Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2020

Jugendbuch mit Überraschungseffekt

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
0

Als ich mich begonnen habe, für das Buch „After the Fire“ von Will Hill zu interessieren, da hatte ich keinerlei Ahnung, um was es in diesem Buch wohl gehen würde. Der Klappentext hat nahezu nichts verraten ...

Als ich mich begonnen habe, für das Buch „After the Fire“ von Will Hill zu interessieren, da hatte ich keinerlei Ahnung, um was es in diesem Buch wohl gehen würde. Der Klappentext hat nahezu nichts verraten und dennoch bestand eine gewisse Faszination, die ich mir selbst nicht so ganz erklären konnte. Inzwischen weiß ich, dass es um eine Sekte geht, die aber gut getarnt ist für einen Menschen, der Macht missbraucht und seine Anhänger bis zum letzten ausnimmt. Ein Buch, was ich so noch nicht gelesen habe und was sich deswegen als Erkunden von neuen Welten schon gelohnt hat.

Wenn man überhaupt nichts über ein Buch weiß, dann ist es schon faszinierend, die ersten Seiten zu lesen. Entweder man ist sofort vollkommen verloren oder aber langsam setzen sich einzelne Puzzleteilchen zusammen und begreift, ah, so eine Geschichte ist es also! Zum Glück hatte ich letzteren Effekt bei „After the Fire“. Ein extremer spannender Prolog reißt den Leser sofort mit, den man bekommt mit Bruchstücken eine panische Situation präsentiert, durch die man sofort mit Protagonistin Moonbeam mitfühlen kann. Man will wissen, was genau dort passiert ist, man will Antworten und ist deswegen sofort mittendrin.

Wie es sich gehört, will „After the Fire“ aber nicht sofort Antworten liefern. Stattdessen überzeugt das Buch erstmal mit einer zweigeteilten Erzählweise, die sich simpel in „Davor“ und „Danach“ einteilen lässt. Vor und nach dem Feuer. Vor dem Feuer erleben wir mit, wie Moonbeams Leben in der Legion Gottes abgelaufen ist. Ich fand die Erzählungen intensiv, weil sie eben oft entsetzlich waren und Fragen aufgeworfen haben, wie so viele Menschen den Ansagen von Father John so blind folgen konnten. Schade war dagegen, dass es dort leider keine Stringenz gab. Die Rückblenden waren zeitlich oft durcheinander. Das war in der Geschichte zwar logisch, weil Moonbeam immer nur das erzählen konnte, wo sie sich gerade zu bereit gefühlt hat, aber dennoch musste man sich als Leser immer noch einmal besonders orientieren.

Fast faszinierender fand ich aber die Gegenwart, also das Danach. Ich mag auch in Thrillern immer den psychologischen oder auch psychiatrischen Anteil, weil ich Menschen gerne verstehe. Ich muss verstehen, warum jemand wie handelt. Daher haben mir die Therapiesitzungen viel Spaß bereitet. Der Inhalt war natürlich eher belastend, aber dieser innere Prozess von Moonbeam wurde dabei sehr überzeugend hervorgekitzelt, weswegen ich ihre Entwicklung richtig wunderbar nachvollziehen konnte. Aber auch ansonsten hat das Buch irgendwie an einen Thriller erinnert, denn natürlich war die Frage, wie ist es zum Feuer gekommen und was ist sonst noch so passiert?

Genau an der Stelle hat mir am Ende dann das letzte Etwas gefehlt. Je mehr das Buch voranschritt, umso mehr wurden einige Entwicklungen vorhersehbar und dazu habe ich mich dann auch gefragt, was genau will der Autor jetzt noch erreichen, was ist sein Endziel? Das Buch endet zwar auf einer versöhnlichen Note, aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass es unauserzählt wäre, ohne aber genau benennen zu können, was ich noch gewollt oder mir gewünscht hätte. Vielleicht hätte ich Moonbeam tatsächlich gerne bei ihren ersten Schritten in der realen Welt begleitet, denn erst dort wird ihre Entwicklung vollends abgeschlossen sein. Aber vielleicht hätte genau das auch alles kaputt gemacht.

Fazit: „After the Fire“ ist ein sehr ansprechendes Jugendbuch, das von der Aufmachung her wenig von sich selbst verrät, aber innen drin dann offenbart, dass es erzählerisch sehr durchdacht das Leben in einer Sekte beleuchtet und psychologisch die Auswirkungen von dieser „Gehirnwäsche“ aufarbeitet. Dabei entsteht ein wirklich guter Spannungsbogen, der einen durch das Buch gleiten lässt. Nur am Ende bin ich etwas unbefriedigt zurückgelassen worden, aber das ist nur eine sehr persönliche Nuance, die sicherlich nicht für jeden gelten wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.07.2020

Auf dem richtigen Weg in einem Nischengenre

Hex Files - Hexen gibt es doch
0

„Hex-Files“ hätte ich ohne die Bücher-Community Lesejury wohl völlig übersehen, denn das Cover war mir eigentlich zu rosa, der Klappentext zu nichtssagend, aber das ist eben das Problem, wenn man manchmal ...

„Hex-Files“ hätte ich ohne die Bücher-Community Lesejury wohl völlig übersehen, denn das Cover war mir eigentlich zu rosa, der Klappentext zu nichtssagend, aber das ist eben das Problem, wenn man manchmal nur an der Oberfläche kratzt. Umso dankbarer bin ich, dass andere Leser jenseits dessen gucken können und begeisterte Stimmen verbreiten, so dass man zwangsweise selbst drüber stolpert und bei „Hex Files“ hat es sich definitiv gelohnt.

Meinen einzigen Kritikpunkt kann ich direkt am Anfang anbringen. Ich habe den Eindruck, dass eine wirkliche Einordnung der dargestellten Welt fehlt. Vieles wird als gegeben vorausgesetzt, was natürlich für den Gedanken passt, dass es die Hexen immer schon gab und dass sie mit Menschen Hand in Hand leben. Aber wie genau der Orden nun aufgebaut ist, was die einzelnen Abteilungen für Aufgaben haben, wie genau die Ausbildung aussieht, das ist doch recht blass. Es ist kein entscheidender Punkt, um der Geschichte folgen zu können, aber gerade für fantastische Welten wünsche ich mir immer ein Grundgerüst, das ich verstanden habe, damit auch meine Fantasie sprudelt.

Ansonsten bin ich wirklich sehr zufrieden mit Helen Harpers Geschichte, denn ihr gesamter Stil hat mich sehr an die deutsche Autorin Kerstin Gier erinnert. Dieser bissige, ironische Erzählstil, der einen immer wieder zum Schmunzeln, teilweise sogar zum lauten Auflachen bringt, das hat mich daran sehr erinnert. Lustigerweise ist auch die Art der Erzählung extrem vergleichbar mit Giers erfolgreichster Jugendgeschichte, die „Edelstein“-Trilogie. In beiden ist es die Protagonistin, die mehr oder weniger in die fremde Welt geworfen wird, und die sich dann auch als talentierteste mit etwas Tollpatschigkeit, aber dennoch viel Leidenschaft herausstellt. Der Mann wiederum ist eher der arrogante, coole Macho, der sich an alle Regeln hält und dadurch überlegen fühlt, um dann doch durch die Frau etwas lockerer und nahbarer zu werden. „Hex Files“ ist definitiv für ein etwas älteres Publikum und eher wie eine Krimierzählung, aber ansonsten finde ich die Parallelen sehr evident.

Natürlich ist die dargestellte Erzählung jetzt nicht als qualitativ hochwertiger Krimi zu verstehen, weil das auch nicht der Fokus der Idee ist. Raphael und Ivy gehen eben einem Mysterium nach und stürzen dabei von einem Abenteuer ins andere und spätestens die sind auch eher fantastischer Natur, auch wenn es natürlich auch klassische Befragungen und Tatortuntersuchungen gibt. Und das macht Spaß mitzuverfolgen, auch vor dem Hintergrund, dass sich diese Idee tatsächlich wunderbar für mehrere Bände eignet, mit denen man dann auch noch besser in die Welt eintauchen kann. Ich mag das Setting jedenfalls echt gerne und sehe auch für Ivy und Raphael, einzeln, aber natürlich auch als berufliches/privates Paar viel Potenzial. Das Wichtigste wird eh sein, dass der Humor erhalten bleibt, denn er ist definitiv das Herzstück des Ganzen.

Fazit: „Hex Files“ ist definitiv eine Überraschung, zumal es Geschichten dieser Art gerade nicht überhäuft auf dem Buchmarkt gibt, so dass Helen Harper in eine Nische dringt, die definitiv auch ankommen wird. Der Humor und der gesamte Stil erinnert sehr an Kerstin Gier, was definitiv als Kompliment gemeint. Außerdem ist es eine wirklich tolle Idee für eine Reihe, die sowohl Krimi, als auch Fantasy und so vieles mehr ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2020

Hinkende Ode an die Freundschaft

Die Mädchen aus der Firefly Lane
0

In diesem Jahr wird auf Netflix die TV-Adaption von „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ erwartet. Das Buch von Kristin Hannah erschien erstmals unter dem Titel „Immer für dich da“ 2009 beim Ullstein-Verlag, ...

In diesem Jahr wird auf Netflix die TV-Adaption von „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ erwartet. Das Buch von Kristin Hannah erschien erstmals unter dem Titel „Immer für dich da“ 2009 beim Ullstein-Verlag, während es nun anlässlich der Verfilmung neu bei atb unter dem Titel aufgelegt wurde, die auch die Serie tragen wird. Grund genug, um sich mit dem Inhalt vertraut zu machen, der über mehrere Jahrzehnte hinweg die Geschichte eine Freundschaft erzählt, die trotz aller Enttäuschungen, verschiedener Lebensentwicklungen immer erhalten bleibt.

Kristin Hannah schreibt bereits seit den 90ern Liebesromane, in denen aber auch stets die Freundschaft eine ganz besondere Stellung eingeräumt bekommt. Mit diesem Erfolgsrezept begeistert sie nun schon seit nahezu 30 Jahren ihre Leser weltweit. Auch ich habe bereits Romane von ihr gelesen, die zwar oft sehr dramatisch sind, aber dabei stets die LeserInnen abholt, die von der ersten bis zur letzten Seite mitfühlen können. „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ lese ich nun tatsächlich erst zum ersten Mal, aber man erkennt von der ersten Seite an Hannahs Handschrift. Auf den ersten Blick kann man bei ihr schnell den Eindruck gewinnen, dass sie etwas oberflächlich schreibt. Sie hat eine einfache Sprache und erzählt nur aus der personalen Erzählperspektive, was ein Gefühl von Distanz erzeugt. Als ob man von weit oben über der Geschichte schweben würde und nur erahnen könnte, was tatsächlich passiert.

Dieser Eindruck täuscht aber, denn Hannah ist keine Autorin, die die Gefühle ihrer Figuren hinter dem Berg hält. Es wird immer auf den Punkt gebracht, was sie bewegt und antreibt, denn Trauer, Freude, Eifersucht und all die anderen menschlichen Regungen werden nicht verklausuliert, sondern dem Leser oder der Leserin einfach an die Hand gegeben. Zudem hält sich die Autorin nicht mit ausführlichen und detaillierten Beschreibungen auf, was man vor allem daran sieht, dass sie in diesem Roman eine sehr lange Zeitspanne abbildet und sich daher gar nicht die kleinen Momente konzentrieren kann. Das mag dem einen oder der anderen zu oberflächlich erscheinen, aber diese Stilistik erzeugt ein sehr schnelles Tempo und passt eben hervorragend zu der Grundidee des Buchs, das die Besonderheiten einer Freundschaft darstellen will, die über mehrere Jahrzehnte andauert. Wenn man keine Saga schreiben will, ist das wohl die richtige Methode der Wahl.

Während ich stilistisch also sehr einverstanden mit „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ bin, so habe ich dennoch charakterlich Abstriche zu machen. Das liegt nicht daran, dass mir die Charaktere zu oberflächlich erscheinen, denn man kann sich auch von den Nebenfiguren ein sehr klares Bild machen, es liegt schlichtweg vor allem an Hauptfigur Tully. Sie soll natürlich das nahezu größtmögliche Gegenteil zu Kate darstellen und damit auch zu mir selbst, aber ich habe sie durchgängig als sehr anstrengend empfunden. Man versteht, warum sie so ist, wie sie ist, aber dennoch würde ich daher nicht all ihre Handlungen entschuldigen wollen. Da es eben vorrangig um Freundschaft geht, muss ich feststellen, dass es eine sehr einseitige Darstellung war. Tully war nicht immer eine schlechte Freundin und sie hat es oft gut gemeint, aber sie hatte schlichtweg nie ein Verständnis dafür, was in Kate vorgeht und spätestens nach 20 Jahren Freundschaft ist das ein Problem. Auch wenn sich am Ende alles rund anfühlt, ist es für mich leider nicht die Freundschaft, die ich als erstrebenswert empfinden würde, weswegen ich mich nicht so auf die Geschichte einlassen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte.

Fazit: „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ trägt unfraglich die Handschrift von Kristin Hannah. Dramatik reiht sich an Dramatik und bei all dem dürfen die unterschiedlichsten Gefühle nie zu kurz kommen. Dennoch geht es in erster Linie um Freundschaft und die war wegen Charakterschwächen bei Tully nicht so überzeugend, wie ich es mir gewünscht hätte. Es war also ein leichtes Lesevergnügen, das aber oft auch Stirnrunzeln verursacht hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.05.2020

Macht Lust auf die gesamte Reihe

Truly
0

Obwohl ich jahrelang schon viel Gutes über Ava Reed gehört und gelesen habe, hatte ich bisher noch kein einziges Buch von ihr gelesen. Ich habe mir oft genug gedacht, dass das eine Schande ist, denn sie ...

Obwohl ich jahrelang schon viel Gutes über Ava Reed gehört und gelesen habe, hatte ich bisher noch kein einziges Buch von ihr gelesen. Ich habe mir oft genug gedacht, dass das eine Schande ist, denn sie scheint nachdenklich zu schreiben, tiefer zu gehen, wo andere schon längst stoppen, weil es ihnen zu intensiv wird. Das sind eigentlich Eigenschaften, die ich in Büchern unheimlich gerne sehe, aber trotzdem kommt nicht immer das zusammen, was zusammengehört. Als nun „Truly“ bei Lyx angekündigt wurde, habe ich das als Zeichen empfunden, denn bekanntlich ist NA in den letzten Jahren mein Genre geworden. Aber dennoch habe ich eigentlich nichts von „Truly“ erwartet, da ich Reed ja stilistisch gar nicht kenne, während andererseits aber dennoch Erwartungen dabei waren, die ich gar nicht richtig mit Worten fassen konnte.

Ich habe unheimlich gut in die Geschichte hineingefunden. Es war direkt eine Verbindung zum Setting da, sowie eine Verknüpfung zu den wichtigsten Figuren. Es ist auch eher selten, dass man sich zunächst in eine Freundschaftsbeziehung verliebt und dann erst in die Liebesbeziehung, aber Andie und June waren wirklich herrlich miteinander. Zwei Gegenpole, die sich gegenseitig brauchen und einander zu besseren Menschen machen, das hat mich wirklich sehr berührt. Ich konnte auch schnell nachvollziehen, was Ava Reed sonst zu einer beliebten Erzählerin macht, denn der Stil ist wirklich unheimlich ansprechend und wirklich tiefergehend. Wo bei anderen gewisse Gedanken wie hohle Phrasen wirken, merkt man hier, dass diese Worte wirklich mit semantischem Inhalt gefüllt wurden. Dennoch bedeutet dieser Stil für mich auch, dass die ganze Erzählung an einem schmalen Grat entlangschrappt. In wirklich spannenden Dialogen, wo man unbedingt wissen will, was antwortet der andere nun, wird die Antwort durch längere Gedankengänge noch einmal unterbrochen. Das sieht man wirklich nicht selten in Büchern, das ist mir bewusst, aber diese Abschnitte können durchaus nochmal verschiedene Längen haben und hier war es an meiner persönlichen Grenze. Ich habe mich im Laufe der Geschichte aber auch daran gewöhn, später fiel es mir nicht mehr so auf.

Ich habe „Truly“ unheimlich schnell gelesen, weiß aber noch auch nach mehreren Abwägen immer noch nicht, ob ich das positiv oder negativ bewerten soll. Vermutlich trifft es beides. Natürlich ist es super, wenn sich das Lesen wie im Rausch anfühlt, aber andererseits ging es auch so schnell, dass es sich nicht auserzählt anfühlte, obwohl diese Wertung absurd wirkt, wenn ich daran denke, dass Reed sich ja allerlei Zeit für ruhige Momente nimmt. Vielleicht kommt hier auch zum Tragen, dass ich so viel im NA-Genre lese, dass ist bestimmte Muster erwarte. Ich betone zwar auch immer, dass ich gerne neue Impulse erlebe, aber dennoch verstrickt man sich manchmal im Altbekannten ohne es zu merken. Vermutlich habe ich hier gewisse Momente erwartet, die ich aber nicht bekommen habe. Musste ich sie haben? Vermutlich nicht, denn die Handlung ist rund und man weiß, dass sich Nebenschauplätze auch in den weiteren beiden Bänden erklären lassen.

Zudem stimmten einfach die Grundzutaten und das sollte am meisten zählen. Ich fand Andie und Cooper als Figuren nämlich beide super. Anfangs waren Coopers Kapitel sehr mysteriös, um so lange wie möglich sein Geheimnis zu bewahren, aber dennoch habe ich schnell Sympathien für ihn entwickelt, denn seine raue, aber dennoch so weiche Aura haben mich einfach überzeugt. Mit Andie habe ich so viele Aspekte geteilt, weswegen ich es großartig fand, dass sie ein Widerspruch in sich ist, denn der Mensch ist nicht immer logisch. Eigentlich schüchtern, aber dennoch stark und vor allem für andere und dann sich selbst einstehend. Ich fand es auch großartig, dass hier die Rollenverteilung etwas umgedreht wurde. Wo sonst häufig der Mann am Ende die große Geste machen muss, ist es diesmal die Frau, die den entscheidenden Schritt tut. Auch ansonsten war sie sehr aktiv und hat nicht immer gewartet, bis der Mann der nächste Schritt macht. Das fand ich sehr ermutigend. Ich fand es auch gut, dass es im Endeffekt nur eine Sexszene gab, die aber aus zwei Perspektiven beschrieben wurde. Das reichte, denn von zwei Seiten wurde alles abgedeckt, was diese intimen Szenen an Mehrwert bieten können.

Fazit: „Truly“ war für mich definitiv ein Lesevergnügen und der Beweis, dass Ava Reed definitiv eine gute Erzählerin ist. An ihre Stilistik muss ich mich in einigen Momenten noch gewöhnen, aber vielleicht hat sich das bereits in Band 2 vollends aufgelöst. Für „Truly“ wurden sehr viele gute Entscheidungen getroffen, vor allem in Bezug auf die Charaktere und die etwas modernere Rollenverteilung. Ich haben jedenfalls richtig Bock auf die gesamte Reihe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.05.2020

Welt, die mehr Geschichten verdient hätte

Das Flüstern der Magie
0

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor ein paar Jahren „Herz aus Schatten“ von Laura Kneidl las, das damals bei Carlsen veröffentlicht wurde. Es war ein gutes Buch mit einer faszinierenden Welt, ...

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor ein paar Jahren „Herz aus Schatten“ von Laura Kneidl las, das damals bei Carlsen veröffentlicht wurde. Es war ein gutes Buch mit einer faszinierenden Welt, in die ich weiterhin eintauchen wollte, doch zu meiner Überraschung gab es kein mehr. „Herz aus Schatten“ war ein Einzelband, der für sich ganz alleine stehen sollte und ich habe es ehrlich nicht verstanden. Andere Autoren ziehen Reihen auf, wo es eigentlich nach zwei Bänden schon hätte genug sein müssen und Laura Kneidl erschafft Geniales, macht aber zu wenig daraus. Warum wundert es mich also, dass es bei „Das Flüstern der Magie“ ganz genauso ist?

Magische Welten erfordern immer eine gewisse Komplexität, die sich Kneidl hier ein wenig spart. Es ist nicht zu wenig, aber sie stellt definitiv einiges als selbstverständlich dar, ohne sich in langen, ausschweifenden Erinnerungen zu verlieren. Für dieses Buch würde ich das als genau passend einstufen, denn wir gesagt, nach dem einen Band ist schon wieder Schluss. Es muss also keine Welt präsentiert werden, die einen lange begleitet, man muss sich also nicht zuhause fühlen, sondern sich einfach unterhalten lassen. Hätte sie sich nun in Erklärungen verloren, dann hätte dieses Buch am Ende keinen Inhalt gehabt und dann wäre es definitiv für die Tonne gewesen. Aber Kneidl hat sich nicht aufhalten lassen, aber warum man eine so spannende Welt erfährt, um diese dann aber schon nach 300 Seiten wieder loszulassen, wundert mich doch extrem.

Ich hake diese Enttäuschung aber nun ab und konzentriere mich nur auf den Inhalt. Gerade am Anfang hatte ich etwas Probleme, den Gedanken abzuschütteln, dass diese präsentierte magische Welt, die auch in bestimmten Gegenständen repräsentiert war, so gegensätzlich zu unserer modernen Welt wirkte, in die Handlung eigentlich stattfindet. Wenn von Schreibfedern, großen Standspiegeln und Dolchen die Rede ist, dann fühle ich mich in der Welt zurückgesetzt, aber auf der anderen Seite laufen die Hits aus dem Radio. Dieser Eindruck hat sich später verloren, weil es nur noch um die Geschichte ging und auch Schottland ist für mich eine Landschaft, die einen gut in die Zeit zurückversetzt. Das Setting war also stimmig und das war am Ende entscheidend.

Die eigentliche Handlung fand ich sehr rund. Anfangs hatte ich ein paar mal die Überlegung, wohin diese Geschichte nun will und ob sie sich nicht in Kurzgeschichten verliert, aber am Ende hat sich ein absolut rundes Ende ergeben, das in jeder Faser durchdacht war und mich auch überraschen konnte. Die Lösungen lagen zwar alle auf der Hand, aber dennoch hat es mich begeistert, wie die losen Enden perfekt miteinander verknüpft wurden. Es gab auch viel Spannung, die immer gekonnt durch ruhige Abschnitte unterbrochen und damit angeheizt wurde. Ebenso begeistert äußere ich mich zu den Charakteren. Natürlich konnte die Autorin nicht in die Tiefe gehen, weil die Handlung ebenso wichtig war, aber Fallon als Protagonistin und Reed und Jess als ihre Ergänzungen war ein sehr stimmiges Trio. Das mit Fallon und Reed ging insgesamt etwas zu schnell, aber auch hier wieder scheint es sinnvoll zu Gunsten des Rests. Es war eben vorrangig keine Liebesgeschichte, sondern eine Abenteuer- und Fantasygeschichte und dafür wurden die Anforderungen erfüllt.

Fazit: Ich bin immer noch erstaunt, dass eine so talentierte Autorin wie Laura Kneidl potenzialreiche Ideen nach einem Einzelband schon wieder loslassen kann, denn es wirkt so vergeudet. „Das Flüstern der Magie“ wirkt wie der Auftakt einer abenteuerlichen Reihe, aus der man noch so viel mehr machen könnte. Wir haben einen Einzelband, der auch funktioniert, weil sich nicht an Details aufgehalten wird, sondern eine spannende Geschichte stetig vorangetrieben wird, dazu sympathische, mutige und aufgeweckte Figuren und fertig ist eine gute Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere