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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2022

Spannend und informativ

Codeword HANNA – auf der Flucht mit der KI
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„...Matilda musste sich etwas überlegen. Genauer gesagt: Papas Befehlszeile umprogrammieren. Ansonsten würde sie bei ihrer spießigen Mutter und ihrem neuen Typen landen...“

Die 13jährige Matilda hat schon ...

„...Matilda musste sich etwas überlegen. Genauer gesagt: Papas Befehlszeile umprogrammieren. Ansonsten würde sie bei ihrer spießigen Mutter und ihrem neuen Typen landen...“

Die 13jährige Matilda hat schon einen kleinen Roboter programmiert. Nun ist bei Beagle, der Technikfirma ihres Vaters, ein Tag für Kinder. Matilda hoffte, dort hinter die Kulissen schauen zu können. Dafür verändert sie die Nachricht in Kalender. Ohne Eintrag muss sie nicht zur Mutter.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Kinderbuch geschrieben. Es entwickelt sich relativ schnell zu einem Krimi, zeigt aber auch, wie es in einer Computerfirma der nahen Zukunft aussehen und wie weit sich eine künstliche Intelligenz entwickeln könnte.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Wichtige Begriffe werden im Anhang erklärt. Neben der normalen Handlung gibt es die Textnachrichten zwischen Sander und Hanna. Hanna ist eine künstliche Intelligenz, die Sander entwickelt hat. Gut wird dargestellt, wie er ihre Fähigkeiten ausbaut.
In der Fabrik trifft Matilda Vincent und Michel. Als die drei den Betriebsausweis von Sander finden, beginnt für sie das Abenteuer ihres Lebens. Sie treffen auf Hanna und bekommen mit, dass sie, also ihr Quellcode, gestohlen werden soll. Können sie Hanna retten?
Gut gefallen mir die aufgestellten Regeln für künstliche Intelligenz, die Sander den Kindern erläutert. Humorvoll ergänzt er:

„...Trotzdem habe ich weniger Angst vor künstlicher Intelligenz als vor natürlicher Dummheit...“

Auch die Dialoge mit Hanna sind keinesfalls trocken, als sie endlich mit der Sprachsoftware verbunden wurde.

„...“Ja, ich habe die Sperrung aufgehoben“, sagt Hanna. „Wie bitte?“, rief Charlie. „Mir fallen auf Anhieb drei Vorschriften ein, gegen die das verstößt!“ „Manchmal muss man Regeln verbiegen, um das Richtige zu tun...“

Übrigens ist Hannas Part in einer eigenen Schriftart gesetzt.
Ie Überschriften mit Hashtags passen sehr gut zum Inhalt des Buches. Schöne ganzseitige Schwarz – Weiß – Bilder illustrieren das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Hier ist eine gekonnte Mischung aus Spannung und Information gelungen.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Was führt dich?

Der Junge im Fluss
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„...Wir müssen manchmal die Dinge erst hinter uns lassen, damit wir das, was vor uns liegt, wirklich erleben können...“

Diese Worte hört ein Junge im Fluss von einer alten Frau. Begriffen hat er sie in ...

„...Wir müssen manchmal die Dinge erst hinter uns lassen, damit wir das, was vor uns liegt, wirklich erleben können...“

Diese Worte hört ein Junge im Fluss von einer alten Frau. Begriffen hat er sie in dem Moment sicher nicht.
Der Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben, der wesentliche Fragen des Lebens zum Inhalt hat. Er versteht es, diese in eine abwechslungsreiche Handlung zu betten.
Der Schriftstil ist ausgereift, an manchen Stellen fast märchenhaft, an anderen philosophisch.
Ben lebt auf einer Insel. Er möchte das Erbe der Eltern bewahren. Doch die Insel ist zum Untergang verurteilt. Eines Tages erscheint sein Bruder Max. Er überredet Ben, die Insel zu verlassen und nach einer alten Wahrheit zu suchen.

„...Das Schweigen seines Bruders schien aus der Vergangenheit zu kommen und eine alte Wahrheit in sich zu tragen. Als hätte der Strom der Zeit seinen Bruder bis zu dieser Insel getragen und ihn hier an Land gespült, um Ben an etwas zu erinnern...“

Für Ben beginnt eine Wanderung, die ihn zum eigenen Ich führt.
Zwei Dinge hat der Autor im Buch miteinander verknüpft. Das ist zum einen das Verhältnis zwischen Bewahren und Verändern, zum anderen ein raffiniertes Spiel mit der Zeit.
Die Geschichte führt mich außerdem in ein altes Kloster tief im Himalaya. Die dortige Priesterin wird für ihre Ausgeglichenheit bewundert. Eine Nachricht aber bringt ihren Seelenfrieden durcheinander. Bisher galt für sie:

„...Das Leben bringt immer etwas. Mal ist es gut, mal ist es nicht gut. Es ist nicht unsere Aufgabe, es zu beeinflussen...“

Das Buch besticht durch seine vielen philosophischen Gedanken, die sich gekonnt in die Handlung einbetten und mich als Leser zum Nachdenken und Reflektieren bringen.

„...Irgendwann bahnt sich jede Veränderung ihren Weg. Je länger man sich dagegen wehrt, desto stärker wird sie. Bis sie unaufhaltsam wird und einen mit einer neuen Wirklichkeit konfrontiert...“

Ben wird mit einem alten Rätsel und einem königlichen Spiel konfrontiert. Er lernt, das Leben aus verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten. In ihm reift eine Erkenntnis:

„...Unsere Gedanken wollen uns glauben lassen, dass wir die Zukunft nach unseren Vorstellungen formen können. Aber das können wir genauso wenig, wie wir die Vergangenheit ändern können. […] Ganz gleich, ob es uns ins Gestern oder ins Morgen zieht, der einzige Moment, der wahr ist, ist jetzt...“

Am Ende schließt sich der Kreis. Wieder steht eine Junge im Fluss.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich als Leser mitgenommen auf eine ungewöhnliche philosophische Reise.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Spannender historischer Krimi

Die Begine und der lebende Tote
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„...Er ließ das Messer sinken und streckte die Hand aus, um an dem schmutzigen Tuch zu ziehen. Es gab ohne Widerstand nach. […] Das Grab war leer...“

Das ist eine der spannenden Szenen, mit denen das ...

„...Er ließ das Messer sinken und streckte die Hand aus, um an dem schmutzigen Tuch zu ziehen. Es gab ohne Widerstand nach. […] Das Grab war leer...“

Das ist eine der spannenden Szenen, mit denen das Buch losgeht. Und damit ergeben sich sofort zwei Fragen. Warum wollte der Unbekannte das Grab schänden? Wo ist der Tote?
Die Autorin hat erneut einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgereift. Dazu gehört auch, dass an passenden Stellen historische Begriffe verwendet werden.
Die Fragen, die ich gestellt habe, stellt sich der Spitalmeister in Ulm auch. Sein Schwager Lazarus und dessen Frau Anna wenden sich an die Bewohner des Spitals. Die Antworten aber können nicht zur Klärung beitragen. Sie sorgen für neue Verwirrung. Keiner kann sich an die Beerdigung des Mannes erinnern.
Sehr gut wird dargestellt, wie man in der damaligen Zeit Heilkräuter genutzt hat. Anna fertigt sie selbst an.

„...Gegen nächtliche Atemnot mischte sie Meerrettich mit Galgant und Honig, gegen Beingeschwüre stellte sie eine Arznei aus Brennnesselsaft, Wasser und Seilerhanf her...“

Wegen der Vorgänge im Spital verliert Jakob seinen Posten. Er wird dafür als Steuerherr berufen. Was er in diesem Amt zu tun hat, wird detailliert beschrieben.
Während die Ermittlungen auf der Stelle treten, erreicht Lazarus eine Nachricht aus Rom. Der Magister Hospitalis wird zurückkehren. Damit sind Probleme vorprogrammiert.
Der Stadtpfeifer Gallus hat ein ganz persönliches Interesse, dass der Fall aufgeklärt wird. Die Spur führt ihn zu einem der Betteljungen. Doch der ist nicht auffindbar.
Am Beispiel von Micha erfahre ich als Leser, wie hart das Leben der Jungen war. Verdient hat vor allem derjenige, der für Essen und Unterkunft der Jungen sorgte. Um bei ihm unterzukommen, waren sie zum Diebstahl verpflichtet. Das fällt Micha schwer. Er weiß, dass dies nicht recht ist. Eine andere Chance aber hat er nicht.
Natürlich werden am Ende alle Fragen beantwortet. Dieses Mal ist es Jakob, der die entscheidenden Zusammenhänge herausfindet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, einen hohen Spannungsbogen aufzubauen und trotzdem die eine oder andere Sachinformation mit unterzubringen.
Ein inhaltsreiches Nachwort schließt das Buch ab.

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Schöne Familiengeschichte

Die Schwestern vom Rosenhof. Louisas Glück
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„...Und die Sache mit Anton, die wird sich erledigen. Irgendwann muss er ja merken, dass ich mit der Beziehung abgeschlossen habe. Du kennst ihn doch, weißt, wie stur er sein kann...“

Ausgerechnet auf ...

„...Und die Sache mit Anton, die wird sich erledigen. Irgendwann muss er ja merken, dass ich mit der Beziehung abgeschlossen habe. Du kennst ihn doch, weißt, wie stur er sein kann...“

Ausgerechnet auf Claras Hochzeit hofft Anton, dass sich seine Trennung von Louisa wieder kitten lässt. Doch die hat endgültig einen Schlussstrich gezogen. Das bringt sie gegenüber Hannes, Pfarrer und Jugendfreund, zum Ausdruck.
Mit den zweiten Teil ihrer Familiengeschichte knüpft die Autorin zeitnah an den ersten Band an.
Der Schriftstil ist leicht und locker und passt zum Genre.
Alls könnte einen positiven Gang gehen. Doch dann erhält Louisa ein Schreiben ihrer vorgesetzten Behörde. Die Dorfschule wird nicht wieder aufgebaut. Die Kinder müssen demnächst eine andere Schule besuchen.
Etwa zur gleichen Zeit zieht ein Anwalt aufs Dorf. Matt ist verwitwet und bringt zwei Kinder mit. Vor allem der Junge hat den Tod der Mutter noch nicht verkraftet. Die Dorfgemeinschaft sieht scheel auf den Neuen. Anton ist sauer, denn er hätte gern Haus und Grundstück gehabt, wurde aber überboten.
Clara intensiviert ihre Kontakte zu Jennifer, mit der sie einst um die Welt gereist war.

„...Klar, am Anfang stehen viele Organisationsaufgaben an, aber wenn es einmal läuft, kann ich mich zurücklehnen. Jennifer meint, wir können in Japan auch ganz andere Preise für die Rosensüßigkeiten nehmen...“

Louisa ist skeptisch, zumal das finanzielle Risiko allein bei Clara liegt. Sie braucht einen Kredit.
Die Autorin entwickelt die Geschichte behutsam. Es ist dabei ein gewisses Auf und Ab. Manche Entscheidungen lassen sich nicht übers Knie brechen.
Louisa geht vorurteilsfrei mit Matts Sohn um. Dadurch fühlt sich der Junge angenommen. Trotzdem gibt es noch schwierige Phasen. Matt sieht Louisas Einsatz und ist für ihre Empfehlung dankbar. Mit Hilfe ihrer Freunde gelingt es, Matt ins Dorfleben zu integrieren. Gleichzeitig lässt der seine Kontakte spielen, um die Schule zu retten.
Auch Clara macht sich die Entscheidung nicht leicht, obwohl sie von Jennifer zunehmend unter Druck gesetzt wird.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, durch intensive Gespräche und entsprechende Handlungen ihre Protagonisten zu charakterisieren und ein realistisches Szenarium zu kreieren. Es sind die kleinen Alltagsepisoden, die der Geschichte ihr Flair geben.

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Rasanter Politthriller

Ein Fall für Kommissar Kopta / Nobelpreis für Mord
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„...Einige Minuten standen sie eng zusammen und blickten einander in die Augen. Sie sprachen leise und ein zufälliger Beobachter hätte ihre Stimmen kaum wahrgenommen...“

Es sollte das letzte Gespräch ...


„...Einige Minuten standen sie eng zusammen und blickten einander in die Augen. Sie sprachen leise und ein zufälliger Beobachter hätte ihre Stimmen kaum wahrgenommen...“

Es sollte das letzte Gespräch zwischen Jamal Khashoggi und seiner Verlobten sein. Mit den Besuch der saudischen Botschaft machte der Journalist den Fehler seines Lebens.
Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Die Handlung vollzieht sich auf zwei Ebenen. Zum einen wird die Ermordung des Journalisten beschrieben, zum anderen lässt sich der Autor ein Szenarium einfallen, dass die Hintergründe beleuchtet. Es geht dabei um die Frage, was er gewusst haben könnte.
Der Schriftstil ist ebenfalls zweigeteilt. Bei der Ermordung Jamals klingt er fast sachlich, bei der Rahmenhandlung befeuert er den hohen Spannungsbogen.
Kommissar Kopta erhält den Anruf seiner Tochter aus Köln. Deren Freundin ist außer sich, weil ihr Freund verschwunden ist, die Polizei aber nichts unternimmt. Gleichzeitig wird Spezial – Agent Slim Nesbit zu seinem Vorgesetzten beordert und nach München geschickt. Dort ist der Sohn eines amerikanischen Senators verschwunden. Beiden jungen Männern ist gemeinsam, dass sie als hochbegabt in den Naturwissenschaften gelten.
Erneut arbeiten Kopta und Nesbit zusammen. Der Thriller hat alles, was das Leserherz erfreut: eine spannende Handlung, rasante Verfolgungsjagden, unerwartete Wendungen. Und er hat mehr. Ab und an blitzt ein feiner Humor auf.

„...“Wir werden natürlich so unauffällig und geräuschlos vorgehen wie immer.“ „Ja“, stimmte Spieß mit einem leichten resignierten Lächeln zu. „Genau das ist meine Befürchtung.“...“

Hinzu kommt außerdem eine hohe politische Brisanz. Ganz nebenbei erfahre ich einiges über hochmoderne Spionagesoftware und die Möglichkeit, Ortsbestimmungen weltweit durch minimale Netzschwankungen der Frequenzen durchzuführen.
Die Geschichte führt mich von Deutschland in die Türkei und weiter nach Saudi – Arabien. Für die Ermittler wird es stellenweise sehr eng. Ab und an bekommen sie unverblümt die Wahrheit gesagt.

„...Ethische Grundsätze sind auf dieser Welt etwas für Sonntagsreden, Mister Kopta. Der Alltag sieht leider anders aus, das wissen Sie genau...“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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