Kann Niveau eines genialen Prologs nicht halten
Nightsky Full Of PromiseMounia Jayawanth ist eine neue deutsche Stimme bei Lyx, die ihre neue NA-Reihe in Berlin spielen lässt. Nach Anabelle Stehl ist sie nun also die zweite, die es mit einem deutschsprachigen Setting versucht ...
Mounia Jayawanth ist eine neue deutsche Stimme bei Lyx, die ihre neue NA-Reihe in Berlin spielen lässt. Nach Anabelle Stehl ist sie nun also die zweite, die es mit einem deutschsprachigen Setting versucht und es wird erneut bewiesen, dass es definitiv nicht das Ausland braucht, um ein typisches NA-Gefühl entstehen zu lassen. Zwar haben die meisten der gewählten Namen nun keinen deutschen Flair, aber damit kann ich dennoch leben, da sich gerade im Bereich der Spitznamen viel Hinwendung zum Amerikanischen gibt, deswegen kann ich diesen Mix gut nachvollziehen. Ansonsten ist mir gleich aufgefallen, dass Jayawanth mit ihrem Debüt „Nightsky Full of Promise“ eine sehr moderne Sprache anbietet. Teilweise etwas flapsig, aber das hat mich gar nicht so sehr gestört, weil das Ganze in einem sehr humorvollen Schreibstil eingebettet war, der mich oft zum Lachen gebracht hat, so dass ich das im Gesamten sehr stimmig fand. Insgesamt würde ich sogar die Prognose wagen, dass speziell Jayawanth im Lyx-Programm etwas Unverwechselbares entwickelt wird. Jedenfalls habe ich so ähnliches bislang noch nicht gelesen.
„Nightsky Full of Promise“ startet mit einem wirklich sehr guten Prolog. Die erste Begegnung von Sydney und Luke hat etwas wirklich Magisches an sich. Solche ersten Begegnungen wünscht man sich für sich selbst und auch für alle Geschichten, die man in diesem Genre so zu lesen bekommt. Selbst diese Wendung ganz am Ende ändert an diesem Eindruck nicht das geringste, denn Wette hin oder her, man hat einfach gemerkt, dass sich hier zwei Figuren begegnet sind, für die es unwiderruflich Klick gemacht hat. Dieser besondere Anfang hat aber natürlich auch die Messlatte für den weiteren Roman sehr hoch gelegt und da muss ich wirklich sagen, dass sich Jayawanth anschließend schwer getan hat, dieses Niveau auch weiterhin anzubieten. Während der Schreibstil sowie der damit transportierte Humor eine gern gesehene Konstante waren, so ist der Rest doch noch sehr unbeständig, was ich für ein Debüt aber wirklich nicht zu heftig kritisieren will, denn all die Fehler, die gemacht wurden, sind nicht für immer in Stein gemeißelt, sondern daran kann man arbeiten und gerade der Prolog zeigt ja eindrucksvoll, wie viel Potenzial in Jayawanth schlummert.
Besonders schwierig hat sich für mich die Darstellung von Sydney erwiesen. Ich fand sie am Anfang wirklich sehr sympathisch und im Grunde ist sie das auch durchweg, weil man merkt, dass sie wirklich eine sehr feine Person ist, aber verbunden mit der Tatsache, dass sie ihren Mund viel, viel zu lange nicht aufmacht, ist einfach ein Frustpotenzial entstanden, was sich nicht mehr eindämmen ließ. Mir ist bewusst, dass solche Romane davon leben, dass gewisse Konflikte verschleppt werden, um Spannung zu erzeugen, aber hier hat es Jayawanth definitiv zu gut gemeint. Es war nicht nur eine Nuance zu spät, es war ordentlich zu spät, als mal endlich alle Fakten auf den Tisch kamen. Denn zu dem Zeitpunkt hatte sich Sydney ihr Grab definitiv tief gebuddelt und es gab kaum noch etwas für sie zu entschuldigen. Luke wiederum war durchweg beständiger in seiner Art und hat dadurch natürlich mehr Sympathien gewinnen können. Dennoch ist gerade seine Familie aber auch mit dem Stilmittel der Übertreibung gestaltet worden. Ja, Konflikte müssen sein, aber es gibt eben ein Maß, das Fingerspitzengefühl erfordert und da kann man schnell mal drüber oder drunter landen. Insgesamt gab es vieler so kleiner Momente, wo die Figuren zu sehr zwischen den Extremen pendeln, dazu gehören auch die besten Freundinnen Maya und Vicky, aber auch andere. Dass das wohl auch nur Übungssache ist, habe ich für mich daran gemerkt, dass ich die große Riege der Nebenfiguren eigentlich echt mochte und dass es eben nur zwischenzeitlich zu Ausreißern gekommen ist.
Durch die Übertreibung an vielen Ecken und Enden leidet dann natürlich auch die Liebesgeschichte ein wenig. Denn dadurch, dass beide viel füreinander verheimlichen sind auch die richtig schönen Momente immer von einer dunklen Wolke überschattet. Da kann trotz ganz viel Chemie die Unbeschwertheit vom Prolog nicht mehr bestätigt werden. Zudem wurde auch zu viel Gesprächsbedarf durch Sex gelöst und das mehrfach. Das fand ich dann auch etwas seltsam. Dem gegenüber war ich aber wiederum begeistert, dass Jayawanth sich nicht scheut, wichtige Themen anzupacken. Sei es Rassismus oder sei es Feminismus. Die Themenblöcke sind erfrischend unaufgeregt verpackt worden. Hier wird nicht mehr der Keule geschwungen, hier wird eher nebenbei der Standpunkt klar, aber auch ein wirklich überzeugender Standpunkt, der mich sehr berührt hat und mich gespannt werden lässt, was sie auf Dauer mit den anderen Bänden noch anbieten wird.
Fazit: Jayawanth liefert mit „Nightsky Full of Promise” ihr Debüt ab, das typische Symptome eines Neulings zeigt. Das finde ich daher auch gar nicht so schlimm, zumal sich in meiner Kritik auch gezeigt hat, dass die angesprochenen Punkte in Zukunft leicht zu beheben sind. Am Wichtigsten ist ohnehin, dass Jayawanth schon jetzt eine ganze eigene Erzählstimme hat, da klappt die Balance in der Art und Weise, wie man ohne Übertreibungen besser zu erzählen weiß, irgendwann ganz von alleine. Gerade der Prolog hat wirklich gezeigt, dass die eingeschlagene Richtung sehr, sehr gut werden kann.