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Veröffentlicht am 15.08.2022

Ein leises Buch mit Tiefe

Die Rückkehr der Kraniche
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„…Grete mochte jede Jahreszeit. Aber wenn der Altweibersommer leise den Herbst ankündigte, wenn die Tage so kurz wurden, dass die Wäsche im Garten bereits am späten Nachmittag Feuchtigkeit zog, spürte ...

„…Grete mochte jede Jahreszeit. Aber wenn der Altweibersommer leise den Herbst ankündigte, wenn die Tage so kurz wurden, dass die Wäsche im Garten bereits am späten Nachmittag Feuchtigkeit zog, spürte sie eine unergründliche Melancholie, die sie erst vertreibe konnte, wenn die Kastanien in den Hof fielen...“

Diese Sätze stehen auf der ersten Seite des Buches. Sie sind nur ein Beispiel für den ausgereiften Schriftstil der Autorin und bildhafte Beschreibung der Natur.
Bei dem Roman handelt es sich um ein leises Buch. Trotzdem verfügt die Geschichte über einen hohen Spannungsbogen. Der ergibt sich aus den Geheimnissen der Vergangenheit und den komplexen Beziehungen der Protagonisten. Dazu kommt, dass die Geschichte im Wechsel von Grete, Freya. Anne und Wilhelmine erzählt wird.
Da wäre zuerst Grete. Sie steht vor ihrem fünfzigsten Geburtstag und fragt sich, warum sie nie ihr Heimatdorf verlassen hat. Erst war es die uneheliche Tochter, um die sie sich kümmern musste, dann die Mutter, die sie nicht allein lassen wollte, auch wenn sie Liebe und Nähe sehnlichst gewünscht, aber nie erhalten hatte. Nur ihre Arbeit als Vogelwartin bringt ihr Ruhe und Ausgeglichenheit.

„...Sie hatte früh gelernt, dass man die Ellenbogen benutzen musste, wenn man weder durch seinen Stand noch wenigstens durch ausreichend Geld in der Familie die Türen geöffnet bekam...“

Grete hatte ihre jüngere Schwester Freya immer verteidigt. Die aber hatte mit 18 Jahren das Elternhaus plötzlich verlassen und sich in der Stadt ein neues Leben aufgebaut. Das liegt aber momentan fast in Trümmern. Ihr Freund hat sie verlassen und die Firma wird in den sozialen Medien beschimpft. Anne, Gretes Tochter, hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihrer Mutter, geht aber sehr einfühlsam it der Großmutter um. Grete hat Anne nie verraten, wer ihr Vater ist.
Wilhelmine, die Großmutter, ist ein Kriegskind. Das hat Spuren hinterlassen. Dazu kommt, dass sie schon in jungen Jahren den geliebten Mann verloren hat.

„...Ihre Mutter war nie in den Urlaub gefahren, noch nicht einmal Sonntagsausflüge mit den Landfrauen hatte sie sich gegönnt. Tagein, tagaus der Hof, die Tiere und die Kinder...“

Als Wilhelmine in der Küche stürzt und ins Krankenhaus kommt, kehren Freya und Anne nach Hause zurück. Plötzlich können sich die Frauen nicht mehr aus den Weg gehen. Werden sie zueinander finden?
Sehr einfühlsam gelingt es der Aurorin die inneren Befindlichkeiten der Protagonisten auf den Punkt zu bringen. Wilhelmine ist konsequent. Sie lehnt eine Operation ab und wird auf eignen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen. Sie weiß, dass sich ihr Leben dem Ende zuneigt. Bevor sie geht, möchte sie den Töchtern noch ein Geheimnis offenbaren. Gleichzeitig wünscht sie sich, dass sich Grete und Freya wieder annähern. Keiner weiß, warum Freya damals das Elternhaus und auch ihren besten Freund verlassen und alle Brücken hinter sich abgebrochen hat.
Ab und an blitzt ein feiner Humor auf, so bei Wilhelmine im Krankenhaus.

„...Das Toastbrot aus dem Supermarkt, welches es zum Frühstück gab, rührte sie nicht an. Das ging wirklich zu weit, dass sie diese ungesunden Pappquadrate zu sich nahm….“

Insbesondere die beiden Schwester stellen sich ab und an die Frage, was gewesen wäre, wenn sie im Leben die eine oder andere Abzweigung anders genommen hätten.
Es sind intensive Tage, die die Vier miteinander erleben. Danach werden manche Weichen für die Zukunft neu gestellt,
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat eine Tiefe, die beindruckt.

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Veröffentlicht am 14.08.2022

Gemeinsam sind sie stark

Tintoretto und seine Freunde
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„...Es war ein wunderbar sonniger Sonntagmorgen, als Tintoretto zum ersten Mal in die wunderschöne Bucht geschwommen kam. Die Bucht war durch einen dichten Wald aus Wasserpflanzen und Felsen gegen die ...

„...Es war ein wunderbar sonniger Sonntagmorgen, als Tintoretto zum ersten Mal in die wunderschöne Bucht geschwommen kam. Die Bucht war durch einen dichten Wald aus Wasserpflanzen und Felsen gegen die Blicke neugieriger Haie geschützt...“

Mit diesen Sätze beginnt ein humorvolles und trotzdem inhaltsreiches Kinderbuch. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Dazu beigetragen haben die farbenfrohen Illustrationen, bei denen vor allem die Tiere mit ihren großen Kulleraugen auffallen.
Der kleine Tintenfisch Tintoretto nimmt sein neues Reich in Besitz und gewinnt schnell Freunde. Da ist die Krabbe Crabby, die Tintoretto für ein Tiefsee – Känguru hält, die Qualle Kurt mit ihren mehr oder weniger gelungenen Gedichten, der Delfin Doppelklick und Mala Mandarinfisch.
Die Vier haben viel Spaß miteinander. Dann aber werden sie mit den Hinterlassenschaften und den Tätigkeiten der menschlichen Rasse konfrontiert.

„...Eines Tages sagte Mala ganz aufgeregt: „Die Menschen hauen alle Bäume im Regenwald um!“ Tintoretto wurde blass. „Das hast du dir nur ausgedacht, oder?“...“

Hat sie nicht. Die Vier suchen sich Verbündete, um den Menschen klar zu machen, dass es so nicht geht. Das wird nicht ihre Letzte Aktion bleiben.
Eine besondere Überraschung wartet am Schluss des Buches.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird auf humorvolle Art und ohne erhobenen Zeigefinger auf das Thema Umweltschutz aufmerksam gemacht.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Schöne Gute - Nacht - Geschichte

Gute Geschichten zur Nacht. 17 Bibelerzählungen, die stärken und ermutigen. Gute-Nacht-Gebete und Einschlafgeschichten für Kinder ab 4 Jahren zum Vorlesen beim Zubettgehen
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„...Er sagte zu den Menschen: „Ich schenke euch die ganze Erde mit allen Pflanzen, die darauf wachsen und allen Tieren, die darauf leben, die darauf leben. Alles ist für euch da. Geht behutsam damit mit ...

„...Er sagte zu den Menschen: „Ich schenke euch die ganze Erde mit allen Pflanzen, die darauf wachsen und allen Tieren, die darauf leben, die darauf leben. Alles ist für euch da. Geht behutsam damit mit und gebt gut darauf acht.“...“

Diese Worte finden sich in der ersten Erzählung, die die Schöpfungsgeschichte zum Inhalt hat. Insgesamt enthält das Buch 17 Geschichten, die von der Länge her gut dafür geeignet sind, abends vor dem Einschlafen vorgelesen zu werden.
In den Geschichten finden sich bekannte Namen wieder wie Noah, Abraham und Sara oder Jakob und Esau. Aus dem Neuen Testament sind es die Geburt Jesus, die Geschichte vom barmherzigen Samariter und vom verlorenen Sohn.
Die Geschichten lehnen sich relativ genau an den biblischen Text an, verwenden aber eine moderne und den Kindern gebräuchliche Sprache.
Dabei kommt es der Autorin nicht nur darauf an, die Kinder mit dem Inhalt der Bibel vertraut zu machen, sondern ihnen auch Werte zu vermitteln. Es ist spürbar, dass dies beim Auswählen der Themen eine Rolle gespielt hat. So steht in der Erzählung von Jakob und Esau vor allem die Versöhnung der Brüder im Mittelpunkt. Die Geschichte vom Barmherzigen Samariter endet mit folgenden Worten:

„...Jesus sagt: Habt Mitleid mit den Menschen, die eure Hilfe brauchen und helft, egal, wer diese Menschen sind...“

Zu jeder Geschichte gibt es in einem farbig unterlegten Kreis ein Gute – Nacht – Gebet, das auf die Erzählung Bezug nimmt und es auf die konkrete Situation anwendet. Es endet immer mit einem Dank.
Passende wunderschöne farbige Zeichnungen illustrieren die Geschichte.
Im Anhang finden sich zu jeder Geschichte weitere Anregungen zum Austausch über das Gelesene.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es bekommt eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Der Krimiclub ermittelt

Ein Prosit auf den Mörder
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„...Ein einmal ausgesprochener Verdacht hielt sich hartnäckiger als ein alter Kaugummi auf den Teppichboden...“

Clarissa Freifrau von Michel weiß, wovon sie spricht. Sie war lange genug Kriminalhauptkommissarin. ...

„...Ein einmal ausgesprochener Verdacht hielt sich hartnäckiger als ein alter Kaugummi auf den Teppichboden...“

Clarissa Freifrau von Michel weiß, wovon sie spricht. Sie war lange genug Kriminalhauptkommissarin. Nun aber ist es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Für ein paar Wochen mietet sie ein Forsthaus im Moselort Niedermühlbach. Noch ahnt sie nicht, dass ihr dort bald ein Toter zu Füßen liegen wird, sprichwörtlich ausgedrückt.
Der Autor hat einen lockerleichten Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Passende Metapher dienen der Beschreibung der Landschaft. Manche Sätze wirken sehr bildhaft.

„...Wenn da so viel blauer Himmel ist, dass man daraus eine Hose nähen kann, wird es noch ein netter Tag...“

Auch die Protagonisten werden gut charakterisiert. Im Gegensatz zu meiner obigen Formulierung legt Clarissa auf ihren Titel keinerlei Wert. Dafür zeigt schon die erste Situation im örtlichen Café, dass sie eine exzellente Beobachtungsgabe und hohe Analysefähigkeit hat. Sie überführt einen jungen Mann der Lüge – und der zieht nur noch Leine. Auch ihre sofortige Personenbeschreibungen sind etwas Besonderes. Irgendwie kommen mir dabei Assoziationen zu Sherlock Holmes.
Apropos Café. Auf nüchternen Magen sollte man die Beschreibung der Leckereien besser nicht lesen. Vera, die Besitzerin, wird mit folgenden Zitat perfekt charakterisiert:

„...Wird schon gut gehen, im schlimmsten Fall wird Vera alle Zeugen bewusstlos quasseln...“

Im Ort gibt es einen Krimiclub. Vera will Clarissa sofort dafür gewinnen. Erst einmal aber ist ein Dorfausflug in ein Weingut geplant. Und dort verstirbt nach dem Essen Gisbert Römer. Der Arzt diagnostiziert Herzinfarkt. Clarissa ist skeptisch. Ihr sind ein paar Ungereimtheiten aufgefallen. Der Tote hatte sich sogar beim Ausflug unbeliebt gemacht. Das war aber nicht alles.

„..Gisbert Römer hatte sich in den letzten Jahren den Ruf erworben, bei seiner Arbeit keine Gefangenen zu machen, der Mann war offenbar stets mit dem Feingefühl eines Bulldozers vorgegangen...“

Clarissa bezieht den Club in ihre Ermittlungen ein. Die Mitglieder sind mit Eifer dabei. Das ist doch was anderes, als wenn man nur über Krimis diskutiert.
Clarissa hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Neffen Alexander. Der nimmt das Leben mit Humor.

„...Ich meine, ich bin ja Weinkenner. Ich nehme so ein Glas, trinke und sage: Ah, kenn ich, das ist Wein...“

Auch über manch anderen Protagonisten gäbe es noch viel zu sagen. Das aber würde den Rahmen meiner Rezension sprengen.
Wer unblutige Krimis, überraschende Wendungen und nebenbei noch dörflichen Klatsch und Tratsch sowie Naturverbundenheit mag, ist bei dem Krimi gut aufgehoben. Nebenbei wird ihm vom Krimiclub noch das eine oder andere Buch empfohlen. Ich freue mich auf die weiteren Bände.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Schwierige Ermittlungen

Mord im Hotel Sacher
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„..“Meine Schwester kann nicht anders“, meinte Chris. „Immer im Dienst und immer auf der Suche nach Geschichten.“...“

Damit wird Sarah gut beschrieben. Die Journalistin hat einen Blick dafür, wo etwas ...

„..“Meine Schwester kann nicht anders“, meinte Chris. „Immer im Dienst und immer auf der Suche nach Geschichten.“...“

Damit wird Sarah gut beschrieben. Die Journalistin hat einen Blick dafür, wo etwas passiert. Und gerade ist ihr eine Frau aufgefallen, die auf die ein Mann zugeht. Einige Zeit später wird die Frau tot in der Toilette des Hotel Sacher gefunden.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben, den sie im bekanntesten Hotel von Wien ansiedelt.
Iris, die Tote, war eine begabte Konditorin. Als Täter kommt in erster Linie Max Brückner infrage, ihr Chef und Ex – Freund. Aber es bleiben zu viele Fragen offen. Und denen geht Sarah nach. Klar, sie soll über den Fall berichten und nicht ermitteln, aber irgendwie greift beides ineinander.
Sarah beschäftigt sich gerade mit Aberglauben und der Bedeutung von Symbolen.

„...In Europa galt die Marille wie Schokolade als Aphrodisiakum. Selbst Casanova trank Schokolade zur Stimulation...“

Sarah fällt auf, dass Iris bei der Verzierung ihrer Torten auf die Blumensprache zurückgegriffen hat. Entsprechend dem Anlass wurden gezuckerte Blüten gewählt. Daraufhin analysiert sie die Torten, die Iris für ihren Freundeskreis kreiert hat. Ihr kommt ein Verdacht.
Der Krimi ist eher von der leisen Art. Es geht um die Ermittlungen, aber auch um die Reaktion der Freunde auf Iris´ Tod, nicht um spektakuläre Aktionen.
Doch die Tote ist nicht der einzige Fall, der die Polizei beschäftigt. Eine Frau hat ihren Mann als vermisst gemeldet. Der war zuletzt im Sacher gesehen worden. Gibt es einen Zusammenhang?
Natürlich spielt im Buch auch eine Menge Wiener Schmäh eine Rolle. Das gibt der Geschichte ihr Lokales Flair.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Es wird nicht mein letzter von der Autorin gewesen sein.

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