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Veröffentlicht am 28.03.2023

Berührende Geschichte

Wie mit Gold verwoben
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„...Elfjährige schleppten Körbe mit neuen Fäden an und leere Spulen kamen in eine Tonne, die von noch jüngeren Mädchen weggetragen wurden...“

Kinderarbeit war in Massachusetts im Jahre 1846 die Regel. ...

„...Elfjährige schleppten Körbe mit neuen Fäden an und leere Spulen kamen in eine Tonne, die von noch jüngeren Mädchen weggetragen wurden...“

Kinderarbeit war in Massachusetts im Jahre 1846 die Regel. Ihr Verdienst wird für die Familie gebraucht. Es ist nur ein Aspekt, der in der kurzen Geschichte anklingt.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche und tiefgründige Geschichte geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift und bringt die Situation in der Fabrik gut auf den Punkt.
Isabel ist eine der Arbeiterinnen in der Textilfabrik. Nach dem Tode des Besitzers verschlechtert der Verwalter konsequent die Bedingungen, um den Profit zu erhöhen.
Gut geschildert wird der Produktionsprozess

„...Schiffchen mit dem Schussfäden wurden durch die Kettfäden geschossen und die Weberblätter drückten die Fäden des fertigen Gewebes aneinander...“

Isabel ist sehr hilfsbereit. Das wird vom Verwalter nicht gern gesehen. Hinzu kommt, dass sie sich in ihre Freizeit im örtlichen Waisenhaus engagiert. Sie macht auch aus ihrem tiefen Glauben kein Geheimnis.
Dann erscheint der Erbe in der Fabrik. Er hatte sich in ähnlichen Werken in England umgesehen. Auch sein Handeln wird durch seinen Glauben geprägt. Allerdings hat er noch nicht begriffen, dass Gnade ein Geschenk ist. In der Fabrik sieht er sofort, was alles schief läuft. Das aber gefällt dem Verwalter nicht.

„...Genauso wie sich die Mädchen keines der Geschenke verdient hat, die ihr Wohltäter ihnen gebracht hat, könnte er sich bei Gott nie etwas verdienen...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeichnet die Lebensverhältnisse sehr realistisch. Da passt selbst der fast märchenhafte Schluss.

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Veröffentlicht am 28.03.2023

Unterhaltsamer Krimi

Fiese Brise in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 2)
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„...Ich lugte aus dem Fenster, um mich zu vergewissern, dass die Luft rein war. Eilig schulterte ich die Tasche und verließ den Schuppen. Der Schreck saß mir gehörig im Nacken...“

Das erste Kapitel gehört ...

„...Ich lugte aus dem Fenster, um mich zu vergewissern, dass die Luft rein war. Eilig schulterte ich die Tasche und verließ den Schuppen. Der Schreck saß mir gehörig im Nacken...“

Das erste Kapitel gehört dem Täter, einen Dieb. Er schildert sein Vorgehen auf seine Weise. Leider hat er nicht gefunden, was er gesucht hat.
Die Autorin hat eine lockerleichten Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil vermittelt so nebenbei eine ganze Menge Lokalkolorit.
In St. Peter – Ording soll das jährliche Kegelturnier stattfinden. Auch die Familie Feddersen ist voll eingespannt. Sybille, die Mutter, hofft auf den Gewinn. Allerdings gibt es zwei Favoriten, die sich seit Jahren die Trophäe teilnehmen. Ernie Feddersen, Polizist und Sybilles Sohn, ist dem Dieb auf der Spur. Dem seine Beute allerdings führt bei der Polizei zu Kopfschütteln.
Anfangs steht das Leben im Ort im Mittelpunkt. Doch dann wird kurz nach Beginn des Turniers der erwartete Sieger tot in seinem Wohnwagen aufgefunden. Ich als Leser weiß in dem Moment im Gegensatz zur Polizei schon, was passiert ist. Jedenfalls bilde ich mir das ein. An den Toten lassen die meisten keinen guten Faden.

„...Zwar hätte es nicht gleich sein Tod sein müssen. Doch viel zu viele Jahre hatte er seine Mitmenschen erpresst, vorgeführt und gedemütigt. Das musste irgendwann einfach tragisch enden...“

Dann aber bringt das Obduktionsergebnis auch für mich als Leser eine Überraschung. Ilva, Ernies Schwester, hat eine ganz bestimmte Vermutung. Also horcht sie erst einmal ihren Bruder aus. Das gelingt ihr mehr oder weniger gut.
Zwischendurch kommt ab und an der Täter zu Wort. Dadurch wird deutlich, wie schnell seine Abwärtsentwicklung geht. Aus einem kleinen Dieb wird ein Mörder.
Die Geschichte lebt durch die vielfältigen Gespräche der Einwohner. Vor allem Ilva und ihre Freundinnen wägen immer wider das Für und Wider ab. Natürlich bleibe ich auch mit dem Verlauf des Kegelturniers auf dem Laufenden.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 27.03.2023

Spannender historischer Krimi

Tödlicher Schlaf
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„...Und so ist das Blut an meinen Händen nicht rot, die verschlissenen Vorhänge des Zimmers nicht dunkelgrün und die hölzernen Möbel nicht dunkelbraun. Hellgraue und dunkelgraue Töne bestimmen das Bild ...

„...Und so ist das Blut an meinen Händen nicht rot, die verschlissenen Vorhänge des Zimmers nicht dunkelgrün und die hölzernen Möbel nicht dunkelbraun. Hellgraue und dunkelgraue Töne bestimmen das Bild in meinen Kopf, das ich von diesem Abend im Juni 1907 habe...“

Dieser Worte stehen fast zu Beginn des ersten Kapitels. Dann führt mich die Geschichte drei Monate zurück.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil passt sich dem Genre an. Er lässt sich flott lesen.
Der Bakteriologe Carl – Jakob lebt bei seine Tante Isolde. Dort quartiert sich gerade auch die lebenslustige Agatha ein. Die junge Frau hofft auf eine Stelle an der Hamburger Oper. Sie ist ein Wirbelwind und sehr geradezu. Das zeigt auch ihre Information zu den in London lebenden Eltern.

„...Solange Moses das Geld verdient und Henriette es ausgeben kann, führen sie eine glückliche Ehe. Meine Mutter ist eine Frau des neunzehnten Jahrhunderts. Es reicht ihr, auf Händen getragen zu werden. Sie will nicht selbst laufen...“

Das Zitat ist ebenfalls ein Beispiel dafür, wie gekonnt der Autor mit Ironie und Sarkasmus umgeht.
Carl – Jakob, der Ich-Erzähler, kümmert sich im Hafenkrankenhaus um seinen alten Schulfreund Ludolf. Der war in Afrika an der Seite von Robert Koch und liegt nun mit der Schlafkrankheit in Hamburg. Nebenbei erfahre ich eine Menge über die Krankheit und zeitgemäße Behandlungsmöglichkeiten. Die gibt es nämlich fast nicht. Sie sind noch in der Erprobung. Als Ludolf plötzlich stirbt, ist sich Carl – Jakob sicher, dass dies Mord war. Ludolf wollte ihn Dokumente übergeben, die er an einem unbekannten Ort versteckt hat, kam aber nicht mehr dazu.
Während sich Carl-Jakob auf die Suche nach den Dokumenten macht, bringt sich Agatha aktiv in der Frauenbewegung ein. Es ist heftig, wie mit den jungen Frauen in der Kaffeerösterei umgegangen wird.

„...Miedjes sind junge Frauen, die bei der Kaffeerösterei die Stinker aussortieren. [...] Die Bohnen werden auf großen Tischen ausgeschüttet, und die Miedjes picken mit den jungen Augen und den flinken Fingern die faulen Bohnen raus...“

Was der Herr des Hauses nicht sagt, ist, dass die Miedjes auch Freiwild für die Vorarbeiter sind. Hinter den Kaffeesäcken ist viel Platz.
Das Buch verfügt über einen hohen Spannungsbogen und manch überraschende Wendung. Carl-Jakob ahnt nicht, in welches Wespennest er gestochen hat und an welch unerwarteten Ort er auf die erhofften Spuren trifft. Gleichzeitig wird ein anschauliches Bild der Zeitverhältnisse vermittelt. Die deutsche Kolonialpolitik ist immer mal wieder Thema.
Die Geschichte wird konsequent und logisch zu Ende geführt. Es bleibt keine Frage offen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine geschickte Kombination aus Spannung und Faktenwissen.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Das Dunkel hinter den Fassaden

Helden der Stille
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„...Sie war in Konrads Leben getreten wie ein gleißender Sonnenstrahl nach wochenlangen trübem Novemberwetter...“

Die Rede ist von Frederike, Konrads verstorbener Frau. Konrad erzählt Elise die Geschichte. ...

„...Sie war in Konrads Leben getreten wie ein gleißender Sonnenstrahl nach wochenlangen trübem Novemberwetter...“

Die Rede ist von Frederike, Konrads verstorbener Frau. Konrad erzählt Elise die Geschichte. Doch das Glück der beiden sollte nicht lange dauern. Aberglaube, Missgunst, falsch verstandene Ehre waren die Wurzeln, aus denen das Leid erwuchs. Auguste war es, die Konrad zwang, sich nach dem Tod seiner Frau wieder dem Leben zu stellen.
Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Saga geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift. Nach einem kurzen Blick in Konrads Vergangenheit sind wir wieder im Jahre 1845 angekommen.
Im Hause Achenthal meldet sich Elises Großvater zurück. Er war in der Nacht des Weberaufstandes verschwunden. Wird er alles rückgängig machen, was Sohn und Schwiegertochter aufgebaut haben? Das Recht dazu hätte er. Elise reitet zu ihm.

„...Vertrautheit war da. Jene Vertrautheit, die Elise immer gespürt hat, wenn Hunde und Pferde in ihrer beider Nähe gewesen waren. Dann war er ein völlig andere Mensch...“

Doch um den Großvater von ihren Plänen zu überzeugen, hat Elise nur eine Chance. Sie muss Fletcher heiraten, denn die Familie braucht dessen Geld. Trotzdem gehört ihre Liebe Konrad.
Auf der Hochzeitsreise in den Süden der USA lernt Elise die Schattenseiten der Sklaverei kennen. Als aufgeschlossene junge Frau, die sich für bessere Lebensverhältnisse der schlesischen Weber eingesetzt hat, ist sie erschüttert.

„...Ehen, wie wir sie gewöhnt sind, gibt es bei den Sklaven nicht, Elise. Es spielt keine Rolle, ob eine Frau einen Mann hat, den sie liebt und dem sie treu sein möchte. Wenn ein Weißer Lust auf sie hat, nimmt er sie sich...“

Nach und nach bekommt Elise auch den wahren Charakter ihres Mannes zu spüren. Politische Diskussionen blockt er ab. Er verpflichtet sie, gegenüber den Gastgebern zu schweigen und keine Kritik zu üben. Außerdem ist er ein exzellenter Schauspieler. Er kann sein Auftreten von einer Minute zur anderen ändern. In einen Brief an ihren Großvater wird sie deutlich.

„...Du wirst jetzt vielleicht gleich darauf hinweisen, dass die Gründerväter alle Europäer gewesen sind, in meiner Lesart demnach kultivierte Menschen. Aber bitte, Großpapa ...da gehen sie hin in ein fremdes Land, rotten die Ureinwohner beinahe ganz aus, […] schaffen gewaltsam Arbeitskräfte aus fernen Länder heran...“

Nach der Rückkehr nach London entwickelt sich die Ehe immer mehr zur Farce. Sagen wir es mal so: Fletcher hat erreicht, was er wollte. Jetzt interessiert ihn sein Spielzeug nicht mehr. Er hat sich Neues zugelegt. In einem Zirkel, in den Fletcher sie schickt, lernt Elise Beatrice kenne. Die sieht tiefer und wird ihr zu einer guten Freundin.

„...Hier in diesem Zirkel stranden lauter Frauen wie Sie. Verlassene, verwitwete, verstoßene unglückliche. Alle sind noch zu jung, um wirklich glauben zu können, dass nichts mehr zu erwarten ist in ihrem Leben...“

Elise macht aus ihrer Lage das Beste. Doch dann erlebt sie eine Situation, die sie bis ins Innerste erschüttert. Sie setzt ihre Schwiegereltern in Kenntnis und stellt Forderungen. Erstaunlicherweise setzt ihr Fletcher keinen Widerstand entgegen, als sie Urlaub in Schlesien machen will.
Dieser zweite Teil endet mit einer Reihe an offenen Fragen. Das weckt das Interesse am abschließenden Teil.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie dekadent ein Teil der herrschenden Klasse war. Verschweigen und Vertuschen war nach Verfehlungen das Mittel der Wahl. Frauen gelang es selten, aus diesem Käfig auszubrechen.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Sehr gut gemachtr SChweizer Krimi

Liestal in Flammen
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„...Er hatte es geschafft. Der Anfang war getan. Endlich. Warum stellte sich kein Hochgefühl ein?...“

Mit diesen Gedanken des Mörders endet der Prolog. Das erste Opfer war sein Bruder.
Die Autorin hat ...

„...Er hatte es geschafft. Der Anfang war getan. Endlich. Warum stellte sich kein Hochgefühl ein?...“

Mit diesen Gedanken des Mörders endet der Prolog. Das erste Opfer war sein Bruder.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er sorgt auch für das entsprechende Schweizer Lokalkolorit.
Franz, Samanthas Chef, hatte einen Autounfall. Der Unfallverursacher beging Fahrerflucht. Das Kennzeichen des Fahrzeugs war gestohlen. Das allein will noch nichts heißen. Als aber einige Tage später seine Schwester Annemarie stirbt, schrillen bei Samantha alle Alarmglocken.

„...Es ist nicht sicher, ob Annemarie eine gewaltsamen Todes gestorben ist. Sie wurde tot in ihrem Haus aufgefunden. Bei einem unerwarteten Todesfall schaut die Polizei genauer hin...“

Dann gibt es mehrere Brände. Dummerweise war Samantha meist kurz vorher an Ort und Stelle. Das macht die Polizei skeptisch. Gleichzeitig lässt man Samantha gern spüren, dass sie indische Wurzeln hat.
Mit Joel, ihrem Freund, spricht sie über ihren Verdacht und ihre Beobachtungen. Der wiegelt ab. Außerdem ist ihr in den letzten Tagen wiederholt eine heller SUV aufgefallen. Das aber verschweigt sie tunlichst der Polizei. Damit allerdings bringt sie sich selbst in Gefahr.
Bald stellt sich heraus, dass es zwischen Franz und seiner Schwester einige Unstimmigkeiten gab. Es ging um die weitere Entwicklung der Firma. Franz` Pläne haben weder seiner Familie noch allen Mitarbeitern gefallen.
Der Spannungsbogen des Krimis ist hoch. Häufig gibt es neue Spuren und überraschende Wendungen. Hinzu kommt, dass Samantha dringend an ihrem Selbstschutz arbeiten muss. Ihre Alleingänge sind gefährlich.
Am Ende bleibt keine Frage offen. Der Fall wird vollständig und logisch aufgeklärt.
Der Krimi hat mich sehr gut unterhalten.

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