Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2019

Süße Familienzusammenführung

True North - Kein Für immer ohne dich
0

Auch wenn Sarina Bowens Reihe „The Ivy Years“ vor der „True North“-Reihe geschrieben wurden, sind sie in Deutschland zur Überbrückung veröffentlicht worden, bis neue Bände aus Vermont übersetzt waren. ...

Auch wenn Sarina Bowens Reihe „The Ivy Years“ vor der „True North“-Reihe geschrieben wurden, sind sie in Deutschland zur Überbrückung veröffentlicht worden, bis neue Bände aus Vermont übersetzt waren. Das hat man der älteren Reihe, aber mit jüngeren Charakteren, doch oftmals angemerkt, da das Storytelling wahrlich nicht so ausgebildet ist, wie ich es bei „True North“ empfinde. Daher habe ich mich riesig gefreut, dass mit Band 4 und dem Untertitel „Kein für immer ohne dich“ nun endlich wieder etwas Neues von meiner Lieblingsreihe von Bowen anstand.

Ich liebe wirklich diese heimelige Atmosphäre, die in Vermont entsteht, weil alle Charaktere irgendwie miteinander verwoben sind und es sind fast alles Charaktere wie mitten aus dem Leben mit ganz normalen Jobs, wo letztlich nie die Karriere, sondern das Miteinander großgeschrieben wird. Daher fühlt es sich für mich immer wie zuhause an. Zara kannten wir schon aus den vorherigen Bänden und sie hat wahrlich die größte Entwicklung durchgemacht. Von Griffins alter Flamme hin zu Audreys bester Freundin, von der Barkeeperin zur Cafe-Besitzerin und von der wilden Rebellin hin zur liebevollen Mutter. Ich fand es daher schön, dass sie nun im Mittelpunkt der Geschichte stand, zumal wir diese Reise noch einmal aus der ersten Reihe miterleben dürfen. Bowen reist für sie noch einmal aus der Vergangenheit und Schlüsselszenen aus vorangegangenen Bänden werden noch einmal aus einer anderen Perspektive erzählt. Das fand ich sehr durchdacht gemacht, zumal so erst recht der Eindruck bestärkt wird, dass hier alles zusammengehört.

Etwas holprig fand ich dagegen die erste Begegnung mit Dave. Er war der große Unbekannte in der Gleichung, daher war die Spannung auf ihn und seine Persönlichkeit natürlich sehr groß. Mir persönlich hat dieses extreme Alpha-Getue nicht gefallen. Er wirkte zu dominant, zu selbstsicher und zu arrogant. Der erste Eindruck war so wahrlich nicht gut. Der Eindruck legt sich irgendwann und stattdessen bekommt er immer mehr Profil. Letztlich ist mein Kritikpunkt an diesem Band, dass mir diese Entwicklung zu schnell ging und dass mir dabei auch der ein oder andere Moment gefehlt hat, wo ich dachte: Ah ja, das war es jetzt! Es ging doch etwas zu leicht vom überzeugten Junggesellen hin zum liebevollen Familienvater.

Nichtsdestotrotz hat es viele wunderbare Szenen gegeben, als Dave sich an seine Familie mitsamt Baby Nicole gewöhnt, da ist mir oft genug das Herz aufgegangen. Kinder geben solchen Liebesgeschichten automatisch etwas sehr Inniges, wo es schnell von der reinen Körperlichkeit weggeht. Das gefällt mir grundsätzlich gut, da ich die Bücher doch in erster Linie nicht für die erotischen Szenen, sondern für das Gefühl lese. Das wird hier wahnsinnig toll transportiert, auch über Zaras Familienzusammenhalt und über zig andere Aspekte. Ein großer Pluspunkt ist auch, dass das Drama sich wunderbar logisch in die Handlung integriert hat. Hier wurde nichts überinszeniert, stattdessen erleben wir eine Entwicklung, die sich vollkommen natürlich anfühlte. Das ist ohnehin die große Stärke, die ich Bowen zuschreiben möchte.

Fazit: „True North“ ist definitiv die stärkere Reihe von Sarina Bowen und das betont sie auch mit Band 4 ganz wunderbar. Zwar war Dave als Protagonist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und auch seine Entwicklung ging etwas zu leicht, aber insgesamt ist diese Familienzusammenführung mit so viel Herz und Leidenschaft erzählt, dass ich an jeder Seite geklebt habe.

Veröffentlicht am 12.07.2019

Durchschnittliche Liebesgeschichte in tollem irischen Setting

Show me the stars
0

Kyss, das neue Label von Rowohlt, ist mit Neuerscheinungen ja doch noch recht verhalten, was aber andererseits auch den Eindruck entstehen lässt, dass hier mit Sorgfalt ausgesucht wird. Zwar habe ich bisher ...

Kyss, das neue Label von Rowohlt, ist mit Neuerscheinungen ja doch noch recht verhalten, was aber andererseits auch den Eindruck entstehen lässt, dass hier mit Sorgfalt ausgesucht wird. Zwar habe ich bisher erst ein Buch aus dem Programm gelesen, das hat mich aber überzeugt. Dass es noch nicht mehr geworden ist, liegt also definitiv daran, dass ich zu wenig Zeit für zu wenig Bücher habe. Mit Kira Mohn hat man nun auch die erste deutsche Autorin unter Vertrag genommen und ich unterstütze einheimische Autoren wirklich immer gern und gerade in den letzten Jahren haben sich im NA-Genre doch einige Namen bewähren können. Mohns Auftaktband der Leuchtturmtrilogie, „Show Me the Stars“, habe ich nun in der gekürzten Hörbuchversion gehört.

Die Sprecherin, Marie-Isabel Walke, hat für mich gut auf das Buch gepasst, da sie eine Stimme hat, die wirklich gut ins Ohr geht. Zudem zeichnet sie sich durch Varianz in der Stimmfarbe aus, was doch immer wieder eine Herausforderung ist. Manches Mal wirkte sie bei den Frauenstimmen etwas aufgedreht, aber insgesamt ist sie vor allem zu Liv in meinem Ohr geworden und das ist ohnehin der wichtigste Schritt.

Das irische Setting der Geschichte finde ich wirklich traumhaft. Das Land gehört wirklich zu den Orten, die ich gerne mal mit eigenen Augen sehen würde, was für jemanden, der nicht ständig Fernweh verspürt, wirklich etwas aussagt. Diese Sehnsucht nach der grünen Insel konnte nun auch Mohn wieder in mir auflodern lassen, was definitiv aussagt, wie toll sie die Atmosphäre sprachlich kreieren konnte, die sich auch bei mir schon im Kopf eingenistet hat. Gerade der Leuchtturm und die Beschreibungen von der kleinen Insel drum herum waren greifbar und wunderschön. Eigentlich bin ich kein Fan von ausufernden Beschreibungen, aber hier hat sich jeder Satz gelohnt.

Bei der Liebesgeschichte wiederum konnte ich nicht so überzeugend abgeholt werden. Das liegt in meinen Augen vor allem an den beiden Hauptfiguren. Liz wird von der ersten Seite an unheimlich naiv dargestellt. Sei es ihre Schwärmerei für eine Schauspielerin, die sich bis ins höher Alter hineinzieht, die aber doch sehr an eine Teenagerin erinnert oder sei es ihre Unfähigkeit, sich im Haifischbecken Journalismus zu behaupten. Bei Liz ändert sich der Eindruck zum Glück auch schnell wieder, da sie der Aufenthalt auf dem Leuchtturm auch innerlich wachsen lässt. Dennoch bleibt diese naive Art immer unterschwellig bestehen. Bei Kjer wiederum finde ich es sehr schade, dass seine Vorzüge doch sehr lange über Äußerlichkeiten hergestellt werden. Er gewinnt lange kein richtiges Profil und da wir ihn nur durch Liz‘ Augen erleben, müssen wir uns eben mit ihren oberflächlichen Eindrücken zufrieden geben. Das führt zu einigen anderen Aspekten ihrer Liebesgeschichte, die jetzt schon sehr ins Detail gehen, wodurch ich mich aber nie gänzlich auf die beiden als Paar einlassen konnte. Das Ende wiederum war aber gut gemacht, das war ein Happy End, das genau das richtige Maß trifft.

Da ich das Hörbuch in einer Hörbuchrunde mitgehört habe, sind Vermutungen angestellt worden, was in der gekürzten Version alles rausgestrichen wurde. Ich kann es leider absolut nicht nachvollziehen, aber ich habe nach Beendigung der Geschichte das Gefühl, dass mir die Buchversion vielleicht besser gepasst hätte. Einige Nebenthemen wurden nicht ganz sauber beendet und gerade das Gefühl zwischen Kjer und Liz ist vielleicht auch auf der Strecke geblieben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass nur Beschreibungen von der Insel weggekürzt wurden. Vielleicht sollte man da doch besser zur ungekürzten Version oder eben zum Buch greifen.

Fazit: Mit „Show Me the Stars“ habe ich die Autorin Kira Mohn für mich entdeckt. Nach der Lektüre kann ich sagen, dass sie definitiv eine tolle Erzählerin ist, die vor allem in ihren Beschreibungen viel vor dem geistigen Auge entstehen lässt, in diesem Fall Irland und sein Leuchtturm Matthew. Leider hat es für mich an der Liebesgeschichte etwas gehapert, da das Gefühl nicht so aufkommen wollte, wie es bei NA sein sollte. Hier habe ich aber den Verdacht, dass es möglicherweise auch an der gekürzten Hörbuchversion liegen könnte. Da ich das aber nicht nachprüfen werde, muss ich mich jetzt auf das Dargebotene verlassen und das bekommt von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Gelungene Rückkehr nach Woodshill

Hope Again
0

Die „Again“-Reihe von Mona Kasten hat wie eine Bombe eingeschlagen und das auch zu Recht, weil sich hinter den unterschiedlichen Geschichten eine echt gute Autorin versteckte. Die „Save“-Reihe von der ...

Die „Again“-Reihe von Mona Kasten hat wie eine Bombe eingeschlagen und das auch zu Recht, weil sich hinter den unterschiedlichen Geschichten eine echt gute Autorin versteckte. Die „Save“-Reihe von der Art her ganz anders aufgezogen und auch wenn sich hier erneut eine Autorin dahinter verbarg, die ihr Handwerk versteht, war die Magie nicht so groß. Es wäre jetzt müßig, darüber zu diskutieren, was man hätte anders machen können, denn die Reihe ist in sich abgeschlossen und damit abgehakt. Die „Again“-Reihe war es aber nicht und daher war es eine wundervolle Nachricht, als mit „Hope Again“ ein vierter Band angekündigt wurde. Für unheimlich viele Leser wird diese Reihe die Liebe zum NA-Genre geweckt haben und diesen Status verdient sie auch. Daher #backtoWoodshill!

Es war großartig, wieder in diese Welt zurückkehren, da sich trotz der ordentlich vergangenen Zeit zwischen Band 3 und 4 alles sofort wieder vertraut anfühlte. Neben des Settings dann natürlich all die Pärchen der Vorbände, aber auch zahlreiche Nebenfiguren. Zwar hat es bei mir etwas gebraucht, bis es bei Every und Nolan bei mir Klick gemacht hat, aber die Erinnerungen waren schnell wieder da. Ich habe dennoch durch dieses „Vergessen“ gemerkt, dass die beiden sich für mich nicht als Paarung aufgedrängt haben. Da war kein krasses Funksprühen und genau dieses Gefühl hat sich dann bei mir über die gesamte Lektüre hinweg festgesetzt. Everly und Nolan passen sicherlich gut zusammen und sie teilen so viel Intensives und sie sind sich auch sehr ähnlich, aber im Gegensatz zu allen anderen Paaren dieser Reihe gab es leider keinen Wow-Effekt.

Das hat mir die Lektüre aber nicht allzu sehr verdorben, denn mir ist bewusst, dass es seltsam wäre, wenn bei einer Reihe mit unterschiedlichsten Figuren einem alle Pärchen gefallen würden. Zudem muss ich auch sagen, dass sie mir einzeln betrachtet als Figuren echt gut gefallen haben. Nolan hat natürlich etwas sehr Erwachsenes, er sticht heraus, aber dennoch hat er eine nahbare und sehr empathische Seite, die mich einnehmen konnte. Bei Everly wiederum fand ich es genial, dass man mit ihr eine Reise erlebt. Zunächst wirkt sie etwas unscheinbar, auch austauschbar. Aber ihre persönliche Geschichte nimmt immer mehr Raum ein. Man lernt sie dadurch kennen, man wächst mit ihr und sie wächst mit sich selbst. Da, wo mir dann eben das letzte bisschen an Chemie für die beiden zusammen gefehlt hat, da hat es eben an so vielen anderen Stellen funktioniert.

Zudem konnte mir Kasten erneut beweisen, dass sie eine gute Erzählerin ist. Denn das letzte Drittel sticht definitiv heraus. Zum einen ist es der Mann, der gefühlt sehr kopflos agiert, in 90% der Fälle ist es eigentlich die Frau und dann fand ich es einfach großartig, dass es nicht das erwartete stürmische Happy End gab. Gerade an dieser Stelle bin ich sehr mit Everly zusammengewachsen, die keine überstürzte Entscheidung getroffen hat, sondern bedächtig war. Sie hat sich auch nie kindisch verhalten, immer besonnen, das war eine wahre Wohltat. So hat sie auf den letzten Seiten unheimlich viel an Stärke gefunden und dann kam das Happy End dann auch genau richtig. Was ich auch noch loben möchte, ist, dass das Auseinandernehmen von Dawns Geschichte etwas sehr Selbstreflexives hatte, das unterstreicht Kastens Stärke nur auch noch mal.

Fazit: Die Rückkehr zur „Again“-Reihe hat sich für die Autorin in jedem Fall gelohnt. Hier gelingt doch alles spielerisch einfacher. Zwar fehlt Everly und Nolan als Pärchen das letzte Etwas, aber ihre jeweiligen Geschichten und so vieles mehr konnte mich erneut überzeugen.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Wenig Inhalt

With or Without You - Mein Herz gehört dir
0

Geneva Lee ist eine Autorin, mit der ich durchaus so meine Probleme habe. Ihre „Royal“-Saga hat mich überhaupt nicht angesprochen. Mit der „Love Vegas“-Reihe habe ich es ebenfalls versucht, habe aber schnell ...

Geneva Lee ist eine Autorin, mit der ich durchaus so meine Probleme habe. Ihre „Royal“-Saga hat mich überhaupt nicht angesprochen. Mit der „Love Vegas“-Reihe habe ich es ebenfalls versucht, habe aber schnell feststellen müssen, dass mir das Setting und auch die Oberflächlichkeit des Auftaktbandes nicht vom Hocker gehauen hat. Eigentlich hätte ich da ja einen klaren Trennungsstrich ziehen können, aber dennoch konnte ich bei den wunderschönen Covern der „Girls in Love“-Reihe nicht nein sagen. Der erste Band „Now and Forever“ hat mich sogar absolut positiv überraschen können, da die Chemie zwischen den Protagonisten großartig war und zudem eine interessante, ernste Geschichte verarbeitet war. Daher war es natürlich klar, dass ich bei „With or Without You“ auch reinlesen würde.

Jessica hat mich in Jillians Geschichte schon überzeugen können, da sie eine wirklich treue Freundin ist, die immer mit einem offenen Ohr parat steht. Sie nun mit dem Tutor aus dem Kommunikationskurs zusammenzubringen, konnte man vom Verlauf des ersten Bands her schon erahnen, aber ich hätte nie gedacht, dass die sich entwickelnde Beziehung zwischen den beiden so öde gestalten würde. Roman hat in meinen Augen kaum Profil erfahren, er war einfach nur immer lieb und nett. Zudem sind die Gefühle zwischen den beiden in Mexiko ja praktisch sofort übergesprungen, so dass sich nichts langsam aufgebaut hat, bei dem man mitfiebern konnte. Aber auch ansonsten ist überhaupt nichts passiert. Stattdessen Liebe und Sex überall, dazu noch die völlig verrückte Cassie, die ich nach diesem Band auch nicht mehr ernstnehmen kann.

Aber letztlich kam es sogar noch schlimmer. Wenn normalerweise das Drama erzeugt wird, um dem Pärchen Steine in den Weg zu legen, da passierte auch so gut wie nichts. Es wurde zwar eine Geschichte geboten, aber die war inhaltlich doch an den Haaren herbeigezogen. Selbst das Pärchen merkt ja am Ende, wie blöd sie waren. Hier ist also noch nicht mal Spannung aufgekommen. Dann schwebt eine wichtige Person aus Romans Leben in Lebensgefahr, aber er hat nichts besseres zu tun, als sich über die Versöhnung und alles andere mit Jess zu freuen. In dieser Geschichte war in meinen Augen überhaupt nichts rund, weswegen ich mir den letzten Band auch sparen werden.

Fazit: So langsam kristallisiert sich für mich heraus, dass Lee als Erzählerin mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht meinen Geschmack trifft. Zwar fand ich den ersten Band echt gut, aber der zweite bestätigt mir nun wieder überdeutlich, dass mich ihre Geschichten emotional und inhaltlich nicht so packen können. Aber Leser, die schon an all ihren anderen Reihen etwas für sich finden konnten, die werden auch hier zufrieden sein können.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Löst sich nicht logisch genug auf

Kalte Wasser
0

Der Klappentext entsprach genau dem Beuteschema, das ich zuletzt im Bereich des Spannungsromans bzw. Psychothrillers sehr gerne gelesen habe: eine meist weibliche Protagonistin erlebt etwas Schlimmes, ...

Der Klappentext entsprach genau dem Beuteschema, das ich zuletzt im Bereich des Spannungsromans bzw. Psychothrillers sehr gerne gelesen habe: eine meist weibliche Protagonistin erlebt etwas Schlimmes, doch niemand glaubt ihr, so dass sie an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln beginnt. Zudem sah das Cover unheimlich düster aus, so dass ich mich gerne auf diese Lektüre eingelassen habe, vor allem in der Hoffnung, dass sie mir kalte Schauer über den Rücken laufen lässt.

In der Gesamtsicht muss ich sagen, dass das Buch abschnittsweise gänzlich unterschiedliche Eindrücke auf mich gemacht hat. Der Beginn mit der Geburt der Zwillinge ist sprachlich explizit, nach einigen Passagen kann man gar keine Kinder mehr wollen. Zudem bekommt man schon eine Atmosphäre geboten, in der man merkt, dass es tatsächlich sehr düster und trist zugeht. Die Ehe der Protagonistin ist nicht rosarot und sie selbst hat mit Wochenbettdepressionen zu kämpfen. Stellenweise war mir das alles schon fast zu viel, da sich dagegen im Bereich der Handlung wenig getan hat, so dass man erstmal regelrecht von Laurens Gefühlen erdrückt würde.

Endlich geht dann der Teil los, in der die versuchte Kindesentführung losgeht und bei Lauren damit die Überzeugung, dass sie und ihre Babys nicht mehr sicher sind. Damit eingeführt wird noch eine weitere Protagonistin, Jo Harper, die als Polizistin tätig ist und als Einzige Laurens Beobachtungen nicht gänzlich in Frage stellt. Ich war froh über sie, da sie einen guten Gegenpol zu Lauren geboten hat. Bei ihr gab es keine Zweifel an ihrem Gesundheitszustand, zudem hat sie eine eigene Geschichte, die sehr nahbar macht. Als Polizistin ist sie instinktiv, mutig und ausdauernd. Ihre Passagen habe ich unheimlich gerne gelesen, zumal ihre Perspektive eben auch die war, über die man zur Rätsels Lösung kommen würde.

Bei Lauren war eben vieles im Argen. Man wusste nicht, was stimmt jetzt, was stimmt nicht, aber dennoch war ihre Perspektive spannend, da bei ihr eben die mysteriösen Dinge von sich gingen. Insgesamt war die ganze Idee und die Vorkommnisse extrem gut dazu geeignet, wild zu spekulieren, was letztlich die Erklärung ist. Es wird unheimlich viel dafür aufgebaut, man erwartet am Ende den großen Knall, aber das Ende kann diesem Spannungsaufbau nicht gerecht werden. Es war sicherlich geschickt, den Leser auf die falsche Fährte zu locken. Das erkenne ich gerne an. Aber warum ist das Nachwort so sehr auf die Märchen und Sagen fokussiert, obwohl der Ausgangspunkt der Geschichte doch eine ganz andere war, da es ja um psychische Erkrankungen ging. Genau dieser Aspekt wird meiner Meinung nach nicht ausführlich genug ausgeführt, dabei wäre es so genial gewesen, das noch mehr zu ergründen. Zudem bleibt für mich am Ende vieles offen. Vielleicht sollen wir Leser letztlich zweifeln, ob die ganze Geschichte überhaupt wahr ist, aber dabei fehlt mir einfach der Aha-Effekt.

Auch mit Harper bin ich zum Ende hin nicht mehr so glücklich gewesen. Ihre eigene persönliche Geschichte ist Ausgangspunkt dafür, dass sie sich in den Fall so reingehängt hat und dennoch wurde diese unheimlich oberflächlich nur besprochen. Da hätte man sie fast schon ganz weglassen können, denn ihren Instinkt für den Fall hätte man auch anders begründen können. Auch ihre Verbindung zu der Journalistin hat keinen entscheidenden Mehrwert gebracht, außer persönliches Drama, das ebenfalls nicht in die Geschichte gepasst hat. Während Laurens Geschichte am Ende doch in sich schlüssig ist, endet für Harper alles offen. Bei ihr und den anderen Figuren hätte ich mir gerne noch Hinweise erhofft, wie es für sie weitergeht.

Fazit: „Kalte Wasser“ kommt etwas gemächlich in Gang, baut dann aber eine sehr mysteriöse Konstruktion mit viel Spannung auf. Der starke Mittelteil erhält aber nicht ganz das Ende, was er verdient hätte. Vieles bleibt für mich leider offen und teilweise auch unlogisch, so dass es über eine durchschnittliche Lektüre leider nicht hinausgeht.