Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2023

Schöne Anthologie

Die Füße der Sterne
0

„...Ich möchte, dass Sie ein paar Tage wegfahren. Da gibt es dieses idyllische Nest. Altenholz...“

Karla ist Journalistin. Sie soll einen Arktisforscher zur Klimakrise befragen. Der ist außerdem mit ihr ...

„...Ich möchte, dass Sie ein paar Tage wegfahren. Da gibt es dieses idyllische Nest. Altenholz...“

Karla ist Journalistin. Sie soll einen Arktisforscher zur Klimakrise befragen. Der ist außerdem mit ihr verwandt. Er gilt allerdings als Kauz. Es bedarf Karlas ganzer Phantasie, um den Mann zum Sprechen zu bringen.
Das ist die erste von 15 Geschichten, die die Autorin in ihrem Buch gesammelt hat. Immer geht es um menschliche Beziehungen und Emotionen. Die Erzählungen sind mitten aus dem Leben gegriffen und haben doch ihr ganz besonderes Flair. Mal sind sie humorvoll, mal leicht melancholisch, mal traurig, aber trotzdem voller Hoffnung.

„...Wenn er den Bernstein in seiner Werkstatt zärtlich schliff, stieg der harzige Geruch eines uralten Nadelwaldes auf, als stünde Jan mitten in einem lang vergangenen Sommertag, spüre die Hitze einer jüngeren Sonne und höre den Wald in gewaltigen fremdem Bäumen rauschen...“

Jan ist Goldschmied. Von einem Bekannten hat er einStück Bernstein erhalten. Nun ist es sein Ziel, dafür die beste aller möglichen Fassungen zu finden.
Das Zitat zeigt auch, wie gekonnt die Autorin das Spiel mit Worten beherrscht. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet.

„...Ich glaube, dieser Geruch war der Anfang vom Ende meines alten Lebens, ich wusste es nur noch nicht. Bittersüß wie Orangenmarmelade, frisch und anheimelnd wie der Duft einer eben gemähten Wiese...“

Theo Knoll sträubt sich mit Händen und Füßen gegen die Kur an der Nordsee. Dann aber wird diese sein Leben verändern.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es sind leise Geschichten, die mich als Leser gerade deshalb in ihren Bann ziehen und berühren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.01.2023

Die Macht der Liebe

Unter dem Dornenhimmel
0

„...Veröffentliche die Geschichte, wenn du sie auf Papier gebracht hast. Es gibt keine bessere Autorin dafür. Das sagt mir meine innere Stimme...“

Monika und Hedda liegen im gleichen Zimmer im Krankenhaus. ...

„...Veröffentliche die Geschichte, wenn du sie auf Papier gebracht hast. Es gibt keine bessere Autorin dafür. Das sagt mir meine innere Stimme...“

Monika und Hedda liegen im gleichen Zimmer im Krankenhaus. Die beiden Frauen wurden wegen einer Herzkrankheit eingeliefert und sind sich näher gekommen. Nachdem Monika obige Sätze zu Hedda gesagt hat, wird sie nur noch wenige Minuten leben. Dann hört ihr Herz auf zu schlagen.
Hedda ist Schriftstellerin. Sie soll nicht nur die Geschichte von Monikas Eltern erzählen, sondern sich auch darum kümmern, dass deren Haus mit dazugehörenden Café in würdige Hände gelangt.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Zwei Handlungsstränge sind geschickt miteinander verflochten. Hedda zieht in Monikas Haus. Dort überarbeitet sie den Roman, für den ihr der Verlag schon das Okay gegeben hat.
Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Der ergibt sich unter anderen aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten.
Die Geschichte beginnt 1938 in dem kleinen Ort Hollfeld.. Ottilia lernt bei ihre Tante Schneiderin. Die junge Frau ist begabt und entwirft schon eigene Kleidungsstücke. Sie träumt davon, in der häuslichen Scheune ein Café einzurichten. Käthe, ihre beste Freundin, unterstützt sie dabei. Die Reaktion der Mutter allerdings klingt ganz anders.

„...Träume sind Schäume. Um im Leben zu bestehen, braucht es einen klaren Blick und fleißige Hände, die zur rechten Zeit zugreifen und richten...“

Während Ottilias Vater Mitglied der NSDAP ist, legt sich Ottilia gegebenenfalls mit deren Vertreter an. Dabei kommt ihr ein junger Mann zu Hilfe. Eduard gehört zum benachbarte Hof. Zwischen beiden Familien herrscht erbitterte Freundschaft, die auch in der Gegenwart noch ausgelebt wird.
Hat die Liebe zwischen Ottilia und Eduard eine Chance?
Deutlich werden die Zeitverhältnisse abgebildet. Selbst nach dem Krieg bleibt die Einstellung der Bevölkerung sehr konservativ. Ottilia entwirft schicke Unterwäsche. Als sie diese in der Öffentlichkeit vorstellen will, scheiden sich die Geister. Die meisten lehnen sie ab. Unterstützung von ihren Eltern kann Ottilia nicht erwarten. Die interessiert in erster Linie, was die Leute denken.

„...Ein Café und so auffällige Mode in der jetzigen Zeit, hier im ländlichen Hollfeld. Die Leute werden uns den Vogel zeigen...“

Auch Käthe geht durch eine schwierige Zeit. Ihr Freund David ist Jude. Glücklicherweise gelingt ihm mit der Familie die Ausreise nach England zu Verwandten.
Im Strang der Gegenwart lernt Hedda Daniel kennen, Monikas Sohn. Auch hier werden neue Entwicklungen aufgezeigt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wozu wahre Liebe fähig ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.01.2023

Schöner historischer Krimi

Mord auf der Trabrennbahn
0

„...Die Rennleitung bittet um Entschuldigung. Auf Grund eines tragischen Unfalls kann das geplante Rennen nicht stattfinden...“

Wir schreiben das Jahr 1926. Anton hatte sich von Ernestine überreden lassen, ...

„...Die Rennleitung bittet um Entschuldigung. Auf Grund eines tragischen Unfalls kann das geplante Rennen nicht stattfinden...“

Wir schreiben das Jahr 1926. Anton hatte sich von Ernestine überreden lassen, mit auf die Trabrennbahn zu gehen. Nach einer Hutmodenschau soll das Rennen endlich beginnen. Dann aber kommt die obige Ansage. Einer der Jockeys ist tödlich verunglückt.
Die Autorin hat einen spannenden und amüsanten historischen Krimi geschrieben. Der Schrifttil passt sich dem Genre an.
Sehr detailliert wird das Wien des Jahres 1926 beschrieben. Ich hatte von den Handlungsorten sofort ein Bild vor Augen.
Ein Woche nach dem Tod des Jockeys sind die Protagonisten wieder beim Rennen. Anton wäre zwar lieber wo anderes, aber Ernestine hat Blut geleckt und setzt erstmalig eine Wette. Doch es gibt erneut einen Toten. Der Fall landet bei Kriminalkommissar Erich Felsberg, dem künftigen Schwiegersohn von Anton.
Ernestine kann es nicht lassen und ermittelt auf eigene Faust. Dabei unterhält sie sich auch mit Pater Severin, der die Jockeys und die Pferde gesegnet hat. Der sagt:

„...Leider steckt in uns allen ein Teil von Kan und ein Teil von Abel. Manche von uns werden vom Neid, der Eifersucht, der Habgier getrieben. Die Heftigkeit der Gefühle übermannt Menschen...“

Als Leser darf ich Anton und Ernestine bei ihrem Vorgehen begleiten. Sie vermuten, dass es zwischen dem Mord und dem angeblichen Unfall einen Zusammenhang gibt. Deshalb begeben sie sich in die Vergangenheit des toten Jockeys.
Ich mag den trockenen Wiener Humor.

„...“Wenn ich groß bin, werde ich Hutmodell“, sagte Rosa. […] Anton wollte etwas erwidern, doch Ernestine hielt ihn davon ab. „Dieser Wunsch ist morgen wieder vergessen“, flüsterte sie leise in sein Ohr. „Gerade eben wollte sie noch Jockey werden und danach Stallbursche.“...“

Natürlich bekommt der Fall am Ende eine überraschende Lösung.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, auch weil dabei ein Schlaglicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse geworfen wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2023

Schöner historischer Roman

Töchter der Hoffnung
0

„...Ein blasses Farbenspiel aus Rot, Gelb und Orangetönen überzog die rebenbestandenen Hänge rings um Meersburg, und Helena war bewusst, dass in der kühlen Schönheit dieser letzten Herbsttage bereits die ...

„...Ein blasses Farbenspiel aus Rot, Gelb und Orangetönen überzog die rebenbestandenen Hänge rings um Meersburg, und Helena war bewusst, dass in der kühlen Schönheit dieser letzten Herbsttage bereits die Unausweichlichkeit des kommenden Winters lag...“

Helena lebt zusammen mit ihren jüngeren Schwestern Lilly und Katharina sowie mit den Eltern Gustav und Elisabeth im Lindenhof, einem Gasthaus, dass der Vater einst geerbt hat. Wir schreiben das Jahr 1917. Die Spuren des Krieges sind unübersehbar.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Zwar spielt die Geschichte im Wesentlichen in Meersburg, doch die Verquickungen der Protagonisten zeichnen ein umfangreicheres Bild.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Viele Gespräche geben Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse. Auch die Personen werden ausreichend charakterisiert. Da ist Gustav, der mit einer Verletzung aus dem Krieg kommt, und für den Bestand des Lindenhofes kämpft. Seine Frau hat mit der Familie abgeschlossen. Sie hatte sich mehr vom Leben versprochen und geht eigne Wege. Helena träumt davon, aus dem Lindenhof ein Grandhotel zu machen.
Erst einmal aber wird der Lindenhof zum Lazarett. Damit ist sein Überleben möglich. Katharina legt den Finger in die Wunden:

„...Weißt du, ich frage mich jeden Tag, wozu dieser Krieg gut sein soll. Die Männer werden abgeschlachtet, und zu Hause sterben die Kinder. Das ist doch grausam und sinnlos!...“

Einer der Handlungsstränge beginnt in Russland. Dort hat Maxim seine ganze Familie verloren. Er fragt sich, warum. Währenddessen sucht Nikita, uneheliches Kind eines Adligen, nach Schmuckstücken.

„...Das Leben war unberechenbar und gefährlich geworden. Wer heute dein Freund war, konnte morgen schon dein Feind sein...“

Maxim gelangt über Genf nach Meersburg. Er ist auf den Spuren einer verschollenen Tante seiner Frau. Immer deutlicher wird, dass es nicht die Bolschewiki waren, die für den Tod seiner Familie verantwortlich sind. Es muss ein Geheimnis in der Vergangenheit geben.
Einen der Protagonisten möchte ich nicht vergessen zu erwähnen. Das ist Pater Fidelis. Der nimmt das Leben mit Humor, legt die Bibel auf ganz eigene Weise aus und weiß viel über die Natur. Durch ihn habe ich erfahren, dass die Erdbeere zu den Rosengewächsen gehört und eine Sammelnussfrucht ist.
Ein Personenverzeichnis, Ergänzungen zum historischen Hinetrgrund, ein spezielles Tortenrezept und ein Glossar schließen das Buch ab.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bettet eine komplexe Familiengeschichte gekonnt in die historischen Gegebenheiten ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2023

Fesselnder Thriller

Schattenwald
0

...Sie hätte erleichtert sein müssen, entkommen zu sein. Doch sie spürte nicht einmal mehr Angst. Irgendwo auf den Weg hierher war die Angst verlorengegangen...“

Diese Zeilen stammen aus dem kursiv gesetzten ...

...Sie hätte erleichtert sein müssen, entkommen zu sein. Doch sie spürte nicht einmal mehr Angst. Irgendwo auf den Weg hierher war die Angst verlorengegangen...“

Diese Zeilen stammen aus dem kursiv gesetzten Prolog. Er vermittelt Spannung, lässt aber eine Menge an Fragen offen.
Dann wechselt die Geschichte nach Lübeck.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Der Schriftstil unterstützt den hohen Spannungsbogen. Im Mittelpunkt stehen verschollene Erinnerungen. Es sind nur ab und zu Träume, die der17jährigen Sara ein Rätsel sind.
Sara lebt zusammen mit ihrer Mutter. Deren Verhalten führt von Anfang an zu Verwunderungen. Warum darf Sara kein Handy haben? Warum verbietet die Mutter jegliche Veröffentlichung eines Fotos vom Sportverein? Warum gibt es keine Kinderfotos von Sara?
Zu ihrem 17. Geburtstag bekommt Sara plötzlich eine Karte von ihrem Vater aus Schweden. Laut Aussage der Mutter ist der tot. Sara beginnt Fragen zu stellen – und bekommt keine Antwort. Es sind 12 Jahre vergangen, seit sie damals ihre schwedische Heimat verlassen haben.
Der Vater ihrer besten Freundin Caro ist Kriminalist. Auch er ahnt, dass eine Menge im Argen liegt. Auch als Leser lässt einen die Frage nicht los, was in Saras Kindheit warum passiert ist.
Der Spannungsbogen wird noch weiter dadurch angeheizt, dass es im Basketballteam von Sara zunehmend Konflikte zwischen ihr und Leonie gibt. Hier bleiben ebenfalls die Gründe lange im Dunkeln.
Die Geschichte spielt mit den großen Gefühlen von Hass und Rache. Dem gegenüber steht die Kraft der Vergebung.
Einen Protagonisten möchte ich unbedingt noch erwähnen. Das ist Ramin, ein junger Syrer. Caro und Sara lernen ihn für ein Schulprojekt kennen. Er bringt eine Spur Leichtigkeit in Saras Leben.

„...Er war wie der Wind, der sich nicht einsperren ließ, sondern wehte, wohin er wollte. Erfrischend und leicht und zugleich voller Kraft. So wollte sie auch sein...“

Ramin erzählt ihr von der Kraft des Glaubens in seinem Leben. Das wird später in einer kritischen Situation für sie zum Halt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere