sein Werk
Karl May im Kreuzfeuer„...War er, oder war er nicht? Die Frage, ob Karl May Antisemit war, beschäftigt seit Langem Freunde, Bewunderer und – neuerdings natürlich wieder – seine Kritiker und Feinde...2
Mit diesen Worten beginnt ...
„...War er, oder war er nicht? Die Frage, ob Karl May Antisemit war, beschäftigt seit Langem Freunde, Bewunderer und – neuerdings natürlich wieder – seine Kritiker und Feinde...2
Mit diesen Worten beginnt der Autor seine Ausführungen. Er nimmt sich Punkt für Punkt die Vorwürfe vor, die gegen Karl May gerichtet sind und analysiert daraufhin nicht nur dessen Werke. Er zeigt, dass man andere Zeitgenosse genauso beschuldigen könne und belegt dies durch entsprechende Zitate.
Das Buch zeichnet sich nicht nur durch seinen unaufgeregten und sachlichen Schriftstil aus, sondern auch durch die umfangreiche Recherche, die dem vorausgegangen sein muss. Ab und an blitzen ein feiner Humor oder eine Spur Sarkasmus auf.
Ausgangspunkt für das Entstehen des Buches waren vor allem die Vorwürfe von Jürgen Zimmerer im NEUEN DEUTSCHLAND.
Spannend fand ich die Belege dafür, von wem May in seiner Zeit und für seine Bücher abgeschrieben hat. Da er die Gegenden, in denen seine Helden sich aufhielten, zuvor nicht besucht hat, brauchte er logischerweise Informationen darüber. Reiseberichte waren das Mittel der Wahl.
Auch die Parallelen der Orienttromane des Autors zu Hauffs Märchen sind nicht von der Hand zu weisen.
Gerade beim Thema Antisemitismus erstaunen die Zitate aus den Schriften von Karl Marx. Seine Auseinandersetzung mit dem internationalen Finanzkapital ist dafür prädestiniert.
Der Autor zeigt, dass May ein Kind seiner Zeit war. Das bedeutet, dass seine deutschen Protagonisten über eine entsprechende Allgemeinbildung verfügten.
„… Ein allumfassendes akademisches Wissen ist unverzichtbarer Teil des Superhelden – Mindset des 19. Jahrhunderts. Solches Wissen und die Fähigkeit, hochintelligente deduktive Schlüsse zu ziehen, erlauben Meisterdetektiv Sherlock Holmes ähnliche intellektuelle Höchstleistungen wie Old Shatterhand oder Kara ben Nemsi...“
Natürlich kommt auch die Verwendung der heute geächteten Begriffe wie Neger und Indianer zur Sprache. Hier wird ebenfalls der Vergleich zu anderen Autoren gleicher Zeit gezogen.
Das Buch endet mit der Biografie von Karl May.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es enthält eine Menge an vergleichenden Faktenwissen und widerlegt dabei viele der gegen May gerichteten Vorwürfe.