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Veröffentlicht am 08.02.2022

Thematisch spitze, aber etwas einseitig

Someday, Someday
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Mit „Someday, Someday“ ist nun also der letzte Band aus der Only Love-Reihe von Emma Scott erschienen und ich war im Vorfeld doch wirklich gespannt. Zwar gibt es bei New Adult inzwischen tendenziell deutlich ...

Mit „Someday, Someday“ ist nun also der letzte Band aus der Only Love-Reihe von Emma Scott erschienen und ich war im Vorfeld doch wirklich gespannt. Zwar gibt es bei New Adult inzwischen tendenziell deutlich mehr LGBTQ-Geschichten, oft bei den Nebenfiguren, aber auch bei dem Hauptpärchen, wobei es dann oft so ist, dass es spezielle Autor*innen gibt, die sich dieses Themas annehmen und die sich dann oft auch selbst als queer bezeichnen. Es ist ganz ähnlich wie bei der Diskussion, von wem queere Rollen dargestellt werden sollen, aber ich finde es gut, dass Scott uns hier ein homosexuelles Paar anbietet, denn sie trägt dazu dabei, diese Liebesgeschichten auf dem Buchmarkt zu etablieren, weil es traditionell einfacher ist gehört zu werden, wenn man ohnehin schon einen Namen hat. Wie hat mir nun also die gemeinsame Geschichte von Max und Silas gefallen?

Max kennen wir schon aus dem zweiten Band, wo er der Sponsor von Darlene war. Leider war sein Auftritt dort geringer, als man zunächst hätte vermuten können, da er doch recht früh nach Seattle gegangen ist. Nun erleben wir ihn vor Ort und lernen ihn als Person richtig kennen. Mit ihm hat Scott auch fantastische Arbeit geleistet, weil er einfach eine Figur ist, die man schon mit der ersten Seite lieben lernt. Es ist zu merken, dass Max ein durch und durch guter Mensch ist, der sich oft selbst zurückstellt zum Wohle anderer und der genug eigene Dämonen hat. Schon alleine die Szene, als er mal wieder eine Schicht in der Notaufnahme beendet hat, psychisch völlig ausgeknockt ist, aber aus einem Pflichtgefühl heraus einfach arbeitet und arbeitet. Seinen inneren Kampf dazu, habe ich sehr gut nachvollziehen können. Aber vor den Hintergründen ist es kein Wunder, dass Max das Herz der Geschichte ist. Er ist der, für den man am meisten fiebert, der mit seinen Taten alles in mir berühren konnte und der so viel Verständnis für seine Mitmenschen hat, dass es ein riesiger Sieg ist, als er zum Ende hin einmal ganz für sich alleine einstehen kann. Das war dann eine Verneigung wert. Dennoch fand ich es insgesamt etwas schade, dass an Max‘ Fassade nicht etwas mehr gerüttelt wurde. Bei Darlene im ersten Band fand ich es positiv, dass wir keinen Rückfall von ihr erlebt haben, weil es nicht immer sein muss, aber bei Max hätte es in dieser Geschichte schon gepasst, ihn ganz an seine Grenze zu treiben.

So toll Max auch war, hat sich bei mir nämlich der Eindruck aufgedrängt, dass es eigentlich die Geschichte von Silas war, weil bei ihm wirklich alle Register gezogen worden sind. Es war natürlich auch eine Geschichte von ihnen als Paar, weil Max Silas geholfen hat, zu seiner Sexualität stehen zu können und er ihm wiederum geholfen hat, seinen Berufsweg zu finden und seine Grenzen zu setzen. Dennoch liest man in meiner Beschreibung ein gewisses Ungleichgewicht heraus, weil Silas definitiv die größere Reise hinter sich hat und weil er dabei Max viel zu oft vor den Kopf gestoßen hat. Deswegen will ich jetzt nicht argumentieren, dass Silas der Falsche für ihn ist, aber das ist eben der Grund, warum mir Silas so dominant erschien. Dennoch ist auch er eine sympathische Figur, die etwas Anlauf braucht, weil er zunächst ja völlig dichtmacht, aber spätestens mit den Gedanken, dass er den Weg des Unternehmens beenden wollte, Sucht zu fördern, war für mich völlig klar, dass auch Silas eine spannende Figur werden wird. Und dem war auch auf jeden Fall so, weil Scott an ihm auch eindrucksvoll die Folgen von PTBS dargestellt hat. Es war absolut authentisch, dass Silas immer wieder in alte Muster zurückgefallen ist, weil es nur kleine Auslöser braucht, um das Trauma zu entfachen. Es war zwar anstrengend für mich als Leserin manchmal, aber das habe ich gerne in Kauf genommen dafür, dass ich den Eindruck hatte, dass es hier um eine authentische Darstellung geht.

Ein riesiges Kompliment möchte ich auch dafür aussprechen, wie sich Scott hier mit Sucht ausgesetzt hat. Sie hat es weniger an den Figuren selbst gezeigt (was vielleicht noch das letzte I-Tüpfelchen gewesen wäre), sondern an der Opioid-Krise, die sie im Nachwort mittels des Sachbuchs „Dopesick“ anspricht und das inzwischen sehr empfehlenswert von Hulu adaptiert wurde. Die gleichnamige Serie ist bei uns in Deutschland bei Disney+ zu streamen und viele Kernpunkte hat Scott hier durch Marsh aufgegriffen und natürlich wirkt Silas Vorhaben am Ende eigentlich zu gut, um wahr zu sein, aber es hat eben auch gezeigt, dass es die mit viel Geld braucht, um das Ruder bei vielen Themen auf der Erde rumzureißen. Insgesamt hat es aber wieder eindrucksvoll gezeigt, dass NA nicht immer nur „Liebesgedöns“ ist, sondern dass es abseits davon sich mit sehr relevanten Themen anschaulich auseinandersetzen kann.

Fazit: „Someday, Someday“ ist ein gelungener Abschluss der Only Love-Reihe, die eine überzeugende LGBTQ-Geschichte abbildet. Ich fand beide Herren als Einzelfiguren herrlich, ich mochte auch ihr Miteinander, aber die Geschichte war mir auch etwas zu einseitig, Max hätte ich manchmal noch gerne mehr gegönnt. Nichtsdestotrotz sehr empfehlenswert, weil auch die Themen Opioid-Krise und PTBS ansprechend dargestellt worden sind.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Rollt den Teppich für weitere Teile aus

Dunbridge Academy - Anywhere
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Nachdem mich Sarah Sprinz mit der „What If“-Reihe doch zunehmend (Band 1 war noch mit viel Luft nach oben) begeistert hat, war für mich vollkommen klar, ihr auch bei der nächsten Reihe zu folgen. Die „Dunbridge ...

Nachdem mich Sarah Sprinz mit der „What If“-Reihe doch zunehmend (Band 1 war noch mit viel Luft nach oben) begeistert hat, war für mich vollkommen klar, ihr auch bei der nächsten Reihe zu folgen. Die „Dunbridge Academy“-Reihe ist zwar wieder etwas weiter von meinem Alter entfernt, aber da mich das bei Jugendbüchern auch nicht beeinträchtigt, habe ich dort überhaupt kein Problem gesehen. Wie gefällt mir nun also der Auftakt?

Der Einstieg in das Buch ist mir wirklich gut gelungen, denn sowohl Emma als auch Henry sind beides Figuren, die direkt Sympathien erzeugen. Auch die Idee, das Geschehen an einem Internat spielen zu lassen, hat wirklich etwas. Auch wenn die Schulform für mich selbst nie etwas gewesen wäre, so habe ich im Jugendbereich doch einiges gelesen, was an Internaten gespielt hat. Angefangen bei Hanni & Nanni und schließlich bis zu Harry Potter, da war schon einiges dabei und ich habe es immer als tolles Setting empfunden, weil es nach den Schulverpflichtungen eben nicht nach Hause geht, sondern auch dann alle zusammenbleiben, was natürlich auch ganz andere Konflikte schürt. Als Emma dann ihre ersten Schritte an der Dunbridge Academy macht, da war es mir zunächst fast unheimlich, wie nett alle waren. Da war ich richtiggehend erleichtert, als die ersten Wolken in Form von Valentine oder Olive aufzogen, denn wo hätte ich sich sonst groß das Konfliktpotenzial heraus ergeben sollen? Aber die Einbindung des Alltags, die ganzen Möglichkeiten herum, da war doch einiges, was Harry Potter und Co schnell gerecht wurde und weswegen das Setting mich auch wirklich in den Bann gezogen hat.

Auch wenn ich für Emma und Henry auch nach Beendigung des ersten Bandes noch Sympathiesternchen verteilen würde, so haben manche Entscheidungen, die ihnen in den Schoß gelegt wurden, für mich nicht so gut gepasst. Bei Sprinz erinnere ich mich noch gut an den ersten Band, wo ich die weibliche Protagonistin oft hätte schütteln mögen. Deswegen war sie mir nicht per se unsympathisch, aber einiges war doch sehr fragwürdig. Und daran musste ich in Bezug auf Emma und Henry nun auch wieder denken, wobei es eigentlich vor allem um ihn geht, denn er steckt in einer Beziehung mit Grace, als er Emma kennenlernt. Da Grace entgegen vieler Vorurteile als wunderbarer Mensch gestaltet wurde, ist mir eigentlich noch mehr ins Auge gefallen, dass Henry viel zu spät einen Schlussstrich gezogen hat. Dennoch ist es insgesamt ein schwieriges Thema, weil es keine konkrete Definition in einer Beziehung gibt, wann der Betrug anfängt, da es ganz individuell ist. Aber da hier deutlich gezeigt wurde, dass Grace anschließend ordentlich leiden musste, fand ich es doch etwas fragwürdig und das war leider so Zwischenkapitel, wo sich für mich das Blatt zu wenden drohte.

Weiterhin war auffällig, dass die Figuren doch recht erwachsen agiert haben, was ich sehr gut verstehen kann, denn Sprinz ist eben auch keine 17 mehr, da passt es eigentlich, dass sich eine gewisse Reife unweigerlich einschleicht. Das hat mir auch gefallen, weil gerade die persönlichen Krisen, die Emma und Henry für sich durchleiden musste, so wirklich sehr gut umgesetzt wurden, ohne dass die Momente durch kindische Entscheidungen torpediert wurden. Dennoch gab es dann manchmal Rückfälle in ein Verhalten, was ich als sehr pubertär empfunden habe. Da war die Balance nicht immer gut. Zuletzt ist es noch so, dass der Roman die inhaltlichen Höhepunkte nicht gleichmäßig verteilt hat. Während es am Anfang sehr gemächlich zugeht, was man mit dem Argument des Einfindens in die Geschichte noch relativieren kann, wird nämlich erst am Ende richtig aufs Pedal gedrückt. Dort geht es richtig Schlag auf Schlag, was aber zwangsweise den Eindruck mit sich bringt, dass einigen Momenten nicht mehr die Zeit eingeräumt wurde, die sie verdient gehabt hätten. Am Anfang also zu brav, am Ende zu viel wollend. Dadurch sind für mich auch kleinere Fragezeichen übrig geblieben, die angesichts der Tatsache, dass es eine Reihe ist, vielleicht noch mehr aufgenommen werden. Aber es ist auch nicht dramatisch.

Insgesamt würde ich aber dennoch zum Fazit kommen, dass ich hier lieber etwas niedriger bewerte, weil ich für die Reihe noch viel Potenzial sehe und das sollte Lob genug sein. Es war ein guter Einstieg, ja, aber auch ein etwas holpriger vom Aufbau und von einigen Handlungsentscheidungen her. Zudem habe ich jetzt schon los auf die weiteren Paare und da das bereits jetzt geschafft wurde, sehe ich die Zukunft an der Stelle rosig.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

Überraschende Enttäuschung

Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis
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„Bridgerton – Penelops pikantes Geheimnis“ ist bereits der vierte Band in der Bridgerton-Reihe, die von Julia Quinn verfasst wurde und von Netflix fürs TV adaptiert wurde. Damit haben wir auch schon Halbzeit ...

„Bridgerton – Penelops pikantes Geheimnis“ ist bereits der vierte Band in der Bridgerton-Reihe, die von Julia Quinn verfasst wurde und von Netflix fürs TV adaptiert wurde. Damit haben wir auch schon Halbzeit erreicht, weil acht Geschwister und mit Colin kommt bereits der vierte unter die Haube. Ich speziell habe mich auf diesen Band bereits mit der ersten Staffel der Serienadaption gefreut, die ich vor der Buchreihe für mich entdeckt habe. Nicola Coughlan spielt Penelope, Colins Auserwählte, einfach so grandios, dass ich ihr einfach jedes Happy End der Welt wünschen würde. Zudem hat die Serie bereits mit dem Ende der ersten Staffel das große Geheimnis rund um Penelope gelüftet, während es in der Buchreihe nun wahrlich keine klaren Andeutungen gab. Dieses Wissen hat das Leseprozess natürlich sehr beeinflusst und deswegen war ich mit dem vierten Band nun auf mehrere Sachen gespannt: Wann und wie kommt das Geheimnis raus? Und wie kommen Colin und Penelope zusammen?

Was man der Buchreihe auf jeden Fall lassen muss, das ist die Tatsache, dass die erzählerische Stilistik von Quinn sich schon deutlich dem jeweiligen Paar anpasst, das im Fokus der Handlung steht. So war die Geschichte von Benedict und Sophie deutlich schwermütiger, weil gerade Sophie auch einige schlimme Erlebnisse hatte, die es zu überwinden gilt. Colin und Penelope sind dagegen beide wohlbehütet aufgewachsen. Beide sind nicht ganz glücklich, weil sie ihren endgültigen Platz im Leben noch nicht gefunden haben, aber das ist wohl eher Klagen auf hohem Niveau. Deswegen ist es auch problemlos möglich, diesen Band in einem eher lockeren und lustigen Ton erzählen zu können. Das passt hervorragend auf die gewitzte Penelope, die vor allem mit Lady Danbury ein göttliches Gespann bildet und es passt auch auf den verschmitzten Colin, der ein wenig verfressen dargestellt wird und als Charmeur, der noch jeder Situation entkommt. Es ist auch so wunderbar, weil es genau dem Eindruck entspricht, den Penelope und Colin bereits in der ersten Staffel vermittelt haben, so dass ihr Wesen offenbar perfekt mit der Castingwahl getroffen wurde.

Was nun aber meine Enttäuschung anheizt, das ist dann doch leider das Miteinander der beiden. Auch schon bei Anthony und Kate war die Problematik etwas mitgeschwungen, denn dort wurde schließlich auch schon ständig betont, wie hässlich sie doch sei, so dass ich manchmal das Gefühl hatte, dass Anthony sich seine Anziehung für sie regelrecht schön reden muss. Bei Colin ist es sogar fast noch schlimmer, weil nicht überzeugend rüberkommt, was ihn schließlich an Penelope anzieht. Die beiden reden ein paar Mal miteinander und plötzlich ist es die große Liebe für ihn. Bei Anthony und Kate hat sich wenigstens noch etwas aufgebaut, was dann Überzeugung entwickelt hat, aber hier haben wir Penelope, die alte Jungfer, die auch noch von niemandem als schön bezeichnet wurde und Colin hat sogar im Band davor noch geäußert, dass er sie niemals heiraten würde und diese Wandlung, warum er es irgendwann nicht doch anders sieht, die ist nicht rübergekommen.

Und das liegt wirklich ganz klar an Colin. An Penelopes Gefühlen für ihn gab es nie einen Zweifel, weswegen ihre Handlung absolut passend für sie ist, aber Colin ist eher wankelmütig und schwer zu durchschauen. Zudem weicht der Charmeur zwischendurch einem regelrechten Ekel, der sich selbstgerecht und anmaßen verhält. Das hat mich dann fast schon erschrocken und ich mag es kaum zugeben: abgestoßen. Natürlich gibt es auch romantische Momente zwischen den beiden, wo ich dann endlich das spüre, was ich für die Geschichte durchgehend erwartet hätte, aber es war echt sehr, sehr wenig. Vieles von Colins Verhalten ist auch mit Penelopes Geheimnis verbunden, das er auf eine eher blöde Art und Weise herausfindet. Auch wenn er sie nicht dafür verurteilt, so sorgt es bei ihm für Neid und das sorgt für diese richtig schwachen Charaktermomente, die ich manches Mal sogar als toxisch bezeichnen würde. Hier kann ich wirklich nicht verstehen, was sich Quinn mit Colin gedacht hat und ich kann nur hoffen, dass „Bridgerton“, also die Serienadaption in diese Falle nicht mittappt.

Fazit: Auch wenn ich mich auf Colin und Penelope mit Serienbeginn am meisten gefreut habe, so kommt ich nun traurig zum Endfazit, dass sie bislang erstmal der schwächste Band sind, denn die Liebesgeschichte war nicht überzeugend gestaltet und Colin hat sich teilweise sogar widerwärtig verhalten, was auch nicht mal eben zu entschuldigen ist. Natürlich hatte auch dieser Band tolle Momente sowie einen passenden Erzählstil, aber der Kern der Erzählung war nicht so, wie er muss.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Tolle Lektüre mit einigen langatmigen Aspekten

Keeping Hope
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Bereits als ich den ersten Band von Anna Savas auf der Faerfax University gelesen habe, war mir klar, dass ich mich am meisten auf den Band von Jamie und Ella freuen würde, weil die beiden sofort grundsympathisch ...

Bereits als ich den ersten Band von Anna Savas auf der Faerfax University gelesen habe, war mir klar, dass ich mich am meisten auf den Band von Jamie und Ella freuen würde, weil die beiden sofort grundsympathisch waren und auch gerade die Geschichte, wenn aus Freunden Liebende werden, mich immer sehr zu begeistern wissen. Der zweite Band hat mich zwar auch schon sehr begeistert, aber das konnte ich im Vorfeld nicht abschätzen, weil Lily als Figur noch eine Unbekannte für mich war und ich mich an der Stelle überraschen lassen musste. Bei Ella und Jamie war es aber definitiv einplanbar und im Grunde wurde ich zum Glück auch nicht enttäuscht.

Ohne Frage: Ella und Jamie haben definitiv ihre sympathischen Wesen beibehalten und es war ein tolles Erlebnis, in ihre Köpfe einzutauchen und sie noch besser kennenzulernen. Gerade Jamie hat es mir wirklich sehr angetan, weil gerade die Liebe zur Musik, sein Verantwortungsgefühl der Familie gegenüber und auch seine Opferbereitschaft mich sehr an mich selbst erinnert haben. Dementsprechend war er mir als Figur sehr vertraut. Mit Ella hatte ich weniger gemeinsam, aber auch ihre Liebe für die Literatur, der Prozess, wie ihre Kreativität gewirkt hat, auch das konnte ich gut, weswegen ich mir wirklich beide Figuren sofort für meinen Freundeskreis hätte vorstellen können. Die Voraussetzungen mit den Figuren waren also wirklich allerbestens und dennoch ist bei mir die restlose Begeisterung nicht entstanden. Es war ein sehr gutes Buch, aber keine so intensive Liebe, weil ich zwischendurch doch zu viel denken konnte, denken abseits des eigentlichen Themas.

Hier kommt ins Spiel, dass Anna Savas einen typischen Erzählstil hat, der leider oft zu Längen neigt. Das zeigt sich gleich zu Beginn der Geschichte, wenn Ella ihren Freund Mason beim Fremdgehen erwischt. Diese Trauerphase, die natürlich zurecht ist, hat aber viel zu lange angehalten und ist für den Einstieg in so ein Buch auch echt schwere Kost. Ich könnte mir vorstellen, wenn man den dritten Band als Standalone liest, dass es dann einfach zu lange zu traurig ist. Da die meisten von uns mit der Reihe vertraut sind, kennen wir natürlich die Figuren schon, wir können da aus allem mehr herausziehen und so bekommt man sich auch abgelenkt, aber geschickt ist es eben nicht, um die Leser*innen bei der Stange zu halten. Das zieht sich dann im weiteren Verlauf ein wenig durch die Geschichte, weil eigentlich jeder Wendepunkt der Geschichte mindestens ein bis zwei Kapitel zu spät gesetzt ist. Man hat eben immer wieder gemerkt, dass Savas lieber noch eine Schleife dreht, aber es ist eben ihr Stil. Bei Lily und Julians Geschichte in Band 2 hat sie es dennoch besser hinbekommen, weil die Schlenker da nicht so viel auffielen.

Dennoch werden diese Langatmigkeiten zwischendurch durch viel Tolles wettgemacht und das ist einfach die gemeinsame Geschichte von Ella und Jamie, die mich doch sehr berührt hat. Zwar fand ich das Geheimnis um die Affäre des Vaters etwas zu sehr aufgebauscht, aber alles andere drum herum hat echt gut gepasst. Mir ist nur noch aufgefallen, dass gerade die Hobbys von Savas Figuren nicht immer optimal dargestellt sind. Während bei Ella alles super war, weil ihr Hobby der Beruf der Autorin ist, so hat man bei dem musikalischen Entstehungsprozess von Jamie gemerkt, dass Savas gerne Musik hört, aber eben nicht Musik produziert. Das war mir auch schon bei Lily und dem Tanzen aufgefallen, das ist alles nett, aber es muss schon wirken, als ob es wirklich vertraut ist. Jetzt bin ich aber wieder abgeschweift, denn die Liebesgeschichte war toll, die ganzen Freundschaftsmomente großartig. Man hat hier wirklich deutlich gemerkt, dass es eine Familie für Savas und damit auch für uns geworden ist. Eine echte Wohlfühlreihe eben!

Fazit: Als Individualpersonen haben mir Ella und Jamie definitiv am besten gefallen, als Paar kommen sie knapp hinter Julian und Lily über die Ziellinie. Eine etwas schwächere Bewertung leitet sich auch davon ab, dass die langatmigen Stellen, die ein wenig zu Savas Stil gehören, hier augenscheinlicher sind. Insgesamt aber dennoch ein sehr gut zu lesendes Buch verbunden dann mit einem doch bittersüßen Abschied aus Faerfax.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Sarina Bowen is back!

Was ich dir bedeute - Burlington University
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Mit Sarina Bowen und ihrer True North-Reihe war es für mich Liebe auf den ersten Blick. Von da an war es mit den anderen Reihen aber immer zäher. Natürlich waren gewisse Stilelemente von ihr immer noch ...

Mit Sarina Bowen und ihrer True North-Reihe war es für mich Liebe auf den ersten Blick. Von da an war es mit den anderen Reihen aber immer zäher. Natürlich waren gewisse Stilelemente von ihr immer noch zu merken, aber vor allem das Dramatische, was mich bis in die Zehenspitze berührt, das hat gefehlt. Natürlich war meine Freude riesig, als mit Burlington University ein Spin-Off von der True North-Reihe angekündigt wurde, um auch den jungen Shipleys ihr Happy End zu gönnen. Aber „Was wir uns sehen“ war dann leider auch nicht der Brüller. Für „Was ich dir bedeute“ hatte ich dementsprechend eigentlich schon keine Erwartungen mehr und auch Rickie hatte mich erstmal überhaupt nicht überzeugen können, aber wer hätte gedacht, dass dieses Buch meine Liebe für Bowen wieder voll zurückbringen würde und dass es ausgerechnet Rickie sein würde, der danach alle Liebe dieser Welt verdient hat?

Es hat sich relativ schnell gezeigt, dass „Was ich dir bedeute“ nicht so eine oberflächliche Erzählung wie „Was wir in uns sehen“ werden würde. Rickie ist zwar ein Charmeur, immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen und von Anfang an mit unzüchtigen Gedanken, aber er hat eine wirklich düstere Geschichte zu verbergen, von der bis dato gar nichts zu erahnen war und es war wirklich extrem spannend, nach und nach mit ihm immer mehr zu entdecken. Dabei war es wirklich bewundernswert, dass er trotz der Rückschläge, trotz der Schrecken in der Nacht etc. sich seinen Wesenskern hat nie nehmen lassen. Seine Gespräche mit seiner Therapeutin waren auch ein absolutes Highlight, denn dadurch, dass er selbst anstrebt, Therapeut zu werden, sind sie sich doch auch auf einer anderen Ebene begegnet und das hat man einfach gemerkt. Bei Daphne war es aber nicht weniger interessant. Sie war die Shipley, für die bis dato nicht so viel Werbung gemacht worden war, sie war doch immer eher die Schlechtgelaunte, die, die alles ausschlägt. Dieses Wesen ist immer noch da, aber es ist doch etwas anderes, wenn man in ihrem Kopf steckt. Ich fand es auch wunderbar, dass mit Daphne nun keine wundersame Wandlung durchgemacht wurde. Sie ist immer noch mürrisch, sie hat ständig das Gefühl, etwas beweisen zu müssen und verletzt oftmals auch eher unbewusst mit ihrem Verhalten. Aber wenn man ihren Gedanken folgt, dann kann man es nachvollziehen. Daphne ist völlig in sich konsequent gestaltet worden.

Rickie und Daphne sind für mich keine Liebesgeschichte, wo es von der Anziehung her sofort geknallt hätte. Das liegt glaube ich auch daran, dass ich die beiden als Figuren für sich erstmal auf mich wirken lassen musste. Verstehen musste, wer sie als Menschen sind und was sie mir erzählen wollen. Auch wenn so ein langsames Anflackern der Liebe nicht mein Idealbild ist, so hat es mich hier wirklich nicht gesteuert. Zumal mit dem Fortgang der Geschichte auch noch eine Ebene erst ersichtlich wurde, die die beiden so unfassbar süß macht, dass ich die Beziehung der beiden mehr über die Metaebene als über die Anziehung genießen konnte. Aber für mich war ohnehin viel wichtiger an diesem Band, dass die beiden als Figuren wirklich extrem ambivalent sind, dass sie nicht nur eindimensional gestrickt sind und dass sie beide ihre Dämonen mitbringen, die erstmal angegangen und gemeinsam besiegt werden mussten. Das hat geklappt und deswegen konnte ich mit den beiden sehr, sehr gut mitfiebern.

Abschließend möchte ich auch erwähnen, dass es von der Atmosphäre her endlich wieder wie True North war. Alle Figuren der Reihe sind aufgetaucht oder sind zumindest erwähnt worden, was ein vertrautes Gefühl geschaffen hat. Und es war wirklich Familie durch und durch, was uns dort begegnet ist, das war dann der wohlige Ausdruck zu den zwischendurch doch harten Themen.

Fazit: Für mich ist Sarina Bowen endlich back! „Was ich dir bedeute“ war für mich nach längerer Durststrecke von ihr mal wieder ein echtes Highlight. Daphne und Rickie sind beide spezielle Figuren, aber gerade das hat hier den Reiz ausgemacht. Ihre Geschichten waren angemessen dramatisch und ihr Miteinander erst spät entzündend, aber dann wirklich genial. Demnach wundert euch nicht über eine rundum zufriedene Leserin.

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