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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2022

Mehr als ein Kochbuch

Tunten-Toast
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„...Das Buch, das ihr in den Händen haltet, ist politisch etwas … sagen wir einfach einmal … fragwürdig. Vorurteile werden zur Genüge bedient, Alkoholgenuss aufs Verantwortungsloseste verherrlicht...“

Das ...

„...Das Buch, das ihr in den Händen haltet, ist politisch etwas … sagen wir einfach einmal … fragwürdig. Vorurteile werden zur Genüge bedient, Alkoholgenuss aufs Verantwortungsloseste verherrlicht...“

Das ist ein Ausschnitt aus der Warnung, mit der das Buch beginnt. Man sollte sie ernst nehmen. Dann weiß man, worauf man sich einlässt.
Da Buch passt in kein Schema, weil es verschiedene Genre bedient. Zum einen ist es ein Kochbuch mit ungewöhnlichen Rezepten. Zum anderen berichtet er Autor von seinen ersten Erfahrungen als Hotelier und Gastronom in Spanien.

„...Wir waren damals noch keine 30 Jahre alt […], mit einem winzigen Grundkapital ausgestattet, und hatten selbstverständlich nicht die geringste Ahnung vom Hotelgewerbe – die idealen Voraussetzungen also, um fern der Heimat erfolgreich Fuß zu fassen…

Das Zitat zeigt, dass der Autor über eine feine Ironie verfügt und auch in der Lage ist, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Trotz allem eröffnete er mit seinem Freund das erste schwule Gästehaus, wie er es selbst formuliert.
Die humorvollen Erzählungen über die verschiedensten Gäste, die Feste im Ort, gemeinsames Ansehen des ESC und viele andere Themen möge sich der künftige Leser in Ruhe zu Gemüte führen. Niht unerwähnt möchte ich lassen, dass in dem Hotelbetrieb auch die Eigenarten der verschiedenen Nationen eine Rolle spielten und sei es zum Beispiel beim Frühstück. Diese kurze Geschichten führen immer zu einem der Rezepte. Die stehen auf rotem Untergrund, sind in einer Art Schreibschrift verfasst, sehr detailliert und keinesfalls trocken. Ausschnitt gefällig?

„...Auch wenn ihr m liebsten gleich losfuttern würdet, muss die Auflaufform für mindestens vier Stunden in den Kühlschrank...“

Natürlich gibt es zu jeden Rezept die Zutatenliste und eine Abbildung. Bei dem Lesen der Rezepte war mir eins klar: Für Diät eignen sich die meisten nicht.
Viele Fotos veranschaulichen das Geschehen. Sie sind von hoher Qualität. Überhaupt besticht das Buch durch seine hochwertige Aufmachung.
Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Sehr schönes Kinderbuch

Wil, der Wolkenstürmer, und der Traum vom Fliegen
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„...In diesem Buch zum gemeinsamen Vorlesen geht es also nicht darum, Kindern zu sagen, was sie denken sollen, sondern wie sie denken können...“

Diese Formulierung stammt aus dem Vorwort des Buches. Die ...

„...In diesem Buch zum gemeinsamen Vorlesen geht es also nicht darum, Kindern zu sagen, was sie denken sollen, sondern wie sie denken können...“

Diese Formulierung stammt aus dem Vorwort des Buches. Die Umsetzung in einer spannenden Geschichte ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen.
Worum geht es nun in der Geschichte? Wil wohnt in einem Haus ganz oben. Sein bester Freund ist der Honigdachs Ezki. Wil träumt vom Fliegen. Doch die Skateboarder in der Straße machen ihn das Leben schwer. Im Chinarestaurant lernt er Janne kennen. Die beiden freunden sich an.
Eines Tages stößt Wil auf ein Plakat, dass zu einem Modellbauwettbewerb für Flugzeuge aufruft. Soll er daran teilnehmen? Zufällig lautet an dem Tag der Spruch im Glückskeks folgendermaßen:

„...Um den Preis zu gewinnen, muss man das Rennen laufen...“

Zusammen mit Janne überlegt sich Wil, wie sie vorgehen könnten. Janne weiß, wie man einen Plan macht. Als nächstes müssen sie sich überlegen, wo sie die Bauteile herbekommen. Auch hier findet sich ein Weg.
Auf kindgerechte Art wird detailgenau beschrieben, wie die beiden ihr Flugzeug bauen. Natürlich geht nicht alles glatt. Immer mal wieder will Wil aufgeben. Doch Janne und Ezki gelingt es, ihn erneut zu motivieren. Außerdem finden sie immer dann Hilfe, wenn es nicht weiter zu gehen scheint.

„...“Volle Konzentration auf das Ziel“, sagt sie leise. Wil nickt. „Sonst kommt man nicht an.“...“

Es ist spannend zu lesen, wie die Kinder ihren Ideenreichtum umsetzen Phantasie entwickeln und ihre Stärken einbringen. Haben sie beim Wettbewerb eine Chance?
Das Buch ist sehr schön illustriert. Die farbigen Bilder passen perfekt zur Handlung.
Zu Beginn des Buches werden die Akteure mit einem kurzen Steckbrief mit Bild vorgestellt.
Am Ende geht der Autor nochmals auf die dem Buch zugrunde liegende Lernmethode FACE ein.
Das Kinderbuch bekommt von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Sehr aktuelle Bezüge

Bis hierhin und dann weiter
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„...Wie hatte es nur so weit kommen können? Es war nun schon das dritte Mal, dass ein Streit eskaliert war, dass Kira zugeschlagen hat….“

Madiha lebt in einer lesbischen Beziehung mit Kira. Kira ist extrem ...

„...Wie hatte es nur so weit kommen können? Es war nun schon das dritte Mal, dass ein Streit eskaliert war, dass Kira zugeschlagen hat….“

Madiha lebt in einer lesbischen Beziehung mit Kira. Kira ist extrem eifersüchtig und dominiert diese Beziehung. Madiha fällt eine Entscheidung. Sie packt ein paar Sachen, schnappt sich Kiras Motorrad und verschwindet. Sie will nicht gefunden werden.
Die Autorin hat ein tiefgründige Geschichte geschrieben. Darin werden etliche Probleme angesprochen, die nach wie vor hochaktuell sind.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er passt sich den Gegebenheiten an. Das bedeutet auch, dass ich in vielen Rückblenden einen Einblick in Madinas bisheriges Leben erhalte, denn während ihres Roadtrips reflektiert sie ihre Vergangenheit. Madihas Eltern stammen aus Pakistan und hatten in Bonn Fuß gefasst. Der Vater ist Ingenieur. Zum Schulanfang hat er seine Tochter folgendes wissen lassen:

„...Du musst lernen, viel lernen, und du wirst immer die Beste in der Schule sein, hast du mich verstanden...“

Ich darf Madiha auf ihren Weg in die Niederlande und weiter nach Frankreich begleiten. Oftmals gibt es verwunderte Blicke, wieso sie als Frau allein mit einem Motorrad unterwegs ist. Auch auf den Zeltplätzen trifft sie auf Erstaunen. Dabei stellt sie fest:

„...Warum waren es so oft die Frauen selbst, die nicht glauben konnten, dass sie fähig waren, alles zu tun, was sie wollten?...“

Es geht im Buch auch um Madihas Familie. Das sind zum einen die Geschwister, die einen anderen Weg genommen haben als sie. Doch auch bei ihren Begegnungen auf der Reise kommen spannende Schicksale zutage. Keinen interessiert, dass sie in Deutschland geboren wurde und aufgewachsen ist. Allein ihre Hautfarbe führt zu Diskriminierung und abwertenden Bemerkungen.
Noch härter trifft es ihre Nichte Ayesha. Sie ist eine der besten Schülerinnen der Grundschule, bekommt aber nur eine Empfehlung für die Hauptschule. Eines der Kriterien ist, dass ihre Mutter Kopftuch trägt. Sie trägt es freiwillig. Die Gründe haben wenig mit der Familie, aber viel mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten in Deutschland zu tun.
Madiha muss eine Entscheidung für ihr weiteres berufliches Leben fällen. Die macht sie sich nicht leicht.
Die Autorin packt eine Menge an heißen Eisen an. Mal mehr, mal weniger schlagkräftig lässt sie ihre Protagonisten agieren. Eine Tatsache wurde Madiha schon nach derersten Auseinandersetzung mit Kira klar. In der Öffentlichkeit kursiert das folgende Bild:

„...Sie war lesbisch, sie wurde von einer Frau geliebt und Frauen waren nicht gewalttätig...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was in unserem Miteinander so alles noch schief läuft.

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Der Preis der Freundschaft

Tod einer Stadtelfe
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„...Äußere Schönheit ist käuflich, innere nicht...“

Diese Worte sagt im Prolog die 17jährige Anja zur 15jährigen Romy. Beide treffen sich im Urlaub an der See. Sie können dort über alles reden. Romy ist ...

„...Äußere Schönheit ist käuflich, innere nicht...“

Diese Worte sagt im Prolog die 17jährige Anja zur 15jährigen Romy. Beide treffen sich im Urlaub an der See. Sie können dort über alles reden. Romy ist eher die graue Maus, während Anja in der Schule zu den gefragtesten Mädchen gehört. Sie ist topp gestylt und geschminkt. Obwohl sie die gleiche Schule besuchen, hatten sie zuvor kaum ein Wort miteinander geredet.
Die Autorin hat einen tiefgründigen Jugendroman geschrieben. Der Schriftstil passt zur Geschichte.
In der Schule gehen Anja und Romy nun ein die gleiche Klasse, da Anja das Schuljahr wiederholen muss. Doch anfangs gehen sie sich aus den Weg. Dann ergreift Anja die Initiative und geht auf Romy zu.
Schnell bekommt Romy mit, dass Anja aus begüterten Haus stammt, während sie zu Hause mit jedem Cent rechnen müssen. Anja führt Romy in ihre Welt ein. Sie schent ihr Klamotten und bringt ihr das Schminken bei.

„...Romy hatte sich angepasst, konnte mitreden, wenn es um Lippgloss und aktuelle Stylingtipps ging, und fand zunehmend auch bei den Jungen Beachtung...“

So langsam geht es auf Romys 16. Geburtstag zu. Den will sie nicht mehr mit der Mutter, sondern mit ihren neuen Freunden feiern. Anja verspricht ihr eine besondere Überraschung.

„...Romy war von einer unscheinbaren Raupe zu einem Schmetterling mutiert und präsentierte ihr neues Ich längst öffentlich...“

Dass Anja sie benutzt, kann Romy noch nicht erkennen. Sie ist ihr fast hörig. Anja aber hat ein dunkles Geheimnis. Ihre tiefe Verletztheit hat sie an der See angedeutet und nun wieder abgelegt. Sie spielt die Kuhle, die nichts erschüttert. Sie möchte das Heft des Handelns in der Hand halten.
Noch ist ihr Romy dankbar.

„...Dank Anja wusste sie jetzt, wie das Leben funktioniert...“

Doch dann läuft die Geschichte nicht so, wie sich Anja das vorgestellt hat. Romy erkennt, was falsch gelaufen ist.

„...Ich versuche die ganze Zeit, mich anzupassen, um nicht wieder alleine dazustehen. Am Ende aber verliert man sich dabei selbst...“

Jetzt wird es gefährlich. Nun kommt Anjas zerstörerische Ader zum Vorschein.
Das Buch konfrontiert den Leser mit heftigen Themen, sei es Alkoholmissbrauch, Drogensucht und Vergewaltigung. Deshalb gibt es auf der ersten Seite Triggerwarnungen.
Sehr gut gefallen mir die Fragen, die zu Beginn des Anhangs stehen. Damit kann der Leser sein eigenes Leben reflektieren.
Anschließend stehen noch Informationen zu den Schwerpunktthemen und hilfreiche Links.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Jahre des Umbruchs

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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„...Die neue Oberin war eine Frau mittleren Alters, die sich wohlwollend, kein bisschen von oben herab, umschaute. Sie strahlte Wärme und Besonnenheit aus...“

Emma, die gerade zur Oberschwester berufen ...

„...Die neue Oberin war eine Frau mittleren Alters, die sich wohlwollend, kein bisschen von oben herab, umschaute. Sie strahlte Wärme und Besonnenheit aus...“

Emma, die gerade zur Oberschwester berufen wurde, freut sich auf die Zusammenarbeit. Die Freude aber währt nur kurz. Die Oberin muss zurück nach Bayern. Die Stelle bekommt Marie – Luise Fischer.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Fortsetzung über die Geschichte der Kinderklinik geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift.

„...Manchmal ist es besser, schlecht laufende Dinge zu beenden, anstatt ewig daran festzuhalten...“

Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Ob er wirklich immer richtig ist, zeigt das Handlungsgeschehen.
Wir befinden uns im Jahre 1929. In der Gesellschaft beginnt es zu Brodeln. Auch in der Kinderklinik ziehen neue Sitten ein. Die Zusammenarbeit von Emma mit der Oberin gestaltet sich schwierig. Plötzlich werden den Schwestern und Eleven viele Dinge gestatten, die bisher ein Unding waren. Dazu gehört zum Beispiel das Tragen von Schmuck. Es geht zunehmend Beschwerden der Eltern, die den Pflegebereich betreffen.
Marlene geht in ihren Beruf als Ärztin auf. Die Warnung, sich auch Pausen zu gönnen, überhört sie.

„...Seit Monaten schon war einfach zu viel los in ihrem Leben. […] Es fühlte sich an, als würde sie von einem Zeitstrudel durch jeden einzelnen Tag gewirbelt…“

Nach einem Verkehrsunfall aber zieht sie die Konsequenzen. Sie kündigt. Vielleicht klappt es endlich mit der Schwangerschaft.
Theo, Emmas Sohn, wird auf dem Gymnasium gemobbt, weil seine Eltern Sozialdemokraten sind. Der Lehrer verbreitet rechtes Gedankengut. Erst als sich Theo auch dazu bekennt, bekommt er bessere Noten.
Die Autorin versteht es, die Zeitverhältnisse gut im Leben ihrer Protagonisten zu spiegeln. Deutlich wird, wie geschickt das neue Gedankengut in die Köpfe der jungen Menschen gepflanzt wird. Es geht darum, sich von den Eltern und ihren Anschauungen abzusetzen.
Auch in der Kinderklinik ist die neue Oberin mehr auf das Wohl der Eleven als auf das der Patienten bedacht. Das hat Folgen. Plötzlich steht die Existenz der Klinik auf der Kippe.
Marlene fehlt zu Hause eine Aufgabe. Da bekommt sie von ihrem Doktorvater die Information, dass man in England einen Schimmelpilz entdeckt hat, der Bakterien abtötet. Man nennt das Ergebnis Penizillin.
Marlene bringt sich in der Charité in die Forschung ein. Sehr detailliert wird beschrieben, wie ihr Doktorvater und sie dabei vorgegangen sind.
Das Nachwort trennt Realität von Fiktion.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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