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Veröffentlicht am 13.07.2023

Verbessert durch hohe Authentizität

Stay Here - New England School of Ballet
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Den ersten Band der Reihe von Anna Savas an der New England School of Ballet habe ich in einer Leserunde kennenlernen dürfen und da waren wir uns doch allgemein einig, dass es zu wenig Thematik Tanzschule ...

Den ersten Band der Reihe von Anna Savas an der New England School of Ballet habe ich in einer Leserunde kennenlernen dürfen und da waren wir uns doch allgemein einig, dass es zu wenig Thematik Tanzschule und Tanzen waren. Dementsprechend war ich gespannt, was nun in Band 2 passiert und man muss sagen, Savas hat ein Muster. Sie schafft ein interessantes Setting, hält sich aber lieber außerhalb davon auf. Ich bin absolut für kreative Freiheiten und dass man als Autor und Autorin dahin die Gedanken leiten muss, wo sie selbst hinwollen und nicht wo sie hinsollen. Wenn man so eine Reihe aber eine Thematik mitgibt und auch die Cover in dieser Stilistik hält, die unweigerlich an das Ballett erinnert, dann ist das ein Spiel mit den Erwartungen, wo man nur verlieren kann.

Dennoch fand ich „Stay Here“ besser als den Auftakt, weil ich mich an den Themen und der Sensibilität der Umsetzung nicht gestört habe. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass es eine höchst authentische Geschichte war, die speziell Raynes Trauerprozess und ihre und Eastons Selbstzweifel sehr intensiv und nachvollziehbar in Szene gesetzt hat. Ich habe mich auf jeden Fall beiden Figuren sehr verbunden gefühlt und ich habe auch von Anfang an den Eindruck vermittelt bekommen, dass zwischen ihnen wirklich etwas Besonderes entsteht und die Liebe sehr intensiv ist. Dennoch war es schon sehr ironisch, dass eben in Band 1 die Kritik da war, dass es zu wenig Ballett war und jetzt war es sogar noch weniger, weil es eben nicht Raynes Traum ist und sie sich über die Schule nur ihrer Mutter nah fühlen wollte. Auch wenn die Thematik also wieder marginal da war, so ist Raynes Bezug zum Sport nachvollziehbar gewesen. Sie hat zeitlebens mit ihrem Vater die Liebe zur Musik geteilt und ihre Mutter aus ihrer Perspektive dabei ein wenig im Stich gelassen und will das nun nachholen, weil sie mehr Angst hat, sie zu vergessen. Aber eine Leidenschaft lässt sich eben nicht erzwingen. Deswegen fand ich es sinnbildlich, dass letztlich der Contemporary in Rayne so viel ausgelöst hat, weil es dort eben nicht um Perfektion und schön aussehen geht, sondern um Gefühle und diese frei zu vertanzen. Es war eine schöne Symbolik und die Idee mit dem Musikvideo war eine echt tolle Idee.

Die Musik als zweites Thema war natürlich so oder so nicht abwegig, denn ohne Musik kein Ballett, so einfach ist das. Dementsprechend hat Savas eine passende Verbindung gesucht und gefunden. Dennoch fiel mir wieder auf, dass ein wenig die Konsequenz in der Darstellung der Themen fehlte. Ich hätte die Choreographie zu dem Musikvideo gerne mit mehr Bildern angereicht gehabt, umgekehrt hätte ich mich auch nicht beschwert, wenn der Schreibprozess des Songs intensiver gewesen wäre. Das fehlt mir immer besonders auf, wenn ich eben merke, dass diese Prozesse die Figuren sehr gut einfangen würden. Zwar habe ich Rayne und Easton als Figuren wirklich gut verstanden, aber das wurde eben meist alles über die Gespräche zusammen abgefangen und gemeinsame Tätigkeiten wären eine schöne Ergänzung gewesen. Bei Easton und seiner Band sowie dann auch die Involvierung von Rayne, ich musste irgendwie an „Daisy Jones & The Six“ denken. Das hatte viele ähnliche Vibes und das ist als Kompliment gemerkt. Gerade die Dynamik der Jungs untereinander, das kam toll rüber, aber auch wie selbstverständlich Rayne dann mit ein paar Neckereien eingebunden wurde. Das war einfach ein sehr sympathischer Haufen.

Zwei Bände stehen in der Reihe nun noch aus und die große Frage ist wirklich, wird es wirklich noch eine Ballettreihe? Wird das Tanzen so in den Mittelpunkt gerückt, dass es dann auch einer meiner ersten Gedanken ist, wenn ich anschließend noch dran denke? Bei Lia könnte ich es mir auf jeden Fall wirklich gut vorstellen, da sie eine typische Primaballerina zu sein scheint, die auch meisten mit dem Erwartungsdruck zu kämpfen hat. In diesem Band bekommen wir aber mehr Vorarbeit in Richtung Skye geleistet und ich bin schon sehr gespannt. Zwar kann man bei ihr erahnen, dass die Thematik auch wegführen könnte, aber es ist ersichtlich, dass es bei ihr noch viel zu entdecken gibt. Ich bleibe also an der Reihe dran, aber meine Erwartungen sind inzwischen ganz andere als anfangs.

Fazit: „Stay Here“ spielt ein bisschen alibimäßig an der New England School of Ballet, aber eigentlich ist das vorherrschende Thema diesmal Musik und Trauer sowie Selbstzweifel. Ich habe mich inhaltlich absolut abgeholt gefühlt und eine sehr authentische Darstellung mit hohem Wiederkennungsfaktor bekommen, aber Ballett war wieder nicht viel. Gut, dass Anna Savas eine gute Erzählerin ist, die diesmal mit ihrer Geschichte auch alles besser auffangen kann.

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Nun auch vom Saum infiziert

Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war
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Nachdem 2021 von Kerstin Gier nach langer Wartezeit der Auftakt zur „Vergissmeinnicht“-Geschichte erschien, war meine Freude groß. Tatsächlich hat mich der erste Band dann aber nicht gut überzeugen können. ...

Nachdem 2021 von Kerstin Gier nach langer Wartezeit der Auftakt zur „Vergissmeinnicht“-Geschichte erschien, war meine Freude groß. Tatsächlich hat mich der erste Band dann aber nicht gut überzeugen können. Kritisiert hatte ich eine zu freigiebig erzählte Welt, die keine Grenzen zu haben scheint, keine klare Linie, wohin die Geschichte will und einen etwas chaotischen Schreibstil. Ja, ich finde es zwei Jahre später auch unglaublich, dass ich all das mal zusammen zu einem Buch von Kerstin Gier untergebracht habe. Band 2 mit dem Untertitel „Was bisher verloren war“ habe ich dennoch lesen wollen.

Die gute Nachricht ist, ich bin wirklich galaktisch viel besser mit der Welt des Saums klarkommen und erkenne inzwischen einen deutlich roteren Faden. Zwar ist für mich immer noch nicht recht zu erkennen, ob es einen finalen dritten Band gibt, oder ob die Pläne noch viel weiter reichen. Das spricht immer noch dafür, dass es für mich vermittelt keinen klaren Schluss gibt. Dennoch hat mich das beim Lesen diesmal nicht so gestört, denn es klappt im Hier und Jetzt diesmal zu gut, als dass meine Gedanken da einen kritischen Ausflug tätigen wollten. Aber ich gehe dennoch davon aus, dass nach einem dritten Band Schluss sein wird. Sollte sich Gier auch für diesen nochmal bessern, dann kommt das Beste einfach ganz am Ende. Aber zurück zum zweiten Band: wir lernen zwar noch einige neue Charaktere kennen und zwar die Organisation, zu der Quinns verstorbener Vater Yuri angehörte, aber dennoch merkt man ansonsten, dass die Handlung sich jetzt gesetzt hat und dass es vor allem darum geht, zu den bekannten Figuren mehr herauszufinden und dann im Saum noch spezielle übernatürliche Wesen kennenzulernen, die dann unterschiedliche Gefahrenstellen darstellen. So ergibt sich aber ein gut strukturierter Handlungsbogen, der gerade am Ende auch eine tolle Spannung aufbaut.

Auch der Schreibstil zeigt sich deutlich verbessert. Ich hatte auch den Eindruck, dass Gier es diesmal alles etwas cleverer gelöst hat. Die Handlung basiert nicht mehr so sehr auf berichteten Erlebnissen, sondern man ist immer live dabei, was einfach viel spannender ist. Zwar gibt es immer noch das Element, dass wir zeitlich nochmal zurückspringen, aber das ist dann so geschickt gelöst, dass es wie ein herausforderndes Puzzle wirkt, wo man begeistert mitknobelt. Das funktioniert diesmal aber auch besser, weil nicht nur Quinn die Abenteuer erlebt, sondern weil Matilda zunehmend gleichberechtigt wird. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, dass sie im ersten Band auf dem Abstellgleis war, aber dadurch, dass sie an die uns bekannte Realität gebunden war, war ihr Aktionsradius einfach etwas kleiner und im Vergleich hat Quinn dann einfach mehr erlebt. Diesmal wird es ausgleichender, weil erstens die Spannungsmomente wieder in unsere Welt geholt werden und weil dann zweitens Matilda ihren Weg in den Saum findet. Das ist wirklich das Beste, was der Geschichte passieren konnte. Wir haben nun höchst unterschiedliche Wege, die wir kennen, wobei Quinn und Matilda noch die harmlosesten Wege haben, aber es wird sehr spannend, wie sich das alles im dritten Band ausspielt, weil da nun wohl alle Möglichkeiten auf dem Tisch sind.

Ich fand es auch diesmal sehr angenehm, dass Quinn und Matilda nach einer raschen Versöhnung zwar süß verliebt sein dürfen, dass die Geschichte aber ansonsten doch sehr erwachsen wirkt. Sie sorgen sich jeweils umeinander und das ist wohl völlig normal, aber es wird nicht noch künstliches Drama aus den Händen gesaugt (Eifersucht etc.), sondern es wird mehr an einem Strang gezogen. Zumal die beiden Figuren dann auch so ergänzend sind. Matilda ist eben eher die Wissenschaftlerin, die, die richtigen Fragen stellt und die mehr eine Kombinationsgabe hat. Quinn ist wirklich eher der impulsive Abenteurer, weswegen es nun umso besser ist, dass beide im Saum wirken können, selbst wenn Quinn von Matildas Art und Weise noch nicht wirklich weiß. Neben den beiden ist aber auch Jeanne ein großer Gewinn für die Geschichte. Sie wird mehr beleuchtet und sie zeigt sich dadurch als Figur, die immer unberechenbar bleiben wird, die als Verbündete aber immer der Ass im Ärmel sein kann. Auch ansonsten zeichnet sich immer deutlicher ab, welche Figuren wichtig sind und die werden intensiver beleuchtet. Das ist sehr angenehm, denn je mehr man in die Geschichten und die Figuren investiert ist, desto mehr gebunden ist man alles. Nach diesem Band will ich auf jeden Fall weiterlesen und ich finde auch, dass dazu ein vorzüglicher Epilog beiträgt!

Fazit: „Vergissmeinnicht – Was bisher verloren war“ ist für mich eine klare Steigerung in der Geschichte von Kerstin Gier rund um den Saum und seine Figuren und Gestalten. Zwar scheint es immer noch kein absehbares Endziel zu geben, aber an Spannung, an Tiefe, an Relevanz und an Begeisterung gab es so viele Verbesserungen, dass ich diesmal ungerne aus der Geschichte gegangen bin. Ich freue mich auf Band 3!

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Tolle Ergänzung zur Serie

Queen Charlotte – Bevor es die Bridgertons gab, veränderte diese Liebe die Welt
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Anfang Mai 2023 startete auf Streamingdienst Netflix mit "Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte" ein Spin-Off zu der beliebten Serie "Bridgerton", die sich im Zentralen um acht Bridgerton-Geschwister ...

Anfang Mai 2023 startete auf Streamingdienst Netflix mit "Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte" ein Spin-Off zu der beliebten Serie "Bridgerton", die sich im Zentralen um acht Bridgerton-Geschwister dreht, die nacheinander ihr jeweiliges Liebesglück finden. Vorlage ist dort eine Buchreihe nach Julia Quinn. Shonda Rhimes, die mit ihrem Produktionsstudio Shondaland die Welt für Netflix erschaffen hat, hat ebenso auch die Idee entwickelt, ein Prequel auf die Beine zu stellen, die sich der jungen Königin Charlotte widmet und wie sich diese in König George verliebt. Für die Buchfans als Geschenk haben sich Rhimes und Quinn dann auch zusammengetan und haben eben diese Vorgeschichte auch abseits der Drehbücher niedergeschrieben. Für die deutschen Fans ist dieser Roman auch zeitnah zur Serie veröffentlicht worden. Nachfolgend werfe ich nun einen Blick darauf, ob sich Unterschiede auftun, ob das Buch eher als ergänzend und eigenständig einzuschätzen ist und ob es für die Julia Quinn-Fans den bekannten Stil bietet.

Zunächst oute ich mich mal als größerer Fan von der Serie als von der Buchreihe. "Bridgerton" ist insgesamt breiter in den Geschichten erzählt und auch die einzelnen Themen strahlen mehr Relevanz aus. Damit ist nicht nur gemeint, dass in eine historische Zeit hinein Diversität reingebracht wird, sondern auch so sucht sich die Serie Themen, die gesellschaftlich von Bedeutung sind und die Vergangenheit mit der Moderne verbinden. Dennoch habe ich die Buchreihe auch gerne gelesen, zumal Quinn auch einen sehr angenehmen Schreibstil hat, der speziell über Humor zu punkten weiß. Daher war ich auf dieses Buch wirklich sehr gespannt, denn es war unweigerlich klar, dass sich Quinn auch in eine Abänderung ihrer Welt hineinfinden muss, bei der ein Schwerpunkt darauf liegt, dass die Königin als schwarze Frau nach England kommt. Das wäre ein Umstand gewesen, den es sonst bei Quinn und ihren Regency-Romanen wohl niemals so gegeben hätte. Deswegen kann ich auch klar für die Quinn-Fans sagen: es ist anders. Würde nicht der Name der Autorin darauf stehen, dann würde man es wohl nicht erkennen. Letztlich ist es auch schwierig, wie genau dieses begleitende Buch entstanden ist. Ob Rhimes die Drehbücher zur Verfügung gestellt hat, die Quinn dann in eine Romanform erweitert hat? Oder wie genau sah die Zusammenarbeit aus? Schwierig abzuschätzen. Da auch viele Dialoge aus der Serie sofort wiederzuerkennen sind, spricht vieles dafür, dass Quinn nur drum herum ihren Stil aufziehen konnte. Die Serie berücksichtigt die inneren Monologe nicht, das bleibt also dem Buch vorbehalten und dort höre ich auch am ehesten Quinn heraus. Insgesamt verbirgt sich hinter der Konzeption aber vor allem Shonda Rhimes, das muss man klar sagen.

Als Fan des Prequels habe ich das Buch insgesamt dennoch gerne gelesen. Die Parallelen zwischen der sechsteiligen Serie und diesem Buch sind zwar wirklich enorm, was für mich nun kaum Neues bedeutete, aber dennoch finde ich die Absicht gut. Denn nicht jeder verfügt über ein Netflix-Abo und kann so dennoch Teil an dieser Geschichte über eine junge Königin Charlotte sein. Wenn man denn dann damit leben kann, dass es nicht 100% Julia Quinn und ihre Stilistik ist. In der Gesamtsicht ist das Buch aber auch keine Kopie. Zum einen gibt es kleinere Handlungsbögen aus der Serie, die überhaupt keine Berücksichtigung finden. Stichwort Agathas Affäre als Witwe sowie Agatha und Violet in der Zeitebene der "Bridgerton"-Handlung. Vor allem der letztere Aspekt ist aber wirklich gut zu verschmerzen. Das war für mich schon der schwächste Teil der Serie und ihn nun für den Roman gestrichen zu sehen, das hat mich kaum geärgert. Geschichten auf dem Bildschirm und auf den Seiten sind einfach zwei verschiedene Ebenen und ich vermute auch, dass gewisse Handlungsmomente in Romanform noch weniger Sinn ergeben hätte. In dem Sinne wurde eine gute Entscheidung getroffen. Ganz neu ist im Grunde nichts, aber dennoch hat der Roman auch einen großen Mehrwert und das ist der zuvor schon angesprochene innere Monolog. Seien es nun Charlotte und George selbst, aber auch Agatha und Augusta sowie Reynolds und Brimsley, man hat ihnen zu unterschiedlichsten Momenten in den Kopf gucken können und das war ein großer Gewinn. In Serienform haben sich mir die Charakterzüge und die Gedankengänge natürlich auch erschließen können, aber einiges basiert dann doch eher auf Vermutungen oder auf Schlussfolgerungen. Daher sind klar ausgesprochene Gedanken ein zusätzliches Geschenk. Speziell interessant fand ich das bei George, wenn er seine Episoden hatte, oder wenn man so tiefer in Agathas Leben hineinblicken konnte.

Ich finde auch, dass der Roman viel zentraler in den Fokus gerückt hat, dass Charlotte eine dunkle Hautfarbe hat und nicht die bemüht hell gehaltene Haut, die vor allem in der Aristokratie jahrhundertelang von großer Bedeutung war, weil sie auch ausstrahlte, nicht auf dem Feld etc. arbeiten zu müssen und so der Sonne ausgesetzt zu sein. In der Serie ist zwar auch offensichtlich, dass Charlottes Hautfarbe Augusta und den Rat erstmal stutzig macht, aber im Roman wird das alles viel konkreter ausgesprochen und diskutiert. Hier empfand ich das Geschehen also nochmal viel gesellschaftskritischer. Auch später Agathas Kampf um ihren Platz um Ton ist argumentativ so viel dichter gestaltet, weil die Themen wirklich auf den Tisch kommen. Ich habe auch noch einiges über Charlottes altes Leben in Deutschland erfahren, aber auch die Geschwisterschar von George, die in der Serie keine Rolle spielt, wird angesprochen. Man merkt also, es gibt noch einige Details, die ergänzend sehr wertvoll sein können und mein Verständnis von der Geschichte noch einmal erweitert haben.

Fazit: "Queen Charlotte", von Shonda Rhimes und Julia Quinn zusammengetragen, ist auf jeden Fall von Mehrwert. Wer bislang nur die Bücher kennt, der wird sicherlich Quinns typischen Stil etwas vermissen und auch in eine fremder erscheinende Welt eintauchen, aber für Serienfans ist es eine wunderbare Ergänzung, weil vor allem der innere Monolog und einige Details ein vollständigeres Bild ergeben.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Erster Fantasy-Ausflug mit Bianca Iosivoni

Twisted Fate. Wenn Magie erwacht
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Nachdem ich Bianca Iosivoni über ihre New Adult-Romane kennengelernt habe, habe ich natürlich auch mitbekommen, dass sie in anderen Genres genauso zuhause ist. Dennoch habe ich sie bislang weder in Fantasy ...

Nachdem ich Bianca Iosivoni über ihre New Adult-Romane kennengelernt habe, habe ich natürlich auch mitbekommen, dass sie in anderen Genres genauso zuhause ist. Dennoch habe ich sie bislang weder in Fantasy noch jetzt ganz neu in Thriller ausprobiert. Einen wirklichen Grund gab es dafür eigentlich nicht, denn in beiden Genres sage ich wahrlich nicht aus Prinzip nein. Aber manchmal stimmen die Umstände wohl einfach nicht, weswegen ich es jetzt umso besser finde, dass ich bei „Twisted Fate“ einfach mal ja gesagt habe. Hier gefällt mir speziell auch, dass es keine Romantasy ist, die noch zu High School-Zeiten spielt, sondern dass die Figuren etwas älter sind, denn dann sind wir quasi auch schon wieder bei den New-Adult-Romanen, die ich immer toll fand.

Zunächst möchte ich noch ein paar Worte wegen des Covers fallen lassen. Mir ist bewusst, dass eine Frau von hinten im Kleid für das Genre nicht unüblich ist, aber ich finde es überhaupt nicht passend. Es ist in sich schön, keine Frage, aber im ersten Band gibt es eine Szene, wo es etwas chicer zugeht, ansonsten ist es eine sehr bodenständige Erzählung, so richtig aus dem Alltag gegriffen, auch eher mehr Action, da ist schöne Ballkleidung völlig fehl am Platze. Ich finde so auch, dass etwas anderes vermittelt wird. Jetzt habe ich nicht wegen Cover ausgesucht, sondern wegen der Autorin und konnte so nicht enttäuscht werden. Aber für mich hat das Buch wenig mit anderen mit ähnlichen Covern zu tun. Nach diesem Kritikpunkt habe ich noch zu berichten, dass ich „Twisted Fate“ als Hörbuch hatte und sehr zufrieden bin. Pia-Rhona Saxe hat mich gut durch die Geschichte geleitet. Manchmal hat man gehört, das ihre Stimme bei neuen Kapiteln frischer war, aber das hat nicht gestört und ist irgendwo auch verständlich. Für mich ist sie aber wirklich zu Faith geworden und das empfinde ich bei Hörbüchern immer am wichtigsten.

Kommen wir nun aber zum Inhalt. Ich habe mich mit dem Prolog erstmal etwas schwer getan, weil er nichts mit dem zu tun hatte, was der Klappentext verraten hatte. Nach der kompletten Lektüre ergibt es mehr Sinn, dass dieser Prolog gewählt wurde, aber insgesamt glaube ich nicht, dass es ihn unbedingt hätte geben müssen. Zumindest nicht für die Ereignisse im ersten Band. Vor allem ist zu dieser historischen Rückblende der Einstieg in die eigentliche Hauptgeschichte dann sehr kontrastreich, denn wir befinden uns im Schottland der Gegenwart und Faith startet ihr neues Abenteuer am College, während sie ihren Vater bereits verloren hat und um ihre Mutter bangen muss. Dazu haben sie und ihr Bruder Levi geheime Kräfte, die sie verheimlichen sollen, wie ihnen eingebläut wurde. Ich fand es spannend, so nach und nach in diese Welt einzudringen. Kräfte hat man in Fantasy ja oft genug, aber ich fand es auch reizvoll, dass auch repräsentiert durch den Orden solche Fähigkeiten eher verpönt scheinen. Dazu zeigt sich, dass die Kräfte kein simples Geschenk sind, sondern eben auch einen Preis haben. Das fand ich als gelungene Perspektive, weil nahezu alles im Leben immer ambivalent ist und Heilungskräfte müssen dann nicht nur ein Geschenk sein, sondern auch ein Preis, den man woanders zahlen muss. In dem Sinne war es nicht nur generell spannend, was die anderen Fähigkeiten sind und welche Figuren damit verbunden sind, sondern war diese Figuren damit für Geschichten erlebt haben und wie es sie geprägt hat.

Da es nun mal eine Romantasy ist, darf auch die Romantik nicht zu kurz kommen. Es ist vielleicht etwas übertrieben, dass wir mit Jax und Nate gleich zwei Kandidaten haben, aber immerhin sind sie wirklich unterschiedlich und repräsentieren auch verschiedene Seiten. Das gibt diesem Dreieck doch etwas Gutes mit. Denn es fällt wirklich schwer, sich direkt auf eine Seite zu schlagen. Die eine Dynamik ist vertraut, aber bedroht durch äußere Umstände und die andere ist eher eine Hassliebe mit mehr Verständnis füreinander. Dieses Dreieck wird uns noch im zweiten Band begleiten und damit kann ich leben, denn es ist für mich undurchsichtig, wer es wohl werden würde, das ist positiv. Dieses Undurchsichtige im Fortgang der Handlung ist generell ein sehr positiver Aspekt. Iosivoni setzt auf bekannte Elemente, aber ich finde, dass es ihr immer wieder gelingt, diese neu zu verwenden und so was Frisches und eben Unerwartetes reinzubringen. Die Andeutungen, die zwischendurch gemacht wurden, die haben mich natürlich wild spekulieren lassen, aber ich fand nicht, dass man alles sofort erkennen konnte. Speziell das Ende, das mehr zum Blutschwur und zum Orden aufdeckt, kam für mich sehr unerwartet. Tatsächlich finde ich auch, dass es da noch ein paar Lücken gibt, die der zweite Band hoffentlich beantwortet. Insgesamt finde ich aber, dass wir ein breites Spektrum an unterschiedlichen Charakteren haben, wir haben viele verschiedene Fähigkeiten, wir haben keine Zimperlichkeit im Geschehen und wir haben noch vieles, was offen ist. Ich bin gut unterhalten worden.

Fazit: Nun habe ich mit dem ersten Band zu „Twisted Fate“ endlich mein erstes Fantasybuch von Bianca Iosivoni gelesen und ich wurde zufrieden zurückgelassen. Viele bekannte Elemente wurden neu arrangiert und es ist vielversprechend, dass nicht alles nur aufregend toll dargestellt wird, sondern auch die Seite der Konsequenzen intensiv beleuchtet wird. Selbst das Liebesdreieck konnte mich mitreißen und dass ich mich noch nicht entschieden habe, ist sehr positiv zu werten. Ich freue mich auf den Abschluss!

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Irritierendes Setting, ansonsten aber Young-Unterhaltung pur

Here With Me
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Ich war überrascht im Klappentext zu lesen, dass die Adairs in ihrer Ideenentwicklung schon parallel zur Edinburgh Love-Reihe entstanden sind. Denn diese Reihe hat mich von Young begeistert zurückgelassen, ...

Ich war überrascht im Klappentext zu lesen, dass die Adairs in ihrer Ideenentwicklung schon parallel zur Edinburgh Love-Reihe entstanden sind. Denn diese Reihe hat mich von Young begeistert zurückgelassen, aber so viele Bücher, wie ich seitdem von ihr gelesen habe, macht mir das auch bewusst, wie lange es doch gedauert hat, bis diese Familie das Licht der Welt erblicken durfte. Hat es sich denn gelohnt?

Ich muss sagen, dass ich mich mit dem Setting der Reihe etwas schwer getan habe. Während ich es einerseits sehr wohltuend empfand, dass trotz der Tatsache, dass Protagonist Lachlan einst Hollywoodstar war, mit wenig Klischees gearbeitet wurde, habe ich andererseits nicht verstanden, warum überhaupt so ein Ruhm eine Rolle spielen muss und warum sich dieser Club an SchauspielerInnen richtet. Auch nach Beendigung des Buchs habe ich diese Entscheidung nicht nachvollziehen können, denn es ist doch eine einseitige Auslegung irgendwo. Warum nicht einfach generell einen Club für berühmte Leute unterschiedlicher Professionen, die Abstand und Ruhe von diesem Leben suchen? Ich glaube, das hätte etwas besser gepasst. Denn so war es auch irritierend, wie Robyn regelmäßig auf dem Anwesen aufschlug und dann immer wieder betonen musste, wer da nicht alles rumläuft und wie beeindruckend es ist, aber wie cool sie doch auch ist, dass sie sich das nicht anmerken lässt. Man merkt vielleicht, das fand ich alles etwas übertrieben. Zumal man eben auch schon Andeutungen zu den weiteren Bänden bekommt und eher selten spielt wirklich der Starruhm eine Rolle, daher nochmal: warum also?

Abgesehen dieses größeren Kritikpunkts habe ich aber wieder das bekommen, was ich von Young auch sehen will. Eine wirklich knisternde Liebesgeschichte, die sich hier durch anfängliche Abneigung, dann körperliche Anziehung und letztlich so viel mehr auszeichnet. Aber eben auch diese Beziehungsbanden untereinander, die alles sehr heimelig trotz vieler Geheimnisse machen, fand ich sehr angenehm. Ich war auch positiv überrascht, dass dieser Band (oder vielleicht die ganze Reihe?) so einen Thrill-Anteil hatte, der auch nicht nur eine kleine Rolle spielte, sondern die Stilistik entscheidend geprägt hat. Hier wurde es auch natürlich eingebunden, weil Robyn und ihr Vater Mac beide eine Vergangenheit als Cops haben. Es war für beide nicht der Beruf, für den sie gebrannt haben, aber dennoch habe sie gewisse Ansätze natürlich im Blut. Ich fand es hier auch passend, wie offensiv Robyn ihre Ermittlungen vorangetrieben hat, weil sie eben körperlich wirklich Fähigkeiten hatte, die diesem Mut auch entsprochen haben. Während sich bei anderen Büchern oft denkt, wie naiv sind die eigentlich, ist das Bild hier sehr rund. Ich fand es auch spannend, dass Young hier einen Konflikt für Lachlan draus gemacht hat, der sich etwas in seiner Männlichkeit gekränkt gefühlt hat. Gerade Romance-Autoren müssen sich ja oft anhören, ihre Geschichten eher mit der stereotypen Geschlechterverteilung zu bedenken und das wirkt so natürlich sehr modern, dass Lachlan ans Denken gebracht wird.

Jetzt darf man aber nicht behaupten, dass die Stalkergeschichte bis zum Ende eine große Überraschung geblieben wäre. Young hat durchaus einige Manöver der Verschleierung gewagt, die ich auch gut fand, dann aber wiederum war manches so offensichtlich. Aber das möchte ich nicht hochhängen. Ich habe „Here With Me“ nicht als Thriller gelesen und deswegen habe ich diesen Teil auch anders genießen können. Ich fand ihn eine top Ergänzung und es ist trotz offensichtlicherer Teile dennoch bis zum Schluss sehr spannend geblieben. Zudem hört Young nach der Aufdeckung und dem großen Showdown nicht auf, sondern sie macht die Geschichte dann auch rund. Das war mir persönlich auch wichtig, denn es war viel angestoßen worden, was auch nicht in Schottland gelöst werden konnte und Young nimmt sich die Zeit noch. Dazu hat sie es eben geschafft, dass man auf die weiteren Bände gespannt ist. Vielleicht freunde ich mich dann auch mehr damit an, warum die Anlage unbedingt die Stars und Sternchen sein muss.

Fazit: Young legt mit „Here With Me” den Start einer neuen Reihe hin, die sich um die Adair-Familie drehen wird. Auch wenn ich das Setting immer noch nicht richtig verstanden habe, weil man es auch simpler hätte halten können, so habe ich überraschend auch eine Geschichte mit Thrill-Elementen bekommen. Spannung und übliche knisternde Erotik ergänzen sich hier gut. Die Reihe verfolge ich so gerne weiter.

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