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Veröffentlicht am 02.02.2021

Überzeugend zum Abschluss

Beautiful Liars, Band 3: Geliebte Feindin
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Mit dem letzten Band der „Beautiful Liars“-Reihe von Katharine McGee habe ich mir ganz schöne lange Zeit gelassen, obwohl ich den dritten Band schon länger im Regal stehen hatte. Vielleicht war es eine ...

Mit dem letzten Band der „Beautiful Liars“-Reihe von Katharine McGee habe ich mir ganz schöne lange Zeit gelassen, obwohl ich den dritten Band schon länger im Regal stehen hatte. Vielleicht war es eine gewisse Scheu davor, dass die Reihe hiernach beendet sein würde, denn eigentlich fand ich die Reihe bis dato sehr unterhaltsam. Wie geht sie also nun zu Ende?

Auch wenn ich nun einen längeren Zeitraum Pause hatte, habe ich schnell ins Geschehen reingefunden, denn die Handlungsdichte der ersten beiden Bände war nicht extrem, stattdessen gibt es sehr konsequente Handlungsbögen sowie die Fokussierung auf die technischen Möglichkeiten im Jahr 2119, die auch tatsächlich im dritten Band noch nichts an ihrer Faszination eingebüßt haben. Dennoch würde ich diese „Handlungsarmut“ nicht kritisieren wollen, denn Spannung war dennoch stets geboten und es geht vor allem um Figurenentwicklungen, die man durch die engen personalen Kapitel auch definitiv gut mitverfolgen kann.

Der größte Kritikpunkt am letzten Band ist für mich ganz klar die Einbindung von Calliope. Schon im zweiten Band fand ich ihre Einführung nicht wirklich gelungen, aber dort hatte sie zumindest noch eine Integration ins Geschehen. Hier aber ist nicht zu leugnen, dass ihre Handlung bis auf eine einzige Szene völlig isoliert abläuft. Auch sie hat sicherlich eine sehr interessante Entwicklung durchgemacht, aber da sie absolut nichts mehr zum großen Geschehen beizutragen hatte, war sie definitiv ein Störfaktor, weil man ihre Kapitel am liebsten überschlagen hätte, um zu erfahren, wie es mit den anderen nun weitergeht.

Bei den anderen Perspektiven muss ich aber sagen, dass das Zusammenspiel gut funktioniert hat. Insgesamt war der letzte Band noch mal die Festspiele der Avery Fuller, so dass sie schon dominant war, aber für die Handlung hat es auch Sinn gemacht. Zudem ist sie eben nicht die unnahbare Prinzessin, als die sie von außen gerne dargestellt wird. Stattdessen ist sie neben Rylin definitiv die Sympathieträgerin schlechthin und ich habe sie wirklich gerne gemocht, weswegen ich ihrem und Rylins Happy End am meisten entgegengefiebert habe. Es gab definitiv noch einige Überraschungen, sei es die neuen Entwicklungen, weil es einen Zeitsprung gegeben hat, oder sei es ganz am Ende, wenn der Mörder entlarvt wird und auch der Mord an Eris endgültig offiziell geklärt wird. Ich kann mit dem Ausgang wirklich sehr gut leben.

Fazit: Die „Beautiful Liars“ werden mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben, denn sie hatten definitiv etwas von den „Pretty Little Liars“ mit genug Geheimnissen, Intrigen, Liebesgeschichten etc., aber eben auch eine extrem faszinierende Zukunftswelt, in der ich noch ewig Neuigkeiten hätte entdecken können. Aber auch inhaltlich gibt es bis auf die Perspektive von Calliope ein gutes und vor allem schlüssiges Ende.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Bin zu sehr über den Hype hinaus

Biss zur Mitternachtssonne (Bella und Edward 5)
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Auf der einen Seite wirkt es weit weg, auf der anderen ist es, als wäre es erst gestern gewesen, als gefühlt alle im totalen „Biss“-Fieber waren. Auch ich habe die Bücher von Stephanie Meyer wirklich gerne ...

Auf der einen Seite wirkt es weit weg, auf der anderen ist es, als wäre es erst gestern gewesen, als gefühlt alle im totalen „Biss“-Fieber waren. Auch ich habe die Bücher von Stephanie Meyer wirklich gerne gelesen, doch schon bei der Filmumsetzung kamen erste Zweifel auf, vermutlich auch, weil ich schlichtweg immer erwachsener wurde und generell reflexiver was einige Inhalte in dem Buch angeht. Nun nach ewigen Zeiten ist also „Biss zur Mitternachtssonne“ erschienen, das ich zum damaligen Hype ohne Frage sofort gelesen hätte, weil Edward ohne Frage eine interessante Persönlichkeit war, aber heute musste ich doch regelrecht gezwungen werden, dieses Buch zu lesen. Hat sich „Biss zur Mitternachtssonne“ also für mich gelohnt?

Dazu ein klares 'Jein'! Ohne Frage bietet die Perspektive von Edward unheimlich viele neue Infos an, gerade zu den Cullens und ihren einzelnen Entstehungsgeschichten, aber natürlich auch zu den kleinen Familienmomenten zwischendurch, denen wir durch Bellas Perspektive nicht beiwohnen konnten. Für mich haben sich viele Puzzleteile zusammengesetzt, weswegen es umso bedauerlicher ist, dass dieses Buch nicht damals schon erschienen ist, wo es so viel mehr Sinn ergeben hätte. So sind die zusätzlichen Infos nett, aber eben auch nicht mehr, weil diese Welt für mich schon so lange abgeschlossen ist. Zudem wurden eben auch einige fragwürdige Entwicklungen in der Reihe noch einmal aufgegriffen, was mich noch einmal hat fragen lassen, was ich damals so extrem gefeiert habe?

Das klare 'Nein' meiner Antwort liegt nun darin begründet, dass „Biss zu Mitternachtssonne“ viele Seiten hat und ganz klar zu viele. Alleine die endlosen Passagen, in denen Edward über seine Entscheidungen in Bezug auf Bella nachgrübelt waren extrem langweilig, denn er macht sich diese Gedanken ständig, nicht nur einmal, sondern immer wieder und immer müssen sie in allen Einzelheiten dargelegt werden. Was habe ich also gemacht? Ich habe die Seiten schlichtweg überschlagen, was definitiv kein Kompliment ist. Dadurch war natürlich die Gefahr da, dass ich interessante Passagen überschlage, aber damit musste ich leben, sonst hätte ich vermutlich vorher schon enerviert aufgehört.

Fazit: „Biss zur Mitternachtssonne“ hätte für mich definitiv erscheinen müssen, als ich noch Teil des Hypes war. So habe ich mich zwar über einige sehr interessante Stellen gefreut, die unerwartete Antworten geliefert haben, aber die Welt fasziniert mich eben nicht mehr genug, als dass ich über die Längen und fragwürdigen Entwicklungen hinweg sehen könnte. Sollten auch die anderen Bände aus Edwards Perspektive jemals erscheinen, werde ich dankend nein sagen.

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Veröffentlicht am 20.01.2021

Vielversprechend, aber unkoordiniert

Killing November 1
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Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, bei den Genres wieder ein wenig diverser zuzugreifen, weswegen „Killing November“ gleich in mein Beuteschema passte. Ein Jugendbuch, etwas was im vergangenen ...

Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, bei den Genres wieder ein wenig diverser zuzugreifen, weswegen „Killing November“ gleich in mein Beuteschema passte. Ein Jugendbuch, etwas was im vergangenen Jahr viel zu kurz gekommen ist, dazu eine spannende Prämisse und alleine schon aufgrund des Titels sicherlich nicht Marke harmlos. Ob sich das über den Tellerrand hinausschauen für „Killing November“ gelohnt hat?

Mir ist der Einstieg in das Buch gut gelungen, denn man ist als Leser genauso ahnungslos wie Hauptfigur November, die sich plötzlich in einem Internat wiederfindet, wo gar nichts so ist, wie sie sich das gedacht hätte, denn sie ist mitten in die Erziehung der Nachkommen eines Geheimbundes gestolpert. Dadurch war es einfach, mit ihr die neue Welt zu entdecken, wobei man hier eingestehen muss, dass schon der erste Knackpunkt kommt. Es ist klar, dass man nicht alle Infos auf Anhieb bekommen würde, denn natürlich will die Autorin für den Verlauf der Geschichte noch Entwicklungen in der Hinterhand haben, aber dadurch haben sich auch einige logische Löcher ergeben. November wird wirklich ins eiskalte Wasser geschmissen und es geht nicht darum, dass sie nur ein wenig gemobbt wird und man Mitleid mit ihr bekommt, sondern im Gegenteil es ist tatsächlich eine Lebenswelt, in der es um Leben oder Tod geht. Für diese Ausgangslage nimmt November zu lange alles hin. Aber mir ist bewusst, dass es für eine Erzählerin hier ein schmaler Grat ist.

November als Protagonistin hat in der Welt definitiv ihre Vorteile, denn sie ist das Gegenteil von allen anderen. Diese sind in einer Welt groß geworden, wo es nur um die Familie, Fehden, Manipulation, Täuschung, Stärke und wenig anderes geht. November ist aber loyal, naiv, vertrauensselig, laut und die ihr antrainierten Fähigkeiten kommen nach und nach zu Tage, doch vieles ist auch eher zufällig, weil sie keine Strategin ist, sondern instinktiv handelt. Das lässt sie in diesem Buch frisch erscheinen und ich bin wirklich froh, die Geschichte aus ihren Augen erlebt zu haben, zumal nicht viele der anderen Charaktere wirklich ein Profil entwickeln dürfen. Dort ist vieles schwarz-weiß und nur wenig wie Layla und Aarya lassen Interesse entstehen, was sich dahinter verbirgt. Dennoch ist November auch manchmal anstrengend und man würde sie am liebsten anschreien, doch mal das oder das zu machen. Erst am Ende entwickelt sie dann den Biss, der ihr viel öfters gut gestanden hätte.

Schwieriger wird es schon bei der Liebesgeschichte zwischen Ash und November. Ich weiß nicht, warum das immer noch so ein Must Have in Jugendbüchern ist, zumal in so einer komplexen Welt, in der es um ganze andere Aspekte gehen sollte, gar nicht genug Zeit ist, eine wirklich überzeugende Liebesgeschichte zu entwickeln. Deswegen funktioniert diese hier für mich auch nicht. Ich habe nichts gegen Ash, aber ich hätte auch wunderbar damit leben können, wenn die beiden einfach eine enge Freundschaft geknüpft hätten. Wie gut das zwischen Layla und November passte und vor allem wie natürlich sich das entwickelt hat, konnte man ja auch mit eigenen Augen sehen. Am Ende reizt mich vor allem die dargestellte Welt. Ich finde die Idee dahinter spannend, muss aber definitiv sagen, dass aus einem so riesigen Potenzial viel mehr hätte rausgeholt werden können. Alleine der Internatsalltag sowie die faszinierenden Fächer hätten mehr verdient gehabt. Vielleicht ist es da ganz gut, dass Band 2 diese Welt wohl hinter sich lassen wird, denn so kann sich die Autorin anderswo austoben, vielleicht ja überzeugender im Worldbuilding. Die Geschichte hat ja ihr Potenzial, aber auch sie muss natürlich sinnvoll fortgeführt werden.

Fazit: „Killing November“ ist definitiv mit viel Potenzial in der Geschichte gesegnet, aber viele Vorschusslorbeeren verpuffen zwischendurch leider. Neben logischen Löchern hätte ich mir beim World Building mehr Liebe zum Detail gewünscht. Dennoch hat mich die Handlung insgesamt angefixt und ich werde bei Band 2 an Bord sein.

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Wirkt recht soapig, dennoch fesselnder Thriller

Die perfekte Sünde
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Unglaublich, aber wahr, nun ist die Reihe rund um Ava Turner und Luc Callanach schon vier Bände alt. „Die perfekte Gefährtin“, die ich damals in einer Leserunde als Debüt entdecken durfte, war ein riesiger ...

Unglaublich, aber wahr, nun ist die Reihe rund um Ava Turner und Luc Callanach schon vier Bände alt. „Die perfekte Gefährtin“, die ich damals in einer Leserunde als Debüt entdecken durfte, war ein riesiger Coup für mich, danach ist es tatsächlich in der Qualität schwankender geworden, aber dennoch immer unterhaltsam. Wie schlägt sich nun also „Die perfekte Sünde“?

Ich finde es in jedem Fall beachtenswert, dass Helen Fields definitiv auf klare Strukturen setzt. Sie hat immer schon auf zwei parallele Fälle gesetzt, das hat mal mehr, mal weniger gut funktioniert, aber das findet man selten so konsequent, so dass ich es als Alleinstellungsmerkmal definitiv positiv finde. In diesem Band hat für mich die Waage zwischen beiden Ermittlungen auch wieder sehr gut funktioniert. Zwar waren die Angriffe auf die Drogenabhängigen deutlich weniger behandelt, aber das passte logisch in die Geschichte. Denn es brauchte diese Handlung, weil es der Band schlechthin für die Entwicklung von Ava, als neue Leiterin der MIT, war. Da hat für mich alles in den gewichteten Anteilen gepasst. Dennoch sorgt es gegenteilig eben auch dafür, dass die Bücher immer recht lang sind. Gerade bei Thrillern habe ich aber so eine persönliche Grenze, an der es gut sein muss. Die wurde in „Die perfekte Sünde“ definitiv gereizt. Zwar könnte ich nicht sagen, dass es unbedingt schneller hätte passieren müssen, weil die Länge der Erzählung seinen Grund hatte, aber einige Beschreibungen und Gespräche hätte man doch etwas kürzen können.

Was auch weiterhin für mich etwas befremdlich ist, ist die Tatsache, dass die Reihe immer mal wieder arg soapige Handlungsstränge hat. Im ersten Band war es noch okay, dass man sich vorstellen konnte, dass Luc und Ava mehr füreinander empfinden könnten, aber inzwischen sehe ich das als Störfaktor. Denn entschieden vor oder zurück geht es nicht, das verharrt zu sehr auf der Stelle und wird dadurch langweilig. Dazu gibt es eben auch im Umfeld der gesamten Polizeieinheit immer wieder Entwicklungen, die wie aus einer Soap zu entstammen scheinen. Ich will hier nichts spoilern, aber jeder, der diesen Band gelesen hat, wird genau wissen, welche Sequenz ich hier speziell meine. Damit könnte ich deutlich besser leben, wenn auch die sonstige Stilistik der Autorin eher leichter ist. Wenn ich beispielsweise jemanden wie Jussi Adler Olsen habe, der mit seinen Figuren fast schon Parodien geschaffen hat, dann ist das okay, aber die dargestellten Fälle sind brutal und hart, da passt das als Gegensatz nicht so gut.

Der Hauptfall wiederum sowie die Komposition aus beiden Fällen ist wirklich sehr gut gelungen. Ich fand beide für sich thematisch, vom Aufbau, aber auch vom Spannungsgrad her vorbildlich. Es war zwar nicht viel zu rätseln, weil sich für den Leser nach und nach die Elemente zusammengesetzt haben, aber es war dennoch extrem spannend mitzuverfolgen, wie sich die Ermittelnden den Lösungen jeweils nähern. Ich fand es auch sehr realistisch, dass am Ende beide keine Fälle kein pures Happy End hatten, denn so ist nun mal das Leben. Dennoch merke ich auch, dass vieles sich auch so bekannt und heimelig anfühlt, weil man mit den Figuren sehr vertraut ist. Diesmal war es zwar sehr deutlich auf Ava fokussiert, was aber in Ordnung war, denn der Kern der Truppe ist dennoch immer zusammen und ich freue mich wirklich, sie auch weiterhin zu begleiten.

Fazit: „Die perfekte Sünde“ ist definitiv zu den besseren Bänden aus der Feder von Helen Fields zu zählen, denn die Zusammenstellung der Fälle, deren Thematik und alles enge drum herum hat sehr gut funktioniert. Es gibt ein paar Längen und es hat sich wieder ein soapiger Charakter eingeschlichen, der nicht zum Rest passt, aber es ändert nichts daran, dass ich mich sehr gut unterhalten gefühlt habe.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Ungewohnte erzählerische Schwächen

Things We Never Said - Geheime Berührungen
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Samantha Young ist eine Muss-Autorin für mich, die vor einigen Jahren genau zum richtigen Zeitpunkt für mich kam. Inzwischen lese ich erotiklastige Literatur deutlich weniger, aber ihr würde ich dennoch ...

Samantha Young ist eine Muss-Autorin für mich, die vor einigen Jahren genau zum richtigen Zeitpunkt für mich kam. Inzwischen lese ich erotiklastige Literatur deutlich weniger, aber ihr würde ich dennoch weiterhin blind vertrauen. Deswegen war es für mich durchaus auch überraschend, dass sie in Deutschland in den letzten Jahren eine immer kleinere Nummer geworden ist. Denn von einem drastischen qualitativen Abfall kann man nun wahrlich nicht reden. Ein Argument ist für mich sicherlich, dass ihre Hartwell-Love-Serie mit großen zeitlichen Abständen entstanden ist. Die Wartezeit auf „Things We Never Said“ nach dem zweiten Band war wirklich elendig lang. Umso glücklicher bin ich, dass es der dritte Band nun endlich in die deutsche Übersetzung geschafft hat.

An der Hartwell-Reihe hat mir von Anfang an gut gefallen, dass sie etwas gemütlicher durch den kleinen Küstenort wirkt, in dem sie spielt. Natürlich werden immer noch leidenschaftliche Liebesgeschichten erzählt, aber es ist dennoch eine andere Atmosphäre. Daher war es für mich schon überraschend, dass „Things We Never Said“ so deutlich von diesem Muster abweicht. Denn nahezu der komplette erste Teil spielt in Boston, wo Hauptfigur Dahlia herkommt. Boston ist eine Großstadt, was zwar in der Geschichte nicht übermäßig zum Tragen kommt, aber dennoch hat sich die Atmosphäre sofort geändert. Zweitens kommt hinzu, dass ihre Liebesgeschichte zu Michael zwar stets präsent ist, aber im ersten Teil spielt sie dennoch nur eine Nebengeschichte. Denn der erste Teil ist im Grunde Dahlias Familie gewidmet. Das hat sich für die tragische Familiengeschichte mehr als angeboten, dennoch ist es total ungewöhnlich für Young.

Dementsprechend war ich auch ganz hin- und hergerissen, wie ich diese Fokusverschiebung empfinden soll. Warum es definitiv etwas zu kritisch zu beäugen ist, ist sicherlich auch der Erzählstil. Es gibt immer wieder mal Rückblenden, um die Anfänge der Liebesgeschichte von Dahlia und Michael sowie die Katastrophe darzulegen, die zum großen Bruch geführt hat. Diese Rückblenden sind zeitlich aber durcheinander gewählt worden, so dass die Orientierung hier hohe Konzentration erfordert hat. Zudem gibt es nach den Rückblenden jeweils eine gedankliche Einordnung von Dahlia, die aber in einer seltsamen Zeitform geschrieben sind. Ich weiß nicht, ob es hier an der deutschen Übersetzung liegt, aber ich fand diese Übergänge oft sprachlich sehr holprig und das kenne ich von Young sonst nicht. Zudem wird lange verzweifelt das große Geheimnis zurückgehalten, aber so offen dilettantisch, dass sich erneut Brüche für mich ergeben haben. Wenn Dahlia sich ihrer Familie anvertraut, der Leser aber nicht erfährt, was sie gerade anvertraut hat, dann ist das schon eine seltsame Entscheidung.

Neben diesen handwerklichen Aspekten, die den Leseeinfluss doch erheblich beeinträchtigt haben, ist es aber dennoch so, dass ich von der Geschichte eingenommen war. Insgesamt ist sie mir zu dramatisch. Sei es Beziehung mit bestem Freund, sei es Beziehung mit Schwester, sei es die Probleme mit der Mutter, sei es die große Tragik. Es gibt immer wieder Enthüllungen, die die zuvor noch einmal toppen, wobei das etwas ironisch gemeint ist. Ich mochte die Chemie zwischen Dahlia und Michael, vor allem auch, weil man ihnen abgekauft hat, dass es eine epische Liebesgeschichte ist, der immer wieder Steine in den Weg gelegt wird. Der zweite Teil des Buchs ist auch wieder Liebesgeschichte durch und durch und spielt auch wieder in Hartwell. Die altbekannten Figuren tauchen auf, es fühlt sich direkt wieder vertrauter an. Auch der kriminelle Aspekt durch die Devlins bleibt wieder erhalten und gibt eine gute Portion Spannung mit. Schade fand ich wiederum, dass das letzte Geheimnis von Dahlia für Michael im Endeffekt eine Art Kopie von Jessica aus dem ersten Band ist. Das wird zwar auch selbstreflexiv angesprochen, deswegen wirkt es innerhalb einer Reihe nicht variabel genug. Zumal es für mich persönlich ein Argument ist, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Fazit: Die Wartezeit auf „Things We Never Said“ war lang und die Vorfreude konnte mit dem Endergebnis nicht gänzlich bedient werden. Das Buch weist ungewohnte holprige Erzählstilelemente auf, wobei ich hier nicht einschätzen kann, ob ein Teil nicht der Übersetzung anzulasten ist. Jedenfalls war vieles für ein Young-Roman ungewöhnlich und dennoch ist es kein Roman, der mich völlig enttäuscht hat. Aber ihr bester ist es definitiv auch nicht.

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