Vertraut und doch einzigartig wie immer
Durch die kälteste NachtBrittainy C. Cherry schreibt ihre Bücher zwar in Reihen, aber das war nur selten eine Garantie dafür, dass diese auch inhaltlich einen Zusammenhang haben. Für mich persönlich ist das aber immer ein unschlagbares ...
Brittainy C. Cherry schreibt ihre Bücher zwar in Reihen, aber das war nur selten eine Garantie dafür, dass diese auch inhaltlich einen Zusammenhang haben. Für mich persönlich ist das aber immer ein unschlagbares Argument, weil ich Figuren gerne über einen längeren Zeitraum begleite. Nun scheint mit der Compass-Reihe aber genau das geliefert zu werden, weswegen ich mich auf „Durch die kälteste Nacht“ besonders gefreut haben. Aber wem mache ich eigentlich etwas vor? Ich hätte das Buch natürlich so oder so gelesen!
Die Bücher von BCC sind der Autorin immer schnell eindeutig zuzuordnen, was einerseits für Qualität steht, weil sie eine ganz eigene Art des Schreibens hat, aber es bietet leider auch die Gefahr zu ähnlich zu sein. Bei „Durch die kälteste Nacht“ kann man leider nicht verheimlichen, dass sich einige parallele Elemente zu Romance Elements, aber auch den Einzelbänden ergeben. Dennoch ist es mir wichtig zu betonen, dass letztlich doch jede Geschichte ihren eigenen Charme entwickelt. Seien sich die Figuren oder auch Handlungsmomente manchmal ähnlich, so sind die Entwicklungen zwischendurch gänzlich anders. Dennoch erwische ich mich inzwischen schon mal bei dem Gedanken, dass ich BCC gerne mal ganz anders erleben würde, denn sie hat so schöne Sachen zu sagen, das sollte doch auch in einem anderen Rahmen möglich sind. Ich denke da beispielsweise an Colleen Hoover, die ebenfalls grandios mit der Sprache umzugehen weiß und sich ständig neu erfindet.
Nun aber konkret zu „Durch die kälteste Nacht“. Ich mochte Kennedy und Jax auf Anhieb und das aus unterschiedlichen Gründen. Sie will man am liebsten ständig nur in den Arm nehmen, weil man miterlebt, wie sie von ihrem Ehemann behandelt wird und was für Dämonen sie heimsuchen, während bei ihm der weiche Kern, der nach außen hin harte Schale zeigt, durch seinen Kollegen Connor immer wieder deutlich wird. Die beiden alleine, aber auch zusammen bekommt schnell eine ganz neue Dimension, denn wir dürfen miterleben, wie sie sich als Kinder kennengelernt haben. Die Szenen sind zuckersüß, aber vor allem grandios einzigartig, weil gerade bei der kindlichen Kennedy deutlich wird, was für seltene Figuren sie schaffen kann. Diese sind unangepasst, mutig und so mitten im Leben, wie man sich das immer wünschen würde, weswegen ich sie immer gerne erlebe. Zwar ist somit der Kontrast zur heutigen Kennedy extrem, aber man spürt, dass ein Teil von ihrem kindlichen Selbst noch da ist und den will man endgültig wieder zum Vorschein bringen. Mit dieser gemeinsamen Vergangenheit im Hinterkopf ist es dann auch leichtes Spiel in der Gegenwart, wo die Funken nur so sprühen.
Dennoch wird „Durch die kälteste Nacht“ nicht als mein Liebling in Erinnerung bleiben. Zuletzt habe ich von BBC die Chances-Reihe gelesen und habe „Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch“ heiß und innig geliebt. Das muss ich dann auch nicht rational begründen, denn es ist oft ein Bauchgefühl, welche Figuren, welche Paarung mich einfach noch intensiver auf ihre Reise mitnimmt. Und bei so vielen schon veröffentlichen Büchern ist wohl auch völlig klar, dass ich nicht alle Werke gleich lieben kann, aber ein Leseerlebnis sind sie wirklich immer wert! Bei „Durch die kälteste Nacht“ habe ich aber dennoch ein paar Argumente, um diesen eher durchschnittlichen Eindruck zu unterfüttern. Das ist zum einen das Erzähltempo. Am Anfang zieht sich vieles, während am Ende alles Schlag auf Schlag geht. Ich finde es normalerweise packender, wenn es immer mal wieder Höhepunkte gibt, um den Leser so gleichmäßig bei der Stange zu halten. Und ein zweites Argument ist sicherlich, dass einiges sehr intensiv, anderes eher lasch auserzählt wurde. Da haben wir grandiose Nebencharaktere wie Joy oder Connor, die mit wenigen Sätzen ein Eigenleben entwickeln, aber dann haben wir auch eher Antagonisten wie Derek, Cole oder auch Penn, die sehr stereotyp und manchmal auch nicht nachvollziehbar gestaltet sind. Auch inhaltlich hat das dann Auswirkungen, weil manche Entwicklungen mich tief innen drin berühren, während andere wie lästige Schikane wirken.
Fazit: „Durch die kälteste Nacht“ hat zwar recht penetrant zwischendurch mich denken lassen „Kenne ich!“ und dennoch entwickelt die Geschichte letztlich noch ihren ganz eigenen Charakter. Dennoch nicht mein Liebling von BCC, weil der Funke nicht so überspringen wollte, wie bei vorangegangenen Paarungen. Dennoch wie immer eine bedingungslose Leseempfehlung!