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Veröffentlicht am 25.06.2021

Besonders beim persönlichen Schicksal stark

Deeply
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Bis zur „In Love“-Reihe hatte ich noch nichts von Ava Reed gelesen, obwohl sie mir natürlich ein Begriff war, denn ihre tiefgründigen Jugendbücher haben definitiv eine Fangemeinschaft um sich versammelt. ...

Bis zur „In Love“-Reihe hatte ich noch nichts von Ava Reed gelesen, obwohl sie mir natürlich ein Begriff war, denn ihre tiefgründigen Jugendbücher haben definitiv eine Fangemeinschaft um sich versammelt. Da war es für mich natürlich die ideale Gelegenheit, sie mit der Veröffentlichung von „Truly“ endlich selbst kennenzulernen. Zumal mir NA als Genre ohnehin noch ein Stückchen besser liegt. Doch der Band rund um Andy und Cooper hat mich wahrlich nicht umgehauen. Nun bin ich aber eher nicht der Typ, der zu früh das Handtuch wirft, weswegen ich auch „Madly“ gelesen habe und es war große, große Liebe. Dementsprechend war meine Begeisterung für die Veröffentlichung von „Deeply“ natürlich groß. Schade nur, dass das Buch eher in Richtung „Truly“ geht, aber zum Glück etwas besser.

Dylan als Mitbewohner aus der WG fehlte natürlich mit seinem Happy End noch und auch Zoey, die immer mal wieder Thema war, weswegen diese beiden ihr Happy End zusammenfinden durfte. Nur ist bei „Deeply“ ein wenig das Problem, dass die Liebesgeschichte mich nicht vom Hocker haut, während Dylan und Zoey jeder für sich mich definitiv überzeugen konnte. Ava Reed hat mir ihrer Reihe ohnehin schon Figuren geschafft, die sehr tiefgründige Hintergründe haben, das ist bei Dylan und Zoey sicherlich noch mal getoppt worden. Dass Zoey ein Vergewaltigungsopfer ist, wissen wir bereits seit dem ersten Band, das war also weniger eine Überraschung, aber überraschend war definitiv, wie gut Reed die Darstellung ihrer Geschichte hinbekommen hat. Denn Traumata schön und gut, aber man muss solche auch mit Fingerspitzengefühl anfassen, weil es sonst schnell despektierlich wirkt. Aber schon nach Reeds Vorwort, wo sie klar gemacht hat, dass es kein richtig oder falsch bei den Gefühlen eines Vergewaltigungsopfers gibt, wusste ich bereits, dass die Geschichte gut in ihren Händen aufgehoben ist. Das hat sich dann im weiteren Verlauf des Buchs nur bestätigt, denn Zoey ist bereits bis zu den Ereignissen des Bandes weit gekommen, dennoch hat sie immer noch Rückschläge und das wurde sehr einnehmend und nachvollziehbar dargestellt.

Das Geheimnis von Dylan wiederum kannten wir als Leser
innen noch nicht, es gab auch hier eine Überraschung, über die ich aber nicht ins Detail gehen will, weil ich nicht spoilern möchte, aber auch er hat eine ernste Geschichte, die mich definitiv sehr berührt hat. Ich fand es auch großartig, dass die angedeutete Beziehung zu seiner Großmutter auch wirklich intensiv behandelt wurde, denn man hatte bereits im Vorfeld gemerkt, wie wichtig er ist. Warum hat es für mich also zwischen Dylan und Zoey nicht so Zoom gemacht. Die beiden haben definitiv tolle Szenen zusammen, aber müsste ich ein Wort suchen, dann würde ich mich wahrscheinlich für ‚knuffig‘ entscheiden. Denn es wurde alles so fließend brav aufgebaut, ohne dass aber mal wirklich Funken gesprüht haben. Ich hatte eher das Gefühl, dass die Empfindungen füreinander auf einmal da waren, ohne dass es aber wirklich ersichtlich wurde, was sie genau aneinander angezogen hat. Deswegen war es stellenweise dann doch so, dass für mich das Geschehen etwas herumplätscherte und dass der richtige Zug für die Geschichte gefehlt hat. Aber das wurde dann immer gut aufgefangen, weil die Individualgeschichten so gut funktionierten. Zudem hat es mir auch gefallen, dass zwischen den beiden am Ende kein künstliches Drama noch erzeugt wurde, denn das hätte zu ihnen nicht gepasst. Für ihre Geschichte war wichtiger, dass sie um sich herum Versöhnung finden und sich wirklich in ihre Ich akzeptiert fühlen.

Fazit: Nun ist die „In Love“-Reihe von Ava Reed schon wieder beendet, aber ihre nächste Reihe ist bereits angekündigt und da werde ich auf jeden Fall dabei sein. Zwar hat es „Deeply“ für mich gefühlsmäßig nicht an die Qualität von „Madly“ herangeschafft, aber es war eine schöne Geschichte, die weniger mit der Liebe, sondern viel mehr mit persönlichem Schicksal überzeugt hat und noch einmal bewiesen hat, dass Ava Reed ein Händchen für tiefgründige Figuren hat.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Übertrieben in allen Facetten

Sex/Life
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Auf Netflix startet Ende Juni 2021 eine neue Serie mit dem Titel „Sex/Life“ und wie so oft inzwischen, handelt es sich hierbei um eine Romanadaption. Da sich der Streamingdienst bis dato recht vage zu ...

Auf Netflix startet Ende Juni 2021 eine neue Serie mit dem Titel „Sex/Life“ und wie so oft inzwischen, handelt es sich hierbei um eine Romanadaption. Da sich der Streamingdienst bis dato recht vage zu dem Inhalt der geplanten Serie geäußert habe, bin ich sehr unbedarft an das Buch von B.B. Easton herangegangen, was vielleicht rückblickend keine ganz so gute Idee war.

Zunächst einmal finde ich die Prämisse von „Sex/Life“ gar nicht schlecht, denn die Autorin hat ihr eigene Erfahrungen aus ihrem Sex- und Eheleben genommen und diese mit dem Stilmittel der Übertreibung in eine Geschichte verpackt, die aus Tagebucheinträgen und E-Mail-Austausch besteht. Dabei ist eine Stilistik rausgekommen, die sich locker-flockig weglesen lässt und auch die spitze Zunge ist definitiv nicht zu unterschätzen. Stellenweise ist das Geschehen wirklich herrlich ironisch und das findet man wirklich selten. Insgesamt würde ich sagen, dass ich so ein Buch wie „Sex/Life“ noch nie gelesen habe, aber dabei wird es vermutlich auch bleiben, denn mit zunehmender Seitenzahl haben sich die Schwächen des Buchs immer weiter aufgetan.

Der zunächst wirklich interessante Schreibstil hat nämlich zunehmend seinen Reiz verloren, vermutlich weil ich mich eingewöhnt hatte und mehr auf das Drumherum achten konnte. Zunächst einmal hat mich beim Lesen ständig die Frage beschäftigt, wie viel B.B. Easton tatsächlich übertrieben hat? Natürlich war die Darstellung der Ehe alleine aufgrund der Kommentierung durch die Ich-Person schon völlig überzogen, aber es muss ein wahrer Kern dabei gewesen sein und das kann mich dann nur noch erschrecken, denn wo bitte schön war dann die Basis für eine glückliche Ehe? Alleine die Art, wie B.B. dann alles kommentiert, viel despektierlicher geht es eigentlich nicht. Was im ersten Moment noch lustig wirkte, fand ich dann so irgendwann gar nicht mehr. Zwar bekommt die Geschichte am Ende noch einen Bogen, wo ich sage, da wurde noch das Beste aus den Möglichkeiten herausgeholt, aber der Weg dorthin war definitiv steinig und schwer…

Ein zweiter Faktor ist ganz sicherlich auch, dass „Sex“ im Titel hier definitiv eine Ansage ist. Nein, natürlich ist es nicht verwunderlich, dass hier der Titel des Buchs auch erfüllt wird, doch ich hätte mir aus der Idee, dass der Ehemann auf einmal kreativer wird, als er B.B.s Tagebuch liest, doch etwas abwechslungsreicher und kniffliger dargestellt wird. Denn eigentlich lässt B.B. nur ihre vergangenen Sexualpartner Revue passieren und ich verrate wohl nichts, indem ich sage, dass auch hier eine Übertreibung die nächste jagt, dafür sind die Darstellungen auch sehr explizit. Nicht übertrieben versaut, aber zwischendurch passiert auch nicht grundlegend viel mehr. Und dann entlarvt sich B.B. stellenweise auch selbst, dass sie etwas übertrieben hat in ihrer Darstellung und dann folgt noch einmal eine Beschreibung der Sexszene, diesmal nur etwas „bodenständiger“. Insgesamt habe ich mir wirklich viel mehr Inhalt gewünscht. Hinzu kommt, dass der von Netflix veröffentliche Trailer überhaupt nichts mit dem Buch zu tun haben scheint, denn dort wurde mir gleich eine andere Botschaft übermittelt. Ob nun eine bessere, das wird sich erst noch zeigen müssen.

Fazit: „Sex/Life“ macht mir definitiv keine Lust auf die gleichnamige Serie bei Netflix, denn eine interessant klingende Idee verliert schnell ihren Reiz. Das Stilmittel der Übertreibung wirkt zudem irgendwann richtig respektlos und abseits von einer Aneinanderreihung von Sexszenen wird inhaltlich nicht viel mehr geboten. Das hatte ich mir so nicht vorgestellt.

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Taucht tief ins Olympische Turnen ein

Goldmädchen
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Die Olympischen Spiele haben immer schon eine besondere Faszination auf mich ausgeübt, auch wenn mit zunehmendem Alter natürlich auch die Dopingthematik mehr in den Fokus rückte. Und dennoch dieses Fest ...

Die Olympischen Spiele haben immer schon eine besondere Faszination auf mich ausgeübt, auch wenn mit zunehmendem Alter natürlich auch die Dopingthematik mehr in den Fokus rückte. Und dennoch dieses Fest so vielfältiger Sportarten hat nie seinen Reiz auf mich verlieren können. Nachdem im letzten Jahr das große Fest wegen der Pandemie ausgefallen ist, dürste ich dieses Jahr tatsächlich wieder auf die Live-Übertragungen hin auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass dieses Jahr auch nicht alles rosig ist und hoffe daher, dass angesichts der immer noch angespannten Gesundheitssituation ein verantwortungsvoller Umgang stattfindet. Nun erscheint pünktlich für Olympia das Jugendbuch „Goldmädchen“ von Jennifer Iacopelli, die sich speziell mit dem Turnen beschäftigt. Das fand ich auf Anhieb sehr spannend, denn der Turnsport hat in den letzten Jahren, aber auch in diesem Jahr durch die deutsche Auswahl für viel Furore gesorgt. Über Doping, Missbrauch und Frauenbilder gibt es wirklich viel anzubieten, weswegen ich mich wirklich vorfreudig auf „Goldmädchen“ eingelassen habe.

Relativ schnell ist klar, dass Iacopelli eine sehr einfache Sprache pflegt, was ich aber auch völlig in Ordnung finde, denn in dem Buch soll es mehr um Inhalt als um schöne Stilistik gehen. Dennoch hat der recht einfache Stil dafür gesorgt, dass die Erzählung es selten von der Ebene der Oberflächlichkeit weg geschafft hat. Das ist mir auch besonders in Bezug auf Audrey aufgefallen, durch deren Augen wir das gesamte Geschehen begleitet haben. Auch wenn ich mit ihr gelitten habe, so würde es mir im Nachhinein wirklich schwer fallen, sie in einigen Sätzen zu charakterisieren, denn vieles wird nur angedeutet, ohne es auch elaboriert zu bekommen. Insgesamt scheint nur dieser enge Zeitrahmen der Vorbereitung auf Olympia und die Spiele selbst entscheidend zu sein. Weitere einschneidende Erlebnisse ihres Lebens werden kaum ergründet. All das hat leider verhindert, dass eine intensivere Verbindung zu Audrey aber auch den anderen entstehen konnte.

Kommen wir aber nun zum Inhalt, denn das ist definitiv der Trumpf dieses Buchs. Auch wenn ich die Hand für die Authentizität nicht ins Feuer legen kann, so bekam ich schnell das Gefühl, dass Iacopelli sich wirklich intensiv mit dem Turnsport, dem Qualifizierungsprozess und weiteren Faktoren auseinandergesetzt hat, denn es wirkte alles ausgearbeitet und war dementsprechend gebannt mitzuverfolgen. Ein wichtiges Handlungselement ist natürlich die Missbrauchsthematik, die vor allem den US-Sport sehr belastet hat, deswegen fand ich es nur folgerichtig, das hier aufgegriffen zu sehen. Auch wenn es eben keine richtig emotionale Erzählweise ist, so ist doch eindrucksvoll rübergebracht worden, wie tief sich der Machtmissbrauch durch die Reihen gezogen hat und was das mit den Turnerinnen angerichtet hat. Dabei zeigt sich auch ein gewisses Fingerspitzengefühl, denn eine andere Auseinandersetzung wäre auch unlogisch gewesen, denn wir haben es mit jungen Frauen zu tun, die außer dem Turnsport sonst nichts anderes in ihrem Leben kennen und Olympia alles unterordnen. Deswegen holen sie sich eben aus dem Loch heraus, indem sie das tun, was sie am besten können: Turnen.

Was für mich definitiv auch ein Highlight war, das war die Darstellung der ganzen Wettbewerbssituationen. Zwar hat sich das Buch jetzt nicht gerade bemüht, alle Übungen für Laien darzustellen, aber das war schon in Ordnung, denn beim ersten Erwähnen waren die Beschreibungen doch recht ausführlich und bei jedem Wiederholen wurden sie knapper, aber dennoch entstand ein Bild vor Augen. Neben diesen Bildern ist auch eine elektrisierende Spannung entstanden, wie Audrey für alle mitfiebert, wie sie rechnet, wie sie kalkuliert. Ja, es bleibt weiterhin alles recht oberflächlich, aber ich war vollends drin und konnte auf den letzten 100 Seiten nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Das war wirklich ein Erlebnis, das mir erst recht wieder Lust auf Olympia gemacht hat!

Fazit: „Goldmädchen“ hat mich vor allem mit dem Inhalt rund um den Turnsport und die Olympischen Spiele überzeugen können, denn es wirkte alles sehr authentisch und dadurch ungeheuer spannend. Dennoch kann man der Geschichte vorwerfen, eine gewisse Oberflächlichkeit nie abgeschüttelt zu haben.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Überraschend runder Abschluss

Lodernde Schwingen
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Mit „Lodernde Schwingen“ ist nun tatsächlich die Grisha-Trilogie rund um Alina, Mal und den Dunklen schon wieder abgeschlossen. Während sich andere Reihen teilweise sehr ziehen, ging die gemeinsame Zeit ...

Mit „Lodernde Schwingen“ ist nun tatsächlich die Grisha-Trilogie rund um Alina, Mal und den Dunklen schon wieder abgeschlossen. Während sich andere Reihen teilweise sehr ziehen, ging die gemeinsame Zeit mit dem Grishaverse fast schon zu schnell vorbei, wobei mich der zweite Band „Eisige Wellen“ eher enttäuscht hat, dennoch waren es immer flott zu lesende Bücher, die die Leserinnen an die Seiten gebunden haben. Und es gibt ja auch noch genug Spin-Offs und Ähnliches, um wieder in diese Welt einzutauschen, die Leigh Bardugo geschaffen hat sowie die Adaption bei Netflix, die der Fantasie sogar noch mehr Auftrieb gibt. Hier also meine Meinung zum Abschluss der Trilogie.

Man merkt „Lodernde Schwingen“ immer noch gewisse Schwächen aus dem Vorgänger an, aber deutlich reduzierter, was für das Finale auch bitter nötig ist, denn schließlich sollte hier noch einmal ein Feuerwerk gezündet werden, das für pure Unterhaltung steht. So bietet der Abschluss auch definitiv mehr erzählerische Höhepunkte. Zudem ist es diesmal besser gelungen, dass nicht jedes Hoch automatisch mit dem Dunklen verbunden ist. Dadurch wirkt das Geschehen deutlich flexibler, da so die Gefahren auch hinter jeder Ecke lauern können. Das hat definitiv für den gewissen Kick im Spannungsfaktor gesorgt, da sich die Geschichte kaum Pausen genommen hat. Bei der zweiten Schwäche des Vorbandes ist ebenfalls eine Abnahme in der Intensität zu beobachten. Das Zwischenmenschliche spielt natürlich immer noch einen wichtigen Faktor in der Handlung, aber es steht nicht immer alles unter dem Motto von unvernünftiger Eifersucht. Gerade Mal macht in diesem finalen Buch einen riesigen charakterlichen Sprung. Während er und Alina zusammen mich im zweiten Band oft in den Wahnsinn getrieben haben, so wirkt gerade er diesmal sehr reif. Seine Ansprachen an Alina zwischendurch zeugten auch von Weitsicht und Reflexionsbewusstsein. Das hat man bei ihm ein bisschen vermisst und so konnte Alina, die eben mit der Machtgier ihrer Kräfte kämpfen muss, besser ausgeglichen werden.

Auch bei den anderen Nebenfiguren merkt man inzwischen, dass ein intensives Band geknüpft werden konnte. Weniger und weniger sind sie geworden, was aber jedem einzelnen aber ein bisschen mehr als charakterlicher Beleuchtung schafft, sei es Genya, sei es David, sei es Zoya, sei es Nadja, seien es die Zwillinge Tamar und Tolya. Ganz wichtig ist an dieser Stelle auch, dass auch sie untereinander sich nur noch foppen, dass es keine wirklichen Streitereien mehr gibt, sondern dass alle an einem Strang ziehen. Dieses dadurch entstehende Miteinander ist definitiv nicht zu unterschätzen, weil es den Leser
innen gleich ein anderes Gefühl gibt.

Spätestens mit dem zweiten Band habe ich mir natürlich meine Gedanken gemacht, wie „Lodernde Schwingen“ wohl ausgehen könnte. Da ich Trilogien nun wahrlich nicht selten lese, kenne ich das Phänomen, das große Erwartungen geschürt werden, die am Ende leider nicht bestätigt werden können. Bei „Lodernde Schwingen“ war es nun eher anders, denn es gab für mich keine ideale Endsituation. Insgesamt hat die Welt so viele Möglichkeiten aufgebaut, dass ich mich wohl gar nicht auf eine eigene Idee versteifen wollte. Aber egal, was vorher möglicherweise doch war, die finale Lösung, die sich Bardugo überlegt, lässt bei mir keine Wünsche offen, was mir wirklich selten passiert. Auch wenn es vielleicht etwas absurd klingen mag, so ist für mich vor allem zufriedenstellend gewesen, dass es kein reines Happy End war. Das hätte der Düsternis der Geschichte nicht entsprochen. So musste ich oft an „Die Tribute von Panem“-Trilogie denken, die atmosphärisch ähnlich und doch anders war, die aber auch am Ende den schwierigen Weg gewählt hat, der aber in sich konsequent war. Das gilt nun auch für die Grisha-Trilogie, denn eine bessere Zukunft ist in Sicht, aber doch eine, die viele Zugeständnisse machen muss. Vor allem hat mich schwer beeindruckt, wie viele lose Fäden und logische Bezüge noch zusammengebracht wurden, so dass ein wirklich rundes Bild entstehen konnte. In der Mitte des Buches habe ich mir das gar nicht vorstellen können, umso begeisterter bin ich am Ende natürlich. Da ist auch wirklich gut zu verkraften, dass sich Bardugo im zweiten Band definitiv eine Auszeit genommen hat.

Fazit: „Die lodernden Schwingen“ bestätigt zwar einige kleinere Schwächen aus dem vorherigen Band noch, aber das ist doch schnell vergessen, wenn ich bedenke, wie spannend der Abschluss noch war und was für ein toller Kreis am Ende geschlossen wurde. Kein Wunder, dass alle Leser*innen in diese Welt nur immer und immer wieder zurückkehren wollen.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Potenzial im entscheidenden Punkt nicht genutzt

Ein letzter erster Augenblick
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Als ich eine Leserunde zu „Ein letzter erster Augenblick“ von Holly Miller entdeckte, war ich sofort neugierig. Denn zum einen ist das Cover wirklich herrlich romantisch, dann handelt es sich um ein Debüt ...

Als ich eine Leserunde zu „Ein letzter erster Augenblick“ von Holly Miller entdeckte, war ich sofort neugierig. Denn zum einen ist das Cover wirklich herrlich romantisch, dann handelt es sich um ein Debüt und zum anderen waren die ersten veröffentlichten Rezensionen so positiv, dass ich mit dem Klappentext im Hinterkopf begeistert zugesagt habe, aber von dieser Begeisterung war schon nach dem ersten Drittel nicht mehr viel übrig und nach hinten raus konnte das Ruder leider auch nicht mehr umgerissen werden.

Charakterlich macht das Buch überhaupt nichts falsch, denn Joel und Callie sind für mich beides Figuren, die mir sofort vertraut waren, da ich mit beiden vielen Eigenschaften teile. Die beiden passten auch hervorragend zusammen, das hat man auch von Anfang an gemerkt. Wenn die beiden ihrem Glück dann auch nachgeben, ist das auch einfach Zucker, was sich zwischen ihnen abspielt. Aber dieser Teil hat leider nicht ausgereicht, um mich wirklich nachhaltig an die Seiten zu fesseln. Denn ich muss gestehen, dass ich anhand des Klappentextes vor allem an Joels Fähigkeiten interessiert war und was das für ihre Liebesgeschichte bedeutet. Doch genau diese Fähigkeiten sind seltsamerweise eher mit Handschuhen angepackt worden. Man hat sich das, was Joel dabei erlebt, zusammensuchen müssen, weil immer stückchenweise neue Informationen hinzugefügt wurden. Aber ich hätte mir gewünscht, dass wir wirklich mit Joel in diesen Träumen sind, die die Zukunft bestimmen. Dass wir alles hautnah miterleben und begreifen, was für eine Bürde das sein muss, je nachdem, was er so zu sehen bekommt. Aber die Autorin hat leider nur an der Oberfläche gekratzt, was mir das Gefühl gegeben hat, dass ich mich gerade in Joels emotionale Belastung gar nicht so einfinden kann.

Da oft eine intensive Auseinandersetzung mit Joels Fähigkeiten fehlte, hatte ich leider auch oft das Gefühl, dass sich die Geschichte sehr gezogen hat. Das hat mich sogar irritiert, denn die Perspektive zwischen Joel und Callie wechselt wegen kurzen Kapiteln sehr oft hin und her, das spricht eigentlich für Dynamik, aber die Dynamik hat sich nicht auf mich als Leserin übertragen. Vielleicht ist der Effekt auch nicht eingetroffen, weil ich nicht das bekommen habe, was ich im Vorfeld erwartet habe, aber ich fand, dass es angesichts der Oberflächlichkeit nicht viel gab, was mich angetrieben hat. Im letzten Drittel der Geschichte kommt dann der Aspekt, der der Klappentext schon angekündigt hat (sehr unglücklich!) und es wird tatsächlich spannender, da Callie und Joe nun vor der zentralen Herausforderung für sie als Paar stehen. Hier hatte die Geschichte tatsächlich mal Zug, auch weil es nun um wirklich tiefgehenden Schmerz ging, der nicht kalt lassen konnte.

Dennoch tut sich die Geschichte am Ende keinen Gefallen. Zwar regt die Auflösung der Handlung zum regen Nachdenken über Schicksal und ähnliche Thematiken an, aber ich hätte mir meinen Gedanken noch ganz anders gemacht, wenn es das Buch wirklich geschafft hätte, im finalen Showdown das zu liefern, was ich in einem wirklich herzzerreißenden Buch dann auch erwarte. Ich war am Ende nicht mehr bei Joel und Callie, denn sogar die vielleicht wichtigste Szene im gesamten Buch war dann ernüchternd schnell abgehakt. Das ist dann doch sehr dürftig.

Fazit: „Ein letzter erster Augenblick“ kann leider das Versprechen, das schon auf der Klappbroschüre thesenhaft angedeutet wurde, nicht einhalten. Die Figuren waren wirklich vielversprechend, aber die Geschichte, die man mit Joels Fähigkeiten hätte erzählen können, wurde nicht geboten. Echte Emotionen sind dadurch nur rar aufgeflackert und am Ende war dann wirklich kaum noch Magie zu spüren. Schade!

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