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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2022

Joy ist eben Joy

Ich bin Joy
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„...Laut Mama gibt es Ereignisse im Leben, die wie ein Messer durch die Zeit schneiden,das heißt, von da an gibt es für immer ein Vorher und ein Nachher, und nachher ist nichts mehr, wie es war...“

Noch ...

„...Laut Mama gibt es Ereignisse im Leben, die wie ein Messer durch die Zeit schneiden,das heißt, von da an gibt es für immer ein Vorher und ein Nachher, und nachher ist nichts mehr, wie es war...“

Noch ahnt Joy nicht, dass die Reise, die ihnen die Eltern ankündigen, ein solches Erlebnis sein wird.
Die Autorin hat ein humorvolles Kinderbuch mit ernstem Hintergrund geschrieben.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Obiges Zitat zeigt, wie gut die Autorin das Spiel mit der Sprache beherrscht. Die zehnjährige Joy erzählt das Geschehen aus ihrer Sicht. Ihre Eltern würde man als Weltenbürger bezeichnen. Sie haben ihre Berufe auf verschiedenen Kontinenten und unterschiedlichen Ländern ausgeübt. Joy hatte Freunde auf der ganzen Welt. Unterrichtet wurden sie und ihre drei Jahre ältere Schwester von den Eltern.

„...Manches haben Claude und ich sogar nur deshalb gelernt, weil wir eben nicht zur Schule gingen. Zum Beispiel sprechen wir dreieinhalb Sprachen, und in fünf oder sechs anderen kennen wir jede Menge guter Schimpfwörter...“

Nun steht eine Rückkehr nach England an. Der Großvater braucht Hilfe. Joys erster Eindruck von ihm liest sich so:

„...Thomas Elefantenohr Blake weiß nicht, wie seine nächsten Nachbarn heißen, obwohl er hier schon länger wohnt, als ich Fahrradfahren kann. Die links nennt er Schreihälse und die rechts Messies...“

Der zweite Name des Großvaters entstammt Joys Phantasie. Er ändert sich im Laufe der Geschichte mehrmals.
Joy freut sich auf die Schule. Dann aber lernt sie deren Schattenseiten kennen. Still sitzen, ruhig sein und Forderungen wörtlich abzuarbeiten, fällt ihr schwer. Sie hatte nie Probleme, Freunde zu finden, aber in der Schule will es ihr nicht gelingen.

„...Ich wurde in eine Kolonie Ameisen gesteckt und gehöre nur leider zur falschen Art...“

Schön, dass Joy das Leben trotzdem noch mit Humor nimmt und alles versucht, Probleme zu lösen. Dazu gehört ebenfalls, dass sie den Großvater gekonnt aus seiner Komfortzone lockt.
Und dann soll auch noch die uralte Eiche einem neuen Schulgebäude weichen. DAS geht gar nicht. Natürlich fällt Joy eine Menge ein, wie man das verhindern könnte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die lebenslustige und offen Joy gibt der Geschichte ein besonderes Flair.

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Wo liegt das Motiv?

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
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„...Ein Meter Unkraut und dann die Carabinieristation Tal-Valle, die für die nächste Zeit mein Arbeits- und Wohnort sein wird. Das schäbigste Haus in einem Dorf, in dem alles schäbig ist...“

Pietro Carminati ...

„...Ein Meter Unkraut und dann die Carabinieristation Tal-Valle, die für die nächste Zeit mein Arbeits- und Wohnort sein wird. Das schäbigste Haus in einem Dorf, in dem alles schäbig ist...“

Pietro Carminati tritt seinen Dienst in einem kleinen Dorf in den Südtiroler Bergen an. Als Italiener nach Südtirol geschickt zu werden, kommt einer Strafversetzung gleich. Das passiert, wenn man sich in die falsche Frau verliebt. Sein Vorgänger Salvatore freut sich nach vierzig Jahren auf seinen Ruhestand. Passiert war in dem kleinen Ort nie was. Aber ausgerechnet an Pietros ersten Tag wir eine Toter im Fluss gefunden. Unfall oder Mord?
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil gibt die örtlichen Verhältnisse sehr gut wieder.
Pietro stellt schon bei seinen ersten Gesprächen fest, dass die Einwohner ziemlich maulfaul sind. Wenn er ein Wort als Antwort bekommt, ist das schon viel.
Am zweiten Tag gibt es den nächsten Toten. Bei dem ist die Sachlage eindeutig. Er wurde an eine Marterl geflochten. Bei der Witwe konstatiert Pietro:

„...Wie unsichtbare Masken tragen sie ihre Gleichgültigkeit vor sich her, mustern mich beinahe feindselig, als hätte ich ihr Unglück zu verantworten. Da ist sie wieder, diese Mauer...“

An wenigen Stellen kommt ein fast schwarzer Humor durch. Zwei Waldarbeiter hatten den Ertrunkenen gefunden. Dabei ergab sich folgendes Gespräch mit Pietro:

„...“Und er ist sicher tot?“ „Hab ihm die Schnapsflasche vor die Nase gehalten und er hat nicht danach gegriffen. Also ja.“...“

Der Fall zieht sich. Zwar gibt es einen Verdächtigen, aber der hat eigentlich ein Alibi. Und dann passiert der nächste Mord - wieder an einem Marterl..
Es gibt nur zwei Personen, die mit Pietro reden. Einer ist der Pfarrer Valentin, der selbst noch nicht richtig im Ort angekommen ist. Der zweite ist ein Junge, den Pietro beim Kirschen klauen erwischt. Die Frohnatur scheint nicht ins Dorf zu passen.
Der Pfarrer äußert einige Theorien, die auf die Motive für die Morde zutreffen könnten. Allerdings klingen sie etwas skurril. Pietro hat aber immer mehr den Verdacht, dass vom Dorf der Täter gedeckt wird.
Hinzu kommt, dass Pietro auch private Probleme hat. Seine Freundin ist eher nervig als hilfreich.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der komplexe Sachverhalt war schwer zu durchschauen, die Auflösung eine echte Überraschung, aber logisch bis ins letzte Detail.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

Wunderschön

Auch Engel brauchen mal 'ne Pause
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„...Du warst so beschäftigt damit, anderen zu helfen, dass du keine Zeit hattest,für dich selbst zu sorgen. Dabei bist du genauso wichtig...“

Das begreift der kleine Engel am Ende des Buches. Davor aber ...

„...Du warst so beschäftigt damit, anderen zu helfen, dass du keine Zeit hattest,für dich selbst zu sorgen. Dabei bist du genauso wichtig...“

Das begreift der kleine Engel am Ende des Buches. Davor aber war eine Menge passiert.
Die Autorin hat ein berührendes Buch geschrieben. Es geht darum, die eigene Grenzen zu erkennen und selbst Hilfe anzunehmen, wenn notwendig.
Der kleine Engel war auf die Erde geschickt worden, um den Menschen zu helfen. Die Aufgabe nahm er ernst. Er war Tag und Nacht beschäftigt. Der Bau seines Häuschens allerdings musste warten. Immer kam etwas anderes dazwischen.
Eines Tages wollte sie zwei Kühen helfen, Baumstämme zu entfernen, damit die Tiere wieder ans Wasser konnten. Doch plötzlich fehlte ihr die Kraft dazu. Was war geschehen?
Diese Bildergeschichte für Erwachsene ist ein besonderes Kleinod. Davon zeugt die hohe Papierqualität, die wunderschönen farbigen Bilder und die kurzen, aber inhaltsreichen Texte, die auf farbigen Hintergrund in die Illustrationen passend integriert wurden.
Im Nachwort wird auf die Entstehung des Buches hingewiesen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der kleine Engel hat begriffen, dass es kein Fehler ist, vertrauensvoll Hilfe anzunehmen und dass manche Dinge gemeinsam leichter werden.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Mord aus Rache

Venezianische Feindschaft
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„...Caliano bemerkte einen brennenden Schmerz im Rücken. Er war getroffen worden. Mit einem Stöhnen sackte er zu Boden...“

Die Geschichte geht sofort spannend los. Bei der Übergabe von einer Lieferung ...

„...Caliano bemerkte einen brennenden Schmerz im Rücken. Er war getroffen worden. Mit einem Stöhnen sackte er zu Boden...“

Die Geschichte geht sofort spannend los. Bei der Übergabe von einer Lieferung Diamanten wird der Juwelier Caliano angeschossen, ein Wachmann ist tot und der zweite verschwunden. Damit ist Commissario Luca Brassoni wieder gefordert.
Erneut hat die Autorin einen fesselnden Krimi in Venedig angesiedelt. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil fördert zum einen die rasante Handlung, lässt aber auch Raum für das Privatleben der Ermittler und für die Wiedergabe des Flairs von Venedig.
Der Überfall auf den Juwelier war nicht der erste. Vor wenigen Jahren kam der Vater des jetzigen Inhabers bei einer ähnlichen Tat um. Der oder die Mörder wurden nie gefunden. Die gestohlenen Juwelen sind bisher nicht aufgtaucht.
Schnell sind nun einige Verdächtige zur Hand. Doch ein wirklicher Durchbruch gelingt nicht. Deshalb suchen die Ermittler in der Vergangenheit. Einmal ist der Begriff „Feindschaft“ gefallen. Natürlich hat Fabio Calianos Vater auf den Weg zum ersten Juwelier der Stadt seine Konkurrenten nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Liegt hier das Motiv für die Überfälle? Ging es in erster Linie darum, die Familie zu ruinieren?
Einige Personen im Umfeld des Juweliers hatten mit Sicherheit Dreck am Stecken. Waren sie aber auch für den Überfall verantwortlich?
Detailliert lässt mich die Autorin an den Ermittlungen, aber auch an den Gedanken der Ermittler teilnehmen.
Wenn Luca mit seinem Hund Picco zur Entspannung durch die Stadt geht, lerne ich manch Ecke von Venedig kennen.

„...Das Wasser des Canal Grande glitzerte im Sonnenlicht. Die Menschen in der Vaporetti bestaunten das Spalier von prachtvollen Palast- und Kirchenfassaden entlang der gewundenen Wasserstraße...“

Natürlich mischt Caruso, Lucas Cousin und Journalist, wieder fleißig mit. Er versteht es, die Menschen zum Reden zu bringen und aus Tratsch und Klatsch wichtige Informationen zu filtern.
Als Luca klar wird, dass der Juwelier noch immer in Lebensgefahr ist, muss es plötzlich ganz schnell gehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Tiefgründige Geschichte

Träume im Wind
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„...Hinter dem Balkon des oberen Stockwerks und im Erdgeschoss luden je drei bodentiefe Sprossentüren zum Eintreten ein. Darüber waren halbrunde, ebenfalls mit weißen Sprossen unterteilte Fenster angebracht, ...

„...Hinter dem Balkon des oberen Stockwerks und im Erdgeschoss luden je drei bodentiefe Sprossentüren zum Eintreten ein. Darüber waren halbrunde, ebenfalls mit weißen Sprossen unterteilte Fenster angebracht, deren dunkelgrüne Holzläden den gebogenen Schwung aufnahmen...“

Diese Sätze vermitteln nur einen kleinen Eindruck des Hauses, vor dem Marly gerade steht. Gleichzeitig zeigen sie, wie gekonnt die Autorin mit Worten spielen kann und wie detailliert ihr Beschreibungen sind.. Was hat es nun mit dem Haus an der malerischen Küste der Normandie auf sich? Marly ist eine von drei Erbinnen. Warum und wieso ist ihr ein völliges Rätsel, genau wie den beiden anderen auch. Keiner kann sich erinnern, die Verstorbene je gekannt zu haben.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt sich schon an der guten Charakterisierung der Protagonisten. Marly stammt aus Deutschland und ist Lehrerin. Joscelin ist eine französische Geschäftsfrau und Lucienne hat in Kanada in einfachen Verhältnissen gelebt. Allerdings ist sie eine begnadete Köchin.
Schnell wird klar: Die Erblasserin hat nichts dem Zufall überlassen. Verkaufen sie das Haus, ist das Geld zu spenden, behalten sie es, gibt es genaue Vorgaben, was zu tun ist.
Ab und an klingt leise an, dass die Einwohner das Geschehen mit Argusaugen beobachten. Sie haben gute Gründe dafür, denn sie kannten die Erblasserin und ihre Geschichte – im Gegensatz zu mir als Leserin. Am Anfang wirft das Geschehen eine Menge an Fragen auf. Daraus ergibt sich die hohe innere Spannung der Geschichte.
Und dann sind es die Gespräche zwischen den drei so unterschiedlichen Frauen, die dem Geschehen eine besondere Tiefe und ein ganz eigenes Flair geben.

„...Joscelin neigte den Kopf zur Seite und musterte Marly lange Zeit nachdenklich. „Was erwartest du von den Menschen, die dich lieben, Marly?“ Die Frage war herausfordernd. Wusste sie das überhaupt?...“

Außerdem gibt es Sätze, die einfach dazu anregen, über sie nachzudenken und weiter zu denken. Sylvie, die junge Gärtnerin, spricht über Blumen. Wirklich nur?

„...Gemeinsam sind sie schön. Und dabei ist es egal, welches Alter die Blumen haben, ob sie auf einer sonnigen Lichtung oder im Schatten der Bäume gewachsen sind. […] Sie sind alle wichtig und werden gebraucht, denn im Miteinander sind sie perfekt...“

Natürlich geht es nicht immer ernst und tiefgründig zu. Das Zusammenleben unterschiedlicher Charaktere bedingt logischerweise auch Konflikte, vor allem dann, wenn Schwierigkeiten auftreten. Da kommt es schon einmal hart auf hart. Marly ist diejenige, die es meist schafft, die Wogen zu glätten.
Ein feiner Humor findet sich an passenden Stellen.

„...“Gesteh mir doch bitte zu, lernfähig zu sein. Ja, man kann die eine oder andere Arbeit auch noch am darauffolgenden Tag erledigen.“ „Daran erinnere ich dich bei Gelegenheit.“...“

Es macht Freude zu lesen, wie sich die Charaktere weiter entwickeln. Sie waren schon am Anfang nicht stromlinienförmig, sondern jede hatte ihre Stärken und Schwächen. Letztere wurden mehr oder weniger sanft abgeschliffen, erstere verstärkt. Dazu kamen überraschende Begabungen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es beleuchtet auf gekonnte Weise unterschiedliche Facetten der Liebe: zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Menschen, die ein gemeinsames Werk in Angriff genommen haben. Ein Zitat, dass fast am Ende der Geschichte steht, soll meine Rezension abschließen.

„...Sie verstand plötzlich das Wesen der Liebe. […] Liebe wurde verschenkt und durfte als Geschenk angenommen werden. Sie war der Klebstoff zwischen den Menschen...“

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