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Veröffentlicht am 26.05.2021

Autorinnenduo mit Potenzial

Forever and ever
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Während Samantha Young für mich definitiv eine Bank ist, zu der ich ohne einen zweiten verschwendeten Gedanken greifen würde, ist mir Kristen Callihan natürlich namentlich ein Begriff, aber gelesen habe ...

Während Samantha Young für mich definitiv eine Bank ist, zu der ich ohne einen zweiten verschwendeten Gedanken greifen würde, ist mir Kristen Callihan natürlich namentlich ein Begriff, aber gelesen habe ich noch nichts von ihr. Warum? Manchmal macht es einfach nicht klick, vielleicht umso besser, dass sie mit „Forever and ever“ nun gemeinsam ein Buch mit Young veröffentlicht hat, denn wie gesagt, bei der greife ich immer zu, ob da nun ein zweiter Name draufsteht oder nicht, ist dann auch egal.

Auch wenn für mich bei „Forever and ever“ natürlich nicht ersichtlich ist, wer von den beiden Autorinnen was geschrieben hat und wie insgesamt der Schreibprozess erfolgt ist, so habe ich für mich dennoch die Handschrift von Young erkennen können. Möglicherweise hat Callihan ja einen ganz ähnlichen Stil und es ist eine absolute Verschwendung, dass ich bislang noch nichts von ihr gelesen habe, oder sie hat sich da einfach durchsetzen können. Andererseits habe ich aber auch Elemente entdeckt, bei denen ich einiges Young-untypisch empfunden habe. Aber der Reihe nach. Was definitiv hervorragend in diesem Buch klappt, ist die grandiose Chemie, die Rhys und Parker schnell entwickeln. Ich habe bislang noch nicht ein Buch von Young gelesen, wo ich dachte, dass es zwischen den Protagonisten nicht stimmt. Und seien wir ehrlich, in Liebesgeschichten, vor allem heißen Liebesgeschichten, ist das nun mal das A und O. Dementsprechend bin ich wirklich sehr glücklich mit dem hier dargebotenen Pärchen gewesen, denn sie sind wirklich sehr gegensätzlich und dennoch teilen sie von Anfang an die Anziehung füreinander und da hat es schon gewaltig geprickelt.

Was ich tatsächlich eher ungewöhnlich fand, war die drum herum konstruierte Geschichte. Vom Prinzip her finde ich dieses „Ich kaufe mir einen Freund“ sogar ganz nett, weil es einfach zu solchen Geschichten passt, aber es passt meiner Meinung nach nicht unbedingt zu Parker und wie sie dargestellt wird. Ich fand nämlich, dass sie für das Genre überraschend modern, feministisch und umweltbewusst wirkte. Das findet man tatsächlich nicht regelmäßig in erotischen Liebesgeschichten, weil dort eher ältere Rollenbilder noch bedient werden, aber Parker ist das Hirn und das in einem Thema mit erneuerbaren Energien, wo man auch den Hut ziehen muss. Ich fand diese Ausgangslage für Parker echt spannend, aber letztlich wurde nicht sonderlich viel daraus gemacht und dann kommt eben hinzu, dass sie in ihrem Willen, unbedingt in dieser einen Firma arbeiten zu wollen, alle Prinzipien über Bord wirft. Das hätte ich aber gut wegschieben können, wenn dieser ekelhafte Chef nicht die komplette weitere Handlung auch dominiert hätte. Dessen Bestreben fand ich extrem widerlich und deswegen war er in dieser Geschichte, die ansonsten viel Witz und Charme hatte, völlig deplatziert. Ich habe ihn definitiv als kurzweiligen Gegenspieler akzeptiert, aber nicht so dominant, wie es letztlich aber der Fall war.

Ob diese nicht immer zusammenpassenden Elemente daran liegen, dass zwei Autorinnen am Werk waren? Schwierig. Fakt ist für mich dennoch, dass die Geschichte von Rhys und Parker für mich stark genug war, dass ich dieses Buch sehr flott und definitiv begeistert konsumiert habe. Vor allem fand ich es mal interessant, dass das Ende der Geschichte im Verhältnis sehr ruhig und durchdacht herbeigeführt wurde. Young kann am Ende gerne mal eine Dramaqueen sein, aber hier stimmte für mich die Dosierung seht gut, denn das letzte Hindernis hatte das Pärchen schon längst beseitigt, so dass es am Ende nur noch um ihren gemeinsamen Kampf gegen viele Faktoren ging. Das war wirklich nett und hat dann auch eher wieder die Ausgangslage getroffen, die mit Parker und den erneuerbaren Energien angestoßen worden ist.

Fazit: Das gemeinsame Schreibexperiment von Young und Callihan muss man meiner Meinung nach als gelungen einstufen. Zwar gab es kleinere Brüche in der Geschichte, die möglicherweise eine Folge von unterschiedlichen Stilen ist, aber ich habe eine prickelnde Liebesgeschichte bekommen, was für mich hier ein Muss war. Zudem wurde ein Ende geboten, da gut durchdacht war, ohne es übertreiben zu müssen. Bei dem Autorinnenduo würde ich also jeder Zeit wieder zugreifen.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Fast schon toxische Liebesgeschichte

Lean on Me
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Helena Hunting ist bei Lyx kein Neuling, dennoch ist „Lean on Me“ meine erste Begegnung mit ihr als Autorin, weswegen es mir ganz passend erschien, gleich mit einem Buch einzusteigen, das von der Autorin ...

Helena Hunting ist bei Lyx kein Neuling, dennoch ist „Lean on Me“ meine erste Begegnung mit ihr als Autorin, weswegen es mir ganz passend erschien, gleich mit einem Buch einzusteigen, das von der Autorin schon älter ist und als Teil der „Hot as Ice“-Reihe veröffentlicht wurde, aber von Lyx jetzt noch einmal neu aufgelegt wurde. Ja, das war eben mein vorheriger Eindruck, jetzt denke ich eher, dass der Verlag sich diese Bemühung eher hätte sparen können, denn das Buch war schon sehr enttäuschend.

Während ich für Lilah definitiv mein Herz früh entdeckt habe, weil sie eine Kümmerin ist, weil sie extrem empathisch und wunderbar selbstreflektiert ist, war Ethan für mich ein absolutes No-Go. Er mag auch seine Momente gehabt haben, aber ausschließlich, wenn das Geschehen aus seiner Perspektive erzählt wurde. Von außen hat er sich aber oft unmöglich verhalten, sehr egoistisch, wenig rücksichtsvoll und wie ein kleines Baby, das keine eigenen Entscheidungen treffen kann. Wenn Außen- und Innendarstellung dadurch nicht übereinstimmen, dann dürfte klar sein, dass wir ein Problem haben. Vielleicht mag Ethan für andere durch seine Gedanken noch etwas rausgerissen haben, aber ich habe keinerlei durchgängige Begeisterung für ihn entwickeln können.

Diese Enttäuschung bei Ethan ist auch besonders bitter, weil es definitiv gute Ansätze kam, vor allem mit Lilah, da ich selten so faszinierende weibliche Protagonistinnen zwischen haben, die auch ohne tiefgehendes Trauma eine glaubwürdige Geschichte erzählt bekommen, sowie eine Autorin, die schreiben kann. Aber das reicht hier definitiv nicht, zumal nahezu ein Drittel des Geschehens aus versauten Sexszenen besteht. Ja, in diesem Genre muss man damit rechnen, das weiß ich. Aber bitte nicht in diesem Ausmaß und nicht auf diese Art und Weise. Denn so wurde das unmögliche Verhalten von Ethan sogar noch unterstrichen und ich habe oft gedacht, oh weija, werden wir Zeugen einer toxischen Beziehung? Mit diesem Hintergedanken dürfte es wenig verwunderlich sein, dass ich dem Happy End der beiden definitiv nicht entgegengefiebert habe. Zudem war auch nicht zu verschleiern, dass es viele wiederholende Stellen gibt. Lilah denkt sehr oft, was wird, wenn Ethan an einen anderen Standort wechselt, sie denkt sehr oft, dass sie lernen müsste und tut es dann doch nicht. Das waren richtige Schleifen, in denen sich das abgespielt hat und da finde ich es schon fast schade, dass so etwas gleich ein zweites Lektorat übersteht.

Fazit: Um es mal etwas plumper auszudrücken, die Neuauflage von „Lean on Me“ hätte man sich sparen können, denn die Geschichte leidet unter einem männlichen Protagonisten, der oft toxisch daherkommt. Dazu zu viele Wiederholungen, zu viel Sex, da gehen die guten Ansätze leider komplett unter.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Schatten zu groß, um das Licht zu genießen

Everything We Had (Love and Trust 1)
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Jennifer Bright beziehungsweise mit Klarname Jennifer Fröhlich war mir bislang kein Begriff, auch wenn ich das Cover von ihrem ersten Roman, „The Right Kind of Wrong“, natürlich häufiger gesehen habe. ...

Jennifer Bright beziehungsweise mit Klarname Jennifer Fröhlich war mir bislang kein Begriff, auch wenn ich das Cover von ihrem ersten Roman, „The Right Kind of Wrong“, natürlich häufiger gesehen habe. „Everything We Had“ war in der Präsenz jetzt noch einmal stärker vertreten, Glückwunsch also zum gelungenen Marketing, weswegen ich diesmal keinen Bogen drum machen konnte. Nachfolgend findet ihr nun einen Eindruck davon, ob ich das Zugreifen bereut oder gefeiert habe.

Tja, da macht man so Ansagen, dass man das gelesene Buch einreihen wird, und dann zeigt sich doch mal wieder, dass kaum etwas nur schwarz oder nur weiß ist, weil es zu viele Schattierungen dazwischen gibt. Hiermit sollte schon deutlich werden, dass ich „Everything We Had“ nicht so einfach für mich bewerten konnte. Zunächst einmal kann ich aber sagen, dass Cafésetting wirklich ein Highlight war. Auch wenn ich manchmal ein paar logische Prozesse hinterfragt habe, mochte ich die kreierte Atmosphäre, denn Cosy Corner war tatsächlich eine ganz hervorragende Namenswahl. Bei dem Erwähnen der ganzen Kuchen habe ich richtig Appetit bekommen, aber auch Aidans Leidenschaft für die Bücher kamen stets rüber, weswegen ich richtig glauben konnte, dass es für beide die absolute Erfüllung eines Traums ist. Dementsprechend mochte ich die Szenen dort wirklich am meisten. Deswegen gefällt mir auch der Gedanke, dass der zweite Band ebenfalls wieder in dem Café spielen wird.

Trotz dieser guten Ausgangslage war es mit Aidan und Kate nicht immer einfach; einzeln, aber auch zusammen nicht. Er kommt lange nicht sympathisch rüber und sie hat ständig Ausbrüche. Die Lautstärke, wie sie Aidan offenbar angeschrien hat, konnte man natürlich nicht hören, dennoch ist vor meinen Augen und Ohren stets etwas erstanden, wo es mich etwas geschüttelt hat. Gerade bei Kate fand ich diesen Eindruck besonders schade, denn in ihren wirklichen Tiefpunkten war sie so echt und so nah an meinem Herzen, dass mich die Diskrepanz zu ihren Ausbrüchen geschmerzt hat. Aidan wiederum hat sich so widerlich anfangs verhalten, dass sein Zweitjob wie ein Witz erscheint. Weiterhin hat es nicht unbedingt geholfen, ein Herz für die beiden zu entwickeln, weil ihre Geschichte von so vielen Klischees aufgeladen war. Der gemeinsame Zwang zu dem Café, der Wettbewerb, wo eh klar war, dass dieser wieder abgeblasen wird, die Offensichtlichkeit mit der Beratungsstelle, das hat schon mal für ein Augenrollen gesorgt. Deswegen war die Annäherung der beiden auch kein wirklicher Wow-Moment für mich. Es ging wie so häufig in Liebesromanen viel zu schnell und auch wenn die Sprache der Autorin in den intensiven Szenen wirklich stark ist, fand ich es stellenweise zu sülzig.

Aber dann kommt wieder die Darstellung von Traumata und ich dachte mir, wow, man, warum konnte das ganze Buch nicht so sein? Gerade die Rückblenden, da habe ich jetzt noch eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran, wie eindrücklich die in ihrer Entsetzlichkeit waren. Aber auch in der Gegenwart in der Bewältigung der Momente und bei den Rückschlägen, das war großartig kreiert, da kann ich vor der Autorin nur den Hut ziehen. Aber angesichts dieses immens starken Teils fällt natürlich besonders extrem auf, wie oberflächlich andere Teile gestaltet wurden. Beim Ende kann ich auch nur sagen, dass es gut gelungen ist, denn die kurzfristige Trennung der beiden wurde völlig logisch dargestellt. Und daraus resultiert kein endloses Theater, sondern ein völlig normaler Prozess, der ebenfalls wieder ein Händchen für Traumata beweist.

Fazit: Tja, was soll ich nach dieser arg geteilten Beurteilung zu „Everything I Had“ sagen? Die Darstellung von Traumata war wirklich 1a Spitzenklasse, mit das Beste, was ich bislang gelesen habe, aber dafür war die Liebesgeschichte wahrlich kein Hit. Das macht es wirklich schwer, denn ich spüre, dass es ein Lieblingsbuch hätte sein müssen, aber dafür hat einfach zu viel gefehlt und da muss ich gerecht bleiben.

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Braucht noch mehr Tiefe

Keeping Secrets
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Achtung, folgende Worte finde ich in meinen Einleitungen sehr oft: Ich entdecke gerne neue deutsche Autorenstimmen, vor allem in meinem bevorzugten Genre. Dabei ist oft augenscheinlich, dass die ersten ...

Achtung, folgende Worte finde ich in meinen Einleitungen sehr oft: Ich entdecke gerne neue deutsche Autorenstimmen, vor allem in meinem bevorzugten Genre. Dabei ist oft augenscheinlich, dass die ersten Bände einer Reihe oft noch sehr ausbaufähig sind, aber danach macht es häufig bäm, denn Übung macht den Meister. Obwohl ich in den letzten Jahren und vor allem Monaten diese Quintessenz sehr oft niedergeschrieben habe, ist dies keinesfalls despektierlich gemeint, denn ich wachse gerne mit diesen Autorinnen. Dementsprechend gilt das auch für Anna Savas. Diese hat zwar schon beim Impress von Carlsen veröffentlicht und dennoch ist eine Buchreihe bei Lyx doch noch einmal ein anderes Kaliber, weswegen sie es mir verzeihen wird, wenn ich sie hier eher als Neuling einstufe. Nachfolgend findet ihr also eine kritische Auseinandersetzung mit „Keeping Secrets“, dem ersten Band aus der Faerfax-Reihe.

Rein vom Klappentext hätte ich bei „Keeping Secrets“ wohl nicht zugegriffen. Je mehr man in gewissen Genres liest, desto empfindlicher wird man, wenn sich gewisse Muster erkennen lassen, die regelrecht nach Klischees schreien. Da gehört Filmstar trifft auf Normalo leider, leider zu… Aber da ich die Leseprobe zwischen hatte, habe ich schnell gemerkt, es wäre eine Schande, sich hier von Klischees abschrecken zu lassen, denn der Stil war von der ersten Seite an unglaublich angenehm. Zudem sind bei den weiteren Bänden Geschichten angeteasert, die schon wieder deutlich normaler scheinen, weswegen ich mich dann doch voller Überzeugung in „Keeping Secrets“ hineingestürzt habe.

Auch wenn die klischeehafte Ausgangssituation nun einmal nicht wegzudiskutieren ist, so war der Geschichte doch anzumerken, dass sie weiterer solcher klischeehaften Fettnäpfchen aussparen wollte. So hätte z. B. der Filmpartner von Tessa, der zudem ihr Ex ist, für deutlich mehr Eifersucht sorgen können, tut er aber nicht. Auch ansonsten sind klassische Aspekte eines öffentlichen Lebens nicht aufgegriffen worden. Das waren definitiv Pluspunkte, die mich doch recht schnell mit dem klischeehaften Touch versöhnt haben. Dennoch gab es andere Aspekte, die weniger gut geklappt haben und hier zeigen sich mir typische Anfängerfehler. Diese mache ich häufig daran fest, wie bereit die Autor
innen sind, in die Tiefe zu gehen und Savas kratzt definitiv noch an der Oberfläche. Besonders deutlich wird das daran, wie schnell Tessa Teil des Freundeskreises von Cole wurde. Ihr Leben ist eigentlich von Einsamkeit geprägt, aber sie ist nur wenige Wochen in Faerfax und wird nahezu mühelos Teil einer eng zusammengewachsenen Clique. Das ging mir definitiv zu schnell. Während Tessas Trauma dagegen sehr intensiv, vielleicht sogar zu intensiv im Vergleich zum anderen, ausgearbeitet wurde, ist Cole deutlich zu kurz gekommen. Dabei hat er mit seiner Familie ebenfalls genug Konfliktpotenzial gehabt. Am Ende ist das bei ihm aber nahezu fallen gelassen worden, weil es nur noch um Tessa ging.

Apropos Cole. Der Kerl hat es mir auch nicht gerade einfach gemacht. Während ich den Cole vom Ende wirklich, wirklich gerne mag, war er im ersten Drittel wirklich schrecklich unsympathisch. Versteht mich nicht falsch, Figuren dürfen gerne ambivalente Seiten haben, sie müssen nicht wie die Märchenprinzen oder –prinzessinnen wirken, aber der Start mit Cole war denkbar schlecht. Gerade weil ich den Kerl normalerweise schneller lieber mag als die Lady hat es mich hier doch schon sehr irritiert. Mit dieser Ausgangslage fiel es mir auch schwer, direkt ein Fan von Cole und Tessa zusammen zu sein. Es zieht sich aufgrund der ganzen Missverständnisse wie ein Kaugummi und dann ist nahezu sofort die perfekte Liebe. Auch hier zeigt sich die Oberflächlichkeit also wieder. Am Ende haben die beiden mich am Haken, aber ideal war der Weg dorthin definitiv nicht. Das möchte ich auch bewusst so kritisch ansprechen, denn gerade das Trauma von Tessa zeigt ja, dass Savas es kann, doch es wirkt nicht wie im Gleichgewicht, wenn ein Teil in allen Details und dann auch noch stellenweise mit wiederholenden Sequenzen ausgeschmückt ist, während andere Teile zu oberflächlich bleiben.

Fazit: „Keeping Secrets“ beweist mir glücklicherweise, dass Savas es drauf hat und dass sie ihren Weg definitiv gehen wird. In meinen Augen auch gerne schon mit den nächsten beiden Bänden, denn es fehlt nicht viel. Als durchgängigen Kritikpunkt sehe ich vor allem eine gewisse Oberflächlichkeit, die sich in vielen Teilaspekten zeigt, aber insgesamt ist eine nette Lektüre bei herausgekommen, die Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Tatsächlich Umarmung für die Seele

Soul Food
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Ich lese definitiv zu wenig Bücher von People of Color. Das kann man auf der einen Seite so auslegen, dass ich von der Hautfarbe unabhängig zu einem Buch greife, aber man kann es auch deutlich negativer ...

Ich lese definitiv zu wenig Bücher von People of Color. Das kann man auf der einen Seite so auslegen, dass ich von der Hautfarbe unabhängig zu einem Buch greife, aber man kann es auch deutlich negativer auslegen, dass es auf den deutschen Buchmarkt immer noch nicht genug Stimmen von People of Color schaffen. Da ich von Angie Thomas im Jugendbereich schon sehr begeistert, aber thematisch auch erschüttert werden konnte, wollte ich nun Elizabeth Acevedo eine Chance geben, die nach „Poet X“ mit „Soul Food“ zum zweiten Mal in Deutsch veröffentlicht wurde.

Bei „Soul Food“ musste ich mich definitiv erst an den Erzählstil gewöhnen, denn es gibt immer wieder sehr kurze Kapitel. Dazu werden zwischendurch Kapitel eingeschoben, die nicht die Handlung voranbringen, sondern vielmehr als Erklärung dienen. Das ist definitiv ein seltener Stil, den ich zu lesen bekomme. Auch wenn ich ihn nach Beendigung des Buchs nicht als Favorit sehen würde, so muss ich doch zumindest gestehen, dass es dem Geschehen eine eigenwillige Dynamik gegeben hat. Zudem gewöhnt man sich beim Leben definitiv an die Stilistik und findet gut hinein.

Durch die recht knappe Erzählweise ist auch eine gewisse Oberflächlichkeit nicht zu leugnen. Man kommt als Leser*in definitiv nicht so nah an die Figuren rund um Emoni dran, wie man das aus anderen Lektüren kennt, aber dafür ist mir auf der anderen Seite aufgefallen, dass es Acevedo an vielen Stellen gelungen ist, mit nur wenigen Worten eine Atmosphäre zu kreieren, die Verständnis und Mitgefühl erzeugt. Deswegen hatte ich letztlich definitiv das Gefühl, dass ich verstanden habe, wer Emoni ist und wer die ihr lieben Menschen sind. Es hat sicherlich auch geholfen, dass die aufgegriffenen Themen nahbar waren. Für mich persönlich ist Kochen ein riesiges Thema. Ich bin zwar keine so intuitive Köchin wie Emoni, aber dennoch konnte ich ihr Bedürfnis sehr gut nachvollziehen, über ihr Gekochtes etwas beim Esser zu erzeugen. Es ist auch absolut rübergekommen, dass es ihr Traum ist und das konnte berühren.

Ein wichtiges Thema war natürlich auch ihre Herkunft, als halbe Puerto Ricanerin und als Kinder einer schwarzen Mutter, die sie nie persönlich kennengelernt hat, und dass sie damit kulturell oft zwischen den Stühlen steht. Ebenso die Schwangerschaft in der Jugend, die Liebe in der Jugend. Das Buch hat definitiv vieles geboten, das nachdenklich macht. Bei all dem war es mir vor allem wichtig, dass ich Emoni verstehen kann und dass sie dabei durchweg sympathisch rübergekommen ist, war dann ein netter Bonus. Ich habe es auch genossen, dass die Handlung trotz eingestreuter schwerer Thematik nie auf übermäßige Dramatik gesetzt hat. Sei es der Vater ihrer Tochter Emma, sei es die abgehobene Oma und seien es die Geldsorgen, all das hätte dafür sorgen können, dass die Handlung in ein tiefes emotionales Loch abdriftet, aber stattdessen war die Handlung stets von Hoffnung geprägt. Deswegen war das Buch definitiv auch Nahrung für die Seele, weil es mitten in der Realität wie eine warme Umarmung war.

Fazit: Ich habe mein erstes Buch von Elizabeth Acevedo sehr genossen, weil es thematisch mit Kochen und vielem mehr meine eigene Lebenswelt getroffen hat und somit berührt hat. Es war eine Geschichte mitten aus dem Leben, die trotz des zeitweiligen Ernst der Lage stets Hoffnung versprüht hat. Einzig der Erzählstil war etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber für Dynamik gesorgt.

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