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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2022

Gemeinsam sind sie stark

Die letzten Ninjas und der Juwelenraub
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„...Der Tag, an dem ich Toni das erste Mal begegnete, war der erste nach einer langen, langen Reihe Regentage, an denen man besser keinen Fuß vor die Tür setzte, wenn man nicht sofort weggeschwemmt werden ...

„...Der Tag, an dem ich Toni das erste Mal begegnete, war der erste nach einer langen, langen Reihe Regentage, an denen man besser keinen Fuß vor die Tür setzte, wenn man nicht sofort weggeschwemmt werden wollte...“

Mit diesem Satz beginnt ein spannendes Kinderbuch. Der12jährige Josh erzählt die Geschichte aus seiner Sicht, muss sich aber häufig spitzfindige Kommentare von Toni gefallen lassen. Die stehen, gelb unterlegt, am Rande.

„...Lieber ein bisschen verrückt als Langeweiler. Du solltest dir nicht immer den Kopf darüber zerbrechen, was andere über dich denken könnten...“

Der Schriftstil ist der Zielgruppe angemessen. Er ist witzig und kindgerecht. Dabei gefällt mir, dass sich Josh gern einmal eigene Begriffe einfallen lässt, um die Lage zu beschreiben. Wenn zum Beispiel seine Schwerster rot wird, so nennt er das „...einen akuten Ausbruch von Rote – Flecken – Krankheit...“
Josh trainiert japanische Kampfkunst. Ansonsten ist er eher der Typ Stubenhocker. Toni dagegen ist ein quirliges Mädchen, dem es nie zu schnell gehen kann. Außerdem führt sie Hunde von Nachbarn aus. Tarzan ist eine Miniaturausgabe eines Hundes.

„„...Kann ich ihn streicheln? „Mal ja, mal nein“, antwortete Toni und es klang so, als wäre es ihr völlig gleichgültig. „Je nachdem, wie er gerade so drauf ist.“ Ich entschied mich, es lieber nicht auszuprobieren...“

Mücke ist wegen seiner Größe nicht zu übersehen. Der Name täuscht.
Josh und Toni lernen Luis und Emil kennen. Die sind befreundet. Luis ist blind. Er ist auch der einzige, dessen Kontakt Emil akzeptiert. Ansonsten legt der Wert auf Abstand.
Josh ist ein nachdenklicher Junge. Er registriert die Äußerungen der anderen. Eine wichtige Frage stellt sich ihm dabei:

„...Aber was ist schon normal?...“

Er erkennt, dass jeder von ihnen sich anders gibt. Ist das nicht alles normal?
Als bei den Juwelier Goldmann eingebrochen wird, macht Toni eine wichtige Beobachtung. Gemeinsam versuchen sie, den Fall zu lösen. Dabei bringt sich jeder entsprechend seinen Fähigkeiten ein. Natürlich geht nicht alles glatt. Außerdem lernen sie, dass der erste Eindruck täuschen kann. Doch die Vier wachsen als Team zusammen und sie schaffen, was sie sich vorgenommen haben.
Einige farbige Illustrationen veranschaulichen das Geschehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Sie tanzte ihr Leben

Die rote Tänzerin
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„...Und sie tanzte. Tanzte, als sei sie durch reinen Zufall auf die Bühne getaumelt, tanzte, als gäbe es keine Scheinwerfer, kein gierig gaffendes Publikum, nur sie und die Musik, eins waren sie und doch ...

„...Und sie tanzte. Tanzte, als sei sie durch reinen Zufall auf die Bühne getaumelt, tanzte, als gäbe es keine Scheinwerfer, kein gierig gaffendes Publikum, nur sie und die Musik, eins waren sie und doch nicht, verbunden und doch zwei...“

Wir schreiben das Jahr 1923. Der Maler Otto Dix sieht die Tänzerin Anita Berber. Sie tanzt nackt. Sie zieht ihn in ihren Bann. Otto flieht. Dann vergehen zwei Jahre.
Die Autorin hat einen außergewöhnlichen Roman über die Tänzerin Anita Berber geschrieben. Sie wählt für ihr Geschichte die Zeit, wo der Abstieg in greifbare Nähe rückt. Gleichzeitig wird auch das Leben von Otto Dix beschrieben. Eines seiner berühmtesten Bilder zeigt die Tänzerin.
Der Schriftstil ist von ganz eigener Art. Mal kurze Sätze, dann wieder umfangreichere Ausführungen.
Anita ist eine zerrissene Frau. Ihr Leben ist der Tanz. Aber ihre innere Leere betäubt sie mit Alkohol und Drogen. Die Angebote lassen im Jahre 1925 auf sich warten. Mit ihrer Unpünktlichkeit und Unbeherrschtheit ist sie für viele nicht mehr tragbar.

„...Bewundert hatte man Anita für ihre Schulmädchenfrechheit, für ihren Mut, für ihren eigenen Kopf, zumindest so lange, bis man sie für ihre Anmaßungen hasste...“

Otto lernt die Künstlerin kennen mit all ihrer Extravaganz. Er trifft aber auch die Anita im Alltagskleid und ohne Schminke. Um mit Goethe zu sprechen: Zwei Seelen wohnen ach in ihrer Brust. Übrigens gibt es noch eine dritte Seite. Die soll aber hier kein Thema sein. Otto bietet ihr an, sie zu malen.
Sehr gut gefallen mir die vielen Gespräche, die über Kunst geführt werden.

„...Kunst musste man fühlen und dann aus dem Herzen heraus verstehen, alles andere war bloßes Getue...“

Sehr detailliert erzählt die Autorin, was sich während des Malens zugetragen haben könnte, denn auch Otto Dix ist ein Getriebener. Er bekommt die Bilder des Krieges nicht mehr aus seinem Kopf.

„...Hier malte nicht ein Mann eine Frau, hier kämpfte ein Mensch ums Überleben. Jedes fertige Bild ein trotziger Triumph gegen den Wahnsinn, die Sinnlosigkeit und den Tod, ein kleiner Sieg über den Krieg und über die Bestie Mensch...“

Die Autorin versteht es, die inneren Kämpfe in starken Bildern wider zugeben. Ab und an gibt es Rückblenden zu entscheidenden Stellen in der Vergangenheit. Das erhöht das Verständnis für das Tun der Protagonisten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Freiheit der Kunst hat ihren Preis. Und Anita hat den bezahlt.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Du darfst anders sein!

Die Ringelmaus und der Waldhindernislauf
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„...Ich bin zwar anders, aber anders ist gut...“

Dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden durch das Kinderbuch. Es ist ein Buch, das Mut machen kann, Mut, sich entsprechend seinen Fähigkeiten einzusetzen.
Im ...

„...Ich bin zwar anders, aber anders ist gut...“

Dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden durch das Kinderbuch. Es ist ein Buch, das Mut machen kann, Mut, sich entsprechend seinen Fähigkeiten einzusetzen.
Im Wald ist ein Hindernislauf geplant. Alle Tiere blicken skeptisch auf die Ringelmaus und lachen sie aus. Sie ist so anders. Ob das was wird?
Das Buch zeichnet sich durch seine schönen farbigen Zeichnungen aus. Darin sind die kurzen Texte eingebettet, die meist in Form von Vierzeilern mit Reim gestaltet sind. Obwohl das Thema eher ernst ist, schwingt ein feiner Humor mit. Die Sprache ist kindgerecht, die Handlung gut nachvollziehbar.
Die Ringelmaus nimmt am Waldhindernislauf teil. Zwar bewältigt sie die Hindernisse nicht so, wie es die anderen Tiere tun, aber sie findet jedes Mal eine ihr gerechte Art, die Aufgabe zu erfüllen. Damit erarbeitet sie sich den Respekt und die Bewunderung der anderen Tiere. Sie nehmen die Ringelmaus in ihren Kreis auf. Am Ende bescheinigen sie ihr:

„...Du bist zwar anders, aber anders ist gut...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier bekommen die Kinder auf sehr schöne Art vermittelt, dass jeder seine eigene Art haben darf.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein spannender Fall

Raue Havel
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„..Hinter dem Horizont zersprang der Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen splitterten durch den grauen Himmel und ließen ihn goldrot schimmern...“

Mit dieser poetischen Naturbeschreibung an der Havel beginnt ...

„..Hinter dem Horizont zersprang der Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen splitterten durch den grauen Himmel und ließen ihn goldrot schimmern...“

Mit dieser poetischen Naturbeschreibung an der Havel beginnt das erste Kapitel des Buches. Den Prolog lasse ich außen vor, auch wenn er die historische Grundlage des folgenden Geschehens legt. Hauptkommissar Toni Senftleben genießt die morgendliche Ruhe. Noch ahnt er nicht, dass ein ganz persönlicher Fall auf ihn wartet.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der in zwei Handlungssträngen erzählt wird. Die Ereignisse im Jahre 1949 haben eine historische Entsprechung, wie ich aus dem Nachwort weiß.
Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Das zeigt schon das Eingangszitat.
Toni ist gerade mit Staatsanwältin Caren, seine Lebensgefährtin, beim Essen, als ihn ein Anruf erreicht.In einem Bootshaus wurden drei Leichen entdeckt, die dort schon jahrzehntelang schlummern. Vom neuen Besitzer des Hauses erfährt Toni, dass sich ein Journalistin bei ihm gemeldet hat. Toni fährt zu ihr, trifft auf eine verwüstete Wohnung und findet später die tote Frau im Wald.
Mir gefällt, dass der Autor auch den Nebenfiguren ein Gesicht und eine Geschichte gibt. Der neue Besitzer des Bootshauses zum Beispiel hat die Schattenseiten des Erfolgs kennengelernt.

„...Vorher war ich Nils und hinterher der neureiche Programmierer...“

Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Tod der Journalistin um einen genau geplanten Mord nadelte. In welches Wespennest hatte sie gestochen?
Gekonnt werden Tonis innere Befindlichkeiten wiedergegeben. Wer die Vorgängerbände kennt, weiß, dass er schon durch manch dunkles Tal musste.

„...Wieder einmal wurde Toni bewusst, wie schmal der Grat zwischen Sein und Nichtsein war. In den vergangenen Jahren war der Tod zu seinem ständigen Begleiter geworden...“

Gerade haben Toni und sein Team die weitere Strategie festgelegt, da wird ihnen der Fall aus den Händen genommen. Alle Ermittlungen werden unterbunden. Wer hat hier warum die Hände im Spiel?
Im Strang der Vergangenheit möchte ich insbesondere die tiefgehenden Gespräche erwähnen, die ein Zeichen für die Gespaltenheit der Zeit aber auch der Menschen sind. Hier nenne ich bewusst keine Namen.

„...Sie fand es überflüssig, darüber zu diskutieren, ob bei einem revolutionären Umbruch Fehler gemacht werden durften. Für sie war der humanitäre Aspekt entscheidend...“

In manchem sind sie und ihr Gegenüber unterschiedlicher Meinung. Doch er wird es sein, dessen Großzügigkeit und Mitgefühl ihr ein neues Leben ermöglichen.
Harte Worte hört sie von einem sowjetischen Offizier. Auch hier sollte es um Menschlichkeit gehen. Doch gesäter Hass hat Folgen.

„...Meine Eltern wurden von deutschen Soldaten ermordet. Sie waren gute und einfache Leute, die niemals jemanden etwas getan haben, und man hat sie abgeschlachtet, weil sie angeblich minderwertig waren...“

Am Ende werden nicht nur die Handlungsstränge zusammengeführt, sondern Toni und Phong finden einen Weg vorbei an ihren Vorgesetzten, um die Täter zu überführen. Natürlich heimst am Ende der Herr Kriminalrat, der sich geschickt weggeduckt hatte, die Lorbeeren ein.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass nicht nur in der Vergangenheit Menschenleben hinter politischen Befindlichkeiten zurückstehen mussten.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Sehr zu empfehlen

Miesmuschelmord
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„...Unwillkürlich seufzte sie, musste dann über sich selbst lachen. Bald würde sie doch endlich das Leben führen, von dem sie geträumt hatte. Wärme, leuchtende Farben, ein liebender Mann..

Diese Sätze ...

„...Unwillkürlich seufzte sie, musste dann über sich selbst lachen. Bald würde sie doch endlich das Leben führen, von dem sie geträumt hatte. Wärme, leuchtende Farben, ein liebender Mann..

Diese Sätze stehen in dem kurzen Prolog des Buches. Es sind Sätze voller Hoffnung. Doch das Leben spielt nicht immer so, wie wir es uns wünschen.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Mal ist er ernst, mal humorvoll. Die niederländischen Ausdrücke geben ihm das lokale Flair, aber nicht nur sie. Ich erfahre eine Menge über Miesmuscheln und lerne manch Gericht der zeeländischen Nordseeküste kennen.
Freddie wollte eigentlich für einige Tage ihre Tante Gitti und ihren Onkel Holger besuchen. Kurz vor ihrer Ankunft aber findet Holger die tote Nachbarin in ihrem Haus und Gitti ist verschwunden. Wenige Tage später legt Holger ein Geständnis ab.
Freddie nimmt nun die Ermittlungen in die eigene Hand. Inspecteur Julian Doorn geht wieder auf Distanz. Dabei hatte das gemeinsame Essen Freddie nicht kalt gelassen. Wie sagt sie so schön?

"...Es kribbelte in meiner Magengrube. Ganz sicher der Hunger..."

Während Freddie nach Gitti sucht, kommt sie mit den Leuten ins Gespräch. Dabei kristallisieren sich für sie ein paar Personen als mögliche Täter heraus. Die tote hatte sich nicht gerade viel Freude gemacht. Die Polizei allerdings scheint nicht anders zu tun, als Holger die Tat nachweisen zu wollen. Auch die Meinungen im Ort sind bezüglich Holgers Täterschaft gespalten.
Als Freddi eine junge Muschelsammlerin beobachtet, geht ihr folgendes durch den Kopf:

"...Einen Moment wünschte ich mir, dass ich meine Gedanken genauso wie sie ihre Muscheln sortieren könnte. Einfach in die Hand nehmen, prüfend betrachten und nur die richtigen behalten..."

Freddie geht sehr strukturiert vor. Sie veranschaulicht ihre Ergebnisse in einem sogenannten Fischgrätendiagramm. Am Kopf des Fisches soll dann der Täter erscheinen.
Bei ihrer Suche kommt Freddie weit auf der Insel rum. Sprachlich gekonnt werden die örtlichen Gegebenheiten mit ihren Befindlichkeiten verknüpft. Als sie ihr Rennrad durch den Sand schiebt, liest sich das so:

"...Dabei kam ich mir vor, als würde ich durch Gefühle waten. Ständig rutschte man weg, verlor ein bisschen den Boden unter den Füßen - bis es einen völlig umhaute..."

Natürlich wird der Fall logisch zu Ende geführt.
Zu Beginn des Buches veranschaulicht eine Karte die Örtlichkeiten. Ein Rezept ergänzt die Geschichte. Die niederländischen Ausdrücke werden übersetzt und es gibt ein paar zusätzliche Informationen zum Handlungsort.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt von mir eine Leseempfehlung. Ich hoffe auf weitere Bände.

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