Licht in der Dunkelheit
Der die Nacht erhellt„...Ich weiß nicht, wie und wann es geschah, aber in den Weiten einer wortlosen See, beim Knistern des Feuers und dem Heulen des Windes, der um das Haus toste, wurden sich die beiden einig...“
Wir schreiben ...
„...Ich weiß nicht, wie und wann es geschah, aber in den Weiten einer wortlosen See, beim Knistern des Feuers und dem Heulen des Windes, der um das Haus toste, wurden sich die beiden einig...“
Wir schreiben das Jahr 1914 in Frankreich am Argonner Forst. Mira berichtet vom letzten Gespräch zwischen Vater und Großvater. Am nächsten Morgen zieht der Vater in den Krieg.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Die Geschichte geht in die Tiefe. Sie wird abwechselnd von unterschiedlichen Protagonisten erzählt.
Der Schriftstil ist ausgereift, sehr bildhaft und emotional. Das zeigt schon das Eingangszitat.
Es sind fünf Menschen, die im Mittelpunkt der Handlung stehen. Mira, deren Lied den Soldaten Hoffnung gibt, obwohl sie alles verloren hat, was ihr Leben ausmachte, Matthew, ein junger Amerikaner, dessen Gehör die Richtung der Granaten bestimmen kann, bevor sie den möglichen Tod bringen, Kaplan George, der nach Amerika gegangen ist, um den Krieg auszuweocen und sich nun an der französischen Front wiederfindet, Henry, der plötzlich zum Kriegsberichterstatter wurde, und Captain Jasper Truett, den seine Erinnerungen nicht loslassen.
Anfangs erfahre ich eine Menge über die Vergangenheit der männlichen Protagonisten. Sie treffen 1918 in den Wäldern Frankreichs aufeinander. Eine gemeinsame Aufgabe schmiedet sie zusammen und lässt sie wachsen und reifen.
Sehr bildhaft werden die Schlachten beschrieben.
„...Stacheldraht und ausgehungerte Krater, von unserer eignen Artillerie erzeugt, verschlangen uns. Wogende Vorhänge aus grauem Rauch und Staub, die aus dem Nichts aufstiegen, verhüllten die Nacht...“
Es sind die Gespräche, die einen Blick in die Seelen der Handelnden ermöglichen. Dazu gehören auch Georges Selbstzweifel.
„...Willst du damit sagen, obwohl ein Krieg tobt und es jede Menge Kathedralen gibt, ist Gott hier im Staub dieser Straße?...“
Immer wieder geht es dabei um Licht und Dunkelheit, um Gut und Böse, um Angst und Hoffnung.
„...Der Gott, der eigenhändig das Licht erschaffen hat – nur mit seinen Worten -, dieser Gott wird in jede Dunkelheit eintauchen, um dich zu finden. Vergiss das nie...“
Henrys Artikel für die amerikanische Zeitung werden in einer besonderen Schriftart wiedergegeben. Seine Entwicklung zeigen seine Texte. Sie werden zunehmend realistischer. Er schreibt, was er sieht, nicht mehr das, von dem er hofft, dass es die Leser hören wollen.
Das Buch erzählt von Mut, von Kameradschaft bis zur Selbstaufopferung, aber auch von Leid und Verlust. Immer wieder tauchen Fragen auf, die schwer zu beantworten sind.
„...Wie konnte so viel Gutes und so viel Schlechtes im selben Universum existieren? Das war ein furchtbar düstere Gedanke...“
Es ist nicht zuletzt der Übersetzerin zu verdanken, dass die Vielfalt der Sprachbilder beim Leser ankommen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, auch oder gerade, weil es keine einfache Lektüre ist.