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Veröffentlicht am 19.09.2023

Guter zweiter Streich von Stehn

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Von Malin Stehn hatte ich über die Feiertage zwischen Weihnachten und Neujahr passenderweise „Happy New Year“ gelesen, was mich wirklich gut unterhalten hatte und nun kommt mit „Nur eine Lüge“ schon das ...

Von Malin Stehn hatte ich über die Feiertage zwischen Weihnachten und Neujahr passenderweise „Happy New Year“ gelesen, was mich wirklich gut unterhalten hatte und nun kommt mit „Nur eine Lüge“ schon das zweite Buche, was nach einem recht ähnlichen Prinzip funktioniert. Wir wissen, dass am Ende etwas Schlimmes passiert und wir haben mehrere Perspektiven, um uns nach und nach der Wahrheit zu nähern.

Während ich das erste Buch von der Autorin selbst gelesen habe, war „Nur eine Lüge“ als Hörbuch vorliegend und ich muss wirklich sagen, dass es bei so multiperspektivischen Erzählungen wirklich ein besonderes Geschenk ist, zumal eben für alle vier Perspektiven auch eine eigene Stimme gewonnen wurde, so dass ich alleine schon mit der Stimme jeweils perfekt in die Figur einfinden konnte. Natürlich macht es das Buch nicht weniger gut, aber so zu lauschen und wirklich verschiedene Stimmen im Ohr zu haben, das ist nochmal ein besonderes Highlight. Ich habe mich auch wirklich gut durch die Geschichte leiten lassen, weil die Erzählung gut aufgebaut ist. Sie wird über zwei Zeitebenen hinweg erzählt. Wir haben verschiedene Ereignisse in der Vergangenheit sowie den Hochzeitstag, der einiges noch einmal auf den Kopf stellt. Das Gute ist auch, dass auf beiden Ebenen immer wieder so kleine Hinweise gestreut werden, die eine kleine Wendung darstellen, so dass die bislang getätigten Gedanken sich wieder auflösen und man wieder anders denken muss. Deswegen finde ich auch nicht, dass „Nur eine Lüge“ einen Hänger oder Ähnliches aufweist.

Ich habe zwar zwischendurch mal kritisch darüber nachgedacht, ob es wirklich so clever war, die Perspektiven nur auf Familie Brandt zu verteilen, denn irgendwo ist es doch auch die Geschichte der Nihlzéns. Dennoch hatte es natürlich auch etwas Spezielles, eben diese eine Familie zu haben und dann aus vier Perspektiven sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart einen Blick zu bekommen, der viele Dissonanzen offenlegt. Denn das bleibt in Stehns Stilistik sehr klar erhalten. Natürlich haben wir Fragen zu beantwortet, die aus einem klassischen Kriminalroman entstammen könnten, aber vor allem ist es eben eine Charakterstudie, die am Ende auch so offen gestaltet ist, dass man sich aufgrund der angehäuften Informationen über die Figuren ausgiebig Gedanken machen kann, wie es wohl weitergeht. Es bleibt zwar offen, aber weil man sie kennengelernt hat, bleiben dann doch nur wenige Optionen übrig und das ist eben faszinierend, wie intensiv Stehn da Charaktersierungen schaffen kann.

Dennoch waren die Perspektiven für mich nicht immer gleichwertig. Manchmal hätte ich mir eine andere Gewichtung gewünscht, manches Mal schienen gewisse Kapitel das Geschehen nicht vorwärts zu bringen, aber gerade im Nachhinein denke ich doch, dass alles seinen Sinn hatte. Manches vom Anfang konnte man erst am Ende wieder gebrauchen, um sich da etwas zu erklären. Deswegen muss man klar sagen, dass Stehn es schafft, mit ihren Büchern wirklich komplexe Zusammenhänge zu erzeugen, die einfach zu unterhalten wissen. Mir wurde auf jeden Fall zu keinem Zeitpunkt langweilig.

Fazit: „Nur eine Lüge“ ist ein zweites wirklich empfehlenswertes Buch von Malin Stehn und speziell als Hörbuch mit vier verschiedenen Stimmen gab es nochmal einen Extrakick. Die Figurenstudien sowie die erzeugte Spannung sitzen und kleinere Fragezeichen zwischendurch bleiben eben genau das: klein.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Guter Settingwechsel nach London

Immortality
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„Anatomy“ hat die Buchwelt im vergangenen Jahr definitiv wegen des beeindruckenden Covers verrückt gemacht. Und ja, auch ich bin verführt worden, das Buch von Dana Schwartz deswegen zu lesen. Ich habe ...

„Anatomy“ hat die Buchwelt im vergangenen Jahr definitiv wegen des beeindruckenden Covers verrückt gemacht. Und ja, auch ich bin verführt worden, das Buch von Dana Schwartz deswegen zu lesen. Ich habe danach viele Stimmen gelesen, die doch enttäuscht waren und ich muss zugeben, ich hätte bei „Anatomy“ aufgrund des Covers und des Untertitels „Eine Liebesgeschichte“ auch nicht diese Geschichte erwartet. Aber enttäuscht war ich nicht, denn ich habe stattdessen etwas bekommen, was mich überrascht hat und das sehr positiv, weswegen mir immer klar war, dass ich gerne wieder in die Welt eintauchen werde und das ist mit „Immortality“ nun der Fall.

Der zweite Band steigt mit einem kleinen Zeitsprung ein, aber tatsächlich hat sich die Ausgangslage nicht drastisch verändert, denn Hazel wartet auf die Rückkehr von Jack, der den Unsterblichkeits-Trank bekommen hat, der aber natürlich dennoch tot sein könnte und in der Wartezeit hat sie ihren Ruf als Ärztin einfach weiter ausgebaut, so dass sie ständig für Behandlungen gefragt ist. Das wiederum löst dann das zweite Abenteuer aus, das geschickterweise ganz anders konstruiert ist als das erste. So wird Hazel aus Edinburgh rausgerissen und es geht raus nach London an den königlichen Hof. Ich musste zwischendurch doch sehr grinsen, weil es inhaltlich ähnliche Parallelen wie zum Prequel von „Bridgerton“ gibt, wo es um Königin Charlotte und ihre Nachfahren geht, und in dem Kontext finden wir uns auch wieder. Da Hazel als Frau schon etwas neues verkörpert, ist es nun wenig verwunderlich, dass wir auch einen recht modernen Eindruck zu London und den dort lebenden Menschen bekommen. Die Geschichte wird dort auf jeden Fall auf den Kopf gestellt, aber das finde ich nicht schlimm, weil es einfach zu Hazel und ihrer ganzen Art passt.

Hazel ist sowieso weiterhin der große Gewinn der Reihe, eben weil sie nicht klein beigibt, weil sie ihre Träume verfolgt und weil sie sich nicht wegen gesellschaftlichen Konventionen in eine Ehe treiben lässt. Sie ist auch keine Figur, die schnell durch Versprechungen verführt ist, sondern immer erst ihren Kopf einschaltet. Sie ist für die damalige Zeit sicherlich ein Unikum, aber selbst für unsere moderne Zeit ist sie noch keine Selbstverständlichkeit. Neben ihren diversen Aufträgen als Ärztin kommt sie dann auch mit einem Geheimbund in Kontakt. Der ist inhaltlich nicht unbedingt mein Fall, weil das eben in eine Richtung geht, die mir schon im ersten Band nicht unbedingt gefallen hat, weil es mehr übernatürlich wird. Aber es fügt sich insgesamt schon passend ins Geschehen ein und ich hatte nicht den Eindruck, dass wild irgendetwas zusammengeschrieben wird, was dann nicht zusammenpasst. Die Geschichte hat auch mehrere Handlungsbögen mit gut verteilten Höhepunkten. Vielleicht ist es etwas am Anfang zäh, aber spätestens in London geht es dann wieder rund und am Ende ist es richtig spannend. Da kamen mir dann auch wieder ganz deutlich die Analogien zu Enola Holmes in den Sinn. Hazel löst zwar keinen Fall, aber sie stolpert immer wieder über Geheimnisse, die der Handlung eine Wendung geben oder wo sie dann noch selbst letzte Puzzleteile zusammensetzt.

Fazit: „Immortality“ setzt die von Dana Schwartz intendierte Geschichte konsequent fort und bereitet mit dem Schauspielort London aber einen neuen Aspekt, den ich sehr gelungen fand. Nach einem etwas zähen Einstieg geht es auch später gut rund und Hazel als eigenständige und clevere junge Frau macht diese Handlung auf jeden Fall wieder sehr interessant.

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Genau meine Welt

Infinity Falling - Mess Me Up
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Von Sarah Sprinz hat mir die letzte Reihe an der Danbridge Academy nicht so ideal wie die Reihe davor gefallen, weil ich schnell den Eindruck gewonnen hatte, dass die Autorin einen Stil für ihre Figuren ...

Von Sarah Sprinz hat mir die letzte Reihe an der Danbridge Academy nicht so ideal wie die Reihe davor gefallen, weil ich schnell den Eindruck gewonnen hatte, dass die Autorin einen Stil für ihre Figuren hat, der einfach erwachsener ist und damit zu Jugendlichen nicht optimal gepasst hat. Die neue Reihe nun handelt von jungen Erwachsenen, also genau perfekt für den Stil und spielt in der Film- und Serienwelt, wo neben den Büchern mein zweites Zuhause ist. Die Voraussetzungen waren also ideal, dass die neue Reihe wieder genau den Sprinz-Charme für mich entwickelt.

Die geschaffene Welt war wirklich großartig. Man hat gemerkt, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. Da ich beruflich genauer weiß, wie es so bei Produktionen und damit verbundenen Promoauftritten läuft, kann ich wirklich nur festhalten, dass ich alles zwischen den Seiten wiedergefunden habe. Ich finde es auch genau richtig, dass Sprinz eben keine rosarote Welt dazu erschafft, sondern tatsächlich lieber die reale Version, die die Schattenseiten dieses öffentlichen Lebens sehr gut abbildet. Mir haben wirklich viele Details gefallen, wie die Darstellung, warum manche gecastet werden, die Dreharbeiten selbst, das Intimitätscoaching am Set und auch die Veranstaltungen drum herum. Ich fand nichts überzeichnet, somit hat die Autorin angemessen mit der Dramatik gearbeitet, so dass ich eine sehr natürliche Erzählung bekommen habe, bei der ich jetzt schon gespannt bin, wie sie mit den weiteren zwei Bänden fortgesetzt wird.

Nächster Bonus: die ganzen Verbindungen zur „What If“-Reihe. Mit der fing alles an und mit der hat mich die Autorin eingefangen, weswegen es überhaupt nicht wundert, dass mein Herz aufgegangen ist, die lieben Figuren wiederzusehen. Und tatsächlich habe ich auch erst mit diesem Buch begriffen, dass der Cole aus dem angekündigten dritten Band der ist, den ich bereits kenne. Was für eine Idee! Vor allem finde ich diese Verbindungen so passend, weil es eben in der Film- und Serienwelt immer mehr verschachtelte Welten gibt, sogenannte Spin-Offs und die Autorin überträgt das perfekt, indem sie die Welten zweier Reihen von sich miteinander verbindet, aber ohne dass es erzwungen wirkt. Sehr gut!

Kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Buch und da muss es jetzt natürlich noch um die Figuren gehen. Ich fand beide wirklich gut gemacht, denn man konnte mit ihnen von Anfang an mitfühlen, denn durch die wechselnden Perspektiven ist man stets in ihrem Innenleben dabei und kann alles nachvollziehen. Die thematischen Inhalte sind natürlich schwer, weswegen es wichtig war, dass die beiden Manager sowie dann eben die Nebenfiguren wie Hope und Scott als Ausgleich da waren, um immer wieder Gemütlichkeit und eine gewisse Zufriedenheit zu erzeugen. Aber Aven und Hayes haben sich natürlich auch gegenseitig viel gegeben, weswegen die Chemie der beiden das A und O war. Grundsätzlich konnte ich mich mehr mit Aven identifizieren, denn ich verstehe den Reiz dieser Welt, kann aber auch gleichzeitig nachvollziehen, dass er privat zu viele Opfer verlangt, weil man sich gefühlt auch nicht mehr selbst gehört. Man hat es deutlich gemerkt, indem sie am Set völlig in ihrem Talent aufgegangen ist, aber dann abseits davon größere Probleme hatte und vor allem nachts von Dämonen heimgesucht wurde. Die Geschichte von Hayes wiederum hat mich mehr mitgenommen, auch wenn mir die entsprechenden Gedanken selbst fremd sind. Zunächst aber Kompliment, das Thema Essstörung mit einem Mann zu behandeln. Sowieso ist generell das Thema erstmal schon ein Risiko, aber die Wahl des Geschlechts ist der Bonus. Ich fand auch die innere Gefühlslage sehr intensiv dargestellt und es hat mich wirklich erschüttert, zumal es eben so konsequent durchgezogen wurde, dass es nicht wie ein Nebenthema wirkte. Richtig stolz hat mich aber gemacht, dass die Autorin keine Wunderheilung dargestellt hat, dass also Hayes mit seinem Problem auch am Ende noch da steht und dass Aven als Gegenstück wirklich gut in vielen Situationen reagiert hat und ihm auch an seinem Tiefpunkt stets mit Liebe begegnet ist. Diese ganze Entwicklung hat mich wirklich tief beeindruckt.

Zum Abschluss habe ich noch einen Punkt, der mir weniger gut gefallen hat, aber zum Glück auch nur wenig Raum eingenommen hat. Die Rückblicke waren in einer merkwürdig unpersönlichen Stilistik geschrieben und haben emotional bei mir für eine Barriere gesorgt. Das fand ich etwas schade, denn im Grunde waren diese Szenen der Anfang von Aven und Hayes und da hätte bei mir mehr ankommen müssen. Nicht optimal waren letztlich auch die vermittelten Hinweise auf den Inhalt des Films. Ich kann mir zwar ungefähr vorstellen, in welche Richtung es geht, aber auch hier wären ein paar Details mehr nicht schlecht gewesen.

Fazit: „Infinity Falling“ ist der Auftakt einer Reihe, der schon jetzt richtig Lust auf mehr macht. Die Stärken von Sarah Sprinz kommen hier wieder optimal zur Geltung, denn sie kann sich bestens in andere Welten einfinden und ausgiebige Recherchen zu einem Thema authentisch fiktional rüberbringen. Setting und Figuren haben mich gleichermaßen mitgenommen und hier will ich unbedingt mehr von lesen.

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Ungewöhnlicher Handlungsverlauf

A Whisper Around Your Name
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„A Whisper Around Your Name“ von Emma Scott ist bereits sieben Jahre alt und wurde nun im Rahmen der Dreamcatcher-Dilogie in Deutschland veröffentlicht. Ich habe inzwischen wirklich schon viele, viele ...

„A Whisper Around Your Name“ von Emma Scott ist bereits sieben Jahre alt und wurde nun im Rahmen der Dreamcatcher-Dilogie in Deutschland veröffentlicht. Ich habe inzwischen wirklich schon viele, viele Bücher von ihr gelesen und wattebäuschige Liebesgeschichten waren noch nie ihr Fall. Dennoch würde ich diesem Buch eine spezielle Note einräumen, denn die Handlung ist auf jeden Fall höchst ungewöhnlich.

Ich hadere öfters schon mal mit den Triggerwarnungen, da sie in der Masse manchmal übertrieben sind. In diesem Buch finde ich die Warnung aber sehr wichtig, denn es ist wirklich ein düsteres und melancholisches Werk. Es war schwer, unbeschwerte Momente des Glücks zu fühlen, denn Jo und Evan haben wirklich traurige Schicksale. Zunächst geht der Roman für New Adult recht typisch los. Jo ist neu in der Stadt und lernt Evan kennen, der als der Freak der Stadt gilt. Es erfolgt ein langsames Annähern, das von allen in der Kleinstadt kritisch beäugt wird. Dennoch ist es kein süßes Annähern, denn man merkt deutlich, dass die beiden Figuren schon genug erlebt haben. Jo hat eine recht harte Attitüde, obwohl man ihr die ganze Zeit anmerkt, dass sie das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Dennoch lässt sie an der neuen Schule nicht alles mit sich machen. Sie sucht aus sich heraus Kontakte, sie konfrontiert die Lehrer und mit ihrer Sexualität geht sie sehr offen und selbstbewusst um. Bei ihr hat man wirklich schnell gemerkt, dass das Leben sie geschliffen hat und sie eine gewisse Nachlässigkeit in Bezug auf die Gesellschaft entwickelt hat. Evan ist immer eine gewisse Sanftheit anzumerken, besonders eben seinem jüngsten Adoptivbruder gegenüber und dann Jo. Es ist schön für die beiden, dass sie etwas Besonderes füreinander sind, weil man schnell merkt, dass sie sich gegenseitig heilen können.

Halten wir fest: Bislang ein recht typischer Beginn mit potentiell interessanten Figuren. Dann erfolgt aber ein Bruch nach dem ersten Teil, der diesem Buch eine überraschende Wendung beschert. Zeitsprünge nach einer längeren Trennung sind zwar nicht ungewöhnlich für das Genre, aber die ganzen Inhalte, die deswegen folgten, damit habe ich nicht mal ansatzweise gerechnet und mir fällt es auch jetzt noch schwer, dies richtig einzuordnen. Die größte Herausforderung ist sicherlich für mich die Entwicklung von Evan. Er war wie gesagt immer schon eine sanfte Seele und bei ihm wurde eben angedeutet, dass er übersinnliche Fähigkeiten hat. Das will ich erstmal nicht kritisieren, weil ich es auch nicht für unmöglich halte. Dennoch ist sowas natürlich ein Wagnis und ich hatte den Eindruck, das mit zunehmendem Fortgang der Handlung es Evan mysteriöser und unnahbarer werden ließ. Wäre ich an Jos Stelle gewesen, ich hätte seine ganze Art irgendwann suspekt gefunden. Ich fand, dass Evans Persönlichkeit nicht mehr richtig ausgearbeitet wurde, stattdessen hat er nur noch nach den Bruchstücken seiner Bilder im Kopf gehandelt und das wirkte zunehmend so, als wäre er von einer anderen Macht übernommen worden. Ich habe wirklich kein Gefühl mehr für ihn bekommen, was wenig überraschend dann auch der Liebesgeschichte geschadet hat.

Natürlich finde ich es schön, dass mit einer solchen Geschichte bedingungsloses Vertrauen, innige Liebe und Schicksal miteinander verwoben werden, aber dann muss ich das auch wirklich fühlen können. Jo hat mit Evan die schönste Zeit ihres Lebens gehabt und es ist durchaus verständlich, dass er für etwas steht, wo sie alle Hoffnungen drin setzen kann. Dennoch gab es einige Stellen, wo selbst sie eine gewisse Skepsis hatte, die ich ihr nicht verdenken konnte, denn Evan wirkte wie aus einem anderen Universum. Zum Rest der Handlung fällt es mir nun schwer, meine Gedanken dazu richtig auszuschreiben, denn es wäre wohl ein großer Spoiler. Andeuten kann ich aber, dass ich in New Adult so eine Geschichte noch nie gelesen habe. Das ist erstmal mutig, ja, aber ich habe für mich auch schnell feststellen können, dass es bitte kein Trend werden soll. Es hatte sicherlich etwas, aber nichts, was mich emotional vollkommen abholen konnte.

Fazit: „A Whisper Around Your Name“ ist von Emma Scott schon vor einigen Jahren geschrieben worden. Da sie ohnehin immer recht eigenwillige Wege geht, passt eine solche Geschichte wohl ganz gut zu ihr, aber ich habe mich mit dem Handlungsverlauf sowie Evan als Figur doch schwerer getan, weswegen ich dieses Buch nicht als Highlight bezeichnen kann.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Große Gefühle in Paris

Heartstopper Volume 3 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Nachdem ich durch die süße Serie „Heartstopper“ auf Netflix auf Alice Oseman aufmerksam geworden bin, habe ich von ihr bislang nahezu alles gelesen. Nur die Graphic Novels wollte ich nicht schon vorablesen, ...

Nachdem ich durch die süße Serie „Heartstopper“ auf Netflix auf Alice Oseman aufmerksam geworden bin, habe ich von ihr bislang nahezu alles gelesen. Nur die Graphic Novels wollte ich nicht schon vorablesen, da mir die Serie so gut gefallen hat, dass ich mich mehr überraschen lassen wollte. Nun ist Staffel 2 angelaufen, weswegen ich die Volume 3 jetzt gelesen habe.

Während mir bei Volume 1 aufgefallen war, dass Charlie und Nick sehr präsent sind und andere Figuren gar nicht so viel Raum wie in der Serie haben, hat es mir gut gefallen, dass sich Volume 3 mehr aufgeteilt anfühlt. Es ist immer noch in der Hauptsache die Liebesgeschichte von Charlie und Nick, aber immer wieder angereichert durch andere Ereignisse, die ihnen auch selbst eine Erkenntnis verschaffen. Die beiden Jungs sind aber auch wirklich süß und immer wieder muss ich feststellen, wie echt ihre Geschichte wirkt und dass sie so auch bei mir nur durch Bilder unterstützt ankommt. Durch die Serie war ich ja auch schon vorgewarnt, aber ich finde es wirklich toll, dass Oseman so viel Tiefe einbringt und sich auch an komplexere Themen, angelehnt an mentale Gesundheit, heranwagt. Schließlich hat die Serie die Herzen der Fans durch das Süße und Unbeholfene erobert. Dementsprechend war es ein Risiko, besonders Charlie näher zu begutachten und somit auch Triggerwarnungen zu benötigen. Diese sind aber auch in der Stilistik der Graphic Novel sehr gut rübergekommen, wobei mir speziell auch die Recherchen zu den einzelnen Themen, die stichpunktartig zumindest zu lesen sind, gefallen haben. Im Grunde also triggern und anschließendes Helfen in einem. Das ist eine gute Sache, weil sich die Thematik besonders an Jugendliche richtet, die einen sensiblen Umgang hierzu brauchen.

Ich habe die Volume 3 aber auch so gerne gelesen, weil sie der Serie wirklich sehr ähnlich ist. Genau deswegen ist mir aber auch wieder aufgefallen, dass die Serie zuerst schauen eine clevere Wahl ist, weil ich so bei der Graphic Novel noch mehr entdecken und mich konzentrierter fokussieren kann, weil ich nicht übertrieben verführt werde, schnell schnell weiter zu lesen. Denn die einzelnen Seiten sind wirklich von so vielen Details gespickt, dass man sich die Graphic Novel wirklich gut mehrfach durchlesen kann, weil man immer etwas Neues entdecken wird. Speziell hat mir natürlich der Anteil mit Paris gefallen, weil ich selbst schon öfters vor Ort war, auch im schulischen Umfeld, und so vieles wiedererkennen konnte. Aber auch so haben Schulausflüge immer eine besondere Stimmung, und das ist atmosphärisch gut aufgefangen worden. Aber auch beim Rest habe ich viel wiedererkennen können. Kleinere Unterschiede gab es natürlich, aber da konnte ich rückblickend auch verstehen, warum die Serie einen anderen Weg eingeschlagen hat. Das Positive ist auf jeden Fall, dass Abweichungen in Graphic Novel und Serie dennoch für beide Seiten Sinn ergeben.

Alles in allem zeigt sich mir wieder, dass Oseman eine Autorin ist, die inhaltlich viel anzubieten hat. Sie hat mit ihren Graphic Novels etwas geschaffen, das die Menschen berührt und mit der Serienadaption fängt man einfach noch mehr Menschen ein. Dadurch dass sich jetzt auch Volume drei weiter für die Nebenfiguren öffnet, können auch immer mehr ihre eigene Geschichte entdecken. Auch wenn mir manches mal ein wenig die Vorstellungskraft fehlt, lösen diese Geschichten ein Bild und Schrift festgehalten etwas in mir aus.

Fazit: Volume 3 von "Heartstopper" zeigt eine Weiterentwicklung an, weil sich Oseman auch anderen Figuren vermehrt widmet, so dass die präsentierten Geschichten immer vielfältiger werden. Serienfans werden vieles wiedererkennen, aber sie bekommen auch viele nette Gimmicks hinten drauf, was es zu einem besonderen Leseerlebnis macht.

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