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Veröffentlicht am 02.05.2023

Mit unnötigen Stolpersteinen versehen

Count On You
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Zwischen „Bet On You“ und „Count On You” lag jetzt ein doch etwas längerer Zeitraum, weswegen ich froh bin, dass Thomas als Figur so einen präsenten Eindruck hinterlassen hat, so dass ich dennoch leicht ...

Zwischen „Bet On You“ und „Count On You” lag jetzt ein doch etwas längerer Zeitraum, weswegen ich froh bin, dass Thomas als Figur so einen präsenten Eindruck hinterlassen hat, so dass ich dennoch leicht mit ihm in die Geschichte eintauchen konnte. Zumal wir dann eben von Protagonistin Daisy aus eine ganz neue Geschichte erleben, die es auch nicht nötig macht, vom ersten Band noch alle Details im Kopf haben zu müssen. Findet der so wortkarge Thomas, der angebliche Soziopath, sein Glück?

Ich habe das mit dem Soziopath schon so betont, denn ich fand diese Annahme, die einfach mal in den Raum gestellt wurde und dass Thomas' ganzes Leben enorm geprägt hat, etwas seltsam. Zumal ich eben wirklich nie bei ihm den Eindruck hatte, dass er wirklich einer ist. In diesem Band erleben wir natürlich auch noch wirklich sein Innenleben, was die Behauptungen erst recht ad absurdum führt, aber schon in „Bet On You“, wo Thomas rund um Levi eine sehr enge Gruppe hatte und wo auch Rose etwas in ihm herausgekitzelt hat, war der Verdacht schon abwegig. Jetzt in „Count On You“ ist es erst recht völliger Blödsinn, weil wir ja auch etwas über seine Anfänge mit Daisy und ihrer Familie erfahren. So gibt es unheimlich viele Belege, dass er immer wieder ehrliche Beziehungen eingegangen ist und dass immer Gefühle im Spiel waren, wenn auch gedämpft vielleicht. Insgesamt würde ich so aber sagen, dass dieses Durchziehen der Annahme, dass Thomas ein Soziopath ist, etwas dämlich war. Gerade von seiner Seite aus hat es doch die ganze Geschichte dominiert und ich fand es etwas schade, dass ich das als Leserin so absurd fand, aber dennoch durchgängig ‚ertragen‘ musste.

Zum Glück ist das bei Thomas nicht alles, denn die Enthüllungen zu seinen Müttern waren doch viel emotionaler und ich konnte seine inneren Kämpfe dort sehr gut nachvollziehen. Das war die Seite von Thomas, die mich wirklich fasziniert hat, denn er ist in unvorstellbaren Umständen groß geworden, diesen Teil will er auch verbergen, aber es ist schön, wie er sich dann eben dennoch öffnen kann und wie weit seine Loyalität dann reicht. Dennoch ist Daisy schon der erfrischendere Teil der Geschichte, weil sie eine mitreißende Persönlichkeit ist. Und damit meine ich konkret die sehr private Daisy. Schon ihre völlig bedenkenlose Hingabe für Thomas, aber auch ihr Spaß daran, ihn zu ärgern, ihre Freundschaften, die sie abseits des öffentlichen Leben geknüpft hat und auch ihre Art, öffentlich für ihre Prinzipien einzustehen, selbst wenn es sie oft genug in Bedrängnis bringt, all das hat mich sehr überzeugt. Auch später, wenn sie immer abhängiger von der Presse über sich wird, fand ich sie dennoch sehr nachvollziehbar gestaltet. Wenn man einmal in diesem Sog drin ist, verliert man irgendwann sich selbst. Genau da wurde es dann eben so spannend, weil Daisy und Thomas sehr gegensätzliche Entwicklungen durchgemacht haben, so dass die Dynamik immer ausgleichend war. Das hat auch unterstrichen, wie gut die beiden zusammengepasst haben.

Etwas zu meckern habe ich dennoch noch. Die Kapitel, die aus einer später veröffentlichten Biografie übernommen sind, fand ich völlig überflüssig und durch ihren holprigen Schreibstil (vor allem die Tempuswahl!) auch schwerer zu lesen. Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass sich Morgane Moncomble hier vielleicht von „Daisy Jones & The Six“ hat inspirieren lassen, dafür würde eben auch der Name der Protagonistin sprechen. Dennoch hat diese Interviewstilistik keinen Mehrwert gebracht, denn die eigentlichen Kapitel haben genug von der Geschichte übertragen. Positiv dagegen war, dass die Geschichte ein großes Mysterium hat: wer ist der Stalker? Das fand ich von der Autorin sehr gut gemacht, denn ich habe mich tatsächlich nicht gleich auf eine Person festgelegt, sondern es ging munter hin und her. Moncomble hat es hier geschafft, dass es nicht zu offensichtlich war und das hat dem Buch einen speziellen Effekt gegeben.

Fazit: „Count On You“ stellt sich mit den Biografiepassagen und Thomas' angeblicher Diagnose in zwei Punkten selbst ein Bein. Das hätte nicht sein müssen, denn ansonsten ist es vor allem die ausgeglichene Liebesgeschichte sowie speziell Daisys Darstellung, die mich sehr zu überzeugen wussten.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Wird ziemlich zäh

The Atlas Paradox
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Angesichts der Komplexität von „The Atlas Six“ war ich echt froh, dass es für uns deutsche Buchfans gar nicht so lange gedauert hat, bis nun „The Atlas Paradox“ erschien, denn es ist sicherlich eine Lektüre, ...

Angesichts der Komplexität von „The Atlas Six“ war ich echt froh, dass es für uns deutsche Buchfans gar nicht so lange gedauert hat, bis nun „The Atlas Paradox“ erschien, denn es ist sicherlich eine Lektüre, die bei einem noch größeren zeitlichen Abstand sehr anstrengend geworden wäre, um wieder hineinzufinden. So war das hier nicht die Schwierigkeit, aber der zweite Band liefert den Lesern aus einem anderen Grund ein gewaltiges Brett vor dem Kopf. Erneut wird ein Jahr wie ein Windhauch erzählt, aber ich hatte am Ende nicht den Eindruck, dass wir entscheidend weitergekommen sind. Das lässt mich danach fragen, was ich die 560 Seiten (Printangabe) so getrieben habe, dass es mir so wenig erscheint?

Die Schwächen aus dem ersten Band bleiben bestehen. Zwar fand ich, dass die Nachvollziehbarkeit der wissenschaftlichen Komponente diesmal nicht so entscheidend war, weil die Figuren und ihre Fähigkeiten nun bekannt sind und sich tatsächlich das Geschehen eher auf das Zwischenmenschliche verlagert. Gleichzeitig ist die Wissenschaft aber natürlich immer noch vorhanden und leichter wird die sicherlich nicht. Auch wenn der Fokus nun mehr auf dem Zwischenmenschlichen liegt, so muss ich parallel doch auch sagen, dass sich nichts entscheidend getan hat, um die Figuren sympathischer zu zeichnen. Es ist immer noch ein Haufen höchst komplexer Charaktere, die sich aber so verlieren in den Machtspielchen, Empathielosigkeit, Selbstzweifeln, dass sie sich nicht mal auf charakterliche Stärken besinnen. Das ist etwas anstrengend, weil ich so von den sechs Perspektiven nichts speziell herbeisehne, sondern mir die nächste Wahl völlig egal ist. Dabei ging es sogar gut los. Das Ritual, was nach dem ersten Jahr absolviert werden musste, das war ein tolles Stilmittel für den Wiedereinstieg, weil es eine Möglichkeit war, die Figuren noch einmal auf den Punkt zu haben. Aber ich hätte mir tatsächlich gewünscht, dass das eine Ausgangslage gewesen wäre, um genau damit entscheidend zu arbeiten.

Stattdessen vergeht eben dieses zweite Forschungsjahr, in dem die fünf verbliebenden eigentlich ein Projekt absolvieren sollen, aber eigentlich ist das nur eine einzige Farce. Sie gehen sich ansonsten völlig aus dem Weg und wenn man sich mal begegnet, dann warten erstmal lieber Beleidigungen statt Höflichkeiten. Es gibt zwar auch einige Duos, aber auch hier entwickelt sich nichts, wo ich von einer tollen Charakterentwicklung sprechen könnte. Es sind pure Zweckgemeinschaften und jeder ist sich selbst der nächste. Es war sicherlich auch nicht klug, dass Libby das ganze Buch über ihr eigenes Abenteuer erlebt, denn sie war noch die menschlichste von allen, die nun isoliert auch nicht richtig zur Geltung kommt. Hat sich sonst großartig etwas getan? Das Forum wirkt ein wenig rum, richtig dramatisch werden die Angriffe auch nicht. Ezra wirkt nur wie ein laues Lüftchen und Atlas bleibt undurchsichtig wie eh und je. Da stellt sich mir doch die Frage, was will Band 3 nun noch erzählen?

Fazit: „The Atlas Six“ hatte für mich eine Faszination, weil ich mir die Geschichte für den Bildschirm adaptiert schon gut vorstellen konnte. Doch an der Front gibt es bislang nichts Neues zu verkünden und der zweite Band ist einfach nur anstrengend. Er ist zwar nicht mehr so komplex, aber sehr langweilig und charakterlich einseitig verharrend. Ob es für mich und die Reihe überhaupt noch weitergeht?

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Genussbuch mit Schwächen

Malibu Rising
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Um Taylor Jenkins Reid habe ich länger als nötig einen Bogen gemacht, denn nachdem ich „Daisy Jones & The Six“ dann endlich gelesen hatte, war ich doch sehr angetan, zumal ich eben besonders fasziniert ...

Um Taylor Jenkins Reid habe ich länger als nötig einen Bogen gemacht, denn nachdem ich „Daisy Jones & The Six“ dann endlich gelesen hatte, war ich doch sehr angetan, zumal ich eben besonders fasziniert war, dass die Erzählweise mich trotz reiner Dialogform so berühren konnte. Von dort aus war mir klar, dass ich unbedingt noch etwas von ihr entdecken möchte. Dementsprechend war die Neuveröffentlichung von „Malibu Rising“ eine sehr passende Gelegenheit für mich. Auch wenn ich im Vorfeld nicht wusste, dass Reids Geschichten sich alle ein wenig überkreuzen, hier speziell mit „Carrie Soto is Back“, habe ich das beim Lesen nicht als Lücke empfunden.

In „Malibu Rising“ lerne ich nun also erstmals Reids ausformulierte Schreibkunst kennen, auch wenn ich sagen muss, dass sofort eine klare Stilistik zu erkennen ist. Die Autorin interessiert sich für eine Bandbreite an Charakteren. In „Daisy Jones & The Six“ ist das eben dadurch gelungen, dass O-Ton so viele Personen zu Wort kommen durften, hier in „Malibu Rising“ stehen vor allem Nina Riva und ihre drei Geschwister sowie die Eltern, aber später auch die Partygäste im Fokus. Die Parallele fand ich also sehr augenscheinlich. Reid ist weniger an einer ausgeprägten Charakterbildung interessiert, sondern vielmehr an einem ausschweifenden Gesamtbild. Während ich das bei „Daisy Jones & The Six“ entspannter gesehen habe, so finde ich aber umgekehrt hier, dass es auf der Party später etwas lästig wurde. Für mich waren eben schon die Rivas das Zentrum die Geschichte und das Bemühen, auch den Partygästen noch etwas Raum zu geben, war dann unnötig herauszögernd, gerade weil sich die Riva-Konfrontation gerade zuspitzte. Hier merkt man einfach, dass das eine Stilfrage ist. Ich will sie nicht gänzlich verteufeln, aber vielleicht geht es vielmehr um das rechte Maß, um nicht völlig den Fokus zu verlieren. Das war hier in meinen Augen nicht völlig gelungen.

In „Daisy Jones & The Six“ war sehr stringent die Geschichte nachgearbeitet worden, hier in „Malibu Rising“ haben wir aber zwei größere Stränge. Wir haben die anstehende Riva-Party, auf die sich die vier Geschwister mit unterschiedlichen Motivationen vorbereiten und wir haben die Vergangenheit, in der die Geschichte der Eltern erzählt wurde. Auch hier fand ich die gewählte Stilistik auf jeden Fall mal eine kritische Frage wert. Hier ist das Gute aber, dass mich sowohl die Geschichte der Eltern, als auch die der Geschwister sehr gut zu unterhalten wusste. Dennoch war es zwischendurch augenscheinlich, dass die Gegenwart aus den Augen verloren wurde, um dann eher die Vergangenheit durchzuarbeiten, während dazwischen so alibimäßig Passagen zwischengeschoben wurde. Vielleicht hätte Reid hier besser eine ausgewogenere Mischung angeboten, aber wie gesagt, das war der kleinere Kritikpunkt.

Ansonsten habe ich mit „Malibu Rising“ ein Buch bekommen, das mich wirklich in einen Sog gezogen hat. Ich mochte die Riva-Geschwister in ihrer ganz unterschiedlichen Art alle sehr und ich fand auch, dass zu allen ein inniges Bild entstanden ist. Auch wenn Nina noch einmal etwas mehr im Zentrum stand, aber als Älteste hat sie auch die meiste Verantwortung zu tragen und bei ihr konnte das Bild aus Vergangenheit und was sie dort alles erlebt hat, mit dem, was sie als junge Frau nun erlebt und fühlt, besser übereinander gebracht werden. Gerade wenn man bedenkt, was die Eltern auch für Menschen waren, so finde ich die Riva-Geschwister umso beachtlicher und ich habe ihren Zusammenhalt speziell als sehr mitreißend empfunden. Weiterhin musste ich natürlich bedenken, dass das Geschehen natürlich nicht im Hier und Jetzt spielt. Dennoch fand ich einige Gedankengänge, das Abnabeln vom Vater, oder auch Ninas Ehe, recht modern angegangen, aber dennoch nicht zu modern, also nicht, dass mir der Gedanke kam, es passt nicht in die damalige Zeit, zumal Kalifornien wahrscheinlich ohnehin immer näher am Puls der Zeit war. Damit meine ich aber vor allem, dass mir die Themen nicht fremd schienen und ich dadurch auch sehr berührt werden konnte.

Fazit: Ich habe viele Vergleiche zu „Daisy Jones & The Six“ gezogen, aber das ist wohl völlig normal, wenn man sich einer Autorin erst noch annähert. Auch wenn „Malibu Rising“ nun anders erzählt ist, so gibt es unheimlich viele Parallelen, die für mich einerseits eine klare Autorinnenstimme formen, die für mich andererseits aber auch bei diesem Buch nicht ganz so ideal passen. Die Einbindung der ganzen Partygäste mit ihrer Perspektive, das war mir zu viel. Dennoch habe ich die Geschichte der Rivas wiederum sehr, sehr genossen.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Warten hat sich gelohnt

Vergiss uns. Nicht.
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Bald sechs Jahre ist es her, dass Laura Kneidl mit „Berühre mich. Nicht“ den deutschen Buchmarkt aufgerührt hat und genau so lange fühlt sich der Zeitraum auch an. Ich bin an New Adult durch US-amerikanische ...

Bald sechs Jahre ist es her, dass Laura Kneidl mit „Berühre mich. Nicht“ den deutschen Buchmarkt aufgerührt hat und genau so lange fühlt sich der Zeitraum auch an. Ich bin an New Adult durch US-amerikanische Autorinnen herangeführt worden, aber als dann erstmals auch deutsche Autorinnen wie eben Kneidl und zuvor schon Mona Kasten ihre Erfolge feiern konnten, da war das nochmal was anderes und ich umso stolzer, dass sie es geschafft und damit vielen weiteren den Weg geebnet haben. Als nun mit „Vergiss uns. Nicht“ ein dritter Band aus der Reihe angekündigt wurde, da war das Fanherz natürlich glücklich. Auch wenn man sich die Bücher irgendwie auch früher gewünscht hätte, so bin ich immer eine Verfechterin davon, dass Autoren nicht schreiben sollen, was Fans wollen, sondern was ihr Inneres ihnen vorgibt. Zwar ist die ursprüngliche Geschichte von Sage und Luca so schon lange her, aber kaum hatte ich die ersten Seiten von „Vergiss uns. Nicht“ zwischen, da kamen die Erinnerungen wieder hoch, so dass die vergangenen Jahre am Ende dann wahrlich nicht schlimm waren.

Ich bin gerne wieder in die Geschwisterdynamik von Luca und April eingetaucht, weil sie doch schon ein Herzstück der ursprünglichen Dilogie war. Die Hinführung zu April war deswegen auch nicht schwer, weil ich mich sofort wieder daran erinnern konnte, wie sehr sie mit ihrer Art auch Sage ein Wohlfühlort geben konnte. An Gavin waren meine Erinnerungen tatsächlich blasser, was sicherlich auch daran liegen mag, dass Kneidl sich auf die weibliche Perspektive verlässt, wir ihn so auch nur durch die Augen von Sage in den ersten beiden Bänden erlebt haben, so dass er nicht ein ganz so dominanter Faktor wie April war. Aber das ist auch nicht schlimm, weil Kneidl schon auch bemüht ist, alle wieder mit der Geschichte abzuholen. Auch wenn Gavin am Anfang der Geschichte nur reduziert eine Rolle spielt, so ist April gedanklich viel bei ihm und es gab so auch mehr Raum, dass sie die gemeinsame Vergangenheit Revue passieren lassen konnte, was dann wiederum auch ihn charakterlich schneller in Position gebracht hat. Da auch nun wieder eine Dilogie beabsichtigt ist, ist das Erzähltempo nicht übertrieben gewählt und das wird also auch insgesamt noch Raum geben, Gavin viel besser kennenzulernen.

Was für mich ein wenig der Knackpunkt der Geschichte ist, das sind die Andeutungen zu Aprils erstem Mal, weil ich mir von da aus schon die Geschichte selbst erzählen konnte. Zwar ist meine Meinung, dass New Adult für mich kein Krimi zum Mitraten sein muss, aber hier war es insgesamt doch etwas zu plump, weil es im Grunde mit dem ersten Kapitel klar war. Dennoch hat es über den Leseverlauf hinweg nicht arg gestört, denn der Umgang damit wurde sich für den Cliffhanger aufbewahrt. Die Ausgangslage finde ich auch ehrlich gesagt spannend, weil ich Aprils Gedanken dazu sehr spannend finde, auch wenn ich aus Spoilergründen nicht zu sehr darauf eingehen will, aber angesichts von persönlichen Grenzen, Vertrauen für Intimität etc., finde ich es herausfordernd und auch ungewöhnlich in der Darstellung. Die Geschichte funktioniert für mich auch nur, weil es zwischen April und Gavin in diesem Band stimmt. Es braucht zwar seine Zeit, aber als es einmal losgeht, da merkte ich als Leserin sofort, dass sie an etwas anknüpfen und nicht neu anfangen müssen und diese Vertrautheit, die macht für mich das Thema überhaupt möglich, weil ich so Gavin nichts Schlechtes unterstellen kann.

April ist ohne Frage diejenige, die die Geschichte trägt und ich fand auch das Projekt sehr vielversprechend, weil es eine wirklich tolle soziale Idee ist, die über sie viel aussagt. Tatsächlich hätte ich aber auch gerne mehr über das Physikstudium mitbekommen, denn ich mag die angedeuteten Widersprüche aus nerdiger Physik und Modeliebhaberin, da es mit Klischees spielt. In diesem Sinne wäre es noch besser gewesen, mehr zu begreifen, was April an der Physik reizt. Bei Gavin umgekehrt wurde sein Psychologiestudium und sein Interesse daran sehr eindeutig belegt. Aber ich mag es auch, die anderen Figuren zu erleben und sehe da auch noch Potenzial für eine weitere Diologie, aber liebe Laura Kneidl, alles zu seiner Zeit

Fazit: „Vergiss mich. Nicht“ ist eine Fortführung von Laura Kneidls Durchbruch, auf die sich das Warten sicherlich gelohnt hat, denn die erschaffene Welt ist sofort wieder vertraut und mit April haben wir eine sehr sympathische Protagonistin. Auch wenn es gewisse Längen gibt und ein Aspekt zu durchsichtig war, so war ich sehr entspannt in diesem Leseabenteuer und freue mich schon auf den Abschluss.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Locker erzählt mit emotionalen Höhepunkten

Bis zum hellsten Morgen
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Die Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry hat mit „Bis zum hellsten Morgen“ ihr Ende gefunden und es ist erfreulicherweise eine Reihe mit sehr unterschiedlichen Geschichten gefunden. Auch wenn im finalen ...

Die Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry hat mit „Bis zum hellsten Morgen“ ihr Ende gefunden und es ist erfreulicherweise eine Reihe mit sehr unterschiedlichen Geschichten gefunden. Auch wenn im finalen Band alle Pärchen nochmal für einen Höhepunkt zusammenfinden, so wird doch deutlich, dass sie zwar eine Verbindung untereinander haben, aber dass sie keinesfalls dasselbe Schicksal durchlebt haben. Sicherlich ist immer die Erzählweise von Cherry zu erkennen, keine Frage, aber die Geschichten spielen auch an verschiedenen Orten und man merkt einfach, dass jedes Mal eine ganz eigene Geschichte zweier Menschen erzählt wird. Insgesamt habe ich es aber auch extrem genossen, als am Ende alles glücklich zusammenkam, das war wirklich ein Schlusspunkt fürs Herz.

Vorher komme ich aber noch zu näheren Details von „Bis zum hellsten Morgen“. Zuletzt hat man es bei Liebesbüchern öfters beobachtet, dass die erste Hälfte die gemeinsame Zeit in der Kindheit/Jugend erzählt, bis es zu einer dramatischen Wende kommt, die das Paar auseinander treibt, damit sie dann in einem gereifteren Alter zueinander finden müssen. Ich finde das nicht unbedingt schlecht, gerade wenn die Wurzeln eben so früh gelegt wurde und das hat man bei Aidan und Hailee doch deutlich gemerkt, die eben als Nachbarskinder zusammen aufgewachsen ist und wo sich eine sehr foppende Verbindung irgendwann zu einer tiefen Freundschaft und dann der großen Liebe entwickelt hat. Ich fand es vor allem toll, dass Aidan trotz seiner Hollywoodkarriere so bodenständig geblieben ist und dass immer deutlich wurde, er hat ein Talent, aber es ist nicht seine Leidenschaft, weswegen es ihn stattdessen immer zu Hailee gezogen hat. Bei ihr wiederum war das stärkste Thema ohne Frage die Betrachtung von Fatshaming. Ich habe Hailee, auch wenn sie doch manchmal arg wegstoßend war, wenn sie überfordert war, sehr ins Herz geschlossen, da ich ihre Gedanken sehr nachvollziehen konnte. Ich war auch unheimlich stolz, wie sie gewachsen ist, denn das war inspirierend. Deswegen steht sie auf einmal nicht über allem, aber sie kann die Außenperspektive viel besser aussperren.

In dem Zusammenhang war eben auch bewundernswert, wie Aidan Hailee auch begegnet ist, denn für ihn hat ihre Figur und ihr Gewicht tatsächlich nie eine Rolle gespielt, er hat immer einen Menschen gesehen, den er liebt und mehr hat dann auch nicht gezählt. Natürlich war es auch heftig, die gegenteiligen Stimmen zu lesen und wie Hailee wirklich extrem gemobbt wurde, aber gleichzeitig wurde das durch ihr unterstützendes Umfeld immer weich aufgefangen. Daher ist eine Triggerwarnung okay, aber ich finde, dass das Thema wirklich sanft und sensibel aufgefangen und bearbeitet wird. Insgesamt hat die Geschichte nicht die Tiefsinnigkeit, wie wir sie von Cherry in anderen Büchern kennen, weil auch der Umgang zwischen Aidan und Hailee oft sehr lustig ist, was automatisch für eine Auflockerung und ein sehr flottes Lesen sorgt. Dennoch ist es sehr berührend, eben auch weil der Thematik mit dem Gewicht sowie Aidans Familiengeschichte und wie er viel von Panikattacken geplagt wird. Es ist eine Geschichte, in der man sich gut fallen lassen kann und die eine schöne Momentbegleitung darstellt.

Fazit: „Bis zum hellsten Morgen“ rundet die schöne Compass-Reihe ab und bietet zum Abschluss viele Gimmicks für die komplette Serie, aber sie hat auch eine locker erzählte Handlung, die vereinzelt sehr emotionale Höhepunkte setzt. Ein guter Abschluss!

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