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Veröffentlicht am 01.04.2023

Gelungener Abschluss

Der Fund in der Tiefe
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„...Das Gift im See ist echt ein Knaller. Im Hotel gibt es kein anderes Thema...“

Auch Antonia hatte sich vergiftet und liegt nun im Krankenhaus. Sam hat sie dort besucht.
Die Autoren haben einen spannenden ...

„...Das Gift im See ist echt ein Knaller. Im Hotel gibt es kein anderes Thema...“

Auch Antonia hatte sich vergiftet und liegt nun im Krankenhaus. Sam hat sie dort besucht.
Die Autoren haben einen spannenden Abschlussband ihrer Serie geschrieben, der zeitnah an den Vorgänger anschließt. Wieder darf ich in zwei Zeitebenen eintauchen. Zum einen erlebe ich, wie es 1945 mit den Geschwistern Buddenberg weiter geht, zum anderen gilt es in der Gegenwart, den Verursachern des Giftanschlags das Handwerk zu legen.
Der Schriftstil ist kindgerecht und trotzdem fesselnd. Es lässt sich flott lesen. Gut gefällt mir, dass der Strang der Vergangenheit kursiv wiedergegeben wird.Außerdem werden moderne Kommunikationswege wie WhatsApp genutzt.
Antonia lernt im Krankenhaus die Mutter des Journalisten Boschmann kennen. Er liegt nach seinem Tauchunfall noch immer im Koma.

„...Antonia musterte Frau Boschmann. Die alte Dame hielt sich aufrecht und strahlte eine gewisse Unbeugsamkeit aus. Antonia war sich sicher, dass sie einen starken Willen hatte...“

In dem Moment weiß Antonia noch nicht, dass Frau Boschmann in ihrem Fall Gegenwart und Vergangenheit verbindet. Sie hat am See die dunkelsten Kapitel ihres Lebens durchgestanden.
Die Kinder begeben sich auf die Spur von Anton van Bergen und seinem Enkel Richard. Dessen roter Porsche war ihnen schon mehrmals aufgefallen. Sie ahnen, dass Anton und Richard eine Menge zu verbergen haben. Sie wissen aber nicht, wie gefährlich die beiden sind.
Währenddessen hat Emma ein anderes Problem. Ihre Mutter und Peter, ihr neuer Partner, wollen nach Berlin ziehen. Emma aber will die Freunde nicht verlassen.
Im Buch werden vielfältige Themen angesprochen. Sam, Antons Urenkel, hat eine dunkle Hautfarbe. Das lässt Anton ihn spüren, aber nicht nur er.

„...Sam war es aus den USA gewohnt, dass ihn weiße Menschen offen abfällig und auch mit Hass begegneten. In Deutschland war es zwar anders, aber nicht besser...“

Außerdem spielt der Glaube ein wichtige Rolle in der Geschichte. Für Antonia gehört er zum Alltag, für ihre Freunde nicht unbedingt. Sie alle aber hören zu, wenn sie Opa Hans an seinen Glaubenserfahrungen teilhaben lässt. Auch Gitti, Antonias Mutter, spricht mit den Kindern darüber.

„...Wisst ihr, Gott hat nie versprochen, dass es uns immer gut gehen wird. Wir erleben Enttäuschungen, wir werden krank, wir haben Schmerzen. Und Gott sieht all dies...“

Am Ende werden sowohl der Strang der Vergangenheit als auch die Geschehnisse in der Gegenwart zum Abschluss gebracht. Es zeigt sich, wie beides zusammenhängt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird die Zeit des Nationalsozialismus für Kinder anschaulich und spannend aufgearbeitet.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Neue Hoffnung für Matze

Matze macht fette Beute
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„...Matze hat Hunger. Es gibt verschieden Arten von Hunger. Einmal den Hunger nach etwas Leckerem, etwas Besonderem, und dann den Hunger, der einfach nur Hunger ist. Matze hat einfach nur Hunger...“

Mit ...

„...Matze hat Hunger. Es gibt verschieden Arten von Hunger. Einmal den Hunger nach etwas Leckerem, etwas Besonderem, und dann den Hunger, der einfach nur Hunger ist. Matze hat einfach nur Hunger...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Kinderbuch, das in Hamburg im Jahre 1833 spielt. Matzes Vater vertrinkt das Geld. Für den 12jährigen Matze und seinen kleinen Bruder Jan gibt es nur zwei Möglichkeiten: betteln oder stehlen.
Der Autor hat eine berührende und tiefgründige Geschichte geschrieben. Der Schriftstil ist kindgerecht und gut lesbar. Die historischen Gegebenheiten werden anschaulich und nachvollziehbar beschrieben.
Matze bricht mit seinem Bruder Jan ausgerechnet ins Haus des Polizeiherrn ein. Dort wird er von dessen Tochter Leni erwischt. Jan gelingt die Flucht. Als der Hausherr erscheint, muss Matze damit rechnen, ins Zuchthaus zu kommen. Zufällig kommt der Polizeiherr aber mit Johann Hinrich Wichern. Der nimmt Matze mit ins Rauhe Haus. Da hört er von Amanda, Wicherns Frau:

„...Iss, so viel du willst. [...] Im Rauhen Haus geht niemand hungrig ins Bett und hier geht niemand mit Hunger in den Tag...“

Sehr realistisch werden die Verhältnisse in dem Kinderheim beschrieben. Schnell stellt Matze fest, dass er nicht eingeschlossen ist. Er soll nicht aus Zwang bleiben, sondern freiwillig.
Grundlage des Zusammenlebens ist der christliche Glaube. Er bestimmt den Tagesablauf. Auch wenn einer der Jungen damit Probleme hat, wird er nicht anders behandelt wie die anderen. Die Vielschichtigkeit der Gemeinschaft wird gut herausgearbeitet. Manche der Jungen haben schon mehr erlebt, als es für sie gut ist. Aber über die Vergangenheit wird nicht mehr gesprochen. Warum und wieso wird eindeutig im Buch erklärt. Wichtig ist, dass nun für alle ein Neuanfang möglich ist. Die Jungen bekommen Unterricht, dürfen später ein Handwerk erlernen und ihnen werden soziale Werte des Zusammenlebens vermittelt. Natürlich bleiben Konflikte nicht aus.
Matze möchte, dass auch sein kleiner Bruder im Rauhen Haus aufgenommen wird. Dafür geht er ein großes Risiko ein. Wird das Folgen haben?
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Im Rauhen Haus wurde Kinder eine Zukunft gegeben, die nach den Vorstellungen der Zeit eigentlich solche keine hatten. Der Erziehungsstil Wicherns setzte völlig neue Maßstäbe. Es zählte die Gemeinschaft, nicht der Profit.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Spannender Krimi

Winzerblut
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„...Das singende Geräusch der Klinge, ein Klirren, ein Schwertstreich, der knapp an Kellers Kopf vorbei in den Nachthimmel zischte...“

Angetrunken wie er war, köpft Felix von Leinhardt mit dem Schwert ...

„...Das singende Geräusch der Klinge, ein Klirren, ein Schwertstreich, der knapp an Kellers Kopf vorbei in den Nachthimmel zischte...“

Angetrunken wie er war, köpft Felix von Leinhardt mit dem Schwert eine Flasche Rotwein. Thorsten Keller warnt ihn. Das geht nur bei Sekt. Felix will nicht hören. Dann verblutet Thorsten zu seinen Füßen.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Gleichzeitig ist die Geschichte gespickt mit Sachinformationen über den Weinbau. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Frank Achill und Verena Bertling nehmen den Fall auf. Alles deutet auf einen Unfall hin. Für Frank ist der Fall klar, auch wenn bei der Obduktion eine Spur fremdes Blut im Wein gefunden wurde. Andrè Sartorius erklärt Frank, wie ein Rosé entsteht.

„...Das bedeutet, man zieht ohne Pressung in der Regel zehn bis 20 Prozent des Safts ab. Da die roten Traubenhäute dabei weitgehend unverletzt bleiben, ist dieser Most auch nicht rot, sondern nur rosa...“

Verena ist nicht damit einverstanden, dass der Fall ad acta gelegt wird und ermittelt selbstständig weiter. Dabei geht sie gern auch unkonventionell vor.
Andrè interessiert, wie es zur Verunreinigung des Weins kam. Er lässt sich bei einem Winzer anstellen, der sich auf Bioweine spezialisiert hat. Dass gerade dessen Wein verunreinigt war, verwundert.
Ab und an gibt es Rückblenden in die Vergangenheit. Gerade die Familie Leonhardt ist ziemlich rücksichtslos vorgegangen, um ihre Anbaufläche vor 10 Jahren vergrößern zu können. Das hat sie nicht beliebt gemacht. Der Biowinzer allerdings hat sich quergestellt. In diesen Teilen des Romans sind sehr viele Emotionen im Spiel.
Sehr genau wird erläutert, wie man vorgeht und wie lange es dauert, eine neue Weinsorte zu entwickeln. Und dann weiß man lange noch nicht, ob die neuen Trauben wirklich eine Qualitätswein liefern. Der Winzer erklärt das Andrè, als er ihm eine besondere Flasche Wein anbietet. Doch die Arbeit von 20 Jahren war umsonst. Die Pflanzen existieren nicht mehr. Als Leser weiß ich durch weitere Rückblenden in das Geschehen vor einem Jahr, was passiert ist, aber nicht durch wen.
Am Ende bleibt keine Frage offen.
Der Krimi hat mich sehr gut unterhalten. Ich mag die Mischung aus hohem Spannungsbogen und Sachinformationen, die mir der Autor bietet.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Agatha will es wissen

Windstärke Tod (WaPo Cuxhaven 1)
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„...Es war mühsam. Ein toter Körper war nicht so einfach zu bewegen. Ziehen. Schieben. Luftholen...“

Diese Sätze finden sich fast am Anfang des Buches. Was vorher passiert ist, bleibt im Dunkeln.
Die ...

„...Es war mühsam. Ein toter Körper war nicht so einfach zu bewegen. Ziehen. Schieben. Luftholen...“

Diese Sätze finden sich fast am Anfang des Buches. Was vorher passiert ist, bleibt im Dunkeln.
Die Autoren haben eine spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil transportiert sehr viel Nordseefeeling.
Ausrechnet an ihren freien Tag, an dem Agatha mit dem Boot unterwegs ist, findet sie eine Wasserleiche. Sie ist Mitglied der Wasserschutzpolizei, muss den Fall aber an die Kripo abgeben. Das passt ihr gar nicht. Gern würde sie selbst ermittelt. Dabei handelt sie sich nicht nur Ärger mit ihrem Chef, sondern auch mit Victor von der Kripo ein. Ihr Chef warnt sie:

„...Du musst dich nicht dumm anstellen. Ich weiß, dass du dich gerade in Kripoarbeit einmischst, und ich möchte, dass du das auf der Stelle lässt...“

Der Tote war Mediator im Auftrag der Oberbürgermeisterin. Vor der Küste soll ein Windpark gebaut werden. Dazu ist es notwendig, die vielfältigen Meinungen unter einen Hut zu bringen. Jeder des Teams könnte mehr oder weniger vom Tod des Mediators profitieren, ob Gegner oder Befürworter. Deutlich werden die unterschiedlichen Standpunkte und ihre Begründung herausgearbeitet. Letztendlich geht es aber allen nur ums Geld.
Victor, der erstmals eine Ermittlung leiten darf, hat aber noch ein privates Problem. Seine kleine Schwester Ana könnte sich den falschen Freundeskreis gesucht haben.
Nebenbei erfahre ich einiges über die Gefahren der Nordsee.

„...Wahnsinnig gefährlich. Man schwimmt raus, und dann ist es wie ein Sog., Rippströme können auf zweieinhalb Meter pro Sekunde beschleunigen, dagegen kommen nicht mal Olympiasieger an...“

Schneller als gedacht kenne ich als Leser den Täter, während die Polizei noch im dunkeln tappt. . Dann aber gibt es einen weiteren Toten. Hängen die Fälle zusammen? Lars, Victors Vorgesetzter, ist sehr unsympathisch. Anstatt sein Team zu motivieren, wirft er ihnen Inkompetenz und Untätigkeit vor.
Ab und an gibt es norddeutsche Mundart. Das passt ins Geschehen. Kleine Kostprobe gefällig?

„...Wer Dag för Dag sein Arbeit deit, un immer op´n Posten steiht, und deit dat goot und deit dat geern, de kann sik ok mol amüseern...“

Letztendlich ist es Agathas Hartnäckigkeit zu verdanken, dass der Fall logisch gelöst wird.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Mit dem Ziel vor Augen

Die Radfahrerin
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„...Für John Dowe begann die Radtour seines Lebens im Kaminzimmer eines Herrenclubs des Bostoner Nobelviertels Back Bay. Doch das wusste er noch nicht, als er in die Pferdedroschke stieg...“

Mit diesen ...

„...Für John Dowe begann die Radtour seines Lebens im Kaminzimmer eines Herrenclubs des Bostoner Nobelviertels Back Bay. Doch das wusste er noch nicht, als er in die Pferdedroschke stieg...“

Mit diesen Worten beginnt die Geschichte einer Frau, die um die Welt radelte. Es war die Wette zweier Männer, die sie zu diesem Abenteuer anregte.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Die wenigen Fakten, die sie zu dem Leben der Anna Cohen Kopchovsky gefunden hat, hat sie zu einer gelungenen Geschichte verwoben.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Hinzu kommt, dass um das Ganze eine Rahmenhandlung gelegt wurde, die das Erzählen der eigentliche Handlung begründet. Nach vielen Jahren trifft Anna ihre älteste Tochter wieder, die mittlerweile Nonne ist. Ihr erzählt, was sie damals zu ihrer Entscheidung bewogen hat und was sie auf der Reise alles erlebt hat. Sie hofft, damit ihre Tochter zu berühren und wieder eine Beziehung zu ihr aufbauen zu können.
Die Geschichte beginnt in Boston im Jahre 1894. Die junge Anna ist verheiratet, hat drei Kinder und muss trotzdem oder gerade deshalb zum Unterhalt der Familie beitragen. Sie verkauft Inserate und ist dabei sehr geschickt. Ihr wird auch die folgende Annonce angeboten:

„...Gesucht: gesunde, junge Frau, die sich zutraut, mit den Fahrrad in fünfzehn Monaten um die Welt zu fahren. 10000 Dollar Preisgeld...“

Anna lebt beengt mit der Verwandtschaft im jüdischen Viertel. Ihr Mann ist Hausierer, 15 Jahre älter, aber mehr in der Synagoge anzutreffen als auf Arbeit. Bisher hat Anna nie auf einem Fahrrad gesessen. Jetzt aber bewirbt sie sich um den Job.
Sehr detailliert wird beschrieben, wie die Vorbereitung vonstatten geht. Mehrmals steht Anna kurz davor aufzugeben. Doch die Chance auf ein besseres Leben und eine ungeahnte Freiheit treibt sie immer wieder voran. Sie akzeptiert es deshalb auch, unter dem neuen Namen Annie Londonderry zu reisen.
Die wesentlichen Etappen der Reise werden spannend geschildert. Anna schreibt Tagebuch. Die Auszüge daraus werden kursiv wiedergegeben. Es bleibt mir als Leser überlassen, einzuschätzen, was davon Realität und was Phantasie war. Anna hat die Fähigkeit, Menschen für sich einzunehmen. Sie weiß, wie man die Leute begeistert und bei der Stange hält. Das muss sie auch, denn die Wettbewerbsbedingungen schreiben ihr vor, wie viel Geld sie während der Fahrt einzuspielen hat.

„...Es kam ihr vor, als würde ihre gewagte Radreise sie aller Klassenschranken entheben – man begegnete ihr nicht mehr als mittellose Jüdin aus dem Ghetto, sondern als bewundernswerter Frau...“

Ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel ein Glossar und Schlussbemerkungen runden das Buch ab.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt eine mutige Frau mit viel Phantasie, die das Abenteuer ihres Lebens bewältigt.

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