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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2022

In Zeiten des Umbruchs

Zwischen zwei Welten
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„...Da war das Konzert der Froschmännchen am Teich, der nur ein paar Schritte vom Haus entfernt lag. Da sirrte irgendwo im Zimmer eine Mückendame auf Suche nach einer Mahlzeit...“

Es klingt wie ein idyllische ...

„...Da war das Konzert der Froschmännchen am Teich, der nur ein paar Schritte vom Haus entfernt lag. Da sirrte irgendwo im Zimmer eine Mückendame auf Suche nach einer Mahlzeit...“

Es klingt wie ein idyllische Sommerabend im Juni des Jahres 1844 in Schlesien. Dann aber reagiert Fides, Elises Hündin, auf ein Ereignis vor dem Haus. Elise glaubt in der Ferne Glühwürmchen zu sehen, bis sie erkennt, dass es Menschen mit Fackeln sind. In dieser Nacht wacht die 16jährige Elise aus ihren Mädchenträumen auf. Sie sterben im Kugelhagel der Gendarmerie.
Die Autorin hat einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er bringt die Spannungen der Zeit, aber auch die Veränderungen, die in der Luft liegen, gut auf den Punkt.
Theodor von Achenthal ist Tuchfabrikant. In seiner Familie hat er allein das Sagen. Doch seit jener denkwürdigen Nacht, in der die Weber vor der Villa auftauchten ist er verschwunden. Selbst Elise hatte schon sien Wesen erkannt:

„...Da war einer, der niemals das Heft aus der Hand geben würde, der sich nicht dreinreden ließ. Keinen Vorschlag, egal, wie sinnvoll er womöglich sein mochte, wie sachlich und höflich er vorgetragen wurde, auch nur einer näheren Betrachtung für würdig erachtet hätte...“

Die Personen werden gut charakterisiert. Elises Vater kümmert sich nun um die Fabrik. Mit weiteren Gleichgesinnten sucht er nach Wegen, das Los der Weber zu verbessern. Das Problem aber ist nicht so einfach. Schlesien ist nicht mehr konkurrenzfähig, seitdem man in England die Weberei zunehmend mechanisiert hat.
Als Elise die junge Marie nach einer Vergewaltigung in ihre Hütte begleitet, sieht sie die Not der Weber mit eigenen Augen. Schon in der Nacht des Aufruhrs waren ihr die traurigen Augen d3r Weber aufgefallen. Elise hat ein feines Gespür für andere. Sie würde ihren Vater gern zur Seite stehen. Der bezieht seine Tochter in die neuen Gedanken ein. Sie führen inhaltsreiche Gespräche.

„...Sie waren alle so elend, sahen so hungrig aus, so entsetzlich unglücklich und hoffnungslos. Ds muss anders werden, es sind doch unsere Leute, da sind wir verantwortlich!...“

Elises Mutter ist Französin. Unter der Fuchtel des Großvaters wirkte sie teilnahmslos. Als sie nun selbst die Initiative ergreift und sich überlegt, welche Möglichkeiten sie hat, die Weber zu unterstützen, blüht sie plötzlich auf. Es zeigt sich, dass sie vor Energie sprühen kann.
Der Rückblick auf einen Besuch in Frankreich zeigt, aus welchen Verhältnissen die Mutter stammt. Reich wäre untertrieben.
Konrad von Radenau geht schon länger neue Wege. Zwischen ihm und Elise entwickeln sich zarte Bande. Doch dann ändert eine Reise nach England manches.
Hier wird deutlich, dass auch die Maschinenfabrikation sind das Schlaraffenland für die Arbeiter ist. Es geht ihnen aber trotzdem besser als in Schlesien.
Ab und an werden in der Geschichte historische Personen erwähnt, sei es Alexander Dumas oder Karl Marx.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Trotz der ernstes Thematik durchzieht manche Stellen ein feiner Humor. Außerdem habe ich Etliches über Sitten und Bräuche in Schlesien gelernt. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Spannender Krimi

Saarland-Connection
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„...Nur den Kopf ein bisschen nach rechts. Und die Arme vom Oberkörper abknicken. Die Füße würde er noch einmal mit Kabelbindern fixieren müssen, damit sie nicht rausrutschten...“

Mit diesen Sätzen beginnt ...


„...Nur den Kopf ein bisschen nach rechts. Und die Arme vom Oberkörper abknicken. Die Füße würde er noch einmal mit Kabelbindern fixieren müssen, damit sie nicht rausrutschten...“

Mit diesen Sätzen beginnt der erste Teil des Buches, der sich „Overtüre“ nennt. Die Auflösung der Inszenierung lässt nicht lange auf sich warten. In der Völklinger Hütte harrt der Künstler Paulo Pausini auf die Eröffnung seiner Ausstellung. Sie soll digital übertragen werden und alles, was im Saarland Rang und Namen hat, ist dazu eingeladen. Auch Kommissarin Veronika Hart ist mit ihrem Chef vor Ort.
Dann aber kommt der Schock. In die Skulptur des Künstlers wurde, um es mal so auszudrücken, eine Leiche eingearbeitet.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben.
Der Schriftstil ist sehr gut ausgearbeitet. Er enthält viele treffende Sprachbilder wie hier bei den Gedanken des neuen Oberstaatsanwaltes.

„...Er wusste, dass alle irgendwie miteinander verbandelt waren, geschäftlich und privat. Und dass sie, wenn sie zu viel in der Suppe rühren würden, auch unappetitliche Details zu sehen bekämen, die der eine oder andere Koch vielleicht lieber verstecken würde...“

Benno Hartmann, der Tote, ist ein Bauunternehmer. Es gilt, eine Menge von Spuren zu verfolgen. Wem war er wann und warum auf den Schlips getreten? Hatte er einen Konkurrent ausgebootet? Doch auch in seinem familiären Umfeld war nicht alles eitel Sonnenschein.
Hinzu kommt, dass Veronika von vielen Seiten kritisch beäugt wird. Der Tote hatte Beziehungen bis in die höchsten Kreise. Eines erkennt sie schnell:

„...Bei der Inszenierung und der religiösen Symbolik spricht das für jemand, der Aufmerksamkeit will, der vielleicht eine Botschaft hat...“

Akribisch wühlen sich die Ermittler durch Stöße von Papier. Ganz nebenbei erfahre ich einiges über die Ausschreibungspraxis im Bauwesen und die Möglichkeiten, diese zu manipulieren.
Als es die nächste Tote gibt, wird die Zeit knapp. Hier scheint jemand gründlich aufzuräumen.
Ab und an lässt mich die Autorin einen Blick in die Seele des Täters werfen. Der fühlt sich zum Rächer berufen. Warum und wieso erfahre ich allerdings ziemlich spät. Anfangs bleibt es bei Andeutungen.

„...Es würde sicher bald eine Pressekonferenz geben. Er wollte zu gerne wissen, ob sie den Köder schon geschluckt und seine Nachricht verstanden hatten...“

Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen für einen hohen Spannungsbogen. Außerdem fließt viel lokales Flair in die Geschichte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die zu genaue Beschreibung der Taten sonst nicht mein Fall ist. Interessant fand ich den Aufbau des Krimis wie ein Musikstück. Das spiegelt sich im Namen der vier Teile.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Spannend und informativ

Young Detectives (Band 3) – Der verschollene Pharao
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„...Die Sensation dabei war, dass neben vielen originalen Fundstücken und Grabbeigaben aus den Pyramiden auch Mumie und Sarkophag des Pharaos Amenophis I. ausgestellt wurden...“

Natürlich erhalten die ...

„...Die Sensation dabei war, dass neben vielen originalen Fundstücken und Grabbeigaben aus den Pyramiden auch Mumie und Sarkophag des Pharaos Amenophis I. ausgestellt wurden...“

Natürlich erhalten die Schüler des Elitegymnasiums Eintrittskarten für diese Ausstellung. Paul fällt vor dem Gebäude ein Polizeiauto auf. Warum nur eins? Und wieso braucht man Polizei, wenn es einen Wachdienst gibt?
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi für Kinder geschrieben. Paul geht mal wieder eigene Wege, während die Drei anderen sich mit Begeisterung die Ausstellung ansehen. Im Keller entdeckt er einen zweiten Sarkophag, der dem obigen aufs Haar gleicht. Als er seine Freunde endlich dorthin führt, ist der verschwunden. Sie zweifeln Pauls Aussage an – bis er auf den Boden einen Edelstein entdeckt.
Die Young Detective sind sich sicher, dass ihnen die Polizei nicht glaubt und suchen nach Beweisen.
Der Schriftstil unterstützt die spannende Handlung, lässt aber Raum für eine Menge an Sachinformationen, sei es zur ägyptischen Geschichte oder zur Ermittlungsarbeit.

„...Na ja, nach dem Verständnis der alten Ägypter war der Pharao ja nicht tot, sondern reiste nur in eine neue Welt. Auch viele Astrophysiker glauben heutzutage, dass es Paralleluniversen gibt, Also andere Welten...“

Akribisch nehmen die Vier die Spuren auf. Jetzt interessiert sie wieder der Polizeiwagen. Vielleicht lässt sich herausfinden, woher er kam. Dabei erfahre ich als Leser eine Menge über Bodenproben und .lerne ganz neue Arten kennen.

„...Ist das Substrat nicht formbar und haftet es nicht an den Handlinien, ist es Sand. Ist das Substrat nicht formbar, aber auch nicht bindig, sondern mehlig, ist es Schluff...“

Bei der Arbeit bringt sich jeder der Vier mit seinen besonderen Begabungen ein. Seo – Yun zum Beispiel ist ein Ass am Computer. Natürlich geht nicht alles glatt. Dann ist Einfallsreichtum gefragt. Aber die Vier gelten ja als hochbegabt. Nur bei sportlichen Anforderungen wird es schwierig. Sport gehört nicht zu ihren Hobbys.
Am Ende übergeben die Vier ihre Beweise an die Polizei und führen sie zum gestohlenen Sarkophag.
Im Anhang gibt es noch eine Menge Sachwissen über Ägypten sowie über das Vorgehen von Detektiven.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gelungene Kombination aus spannender Unterhaltung und Wissensvermittlung. Ein Kritikpunkt allerdings scheint mir angebracht: Wie passt der Text auf der Rückseite zum Buch?

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Einfühlsames Kinderbuch

Bleibt Oma jetzt für immer?
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„...Auf die Idee, dass Oma länger bei uns wohnen könnte, bin ich selber gar nicht gekommen. Das war Anton, mein kleiner Bruder...“

Nach einem Fußbruch war Oma zu Klaras Familie gezogen. Sie wurde in ihrem ...

„...Auf die Idee, dass Oma länger bei uns wohnen könnte, bin ich selber gar nicht gekommen. Das war Anton, mein kleiner Bruder...“

Nach einem Fußbruch war Oma zu Klaras Familie gezogen. Sie wurde in ihrem Gästezimmer einquartiert. Der 8jährige Anton ist der erste, dem auffällt, dass irgendetwas nicht stimmt.
Der Autor hat ein einfühlsames Kinderbuch geschrieben. Es geht um die Themen Demenz und Sterben.
Der Schriftstil ist für den Inhalt angemessen. Die Geschichte wird von Klara erzählt. Über ihren Bruder Anton äußert sie:

„...Ich weiß nicht, wie ich´s erklären soll, aber manchmal kommt es mir so vor, als könnte Anton bei bestimmten Sachen nur kerzengeradeaus denken. Wenn es darum geht, was man tut und was nicht...“

Erstaunlicherweise ist Anton derjenige, der mit viel Geduld und häufigen Nachfragen die Oma zu der einen oder anderen Tätigkeit animiert. Er scheint auch mit keiner Ablehnung zu rechnen.
Es sind so Kleinigkeiten, die zeigen, dass es kurze Aussetzer gibt. Klara sieht das am Blick der Oma, wenn sie zurück in der Wirklichkeit ist. Sie nennt es Eichhörnchenblick. Warum? So nennt man den Blick von Schüler, die plötzlich von ihren Lehrern aus den Tagträumen gerissen werden.
Schon bei dem Unfall allerdings deuten sich Probleme an. Warum ist die Oma die Treppe hinauf gekrochen, obwohl sie das Handy in der Tasche hatte? Warum hat sie ihren Sohn und nicht den Notarzt angerufen? Ich finde Antons Beschreibung der Krankheit passend:

„...Sie verirrt ich in ihrem eigenen Leben...“

Natürlich geht es nicht nur um die Krankheit. Es gibt viele humorvolle Momente und für die Kinder geht das normale Leben weiter. Der Urlaub ist anders, denn der Vater bleibt mit der Oma zu Hause. Die Familie fliegt nach Finnland, der Heimat von Klaras Mutter. Es sind unbeschwerte Tage mit den finnischen Großeltern und den Cousins. Klara und ihre beste Freundin Ida tauschen sich über ihre vorhandenen oder nicht vorhandenen Beziehungen zu Jungen aus. Übrigens ist es wieder Anton, der die Wahrheit erkennt.
Nach dem Urlaub ist die Erkrankung fortgeschritten. Hinzu kommt, dass sie Wasser in der Lunge und eine Herzschwäche hat. Plötzlich steht die Frage im Raum, ob eine größere Operation noch sinnvoll ist. Die Antwort ist dann nicht mehr nötig.
Mehrere Schwarz – Weiß – Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie man Menschen auch im Alter ihre Würde lässt, indem man sie liebevoll in das Geschehen mit einbezieht, ihre Wünsche berücksichtigt und die verbleibenden Möglichkeiten nutzt.

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Veröffentlicht am 06.08.2022

Wie das Leben so spielt

Jeder Tag bringt seine Geschenke mit. Man muss sie nur auspacken.
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„...Manche Geschenke finden zu einem, manche Geschenke des Lebens versteht man erst im Nachhinein – oder wenn man unter die Verpackung schaut...“

Dieser Satz findet sich im Vorwort des Buches, wo die ...

„...Manche Geschenke finden zu einem, manche Geschenke des Lebens versteht man erst im Nachhinein – oder wenn man unter die Verpackung schaut...“

Dieser Satz findet sich im Vorwort des Buches, wo die Autorin kurz erläutert, wie sie zum Schreiben der Geschichten kam.
Dann folgen 22 kurze Erzählungen, die sich mehr oder weniger um Geschenke drehen. Die Geschichten sind realistisch und mitten aus dem Leben gegriffen. Oft haben sie einen ernsten Hintergrund und enthalten doch eine Prise feinen Humor.
Auf ein paar möchte ich näher eingehen.
Zwei Freundinnen wollen sich treffen. Eine wartet vergebens vor der Galerie.Dann entscheidet sie sich anzurufen. Die zweite wartet auch – an einem anderen Ort. Wie das passieren konnte, ist hier nicht wichtig. Wichtig ist die Schlussfolgerung:

„...Aber das ist das Gute an Freundinnen: Sie klären ihren Standpunkt, lachen über Missverständnisse und gehen aufeinander zu...“

Klassentreffen – immer wieder ein Thema für Überraschungen. Hier steht im Mittelpunkt die besondere Idee des Deutschlehrers. Danach war die Klasse nicht mehr die alte. Plötzlich sah jeder nicht darauf, was der andere falsch macht.
Wie gehen wir mit Menschen um, die nicht ins Schema passen, weil sie zu dick, zu dünn, zu groß oder was auch immer sind? Und wie reagiert derjenige darauf? Die folgenden Worte haben mir sehr gut gefallen.

„...Während sie meine Daten in den Computer eingibt, fällt mein Blick auf ein Poster hinter ihr mit einem Spruch von Oscar Wilde. „Sei du selbst“, steht darauf, „alle anderen sind schon vergeben.“….“

Eine weitere Geschichte beginnt mit folgenden Sätzen:

„...Immer diese Experten! Im Vorbeigehen lese ich: Eine Banane enthält genauso viele Endophine wie eine Rippe Schokolade...“

Hier bin ich voll auf der Seite der Autorin. Banane kann, Schokolade muss sein!
Natürlich hätten auch die anderen Erzählungen ein paar Bemerkungen verdient. Das aber würde den Rahmen einer Rezension sprengen.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Ich habe es sicher nicht das letzte Mal in die Hand genommen.

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