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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2022

Wissenschaft mal anders

Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch
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„...Sich intelligent über Wissenschaft lustig zu machen, die komplexen Zusammenhänge moderner Wissenschaft so auf ein menschliches Maß zu bringen, das ist die Methode des liebevollen Humors...“

Diese ...

„...Sich intelligent über Wissenschaft lustig zu machen, die komplexen Zusammenhänge moderner Wissenschaft so auf ein menschliches Maß zu bringen, das ist die Methode des liebevollen Humors...“

Diese Worte stammen aus dem Vorwort des Buches. Dann erklärt der Autor auf unnachahmliche Art verschiedene wissenschaftliche Begriffe. Dabei geht es quer durch unterschiedliche Wissenschaftszweige. Arsen, außerirdisches Leben, Gezeiten, Gold, Kohlenstoffkreislauf, Monde, Teilchen, Urknall sind nur einige der Themen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Ein gewisses Grundwissen an Fachbegriffen wird allerdings vorausgesetzt.
Nehmen wir als Beispiel das geozentrische Weltbild. Hier beginnt der Text mit einem Zitat von Goethe:

„...Das geozentrische Weltbild, mein lieber Eckermann, das ist doch das Natürlichste der Welt. Man steht hier auf dem Erdboden, und schaut sich an, wie sich alles um einen dreht...“

Klingt logisch, ist aber falsch. Hier irrt Herr von Goethe. Anhand greifbarer Beispiele, die man selbst nachvollziehen kann, zeigt der Autor, wo die Probleme liegen.
Amüsant sind auch die Überschriften. Zum Thema Gezeiten lautet sie:

„...Faltencreme für die Erde...“

Bei der Erläuterung des Immunsystems geht es um das Wechselspiel von Angriff und Abwehr. Das liest sich so:

„...Man hat also die einen, die rüsten auf; dann hat man die anderen, die rüsten nach, Abrüsten will da keiner, die bakteriologische Friedensbewegung steckt seit Jahrtausenden in den Kinderschuhen fest...“

An manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Gefallen aber haben mir die griffigen Alltagsbeispiele, mit denen versucht wird, komplexe Zusammenhänge zu erläutern.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.07.2022

Kritische Texte

Nachts sind das Tiere
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„...Wer die grundlegenden Freiheiten aufgibt, um vorübergehend etwas mehr Sicherheit zu erkaufen, hat weder Freiheit noch Sicherheit verdient…

Dieses Zitat von Benjamin Franklin steht in einem der Texte ...

„...Wer die grundlegenden Freiheiten aufgibt, um vorübergehend etwas mehr Sicherheit zu erkaufen, hat weder Freiheit noch Sicherheit verdient…

Dieses Zitat von Benjamin Franklin steht in einem der Texte der Autorin. Es zieht sich aber wie ein roter Faden durch die Essays.
Das Buch enthält zum Teil überarbeitete Essays aus den Jahren 2005 bis 2014. Eines ist allen gleich. Haarscharf analysierend nimmt die Autorin die Politik und ihre Ergebnisse in den Mittelpunkt. Dabei wurde deutlich, dass einige Themen schon im Meer der Geschichte verschwunden sind. Wer regt sich heute noch über die Spionagetätigkeit der Amerikaner auf?
Das Themen Datenschutz und Manipulation der Massen nehmen in den Texten einen breiten Raum ein. Nicht in jedem Punkt gehe ich mit der Autorin konform. Trotzdem bleibt der kritische Blick auf die Entwicklung.

„...Ein mündiger Mensch kann auf seine Fähigkeit vertrauen, das rechte Maß der dinge ohne Messgeräte zu ermitteln. Selbstvermessung hingegen ist das Gegenteil von Selbstvertrauen…

Das klingt wie ein Kampf gegen Windmühlen. Hier wurden die Worte von der Realität überholt.

„...Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Ergebnisse von Datenauswertung über das Schicksal des Einzelnen entscheiden können – ob er einen Kredit bekommt, ob er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, ob er ein Flugzeug besteigen darf...“

Auch hier werden die Finger konkret in die Wunde gelegt. Eine Frage aber bleibt offen: Wollen wir das überhaupt wissen, was mit unseren Daten geschieht?

Ab und an kommt eine heftige Ironie zum Tragen:

„...Wenn der Pinscher mit dem Kläffen fertig ist, wird die Dogge freundlich lächeln und sagen, dass alles, was die USA tun, im Rahmen der Gesetze erfolgt...“

Das Buch lässt mich nachdenklich zurück.

Veröffentlicht am 04.07.2022

Schöne historische Detektivgeschichte für Kinder

Die Jagd nach dem Stiefel
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„...Die Klasse, die die beiden Arbeiterjungen Paule Karst und Jack Büttner besuchten, war so, wie damals eine Volksschulklasse zu sein pflegte, in die zwölfjährige Kinder gingen. Da gab es größere und ...

„...Die Klasse, die die beiden Arbeiterjungen Paule Karst und Jack Büttner besuchten, war so, wie damals eine Volksschulklasse zu sein pflegte, in die zwölfjährige Kinder gingen. Da gab es größere und kleinere, dickere und dünnere, blonde und schwarze, fleißige und weniger fleißige Jungen und Mädchen...“

Und wie in Schulklassen üblich, kam es auch zu Grüppchenbildung. Paule und seine Freunde nannten sich die Rotschlipse. Bei ihnen waren auch Mädchen gern gesehen, bei ihren Gegnern hatten sie nicht zu suchen.
Das Buch spielt im Jahre1932 in Berlin. Das Besondere daran ist, dass der Autor die Zeit selbst erlebt hat. Die erste Variante der Geschichte entstand 1932, aber erst 1952 kam es zu einer Veröffentlichung auf Deutsch.
Als Paule einen Hof betritt, um die Zeitungen auszutragen, findet er einen Toten. Paule kennt ihn. Er weiß, dass er zur Antifa gehört. Die Polizei fällt nicht gerade durch eifrige Ermittlungen auf. Da entdecken die Kinder in der Nähe das Tatorts eine Zeitung mit einem Stiefelabdruck. Für sie ist klar: Der Träger der Stiefel ist der Mörder.
Die Rotschlipse machen sich auf die Spur des Täters. Dabei gehen sie sehr logisch vor. Das beginnt schon mit der Sicherung der Zeitung.

„… Am Ende nehmen sie uns noch die Zeitung weg und dann ist alles versaut. Wenn erst mal außer uns jemand von der Geschichte hört, dann weiß der Halunke […] auch bald davon...“

Deutlich wird, dass der Schriftstil und die Wortwahl aus der Zeit stammt. Die politischen Grabenkämpfe zeigen sich auch in den Gesprächen der Kinder. Allerdings arbeiten bei den Rotschlipsen sowohl Kinder von Kommunisten als auch von Sozialdemokraten zusammen. Zwei der Mädchen sind jüdischer Herkunft. Das lässt sie die Gegenseite erkennbar spüren.
Die Gruppe hält zusammen. Jeder springt für den anderen ein, wenn Not am Mann ist. Das sorgt dafür, dass sie am Ende den Täter der Polizei präsentieren können.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was Freundschaft und Zusammenhalt vermögen.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Rebekkas Entscheidung

Auf der anderen Seite des Sturms
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„...Bruder Daniel lachte leise. „Und, wie findest du sie?“ Friedrich holte tief Luft, ohne den Blick von ihr zu nehmen. „Sie ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken.“ ...

„...Bruder Daniel lachte leise. „Und, wie findest du sie?“ Friedrich holte tief Luft, ohne den Blick von ihr zu nehmen. „Sie ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken.“ Er hielt feierlich inne...“

Wir schreiben das Jahr 1882, als sich Friedrich und Rebekka das erste Mal begegnen. Rebekka ist Witwe. Ihr Mann Wilhelm, Missionar und Arzt, verstarb in China an der Cholera. Nun kehrt sie mit ihren beiden Kindern zurück nach Deutschland. Unterwegs erhielt sie einen Brief von Friedrich. Daniel aus der Berliner Missionsstation hat die Fäden verknüpft. Pfarrer Friedrich ist ebenfalls Witwer und steht mit drei Kindern allein da.
Die Autorin hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt schon das Eingangszitat.
Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen begleite ich Friedrich und Rebekka auf ihrer ersten gemeinsamen Wegstrecke, zum anderen erfahre ich, was auf dem Schiff passiert ist. Bei Rebekka hat die lange Schiffsreise Spuren hinterlassen. Während eines Sturms hat ihr der Kapitän Pierrot das Leben gerettet. Die Nacht danach kann und will sie nicht vergessen. Doch Pierrot ist kein gläubiger Mensch. Nun muss sich Rebekka entscheiden.
Für Friedrich dagegen ist alles klar.

„...Seine Gefühle glichen einen Blütenmeer der Obstbäume, das vor dem Zugfenster in der flachen Landschaft wie ein buntes Band in den Weiten der endlosen Plantagen und Wiesen an ihnen vorbei zog. Er lächelte...“

Rebekka heiratet Friedrich. Wann aber wird sie ihm die Wahrheit über ihren Zustand sagen? Ein zweites Problem gilt es zu lösen. Jakob, Rebekkas Sohn, hat zum einen den Tod seines Vaters noch nicht verwunden, zum anderen auf dem Schiff viel Freiheit genossen. Nun muss er sich in das geordnete Leben eines Pfarrhauses fügen und gleichzeitig in der Schule zurecht kommen. Das wird schwierig, denn er kennt keine Regeln.
Friedrich selbst hat eine Kindheit ohne Liebe und eine Ehe hinter sich, die seine Eltern eingefädelt haben. Er sehnt sich nach Liebe – und weiß doch nicht, wie man darum kämpft.
Sehr gut wird die innerer Zerrissenheit der Protagonisten dargestellt. Gleichzeitig aber ist ein zunehmender Reifeprozess zu erkennen.
Eine gewisse Leichtigkeit kommt durch Justus, ein Freund Friedrich und ein Arzt, in die Handlung.

„...“Warum hast du nie geheiratet?“ Friedrich blies eine Wolke in den Raum. Justus grinste. „Ich hielt es mit den Frauen bisher wie mit der Medizin. Ich nahm nur eine, wenn ich eine Brauchte.“...“

Friedrich bringt Rebekka Schwimmen und Tanzen bei. Als Missionsfrau war das für sie bisher kein Thema. In einer schwierigen Phase aber taucht Pierrot wieder in ihrem Leben auf. Was nun?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es gibt die Lebensansichten und die Zeitverhältnisse gut wieder. Gleichzeitig sind es viele tiefgründige Gespräche, die die Handlung prägen.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Frida im Schussfeld der Presse

Die Küstenkommissarin – Tod in der Bucht (Frida Beck ermittelt 2)
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„...“Seine Leiche wurde heute früh bei Hohwacht gefunden“, erklärte Frida. „Er steckte noch im Taucheranzug.“...“

Mit diesen Worten will Frida im Taucherclub die Männer zum Reden bringen. Und sie erfährt ...

„...“Seine Leiche wurde heute früh bei Hohwacht gefunden“, erklärte Frida. „Er steckte noch im Taucheranzug.“...“

Mit diesen Worten will Frida im Taucherclub die Männer zum Reden bringen. Und sie erfährt sofort einige Neuigkeiten. Der Tote wollte an einer Stelle tauchen, die nicht dem momentanen Fundort entspricht. War der versierten Taucher eine Missgeschick passiert?
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Es ist der zweite Krimi aus der Reihe. Er lässt sich problemlos lesen, auch wenn man das erste Buch nicht kennt. Wichtige Informationen zu den Protagonisten sind enthalten. Dabei sind es gerade diese Informationen, die das Interesse am vorhergehenden Band wecken, denn ich weiß zwar, was passiert ist, aber nicht wie und warum.
Der Schriftstil passt zum Genre. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen.
Eine Untersuchung der Taucherflasche bringt es ans Licht. Hier hat jemand seine Hände im Spiel gehabt. Nur wer?
Doch während Frida alle Hände voll zu tun hat, um den Fall aufzuklären, wirft ihr eine Journalistin immer wieder Steine in den Weg. Paulina Zornheim feuert eine Attacke nach der anderen auf sie ab. Das ist so geschickt gemacht, dass es nicht als Verleumdung erkennbar ist. Sie tut alles, damit Paulina von dem Fall abgezogen wird. Wo aber liegt ihr Motiv?
Frida ermittelt auch auf der Werft von Rose Rautenberg. Die aber hat gerade andere Probleme. Zum einen tut ihre Tochter alles, um in der Öffentlichkeit aufzufallen und sich von der Mutter abzusetzen, zum andern gibt es Rückgabeforderungen der ehemaligen Besitzer.

„...Was heißt hier zurück? Das ist absurd! Die Werft ist seit über siebzig Jahren im Besitz der Familie Rautenberg...“

Fiete, eine Angestellter der Werft, ist sauer.
Die Schlinge um den möglichen Täter scheint sich immer weiter zuzuziehen, als ein zweiter Mord passiert. Er passt ins Bild und der Fall scheint gelöst. Dann aber hört Frida zufällig eine Bemerkung und plötzlich ergibt sich ein völlig neues Bild.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen hat, dass wichtige gesellschaftliche Themen gestreift werden.

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