Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.07.2018

Mit Fingerspitzengefühl erzählt

Berühre mich. Nicht.
0

Nachdem ich von Laura Kneidl nun doch entgegen meiner Erwartungen zuerst ein Fantasy-Projekt (Herz aus Schatten) von ihr gelesen habe, habe ich nun endlich auch „Berühre Mich. Nicht“ von ihr gelesen, das ...

Nachdem ich von Laura Kneidl nun doch entgegen meiner Erwartungen zuerst ein Fantasy-Projekt (Herz aus Schatten) von ihr gelesen habe, habe ich nun endlich auch „Berühre Mich. Nicht“ von ihr gelesen, das sie ja tatsächlich erst so bekannt gemacht hat. Das Cover dieses Buches und auch des zweiten Bandes hat mich vom ersten Moment an tief fasziniert und ich hatte immer schon die Hoffnung, dass auch der Inhalt ähnliche Gefühle bei mir auslösen kann!

Ich habe unheimlich schnell in die Geschichte hineinfinden können und habe wie bereits in „Herz aus Schatten“ freudig feststellen können, dass es der Autorin erneut spielerisch leicht gelingt, den Leser an ihre Hauptfigur, diesmal mit Namen Sage, zu binden. Sage ist zwar von dunklen Dämonen geprägt, aber ich konnte mich mit ihren Ängsten und Sorgen direkt gut identifizieren und so realistisch wie ihre Verhaltensweise dargestellt war, war ich im Nu eins mit ihr. Ich habe schon öfters Bücher gelesen, in denen die Protagonistin Opfer von sexuellem Missbrauch wurde, aber ich habe leider eher die Erfahrung gemacht, dass die ersten Seiten großartig intensiv sind, aber schnell entledigt man sich der Altlasten lieber wieder und lässt die Protagonisten zu einem Übercharakter werden, was aber null realistisch ist. All das ist bei Sage zum Glück zu verneinen. Ihre Verbesserungen sind ruhig, gemächlich und eben so realistisch dargestellt, dass ich zu keinem Zeitpunkt die Augen verdreht habe. Da merkt man einfach, dass die Autorin sich diese Geschichte sehr zu Herzen genommen hat und diese mit viel Fingerspitzengefühl erzählen wollte. Das ist geglückt!

Als ich Luca das erste Mal begegnet bin, hatte ich wirklich die Befürchtung, dass er wieder so ein typischer Bad Boy ist, der mal schnell bekehrt werden muss. Daher war ich sehr erleichtert, dass Luca eben genau das Feingespür hat, was auch schon die Autorin beim ganzen Buch auszeichnet. Es hätte mich eigentlich auch wundern sollen, wenn Sage ein anderer Kerl entgegengesetzt worden wäre, der eben nicht so einfühlsam und weitsichtig ist, wie es Luca ist. Zwar hat auch Luca mit seinen Dämonen zu kämpfen und trotzdem macht er immer alles richtig und auch hier würde ich nie sagen, dass er dadurch übertrieben wirkt, sondern eben genau richtig. Dadurch ist ihre Liebesgeschichte auch einfach süß. Es ist nicht das große Chemiefeuerwerk, weil Sage und Luca so eine explosive Mischung bilden, sondern eben eher eine süße Entwicklung, die mich trotzdem unwiderruflich an die beiden gebunden hat. Daher war ich dann doch etwas überrascht, wie deutlich die sexuellen Szenen zum Ende hin waren. Die waren zwar einwandfrei geschrieben, aber das wirkte eben für die Stimmung doch zu gewollt und zu viel. Aber das ist zum Glück mein einziger Kritikpunkt.

Durch die tollen Charaktere war die Handlung natürlich ein Selbstläufer. Es hat viele tolle Momente geben, viele Rückschläge zu den richtigen Zeitpunkten, so dass sich eine spannende Achterbahnfahrt ergeben hat, die mich so an die Seiten gefesselt hat, dass das Ende echt viel zu früh kam. Das Ende ist natürlich sehr brutal, aber ich fand es gut gewählt, da es mir in Sages Denken absolut logisch erscheint. Es ist auch gut, dass es einen zweiten Band gibt, denn so kann die Autorin sich weiterhin die Zeit nehmen, die vor allem Sage braucht und ich freue mich jetzt schon!

Fazit: Lustigerweise bietet Laura Kneidl in „Berühre Mich. Nicht“ genau das, was mir in „Herz aus Schatten“ eher gefehlt hat. Sie nimmt sich viel Zeit bei der Erzählung und kann dadurch eine sehr realistische und mitreißende Geschichte von einer jungen Frau erzählen, die nach einem sexuellen Missbrauch den Neuanfang wagt. Sage auf dieser Reise zu begleiten ist sehr intensiv und ich finde es großartig, dass sie mit Luca die richtige Figur an ihrer Seite hat. Daher kann ich wirklich nur festhalten, dass mich dieses Buch mitgerissen hat und jede Lesestunde doppelt und dreifach wert war!

Veröffentlicht am 25.06.2018

Auch die ernstere Bowen weiß zu gefallen

True North - Schon immer nur wir
0

Ich habe den ersten Band der „True North“-Reihe als sehr gelungen empfunden, weil ich mich sehr gut unterhalten habe und weil ich mich in die Darstellung von Vermont und insgesamt in die familiäre Atmosphäre ...

Ich habe den ersten Band der „True North“-Reihe als sehr gelungen empfunden, weil ich mich sehr gut unterhalten habe und weil ich mich in die Darstellung von Vermont und insgesamt in die familiäre Atmosphäre verliebt habe. Der zweite Band dreht sich nun um Jude, den wir im ersten Band bereits als ehemaligen Häftling kennengelernt haben, der nach einem kalten Entzug sich eine Aufgabe als Apfelpflücker gesucht hat. Die Frau an seiner Seite ist für uns Leser neu, aber dadurch, dass bereits wie im ersten Teil beide Protagonisten ihre Erzählperspektive bekommen, lernt man Sophie schnell gut genug kennen.

Mir ist relativ schnell aufgefallen, dass der zweite Band eine doch etwas düstere oder zumindest ernstere Atmosphäre schafft. Dadurch dass Jude immer wieder auf die Farm der Shipleys zurückkehrt, ist die Heimeligkeit zum Glück immer noch präsent, aber Jude und Sophie kommen beide aus schwierigen familiären Situationen und gerade Jude hat natürlich eine Vergangenheit, die ohne Zweifel als dramatisch anzusehen ist. Aber dieses etwas andere Gefühl beim Lesen hat mich zum Glück überhaupt nicht gestört, da die Liebesgeschichte der beiden eben so eine authentische Dramatik hatte, dass ich sie als noch mitreißender und einnehmender empfunden habe.

Gerade Jude hat total mein Herz erobert, weil er so realistisch als Drogensüchtiger dargestellt wurde, dass ich so mit ihm gefiebert habe. Zudem merkt man einfach, dass er weder als Jugendlicher noch als erwachsener Mann Tendenzen zu dem typischen Bild eines Kriminellen hat und dass er eigentlich ein ganz feiner Kerl ist, der seiner großen Liebe immer die Welt zu Füßen legen würde. Sophie kommt im Gegensatz zu ihm etwas kurz, der Fokus liegt schon deutlicher auf Jude, aber auch damit kann ich leben. Man kann ja auch so gut genug erahnen, dass Sophie eine kämpferische junge Frau ist, die große Träume hatte, aber eben auf die harte Tour gelernt hat, was im Leben zählt. Zusammen haben die beiden eine wirklich tolle Chemie. Auch ihre Bettszenen sind sehr überzeugend gestaltet und sie erscheinen mir auch besser getimed als im ersten Teil.

Die Geschichte hat zwar bereits eine Grunddramatik, aber auch der große Endspurt hat noch mal eine spezielle Form von Dramatik parat und auch hier konnte ich erleichtert feststellen, dass alle in einem gesunden Rahmen erzählt wurde, der wunderbar auf die Geschichte passte, zu keinem Zeitpunkt too much wirkte, sondern perfekt, weil eben alles am Ende rund war.

Fazit: Ich finde es immer genial, wenn der Auftakt einer Reihe im zweiten Band bestätigt werden kann und im Falle von Sarina Bowen und der „True North“-Reihe sogar übertroffen werden kann. Der zweite Band ist weniger lustig und charmant als die Liebesgeschichte von Audrey und Griffin, aber der ernstere Unterton bei Jude und Sophie wirkt angesichts ihrer Vergangenheit nur logisch und passend. Zudem haben die beiden eine einnehmende Chemie und gerade Jude kann die Story locker alleine tragen. Diese Liebesgeschichte hätte man wirklich nicht besser erzählen können!

Veröffentlicht am 25.06.2018

Grandioser und anspruchsvoller Erzählsog

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
0

Als ich den Klappentext von „Cat & Cole – Die letzte Generation“ gelesen habe, musste ich sogleich an Teri Terry denken, die ebenfalls geniale Jugendbücher schreibt, die eine düstere Zukunftsvision ausmalen, ...

Als ich den Klappentext von „Cat & Cole – Die letzte Generation“ gelesen habe, musste ich sogleich an Teri Terry denken, die ebenfalls geniale Jugendbücher schreibt, die eine düstere Zukunftsvision ausmalen, da die hoch technologisierte Welt Anfälligkeiten aufweist, die die Menschheit bedrohen. Jetzt ist Emily Suvada natürlich neu auf dem Markt und somit noch ein unbeschriebenes Blatt. Ich habe mich aber trotzdem voller Überzeugung für „Cat & Cole entschieden“, da auch die Schönheit des Covers nicht zu leugnen war!

In meiner Überschrift deute ich schon an, dass es sich um eine sehr anspruchsvolle Lektüre handelt. Das liegt nicht an der Sprache, sondern an der technologisierten Welt und die biochemischen Prozesse, die damit verbunden sind und eben zusammen den Großteil der Handlung bestimmen. Ich bin in Naturwissenschaften ehrlich gesagt auch nicht so bewandert und auch mein Interesse ist nicht unbedingt übersprudelnd, aber trotzdem hat mich die Welt, wie sie hier in diesem Jugendbuch gezeichnet wird, sehr fasziniert. Aber man muss wirklich mit höchster Konzentration beim Lesen dabei sein, da die Begrifflichkeiten zwar immer wieder erläutert werden und trotzdem sind es so komplizierte Begebenheiten, dass man eben richtig mitdenken muss, um halbwegs mitzukommen. Gerade am Anfang erschlagen die Begrifflichkeiten einen etwas, aber das löst sich im Verlauf der Geschichte total auf, weil man so in einem Sog ist, dass man sogar in Kauf nimmt, nicht alles an tatsächlichen körperlichen Prozessen verstanden zu haben. Ich muss vor allem sagen: Hut ab, Emily Suvada! Ich habe keine Ahnung, ob alles, was sie schreibt, tatsächlich so sein kann, aber alleine die Überzeugung, mit der sie diese Welt aufbaut und konstruiert, zeugt von hoher Intelligenz!

Aber Suvada ist nicht nur eine sehr intelligente Naturwissenschaftlerin, sondern auch eine grandiose Erzählerin. Die Sprache ist wirklich sehr präzise und geschmeidig. Die Handlung ist durch die bereits erwähnten schweren Begrifflichkeiten sehr anspruchsvoll, aber sie entwickelt so schnell einen faszinierenden Sog, dass man das Buch alles, aber bestimmt nicht mehr weglegen will. Es gibt so viele überraschende Wendungen, so viele spannende, nägelkauende Szenen, es gibt auch ein paar ruhige Momente, die ebenso mitreißen und es gibt eben auch eine tolle Konstellation an Figuren, die höchst ambivalent sind und die selbst noch Seiten an sich aufzeigen, wenn man längst schon überzeugt ist, sie alle zu kennen.

Drei Viertel der Geschichte sind schon grandios und dann kommt auch noch dieses Ende, das genialerweise nochmal einen draufsetzen kann. Da es noch mindestens zwei Teile geben soll, endet die Geschichte natürlich ungelöst. Es gibt keinen fiesen Cliffhanger, aber dennoch so ein Ende, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Und die Geschichte noch weiterzuerzählen lohnt sich allemal, da diese Welt und die Figuren noch so viel Potenzial bieten, dass ich bereits jetzt den Folgebänden enthusiastisch entgegenfiebere!

Fazit: Meine Intuition hat mich nicht getrügt. Emil Suada ist eine Autorin ganz im Stil von Teri Terry und beide sind wirklich grandios in ihrem sehr speziellen Genre. Suada merkt man an, dass sie hochintelligent ist und daher eine sehr komplizierte Welt erschaffen kann, die dennoch keine logischen Fehler aufweist. Dennoch ist sie auch eine grandiose Erzählerin, die eine spannende Ausgangslage auch mit wendungsreichen Handlungen unterfüttern kann und so eine Sogwirkung erzeugt, die einen an die Seiten fesselt. Wirklich jeder Moment hat sich doppelt und dreifach gelohnt!

Veröffentlicht am 07.06.2018

Urgewaltiger Abgang

Der Glanz der Dunkelheit
1

Schon lange hat mich eine Reihe nicht mehr so faszinieren können wie „Die Chronik der Verbliebenen“. Noch nicht mal der von anderen verfluchte dritte Zwischenband konnte meine Euphorie eindämmen. Daher ...

Schon lange hat mich eine Reihe nicht mehr so faszinieren können wie „Die Chronik der Verbliebenen“. Noch nicht mal der von anderen verfluchte dritte Zwischenband konnte meine Euphorie eindämmen. Daher bin ich nun mit einem wehmütigen Gefühl an den letzten Band „Der Glanz der Dunkelheit“ gegangen, da es hiernach unwiderruflich vorbei ist. Es heißt Lebewohl zu einer faszinierenden Welt, zu tollen Charakteren und vor allem zu einer noch lange nachhallenden starken Protagonistin zu sagen.

Gerade bei einem Abschlussband habe ich meist die Erwartung, dass es gemächlich losgeht, damit das Ende mit Knalleffekt dasteht. „Der Glanz der Dunkelheit“ zeigt aber schnell, dass es keine Verschnaufpausen geben wird, sondern ganz im Gegenteil wird eine spannende Erzählwelle nach der anderen auf den Leser losgelassen. Und trotz einer ganzen Reihe von Handlungen, verliert die Autorin es auch nie aus den Augen, die ruhigeren, die intimeren Momente zu bieten und vor allem alle aufgeworfenen Handlungen sauber zu Ende zu bringen. Es wird alles beantwortet und auch die kleinen Details, auf die vor allem die aufmerksamen LeserInnen so fixiert sind, werden noch einmal liebevoll bedacht, sei es z. B. am Ende die Aufzeichnungen von Lia, die sich damit in ihre Tradition stellt.

Natürlich ist der Höhepunkt von Band 4 vor allem der große Endkampf. Doch bevor ich zu diesem komme, möchte ich noch einige epischen Szenen erwähnen, die schon so genial geschrieben waren, dass ich sie mir bereits für die große Leinwand vorstellen konnte. Wenn Lia sich nach und nach den Verrätern stellt, habe ich an jedem Wort des Buches geklebt, weil ich so gespannt war, was wohl passiert, welche Wendung wohl noch kommt. Und dieser Konflikt lebte weniger von überraschenden Handlungen, sondern vielmehr von sprachlichen Machtdemonstrationen, die mich sogar fast noch fesseln konnten.

Nun zum Endkampf: ich könnte mir vorstellen, dass dieser für einige Fans zu knapp ausgefallen ist, für mich wurde aber genau das richtige Maß gefunden. Da ich kein sonderlich ausgeprägtes Kopfkino habe, bringen mir seitenweise ausgeführten Schlachtszenen nichts, aber so wie die Autorin die Beschreibungen gestaltet, habe ich ein gutes Bild bekommen, ohne aber zu einem Zeitpunkt überfordert worden zu sein. Es gab genau die richtigen Auseinandersetzungen noch, so dass sich auch hier alle Kreise geschlossen haben und auch die Spannung kam zu keinem Zeitpunkt zu kurz. Das Herz blieb mir dann am Ende aus anderen Gründen kurzfristig stehen, weil ich dachte „sie kann doch nicht wohl…!“, aber am Ende wurde nochmal die Kurve gekratzt, so dass es in meinen Augen das absolut perfekte Ende für eine nahezu perfekte Reihe gab!

Fazit: Der Abschlussband „Der Glanz der Dunkelheit“ bringt die Reihe nahezu perfekt zu Ende, da der Aufbau mich stilistisch mit zahlreichen Höhepunkten und einem kurz und knackig gehaltenen Endkampf überzeugen konnte. Damit hat die Reihe nun offiziell bei mir einen Platz im Herzen, denn auf so einem großartigen Niveau die einzelnen Bände durchzubringen, ist echt kein Hexenwerk!

Veröffentlicht am 02.06.2018

Zwischenband und dennoch grandios

Die Gabe der Auserwählten
0

Ich liebe die „Chronik der Verbliebenen“ bisher wirklich sehr, daher war ich etwas ängstlich, als ich einige Stimmen las, die sich enttäuscht gezeigt haben, dass der letzte englische Band noch einmal in ...

Ich liebe die „Chronik der Verbliebenen“ bisher wirklich sehr, daher war ich etwas ängstlich, als ich einige Stimmen las, die sich enttäuscht gezeigt haben, dass der letzte englische Band noch einmal in zwei Bände für die deutsche Vermarktung aufgeplittet wurden. Natürlich habe ich auch auf den ersten Blick gesehen, dass der dritte Band deutlich dünner ist als die beiden Vorgänger und trotzdem wollte ich mir das Lesevergnügen nicht bereits im Vorfeld trüben lassen und habe mich daher freudig ins Getümmel gestürzt.

Band 2 hat mich zwar auch mitreißend unterhalten können, aber ich war nicht der größte Fan von Venda, seiner Geschichte und seinen Intrigen und auch weil die drei Hauptcharaktere doch meistens eher für sich als zusammen agiert haben. So sehr ich einzelne starke Charaktere zu schätzen weiß, so bin ich einfach immer begeistert, wenn all diese starken Charaktere zusammenkommen und Seite an Seite noch stärker sind. Genau dieser Teamgedanke wird in „Die Gabe der Auserwählten“ erfreulicherweise in den Fokus genommen. Das Figurenrepertoire wird wieder enger gehalten und dadurch entwickeln sich die einzelnen Beziehungen sehr eindrucksvoll weiter und man lernt die einzelnen Figuren eben noch besser kennen (hier meine ich in erster Linie Rafes treue Freunde). Während der letzte Band sehr viele Handlungen hatte, ist der dritte Band nun vor allem für die angesprochenen Charakterentwicklungen reserviert, wo man deutlich merkt, alles soll intensiviert werden, damit zum großen Höhepunkt alles bereit ist.

Auch wenn es also mehr um die Figuren geht, kann man dem dritten Band auf keinen Fall vorwerfen, dass es handlungsarm wäre. Dieser Band hat zwar nicht den einen Höhepunkt, aber dennoch immer wieder viele Wendepunkte und spannende Handlungen parat. Zudem ist nach Venda nun Dahlbreck dran, auch wenn es natürlich nicht das Reich selbst, sondern ein Außenposten ist und so war es eben sehr spannend, den Kreis nun geschlossen zu haben, weil man nun jedes Reich kennt.

Das Liebesdreieck hat uns nun zwei Bände über begleitet und ich war angetan davon, dass ich zu keinem Zeitpunkt das eine Lager einschlagen wollte, weil einfach beide Möglichkeiten stets ihre Vor- und Nachteile hatten. In diesem Band nun wird das Liebesdreieck meiner Meinung nach beendet, weil Lia sich schon deutlich positioniert und die Entscheidung kann ich zufrieden mittragen, weil es in sich sehr schlüssig wirkt. Lia liegt mir weiterhin sehr am Herzen und auch wenn mir in diesem Band öfters mal „trotziges Kind“ in den Kopf schoss, war ich dennoch auch stets fasziniert von ihr, so was habe ich bei einer weiblichen Protagonistin auch erst ganz selten erlebt.

Den gewählten Cut am Ende von Band 3 finde ich eigentlich gut, zumindest vom größeren Handlungsrahmen her, vom letzten Satz her weniger, weil eben an dieser konkreten sprachlichen Stelle doch wie abgehackt wird. Dennoch finde ich dies nur minimal störend und kann daher mit Erleichterung sagen: ja, „Die Gabe der Auserwählten“ ist sicherlich eher ein Zwischenband, der die Handlung in die richtige Bahn lenken soll und sich dabei vor allem auf die einzelnen Figuren konzentriert, aber wenn all solche Zwischenbände solch ein Genuss wären, dann wäre für den Buchmarkt viel gewonnen!