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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2018

Charmantes zu Weihnachten

Royal Christmas
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Dieses Jahr hat nun wirklich dafür gesorgt, dass die Royals im positiven Sinne in aller Munde sind, denn Harry und Meghan erobern die Welt im Sturm, erst diese Woche mit ihren Baby-News und dazu ihre Reise ...

Dieses Jahr hat nun wirklich dafür gesorgt, dass die Royals im positiven Sinne in aller Munde sind, denn Harry und Meghan erobern die Welt im Sturm, erst diese Woche mit ihren Baby-News und dazu ihre Reise nach Australien und Nachbarländer. In genau diese Stimmung kommt nun diese royale Weinachtsgeschichte, die sich perfekt thematisch anschließt und sogar mit einem kleinen Augenzwinkern auf die echt Königsfamilie schaut.

Warum ich jetzt die volle Punktzahl nicht gebe, kann ich eigentlich gleich zu Beginn schon erklären. Ich finde die Idee zu der Geschichte und den Schreibstil der Autorin so toll, dass ich mir für diesen Titel weniger eine Kurzgeschichte oder Novella, als viel mehr ein ganzes Buch gewünscht hätte. Denn an einigen Stellen muss man wirklich sagen, dass es sehr flott geht und wenn man sich dafür mehr Zeit genommen hätte, wäre ich womöglich vollends hin und weg gewesen.

Die Atmosphäre der Geschichte ist wirklich sehr angenehm, sehr weihnachtlich und damit automatisch heimelig. Jetzt habe ich sie natürlich im Vorwelt von Weihnachten gelesen, aber es war der Geschichte problemlos möglich, mich in eine entsprechende Stimmung zu versetzen, die ich gerne ausgekostet habe. Es wurden auch viele tolle Figuren geboten, die ich (siehe oberen Abschnitt) gerne noch tiefer ergründet hätte. Mir haben vor allem auch die ruhigen Zwischenmomente gefallen, wenn sie zusammen backen oder das Verlobungskleid von Helen sich ansehen.

Was dann echt noch ein nettes Gimmick war, war dann der Moment, wo der Weihnachtsmann involviert wurde. Ich konnte die Geschichte förmlich auf der Leinwand zur Adventszeit sehen und wenn dann der Mann mit Rauschebart kommt und dem Ganzen etwas Magisches verleiht. Dieser Moment hat einfach wie die Faust aufs Auge in dieser Geschichte gepasst.

Fazit: Eine echt tolle Novella zu Weihnachten, die einen in eine tolle Stimmung versetzt und genau die richtigen Elemente bringt, um das Herz zum Leuchten zu bringen. Das Potenzial war sogar so groß, dass ich die Geschichte insgesamt gerne ausgezählter gelesen hätte.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Berührt einen tief innen drin

Das Leuchten unserer Träume
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Manchmal frage ich mich, ob ich Dani Atkins vielleicht nie als Autorin auf den Schirm bekommen hätte, wenn ihr Erstlingswerk „Die Achse meiner Welt“ von Knaur nicht mit so einem aufwändigen Marketing beworben ...

Manchmal frage ich mich, ob ich Dani Atkins vielleicht nie als Autorin auf den Schirm bekommen hätte, wenn ihr Erstlingswerk „Die Achse meiner Welt“ von Knaur nicht mit so einem aufwändigen Marketing beworben worden wäre. Vermutlich nicht, da es in dem großen Angebot doch sehr wahrscheinlich ist, dass auch großartige Erzählerinnen untergehen. Von Atkins habe ich in jedem Fall seitdem jedes Buch gelesen, so dass auch „Das Leuchten unserer Träume“ nun schnell gelesen werden musste, natürlich auch unter dem Spannungsmoment, welche Überraschung die Autorin vielleicht diesmal parat hat.

Atkins Geschichten beginnen immer sehr dramatisch und der Prolog gibt der ganzen Geschichte schon eine Melancholie, wo man sich fragt, wohin man wohl mit seinen ganzen Emotionen soll. Anschließend geht die eigentliche Geschichte los und prompt war die große Dramatik da, die mich sofort für sich einnehmen konnte. Sophies Kampf gegen den Brand war sehr, sehr authentisch beschrieben und ich konnte ihre Beklemmung und ihre Angst durch die Seiten fühlen. Mit der Rettung durch Ben wird der Geschichte vorerst die pure Dramatik genommen, stattdessen geht es erstmal um Gefühle und das Vorantreiben einer schönen Liebesgeschichte.

Mit Ben habe ich mich sofort identifizieren können, da er eine ungeheure Empathie ausstrahlt, die einen ganz tief innen drin berührt. Er hat ein Gespür für Situationen und Menschen, das man nicht lernen kann, sondern das man hat oder eben nicht. Dagegen wirkt Sophie natürlich eher kaltherziger, da sich eigentlich fast alles nur um sie dreht. Da sie aber bedingungslose Liebe für ihre Katze und die Familie ihrer besten Freundin empfindet, ahnt man, dass sie nur sehr viel in sich verschlossen hat. Dennoch ist mir Sophie bis zum Ende nicht komplett ans Herz wachsen können, weswegen Bens bedingungslose Liebe in manchen Momenten nicht restlos für mich nachzuvollziehen war. Dennoch finde ich ihre Liebesgeschichte insgesamt gelungen, da viel mit Schicksal gespielt wird und ich solchen Geschichten ohnehin immer verfallen bin.

Ein großes Geheimnis dieser Geschichte war relativ schnell zu erahnen, da die Hinweise (vielleicht auch bewusst?) nicht allzu sehr versteckt worden sind. Da wollte sich bei mir doch schon etwas Enttäuschung einstellen, aber am Ende kann die Autorin sogar noch aus dem Offensichtlichen eine Überraschung machen. Auch der zweite große Handlungsbogen, der die Geschichte maßgeblich beeinflusst und den ich hier nicht spoilern werde, kam für mich sehr überraschend, aber er hat der Handlung eben den Twist gegeben, womit man endgültig die großen Emotionen geboten bekommen hat. Ab da war ich wirklich tief in dieser Geschichte drin und habe die Momente sehr genossen, auch wenn es natürlich sehr, sehr traurig war.

Etwas schade fand ich auch, dass die Autorin in der Erzählstruktur immer mal Absätze reingenommen hat, die minimal in die Zukunft springen, um im nächsten Abschnitt schon wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Bei diesem Stilelement hat sich mit leider nicht der Sinn erschlossen, weil es eher für Verwirrung als für einen Wiedererkennungswert gesorgt hat.

Fazit: Dani Atkins kann erneut eine berührende Liebesgeschichte abliefern, die wie immer einige Überraschungen bereithält. Es werden sehr, sehr viele Emotionen geboten, die gut transportiert wurden. Dennoch wird mir Sophie nicht als Lieblingsfigur in Erinnerung bleiben, da sie etwas Realitätsfernes hatte. Aber trotzdem war ich in ihrer und Bens Geschichte zu 100% drin.

Veröffentlicht am 13.10.2018

Immer besser werdend

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Wer liebt sie nicht, diese Wohlfühlreihen in der Liebesliteratur, die in kleinen Orten spielen, wo jeder jeden kennt und wo so eine wunderbare heimelige Atmosphäre entsteht? Ja gut, ich kenne einige, die ...

Wer liebt sie nicht, diese Wohlfühlreihen in der Liebesliteratur, die in kleinen Orten spielen, wo jeder jeden kennt und wo so eine wunderbare heimelige Atmosphäre entsteht? Ja gut, ich kenne einige, die solche Bücher konsequent ablehnen würden, aber selbst hartgesottene Thriller-Fans packen manchmal auch fürs Herz zu. Jahrelang gab es für mich immer nur Nora Roberts, die für solche Buchreihen stand. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass wir in einer Renaissance leben, denn Marie Force konnte in den letzten zwei Jahren große Erfolge feiern, Jennifer Snow kommt im nächsten Monat mit ihrem ersten Buch auf den deutschen Buchmarkt und eben auch Kelly Moran mit ihrer „Redwood Love“-Reihe. Dese Reihe wurde viel promotet und für mich war schnell klar, dass ich in die Reihe mit Band 1 reinschnuppern würde.

Normalerweise finde ich mich in solchen Büchern unheimlich schnell zurecht, weil von Seite 1 an diese berühmte Wohlfühlatmosphäre kreiert wird, so dass man sich auch mit den Figuren schnell zurechtfindet und sogleich mitfiebert. Hier war das für mich überraschenderweise nicht der Fall. Die Geschichte überschlägt sich am Anfang regelrecht, als Avery mit ihrer Tochter in die Heimatstadt ihrer Mutter zieht, dann begegnen sie einem verletzten Hund, die erste Begegnung mit Cade, ihre Anstellung und erst dann nimmt sich die Geschichte tatsächlich mal eine Pause, um durchzuatmen. An der Stelle hat geholfen, dass der Schreibstil wunderbar flüssig ist, sonst hätte ich vermutlich aufgehört mit dem Lesen, da bis dato eben die Verbindung zu den Hauptcharakteren kaum möglich war.

Letztlich bin aber sehr froh, dass ich am Ball geblieben bin, denn als die Handlung sich endlich Zeit nimmt, treten genau die Faktoren ein, die ich bei so einer Geschichte erwarte. Emotionale Momente gepaart mit lustigen Sequenzen und pfiffiger Handlung zwischendurch. Dadurch kann man vor allem Avery viel besser nachvollziehen und kann so auch verstehen, warum das Tempo zwischen ihr und Cade so langsam ist. Ich fand diese Entwicklung sehr, sehr authentisch, da man aus beiden Perspektiven intensive Einblicke in die jeweiligen Gefühlsleben erhält. Auch Cades Perspektive fand ich unheimlich spannend, weil man mitverfolgen kann, wie der Playboy vom Dienst damit zu kämpfen hat, dass er das erste Mal tiefer für eine Frau empfindet. Im Zusammenhang mit ihm fand ich auch die Momente mit Hailey wahnsinnig berührend, da er sich von Anfang an auf das autistische Kind eingelassen hat und dabei sehr beeindruckende Empathie gezeigt hat. Auch die gewählte Dramatik am Ende ist auf den Punkt gewählt, da sie logisch in die Geschichte passt, immense Spannung erzeugt und auch das perfekte Ende einleitet.

Die immer stärker werdende Geschichte ist natürlich schon Grund genug, bei einem zweiten Band unbedingt weiter dabei zu sein, aber es hat auch geholfen, dass man die Paare für die anderen beiden Bände schon ausgiebig kennenlernt. Ich sehe schon jetzt richtig großes Potenzial, da noch sehr unterschiedliche Charaktere zu verkuppeln sind. Da freue ich mich sehr auf die weiteren Geschichten.

Fazit: Kelly Moran hat mich mit ihrem Auftaktband zur „Redwood Love“-Reihe von Seite zur Seite mehr begeistern können. Am Anfang ging mir vieles noch zu schnell, so dass Gefühl und Verständnis für die Charaktere zunächst nicht aufkommt. Irgendwann pendelt sich alles ein und dadurch entsteht eine herzerwärmende Liebesgeschichte, die vor allem durch das Zusammenspiel der Protagonisten, aber auch durch die Innensichten überzeugen kann. Alles gipfelt im perfekten Ende, das viele Thematiken noch einmal aufgreift und ein sauberes Happy End abliefert.

Veröffentlicht am 02.10.2018

Zunächst zäh, dann furios in zwei Teilgeschichten

Redemption Point
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Ich lese Thriller wirklich unheimlich gerne, aber ich muss doch immer wieder feststellen, dass ich nur wirklich wenige AutorInnen in diesem Genre regelmäßig lese. Zu nennen ist da Chris Carter, James Carol ...

Ich lese Thriller wirklich unheimlich gerne, aber ich muss doch immer wieder feststellen, dass ich nur wirklich wenige AutorInnen in diesem Genre regelmäßig lese. Zu nennen ist da Chris Carter, James Carol (von dem es jetzt schon länger keinen Nachschub mehr gab) und ansonsten bin ich entweder schon im Krimigenre oder bei Eintagsfliegen. Daher heiße ich eine Autorin wie Candice Fox nur zu gerne willkommen, deren „Redemption Point“ nun schon mein fünftes Werk von ihr ist und das zweite ihrer Reihe rund um Ted Conkaffey. Schon die Hades-Trilogie war ein echt skurriles Abenteuer und auch die neue Reihe mit dem Auftakt „Crimson Lake“ hat mich zum Auftakt nicht enttäuscht.

Beim Lesen von „Redemption Point“ stellt man schnell fest, dass auch Leser, die den ersten Teil nicht gelesen haben, problemlos sich in das Geschehen einfinden könnten. Denn die Geschichte pausiert relativ lange, um die wichtigsten Handlungen noch einmal aufzugreifen. Normalerweise bin ich davon ein großer Fan, aber Fox hat es in meinen Augen schon fast übertrieben diesmal, da sie sich in diesen rückschauenden Episoden verlor, so dass das Geschehen doch lange sehr zäh war. Das hat mich sehr überrascht, da ich dieses Lesegefühl noch nie bei Fox empfunden habe.

Die Geschichte ist zweigeteilt. Auf der einen Seite haben wir den neusten Fall für Ted und Amanda, wobei man sagen muss, dass es eher eine Amanda-Ermittlung ist, denn Ted ist vielmehr mit dem zweiten Teil der Handlung beschäftigt, seinen Namen endlich reinzuwaschen. Ich fand es etwas schade, dass diese seltsame Partnerschaft von Amanda und Ted in diesem Buch so wenig Erzählzeit erhalten hat, da die beiden in ihrem Umgang wirklich etwas Besonderes haben. Gleichzeitig aber war es auch wichtig, dass wir als LeserInnen erfahren, was damals mit Claire wirklich geschah. Gerade Teds Vergangenheit war in meinen Augen die stärkere Handlung. Man lernt den wahren Täter durch seine Tagebucheinträge kennen und das war schon sehr faszinierend. Er ist nicht das wahre Böse, weil er sich dessen gar nicht so richtig bewusst ist und trotzdem kann man die Passagen kaum lesen, weil sie so abartig ist. Da wird psychologische Faszination geboten! Zudem taucht man intensiv in Teds Persönlichkeit an, wie er war, wie er jetzt ist und wie er in Zukunft sein wird. All das mündet in einem spannenden Showdown, der wirklich die ein oder andere Überraschung parat hielt.

Auch wenn ich Amandas Fall eher schwächer fand, hatte natürlich auch diese Story ein verdammt spannendes Ende. Die Auflösung hätte zwar eigentlich auf der Hand liegen müssen, aber durch die ganzen Nebenschauplätze hat sich der Fokus so verlagert, dass man letztlich doch überrascht wurde. Etwas schwierig fand ich aber auch die Rolle von Pip Sweeney. Sie hatte etwas, aber ich befürchte, dass sie vor allem dazu da war, dass man aus ihrer Sicht Amanda erlebt. Das finde ich etwas schade, da ich wirklich nichts dagegen hätte, dauerhaft hinter ihre Birne schauen zu dürfen.

Fazit: „Redemption Point“ ist ein durchaus spannender Thriller, der sogar in gleich zwei Handlungssträngen einen spannenden Showdown bietet. Trotzdem würde ich den zweiten Band etwas schwächer als „Crimson Lake“ einschätzen, da der Einstig in die Geschichte sehr zäh ausfällt und weil das dynamische Duo Ted/Amanda zu sehr gesprengt wird. Von ihnen hätte ich wirklich gerne mehr gesehen, dann also in Band drei, den es hoffentlich geben wird!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Interessantes Konzept

Das Juwel - Die Gabe
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„Das Juwel“ war nun ewig schon auf meinem E-Reader, irgendwann mal zum günstigen Preis abgesahnt und Band 2 wurde veröffentlicht und Band 3 wurde veröffentlicht, aber dennoch war die Lust nie so riesengroß. ...

„Das Juwel“ war nun ewig schon auf meinem E-Reader, irgendwann mal zum günstigen Preis abgesahnt und Band 2 wurde veröffentlicht und Band 3 wurde veröffentlicht, aber dennoch war die Lust nie so riesengroß. Vielleicht auch weil die Cover sich nicht wirklich von vielen anderen Jugendbuchreihen unterscheiden. Keine Frage, sie sind wunderschön, aber eben auch nichts Besonderes mehr. Nun war es endlich soweit, dass ich mir gesagt habe, es wird endlich mal Zeit, zumal ich dann eine Reihe mehr endlich abgehakt habe. Und was war ich überrascht! Ich hatte die Reihe eigentlich nur im Hinterkopf, weil sie vielfach in der Bloggerszene besprochen wurde und weil die Cover eben solche Eyecatcher waren. Den Klappentext hatte ich aber nie wirklich auf dem Schirm, so dass ich anhand der Geschichte wirklich aus allen Wolken fiel und das definitiv im positiven Sinne!

Ein eigentlich superaktuelles Thema wird magisch verpackt und in eine Welt versetzt, die an das 18./19. Jahrhundert erinnert, nur dass es eben schon Autos gibt. Denn im Endeffekt geht es um Designerbabys, die nur nicht mithilfe von Gentechnik nach den Wünschen der Eltern gestaltet werden, sondern durch die magischen Fähigkeiten der Surrogates, der Leihmütter also. Diese Idee fand ich echt großartig und total innovativ!!! Da sieht man mal wieder, wie sehr ein Cover doch auch täuschen kann. Denn ich habe eine bestimmte Geschichte X erwartet, bekam aber Y. Natürlich ist nicht alles neu, denn am Ende bleibt das Konzept, dass es eine junge, mutige Frau braucht, die ein bestehendes System niederreißt und somit für eine Revolution sorgt. Aber damit kann ich vom Prinzip her sehr gut leben, denn dieser Grundgedanke, woraus diese Geschichte entsteht, die ist echt innovativ, gerade weil es einer DER Themen der Zukunft ist, das recht interessant beleuchtet wird.

Violet gefällt mir als Protagonistin ganz gut, sie hat aber auch noch viel Potenzial nach oben. Gerade am Anfang wirkt sie sehr schüchtern, naiv und scheint nur so vor sich her zu leben. Da hat mir einfach die Wissbegierde gefehlt. Zumindest hat sie die nötige Skepsis an den Tag gelegt, die sie letztlich dazu bringt, das bestehende System zu hinterfragen. Zwischendurch blitzt immer wieder Trotz, Mut und Leidenschaft auf, aber das kommt immer eher so in Wellen, erst gegen Ende hin hat man wirklich das Gefühl, es mit einer Protagonistin zu tun zu haben, die nun bereit ist, alle Risiken einzugehen. Insgesamt muss man natürlich auch sagen, dass diese Reihe vor allem von den weiblichen Figuren lebt. Im Juwel sind es die Herzoginnen und die Gräfinnen, die die Fäden in der Hand halten, weswegen die Ehemänner auch kaum mal auftauchen. Diese Idee fand ich ganz interessant, zumal es so eben auch durchweg weibliche Figuren sind, die die Bösen darstellen. Wo findet man das denn heutzutage? Die weibliche Heldin hat man immer, aber meist kämpft sie eben gegen ein System, das von einem Mann angeführt wird, weil so der Kampf der Frauen gegen die Unterdrückung durch die Männer symbolisiert werden soll. Aber nicht alle Frauen sind gut und daher finde ich es nur logisch, dass sich auch Frauen gegen Frauen auflehnen müssen.

Eine männliche Figur, die etwas mehr Raum erhält, ist Ash. Er gefällt mir unheimlich gut, weil dafür, dass er doch erst recht spät seinen ersten Auftritt hat, gewinnt er sehr schnell an Profil und seine Hintergrundgeschichte hat viel Potenzial. Die obligatorische Liebesgeschichte zwischen ihm und Violet dagegen kann mich nur halb überzeugen, da sie doch sehr überhastet erzählt wird. Vielleicht habe ich über die letzten Jahre hinweg zu viel NA gelesen und sehe eben lieber sich langsam entfaltende Liebesgeschichten, aber mir fällt immer mehr auf, dass die Liebesgeschichten in solchen Reihen zu übereilt wirken. Gerade bei drei Bänden hat man doch genug Zeit, etwas solide und überzeugend aufzubauen. Ash und Violet haben Potenzial, keine Frage, aber vielleicht wurde schon zu viel gleich im ersten Band vergeudet.

Der Handlungsverlauf hat im Rückblick gar nicht so viele erzählerische Höhepunkte, weil man eben feststellen muss, dass diese sonderliche Welt erstmal vorgestellt werden muss und auch die große Menge an Figuren muss eingeführt werden. Dennoch habe ich dieses Prozedere nicht als langweilig empfunden, da es vielleicht nicht die Handlung war, die Spannung erzeugte, dafür aber das Zwischenmenschliche und die Dialoge. Gegen Ende hin, wenn sich mehr und mehr abzeichnet, wie der Hase laufen wird, überschlägt sich dann auch die Handlung, so dass man durch die letzten Seiten wirklich nur noch fliegt. Das Buch endet auch mit einem richtigen Bäng, einem Moment, wo man sich denkt: „Was???“ Genauso muss man das machen, wenn man die LeserInnen bei der Stange halten will!

Fazit: Die Grundidee von „Das Juwel“ finde ich sehr innovativ, weil brisante Themen wie Designerbaby und Leihmutterschaft geschickt in eine Trilogie für Jugendliche verpackt wird. Diese Themen so verarbeitet zu sehen, empfinde ich als außergewöhnlich und hat mir ausgesprochen gut gefallen! Im ersten Band wird die Spannung erst gegen Ende hin durch Handlung erzeugt, davor sind es vor allem Charakterentwicklungen und Dialoge, die einen in den Bann ziehen. Die eingestreute Liebesgeschichte dagegen hat zu viel Tempo erhalten, so dass sie mich nicht vollends überzeugen konnte. Band 1 endet mit einem Paukenschlag, jetzt darf Band 2 gerne kommen!