Liebesgeschichte mit Ode an die Musik
Fallen Dreams - Endlose SehnsuchtEine lange Phase, in der es Samantha Young nicht mehr mit Veröffentlichungen auf den deutschen Buchmarkt geschafft ist, ist zum Glück vorbeigegangen. Zwar bin ich bei ein paar wenigen Büchern auf das englische ...
Eine lange Phase, in der es Samantha Young nicht mehr mit Veröffentlichungen auf den deutschen Buchmarkt geschafft ist, ist zum Glück vorbeigegangen. Zwar bin ich bei ein paar wenigen Büchern auf das englische Original ausgewichen, aber Mira hat sich dankenswerterweise für die Autorin erwärmt, so dass nun wieder regelmäßig Werke von ihr übersetzt werden und sogar ältere werden ins Programm aufgenommen. So auch „Fallen Dreams“, das im Original unter dem Titel „As Dunst Dances“ erschienen ist und als Standalone funktioniert.
Young war für mich immer schon eine Autorin, die auf den ersten Seiten abholt. Während sich andere Autoren erst noch einspielen müssen, packt sie die Leser gleich auf den ersten Seiten. Bei „Fallen Dreams“ ist es nun speziell so gut gelungen, da ich solch dramatische Einstiege von Young nicht kenne, die oft lieber über Spielerische kommt. Hauptfigur Skylar ist aber ein geflüchteter Rockstar aus den USA, der sich nun in Schottland als Straßenmusikerin durchschlägt und des Nachts in einem Zelt auf einem Friedhof schläft. Diese Situation und ihr ganzer innerer Kampf wurden direkt von Anfang wunderbar ergreifend dargestellt. Über allem steht stets die Liebe zur Musik, die in so vielen Details wunderbar widergespiegelt wird. Da ich selbst eine musikalische Ausbildung genossen habe, leider aber nicht zu den begabten Talenten gehöre, fasziniert es mich dennoch immer, wenn irgendwo richtige Begabung dabei ist und man es mit jeder Faser spürt.
Ebenso löblich war die sich sehr ungewöhnlich aufbauende Beziehung zwischen dem Pärchen des Buches, Skylar und Killian. Natürlich ist dem Leser von Anfang an klar, dass die beiden letztlich zusammenkommen, dennoch war es zu Beginn überhaupt keine Geschichte nach Schema F. Es war nicht Liebe auf den ersten Blick und überraschenderweise auch nicht Anziehung auf den ersten Blick. Die ersten Begegnungen waren von ehrlicher Abneigung geprägt, darunter war kein „Was sich liebt, das neckt sich“ zu bemerken. Das ist für so einen Roman wirklich ungewöhnlich, hat mich die Geschichte aber noch mehr lieben lassen, denn so war man hautnah dabei, wie sich langsam eine Beziehung aufbaute, die erst in einem zweiten Schritt dann körperlich wurde. Über die Musik hat alles begonnen und dieses wunderschöne Bild wurde exzellent rübergebracht.
Nicht ganz so wunderbar fand ich dagegen die Blicke in die Vergangenheit. Ich habe nachvollziehen können, dass diese wichtig waren, um ein vollständiges Bild von Skylar zu zeichnen, um so auch ihre Lebensentscheidungen nachvollziehen zu können, doch vom Stil her wirkte es immer wie ein Bruch, denn die junge Skylar, die eine große Karriere startet und in eine kindische Beziehung mit ihrem Bandkollegen Micah verwickelt ist, hat wenig mit der deutlich gereifteren Skylar gemein. Gerade die Beziehung zu Micah habe ich als anstrengend empfunden und seine ganze Figur hat in jeder Szene genervt, wo er dabei sein durfte. Dieser Teil hat gerade zum Ende hin ja total abgenommen, weswegen es kaum ins Gewicht fällt. Dadurch ist am Ende Platz geschaffen worden für eine rund erzählte Dramatik. Young übertreibt es mit dem Drama gerne mal. Auch wenn ich die Rationalität von Skylar nur ganz wenigen Menschen auf dieser Erde zutraue, war das Bild in der Gesamtsicht rund und stimmig.
Fazit: Was bin ich froh, dass ich Young wieder regelmäßig genießen darf, denn die Autorin trifft einfach einen Nerv bei mir, es passt zwischen uns. Auch hier hat sich eine wunderbare Geschichte rund um die Musik aufgebaut, die ungewöhnlich dramatisch für die Autorin aufgebaut wurde und auch nicht direkt mit dem Sex-Zaunpfahl winkte. Eine sehr erwachsene Geschichte, die dennoch nicht ins Erotikklischee abgerutscht ist, sehr gut!