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Veröffentlicht am 27.04.2023

Genussbuch mit Schwächen

Malibu Rising
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Um Taylor Jenkins Reid habe ich länger als nötig einen Bogen gemacht, denn nachdem ich „Daisy Jones & The Six“ dann endlich gelesen hatte, war ich doch sehr angetan, zumal ich eben besonders fasziniert ...

Um Taylor Jenkins Reid habe ich länger als nötig einen Bogen gemacht, denn nachdem ich „Daisy Jones & The Six“ dann endlich gelesen hatte, war ich doch sehr angetan, zumal ich eben besonders fasziniert war, dass die Erzählweise mich trotz reiner Dialogform so berühren konnte. Von dort aus war mir klar, dass ich unbedingt noch etwas von ihr entdecken möchte. Dementsprechend war die Neuveröffentlichung von „Malibu Rising“ eine sehr passende Gelegenheit für mich. Auch wenn ich im Vorfeld nicht wusste, dass Reids Geschichten sich alle ein wenig überkreuzen, hier speziell mit „Carrie Soto is Back“, habe ich das beim Lesen nicht als Lücke empfunden.

In „Malibu Rising“ lerne ich nun also erstmals Reids ausformulierte Schreibkunst kennen, auch wenn ich sagen muss, dass sofort eine klare Stilistik zu erkennen ist. Die Autorin interessiert sich für eine Bandbreite an Charakteren. In „Daisy Jones & The Six“ ist das eben dadurch gelungen, dass O-Ton so viele Personen zu Wort kommen durften, hier in „Malibu Rising“ stehen vor allem Nina Riva und ihre drei Geschwister sowie die Eltern, aber später auch die Partygäste im Fokus. Die Parallele fand ich also sehr augenscheinlich. Reid ist weniger an einer ausgeprägten Charakterbildung interessiert, sondern vielmehr an einem ausschweifenden Gesamtbild. Während ich das bei „Daisy Jones & The Six“ entspannter gesehen habe, so finde ich aber umgekehrt hier, dass es auf der Party später etwas lästig wurde. Für mich waren eben schon die Rivas das Zentrum die Geschichte und das Bemühen, auch den Partygästen noch etwas Raum zu geben, war dann unnötig herauszögernd, gerade weil sich die Riva-Konfrontation gerade zuspitzte. Hier merkt man einfach, dass das eine Stilfrage ist. Ich will sie nicht gänzlich verteufeln, aber vielleicht geht es vielmehr um das rechte Maß, um nicht völlig den Fokus zu verlieren. Das war hier in meinen Augen nicht völlig gelungen.

In „Daisy Jones & The Six“ war sehr stringent die Geschichte nachgearbeitet worden, hier in „Malibu Rising“ haben wir aber zwei größere Stränge. Wir haben die anstehende Riva-Party, auf die sich die vier Geschwister mit unterschiedlichen Motivationen vorbereiten und wir haben die Vergangenheit, in der die Geschichte der Eltern erzählt wurde. Auch hier fand ich die gewählte Stilistik auf jeden Fall mal eine kritische Frage wert. Hier ist das Gute aber, dass mich sowohl die Geschichte der Eltern, als auch die der Geschwister sehr gut zu unterhalten wusste. Dennoch war es zwischendurch augenscheinlich, dass die Gegenwart aus den Augen verloren wurde, um dann eher die Vergangenheit durchzuarbeiten, während dazwischen so alibimäßig Passagen zwischengeschoben wurde. Vielleicht hätte Reid hier besser eine ausgewogenere Mischung angeboten, aber wie gesagt, das war der kleinere Kritikpunkt.

Ansonsten habe ich mit „Malibu Rising“ ein Buch bekommen, das mich wirklich in einen Sog gezogen hat. Ich mochte die Riva-Geschwister in ihrer ganz unterschiedlichen Art alle sehr und ich fand auch, dass zu allen ein inniges Bild entstanden ist. Auch wenn Nina noch einmal etwas mehr im Zentrum stand, aber als Älteste hat sie auch die meiste Verantwortung zu tragen und bei ihr konnte das Bild aus Vergangenheit und was sie dort alles erlebt hat, mit dem, was sie als junge Frau nun erlebt und fühlt, besser übereinander gebracht werden. Gerade wenn man bedenkt, was die Eltern auch für Menschen waren, so finde ich die Riva-Geschwister umso beachtlicher und ich habe ihren Zusammenhalt speziell als sehr mitreißend empfunden. Weiterhin musste ich natürlich bedenken, dass das Geschehen natürlich nicht im Hier und Jetzt spielt. Dennoch fand ich einige Gedankengänge, das Abnabeln vom Vater, oder auch Ninas Ehe, recht modern angegangen, aber dennoch nicht zu modern, also nicht, dass mir der Gedanke kam, es passt nicht in die damalige Zeit, zumal Kalifornien wahrscheinlich ohnehin immer näher am Puls der Zeit war. Damit meine ich aber vor allem, dass mir die Themen nicht fremd schienen und ich dadurch auch sehr berührt werden konnte.

Fazit: Ich habe viele Vergleiche zu „Daisy Jones & The Six“ gezogen, aber das ist wohl völlig normal, wenn man sich einer Autorin erst noch annähert. Auch wenn „Malibu Rising“ nun anders erzählt ist, so gibt es unheimlich viele Parallelen, die für mich einerseits eine klare Autorinnenstimme formen, die für mich andererseits aber auch bei diesem Buch nicht ganz so ideal passen. Die Einbindung der ganzen Partygäste mit ihrer Perspektive, das war mir zu viel. Dennoch habe ich die Geschichte der Rivas wiederum sehr, sehr genossen.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Warten hat sich gelohnt

Vergiss uns. Nicht.
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Bald sechs Jahre ist es her, dass Laura Kneidl mit „Berühre mich. Nicht“ den deutschen Buchmarkt aufgerührt hat und genau so lange fühlt sich der Zeitraum auch an. Ich bin an New Adult durch US-amerikanische ...

Bald sechs Jahre ist es her, dass Laura Kneidl mit „Berühre mich. Nicht“ den deutschen Buchmarkt aufgerührt hat und genau so lange fühlt sich der Zeitraum auch an. Ich bin an New Adult durch US-amerikanische Autorinnen herangeführt worden, aber als dann erstmals auch deutsche Autorinnen wie eben Kneidl und zuvor schon Mona Kasten ihre Erfolge feiern konnten, da war das nochmal was anderes und ich umso stolzer, dass sie es geschafft und damit vielen weiteren den Weg geebnet haben. Als nun mit „Vergiss uns. Nicht“ ein dritter Band aus der Reihe angekündigt wurde, da war das Fanherz natürlich glücklich. Auch wenn man sich die Bücher irgendwie auch früher gewünscht hätte, so bin ich immer eine Verfechterin davon, dass Autoren nicht schreiben sollen, was Fans wollen, sondern was ihr Inneres ihnen vorgibt. Zwar ist die ursprüngliche Geschichte von Sage und Luca so schon lange her, aber kaum hatte ich die ersten Seiten von „Vergiss uns. Nicht“ zwischen, da kamen die Erinnerungen wieder hoch, so dass die vergangenen Jahre am Ende dann wahrlich nicht schlimm waren.

Ich bin gerne wieder in die Geschwisterdynamik von Luca und April eingetaucht, weil sie doch schon ein Herzstück der ursprünglichen Dilogie war. Die Hinführung zu April war deswegen auch nicht schwer, weil ich mich sofort wieder daran erinnern konnte, wie sehr sie mit ihrer Art auch Sage ein Wohlfühlort geben konnte. An Gavin waren meine Erinnerungen tatsächlich blasser, was sicherlich auch daran liegen mag, dass Kneidl sich auf die weibliche Perspektive verlässt, wir ihn so auch nur durch die Augen von Sage in den ersten beiden Bänden erlebt haben, so dass er nicht ein ganz so dominanter Faktor wie April war. Aber das ist auch nicht schlimm, weil Kneidl schon auch bemüht ist, alle wieder mit der Geschichte abzuholen. Auch wenn Gavin am Anfang der Geschichte nur reduziert eine Rolle spielt, so ist April gedanklich viel bei ihm und es gab so auch mehr Raum, dass sie die gemeinsame Vergangenheit Revue passieren lassen konnte, was dann wiederum auch ihn charakterlich schneller in Position gebracht hat. Da auch nun wieder eine Dilogie beabsichtigt ist, ist das Erzähltempo nicht übertrieben gewählt und das wird also auch insgesamt noch Raum geben, Gavin viel besser kennenzulernen.

Was für mich ein wenig der Knackpunkt der Geschichte ist, das sind die Andeutungen zu Aprils erstem Mal, weil ich mir von da aus schon die Geschichte selbst erzählen konnte. Zwar ist meine Meinung, dass New Adult für mich kein Krimi zum Mitraten sein muss, aber hier war es insgesamt doch etwas zu plump, weil es im Grunde mit dem ersten Kapitel klar war. Dennoch hat es über den Leseverlauf hinweg nicht arg gestört, denn der Umgang damit wurde sich für den Cliffhanger aufbewahrt. Die Ausgangslage finde ich auch ehrlich gesagt spannend, weil ich Aprils Gedanken dazu sehr spannend finde, auch wenn ich aus Spoilergründen nicht zu sehr darauf eingehen will, aber angesichts von persönlichen Grenzen, Vertrauen für Intimität etc., finde ich es herausfordernd und auch ungewöhnlich in der Darstellung. Die Geschichte funktioniert für mich auch nur, weil es zwischen April und Gavin in diesem Band stimmt. Es braucht zwar seine Zeit, aber als es einmal losgeht, da merkte ich als Leserin sofort, dass sie an etwas anknüpfen und nicht neu anfangen müssen und diese Vertrautheit, die macht für mich das Thema überhaupt möglich, weil ich so Gavin nichts Schlechtes unterstellen kann.

April ist ohne Frage diejenige, die die Geschichte trägt und ich fand auch das Projekt sehr vielversprechend, weil es eine wirklich tolle soziale Idee ist, die über sie viel aussagt. Tatsächlich hätte ich aber auch gerne mehr über das Physikstudium mitbekommen, denn ich mag die angedeuteten Widersprüche aus nerdiger Physik und Modeliebhaberin, da es mit Klischees spielt. In diesem Sinne wäre es noch besser gewesen, mehr zu begreifen, was April an der Physik reizt. Bei Gavin umgekehrt wurde sein Psychologiestudium und sein Interesse daran sehr eindeutig belegt. Aber ich mag es auch, die anderen Figuren zu erleben und sehe da auch noch Potenzial für eine weitere Diologie, aber liebe Laura Kneidl, alles zu seiner Zeit

Fazit: „Vergiss mich. Nicht“ ist eine Fortführung von Laura Kneidls Durchbruch, auf die sich das Warten sicherlich gelohnt hat, denn die erschaffene Welt ist sofort wieder vertraut und mit April haben wir eine sehr sympathische Protagonistin. Auch wenn es gewisse Längen gibt und ein Aspekt zu durchsichtig war, so war ich sehr entspannt in diesem Leseabenteuer und freue mich schon auf den Abschluss.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Locker erzählt mit emotionalen Höhepunkten

Bis zum hellsten Morgen
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Die Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry hat mit „Bis zum hellsten Morgen“ ihr Ende gefunden und es ist erfreulicherweise eine Reihe mit sehr unterschiedlichen Geschichten gefunden. Auch wenn im finalen ...

Die Compass-Reihe von Brittainy C. Cherry hat mit „Bis zum hellsten Morgen“ ihr Ende gefunden und es ist erfreulicherweise eine Reihe mit sehr unterschiedlichen Geschichten gefunden. Auch wenn im finalen Band alle Pärchen nochmal für einen Höhepunkt zusammenfinden, so wird doch deutlich, dass sie zwar eine Verbindung untereinander haben, aber dass sie keinesfalls dasselbe Schicksal durchlebt haben. Sicherlich ist immer die Erzählweise von Cherry zu erkennen, keine Frage, aber die Geschichten spielen auch an verschiedenen Orten und man merkt einfach, dass jedes Mal eine ganz eigene Geschichte zweier Menschen erzählt wird. Insgesamt habe ich es aber auch extrem genossen, als am Ende alles glücklich zusammenkam, das war wirklich ein Schlusspunkt fürs Herz.

Vorher komme ich aber noch zu näheren Details von „Bis zum hellsten Morgen“. Zuletzt hat man es bei Liebesbüchern öfters beobachtet, dass die erste Hälfte die gemeinsame Zeit in der Kindheit/Jugend erzählt, bis es zu einer dramatischen Wende kommt, die das Paar auseinander treibt, damit sie dann in einem gereifteren Alter zueinander finden müssen. Ich finde das nicht unbedingt schlecht, gerade wenn die Wurzeln eben so früh gelegt wurde und das hat man bei Aidan und Hailee doch deutlich gemerkt, die eben als Nachbarskinder zusammen aufgewachsen ist und wo sich eine sehr foppende Verbindung irgendwann zu einer tiefen Freundschaft und dann der großen Liebe entwickelt hat. Ich fand es vor allem toll, dass Aidan trotz seiner Hollywoodkarriere so bodenständig geblieben ist und dass immer deutlich wurde, er hat ein Talent, aber es ist nicht seine Leidenschaft, weswegen es ihn stattdessen immer zu Hailee gezogen hat. Bei ihr wiederum war das stärkste Thema ohne Frage die Betrachtung von Fatshaming. Ich habe Hailee, auch wenn sie doch manchmal arg wegstoßend war, wenn sie überfordert war, sehr ins Herz geschlossen, da ich ihre Gedanken sehr nachvollziehen konnte. Ich war auch unheimlich stolz, wie sie gewachsen ist, denn das war inspirierend. Deswegen steht sie auf einmal nicht über allem, aber sie kann die Außenperspektive viel besser aussperren.

In dem Zusammenhang war eben auch bewundernswert, wie Aidan Hailee auch begegnet ist, denn für ihn hat ihre Figur und ihr Gewicht tatsächlich nie eine Rolle gespielt, er hat immer einen Menschen gesehen, den er liebt und mehr hat dann auch nicht gezählt. Natürlich war es auch heftig, die gegenteiligen Stimmen zu lesen und wie Hailee wirklich extrem gemobbt wurde, aber gleichzeitig wurde das durch ihr unterstützendes Umfeld immer weich aufgefangen. Daher ist eine Triggerwarnung okay, aber ich finde, dass das Thema wirklich sanft und sensibel aufgefangen und bearbeitet wird. Insgesamt hat die Geschichte nicht die Tiefsinnigkeit, wie wir sie von Cherry in anderen Büchern kennen, weil auch der Umgang zwischen Aidan und Hailee oft sehr lustig ist, was automatisch für eine Auflockerung und ein sehr flottes Lesen sorgt. Dennoch ist es sehr berührend, eben auch weil der Thematik mit dem Gewicht sowie Aidans Familiengeschichte und wie er viel von Panikattacken geplagt wird. Es ist eine Geschichte, in der man sich gut fallen lassen kann und die eine schöne Momentbegleitung darstellt.

Fazit: „Bis zum hellsten Morgen“ rundet die schöne Compass-Reihe ab und bietet zum Abschluss viele Gimmicks für die komplette Serie, aber sie hat auch eine locker erzählte Handlung, die vereinzelt sehr emotionale Höhepunkte setzt. Ein guter Abschluss!

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Lebensgeschichte einer chilenischen Familie

Violeta
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Auch wenn mir Isabel Allende natürlich ein Begriff ist, ist sie eine der Autorinnen, die mir bislang völlig durchgegangen ist. Da muss ich erst „Violeta“ von ihr geschenkt bekommen, aber manchmal muss ...

Auch wenn mir Isabel Allende natürlich ein Begriff ist, ist sie eine der Autorinnen, die mir bislang völlig durchgegangen ist. Da muss ich erst „Violeta“ von ihr geschenkt bekommen, aber manchmal muss man zur Horizonterweiterung einfach gezwungen werden. Was mir bei „Violeta“ sofort gefallen hat, das ist die Spanne, die erzählt wird, so dass es viel historischen Kontext gibt und Allende schreckt wirklich nicht davor zurück, vieles einzubinden. Es ist eher weniger ein Zeitkommentar, da Violeta eher auf ihr direktes Umfeld bezogen ist, aber die Menschen um sie herum nehmen teilweise viel mehr Anteil an den geschichtlichen Ereignissen, was eine 100-jährige Violeta in der Retroperspektive dann auch ganz anders bewerten kann. Dementsprechend habe ich wirklich viel über Chile gelernt und das auch als sehr spannend empfunden.

Der Erzählstil sieht vor, dass Violeta kurz vor ihrem Lebensende an ihren Enkelsohn schreibt und ihre Lebensgeschichte Revue passieren lässt. Dementsprechend sind wir auf sie als Erzählinstanz angewiesen. Dennoch ist dieser sehr subjektiven Perspektive auch eine Bemühung von Objektivität anzumerken, auch wenn man das wirklich mit Vorsicht sehen muss, weil Violeta dann schon einmal angibt, Sachen im Nachhinein erzählt bekommen zu haben oder dass andere Umstände später öffentlich aufgeklärt wurde. Dennoch finde ich es wichtig, dass es diese Ergänzungen gibt, weil es so ein runderes Bild und vor allem ein nicht so einseitiges Bild ermöglicht. Spannend ist natürlich auch, dass Violeta mit ihrem Enkel oft ihre Gefühle von damals teilt, um sie aber im selben Atemzug auch mit ihrem gereiften Alter neu zu bewerten. Das hat mich an diesem Buch so gereizt, weil ich als deutlich jüngerer Mensch dennoch schon solche Erfahrungen machen, wo ich frühere Erlebnisse und meine dazugehörenden Gefühle aus heutiger Sicht ganz anders bewerte. Für mich war die gewählte Stilistik auch in einem bestimmten Aspekt sehr wichtig, weil Violeta eine toxische Beziehung führt und da war der Kontrast zwischen ihren Gefühlen im Moment und bald 70 bis 80 Jahre später natürlich extrem.

Auch wenn der Buchtitel „Violeta“ heißt, so ist es doch weniger die Geschichte einer einzelnen Frau, sondern einer ganzen Familie, nur eben durch die Perspektive einer einzelnen erzählt. Durch die ganze Familie, die bei dem gierigen und geltungsbedürftigen Vater losging, und schließlich bei dem Enkelsohn endet, gibt es so viel Unterschiedliches zu erzählen, dass ich wirklich viel geboten bekommen habe. Die einzelnen Kapitel sind um inhaltliche Klammern bemüht, aber gerade zum Ende hin merkt man doch deutlich, dass sich das etwas ändert und tatsächlich chaotischer wird. Zwischen den einzelnen Zeitpunkten wird wilder hin- und hergesprungen, weswegen ich hier doch schon mal länger zur Orientierung brauchte. Ich vermute aber auch, dass das von Allende absichtlich so gewählt wurde, um eben auch das Alter von Violeta widerzuspiegeln, die vielleicht nicht mehr alles so klar strukturieren kann und daher oft dahin springt, was ihr persönlich das wichtigste war. Das ergibt alles in allem eine runde Geschichte.

Fazit: Mein erstes Buch von Isabel Allende in „Violeta“ ist geschafft, aber es soll nicht nach bloßem Abhaken klingen, denn ich habe ein wirklich spannendes und unterhaltsames Buch bekommen, das mich viel gelehrt hat über Südamerika, das aber auch von einer sehr heterogenen Familie erzählt, mit denen es viel zu entdecken gibt. Auf jeden Fall empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Endet absolut spannend

Westwell - Hot & Cold
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Bei „Westwell“ von Lena Kiefer kann ich wirklich dankbar sein, dass der Abstand zwischen den einzelnen Bänden nicht so lang geraten ist, denn gefühlt bekamen wir ja immer nur Brotkrumen hingeworfen, so ...

Bei „Westwell“ von Lena Kiefer kann ich wirklich dankbar sein, dass der Abstand zwischen den einzelnen Bänden nicht so lang geraten ist, denn gefühlt bekamen wir ja immer nur Brotkrumen hingeworfen, so dass ich und sicherlich auch alle anderen immer nur bis zum nächsten Band hingefiebert haben. Nun ist der finale Band da, wurde aber auch alles zu einem sauberen Ende geführt?

Der Abschlussband „Hot & Cold“ hat mich ganz im Sinne des Titels wirklich durch ein Wechselbad der Gefühle gestellt, denn überall wo man mitfiebern konnte, war ich voll dabei, denn die Figuren sind mir wirklich ans Herz gewachsen und da waren es dann nicht nur die Ereignisse rund um Helena und Jess, die mich berührt haben. Auch ein Lincoln hat sich innerhalb der Reihe extrem gemausert und ich habe wirklich mitgefiebert, wie er sich angesichts seines eigenen persönlichen Glücks entscheidet. Aber ich muss andererseits gestehen, dass es manches Mal etwas anstrengend war, dass die gefühlt tausendste Trennung herbeigeführt werden musste. Natürlich war es angesichts der drei Bände und dass sich Kiefer entschieden hat, das bis ganz zum Ende durchzuziehen, klar, dass es etwas wiederholend und langatmig werden könnte. Zwar hatte der Abschlussband für mich noch einmal genug Abwechslung, aber jedes Mal, wenn dann wieder die Trennung, ob nun echt oder fake, auf den Tisch kam, dachte ich dann doch: echt jetzt? Da merkt man ganz deutlich, wie sich Vor- und Nachteile einer Reihe die Klinke in die Hand geben. Aber das Positive ist definitiv, dass es für mich die größte Schwäche der Reihe war, aber es daneben nicht viel gab, was mich gestört hat.

In diesem Band ging es rund um die Auflösung, wer nun Adam und Valerie getötet hat, in die heiße Phase. Auch wenn ich den finalen Showdown etwas zu viel im Gesamten fand, so lobe ich gleich auf der anderen Seite, dass Kiefer es wirklich geschafft hat, unendlich viele Möglichkeiten offen zu halten. Selbst im finalen Band hätte es noch in zig Richtungen ausgehen können, das ist ein riesiges Plus für den Spannungseffekt. Zwar gab es eine Szene, die recht verratend war, aber ich darf mir auch nicht einreden, es wäre alles klar gewesen. Sie war auffällig, aber richtig sicher war ich mir danach nicht. Der Krimi-Anteil ist von Kiefer also wirklich lobenswert gestaltet worden. Aber es mussten auch nicht immer die Ermittlungen sein, die sehr spannend war, sondern ganz am Anfang natürlich die Auflösung des Cliffhangers, da hätte ich auch gerne in Flash-Geschwindigkeit lesen können, um endlich die Antworten zu haben.

Ich mochte die Chemie zwischen Helena und Jess eh schon die ganze Zeit und daran hat sich auch im finalen Band nichts mehr dran geändert. Aber dennoch hat sich die Art der Beziehung gewandelt. Denn es war eine klare Entwicklung zu erkennen. Im ersten Band war spannend, wie sich die Gefühle entwickeln, wenn so viel zwischen ihnen steht. Im zweiten Band war die Frage, wann bekommen sie ihre intimen Momente unauffällig erschlichen und diesmal hatten sie viel Zeit gemeinsam. Deswegen ging es für mich diesmal auch weniger um sexuelle Spannungen, sondern vielmehr darum, wie sehr ihre Beziehung wächst und wie sie auch in eine Zukunft blicken, selbst wenn diese nicht sicher ist. Deswegen fand ich es auch toll, dass es einen Abschluss mit Australien gab, eine ganz tolle Idee. Aber auch das Ende nach dem Showdown, nach diesen drei Bänden brauchte ich einfach die Zukunftsperspektive, um alle gehen lassen zu können. Aber was heißt gehen lassen? Am Ende kam ja die schöne Überraschung, dass Eli seine eigene Geschichte bekommt. Das freut mich wirklich, weil er ähnlich wie Lincoln eine sehr wichtige Nebenfigur war. Er musste mich nicht erst überzeugen, ihn mochte ich von Anfang an. Ich bin da auch sehr gespannt, ob die Entführung und was dahintersteckt, noch behandelt wird. Aber auch so sehe ich genug Potenzial.

Fazit: „Westwell“ endet für mich auf einer sehr zufriedenstellenden Note. Auch wenn gewisse wiederholende Elemente nicht wegzudiskutieren sind, so ist das wohl einfach der Preis einer Trilogie. Insgesamt hätte ich es mir im Vorfeld aber viel zäher vorgestellt. Positiv ist vor allem auch, dass das große Geheimnis wirklich toll und spannend konstruiert worden ist. Aber auch das Herz bekommt wieder einiges Schönes geboten. Eine tolle Mischung.

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