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Veröffentlicht am 23.01.2022

Tolle Lektüre mit einigen langatmigen Aspekten

Keeping Hope
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Bereits als ich den ersten Band von Anna Savas auf der Faerfax University gelesen habe, war mir klar, dass ich mich am meisten auf den Band von Jamie und Ella freuen würde, weil die beiden sofort grundsympathisch ...

Bereits als ich den ersten Band von Anna Savas auf der Faerfax University gelesen habe, war mir klar, dass ich mich am meisten auf den Band von Jamie und Ella freuen würde, weil die beiden sofort grundsympathisch waren und auch gerade die Geschichte, wenn aus Freunden Liebende werden, mich immer sehr zu begeistern wissen. Der zweite Band hat mich zwar auch schon sehr begeistert, aber das konnte ich im Vorfeld nicht abschätzen, weil Lily als Figur noch eine Unbekannte für mich war und ich mich an der Stelle überraschen lassen musste. Bei Ella und Jamie war es aber definitiv einplanbar und im Grunde wurde ich zum Glück auch nicht enttäuscht.

Ohne Frage: Ella und Jamie haben definitiv ihre sympathischen Wesen beibehalten und es war ein tolles Erlebnis, in ihre Köpfe einzutauchen und sie noch besser kennenzulernen. Gerade Jamie hat es mir wirklich sehr angetan, weil gerade die Liebe zur Musik, sein Verantwortungsgefühl der Familie gegenüber und auch seine Opferbereitschaft mich sehr an mich selbst erinnert haben. Dementsprechend war er mir als Figur sehr vertraut. Mit Ella hatte ich weniger gemeinsam, aber auch ihre Liebe für die Literatur, der Prozess, wie ihre Kreativität gewirkt hat, auch das konnte ich gut, weswegen ich mir wirklich beide Figuren sofort für meinen Freundeskreis hätte vorstellen können. Die Voraussetzungen mit den Figuren waren also wirklich allerbestens und dennoch ist bei mir die restlose Begeisterung nicht entstanden. Es war ein sehr gutes Buch, aber keine so intensive Liebe, weil ich zwischendurch doch zu viel denken konnte, denken abseits des eigentlichen Themas.

Hier kommt ins Spiel, dass Anna Savas einen typischen Erzählstil hat, der leider oft zu Längen neigt. Das zeigt sich gleich zu Beginn der Geschichte, wenn Ella ihren Freund Mason beim Fremdgehen erwischt. Diese Trauerphase, die natürlich zurecht ist, hat aber viel zu lange angehalten und ist für den Einstieg in so ein Buch auch echt schwere Kost. Ich könnte mir vorstellen, wenn man den dritten Band als Standalone liest, dass es dann einfach zu lange zu traurig ist. Da die meisten von uns mit der Reihe vertraut sind, kennen wir natürlich die Figuren schon, wir können da aus allem mehr herausziehen und so bekommt man sich auch abgelenkt, aber geschickt ist es eben nicht, um die Leser*innen bei der Stange zu halten. Das zieht sich dann im weiteren Verlauf ein wenig durch die Geschichte, weil eigentlich jeder Wendepunkt der Geschichte mindestens ein bis zwei Kapitel zu spät gesetzt ist. Man hat eben immer wieder gemerkt, dass Savas lieber noch eine Schleife dreht, aber es ist eben ihr Stil. Bei Lily und Julians Geschichte in Band 2 hat sie es dennoch besser hinbekommen, weil die Schlenker da nicht so viel auffielen.

Dennoch werden diese Langatmigkeiten zwischendurch durch viel Tolles wettgemacht und das ist einfach die gemeinsame Geschichte von Ella und Jamie, die mich doch sehr berührt hat. Zwar fand ich das Geheimnis um die Affäre des Vaters etwas zu sehr aufgebauscht, aber alles andere drum herum hat echt gut gepasst. Mir ist nur noch aufgefallen, dass gerade die Hobbys von Savas Figuren nicht immer optimal dargestellt sind. Während bei Ella alles super war, weil ihr Hobby der Beruf der Autorin ist, so hat man bei dem musikalischen Entstehungsprozess von Jamie gemerkt, dass Savas gerne Musik hört, aber eben nicht Musik produziert. Das war mir auch schon bei Lily und dem Tanzen aufgefallen, das ist alles nett, aber es muss schon wirken, als ob es wirklich vertraut ist. Jetzt bin ich aber wieder abgeschweift, denn die Liebesgeschichte war toll, die ganzen Freundschaftsmomente großartig. Man hat hier wirklich deutlich gemerkt, dass es eine Familie für Savas und damit auch für uns geworden ist. Eine echte Wohlfühlreihe eben!

Fazit: Als Individualpersonen haben mir Ella und Jamie definitiv am besten gefallen, als Paar kommen sie knapp hinter Julian und Lily über die Ziellinie. Eine etwas schwächere Bewertung leitet sich auch davon ab, dass die langatmigen Stellen, die ein wenig zu Savas Stil gehören, hier augenscheinlicher sind. Insgesamt aber dennoch ein sehr gut zu lesendes Buch verbunden dann mit einem doch bittersüßen Abschied aus Faerfax.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Macht Lust auf Staffel 2 mit Anthony und Kate

Bridgerton – Wie bezaubert man einen Viscount?
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Julia Quinn wird bis 2020 nur einer eingeschworenen Fangemeinde ein echter Begriff gewesen sein, aber die Autorin von historischen Liebesromanen ist dank des riesigen Erfolgs von „Bridgerton“ bei Netflix ...

Julia Quinn wird bis 2020 nur einer eingeschworenen Fangemeinde ein echter Begriff gewesen sein, aber die Autorin von historischen Liebesromanen ist dank des riesigen Erfolgs von „Bridgerton“ bei Netflix inzwischen weltweit bekannt. Auch wenn ihre Buchreihe zu den Bridgerton-Geschwistern eine tendenziell losere Vorlage ist, war es spannend, nach der ersten Staffel auch den ersten Roman der Reihe zu lesen, der in Deutschland wieder neu unter „Der Duke und ich“ aufgelegt wurde. Bevor nun für März 2022 die zweite Staffel angekündigt ist, wollte ich den Spieß diesmal umdrehen und zuerst zu Band 2, „Wie bezaubert man einen Viscount?“ greifen. Es war auf jeden Fall auch wieder ein echt anderes Lesevergnügen, denn von den meisten Figuren schon ein Bild vor Augen zu haben, macht es zu einem ganz speziellen Leseprozess.

Was schnell augenscheinlich ist: Quinn hat offenbar eine Art, sehr gekünsteltes Drama sich auszudenken, um dem ausgewählten Liebespaar das ewige Glück nicht gleich zu gönnen. Während es in Band 1 für den Duke das Versprechen an seinen Vater war, von dem er aus Wut nicht abweichen wollte, ist es hier für Anthony die Überzeugung, nicht älter als sein Vater werden zu können. Das sind schon Ausgangslagen, bei denen man vor Staunen mal schlucken muss. Natürlich könnte man noch den historischen Kontext heranziehen, gerade das Verhalten des Dukes lässt sich damit erklären, aber die Überzeugung, kein echtes Glück erfahren zu dürfen, da man eh nicht mehr lange zu leben hat, das ist doch eher an den Haaren herbeigezogen. Auch ansonsten kann man eine sehr ähnliche Struktur zum ersten Buch feststellen, denn es geht um Eheschließung zwischen Liebenden, die aber nicht einfach der Natur nach geschlossen werden, sondern den gesellschaftlichen Zwängen nach. Es ergibt für die generelle Stilistik der Reihe natürlich Sinn, aber ich bin gespannt, ob wir in der Buchreihe noch einmal etwas anderes erleben werden.

Aber abgesehen von diesen Gemeinsamkeiten entwickelt der zweite Band dennoch seinen ganz eigenen Charakter und das liegt sicherlich auch daran, dass Anthony ein ganz eigener Kopf ist und wir mit Kate und ihrer Familie ganz neue Figuren präsentiert bekommen, die erst charakterlich eingeführt werden müssen. Die Familiendynamik dort ist wirklich herzallerliebst, denn normalerweise lädt das Stiefmutter-Szenario zu gewissen Vorurteilen ein, aber dem ist hier erfreulicherweise nicht so. Aber nicht nur Kate und ihre zweite Mutter sind interessant, sondern auch sie und ihre Schwester, die ein wirklich liebevolles Duo abgeben. Es war zudem erfrischend, dass Edwina nicht gleich als klassisches Dummchen dargestellt wurde, um so Kate in ein besseres Licht zu rücken. Sie mag naiver sein, aber sie ist dennoch vor allem jemand mit einem eigenen Kopf, sie ist sehr gebildet und sie sucht gleichrangige Erquickung. Damit steht sie doch auch für eine moderne Frau. Dennoch steht sie natürlich hinter Kate zurück, wenn auch nicht in Sachen in Schönheit. Ich finde es zwar immer zweifelhaft, wenn immer so sehr die Schönheit betont werden muss, ob sie denn nun da ist oder doch nicht, aber gut, Kate lässt sich davon ja nicht völlig erniedrigen und sie bewahrt sich auch ihr Selbstbewusstsein, obwohl schon oft zurückgewiesen.

Das führt zu einer interessanten Paarung zwischen Anthony und Kate, denn die beiden können sich bis aufs Blut reizen, aber gleichzeitig dabei immer beweisen, dass sie miteinander auf einer Augenhöhe sind. Es ist lustig, in was für unterschiedlichen Situationen sie aufeinandertreffen und wie sehr auch Colin seine Finger im Spiel hat. Ansonsten ist aber auch wieder augenscheinlich, dass es fast nur um die beiden als Paar geht. Die meisten Geschwister werden nur mal kurz erwähnt, Daphne und der Duke haben noch einmal ein etwas längeres Gastspiel, aber ansonsten eigentlich nur Colin. Dementsprechend bin ich jetzt schon wieder sehr auf die zweite Staffel gespannt, denn die Serie hat schon bewiesen, viel breiter die Handlung darzulegen und ich will auch wissen, wie es für die anderen weitergeht. Natürlich bin ich auch speziell auf die Umsetzung einiger Szenen gespannt, hoffend, dass diese auch aus dem Buch übernommen werden, wie beispielsweise die Spielsequenzen, die sooo interessant klangen.

Fazit: Der zweite Band der Bridgerton-Reihe, „Wie bezaubert man einen Viscount?“, ist schematisch sehr ähnlich zum ersten Band, inhaltlich manchmal arg an den Haaren herbeigezogen und dasselbe Hochzeitsschema. Ansonsten entwickeln aber Anthony und Kate eine ganz eigene Liebesgeschichte, die in Erinnerung bleibt. Nun bin ich gespannt, wie das in der Serienadaption alles umgesetzt wird.

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Erneut mutig mit außergewöhnlichem Thema

Still With You
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Morgane Moncomble hat sich in den letzten Jahren bei mir als Muss-Autorin etabliert, auch weil ich finde, dass sie sehr wandelbar in ihren Erzählungen ist, was Handlungsorte geht, inhaltliche Schwerpunkte, ...

Morgane Moncomble hat sich in den letzten Jahren bei mir als Muss-Autorin etabliert, auch weil ich finde, dass sie sehr wandelbar in ihren Erzählungen ist, was Handlungsorte geht, inhaltliche Schwerpunkte, aber auch die Bereitschaft, dorthin emotional hinzugehen, wo es schon mal wehtun kann. Mit „Still With You“ ist ihr neustes Werk erschienen, das gleich zwei Aspekte in sich vereint hatte, die ich doch sehr, sehr spannend fand.

Zum einen spielt „Still With You“ in einem Akrobatik-Setting, was ich so noch nicht gelesen habe. Man hat richtig herausgelesen, dass auch die Autorin selbst eine Leidenschaft für dieses Thema hat, denn die Beschreibungen, wie Lara und wie schließlich Lara und Casey trainieren, sehr bildlich waren. Die Akrobatik war also nicht nur eine nette Verpackung, sondern tatsächlich fein herausgearbeitet. Damit verbunden war schließlich auch das Thema Body Positivity, denn Lara ist kurvig, etwas übergewichtig und schwankt zwischen horrendem Selbstbewusstsein und tiefer Scham für ihr Äußeres, was immer wieder durch ihre Mutter und deren Kommentare ausgelöst wird. Auch wenn es inzwischen immer mehr Bücher zu diesem Thema gibt, so ist es alles in allem doch sehr ausbaufähig. Die weiblichen Hauptfiguren, aber auch die männlichen (hier ist es wegen NA und eher weiblichen Zielgruppe noch völlig unterentwickelt) müssen nicht immer Gardemaß haben, weswegen es doch immer sofort ins Auge fällt, wenn abseits von einem schlanken Aussehen etwas betont wird. Doch nicht jeder Autorin oder jedem Autor gelingt die Darstellung auch überzeugend. Moncomble hat aber einen guten Weg gefunden, den inneren Kampf von Lara gut darzulegen.

Schließlich haben wir auch noch das Thema von mentaler Gesundheit, das Moncomble schon auf vielfältige Art und Weise dargelegt hat. Das Buch ist in diese Richtung lange versteckt geschrieben. Es geht für Lara lange erstmal nur darum, dass sie eben von ihrer Mutter vermittelt bekommt, nicht schlank genug zu sein, dass sie sich immer gegenüber ihrer Zwillingsschwester etwas zurückgesetzt gefühlt hat. Natürlich gibt es den Prolog, der sehr mysteriös geschrieben ist, aber sie wirkte mindestens die Hälfte des Buchs doch sehr mit sich im Lot. Irgendwann kommt dann der Bruch, wo man deutlich merkt, hier stimmt etwas nicht. Autismus, Depressionen, all solche Themen habe ich literarisch schon mal verpackt gesehen, aber Laras Krankheitsbild war doch völlig neu für mich, weswegen das gemeinsame Erlebnis mit ihr natürlich umso heftiger war. Ich fand es daher sehr mutig von Moncomble, so eine Thematik zu wählen. Ich habe zwar gemerkt, was übrigens für die Autorin schon ein wenig typisch ist, dass das Gewichtung der Dramatik sehr extrem war. Während der erste Teil doch etwas vor sich hinplätscherte, dafür aber mehr für die Liebesgeschichte tat, die wirklich als süß zu bezeichnen ist, war die zwar Hälfte schon fast zuschnürend. Auch wenn das das Lesevergnügen nicht „kaputt macht“, so ist es doch etwas ungünstig, wenn der Spannungsbogen so ungleichmäßig auf die Erzählung verteilt ist.

Das Krankheitsbild von Lara ist aus ihrer Sicht extrem beeindruckend dargestellt worden, weil wir ja durch ihre Perspektive ein Teil davon waren. Wir haben nicht nur auf sie geguckt, sondern in sie. Was dabei aber etwas vernachlässigt wurde, waren schließlich die Perspektiven der anderen. Casey hat hinter Lara irgendwann deutlich zurückstecken müssen, obwohl seine Zukunftssorgen genauso ein interessantes Thema waren. Die Eltern sind sogar teilweise regelrecht stereotyp und ignorant dargestellt worden. Selbst als Lara für alle deutlich sichtbar die Abwärtsspirale genommen hat, war kaum bis gar kein Verständnis davon zu erwarten. Das ist zwar nicht unrealistisch, das gibt es wirklich, das ist mir bewusst, es hat mich aber dennoch extrem geärgert. Aber selbst Zwillingsschwester Amelia, die zwar das Gespür hatte, irgendetwas stimmt nicht, wirkte doch lange viel zu passiv. Das war schade, weil ich mir bei so einem speziellen Krankheitsbild doch mehr Auseinandersetzung aus unterschiedlichen Perspektiven gewünscht hätte. Alles in allem ist das aber Klagen auf hohem Niveau.

Fazit: „Still With You“ ist erneut ein zufriedenstellendes Endergebnis aus der Feder der Französin Moncomble. Sie wagt sich an außergewöhnliche Themen, oft vielleicht eine Spur zu dramatisch, was der Geschichte dann ein Ungleichgewicht gibt, aber dafür akribisch, so dass wirklich alle auf eine Reise mitgenommen werden. Die Geschichte von Lara sowie die Einbettung in die Zirkusakrobatik wird mir jedenfalls noch lange in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Kompakter und sympathischer Begleiter zu Weihnachten

Weihnachten mit Christina
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Wenn man bedenkt, dass ich die Weihnachtsbäckerei verehre, ist es fast schon verwunderlich, dass ich kein einziges Backbuch habe, das sich ausschließlich mit Plätzchen, Stollen und Co. beschäftigt. Wahrscheinlich ...

Wenn man bedenkt, dass ich die Weihnachtsbäckerei verehre, ist es fast schon verwunderlich, dass ich kein einziges Backbuch habe, das sich ausschließlich mit Plätzchen, Stollen und Co. beschäftigt. Wahrscheinlich hat mich deswegen „Weihnachten mit Christina“ sofort angesprochen, denn zum einen blickte mir ein sympathisches Gesicht entgegen, dann wirkte der Titel auch einfach sehr persönlich und schließlich war ja sogar noch mehr an Tipps und Tricks versprochen als nur das einfache Backen.

Ich habe nur das PDF als Leseexemplar vorliegen, kann also über Material und Aufmachung keine Aussage treffen, aber von den Farben her, der Schriftart her und ähnlichem ist mein Geschmack und auch generell meine Erwartung definitiv erfüllt, denn es sind weihnachtliche Farben, es kommt auch durch die ausgewählten Fotos problemlos schon im Oktober Weihnachtsstimmung auf und es wirkt in sich verspielt und damit zum Glück nicht bieder, was für mich auch Pluspunkte sind. Zudem hat sich eben auch durch das gesamte Buch der Eindruck des Covers bestätigt. Es ist das Buch einer Frau, die Familie großschreibt und das kommt sofort rüber, dadurch wirken die geteilten Geschichte intim und auch einladend. Zudem spricht aus Christinas Erzählungen auch ein Verständnis von Weihnachten heraus, das ich als das meine wiedererkenne und das macht auf jeden Fall ebenfalls Spaß und erweckt Nostalgie, da es bekanntlich jedes Weihnachten erneut die Hoffnung ist, dieses spezielle Gefühl kreieren zu können.

Inhaltlich wird wirklich eine bunte Mischung an Rezepten, Bastelideen, geteilten Geschichten und sonstigen Tipps geboten. Dazu passt es dann auch hervorragend, dass Christina mit regional, biologisch und nachhaltig eine Philosophie in ihren Vorschlägen hat, die genau in die aktuelle Zeit passt. Für erfahrene BäckerInnen ist es sicherlich so, dass gerade die Tipps zu den Teigen oder auch die Rezepte für die Grundteigarten in der Weihnachtsbäckerei keine Neuerungen sind. Insgesamt würde ich auch vermuten, dass „Weihnachten mit Christina“ weniger an alte Hasen richtet, aber ich habe dennoch begeistert alles mitverfolgt, weil ich solch ein Buch, in dem kompakt alles Wichtige aus der Weihnachtsbäckerei drin steht, noch nicht hatte. Generell würde ich aber empfehlen, dass sich dieses Weihnachtsbuch vor allem an Familien richtet, die gemeinsam die Weihnachtsbäckerei und alles drum herum erkunden wollen.

Das Einzige, was mir wirklich störend ins Auge gesprungen ist, ist die Tatsache, dass sich einige Rezepte doch zu sehr ähneln. Seien es die Nougatplätzchen oder die verschiedenen Doppeldecker mit unterschiedlichen Marmeladensorten, da waren die Unterschiede dann nur noch marginal, das ist insgesamt sicherlich enttäuschend und dennoch: nach Abzug der doppelten Rezepte ist immer noch genug zu entdecken. Aber da Christina ganz am Ende auch ein herzhaftes Rezept anbietet, ist es auch verwunderlich, dass nicht eine ganze Ecke in diesem Bereich angeboten wurde, denn ja, man kann sich Weihnachten auch auf herzhafte Weise durch den Backofen nähern.

Fazit: „Weihnachten mit Christina“ ist ein wirklich sympathisches und vor allem kompaktes Buch zur Weihnachtsbäckerei und ganz viel mehr. Ich habe genau den Input bekommen, den ich mir gewünscht habe. Für erfahrene Bäcker*innen mag es nicht viel Neues geben und auch die Rezepte ähneln sich stellenweise zu sehr, aber gerade für Familien und für die Standardausstattung ein echter Hit!

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Als wäre es meine persönliche Geschichte

Right Here (Stay With Me)
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Anne Pätzold hat mich in den vergangenen Jahren sehr damit überrascht, dass ich ihrer LOVE NXT-Reihe verfallen bin, denn bis dato hatte ich keinerlei Bezug zu K-Pop, aber ihr ist es gelungen, mich in diese ...

Anne Pätzold hat mich in den vergangenen Jahren sehr damit überrascht, dass ich ihrer LOVE NXT-Reihe verfallen bin, denn bis dato hatte ich keinerlei Bezug zu K-Pop, aber ihr ist es gelungen, mich in diese Welt einzuführen und dabei vor allem mit ihrem Schreibstil zu überzeugen, da dieser sich einfach wie auf Wolken schwebend anfühlt. Insgesamt ist Pätzold aber sicherlich eine Ausnahme im Lyx-Programm, da man bei ihr eher ruhige und süße Liebesgeschichten präsentiert bekommt, aber genau das hat mich in ihrer Stilistik völlig überzeugt. Deswegen war für mich völlig klar, ihre nächste Reihe zu lesen, die sich rund um das Eiskunstlaufen dreht. Da ich mich völlig in die Netflix-Serie „Spinning Out“ verliebt habe, die dann aber doch nicht über eine Staffel hinausgekommen ist, habe ich vor allem gehofft, diese Welt in der neuen Reihe wiederzuentdecken.

„Right Here“ ist definitiv als Buch von Pätzold zu erkennen, auch wenn wir uns in einem gänzlich anderen Setting sowie thematischem Inhalt wiederfinden, aber eben dieser Schreibstil, wo jedes Wort sitzt, den würde ich überall wiedererkennen. Bei LOVE NXT wurde die Geschichte von Ella und Jae-yong über drei Bände erzählt, was sich tatsächlich im dritten Band dann doch etwas ausgeleiert hat, aber hier hat sich Pätzold entschieden, in zwei Bänden von unterschiedlichen Paarungen zu erzählen. Daher erledigt sich der Vorwurf des langatmigen Erzählens relativ schnell, auch wenn ich sagen muss, dass „Right Here“ dennoch eine sehr ruhige Geschichte ist. Es ist eben keine Erzählung, bei der ständig etwas Neues passiert, sondern wo es vor allem um das persönliche Wachsen von Hauptfigur Lucy geht. Was sicherlich auch zu der fehlenden Ereignishaftigkeit beiträgt, ist die Tatsache, dass Pätzold auch weiterhin nur die weibliche Perspektive anbietet. In diesem Stil ist der NA überwiegend gestartet, aber inzwischen muss ich wirklich sagen, dass ich die männliche Perspektive brauche, um wirklich ein umfassendes Bild zu gewinnen. Tatsächlich hat mich das bei LOVE NXT aber nicht so sehr gestört, weil ich es dort genau richtig gewählt fand, gemeinsam mit Ella die Welt des K-Pops zu entdecken. Hier aber sind Lucy und Jules als ihr Gegenpart definitiv auf einer Ebene und Jules war ein so wunderbarer Kerl, dass ich auch wirklich gerne mehr von ihm mitbekommen hätte, denn er hatte genauso etwas zu erzählen, wie das bei Lucy der Fall war.

Bei Jules, seiner Mutter, die einfach abgehauen ist, der alkoholkranke Vater sowie die Verantwortung für den jüngeren Bruder, all das waren Aspekte, die ich extrem spannend fand und die ich gerne mal durch seine Gedanken erkundet hätte. Es heißt keinesfalls, dass Lucys Perspektive nicht ausreicht, aber manchmal begegnet man einfach männlichen Protagonisten, die viel zu sagen haben und denen man das dementsprechend auch gerne ermöglichen würde. Aber zurück zu Lucy. Ich fand sie definitiv sehr sympathisch, was natürlich vor allem daran liegt, dass Pätzold mit ihrer Art des Schreibens einen Zugang ermöglicht, der schnell den Eindruck erweckt, man sei selbst Lucy. Aber auch ohne diese Illusion, selbst Lucy zu sein, habe ich sehr, sehr viel in ihr von mir wiedererkannt, weswegen mich auch diese Kämpfe gegen sich selbst sehr berührt haben. Dementsprechend kann ich sagen, das ist alles echt, was sie durchlebt und deswegen war ich am Ende stolz, dass sie auf ihre Weise einen Weg in die richtige Richtung gefunden hat. Es ist kein Happy End am Ende, aber es ist die Gewissheit, dass man Lucy guten Gewissens wieder sich selbst überlassen kann.

Dennoch haben mich zwei Punkte irritiert und das war zunächst mal die Darstellung des Eiskunstlaufens. Ich hatte im Vorfeld wirklich gedacht, dass dieser Sport im positiven Sinne Lucys Lebenspunkt ist, was aber gar nicht so war. Das finde ich in der Sache auch gar nicht falsch, weil mehr als nachvollziehbar deutlich wurde, dass Eiskunstlaufen zu sehr Pflicht als wirkliche Freude geworden war. Aber dementsprechend ist die Thematik nach und nach mehr fallen gelassen worden und das war irgendwie dann doch schade. Vielleicht wird das im zweiten Band wieder anders. Der zweite Aspekt war die Darstellung der Eltern. Oft haben wir grässliche Elternfiguren, bei denen man wirklich merkt, dass sie gar nicht wissen, was Elternschaft genau bedeutet. Aber ich glaube nicht, dass das bei Lucys Eltern der Fall war. Das wiederum hat einige Konflikte etwas merkwürdig erscheinen lassen. Gerade bei der Mutter hat man doch deutlich gemerkt, dass sie um ihr Kind sehr besorgt war, weswegen es mir nicht in den Kopf wollte, dass sie das Wohlergehen und die Entfremdung völlig aus den Augen verloren bzw. nicht bemerkt hat. Die Liebesgeschichte mit Jules trifft es mit ‚süß‘ wirklich am besten. Es war sicherlich keine Bäm-Liebesgeschichte, aber es ging eben nicht um Liebe alleine, weswegen das Verhältnis für mich stimmig war.

Fazit: „Right Here“ passt wieder einwandfrei zu Anne Pätzold und hat mir schöne Lesestunden beschert. Zwar hätte ich mir die Einbindung von Eiskunstlauf etwas anders vorgestellt und auch die Elternbeziehung war seltsam, aber Lucy war eine tolle Protagonisten, die ich gut in jeder Sekunde nachvollziehen konnte. Schade nur, dass wir nicht auch Jules‘ Perspektive bekommen haben.

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