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Veröffentlicht am 12.06.2023

Ein mordfall im Kloster

Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs
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„...Ich versichere Euch, Herr, mehr hatte der Bote nicht bei sich, keine Siegelplatte, kein Amulett, nur diesen versteckten Brief...“

Mit diesem geheimnisvollen Prolog beginnt das Buch. Es führt mich ...

„...Ich versichere Euch, Herr, mehr hatte der Bote nicht bei sich, keine Siegelplatte, kein Amulett, nur diesen versteckten Brief...“

Mit diesem geheimnisvollen Prolog beginnt das Buch. Es führt mich in das Jahr 1151. Noch ist der herrschende König nicht tot, da beginnt schon der Schacher um seine Nachfolge.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil passt zum Genre. Die Personen werden gut charakterisiert.
Elisabeth von Greich tritt als Novizin in das Kloster auf den Rupertsberg ein, dessen Äbtissin Hildegard von Bingen ist. Elisabeth ist für ihre Zeit sehr gebildet. Sie kann Lesen, Schreiben und Rechnen, spricht Latein, Griechisch und Französisch. Selbst in politischen Fragen kennt sie sich aus. Ihr ältester Bruder allerdings schreibt der Äbtissin über sie:

„...Allerdings steckt in ihr ein widerspenstiger Geist. Wir sind sicher, ein Leben unter Eurer Anleitung wird ihr helfen, sich davon zu lösen...“

Im Kloster Disibodenberg sind Verhandlungen über die zukünftige Thronfolge geplant. Dazu wird Hildegard von Bingen eingeladen. Neben zwei weiteren Nonnen soll sie auch Elisabeth begleiten. Der Abt Kuno allerdings möchte das verhindern, da ja Hildegard einst dieses Kloster verlassen hat und nun noch Besitzansprüche an ihn stellt. Gertrudis geht mit folgendem Spruch auf die Reise.

„… Mein Großvater sagte immer: Unkenntnis ist die Mutter aller Abenteuer. Wer weiß, vielleicht hat er ja recht...“

Sehr gut wird das Klosterleben beschrieben. Hildegard lebt zwar noch in einem Provisorium mit einer Unmenge an Bauarbeiten, hat aber die fortschrittlichsten Errungenschaften ihrer Zeit beim Bau berücksichtigt. Dazu gehört auch eine Art Fußbodenheizung.
Nicht einfach ist es, alle Insassen gleich zu behandeln und Neid und Missgunst in den Griff zu bekommen.
Kaum sind die Nonnen im Kloster Disibodenberg angekommen, gibt es einen Toten. Er wurde vergiftet, sein Amulett gestohlen. Kuno bezichtigt Hildegard des Mordes. Die legt zwar ihre Sicht der Sache dar, doch Kuno ist nicht in der Lage, logisch zu folgen.
Elisabeth macht sich auf die Spur, um den wahren Täter zu finden. Dabei stellt sie sich sehr geschickt an. Ab und an hält sie mit Hildegard Rücksprache.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass das Buch ab und an ein feiner Humor durchzieht.

„...Gott bewahre, ausgerechnet Bruder Lazarus! Der konnte schon zu meiner Zeit nicht Eisenkraut von Lavendel unterscheiden...“

Elisabeth gelingt es, einen weiteren Mord zu verhindern.
Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Spannender kulinarischer Krimi

Bardolino Criminale
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„...Er schwitzt jetzt trotz der Kühle, zieht die Ruder ein und verharrt für einen Augenblick. Stille. Dann hievt er das Paket über den Bootsrand...“

Diese Sätze aus dem Prolog sorgen sofort für Spannung. ...

„...Er schwitzt jetzt trotz der Kühle, zieht die Ruder ein und verharrt für einen Augenblick. Stille. Dann hievt er das Paket über den Bootsrand...“

Diese Sätze aus dem Prolog sorgen sofort für Spannung. Es ergeben sich eine Menge an Fragen.
Dann wechselt die Geschichte kurz ins Sternerestaurant von Sascha Ritter nach München.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er lässt Raum für viel lokales Flair, sorgt für den nötigen Spannungsbogen und bezieht kulinarische Höhepunkte mit ein.
Doro Ritter wird von ihrem Vater gebeten, nach Bardolino an den Gardasee zu fahren. Auf dem Weingut der Familie Buccellis soll sie herausfinden, ob Paola,die Frau von Enzo Buccellis, fremdgeht. Offiziell macht sie dort ein Praktikum.
Doro ist wegen dieses Auftrags innerlich zerrissen. Sie ist sich nicht sicher, ob sie sich wirklich so gut verstellen kann. Paola empfängt sie kühl und gibt ihr zu verstehen, dass sie eigentlich keine Praktikantin brauchen. Allerdings erweist Doro sich als genaue Beobachterin.

„...Bevor ich Enzo folge, sauge ich hier draußen erst noch alle Eindrücke auf […]. Nicht nur ein Haus sagt nämlich viel über die Menschen aus, die in ihm leben, sondern auch der Garten oder in diesem Fall das Weingut. Gepflegt, aber nicht geschleckt...“

Man sollte das Buch tunlichst nicht mit nüchternen Magen lesen, denn Doros Kochkünste machen Appetit auf mehr. Mit Doro begebe ich mich auf den Spuren von Paola nach Verona. Doch das Ergebnis ist mehr als mager.
Bald stellt sich heraus, dass es nicht um Eheprobleme geht. Paolas Sorgen sind weitaus schwerwiegender. Doro ahnt nicht, in welches Wespennest sie bei den Ermittlungen sticht und dass sie sich selbst in Gefahr bringt. Ihr Freund Vinc, der ihr nach Italien gefolgt ist, steht ihr nicht nur in der Küche zur Seite. Er ist bei allem der bedächtigere Part von beiden.
Natürlich erfahre ich einiges über das Leben und die Arbeit auf einem Weingut.
Personenverzeichnis, eine Karte vom Gardasee und die Rezepte zum Menü, das es nach dem erfolgreichen Abschluss des Falles gibt, ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Was recht sachte begann, entwickelt sich nach und nach zu einem komplexen Kriminalfall.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

hier wurde Potential verschenkt

Northern Star (Rosenborg-Saga, Band 1)
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„...Niemand weiß von Mutters Tagebuch, geschweige denn davon, dass ich es besitze. Nicht einmal meine Geschwister. Und es ist besser, wenn niemand jeweils davon erfährt...“

Diese Sätze von Nikolaj an ...

„...Niemand weiß von Mutters Tagebuch, geschweige denn davon, dass ich es besitze. Nicht einmal meine Geschwister. Und es ist besser, wenn niemand jeweils davon erfährt...“

Diese Sätze von Nikolaj an seinen besten Freund Erik aus dem Prolog versprechen eine spannende Familiengeschichte. Leider kann das Buch dies über weite Strecken nicht halten.
Die Autorin hat eher eine Liebesgeschichte geschrieben. Der Schriftstil ist locker und leicht.
Nikolajs Vater besitzt eine Hotelkette in Dänemark. Von der ersten Seite an ist die Spannung zwischen Vater und Sohn mit den Händen greifbar. Gleichzeitig wird angedeutet, dass es ein Ereignis in Nikolajs Leben gab, dass er bis heute nicht verarbeitet hat.

„...Nach dem Studium war es seinen Vater nicht schnell genug gegangen, Nikolaj aus dem Management des Rosenborg zu kicken. Um genau zu sein, hatte es nicht mal ein Jahr gedauert...“

Nikolaj hat ein Konzept für junge frische Hotels entwickelt. Allerdings sitzt auch dort sein Vater im Aufsichtsrat. Der will nun ein Hotel in Hamburg entsprechend Nikolajs Konzept umbauen lassen. Dazu wird die PR – Expertin Emma Jakobsen engagiert. Ihre Cousine Gitte hatte in einem Hotel von Nikolaj gearbeitet und war gekündigt worden. Durch Zufall hatte sie das Gespräch im Prolog mitgehört. Sie sinnt auf Rache und glaubt, in Emma ein Werkzeug dafür gefunden zu haben.
Der erste Eindruck, den Emma von Nikolaj hat, ist nicht unbedingt der Beste.

„...Sie wurde nicht schlau aus ihm. Klar, konnte er charmant sein, aber vor allem war er draufgängerisch, übellaunig und sehr von sich überzeugt...“

Trotzdem knistert es zwischen den beiden ziemlich schnell. Emmas Verhalten kann ich nur schwer nachvollziehen. Einerseits will sie hinter Nikolajs Familiengeheimnis kommen und ihn damit schaden, andererseits zeigt sie sich offen für seine Avancen. Erik, Nikolajs Freund, weiß, wie verletzlich Nikolaj in Wirklichkeit ist und beobachtet das Verhältnis mit Argusaugen. Nikolaj vertraut Emma immer mehr.

„...Weißt du, in dieser glitzernden Welt, in der ich aufgewachsen und in der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, braucht man einen guten Freund, dem man bedingungslos vertrauen kann, wenn man darin überleben möchte. Und Erik ist so ein Freund...“

Als Emma begreift, dass zwischen für Nikolaj mehr empfinden, hat sie nicht mit Gittes Reaktion gerechnet.
Das Buch hätte Potential zu mehr gehabt. Mir kommt die Familiengeschichte zu kurz.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Krieg, Moral, Ehre

FÜNF
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„...Du, mein Freund, hast durch das, was geschehen ist und vor allem wie es geschehen ist, die Essenz Deiner Überzeugungen vom überflüssigen Rest extrahiert. Ohne dass Dir das bewusst gewesen ist...“

Es ...

„...Du, mein Freund, hast durch das, was geschehen ist und vor allem wie es geschehen ist, die Essenz Deiner Überzeugungen vom überflüssigen Rest extrahiert. Ohne dass Dir das bewusst gewesen ist...“

Es ist ein toter Freund, der ihm in einem Tagtraum zu dieser Erkenntnis verhilft. Zuvor war eine Menge geschehen.
Der Autor hat einen fesselnden und gleichzeitig bedrückenden Roman geschrieben. Er weiß, wovon er schreibt. Das spürt man in jeder Zeile und auch an dem Schriftstil, der stellenweise sehr deutlich das Geschehen wiedergibt. Das Buch ist sicher keine Wohlfühllektüre. Es zeigt, wie grausam Krieg ist und was er aus dem Menschen macht.
Im Jahre 1987 werden zwei Offiziersschüler der NVA zu einem Außenposten der sowjetischen Streitkräfte in Afghanistan geschickt. Sie sollen die Arbeit der Aufklärer in einem Krisengebiet beobachten. Der Offizier, der sie mit seiner Einheit von einem Stützpunkt zum anderen bringen soll, ist alles andere als begeistert. Es handelt sich um eine Eliteeinheit. Er wird deutlich.

„...Vorbereitet, sagen Sie? […] Auf das hier kann Sie nichts und niemand vorbereiten. Was für ein Schwachsinn, das zu glauben! Und wie verantwortungslos, jemanden das glauben zu machen!...“

Als der Hubschrauber beschossen wird und abstürzt, überleben fünf der Männer. Dazu gehört einer der Offiziersschüler. Als Leser erfahre ich, was sein familiärer Hintergrund ist und warum er zur Armee gegangen ist. Über die Handlung möchte ich nicht viele Worte verlieren. Die möge der zukünftige Leser auf sich wirken lassen.
Für mich gehören zu den Höhepunkten des Buches die vielen Gespräche. Sie sind es, die belegen, wie der Krieg den Menschen verändert. Schon im Hubschrauber bekommen sie gesagt:

„...Ich gebe euch beiden Jünglingen einen guten Rat. Solltet Ihr uns abhanden kommen, tötet Euch selbst. […] In diesem Krieg gibt es keine Gefangenen. Keine Gnade und keine Ehre unter Kriegern...“

Der Offiziersschüler, der meist der Blonde genannt wird, ist mit hohen Idealen gekommen. Die werden nach und nach erschüttert. Er erlebt, dass sich die Soldaten nicht so verhalten, wie er erwartet hat. Er begreift aber auch, dass es auf jeden Einzelnen ankommt, wenn sie überleben wollen. Es ist eine besondere Art von Kameradschaft, die die Männer zusammenschweißt.

„...Du hältst uns für Tiere, oder? Für abartige Barbaren. Was bildest Du Dir ein? Was glaubst Du, wer Du bist, über uns urteilen zu können? [...].Du hast noch nie für etwas Verantwortung getragen, Jüngling...“

Und er musste noch nie auf einen Menschen schießen. Das wird sich im Laufe der Handlung ändern und es verändert ihn. Was bleiben wird, sind Alpträume und Schuldgefühle. Er beginnt, seine politischen Überzeugungen zu hinterfragen.
Als besonderes Stilmittel hat der Autor um das eigentliche Geschehen eine Rahmenhandlung gesetzt, die viele Jahre später spielt. Der Blonde besucht einen seiner damaligen Begleiter. Beide haben es als einzige geschafft, im Zivilleben wieder Fuß zu fassen.
Das Buch hat mich sehr bewegt, gerade weil hier schonungslos aufgezeigt wird, was der Kampf ums nackte Überleben bedeutet und wie schnell es zu Grenzüberschreitung kommt.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Im Stile Sherlock Holmes

Der Schwarze Hibiskus
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„...Die Szene war fast vollständig. Die hätte geradewegs aus einem Schauermärchen stammen können: Eine stille mondlose Nacht, ein großes düsteres Anwesen, dessen Silhouette sich schemenhaft vor dem nächtlichen ...

„...Die Szene war fast vollständig. Die hätte geradewegs aus einem Schauermärchen stammen können: Eine stille mondlose Nacht, ein großes düsteres Anwesen, dessen Silhouette sich schemenhaft vor dem nächtlichen Himmel abzeichnete, ein stürmischer Wind, der durch das Gestrüpp blies und der unheimliche Laut einer Eule...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender historischer Kriminalroman. Wir befinden uns dabei in der Hauptstadt des Sultanats Malakka des 15. Jahrhunderts.
Melati lädt ihre Freundin Ying zu sich ein. Sie braucht die Hilfe von dessen Bruder. Ihr Mann ist Kutscher und seit einiger Zeit verschwunden.
Lin macht sich auf den Weg, um Spuren zu sichern. Dabei trifft er auf Inspektor Bintang. Die Polizei wurde in der Nacht wegen eines Unfalls einer Kutsche gerufen. Dabei stellte es sich heraus, dass es sich um einen Überfall handelte. Der Kutscher ist verschwunden. Außerdem wurde ein wertvolles Schmuckstück gestohlen. Alle Spuren weisen auf den schwarzen Hibiskus hin, eine Diebesbande, von der man aber einige Jahre nichts mehr gehört hat.
Lin Ji wird als zerstreuter kleiner Mann wahrgenommen. Das ist aber nur der äußere Schein. Seine logischen Gedankengänge und seine akribische Untersuchung der möglichen Tatorte erinnern mich an Sherlock Holmes. Da der Krimi ja eher spielt als sein englischer Pedant wäre Lin damit ein Vorläufer von Sherlock Holmes.

„...Das Luntenschloss ermöglicht es, während dem Abdrücken zu zielen. Ich schließe daher aus, dass der Täter aus Versehen in Richtung der Kutsche geschossen hat. Es war ziemlich sicher beabsichtigt...“

Bei dem Arzt Melor Mayang finden Lin und die Polizei den Kutscher. Der aber kann sich an nichts mehr erinnern, nicht mal an seinen Namen. Allerdings zeigt sich bald, dass er trotzdem in akuter Lebensgefahr ist. Jemand will, dass er sich nicht erinnern soll.
Ab und an diskutiert Lin mit seiner Zwillingsschwester Ying den Fall. Dabei geht es um bisherige Erkenntnisse, aber auch um erste Schlussfolgerungen und Ungereimtheiten. Außerdem wirft Lin eine Frage auf, die für den Fall von entscheidender Bedeutung sein könnte:

„...Was meinst du Ying, kann man jemanden bestrafen, der sich an sein Verbrechen nicht mehr erinnert...“

Beide wägen das Für und Wider gegeneinander ab, kommen aber momentan zu keinem eindeutigen Resultat.
Einige Zeit zuvor hatte Lin den Kutscher im Gespräch gewarnt, dass es schwierig werden könnte, wenn die Wahrheit zutage tritt.

„...Die Wahrheit kann manchmal bitter sein...“

Das Buch zeichnet sich durch die genaue Beschreibung der Handlungsorte, durch einen hohen Spannungsbogen und gut ausgearbeitet Gespräche aus. Außerdem darf ich die Ermittlungen im Detail verfolgen. Das ermöglicht ein Miträtseln und Mitdenken.
Am Ende löst Lin mit allen Beteiligten den Fall und überführt die wirklichen Täter.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich mag logisch durchdachte Krimis.

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