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Veröffentlicht am 24.06.2024

Da tanzen tatsächlich die Sterne

Sterne, die im Sommer tanzen
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Tarah DeWitt ist auf dem deutschen Buchmarkt ein Neuzugang und ich war sofort von dem Cover hi und weg. Es sticht definitiv wegen der Farbauswahl ins Auge, aber es wirkt auch sehr romantisch. Fake-Dating ...

Tarah DeWitt ist auf dem deutschen Buchmarkt ein Neuzugang und ich war sofort von dem Cover hi und weg. Es sticht definitiv wegen der Farbauswahl ins Auge, aber es wirkt auch sehr romantisch. Fake-Dating ist sowieso als Trope immer wieder gerne gesehen, weswegen ich hier gerne zugegriffen habe.

Ich habe „Sterne, die im Sommer tanzen“ als Hörbuch konsumiert. Corinna Dorenkamp ist als Hörbuchsprecherin mir jetzt schon öfters begegnet und sie funktioniert für mich auch immer wieder sehr gut. Sie hat auch die Persönlichkeit von Sage toll eingefangen, quirlig, durchsetzungsfähig, chaotisch und auch das sehr Romantische, war echt gut. Markus J. Bachmann hat mir von der Stimmfarbe her in jedem Fall auch gut gefallen, aber er ist einer dieser Männerstimmen, die beim Nachmachen von Frauenstimmen schnell was lächerlich klingt. Aber es ist wie so oft, man gewöhnt sich daran und nimmt es irgendwann als gegeben hin. Es ließ sich insgesamt also wirklich gut weghören.

Was ich bei „Sterne, die im Sommer tanzen“ schnell dachte, das war auf jeden Fall, dass es wie einer der Weihnachtsfilme von Hallmark nur im Sommer ist. Ich hatte sofort durch die ganze Atmosphäre ein ganz klares Bild vor Augen. Mit der ganzen Landschaft, nahe am Meer, dazu Sages eigener Bauernhof, die Kleinstadt mit den verschiedenen Läden und Restaurants und natürlich auch dann, wie eng die Einwohner miteinander sind, im Guten wie im Schlechten und natürlich auch der Wettbewerb. Da ich das in der richtigen Stimmung wirklich immer feiere, hatte das Buch echtes Glück, dass es hier mit dem Sommer, der sich gerade endlich näher anfühlt, die ideale Jahreszeit ist, um von den langen Nächten und all den damit verbundenen Gefühlen zu träumen und sich einfach wohlig warm zu fühlen.

Dennoch war ich jetzt nicht rosarot verblendet, denn es gab auch Teile, die ich mir noch etwas besser vorgestellt hätte. Aber nehmen wir erstmal nochmal die Figuren. Bei meiner Bewunderung zu Dorenkamp ist wohl schon durchgeschienen, dass ich Sage als Figur sehr mochte. Sie war auch mit so vielen Details ausgestatte und man hat gleich gemerkt, sie ist eine liebe Person. Zurecht hat sich zwar auch eine Diskussion über die Wahrnehmung des ‚netten Mädchens‘ ergeben, weil nette Menschen gerne schon mal ausgenutzt werden, aber Sage hat für mich so den idealen Mittelweg, denn sie ist ohne Frage nett, aber beispielsweise auch mit so vielen Brüdern aufzuwachsen und so jung die Eltern zu verlieren, das hat sie auch härter auf das Leben vorbereitet und dementsprechend fand ich Sage keinesfalls naiv. Sondern wirklich genau richtig. Fisher ist da der, der mehr Ecken und Kanten hat, was ich nicht schlecht fand, aber ich fand seine Geschichte weniger intuitiv ausgearbeitet. Burnout hin und her, aber es fühlte sich für mich nicht genug greifbar an. Auch im Nachgang, wenn alle Karten offen auf dem Tisch liegen, fehlte mir da der völlige emotionale Zugang.

Was auch etwas schade war, dass das Fake-Dating sich so schnell auflöste. Das habe ich jetzt auch schon öfters beobachtet, ein Buch arbeitet mit dem Motto, aber es wird nur als kleiner Zwischenschritt genutzt und dann schon wieder vorbei. Dabei hat Fake-Dating ganz viele Reize, die so natürlich nicht völlig ausgespielt werden. Andererseits muss ich auch sagen, dass Sage und Fisher als Paar schnell ein Miteinander finden, was auch sehr gut funktioniert. Sich da das halbe Buch einzureden, es sei nur eine Zweckgemeinschaft, das hätte irgendwann nicht mehr gepasst. Mir hat im Miteinander speziell gefallen, wie Fisher für Sage eingestanden ist, indem er auch gegenüber den anderen im Ort klar gemacht hat, was sie für tolle Eigenschaften hat und sie wiederum hat ihn mit ihrer Art, ihrem Garten und dem ganzen Obst und Gemüse, wieder zu seinem Kern als Koch hingeführt. Auch die Dramaebene war genau angemessen. Dass Indy auch für Fisher so eine wichtige Rolle eingeräumt hat, das war sehr nachvollziehbar angesichts der Geschichte. Dementsprechend war es auch für beide Seiten nachvollziehbar, was zwischen ihnen steht, zumal Sage ja quasi selbst eine Indy war und es so besser als jede andere verstehen konnte. Das Ende ist daher genau richtig. Aber eins hätte ich doch gerne ausführlicher gehabt: Den Wettbewerb. Da hatte ich mir echt einige spannende Szenen vorgestellt. Auch wenn es am Ende genau richtig irgendwie war, aber lieber ein paar andere Passagen was kürzer gehalten und dafür mehr Wettbewerb.

Fazit: Tarah DeWitt hat mich mit ihrem Debüt in Deutschland auf jeden Fall zu unterhalten gewusst. Ich hätte mir bei „Sterne, die im Sommer tanzen“ zwar ein paar Aspekte gerne etwas anders ausgemalt, aber es war das perfekte Kleinstadt-Feeling, es passt genau in die Stimmung der Jahreszeit und die beiden als Paar haben tatsächlich ein paar Sterne zum Tanzen gebracht.

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Veröffentlicht am 21.06.2024

Ein typischer zweiter Band mit Tücken und Highlights

Coldhart - Deep & Shallow
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Ich habe wirklich einen großen Gefallen an Lena Kiefer und ihren spannenden Trilogien rund um ein Liebespaar inmitten eines Verbrechens gefunden. Aber natürlich ist auch zu sagen, drei Bücher sind jeweils ...

Ich habe wirklich einen großen Gefallen an Lena Kiefer und ihren spannenden Trilogien rund um ein Liebespaar inmitten eines Verbrechens gefunden. Aber natürlich ist auch zu sagen, drei Bücher sind jeweils eine Hausnummer, da muss man wirklich auch so viel zu erzählen haben. Kiefer hat das mit der „Westwell“-Reihe, wie ich finde, gut hinbekommen, aber der Mittelband ist immer ein wenig der, der über alles entscheidet. Wie also nun bei „Coldhart“?

Für mich ist es ein typischer Zwischenband geworden. Es ist immer noch gut wegzulesen, aber das Geschehen setzt sich im Gegensatz zu Band 1 natürlich mehr. Die Impulse sind nicht mehr so neu und wenn dann die beiden Hauptfiguren auch viel auseinandergehalten werden, dann wird es immer holpriger. Dass Eli und Felicity in Band 1 so gut miteinander funktioniert haben, war natürlich das große Geschenk, denn das ist für so eine Erzählung sooo wichtig. Dementsprechend war es an einigen Stellen schon etwas anstrengend, weil sie soweit auseinandergehalten werden, ehe es sich dann doch langsam ändert und die Interaktionen wieder mehr werden und letztlich auch so innig, dass wieder die Stimmung aus Band 1 da ist. Diese Durstrecke wird natürlich immer wieder durch sehr spannende Momente abgefangen. Das muss ich auch wieder sagen: Das Timing stimmt. Es gibt nicht den großen Höhepunkt, nein, Kiefer baut immer wieder kleine Highlights ein, so dass das Lesen auch echt schnell geht.

Dennoch muss ich auch sagen, dass ich mich an gewissen logischen Aspekten etwas gestört habe. Ich meine damit nicht die Momente, in denen sehr deutlich wurde, dass Eli, aber tendenziell mehr Felicity, völlig aus dem Bauch heraus agiert haben. Da erwarte ich keinen Verstand, weil sonst wäre es keine Bauchentscheidung. Aber es gab Entwicklungen, die nach einem Plan klangen und aber gar nicht so recht zusammenpassen wollten, vor allem wenn man bedenkt, wie oft Eli betont, dass er niemanden in Gefahr bringen will. Sei es Alec zum Flughafen oder generell, dass Themen wie Handyüberwachung etc. nie ein Thema sind. Das bringt schon an manchen Stellen etwas raus. Aber ich lese natürlich auch nicht in der Hauptsache einen Thriller, das ist mir auch klar. Insgesamt gibt es dennoch gewisse Punkte, wenn sie so stark auffallen, dann sind sie auch nicht ideal.

Was mir als Weiterentwicklung aber gut gefallen hat, das ist die Tatsache, dass Elis Schale immer mehr aufbricht. Das war mir wirklich sehr wichtig. Auch wenn ich es mochte, dass es so einen Sprung von dem jungen Elijah zu dem älteren Eli gab, so war immer klar, der Junge von damals steckt noch in ihm drin und ihn jetzt wieder zu erleben, das war echt emotional. Gerade die Beziehung zu Jess war immer so besonders und sie war im ersten Band echt seltsam, wenn man die Vorgeschichte kennt. Umgekehrt hat aber auch Felicity ganz neue Baustellen. Ich finde es an ihr gut dargestellt, dass sie sich schwer damit tut, ihren Platz zwischen den Welten zu finden. Ich bin für die als Figur tatsächlich auch mehr gespannt, wie es in Band 3 ausgeht. Eli hat seinen Weg eigentlich schon gefunden, muss aber den Ballast noch loswerden, aber Felicity hat sich selbst eigentlich noch gar nicht gefunden. Ich war auch überrascht, wie hier in Band 2 ganz schnell alles zu Grant auf den Tisch kam. Im ersten Band fand ich es etwas seltsam, dass so offensiv damit umgegangen wurde, wer Felicitys Vater in Elis Leben ist, aber da es nun ein offenes Geheimnis ist, wurde schon ein gewaltiger Schritt gemacht, der auf der Handlungs- und Figurenebene viel Input beschert.

Fazit: Der zweite Band zu „Coldhart“ hat ein bisschen mit logischen Fehlern und der räumlichen Trennung des Liebespaares zu kämpfen, aber mit dem nun offenen Geheimnis ist inhaltlich schon viel Boden gut gemacht worden und die Figuren entwickeln sich konsequent weiter. Ich bin schon sehr gespannt auf Band 3!

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Besticht mit sehr individuellen Persönlichkeiten

Two Wrongs make a Right
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Chloe Liese hat in den USA tatsächlich schon einige Bücher veröffentlicht, aber ihre Reihe rund um die Wilmot-Sisters ist nun tatsächlich die erste, die auch für den deutschen Buchmarkt übersetzt wurde. ...

Chloe Liese hat in den USA tatsächlich schon einige Bücher veröffentlicht, aber ihre Reihe rund um die Wilmot-Sisters ist nun tatsächlich die erste, die auch für den deutschen Buchmarkt übersetzt wurde. Fake-Dating hat mich als Thema dabei sicherlich am meisten angesprochen, aber auch das Cover selbst, weil es das Paar gemeinsam in den Fokus stellt und dabei mit Tattoos und Brille auch auf besondere Merkmale setzt, die mir gleich aufgefallen sind.

Ich habe „Two Wrongs Make a Right“ als Hörbuch konsumiert. Dabei war sicherlich nicht das Argument, dass die beiden Sprecher Christiane Marx und Oliver Kube auch im echten Leben ein Paar sind, auch wenn von Argon zurecht dafür geworben wurde. Aber ich habe inzwischen immer mehr Hörbücher zwischen und weiß das ganz eigene Erlebnis dabei auch immer mehr zu schätzen. Grundsätzlich kann ich auch sofort wieder sagen, dass mir beide Stimmen sehr gut gefallen haben. Bei Kube will ich auch erwähnen, dass er als Hörbuchsprecher sich nicht künstlich abmüht, eine Frauenstimme nachzumachen. Es gibt da ein paar Sprecher, da muss ich mir dann erst einfühlen, um das besser wegfiltern zu können, aber das ist hier überhaupt kein Problem. Kube liest das wirklich sehr respektvoll und ich bin mit beiden Stimmen gut durch die Geschichte geglitten.

Gleich am Anfang des Romans erfolgt eine kurze Erklärung zu neurodivergenten Menschen und dass sich Autorin Chloe Liese um eine authentische Darstellung bemüht hat. Das fand ich gleich sehr interessant, denn ich finde es speziell bei Liebesromanen, New Adult etc. immer spannender, wenn eine Thematik dabei ist, die man nicht schon tausend Mal gelesen hat, sondern neuer Input, ganz einfach Erweiterung des eigenen Horizonts. Deswegen war ich durchaus gespannt, muss aber sagen, dass sich relativ schnell das Gefühl eingestellt hat, dass ich von Bea und Jamie da jeweils mit ihren Eigenarten nicht viel angeboten bekommen habe. Das erste Viertel nehme ich nochmal raus, weil gerade bei der Einführung der beiden Figuren natürlich damit gearbeitet wurde, worin ihre besonderen Seiten bestehen und womit sie sich im Alltag schwerer tun. Auch die ersten Begegnungen sind davon geprägt, ebenso warum die beiden unbedingt verkuppelt werden sollen. Doch danach verliert sich das immer mehr und es gab kaum noch Stellen, in denen ich etwas anderes als eine ganz normale Liebesgeschichte wahrgenommen habe. Da hätte ich mir also tatsächlich etwas mehr gewünscht.

Ansonsten habe ich aber eine überzeugende Liebesgeschichte bekommen, weil gerade Jamie als Figur sehr, sehr liebenswert ist. Dass er Kinder als Kinderarzt sofort um den Finger wickeln kann, das war eindeutig in allen Sequenzen sofort ans Herz gehend, aber auch sonst hat er sich Bea gegenüber stets sehr respektvoll und liebevoll gegenüber verhalten. Bea ist da durchaus etwas schrulliger, aber ich fand ihre Persönlichkeit mit sehr vielen kleinen Details aufgebaut, was mich sehr gut unterhalten hat. Sie ist etwas anstrengender und sie ist auch diejenige, die das Fake Dating viel exzessiver vorantreibt, aber bei beiden Figuren wird schnell klar, dass aus Fake ganz viel Echtes entwächst. Dabei mochte ich auch das Tempo der Annäherung. Erst die große Skepsis, dann über das Handy gleich so eine ehrliche Kommunikation, fernab von allen Einflüssen, dann die Zweckgemeinschaft und über das Körperliche all die Seiten, die sich nicht mehr wegpacken lassen. Spätestens als sie sich emotional mit allen Seiten öffnen, konnte man gegen die beiden als Paar auch nichts mehr haben. Mit dem Teil zu Juliet gibt es auch noch einen recht schweren Teil, den ich aber angemessen fand, auch weil es bei Beas eigener Geschichte einen Bogen geschlagen hat. Generell stimmte die Zusammensetzung auch mit Handlungsentwicklung, Nebenfiguren wirklich sehr gut. Langweilig wurde mir in jedem Fall nicht.

Fazit: Chloe Liese werde ich jetzt auf jeden Fall auf dem Zettel haben. Zwar hätte ich mir zu der Neurodivergenz doch etwas mehr Input gewünscht, aber wenn ich das mal ausklammere, dann habe ich zwei sehr individuelle Figuren bekommen, die eine wirklich schöne Liebesgeschichte geschrieben bekommen habe, die ich mit allen Facetten mochte.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Reihe kann ich zufrieden gehen lassen

Let's Be Free
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Die gemeinsame Buchreihe von Anabelle Stehl und Nicole Böhm wurde ursprünglich mit zwei Bänden angekündigt. Nach dem zweiten Band hatten wir zwar einen Punkt erreicht, mit dem man durchaus leben konnte, ...

Die gemeinsame Buchreihe von Anabelle Stehl und Nicole Böhm wurde ursprünglich mit zwei Bänden angekündigt. Nach dem zweiten Band hatten wir zwar einen Punkt erreicht, mit dem man durchaus leben konnte, aber dennoch fühlte es sich so an, als ob noch einmal große Baustellen möglich wären. Im Grunde könnte man die Geschichte ohnehin um Kapitel um Kapitel erweitern, denn wir wissen selbst, dass das persönliche Wachsen niemals aufhört, aber nachdem ich den zum Glück noch geschriebenen dritten Band gelesen hatte, wurde mir klar, ja, das fehlte noch, jetzt ist es runder.

Die einzige Perspektive, die ich vielleicht etwas ausklammern möchte, ist die von Ariana, denn ich denke, dass sie als Figur schon wirklich an einem Punkt war, an dem sie mit sich im Reinen war. Den beiden Autorinnen ist für sie zwar auch nochmal was eingefallen, was ich auch spannend war, aber es war für sie als Charakter nicht nochmal der Meilenstein, den die drei anderen bekommen haben. Aber Ariana gehört zu den vier dazu und es ist eigentlich ohnehin immer wieder wunderschön, wie selbstverständlich sie nach einem SOS zusammenkommen und dann diese gemeinsamen Freundschaftsmomente genießen können. Das emotionalste Thema war aber sicherlich das von Tyler. Es war in Band 2 schon der große Schritt, es seiner Gruppe anzuvertrauen. Aber es ist noch einmal etwas ganz anderes, es mit einem weiteren Kreis zu teilen und vor allem die Person, die den Missbrauch begangen hat, für ihre Taten verantwortlich zu erklären. In dem Zusammenhang fand ich sogar den großen Streit zwischen Tyler und Shae sehr wertvoll, weil diese beiden Figuren sich so viel bedeuten und das unterstrichen hat, wie solches Trauma auch sich liebende Menschen belasten und auseinandertreiben kann.

Umgekehrt fand ich es aber auch extrem interessant, wie Tylers Beziehung dargestellt wurde. Ich musste bei Lily ein wenig an Sophia Thiel denken, die ihre Geschichte auch ausgiebig über Social Media geteilt hat. Lily ist nun keine Hauptfigur, weswegen ich es auch okay fand, sie irgendwann sich selbst zu überlassen. Aber dennoch fand ich es bewundernswert, wie Lily und Tyler an einen Punkt kamen, an dem nichts mehr ging. Erwachsene Geschichten in diesem Punkt findet man doch so selten, deswegen bin ich dankbar. Generell muss ich auch sagen, dass die zentralen männlichen Hauptrollen auch wirklich toll geschrieben sind. Seien es auch Cam und Casey, aber auch Oliver. Sie sind völlig unterschiedlich als Typus, aber unterm Strich tolle Unterstützer, sehr sensibel und einfach zum Schwärmen.

Auch wenn die vier eigentlich immer alles unter sich aufgeteilt hatten, aber Shae wirkte ein wenig wie die zentrale Stimme, wahrscheinlich auch weil sie die sehr persönliche Verbindung zu der Agentur hat und immer ihrem Onkel geschrieben hat. Als wäre sie daher eine Erzählerin, die noch über allem steht. Sie also noch einmal durch so eine Selbstrealisierung zu schicken, war in jedem Fall sehr wertvoll. Es wurde sicherlich etwas übertrieben, wie sie sich überall einmischte, weil mir das bis dato nicht als so negativ aufgefallen ist, möglicherweise, weil ich auch selbst ein ganz ähnlicher Typus bin. Aber dennoch war es das richtige Mittel, damit Shae auch ihre Rolle in der Agentur hinterfragen konnte. Ich fand es dann auch gut, dass ihre Beziehung zu Cam nicht mehr herausgefordert wurde. Letztlich haben wir dann noch Evie und besonders bei ihr sind auch die diversen Projekte immer gut festzumachen, sei es das Umweltprojekt, sei es Missbrauchsopfern eine Stimme geben, weil sie mit ihren Fotoideen noch einmal eine ganz eigene Note hinzugibt. Letztlich ist es aber dann doch vor allem ihr Verhältnis zu ihrer Sexualität, das noch einmal ausgiebig besprochen wird. Das ist ein noch so seltenes Thema in diesem Bereich und ich fand es toll umgesetzt, vor allem weil es nicht überhastet erzählt wurde, damit Evie quasi ‚geheilt‘ ist. Generell kann man da auch Tyler noch hinzunehmen, der auch noch einen weiten Weg vor sich hat, aber Band 3 hat es geschafft, dass ich endgültig sage, die sind alle auf einem guten Weg, die bekommen das jetzt hin.

Fazit: Ich fand die „Let’s Be“-Reihe wirklich sehr wertvoll, weil sie das besondere Gefühle der Freeform-Serie „The Bold Type“ wunderbar auf die Seiten gezaubert hat. Die Reihe fühlt sich jetzt in allen Aspekten rund an und ich habe die finalen Abenteuer der vier mit Anhang noch einmal sehr genossen!

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Veröffentlicht am 11.06.2024

Spicy Wissenschaftsnerds

Not in Love – Die trügerische Abwesenheit von Liebe
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Ali Hazelwood ist mir natürlich ein Begriff, aber „Not in Love“ ist tatsächlich mein erstes Buch von ihr. Mich hat speziell bei diesem Buch gereizt, dass es sich thematisch offenbar etwas wissenschaftlich ...

Ali Hazelwood ist mir natürlich ein Begriff, aber „Not in Love“ ist tatsächlich mein erstes Buch von ihr. Mich hat speziell bei diesem Buch gereizt, dass es sich thematisch offenbar etwas wissenschaftlich orientieren will. Das hatte mich von der Prämisse her ein wenig an Susannah Nix und ihre „Chemistry Lessons“ erinnert, wobei ich da etwas enttäuscht war, wie wenig ‚nerdig‘ die Geschichte letztlich doch war.

Bei „Not in Love“ lässt sich das Urteil auf eine Art und Weise auch fällen, aber aus einem ganz anderen Grund. Es ist durchaus so, dass wir Protagonistin Rue bei ihrem Arbeitsalltag begleiten und man auch durch die ganze Firma, für die sie arbeitet, tief in wissenschaftliche Kontexte und vor allem den Arbeitsalltag dort eintaucht. Das fand ich eigentlich wirklich positiv, auch weil es bei Liebesgeschichte so nicht oft auftaucht, da sind andere Berufsfelder oft viel attraktiver einer größeren Leserschaft zu verkaufen. Dennoch war ich letztlich überrascht, zumal ich vom Ruf her Hazelwood auch eher zu den humoristischen Liebesromanautorinnen gepackt hätte, wie groß der Anteil an spicy Szenen war und auch auf eine Art und Weise, dass es mir fast zu viel war. Es war weniger, wie oft es solche Szenen über die Buchlänge gab, sondern mehr konkrete Darstellung. Es ist schließlich nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Mal, dass ich ein solches Buch lese und da war augenscheinlich, dass es für mich eine Richtung hatte, die ich nicht so gerne lese, aber das ist totale Geschmackssache, je nach Vorliebe wird es andere wahrscheinlich sehr willkommen beim Lesen sein.

Zum Glück ist es aber nicht so, dass die expliziten Szenen den ganzen Bucheindruck überschatten. Auf eine Art passte es auch zu den Figuren bzw. hat sich keinesfalls widersprochen. Denn beide haben eine schwere Geschichte hinter sich und vor allem familiär nie wirklich Rückhalt erfahren. Während Eli in seinen Freunden eine richtige Familie gefunden hat, die ihn aber dennoch auch seine Freiheit immer noch sehr genießen lässt, kennt Rue das weniger. Sie hat Tisha und sie hat auch ihre Chefin Florence, aber dennoch ist sie vor allem eine Einzelgängerin, die sich auch in sozialen Kontexten sehr schwer tut, aber dennoch sich gerne auf eine Art austobt. Das ist schließlich auch der Grund, warum sich die beiden Figuren kennenlernen. Ich fand ihr erstes Aufeinandertreffen gut gemacht und es war dabei vor allem wichtig, dass es genau da noch nicht zu mehr gekommen ist, da so gleich die Grundlage gelegt wurde, dass es zwei Figuren sind, die vieles für sich behalten, sich aber gegenseitig sehr private Aspekte anvertrauen können. Das hat mich gleich überzeugt, denn wenn bedingungsloses Vertrauen nicht selbstverständlich ist, dann sind solche Szenen gleich eine besondere Grundlage, von der aus man miteinander arbeiten kann.

Im Verlauf fand ich auch, dass das Buch sich genug tiefgründige Momente gönnt. Die Sprache brachte mich zwar manches Mal raus, aber es ist oft dann doch noch mehr daraus geworden, aus dem die Figuren gut ausgearbeitet wurden. Ich habe beide auf eine Art lieb gewonnen. Rue mehr als individuelle Person, weil sie schon ungewöhnlich war und dadurch faszinierend. Dafür war Eli mehr der, der durch die Personen um ihn herum sehr interessant wurde. Sein Freundeskreis mit all den Schichten, die Schwester, aber natürlich auch, wie respektvoll er in Rues Leben eingetreten ist. Auch auf der Handlungsebene war ich zufrieden. Es war eine Geschichte, die sich zwar irgendwie absehbar gestaltete und sie hatte auch nicht so viele Wendungen, weil wie gesagt, die expliziten Szenen dafür auch zu viel Raum eingenommen haben, aber es war letztlich rund und ein Ende, was sehr, sehr viel richtig gemacht hat. Für Rue und Eli alleine, aber auch für sie als Paar.

Fazit: Ich weiß nicht, wie Ali Hazelwoods Stil sonst ist, aber mir war es anteilig doch zu sehr spicy und auch in der Art nicht so meins. Aber das wäre für mich kein Grund, ein Buch abzubrechen und das wäre bei „Not in Love“ auch schade gewesen, denn ansonsten ist es eine sehr runde Geschichte, mit gut ausgearbeiteten Figuren, vielleicht was wenig Handlung, aber dafür auch mit wissenschaftlichen Themen ein ungewöhnlicher Rahmen. Es gab also starke Pro-Argumente, aber auch Contra-Argumente. Aber ich würde auf jeden Fall so gerne nochmal was von Hazelwood lesen, um zu ergründen, ob die Stilistik generell so ist.

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