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Veröffentlicht am 06.06.2022

Eine schwierige Entscheidung

Der fränkische Uhrmacher
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„...Der Mann, auf den ich hinweise, war weder ein Soldat, der im Krieg ums Leben gekommen wäre, noch ein Ritter, der bei der Verteidigung einer Dame sein Leben gelassen. Er war ein friedlicher Mensch von ...

„...Der Mann, auf den ich hinweise, war weder ein Soldat, der im Krieg ums Leben gekommen wäre, noch ein Ritter, der bei der Verteidigung einer Dame sein Leben gelassen. Er war ein friedlicher Mensch von gutem Ruf, ein Uhrmacher aus der Reichsstadt Zürich. Sein Name war Johann Rudolph Stadler...“

Dieses Zitat vom Anfang des Buches weist sofort darauf hin, was mich in der Geschichte erwartet. Gleichzeitig ist es ein Beleg für den gehobenen Schriftstil des Buches.
Der Autor hat eine spannende Geschichte geschrieben, in der er sehr detailliert das Leben des Uhrmachers, aber auch die Zeitverhältnisse beschreibt.
Das Geschehen beginnt im Jahre 1632 in Konstantinopel.
Rudolph zeigt sich als ein Mann, der sein Handwerk perfekt beherrscht, aber auch gern zu Scherzen aufgelegt ist.

„...Ich bin nicht ehrgeizig, Tavernier. Ich bin glücklich, wenn ich mein Handwerk gut mache und mein Leben ruhig und glücklich verläuft...“

Als Uhrmacher wird Rudolph Stadler häufig zum herrschenden Großherrn gerufen. Nun aber möchte der, dass ein einheimischer Türke zum Uhrmacher ausgebildet wird. Rudolph entschließt sich, heimlich mit Tavernier nach Persien zu reisen und sich dort eine neue Existenz aufzubauen.
Die Reise mit all ihren Ereignissen wird ausführlich beschrieben. Sie machen unter anderen Station in Jerewan. Außerdem werden während der Reise einige Lebensgeschichten erzählt. In einer wird eine Warnung ausgesprochen.

„...Der Gunst des Fürsten kann man verlustig gehen wegen eines kleinen Fehlers,, und viele am Hofe neiden mir mein Glück...“

Gerade diese Erzählungen weisen schon auf die Wankelmütigkeit des Herrschers hin. Außerdem sind die Strafen in Persien drakonisch.
Angekommen in Persien erringt Rudolph die Anerkennung des Schahs. Doch er wird gewarnt. Der Schah gilt als schwacher Herrscher. Eines Tages verstößt Rudolph gegen die Gesetze des Landes, obwohl ihm keine andere Wahl blieb. Er hat nur eine Möglichkeit: Übertritt zum Islam. Verweigert er dies, wird er enthauptet. Wie wird er sich entscheiden? Und welche Rolle spielt der Schah bei der ganzen Sache?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Ein etwas anderer Roadtrip

Janke oder Die Reise zum Nil
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„...Er betrachtete seine jüngsten Zeichnungen und Pläne, Querschnitte und Aufrisse. Hinter seinem Rücken trappelten Insassen dieser Stelle, Janke spürte ihren Blicke. Er ließ sie gewähren...“

Wer war ...

„...Er betrachtete seine jüngsten Zeichnungen und Pläne, Querschnitte und Aufrisse. Hinter seinem Rücken trappelten Insassen dieser Stelle, Janke spürte ihren Blicke. Er ließ sie gewähren...“

Wer war Karl Janke? Geisteskranker oder Genie? Oder beides? Der Autor versucht in seinem Buch eine Annäherung an den Erfinder und Konstrukteur. Gleichzeitig nimmt er mich mit auf einen besonderen Roadtrip durch Sachsen und Brandenburg.
Die Geschichte lässt sich gut lesen, auch wenn die kleine Schrift gewöhnungsbedürftig ist. Der Schriftstil ist sehr abwechslungsreich.
Wie fing alles an? Tim Feldmann soll für eine Immobilienfirma Verhandlungen mit den Besitzern von Schloss Hubertusburg aufnehmen. Dort war eine psychiatrische Heilanstalt untergebracht. Seine Bemühungen führen zu keinem Erfolg. Seine private Beziehung scheitert. Er charakterisiert sein Leben so:

„...Auch jetzt, wo ich vor meinem alten alpenweißen Golf stand und meine Habseligkeiten betrachtete, erschien mir alles irgendwie fremd und urkomisch: Seit sechzehn Jahren tingelte ich nun so durchs Leben, das schon fünfunddreißig Jahre zählte, ohne mehr zusammengekauft und angesammelt zu haben...“

Da drückt ihm der Leiter der Klinik Konstruktionszeichnungen und Briefe von Karl Janke in die Hand. Der war seit 1947 in der Klinik untergebracht. Dabei stößt Tim auf die Beziehung zwischen Janke und Evelyn. Zusammen mit zwei Begleitern macht sich Tim auf die Suche.
Das Buch beinhaltet einerseits die Reise Tims, anderseits - in anderer Schriftart - das Leben von Karl Janke. Letzteres zeugt von intensiver Recherche des Autors. Dazu gehört auch, dass er Originaldokumente verwendet hat.
In dem Roadtrip der Gegenwart werde ich in die Feinheiten der Immobilienwirtschaft eingeführt. Das klingt dann so:

„...Aber die Aufmachung im Vorfeld, um die Kunden ins Boot zu holen, also der Anstrich des Boots ist eigentlich wichtiger als die Auskunft, wohin die Fahrt geht. Und das Beste: Unsere Passagiere zahlen nicht nur für die Überfahrt, sie rudern auch selbst...“

Tim findet Evelyn. Die alte Dame bringt sein Leben für wenige Tage völlig durcheinander. Sie weiß sich durchzusetzen und ihre Ziele deutlich zu formulieren. Sie möchte an den Nil. Erst einmal tingeln sie durch Sachsen und Brandenburg und erleben eine Menge Überraschungen. Evelyn verspricht Tim Informationen über Janke, also muss er sie bei Laune halten. Eines Tages redet sie Klartext mit Tim.

„...Also, der Janke in Ihrem Alter, der hatte mehr Mumm und Zug. Schneiden Sie sich von ihm mal eine Scheibe ab und jammern Sie sich nicht ständig so durchs Dasein. Anderen Leuten geht’s auch nicht immer prächtig...“

Spannend war für mich das Leben Karl Jankes. Es erzählt von Krieg und Nachkriegszeit und vom Leben in der DDR. Letzteres erfährt dabei keine Wertung. Manchmal wirkt es wie eine Persiflage. Ich denke dabei insbesondere und die Rede des Bezirkssekretärs vor den Kranken am ersten Mai. Ich habe mich köstlich amüsiert, kann mir aber vorstellen, dass das genauso abgelaufen ist. Anderseits werden Begriffe aus dem DDR – Alltag wie selbstverständlich verwendet. Auch die Lieder der Zeit klingen an.
Jankes physikalische Ideen hätte ich mir stellenweise etwas ausführlicher gewünscht.Das betrifft vor allem den von ihm beschriebenen Antrieb. Ich weiß, was er nicht war, aber leider nicht, wie er funktionieren sollte.
Ab und an hatte er erstaunliche Geistesblitze.So zieht er aus dem Verhalten der Supermächte folgende Schlussfolgerung:

„...Zwei mit Munition beladene Lastwagen rasten nebeneinander her, und es würde nur eine Frage der Zeit sein, dass sie miteinander kollidierten oder am Ende der Gasse in die Mauer donnerten...“

Janke hatte in Hubertusburg teilweise Sonderrechte. Obwohl er Patient war, durfte er seinen Forschungen nachgehen. Ernst genommen hat man ihn allerdings nicht. Klar wird, dass sein Leben durch den Krieg geprägt war. Er hatte sich auf die Fahne geschrieben, dass seine Erfindungen nur zu friedlichen Zwecken genutzt werden durften und ohne Atomkraft auskommen mussten.
Es passt, dass die beiden Handlungsstränge jeweils durch eine stilisierte Rakete getrennt werden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe nicht nur vieles über Karl Janke erfahren, sondern auch auf den Roadtrip Orte kennengelernt, die es sicher zu besuchen lohnt.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Spannender Krimi

Koks im Kiel
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„...Ein dumpfer Schlag von unten. André knallt mit seiner Brust auf das Steuerrad. […] Das Schiff ist gegen etwas Hartes geprallt...“

Noch ahnt André nicht, was die Folgen dieser Kollision sein werden. ...

„...Ein dumpfer Schlag von unten. André knallt mit seiner Brust auf das Steuerrad. […] Das Schiff ist gegen etwas Hartes geprallt...“

Noch ahnt André nicht, was die Folgen dieser Kollision sein werden. Das Schiff hat sie relativ gut überstanden, aber im Kiel erwartet sie eine Überraschung.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen, zumal sie etwas anderes aufgebaut ist wie sonst üblich.
Der Schriftstil passt sich dem Genre an. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen.
Nach Jahren sehen sich Franz und André wieder. Beide waren einst Anwälte, haben aber nicht ganz freiwillig den Beruf an den Nagel gehängt. André wird so beschrieben:

„...André ist ziemlich groß, fast eins neunzig und hat etwas zugelegt Früher war er schlank, jetzt ist da ein deutlicher Bauchansatz. Er ist blond mit welligen Haar...“

Franz betreibt eine Bootswerft. André sucht eine neue Herausforderung. Als ihm preiswert eine Segeljacht angeboten wird, greift er zu. Der obige Unfall ereignet sich bei der Überfahrt nach Mallorca. Im Kiel des Bootes, der sich durch den Unfall verbogen hat, entdecken die Segler Kokain. Einige Päckchen sind ins Meer gerutscht. Sie legen diese zurück.
Was tun? André wendet sich an Franz. Der lässt seine Kontakte spielen und organisiert eine Überwachung des Abtransports. Dabei identifizieren sie den Schmuggler.
Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass das Vorgehen von Franz und seinen Leuten detailliert beschrieben wird. Als Leser bin ich immer nahe dabei. Auch die Diskussionen über das weitere Vorgehen darf ich verfolgen. Zunächst will man die Füße still halten, um nicht ins Schussfeld der Täter zu geraten.
Dann aber ändert sich plötzlich die Lage. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie gibt einen guten Einblick in die Welt der Drogenschmuggler und zeigt, welche Folgen unbedachte Alleingänge haben können.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Berührende Geschichte

Bevor ich mich an dich verliere
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„...Ihrer lieben Freundin ging es schlecht. Sehr schlecht. Wie hatte sich ihr Zustand in nur zwei Tagen so rasant verschlechtern können?...“

Zoe ist mit ihrer Freundin auf einem Brautschiff nach Britisch-Kolumbien ...

„...Ihrer lieben Freundin ging es schlecht. Sehr schlecht. Wie hatte sich ihr Zustand in nur zwei Tagen so rasant verschlechtern können?...“

Zoe ist mit ihrer Freundin auf einem Brautschiff nach Britisch-Kolumbien gekommen. Jane wurde schon vor der Ankunft isoliert. Sie hat nur noch wenige Tage zu leben.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil ist leicht lesbar, gibt den Buch aber stellenweise eine Tiefe, die berührt. Es ist die raue Welt der Goldgräber, die die Kolonie geprägt hat. Was fehlt, sind Frauen. Auch Zoe, die einst in einer Textilfabrik gearbeitet hat, hofft auf einen Ehemann. Zuvor aber möchte sie ihren Zwillingsbruder Zeke finden.
Während Zoe bei Jane ist und dort mit Pastor Abe spricht, erscheint Hermann Cox. Der Witwer war mit einer Indianerin verheiratet. Jetzt sucht er Eltern für sein Baby. Zoe nimmt sich des Kindes an.
Schon die ersten Gespräche zwischen Zoe und Pastor Abe sind sehr inhaltsreich.

„...“Meine Mutter hat auch so gebetet“, sagt sie. „Wie?“ „Als wäre Gott direkt bei uns und würde uns hören.“...“

Abe ist in einer Ausnahmesituation, als Zoe bei ihm erscheint und ihm sagt, dass sie heiraten will. Plötzlich geht alles sehr schnell. Kurze Zeit später sind sie verheiratet. Das hatten wieder sie noch er so geplant.
Zoe wird im Buch sehr gut charakterisiert. Sie hat ein Händchen für den Umgang mit Kindern. Selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, sieht sie die Not anderer und ist bereit, ihnen unter die Arme zu greifen.

„...Zoe hatte sich nie als besonders freundlich eingeschätzt. Nein, aber sie war entschlossen, einfallsreich und hartnäckig. Diese Eigenschaften hatten ihr geholfen zu überleben...“

Trotzdem ist Zoe von sich selbst nicht besonders überzeugt. Das zeigt sich darin, dass sie immer wieder hinterfragt, ob sie für einen Pastor die richtige Frau sei, denn erstammt aus einer begüterten Familie.
Zoe und Pastor Abe leben eher wie Bruder und Schwester zusammen. Zwar mögen sie sich,aber keienr traut sich, das dem anderen mitzuteilen. Der Bischof ist gegen diese Ehe. Er macht dem Pastor klar, dass sie das Kind nicht behalten dürfen. Das aber sieht Zoe anders – und sie kommuniziert das deutlich.
Sehr gut werden die gesellschaftlichen Verhältnisse beschrieben. Der Pastor ist nicht nur für den Ort zuständig, sondern er geht auch in die Lager der Goldgräber.
Mit passenden Metaphern wird die beeindruckende Landschaft und manch Himmelsereignis beschrieben.

„...Die Nordlichter boten auf den Rückweg zur Hütte ein atemberaubendes Schauspiel. Grüne, gelbe und rötliche Streifen leuchteten vor dem Hintergrund von Millionen Sternen am Himmel...“

Es gibt noch manches Auf und Ab, bevor alle Missverständnisse ausgeräumt sind.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Viele detaillierte Anregungen

Pettersson und Findus – Mein Abenteuerbuch
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„...Ob zelten oder schnitzen, Lagerfeuer machen oder Buden bauen, nacths die Natur erkunden oder einen Ausflug machen, kleine und große Tiere beobachten – was der alte Petterson mit Findus unternimmt, ...

„...Ob zelten oder schnitzen, Lagerfeuer machen oder Buden bauen, nacths die Natur erkunden oder einen Ausflug machen, kleine und große Tiere beobachten – was der alte Petterson mit Findus unternimmt, ist immer ein Abenteuer...“

Mit diesen Zeilen wird in das Kinderbuch eingeführt. Man weiß also sofort, was einen erwartet. Das Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt, die jeweils mit einer anderen Farbe unterlegt sind.

- Kleiner Kater, großes Abenteuerbuch
- Petterson findet den Weg
- Zelten mit Petterson und Findus
- Findus forscht
- Tipps und Tricks von Signhild

Allen Kapiteln ist gemeinsam, dass die Texte nicht länger als nötig sind, dafür aber mit vielen Bildern und Zeichnungen gearbeitet wird. Manche Texte stehen in Kreisen, andere in Rechtecken.
Aufzählungen beginnen mit Blättern. Wichtige Wörter werden farbig hervorgehoben.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Orientierung. Kompass, Weltkugel mit Beschriftung der Himmelsrichtung, Zeichnung und Erklärung zum Finden des Polarsterns und Moos an Bäumen werden hier unter anderen dargestellt.
Immer wieder gibt es Hinweise auf Geräte oder Hilfsmittel, die sich Kinder selbst herstellen können, sei es ein Schattenkompass, Duschgel oder Stockbrotteig.
Häufig wird in einem Kästchen aufgelistet, was man alles für die Tätigkeit braucht.
Gut finde ich außerdem, dass auf Gefahren hingewiesen wird. Bei einigen Abenteuer wird auf die Anwesenheit eines Erwachsenen wert gelegt. Eine Übersicht über essbare und giftige Pflanzen ist im Buch. Der behutsame Umgang mit der Natur klingt in mehren Themen an.
Manchmal werden Aufgaben formuliert, so zu einer Nachtwanderung.
Die Bilder von Petterson und Findus fehlen auf keiner Seite. Sie zaubern häufig ein Lächeln aufs Gesicht.
Das Bch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bietet vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten mit Kindern in der Natur. Das eine oder andere, zum Beispiel das Schnitzen, lässt sich auch im Zimmer realisieren.

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