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Veröffentlicht am 21.10.2019

Fantasy im angenehmen Maße

Lovely Curse, Band 1: Erbin der Finsternis
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Ich unterstütze deutsche Autoren wahnsinnig gerne, da sie manchmal auf dem deutschen Buchmarkt kaum präsent erscheinen. Daher ist Kira Licht mir schon länger ein Begriff, gelesen habe ich von ihr bisher ...

Ich unterstütze deutsche Autoren wahnsinnig gerne, da sie manchmal auf dem deutschen Buchmarkt kaum präsent erscheinen. Daher ist Kira Licht mir schon länger ein Begriff, gelesen habe ich von ihr bisher aber noch kein Buch und das liegt daran, dass sie im Fantasygerne schreibt, wo ich nicht immer so glücklich bin. In diesem Genre muss es bei mir sofort Klick machen, damit ich weiterlese und in der ohnehin viel zu spärlichen Lesezeit selektiere ich dann natürlich und scheue auch oftmals das Risiko. Nun strahlte mich aber „Lovely Curse“ an, durch ein tolles Cover, aber auch durch einen Klappentext, nicht regelrecht Phantasie schrie. Also habe ich doch mal wieder das Risiko gewagt und vor allem Autorin Licht kennengelernt.

Ich habe wie erhofft gut in die Geschichte hineingefunden, es hat also Klick gemacht. Ich hatte direkt eine Verbindung zu Aria, die das Schicksal mit dem Tod ihrer Eltern hart getroffen hat und die sich ein neues Leben auf der Farm ihrer Tante und ihres Onkels aufbauen muss, was ein ziemlicher Kontrast zu ihrem Leben in New York ist. Der Handlungsverlauf wird schnell typisch für ein Jugendbuch, denn es geht vor allem um Aria, wie sie sich an der neuen Schule zurechtfinden muss und sich dabei Anfeindungen ausgesetzt sieht. In der neuen Schule sind alle eine eingeschworene Gemeinschaft, so dass es ihr mit dem Anschluss schwerfällt.

Etwas augenrollend habe ich dann zur Kenntnis genommen, dass sich gleich zwei Jungs für Aria interessieren. Auf der einen Seite Simon, der nahezu perfekt wirkt, freundlich und aufgeschlossen ist und auf der anderen Seite Dean, der etwas Düsteres ausstrahlt und einen gewissen Ruf hat. Es ist immer wieder lustig, wenn Neue an eine Schule kommen und sofort streiten sich gegensätzliche Typen um einen. Zudem nimmt dieses Liebesdreieck auch viel Zeit ein, so dass sogar ich mich an einer Stelle gefragt habe: „Wo bleibt jetzt eigentlich der Fantasy-Anteil?“ Ganz so drastisch war es natürlich nicht, aber diese Entwicklung war doch sehr zeitraubend. Wenigstens hat sich das Liebesdreieck dann noch recht überraschend entwickelt, so dass es nicht gänzlich stereotyp wurde.

Die Fantasy-Elemente schleichen sich langsam in die Geschichte. Neben den Wetterkapriolen, die extrem erscheinen wird es erstmals seltsam, als Aria mit weißen Haaren aufwacht, die auch nicht mehr zu ändern sind. Zudem taucht ein weißes Pferd auf, das ihr nicht mehr von der Seite weicht. Da der Klappentext wirklich kaum etwas hergegeben hat, war ich wirklich überrascht, wie sich nach und nach ein neues Element offenbart hat und auf welches Mysterium die Geschichte letztlich zugesteuert ist. Das hat mir wirklich gut gefallen, zumal es eben so langsam geschah, so dass ich mich einwandfrei orientieren konnte und nicht von einer gänzlich neuen Welt erschlagen wurde. Nur am Ende des ersten Bandes, der noch einmal mit einem erstklassigen Cliffhanger endet, kam dann vieles auf einmal, so dass man sich dann schon wieder überfordert fühlte. Hier hat man aber deutlich gemerkt, dass es in Band 2 dann richtig zur Sache gehen wird und da freue ich mich drauf. Gut, dass ich Kira Licht nun endlich eine Chance gegeben habe!

Fazit: Mit meinem ersten Werk von Kira Licht, „Lovely Curse“, mache ich gleich alles richtig. Denn hier haben wir es vorderhand mit einer typischen Jugendgeschichte zu tun, in der sich nach und nach die Fantasy erst entfaltet. Dies war bis auf Kleinigkeiten ganz nach meinem Geschmack, so dass es von mir eine Leseempfehlung gibt.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Toller französischer Import

Never Too Close
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Es ist schon etwas komisch, wenn man darüber nachdenkt, dass das noch relativ junge Genre New Adult auf dem deutschen Buchmarkt fest in den Händen von US-amerikanischen und deutschen Autorinnen ist. Das ...

Es ist schon etwas komisch, wenn man darüber nachdenkt, dass das noch relativ junge Genre New Adult auf dem deutschen Buchmarkt fest in den Händen von US-amerikanischen und deutschen Autorinnen ist. Das männliche Geschlecht und andere Länder tun sich da doch sehr schwer. Woran das liegt? Da habe ich keine wirkliche Vermutung. Nun ist mit Morgane Moncomble aber erstmals eine französische Autorin mit „Never Too Close“ vertreten und ich habe mich wahnsinnig auf diesen Roman gefragt. Zum einen weil ich gerne jungen, neuen Autoren mein Gehör schenke, zum anderen ist Paris mal ein völlig neues Setting und auch die Mentalität zwischen Deutschen und Franzosen ist so unterschiedlich, obwohl es sich ja um Nachbarländer handelt.

Ich habe mich unheimlich schnell und intensiv in diese Lektüre vertieft, da von Anfang eine Verbindung da war. Das liegt natürlich vor allem an der Hauptfigur Violette, deren Perspektive den Einstieg dominiert. Man merkt gleich, dass man es bei ihr mit eine frechen, vorlauten, ehrlichen und einfach herzenslieben Person zu tun hat, die sicherlich auch ihre Fehler hat, die aber von Anfang mit ihrem Charme alles in den Bann zieht. Wäre es über sie nicht schon so einfach gewesen, dann wäre es definitiv mit Loan der Fall gewesen, der noch einmal eine ganze Schippe sympathischer ist. Bei ihm wird gar kein Bad Boy-Image aufgenommen, er ist einfach ein klasse Typ, der auch nicht hintenrum als Nerd um die Ecke kommt. Wenn mich die Figuren jeweils einzeln schon überzeugen, dann ist es für die Paarung dann selbst meistens nur ein Kinderspiel.

In der Frage, ob Mann und Frau platonische Freunde sein können, gibt es zwei Lager. Entweder man ist felsenfest davon überzeugt, oder man ist es eben nicht. Ich gehöre zur ersten Fraktion, weswegen ich es immer etwas schade finde, wenn in diesem Genre dann so stereotyp aus besten Freunden doch noch ein Paar wird. Denn eigentlich belegen sie ja dann, dass es nicht möglich ist, was wiederum nicht meiner Meinung entspricht. Ich bin da aber nicht so festharrend in meiner Meinung, dass ich mich nicht noch frei auf die Geschichte einlassen kann und das hat sich in diesem Fall gelohnt. Wie vermutet, da mich die Figuren schon einzeln überzeugen konnten, hatten sie es als Paar spielerisch leicht. Zunächst ihre höchst vertrauten Interaktionen, die sich nach und nach sexuell aufladen, bis es dann schließlich zur Explosion kommt, woraufhin dann ganz neue Emotionen warten. All das habe ich miterlebt und das auch überzeugend.

Dennoch habe ich an kleineren Stellen etwas zu meckern, denn die perfekte Geschichte ist es dann eben doch nicht. Emotional war ich wie gesagt mittendrin, aber auf technischer Seite gab es ein paar holprige Stellen. Sowohl Violette als auch Loan haben eine dramatische Vergangenheit, die ich im Grunde auch gut eingewoben empfand, zumal es die Handlungsweisen der Figuren nachvollziehbar gemacht hat. Leider sind diese Geschichten doch zu sehr an der Oberfläche geblieben. So hat Violette mit Panikattacken zu kämpfen. Was diese genau ausgelöst haben und wie sich diese früher dargestellt haben, wurde aber außen vorgelassen. Auch bei Loans Mutter wurde nur an der Oberfläche gekratzt, was ich doch etwas schade fand. Wenn man sich solch ernsten Themen annimmt, dann muss man auch bereit sein, in die Tiefe zu gehen. Kritisch sehe ich definitiv auch die Art und Weise, wie die beiden sich letztlich von ihrer Freundschaft lösen. Dass Freunde sich vielleicht gegenseitig in sexuelle Erfahrungen einweisen, ja, gibt es und das zuhauf, aber dass man sich gegenseitig trainiert, wenn man in einer Beziehung ist, nee, das ist mir etwas säuerlich aufgestoßen, weil die Handlung das nicht nötig hatte.

Fazit: Moncomble hat mich vom Fleck weg mit ihrem ersten Roman „Never Too Close“ überzeugen können, denn gerade die gut ausgearbeiteten Figuren und die erzeugten Emotionen funktionieren hervorragend. Schade ist nur, dass die Handlung bei den ernsten Themen an der Oberfläche kratzt, aber das finde ich gerade bei einem Debut absolut verzeihbar. An der Französin bleibe ich auf jeden Fall dran!

Veröffentlicht am 08.10.2019

Märchen brauchen keine Fortsetzung

Cinder & Ella
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„Cinder & Ella“ von Kelly Oram wurde von Anfang als Neuinterpretation eines Märchenklassikers beworben. Dieser Eindruck hat sich bei der Lektüre des ersten Teils auch absolut aufgedrängt, denn die Geschichte ...

„Cinder & Ella“ von Kelly Oram wurde von Anfang als Neuinterpretation eines Märchenklassikers beworben. Dieser Eindruck hat sich bei der Lektüre des ersten Teils auch absolut aufgedrängt, denn die Geschichte ist märchenhaft und hat viele Elemente, die auch das klassische Cinderella-Märchen zu bieten hatte. Daher gab es am Ende auch ein Happy End, ein zufriedenstellendes. Dennoch ist relativ schnell bekannt geworden, dass es noch einen zweiten Band geben wird, der sich der Zeit nach dem Happy End widmet. Die Skepsis war von Anfang groß bei mir, denn Märchen brauchen keine Fortsetzungen. Sie leben davon, dass die Geschehnisse nach dem „Und wenn sie nicht gestorben sind…“ für immer ein Geheimnis bleiben werden. Daher sind auch die weiteren Teile von einigen Disney-Verfilmungen, die teilweise auf Märchen beruhen, meist qualitativ zurückstehend. Kann Oram mit dem zweiten Teil nun das Gegenteil beweisen?

Ich habe gut in den zweiten Band hineingefunden, da er nahtlos an den ersten anknüpft. Wir sind also mitten dabei, wie sich Ella und Brian erst jetzt so richtig kennenlernen, von Angesicht zu Angesicht, aber halt nein?! Das passiert ja gar nicht! Relativ schnell driftet die Geschichte nämlich in das neue Starleben von Ella ab, das nur so von Absurdität und übertriebenen Entwicklungen geprägt ist. Was eigentlich so schön anfing mit Paarmomenten, Schwesternmomenten, einem besinnlichen Weihnachtsfest, wird leider zu einer oberflächlichen Betrachtung des Lebens eines Stars, was überhaupt nicht zu der süßen Liebesgeschichte passt, die wir im ersten Band so gefeiert haben.

Mit Ellas Selbstzweifeln bezüglich ihrer Narben haben wir wenigstens noch ein Thema, das konsequent an ihre Situation erinnert, aber ansonsten werden die therapeutischen Sitzung, die Physiotherapie und weitere medizinische Eingriffe einfach unter den Tisch gekehrt. Genau das waren aber die Stärken von Band 1, wo Oram vor einer einfühlsamen Geschichte noch keine Distanz gewahrt hat. Zwar haben wir noch das Thema der Narben, aber dieses wird durch Dessous- und schließlich sogar Nacktshootings in Bahnen gelenkt, wo ich nur noch den Kopf schütteln konnte. Die Botschaft, die Ella damit nach außen tragen sollte, finde ich zwar wichtig und nachvollziehbar, aber in ihrem ganzen Entwicklungsprozess, der auch daraus besteht, dass sie Brian körperlich kaum an sich heranlässt, wirkt es überstürzt und unlogisch. Als authentisch empfinde ich all das nicht mehr.

Auch die übrigen Entwicklungen sind von extremem Drama geprägt, so dass die dargebotenen Szenen (aufdringliche Fans, ein als Passant getarnter Gossip-Reporter und ein großer Streit mit Ellas Vater) aufgesetzt und unnatürlich wirken. Sie sollen Botschaften vermitteln, das ist klar, aber Band 1 ist auch ohne diese übertriebene Dramatik ausgekommen und konnte dennoch überzeugen. Es ist auch einfach nur lächerlich, wenn Ella, nur weil sie die Freundin eines bekannteren Mannes ist, selbst zum größten Star der Welt wird und nur so kann man all die Erzählungen und die Werbung um sie als Klientin interpretieren. In all diesem Wirrwarr gefällt mir wenigstens, dass Ella als Person stabil bleibt. Sie ist immer noch die intelligente junge Frau, die eine klare Meinung vertritt, die aber auf ihr Äußeres ihre Selbstzweifel aufbaut. Sie bleibt in all dieser Oberflächlichkeit auf dem Boden und sorgt für die ein oder andere starke Retourkutsche. Ansonsten kann ich in dieser überhastet erzählten Geschichte, in der auch viele heimliche Helden des ersten Bandes zu kurz kommen, nicht viel abgewinnen.

Fazit: Leider bestätigt die Fortsetzung von „Cinder & Ella“, warum man von Fortsetzungen oftmals lieber die Finger lassen sollte. Vor allem Märchen sind in sich abgeschlossen perfekt, hier an Dingen zu rütteln, kann nur schlechter werden. Daher kann ich nur allen unentschlossenen LeserInnen raten, dass sie lieber die Finger von Band 2 lassen sollte, denn er wird zwangsweise eine Ernüchterung folgen, denn die Geschichten haben qualitativ nichts gemein.

  • Einzelne Kategorien
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 20.09.2019

Samantha Young at her best

Boston Nights - Wahres Verlangen
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Ich erinnere mich gerne an die Veröffentlichung von „On Dublin Street“ zurück, weil es der Beginn einer tollen Reihe war, von der ich jeden einzelnen Band verschlungen habe. Leider ist sie anschließend ...

Ich erinnere mich gerne an die Veröffentlichung von „On Dublin Street“ zurück, weil es der Beginn einer tollen Reihe war, von der ich jeden einzelnen Band verschlungen habe. Leider ist sie anschließend etwas in der Versenkung verschwunden, was ich nicht richtig nachvollziehen kann, weil sie eine ganz wunderbare Erzählerin ist, der man Oberflächlichkeit nun wahrlich nicht vorwerfen kann, höchstens überdramatisierte Entwicklungen. Ich habe sie aber nie losgelassen, weswegen ich ihre Bücher nun auf Englisch lese, so auch „Fight or Flight“, das in diesem Jahr auch auf Deutsch unter „Boston Nights“ veröffentlicht wird.

Ich habe wunderbar in die Geschichte hineingefunden und mich insgesamt sehr an die Atmosphäre und an den Stil von „On Dublin Street“ erinnert gefühlt. Es war zwar gänzlich eine andere Geschichte, aber diese wunderbar kreierte sexuelle Spannung, dazu freche Wortgefechte und eine schöne Entwicklung, das waren eben die Elemente, mit denen mich Young von Anfang an begeistern konnte. Auch hier spielt sie ihre Stärken wieder gnadenlos aus, weswegen sich eine sehr kurzweilige Unterhaltung entwickelt hat, von der ich jede Seite mehr als gerne verschlungen habe.

Es ist wirklich keine leichte Aufgabe, die Chemie zwischen zwei Figuren so auf die Spitze zu treiben, dass man in jeder Szene mitfühlt. Oftmals kann man sich mit einem von beiden nicht so recht identifizieren, so dass sich auch manchmal Unverständnis unter den Eindruck mischt. Auch wenn Caleb nun wahrlich als liebster Schwiegersohn eingeführt wird, waren seine Szenen mit der deutlich sympathischer wirkenden Ava von Anfang an von einem gewissen Prickeln begleitet, dem man sich zu keinem Zeitpunkt entziehen konnte. Man ahnte, dass da etwas hinter Calebs Fassade ist und es war wunderbar, Schicht für Schicht seine Persönlichkeit aufzudecken. Und selbst im dunkelsten Moment dieser Geschichte hatte man noch Verständnis für ihn und wenn das geschafft wird, dann spricht das für eine überzeugende Charakterzeichnung.

Selbiges gilt für Ava, bei der auch nicht von Anfang an alle Karten auf dem Tisch liegen. Auch ihre Vergangenheit hat sie maßgeblich beeinflusst und uns wird durch Rückblenden auf spannende Art und Weise ein Mysterium geboten, das sich letztlich auflöst und das einige überraschende Entwicklungen mit sich bringt. Aber auch bei den Nebenfiguren wird viel gute Arbeit geleistet. Hier merkt man, dass Young möglicherweise schon wieder eine weitere Reihe im Sinn hat, auch wenn offiziell noch nichts verkündet ist, aber möglich wäre es mit den Nebenfiguren, von denen einige schon ein sehr scharfes Profil erhalten haben. Mir ist auf jeden Fall klar, dass ich gerne in dieses Buchuniversum zurückkehren würde.

Fazit: Wenn der deutsche Buchmarkt bei Samantha Young etwas schläft, dann hole ich sie mir eben auf Englisch zu mir und davon habe ich auch keine Sekunde bereut. „Fight or Flight“ aka „Boston Nights“ ist eine herrliche kurzweilige Unterhaltung, bei der die Chemie zwischen dem Paar die ganze Geschichte wunderbar trägt. Young at her best eben.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Halb-befriedigendes Wiedersehen mit Erebos

Erebos 2
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Als „Erebos“ vor zehn Jahren erschienen ist, war ich bereits eine fleißige Leserin, aber in diesem speziellen Genre des Jugendbuchs war ich ein gänzlicher Neuling. So gesehen hat mir „Erebos“ das Tor zu ...

Als „Erebos“ vor zehn Jahren erschienen ist, war ich bereits eine fleißige Leserin, aber in diesem speziellen Genre des Jugendbuchs war ich ein gänzlicher Neuling. So gesehen hat mir „Erebos“ das Tor zu einer neuen Welt geöffnet, da ich von nun an gerne Bücher gelesen haben, die die Vor- und Nachteile unserer technologisierten Welt in den Fokus rücken. Zehn Jahre später ist nun die Autorin, Ursula Poznanski, selbst in diese Welt zurückgekehrt und beschert uns ein Wiedersehen mit dem Computerspiel Erebos und der ein oder anderen altbekannten Figur.

Die Faszination von Erebos war mit dem neuen Buch sofort wieder da, zumal die Autorin clevererweise auch mit der Zeit gegangen ist, so dass sich das Computerspiel bzw. die KI nun auch auf dem Smartphone mit GPS und Mikrofon breitmacht und somit immer und überall präsent ist, es scheint kein Entkommen mehr zu geben. Es gibt ein Wiedersehen mit Nick Dunmore, aber wir bekommen eine weitere Perspektive eines neuen Nick, der nun ab Derek heißt und das Spiel zum ersten Mal kennenlernt. Ich fand diese Ergänzung von altem Spieler und Gegner mit neuem Spieler und Faszination sehr gelungen, da man die Kontraste so gut präsentiert bekommen hat. Zudem wurden die Kapitel immer so geschickt gegeneinander gesetzt, dass ein toller Spannungsbogen aufgebaut wurde. Es war also fast unmöglich, das Buch zuzuklappen, da das Bedürfnis weiterzulesen einfach zu groß war.

Durch immer mal wieder auftauchende Zwischenkapitel dürfen wir auch in den Kopf der Person schauen, die Erebos reaktiviert hat, so dass man natürlich auch fleißig rätselt, wer das wohl sein könnte. Das gibt der Geschichte einen weiteren interessanten Kick. Je mehr es aber gegen Ende des Buchs geht, desto mehr hat sich bei mir aber auch eine gewisse Ernüchterung breitgemacht. Die Spannung ist etwas abgeflaut, so dass bei mir das Denken eingesetzt hat. Dabei ist doch deutlich geworden, dass die Charakterarbeit in diesem Buch etwas zu wünschen übriglässt. Nick ist noch wie eh und je, aber seine Freunde verkommen alle zu Schatten von sich selbst, das gilt vor allem für Emily. Bei Derek wiederum wäre viel Gelegenheit gewesen, für ihn ein ausgiebiges Profil zu entwickeln. Aber seine Familiengeschichte, die immer wieder angedeutet wird, wird unter den Tisch gekehrt, genauso wie die Tatsache, dass er zu Jähzorn neigt. Auch seine besten Freunde werden immer nur so nebenbei erwähnt. Dafür, dass das Buch sehr dick ist, ist es doch etwas verwunderlich, dass die Action so weit über der Charakterbildung stand.

Prinzipiell hat mir die Endlösung, dass Erebos aus einem positiven Grund reaktiviert wurde, gut gefallen, denn so hat man einen weiteren Kontrast zum ersten Band aufgezogen. Aber insgesamt ist mir die Motivation dahinter und die Folgen viel zu wenig erklärt werden. Vor allem hat man zum Ende hinaus auch gemerkt, dass etwas vermeintlich Großes aufgebaut wird und dann gibt es einen Peng und alles fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Hier war also viel heiße Luft um nichts. Das letzte Drittel ist definitiv viel zu überhastet abgeschlossen worden, hier hätten weitere 50 bis 100 Seiten sehr gut getan.

Fazit: „Erebos 2“ ist von der Grundidee her erneut absolut gelungen, zumal es auch an die Jetztzeit angepasst wurde und so sehr authentisch wirkt. Wo das Handwerk also stimmt, lässt es leider der Inhalt dann an manchen Stellen fehlen. Etwas mehr Charakterarbeit hätte ich mir gewünscht und das letzte Drittel ist viel zu überhastet beendet worden. Dennoch fand ich es großartig, dass Poznanski sich noch einmal zurückgewagt hat!