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Veröffentlicht am 20.09.2019

Samantha Young at her best

Boston Nights - Wahres Verlangen
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Ich erinnere mich gerne an die Veröffentlichung von „On Dublin Street“ zurück, weil es der Beginn einer tollen Reihe war, von der ich jeden einzelnen Band verschlungen habe. Leider ist sie anschließend ...

Ich erinnere mich gerne an die Veröffentlichung von „On Dublin Street“ zurück, weil es der Beginn einer tollen Reihe war, von der ich jeden einzelnen Band verschlungen habe. Leider ist sie anschließend etwas in der Versenkung verschwunden, was ich nicht richtig nachvollziehen kann, weil sie eine ganz wunderbare Erzählerin ist, der man Oberflächlichkeit nun wahrlich nicht vorwerfen kann, höchstens überdramatisierte Entwicklungen. Ich habe sie aber nie losgelassen, weswegen ich ihre Bücher nun auf Englisch lese, so auch „Fight or Flight“, das in diesem Jahr auch auf Deutsch unter „Boston Nights“ veröffentlicht wird.

Ich habe wunderbar in die Geschichte hineingefunden und mich insgesamt sehr an die Atmosphäre und an den Stil von „On Dublin Street“ erinnert gefühlt. Es war zwar gänzlich eine andere Geschichte, aber diese wunderbar kreierte sexuelle Spannung, dazu freche Wortgefechte und eine schöne Entwicklung, das waren eben die Elemente, mit denen mich Young von Anfang an begeistern konnte. Auch hier spielt sie ihre Stärken wieder gnadenlos aus, weswegen sich eine sehr kurzweilige Unterhaltung entwickelt hat, von der ich jede Seite mehr als gerne verschlungen habe.

Es ist wirklich keine leichte Aufgabe, die Chemie zwischen zwei Figuren so auf die Spitze zu treiben, dass man in jeder Szene mitfühlt. Oftmals kann man sich mit einem von beiden nicht so recht identifizieren, so dass sich auch manchmal Unverständnis unter den Eindruck mischt. Auch wenn Caleb nun wahrlich als liebster Schwiegersohn eingeführt wird, waren seine Szenen mit der deutlich sympathischer wirkenden Ava von Anfang an von einem gewissen Prickeln begleitet, dem man sich zu keinem Zeitpunkt entziehen konnte. Man ahnte, dass da etwas hinter Calebs Fassade ist und es war wunderbar, Schicht für Schicht seine Persönlichkeit aufzudecken. Und selbst im dunkelsten Moment dieser Geschichte hatte man noch Verständnis für ihn und wenn das geschafft wird, dann spricht das für eine überzeugende Charakterzeichnung.

Selbiges gilt für Ava, bei der auch nicht von Anfang an alle Karten auf dem Tisch liegen. Auch ihre Vergangenheit hat sie maßgeblich beeinflusst und uns wird durch Rückblenden auf spannende Art und Weise ein Mysterium geboten, das sich letztlich auflöst und das einige überraschende Entwicklungen mit sich bringt. Aber auch bei den Nebenfiguren wird viel gute Arbeit geleistet. Hier merkt man, dass Young möglicherweise schon wieder eine weitere Reihe im Sinn hat, auch wenn offiziell noch nichts verkündet ist, aber möglich wäre es mit den Nebenfiguren, von denen einige schon ein sehr scharfes Profil erhalten haben. Mir ist auf jeden Fall klar, dass ich gerne in dieses Buchuniversum zurückkehren würde.

Fazit: Wenn der deutsche Buchmarkt bei Samantha Young etwas schläft, dann hole ich sie mir eben auf Englisch zu mir und davon habe ich auch keine Sekunde bereut. „Fight or Flight“ aka „Boston Nights“ ist eine herrliche kurzweilige Unterhaltung, bei der die Chemie zwischen dem Paar die ganze Geschichte wunderbar trägt. Young at her best eben.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Familienroman Teil II

Für immer Rabbit Hayes
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Schon „Die letzten Tage von Rabbit Hay“ habe ich als absoluten Familienroman empfunden, selbst wenn er im Titel nur einen Namen beinhaltet. Daher habe ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als mit „Für ...

Schon „Die letzten Tage von Rabbit Hay“ habe ich als absoluten Familienroman empfunden, selbst wenn er im Titel nur einen Namen beinhaltet. Daher habe ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als mit „Für immer Rabbit Hayes“ nun der zweite Band angekündigt wurde. Rabbit mag tot sein, aber dass sie durch ihre Familie noch weiterlebt und daher immer noch mitten im Geschehen sein kann, daran hatte ich keine Zweifel und genau dieser Eindruck hat sich bestätigt.

Bei Familien Hayes ist wunderbar gelungen, dass sie aus höchst unterschiedlichen Charakteren besteht, die jeweils noch mal Anhang mit sich bringen, so dass ein regelrechtes Sammelsurium zusammenkommt, das uns einen höchst authentischen Blick auf eine chaotische, aber stets liebenswerte Familie ermöglicht. Bereits im ersten Band war das überdeutlich aufgefallen: die Thematik mochte noch so traurig sein, es war aber dennoch eine stetige Lebensfreude zu spüren und damit verbunden war eben eine lebensbejahende Botschaft. An diese Stimmung knüpft der zweite Band nahtlos an. Wir erleben den Todesmoment von Rabbit und trotzdem spürt man nicht nur Leere, sondern auch Hoffnung, weil die Familie zusammen ist und sich gegenseitig schützt. Da ich selbst aus einem Umfeld mit engen Familienverhältnissen komme und selbst schon belastende Situationen erlebt habe, in denen alle zusammengerückt sind, hat sich dieses Buch so nah für mich angefühlt. Fast als ob es meine Geschichte wäre und dennoch natürlich ganz anders.

Das herrliche an den Hayes ist natürlich auch, dass sie das Herz auf der Zunge liegen haben. Sie sagen, was sie denken, sie kennen keine Hemmungen und das führt natürlich zu aberwitzigen Situationen. Auch diese Mischung aus dem Ernst des Lebens und einfachem, simplem Humor geht mitten ans Herz. Lachen und Weinen sind ohnehin zwei Emotionen für mich, die eng miteinander verknüpft sind, von daher ist diese Mischung genau richtig. Gut gemacht ist ebenfalls, dass das Buch eine klare Gliederung hat, innerhalb derer das Gedankenkarussell der wichtigsten Hayes plus Majorie dargestellt wird. Diese Struktur bringt zwar viele Zeitsprünge mit sich, fand ich aber dennoch genau richtig, da sich so einige wichtige Entwicklungen ergeben konnten, ohne dass man diese aufgrund der Zeitraffung als überhastet empfindet. Das zentrale Ziel der Autorin war ja schließlich, dass verschiedene Formen der Trauerbewältigung dargestellt werden und so etwas löst sich nicht innerhalb weniger Monate auf. Daher waren die Zeitsprünge genau richtig.

Auch thematisch wird ein breites Spektrum angeboten. Neben der Trauerbewältigung sind dies auch das Krebs-Gen und seine Folgen, Missbrauch, Verantwortung, Entfremdung und weitere Schicksalsschläge. Dies klingt zugegebenermaßen alles sehr düster, aber ich fand es zwischen den Seiten gut umgesetzt, da eben immer der Positivismus dabei ist und man so sehr reflektiert auf die Themen schaut und am Ende doch eine Lösung dabei hat, die einen zufrieden stimmt. Dadurch ist der Wälzer von 500 Seiten wirklich flott zu lesen, zumal es auch sehr viele Dialoge gibt, die von Wortwitz sprühen.

Fazit: Für Anna McPartlin hat es sich in jedem Fall gelohnt, zu den Hayes zurückzukehren, da die Familienmitglieder auch ohne Rabbit in ihrer Mitte genug Geschichten bieten, die das Herz mit Tränen und Freude unterhält. Zudem ist Rabbit ja doch immer dabei, so dass sich bei mir ein rundum zufriedener Gesamteindruck ergeben hat.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Perfekte Story für orientalisches Setting

Die letzte Königin - Das schlafende Feuer
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„Die letzte Königin“ ist für mich bis jetzt, auch wenn das Jahr nur etwas mehr als drei Monate alt ist, mit Abstand die größte Überraschung und das zum Glück im positiven Sinne. Zunächst dachte ich bei ...

„Die letzte Königin“ ist für mich bis jetzt, auch wenn das Jahr nur etwas mehr als drei Monate alt ist, mit Abstand die größte Überraschung und das zum Glück im positiven Sinne. Zunächst dachte ich bei dem Cover, dass es sich eher um einen historischen Schmöcker handelt, daher war ich schon sehr überrascht, als bei dem Buch ein kleiner Hype ausbrach. Also habe ich mich näher mit dieser Geschichte beschäftigt und nach der Leseprobe war ich begeistert, weil ich eben merkte, nee, historisch ist es nicht, es ist auch kein klassischer Fantasyroman, sondern eine Erzählung, die viele Genres in sich vereint und daher viel mehr meinem Lesegeschmack entspricht.

Richtig überrascht war ich, als ich begriff, dass die Geschichte in einem orientalischen Setting spielt. Das Cover hat das nicht vermuten lassen und auch sonst hält sich die Autorin nicht an Äußerlichkeiten auf, so dass die Geschichte wirklich problemlos in jeder anderen Kultur hätte spielen können. Als dann aber irgendwann von Turbanen und Saris die Rede war, macht es klick und auch das im positiven Sinne, da ich eigentlich noch nie bewusst eine Geschichte in diesem Setting gelesen habe. Und es passt ja wirklich perfekt mit dem Haremsgedanken. In der Literatur ist zwar alles fiktiv, so dass ein Mann mit mehreren Frauen auch in den USA oder in Deutschland spielen kann, aber es ist eben ein Phänomen des Orients, warum eine solche Geschichte nicht auch dort spielen lassen? Ob die Kultur nun authentisch dargestellt wurde, das kann ich wirklich nicht beurteilen, weil ich absolut keine Ahnung habe, aber für mich als Laie war es in sich stimmig und sehr überzeugend.

Kalinda ist als Protagonistin wirklich ein Geschenk. Sie wird eingeführt als durchschnittlich aussehend und als wenig begabt. Da wir oft genug Frauen vorgesetzt bekommen, die entweder schon Überwesen sind oder in schnellster Zeit zu solchen werden, fand ich es genial, dass bei Kalinda genau damit nicht geprahlt wird. Auch ihre Fähigkeiten bleiben lange verborgen und werden auch noch kaum erkundet, so dass stets im Fokus blieb, dass Kalinda durchschnittlich ist, eine von vielen. Was sie dann hat herausstechen lassen, waren eben kein handwerkliches Geschick oder große Klugheit, sondern Loyalität, Nächstenliebe und Mut. Sie agiert instinktiv und ist menschlich mit Eigenschaften gesegnet, wo man sagt, mit der ist gut Kirschen essen. Zudem hat mir unheimlich gefallen, dass ich nicht einmal genervt von ihr war. Das liegt sicherlich auch daran, dass ihre Liebesgeschichte auch nicht übermäßig dominant ist, so dass sie nicht ständig Herzchen in den Augen hat. Man hat eher den Eindruck von zwei gleichberechtigten Partnern, die sich perfekt ergänzen und ein Ziel haben. Alleine dadurch wirkte schon vieles sehr harmonisch.

Aber nicht nur auf der Charakterebene läuft vieles richtig, auch erzählerisch und von der Handlung her bin ich sehr zufrieden. Der Stil ist einfach, aber jederzeit einnehmend, sowohl in den Dialogen, als auch in den Beschreibungen und Gedankenwiedergaben. Die Handlung hat viele Höhepunkte, so dass auch nie Langeweile aufkommt. Zudem gibt es einige Überraschungen. Es ist einfach eine ganz tolle Unterhaltung, die einen durch die Seiten fegen lässt. Ich habe definitiv Lust auf Band 2, den werde ich mir keinesfalls entgehen lassen!

Fazit: Hinter „Die letzte Königin“ hätte ich niemals die Geschichte erwartet, die ich bekommen habe und daher war meine Überraschung groß, wie grandios ich mich unterhalten gefühlt habe. Für das orientalische Setting, das für mich gänzlich neu war, wurde die perfekte Geschichte gewoben. Da tauche ich gerne noch ein weiteres Mal ein!

Veröffentlicht am 02.12.2018

Authentizität, die einem die Tränen in die Augen treibt

The Ivy Years - Solange wir schweigen
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Bei Gay-Romance bin ich wirklich noch sehr unerfahren, da ich, wenn mich richtig erinnere, in diesem Genre bisher nur zwei Bücher gelesen habe, die mich aber beide gut unterhalten konnten. Ich war sehr ...

Bei Gay-Romance bin ich wirklich noch sehr unerfahren, da ich, wenn mich richtig erinnere, in diesem Genre bisher nur zwei Bücher gelesen habe, die mich aber beide gut unterhalten konnten. Ich war sehr überrascht, dass Sarina Bowen in ihrer Ivy Years-Reihe nun ein schwules Pärchen in den Fokus gerückt hat, da es bisher solche Ansätze bei ihr bisher nicht gegeben hat. Aber ich war irgendwie auch echt glücklich drüber und sehr gespannt, wie sie diese Liebesgeschichte darstellt, da Bowen für mich eine überragende Erzählerin ist, bei der es nur gut werden konnte!

Anfangen möchte ich bei dieser Rezension aber ganz abseits von Gay-Romance und will mich eher darauf fokussieren, was mich bisher bei der Ivy Years-Reihe gestört hat. Es gab sicherlich auch inhaltliche Schwächen, aber mich hat vor allem geärgert, dass es thematisch immer irgendwie um Eishockey ging, aber trotzdem war es kein Thema. Das klingt jetzt sehr kompliziert, aber es bedeutete einfach, dass alle Protagonisten Eishockey spielen und trotzdem war man als LeserIn eben nicht dabei und das hat mich extrem gestört, da ich Verarbeitungen von Sportarten immer großartig finde! Der dritte Band erhört meine Gebete nun endlich, da viel mehr Eishockey als in diesem Buch fast nicht geht und ich bin schier begeistert. Das fing an bei der Fachlexik, die immer kurz am Kapitelanfang aufgegriffen wurden, das ging weiter über das Miteinander in der Mannschaft, die Trainingssequenzen und natürlich die Spiele an sich. Das wirkte sehr, sehr realistisch und auch sehr einnehmend.

In diesem Themenfeld, das doch eigentlich einen Großteil der Handlung eingenommen hat, war die Gay-Romance perfekt eingearbeitet. Seit Jahren schon ist das Thema schlechthin, dass sich im Sport nur sehr wenige Männer als homosexuell outen und die Problematik dessen wurde mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Authentizität in diesem Buch wiedergegeben. Dabei war natürlich perfekt, dass wir auf der einen Seite Rikker haben, der mit seiner schwulen Seite im Einklang ist und auf der anderen Seite Graham, der das Wort seiner sexuellen Orientierung noch nicht einmal in den Mund nehmen konnte. Durch diese gegensätzlichen Voraussetzungen war es natürlich gut mitzuverfolgen, wie es für jemanden ist, der schon zu sich selbst steht und für jemanden, der dies eben noch nicht kann.

Obwohl die beiden Protagonisten damit natürlich sehr unterschiedlich waren, konnte ich mich in beide einfühlen. Mit Graham war es am Anfang eher noch schwierig, weil der Fokus eher auf Rikker lag, aber je mehr auch Graham seine Gefühle preisgeben durfte, umso mehr hat sich auch bei ihm ein klares Bild ergeben, das in sich schlüssig war. In der Annäherung der beiden möchte ich dann auch hervorheben, dass das gewählte Drama – wie für Bowen üblich – perfekt auf die Situation passt. Es wird nicht übertrieben künstlich etwas inszeniert, sondern man merkt regelrecht, dass das Momente sind, die genau so passieren könnten. Daher ist das Ende auch wirklich perfekt. Es wirkt so ein bisschen wie mittendrin endet und gleichzeitig ist aber auch all das genau eingetroffen, was die Geschichte brauchte.

Fazit: Band drei der Ivy Years ist definitiv mein Lieblingsband, da es endlich wirklich um Eishockey geht und weil die homosexuelle Liebesgeschichte so authentisch dargestellt wurde, dass es mir fast schon die Tränen in die Augen treibt. Sarina Bowen demonstriert, wie man es machen sollte!

Veröffentlicht am 16.11.2018

Ein Universum von Tränen

All In - Tausend Augenblicke
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Bei „All In“ hat mich natürlich vor allem das Cover angezogen, das wirklich wunderschön ist und schon zum Träumen anregt. Da ich das Buch aber nicht direkt in die Hände bekommen konnte, kamen schon die ...

Bei „All In“ hat mich natürlich vor allem das Cover angezogen, das wirklich wunderschön ist und schon zum Träumen anregt. Da ich das Buch aber nicht direkt in die Hände bekommen konnte, kamen schon die ersten überschwänglichen Rezensionen von mir geschätzten Buchbloggerinnen rein. Das hat mich etwas skeptisch werden lassen, da man bei solchen Vorschusslorbeeren ja selbst Erwartungen entwickelt, die dann möglicherweise krachend nicht eingehalten werden können. Nun da ich das Buch beendet habe, muss ich sagen, dass die Überschwänglichkeit durchaus berechtigt war, aber die Empfindungen, die dieses Buch auslöst, sind so enorm, dass man sie eigentlich für eine Rezension gar nicht auf den Punkt bringen kann. Ich kann nur jedem Leser und jeder Leserin raten, die Interesse an diesem Buch haben, lest „All In“ und nachher werdet ihr wissen, warum dieses Buch so einen besonderen Status verdient hat.

Natürlich werde ich mich jetzt aber an ein paar Worten über „All In“ versuchen. Der Einstieg in die Geschichte ist definitiv das holprigste am Buch. Ich war schon skeptisch, als ich Las Vegas als Setting realisiert habe, da ich normalerweise eher kleiner Städte mit mehr Flair und mehr Gemütlichkeit zu schätzen weiß. Las Vegas ist nun mal die Stadt des Glücksspiels, der ewigen Hitze, wo man sich von Elvis trauen lassen kann, Romantik kommt mir da eher nicht in den Sinn. Zudem ist Kacey auch keine Figur, die man von Anfang an ins Herz schließt. Sie ist nämlich emotional am Ende, ein regelrechtes Wrack und wirkt damit auf Anhieb anstrengend. Aber das sind zum Glück nur die – zugegebenermaßen sehr – oberflächlichen Gedanken, die spontan bei mir ausgelöst wurden.

Das Bild ändert sich nämlich rasch, denn ich lernte Las Vegas auf eine Art und Weise kennen, die mich extrem überrascht und dann auch berührt hat. Vermutlich konnte mich die Stadt doch noch packen, da wir sie durch die Augen von Jonah zu sehen bekommen, der in dieser Stadt aufgewachsen ist und daher einen ganz besonderen Blick auf sie hat. Kacey gewinnt ebenfalls an Profil, vermutlich auch, weil wir sie durch die Augen von Jonah erleben. Er ist sowieso das Herzstück dieses Buch, was man wirklich wortwörtlich nehmen muss. Er hat eine Art, wo es sofort klick bei einem macht, weil man spürt, er ist eine der seltenen Figuren, die nicht jeder schreiben kann. Er wirkt so perfekt, aber das wirkt zu keinem Zeitpunkt unrealistisch oder aufgesetzt und ich denke, weil er das Gute in Kacey wiederentdeckt und mitten in ihre Seele blickt, kann sie auch genau zu dem werden und den Leser und die Leserin ebenso begeistern.

Man erlebt es wirklich selten, dass sich Protagonisten so ebenbürtig sind. Daraus erwächst natürlich eine Verbindung, eine Chemie, die eine Urgewalt hat, dass man schon fast glaubt, dass es sowas in der Realität gar nicht geben kann. Relativ schnell ist natürlich auch klar, dass es sich um eine traurige Liebesgeschichte handelt. Man hat so gesehen viel Vorlauf, um sich auf das Ende vorzubereiten und dennoch ist man am Ende überrascht, wie die Autorin es gelöst hat. Ohnehin muss ich den Hut vor Emma Scott ziehen, ich hätte im Lebtag nicht gedacht, dass sich hinter dem Buchdeckel eine solche Geschichte verbirgt. Scott hat tolle Charaktere geschaffen, eine wahnsinnig einnehmende Geschichte, sie hat einen wunderschönen Schreibstil, der mit einfachen Mitteln so viele schöne Worte findet und sie kann Gefühle wie auf Knopfdruck kreieren. Wer am Ende unbewegt aus diesem Buch geht, der ist es echt selbst Schuld!

Fazit: „All In“ ist ein Leseerlebnis, das ich nur jedem wünschen kann. Emma Scott haut damit wirklich ein Meisterwerk des New Adults raus, denn Klischees sind hier keine zu finden, dafür Gefühle, Gefühle und noch mal Gefühle. Ein echtes Gänsehauterlebnis!