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Veröffentlicht am 22.10.2022

Spannender historischer Roman

Die letzte Fehde an der Havel
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„...Das Dorf, in dem sie lebten gehörte dem Grafen von Ruppin, dem die Bauern zwar nicht hörig, aber abgabepflichtig waren. In den Urkunden der Grafschaft wurde die Siedlung unter dem Namen Luchow geführt...“

Carl ...

„...Das Dorf, in dem sie lebten gehörte dem Grafen von Ruppin, dem die Bauern zwar nicht hörig, aber abgabepflichtig waren. In den Urkunden der Grafschaft wurde die Siedlung unter dem Namen Luchow geführt...“

Carl und Rudi sind Freunde. Gemeinsam waren sie auf den Feldern unterwegs. Noch ahnen sie nicht, dass sich an diesem Tag ihr Leben für immer verändern wird.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt steht zum einen Dietrich von Quitzow, der wirklich gelebt hat, zum anderen Carl.
Dem Roman ist eine Karte vorangestellt.
Der Schriftstil ist ausgereift und passt in die Zeit.
Wir befinden uns im Jahre 1401. In der Mark Brandenburg liegen die Adligen häufig miteinander in Fehde. Leidtragende sind die Bauern, aber auch die Kaufleute in den Städten.
Auch Luchow wird überfallen. Rudi stirbt, seine Schwester Anne wird geschändet. Carl, der aufbegehrt, wird mitgenommen. Anführer ist Dietrich von Quitzow. Er macht deutlich, was er von Bauern hält.

„...Ungewaschenes Gesindel, zu nichts zu gebrauchen. Eine Beleidigung fürs Auge. Diese unförmigen, farblosen Kutten!...“

Aus heutiger Sicht würde man Dietrich von Quitzow als Raubritter bezeichnen. Er macht Carl zu seinem Waffenknecht, nachdem der mehrmals bei Ausbrüchen gescheitert ist. Als Leser lerne ich nun das Leben auf einer Burg kennen, aber auch die Kampftechnik der damaligen Zeit. Zwischen Carl und Dietrich entwickelt sich eine Art Hassliebe. Carl will Rache für Annes Schändung, empfindet aber das Leben als Waffenknecht zunehmend als angenehm.

„...Der Krieg ist gnadenlos. Es geht um Leben und Tod. Ein Fehler, und du stehst nicht wieder auf. Aber der Lohn ist ungleich höher...“

Plötzlich hat Carl Geld in den Händen und muss sich nicht um seine Speise und Unterkunft sorgen. Töten wird sein Handwerk. Dann aber kommt mit Friedrich von Hohenzollern ein neuer Landesherr. Wird Carl seine Chance zur Flucht nutzen?
Es ist beeindruckend, wie die Autorin die Entwicklung ihrer Protagonisten aufbaut. Das gilt nicht nur für Carl, sondern auch für die Frauenfiguren im Roman. Nur einer scheint sich nicht zu verändern – Dietrich von Quitzow. Für ihn sind Menschen Spielfiguren in seinem Leben, die er gekonnt manipuliert und nach seinem Bilde formt.
Auch in Adelskreisen ist Treue kein Wert. Man folgt dem, der größere Beute verspricht.
Ein Personenregister und ein Nachwort ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gtu gefallen.

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Harte Kost

Das Wolfsmädchen
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„...Über 20000 verwahrloste deutsche Kinder flüchteten infolge des Zweiten Weltkriegs ab 1946 aus dem sowjetisch besetzten, nördlichen Ostpreußen nach Litauen, um nicht den Hungertod sterben zu müssen. ...

„...Über 20000 verwahrloste deutsche Kinder flüchteten infolge des Zweiten Weltkriegs ab 1946 aus dem sowjetisch besetzten, nördlichen Ostpreußen nach Litauen, um nicht den Hungertod sterben zu müssen. Man hat sie Wolfskinder genannt...“

Mit diesen Sätzen beginnt das Vorwort des Autors. Es deutet an, was einen als Leser erwartet. Ursula, eines der Wolfskinder, steht im Mittelpunkt. Das Buch ist eine Kombination aus Lebensbeschreibung und Sachbuch. Ursulas Geschichte wechselt mit Fakten zum Zeitgeschehen.
Das Buch ist keine leichte Lektüre. Die realistische Schilderung der Verhältnisse ist teilweise extrem heftig. Es war mir nicht bewusst, was Hunger mit Menschen machen kann.
Nach Vorwort und Einleitung erfahre ich als Leser einiges über die Historie von Königsberg. Dort wurde Ursula 1935 geboren. Schon früh kümmert sich das Mädchen um die jüngeren Geschwister. Das Verhalten der Mutter ist schwer verständlich. Der Vater ist im Krieg.

„...Warum ist ihre Mutter so gefühlskalt? Warum so egoistisch?...“

Nach der Bombardierung Königsbergs spitzt sich die Situation zu. Der Mutter wird die Abreise gen Westen nahegelegt, da sie vier Kinder hat. Doch sie lehnt ab. Das wird ihr Ursula ihr Leben lang nicht verzeihen, denn sie ist es, die sich mit ihren neun Jahren nun um Lebensmittel für die Familie kümmern muss.
Immer wieder untersetzt der Autor mit Zahlen und Fakten, was das Kriegsende für Königsberg bedeutete. Hier wird nichts beschönigt, die Verbrechen beim Namen genannt. Doch dazwischen gibt es kurze Episoden der Menschlichkeit.
Ursula gelingt es, mit dem Zug nach Litauen zu kommen. Dort kann sie sich satt essen. Litauen gilt unter den Wolfskindern als das gelobte Land. Sie kehrt mit Lebensmitteln zu ihrer Familie zurück. Einer zweite Reise nach Litauen, bei der sie die Mutter begleitet, ist keine Rückkehr mehr beschieden. Die jüngeren Kinder bleiben bei einer Bekannten zurück. Das Verhältnis zur Mutter wird zunehmend ambivalenter. Ursula ist die Handelnde, die Mutter die Nutznießerin.
Nur kurze Kapitel sind der erzwungene Ausreise in die DDR gewidmet. Dort besucht Ursula die Schule und macht eine Ausbildung. 1953 flieht sie mit der Mutter in die BRD. Auch hier ist der Anfang kein Zuckerschlecken.

„...Während viele Geflüchtete aus der DDR bald leidvoll erkennen müssen, dass sie auch im Westen nicht sonderlich willkommen sind und erneut mit Vorurteilen zu kämpfen haben, wird Ursula und Martha bewusst, dass sie als Heimatvertriebene unter den Flüchtlingen sogar noch weiter unten stehen. An unterster Stelle...“

Ursula gelingt es, sich von der Mutter zu lösen. Sie heiratet und baut sich ein eigenes Leben uaf. Erst nach der Wende arbeitet sie ihre Vergangenheit auf. Dazu gehört ein Dankschreiben an Litauen, das Land, das sie in schwerer Zeit aufgenommen hat.
Im Buch werden einige weitere Schicksale von Wolfskinder kurz skizziert. Deutlich wird, dass die Zeit tiefe Spuren hinterlassen hat. Vieles ist bis heute nicht aufgearbeitet.
Das Buch arbeitet ein dunkles Kapitel der Geschichte auf. Es sind Einzelschicksale, die berühren.

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Spannend und informativ

Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi
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„...Nachdem die Freunde Malas Insel – Nuvola – verlassen und die Nebelwand diesmal problemlos durchflogen hatten, befanden sie sich wieder über dem großen weiten Meer...“

Mit diesem Satz schließt das ...

„...Nachdem die Freunde Malas Insel – Nuvola – verlassen und die Nebelwand diesmal problemlos durchflogen hatten, befanden sie sich wieder über dem großen weiten Meer...“

Mit diesem Satz schließt das Buch zeitnah an Band 4 an. Zuvor gibt es eine kurze Zusammenfassung des bisherigen Geschehens.
Der Autor hat eine inhaltsreiche Fortsetzung geschrieben. Die Kinder sind unterwegs zu dem indigenen Volk der Wapatumi in Südamerika. Dort hoffen sie, eine Pflanze zu erhalten, die den Siedlern im Regenwald hilft, in Einklang mit der Natur zu leben.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Er lässt sich flott lesen.
Eingebunden in die Geschichte sind vielfältige Informationen, die meist mit Umweltthemen gekoppelt sind.

„...Also, Erdöl ist eine dickflüssige schwarze Flüssigkeit, die man für vielerlei Dinge brauchen kann...“

Sie erkennen aber schnell die Gefahr des Erdölteppichs auf den Meer für die Lebewesen.
Mit dem Volk der Wapatumi hat der Autor ein einzigartiges Gemeinwesen kreiert. Sie nehmen die Kinder und die Tiere freundlich auf und machen sie mit ihrer Lebensweise vertraut.

„...“Wir haben keinen Anführer“, erklärt Kajabi. „Nur einen Rat, der sich aus ein paar sehr jungen und den ältesten Stammesmitgliedern zusammensetzt. Die Kinder, weil es um ihre Zukunft geht, und die Ältesten, weil sie in ihrem Leben ein Maß an Weisheit erfahren haben.“….“

Sie weisen aber auch auf die Schattenseiten der Zivilisation hin. Werden sie den Kindern die seltene Pflanze mitgeben?
Das Buch besticht durch seine farbliche Gestaltung. Dazu gehören die vielen liebevollen Zeichnungen. Besonders aber ist, dass die Geschehnisse der Nacht auf dunklem Grund und die bei den Wapatumi auf grünen Untergrund erzählt werden
Zu Beginn ist eine Karte enthalten, die auch die bisherige und die zukünftige Reiseroute .enthält.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das liegt auch daran, dass den Kindern Werte des miteinander Umgehens vermittelt werden. Natürlich gibt es auch abenteuerliche Szenen.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Nicht für jeden geeignet

Dein Name
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„...Ich bin in einem ganz kleinen Dorf in Deutschland aufgewachsen. Die anderen Kinder fanden mich immer ein bisschen eigenartig..“

Mit diesen Worten beginnt ein Kinderbuch, in dem die Schauspielerin ...

„...Ich bin in einem ganz kleinen Dorf in Deutschland aufgewachsen. Die anderen Kinder fanden mich immer ein bisschen eigenartig..“

Mit diesen Worten beginnt ein Kinderbuch, in dem die Schauspielerin Diane Kruger ihre eigene Kindheit widerspiegelt. Zum einen geht es darum, dass sie andere Interessen hatte als ihre Mitschüler. Zum anderen wurde sie wegen ihres Namens gehänselt.
Dann erfährt sie, woher ihr Name stammt. Dadurch sieht sie ihn mit anderen Augen.
Während einer Reise nach England erkennt sie ihre Begabungen. Sie weiß nun, welchen Weg sie gehen möchte.
Das Buch zeichnet sich durch seine wunderschönen Illustrationen aus. Die kurzen Texte sind gekonnt in die Zeichnungen eingebunden.
Das Kinderbuch ist ein sehr persönliches Buch der Autorin. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens kurz aufgezeigt wird, ob sich die Beziehung zu den anderen Kindern mit der Zeit gebessert hat. Anders gesagt, mir fehlt die soziale Komponente.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Nicht jeder Name aber so leicht deutbar. Man sollte sich überlegen, wem man es schenkt.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Harte Schicksale

Anatomie eines Wunders
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„...Mit welch unerschütterlicher Sicherheit und Freude wir damals diese schicksalhafte Entscheidung treffen konnten! Keine Warnung, keine Drohung vermochte uns zu verunsichern. Ganz klar lag der Weg vor ...

„...Mit welch unerschütterlicher Sicherheit und Freude wir damals diese schicksalhafte Entscheidung treffen konnten! Keine Warnung, keine Drohung vermochte uns zu verunsichern. Ganz klar lag der Weg vor uns, und er führte nach Afrika...“

Der Blick der Autorin geht zurück zu ihrer Anreise nach Afrika. Damals ahnte sie nicht, auf welchen Kulturschock sie sich gefasst machen musste. Mittlerweile sind fast 14 Jahre vergangen. Sie lebt nun mit Mann und Kindern in Kenia. Hier wartet ein Erleben auf sie, dass ihr alles abverlangt.
Die Autorin hat ihre eigene Geschichte erzählt. Natürlich wurden dabei aus Sicherheitsgründen die Namen geändert und das eine oder andere verfremdet.
Wir schreiben das Jahr 2007. Marianna hat sich beruflich neu orientiert. Sie arbeitet als Praktikantin mit Flüchtlingen in Nairobi. Dort lernt sie Hammeso und Jala kennen.
Hammeso ist Äthiopier, musste aus der Heimat fliehen, hatte sich in Kenia ein neues Leben aufgebaut und dort Kenntnis von Menschenhandel erhalten. Sein Kampf dagegen bringt ihn in Lebensgefahr.
Die Geschichten von Hammeso und Jala sind ein einziges Trauma – und das ging im Flüchtlingslager weiter. Jala wartet seit Monaten vergebens auf Nachricht von Mann und Kind.

„...Ganz anders Jala. Die Tränen, die über ihre Wangen rollten, schillerten in allen Schattierungen. Sie trugen die Farbe der Hoffnung und die der Trauer, die Farbe der Wut und die der Angst, die Farbe des Lebens und die des Todes...“

Sehr eindringlich schildert die Autorin das Leben in Nairobi mit all seinen Gefahren, aber auch die Verhältnisse von Armut und Korruption. Das Flüchtlingszentrum wird von der UNHCR betreut. Es zeigt sich, dass hier nicht nur die Kontrolle der Mitarbeiter versagt. Es ist der einzelne Mitarbeiter, der entscheidet, wem geholfen wird und wem nicht. Was hinter den Kulissen läuft, ist undurchsichtig. Das bekommt auch Marianna zu spüren. Die aber lässt sich nicht einschüchtern und nutzt Wege in höhere Etagen.
Was das Buch zu einer besonderen Geschichte macht, sind die Glaubensgespräche, die Marianna mit Hammeso, aber auch ihrer Mutter führt. Für sie, deren Glauben noch nicht gefestigt scheint, stellt sich die Frage, wie man bei all dem Leid nicht mutlos wird. Eine der Antworten lautet:

„...Ich denke, wenn ein Mensch nach soviel Leid immer noch an Gott glauben kann, dann muss er ihn wohl irgendwann einmal persönlich erlebt haben...“

Ihre Mutter malt dazu gedanklich ein Bild, das sehr anschaulich ist.

„...Was mir in geistigen Nöten immer geholfen hat, ist die Vorstellung, das Leben wäre ein Teppich, der von unserer Perspektive nur von unten zu sehen ist: tausende verknüpfte Fäden, chaotisch und zufällig. Von oben aber zeigt sich ein wunderschönes Muster...“

Mariannas Praktikum wird mit fadenscheinigen Gründen abgebrochen. Trotzdem gelingt es ihr, mit Hammeso in Kontakt zu bleiben. Vertreter des UNHCR tun alles, um seine Zukunft zu gefährden. Doch dann geschieht eine Wunder …
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass Glaube auch in dunkler Zeit trägt. Es vermittelt aber auch eine Ahnung davon, was beim Umgang mit Flüchtlingen falsch läuft und warum viele den gefahrvollen Weg nach Europa auf sich nehmen.

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