Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2022

Spannender historischer Roman

Die Schwester des Ketzers
0

„...Da klagt mich der Richtige an. Du sagst doch selber, dass die Pfaffen nur von Barmherzigkeit reden, aber nicht danach handeln. Sie bestehen selbst bei schlechter Ernte auf ihren Abgaben, auch wenn ...

„...Da klagt mich der Richtige an. Du sagst doch selber, dass die Pfaffen nur von Barmherzigkeit reden, aber nicht danach handeln. Sie bestehen selbst bei schlechter Ernte auf ihren Abgaben, auch wenn wir vor Hunger sterben...“

Anna lebt auf dem Hof ihres Bruders. Die junge Frau ist gegenüber neuem Gedankengut aufgeschlossen. Das unterscheidet sie von ihrer Schwägerin Agnes. Doch die Zänkereien können so nicht weitergehen. Also stellt der Bruder Anna vor eine Alternative. Entweder sie heiratet einen Häusler, oder sie verdingt sich als Magd.
Kurz darauf besucht der Färber Jos aus Augsburg Annas Bruder. Er bietet ihr eine Stelle bei sich an.
Die Autoren haben einen spannenden historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen die Gartenbrüder, auch Wiedertäufer genannt.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt sich insbesondere bei den Diskussionen zu Glaubensfragen. Sie sind verständlich und nachvollziehbar.

„...Deine Gedanken über Luther teile ich. Auch wenn das der Augsburger Rat nicht gerne hört, aber Doctor Luther hat seine neue Sichtweisen an die Lehren der Mächtigen angepasst und somit relativiert...“

Jos sorgt dafür, dass Anna Bei Susanne an den Bibelstunden teilnehmen kann. Gleichzeitig lernt sie Lesen und Schreiben. Lenz, ein Handwerksgeselle, mag Anna. Doch es gibt einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit.
Während in Augsburg nur gegen die Gartenbrüder vorgegangen wird, setzt der bayrische Herzog alle fest, die vom katholischen Glauben abfallen. Er lässt auf seinem Gebiet eine Exempel statuieren. Sehr detailliert wird die Gerichtsbarkeit der damaligen Zeit mit ihren Foltermethoden beschrieben.
Anna und Lenz müssen Augsburg verlassen. Sie kommen in der Nähe von Annas Heimatdorf unter. Das aber ist für beide hochgefährlich. Außerdem holt hier Lenz seine Vergangenheit ein.
Spannend finde ich immer wieder die Glaubensdiskussionen. Bei manchen schimmert dabei ein Stück Fanatismus durch. So prophezeit Hans Hut den nahen Weltuntergang. Andere machen sich eher Gedanken um das irdische Leben.

„...Es kommt auf den Lebenswandel an. Glaube und ethisches Leben müssen Hand in Hand gehen. Nur durch den Glauben und die Gnade Gottes wird niemand zum guten Menschen, Man muss sich schon auch anstrengen...“

Deutlich wird, dass die Gegner Luthers sich keinesfalls einig sind.
Das Buch lebt von einer spannenden Handlung, detaillierten Beschreibungen und ausführlichen Gesprächen. Dabei spielen eine Menge an historischen Personen eine Rolle. Verrat und Intrige sorgen für den hohen Spannungsbogen. Keiner weiß, wem er wirklich trauen kann.
Da Buch wird ergänzt durch drei historische Karten, ein Personenverzeichnis, ein Glossar, Ausführungen zu den historischen Hintergründen und Wandertipps entlang historische Pfade.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2022

Vom Auf und Ab des Lebens

Weil Liebe unbezahlbar ist
0

„...Unser Haus stand direkt am Waldrand auf einem Hang. Wenn meine drei Brüder und ich zur Schule gingen, mussten wir immer den Hang hinunterlaufen. Ich war das Nesthäkchen und die Prinzessin meines Vaters...“

In ...

„...Unser Haus stand direkt am Waldrand auf einem Hang. Wenn meine drei Brüder und ich zur Schule gingen, mussten wir immer den Hang hinunterlaufen. Ich war das Nesthäkchen und die Prinzessin meines Vaters...“

In kursiver Schrift erzählt die Autorin auf wenigen Seiten von ihrer Kindheit. Als Tochter eines Försters ist sie in der Natur aufgewachsen. Sie war frei und unbeschwert. Dann aber kommt ein radikaler Bruch. Als sie 14 Jahre ist, stirbt die Mutter. Der Vater möchte ihre Ausbildung sicher stellen und schickt sie in ein Internat.

„...Die Schwestern waren freundlich zu mir, aber es war alles zu einengend...“

Der Vater weiß, dass auch seine Zeit begrenzt ist. Er hat einen Hirntumor und ist ein Jahr später tot.
Die Autorin hat eine erschütternde Biografie geschrieben. Das Buch ist stellenweise heftig. Die Autorin schildert ihr Leben detailliert, ehrlich, ungeschönt und mit allen Schattenseiten.
Nach dem Tode der Eltern haben die strengen Großeltern das Sagen. Maria möchte gern Krankenschwester werden, aber die Großeltern versorgen ihr eine Lehrstelle als Konditorin.
Maria ist ihr Leben lang auf der Suche nach Liebe. Dabei gerät sie oft an die falschen Männer. Nach der Trennung von Tian, dem die gemeinsame Tochter zugesprochen wird, scheint Dan die richtige Schulter zum Anlehnen zu sein. Der aber schickt sie auf den Strich.

„...Zum Glück habe ich die Drogen, die mir den Schmerz nehmen und mir helfen, das zu tun, was von mir verlangt wird...“

Als sie fast am Tiefpunkt angekommen ist, trifft sie auf Irene und Wayne. Sie erzählen ihr vom Glauben. Maria aber fühlt sich gottverlassen und beschmutzt. Es braucht lange, bis sie zu Jesus findet und den Ausstieg aus dem Milieu plant. Irene und Wayne bieten ihr auch beruflich eine Zukunft.
Kurz entschlossen fliegt sie nach Brasilien. Dort will sie sich mit ihren Fähigkeiten ein neues Leben aufbauen und gleichzeitig missionieren. Sie wird zu einer gefragten Unternehmerin. So nebenbei erfahre ich einiges über die Schattenseiten des Lebens in Brasilien.
Dann kehrt sie mit ihrem vierten Ehemann nach Deutschland zurück. Jetzt allerdings kann ich einige ihrer Entscheidungen nicht nachvollziehen, muss ich aber auch nicht. Im Prinzip beginnt sie wieder bei Null.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeichnet ein Leben, dass durch Höhen und Tiefen geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2022

Humorvolle Geschichte

Die Weihnachtsagentur. Das schönste Fest aller Zeiten
0

„...Olgas und Oskars Eltern hatten in diesem Jahr nicht nur ihre eigenen, sondern auch den Geburtstag ihrer Zwillinge vergessen. Sie hatten weder an Karneval noch an Ostern gedacht...“

Mit diesem Zitat ...

„...Olgas und Oskars Eltern hatten in diesem Jahr nicht nur ihre eigenen, sondern auch den Geburtstag ihrer Zwillinge vergessen. Sie hatten weder an Karneval noch an Ostern gedacht...“

Mit diesem Zitat beginnt ein humorvolles Kinderbuch. Die Geschichte lässt sich gut lesen. Sie ist kindgerecht und voller Überraschungen.
Die Zwillinge Olga und Oskar streiten sich gern. Auslöser ist die Tatsache, dass Olga kurz vor Silvestermitternacht geboren wurde und Oskar danach. In einem aber sind sie sich sicher: Advent und Weihnachten darf nicht wieder ausfallen.
Beruflich aber ist das für ihre Eltern eine arbeitsreiche Zeit, denn sie stellen Weihnachtsschmuck her.

„...Jetzt habe ich ein ganz schlechtes Gewissen. Wir arbeiten einfach viel zu viel und haben zu wenig Zeit für euch...“

Also lassen sich die Eltern was einfallen und engagieren Frau von Schnörkel, eine Weihnachtsplanerin. Die hat eine Menge an Einfällen, aber leider keinerlei Gefühl dafür, wenn zu viel wirklich zu viel ist. Glücklicherweise gibt es Fiete, ehemaliger Seemann und jetzt der Mann für alle Fälle. Zusammen mit seiner Dogge Moby Dick bringt er wenigstens punktuell Ruhe in das Geschehen. Natürlich haben die Zwillinge ab und an auch eigene Einfälle, mit den Frau von Schnörkel nicht gerechnet hat.
Viele Schwarz-Weiß-Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was zu Weihnachten wirklich wichtig ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2022

Gefühlvolle Weihnachtsgeschichte mit Tiefe

Der Kater, der ein Weihnachtswunder bra(u)chte
0

„...Es ist Weihnachten. Wann wenn nicht zu dieser Zeit sollte man sich Hoffnungen machen?...“

Es ist einiges passiert, bevor Molly diese Gedanken kommen.
Die Autorin hat eine schöne Weihnachtsgeschichte ...

„...Es ist Weihnachten. Wann wenn nicht zu dieser Zeit sollte man sich Hoffnungen machen?...“

Es ist einiges passiert, bevor Molly diese Gedanken kommen.
Die Autorin hat eine schöne Weihnachtsgeschichte mit Tiefgang geschrieben. Der Schriftstil ist sehr gefühlvoll. Die Erzählung entwickelt sich behutsam. Nichts wird übereilt.
Molly arbeitet als Verkäuferin in Glasgow. Doch es geht ihr schon lange nicht mehr gut. Plötzlich erleidet sie im Geschäft eine Panikattacke und fast einen Nervenzusammenbruch. Der Arzt verordnet ihr mindestens zwei Monate Ruhe.
Bei ihrer Freundin Lauren ist gerade Margaret, weil sie mit ihrem gebrochenen Bein nicht allein leben kann. Sie bietet Molly ihr Cottage auf Skye an. Da hätte sie die nötige Ruhe.Außerdem gibt es da keinen Handyempfang. So ist sie auch vor Anrufen der Eltern sicher, die wenig Verständnis für ihre Lage zeigen.
Molly genießt ihre Tage. Da steht plötzlich ein Mann mit einem kleinen Kater vor der Tür. Margaret hatte ab und an Tiere zur Pflege bei sich aufgenommen.
Tom ist Tierarzt. Er braucht für Dasher einen Pflegeplatz. Der junge Kater war von einem Auto angefahren wurden.

„...Pure hoffnungslose Panik lag in dem Blick des Kätzchens. Ein Gefühl, das Molly nur zu gut vertraut war...“

Molly nimmt Dasher bei sich auf. Sie lässt ihm viel Raum, berührt ihn anfangs nicht und gibt ihm Zeit, sich an sie zu gewöhnen. Ich darf als Leser auch die Gedanken des Katers verfolgen. Er ist misstrauisch, spürt aber, dass Molly ihn mag. Beide haben einander zwar nicht gesucht, aber gefunden. Sie tun sich gegenseitig gut. Molly nimmt ein altes Hobby wieder auf.
Und dann ist da noch Tom, der immer mal wieder nach der Wunde sieht...
Gut gefallen mir die Kapitelüberschriften in Schreibschrift. Zwischendurch werden die Texte durch eine kleine stilisierte schwarze Katze getrennt.
Jedem der drei Teile ist ein passendes Zitat an den Anfang gestellt. Eines lautet:

„...Du kannst nicht zurück gehen und den Anfang verändern. Aber du kannst starten, wo du bist und das Ende verändern….“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2022

Viel verschenktes Potential

Rheinische Lösung
0

„...Er hat den Engel und den Teufel auf seinen Schultern, nur diesmal weiß er wirklich nicht, wer der Gute und wer der Böse ist. Immer hat er in seinem Leben ausnahmslos gewusst, was der richtige und was ...

„...Er hat den Engel und den Teufel auf seinen Schultern, nur diesmal weiß er wirklich nicht, wer der Gute und wer der Böse ist. Immer hat er in seinem Leben ausnahmslos gewusst, was der richtige und was der falsche Weg war...“

Dieses Zitat, was fast am Ende des Romans platziert ist, charakterisiert den Protagonisten Karl sehr gut. Mag sein, dass er intelligent ist und in seinem Leben schon manches erreicht hat, aber seine Überheblichkeit geht mir gegen den strich.
Der Autor hat das Buch als Thriller vermarktet. Das trifft es definitiv nicht. Zwar gibt es zwei Tote, doch es fehlt nicht nur an Spannung, sondern auch an einer abwechslungsreichen Handlung. Dass ich das Buch nicht abgebrochen habe, liegt zum einen daran, dass mich sowohl das Thema Künstliche Intelligenz, als auch die Sicherheitsfragen und wirtschaftlichen Hintergründe interessiert haben. An der Stelle hatte ich dann ab und an den Eindruck, dass ich eher ein Sachbuch vor mir habe. Hinzu kommt, dass es Sätze gibt, die ins Philosophische abgleiten und zum Nachdenken anregen.

„...Wer nichts hat, wofür es sich lohnt zu sterben, hat auch nichts, wofür es sich lohnt zu leben...“
r
Das meiste wird aus der Sicht von Karl geschildert. Der muss die Firma seiner Familie vor der Insolvenz retten. Sie hatte vor allem Aufträge für Militär und Staat und jetzt türmen sich die Außenstände. Die Zahlungswilligkeit geht gegen Null.
Als ihm angeboten wird, ein It-Programm, das auf künstlicher Intelligenz beruht, zu vermarkten, greift er zu.

„...Karl versucht es zu erklären: „Ja, wir haben eine Idee verkauft, für die es keinen einzigen Beweis gibt.“ Die beiden nicken ehrfurchtsvoll...“

Sehr detailliert werden die Charaktere und auch die Bekleidung der Personen beschrieben. Das mag ich, wenn es in eine spannende Handlung eingebunden ist. Hier aber ist es wesentlicher Bestandteil, der die geringe Spannung weiter vermindert. Hinzu kommt, dass Karls Urteil über andere keinerlei Empathie erkennen ist. Er nutzt und manipuliert Menschen. Einzig beim Treffen mit seinen ehemaligen Motorradfreunden zeigt er so etwas wie Zuneigung und Mitgefühl.
Küfferer ist derjenige, der das Programm entwickelt hat. Häufig habe ich aber den Eindruck, dass Karl ihm gern spüren lässt, dass er ohne ihn trotzdem ein Nichts ist. An einer Stelle schätzt Küfferer das richtig ein:

„...Er ist sich sicher, dass Karl weiß, was er von jemanden bekommen kann, wenn er ihn nur sieht...“

Spannend für mich wird das Buch fast am Schluss, als es um die Frage geht, ob die Menschheit für diese Art der Künstlichen Intelligenz schon reif ist.
Laut Klappentext gibt es unbekannte Mitspieler. Leider erfahre ich bis zur letzten Seite nicht, wer das ist.
Schade! Hier wurde eine Menge an Potential verschenkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere