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Veröffentlicht am 26.04.2019

Etwas chaotisch erzählt

Finsterwald
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Judith Winter konnte mich mit ihren ersten drei Bänden rund um Em Capelli und Mai Zhou wirklich sehr begeistern, da neben Frauenpower auch wirklich gut durchdachte und düstere Mordserien geboten wurden. ...

Judith Winter konnte mich mit ihren ersten drei Bänden rund um Em Capelli und Mai Zhou wirklich sehr begeistern, da neben Frauenpower auch wirklich gut durchdachte und düstere Mordserien geboten wurden. Auf „Finsterwald“ mussten wir Fans nun verhältnismäßig lange warten, aber nun war es endlich so weit! Hat sich die kreative Pause von Winter gelohnt?

Ich war wirklich schnell wieder in der Welt der Frankfurter Polizeibehörde drin, was mir gezeigt hat, wie sehr ich mich dort wirklich mit den vorangegangen drei Bänden wohlgefühlt habe. Diesmal ist die Ausgangslage nur insofern etwas anders, da Zhou und Em nun wirklich zusammengewachsen sind und als Team agieren, da es nicht mehr um Konkurrenzdenken und Eifersüchteleien geht. Dadurch ergibt sich eine Ausgangslage, die dem Band durchaus einen anderen Ton gibt, aber er gefällt mir, denn es spricht für Entwicklung. Zudem war es auch wirklich nett zu sehen, dass ihre Beziehung inzwischen von Verständnis, Vertrauen und lieb gemeinten Scherzen geprägt ist.

Der Kriminalfall selbst war durchaus mit viel Potenzial erzählt, aber ich habe doch relativ schnell gemerkt, dass mich dort kaum etwas packen kann und das liegt weniger an dem, WAS erzählt wird, sondern mehr an dem, WIE es erzählt wird. Ich habe weder bei den Ermittlungen noch bei den Perspektivwechseln zwischen Em und Zhou einen richtigen roten Faden gesehen. Vieles wirkte zufällig, manchmal schienen Beweise aus dem Nichts zu kommen, so dass ich die Herangehensweise als sehr schlampig empfunden habe. Sehr, sehr schwergetan habe ich mich auch mit Em in diesem Band. Sie war immer schon laut und frech, aber dennoch stets eine hervorragende Ermittlerin. Natürlich ist sie das auch immer noch, aber diesmal war – sicherlich auch durch private Entwicklungen bedingt – arrogant, aggressiv und absolut rücksichtslos. Wie sie teilweise mit Kollegen, potenziellen Opfern und Zivilisten umgegangen ist, das war kaum zu ertragen. Zumal man dann auch genug Momente hat, wo man doch merkt, dass sie das Herz auf dem richtigen Fleck hat und für nachvollziehbare Werte eintritt. Aber diesmal war sie einfach unerträglich.

Insgesamt muss man auch sagen, dass diesmal das Privatleben sehr ungeschickt eingebunden wurde. Ems Familiendrama war insgesamt sehr präsent, aber dennoch wirkte die Geschichte in sich nicht abgeschlossen, als wollte man dieses Drama noch künstlich auf weitere Bände verlängern. Das finde ich gerade bei Krimireihen immer sehr problematisch. Auch bei Zhou, die in der Gesamtsumme ohnehin viel zu kurz kommt, wird mit ihrer neuen Liebschaft viel angedeutet, aber auch nichts entscheidend vorangebracht. Auch hier habe ich die Intentionen der Autorin nicht vollends verstanden…

Abschließend komme ich noch einmal auf den Fall zurück, der durchaus mit einem überraschenden Täter und einem spannenden Ende aufwartet. Aber auch dort hat sich wieder gezeigt, dass zu viel aufgefahren wurde, dass es logische Löcher gab, dass einiges herausgezögert wurde, während anderes überhastet erzählt wurde. Der Epilog wiederum war auf den Punkt, das war noch so ein Puzzleteil, das ich unbedingt haben musste. Grundsätzlich hat Winter also das Gespür, was sein muss, aber das spielt sie wirklich viel zu wenig aus.

Fazit: „Finsterwald“ ist in meinen Augen definitiv der schwächste Band aus der Feder von Judith Winter, da vor allem der Kriminalfall erzählerisch sehr lückenhaft und schwach erzählt war. Hinzu kommt noch eine Em, die wirklich kaum zu ertragen war mit ihrer Art und schon ergab sich bei mir der Wunsch, dass dieses Buch doch schnell beendet sein möge. Das bricht mir durchaus das Herz, da so vieles eben auch so gut ist. Ich hoffe, Winter sammelt sich für einen fünften Band wieder!

Veröffentlicht am 09.04.2019

Von allem noch etwas mehr

Maybe this Time - Und auf einmal ist alles ganz anders
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Meine Liebe für Geschichten, die sich um eine Sportart drehen, habe ich noch nie verbergen können, daher war ich auch so glücklich über die „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen, obwohl es dort noch ein wenig ...

Meine Liebe für Geschichten, die sich um eine Sportart drehen, habe ich noch nie verbergen können, daher war ich auch so glücklich über die „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen, obwohl es dort noch ein wenig mehr um den Sport hätte gehen können. „Maybe This Time“ von Jennifer Snow ist nun für eine etwas ältere Zielgruppe, aber mit demselben Fokus: Eishockey. Da konnte ich doch gar nicht nein sagen!

An solchen Reihen mag ich am liebsten, dass sie auch in Kleinstädten leben und dass dadurch meist ein sehr heimeliges Gefühl entsteht. Genau das ist mir überraschenderweise in „Maybe This Time“ etwas zu kurz gekommen. Sowohl die Beziehung von Abby zu ihren Eltern auch die von Jackson zu seiner noch lebenden Mutter und den Geschwistern ist sehr oberflächlich geblieben, was mich doch sehr gewundert hat, da all die in den nächsten Teilen ja auch noch eine Rolle spielen werden. Die Beziehung von Jackson zu seiner Schwester Becky muss ich da rausnehmen, da diese intensiv angegangen wurde. Hier war der Familiensinn und der Zusammenhalt bedingungslos nachzuvollziehen. Insgesamt war die Geschichte aber sehr auf Abby und Jackson alleine fokussiert, was sicherlich nicht schlecht war, aber viel Platz für Nebenfiguren blieb da nicht.

Jackson und Abby haben mich als Figuren gut überzeugen können. Während sie anfangs etwas oberflächlich wirkte, hat sich das schnell gelegt und man hat wirklich ihre Empathie und ihre Eigenständigkeit erfahren können. Bei Jackson fand ich es sehr interessant, dass er die treibende Kraft ihrer Liebesgeschichte war (meist ist es ja eher andersherum) und vor allem waren seine Gefühle auch sehr gut transportiert. Sei es in Bezug auf Abby, aber sicherlich auch auf Eishockey. Ihre Chemie war sehr gut, aber an manchen Stellen hätte ich mir einfach noch mehr gewünscht. Ihre Liebesgeschichte wurde mir ein Ticken zu schnell erzählt.

Das Thema Eishockey war sehr gut eingearbeitet, sei es durch Jackson und seine Brüder und ihre Leidenschaft für den Sport oder sei es durch Dani und Taylor, die einem Jungsteam für Aufregung sorgen. Hier wurde der Sport sehr überzeugend mit all seinen Emotionen ausgelebt. Hierum hat sich dann auch das Beziehungsdrama von Jackson und Abby gewickelt. Erst war ich etwas skeptisch, weil mir Abby zu störrisch wirkte, aber es hat sich wirklich ein wunderbarer Kreis ergeben, der argumentativ echt überzeugend war. Einfach eine runde Geschichte!

Fazit: Prinzipiell hat die Geschichte mir wirklich gut gefallen und ich bin auch durch die Seiten gepflügt. Im Vergleich zu ähnlichen Bücher war manches zu schnell erzählt und auch die erhoffte heimelige Atmosphäre blieb etwas auf der Strecke. Zudem ist es der erste Band einer Reihe, wo ich mich gerne noch von mehr überzeugen lassen will, so dass ich gute drei Sterne gebe.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Abwechslungsreiche Darstellung des Castings

Selection – Die Kronprinzessin
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Da ich die „Selection“-Reihe nun erst lese, wo sie schon längst abgeschlossen ist, wusste ich natürlich, dass es nach dem Abschluss der Liebesgeschichte von America und Maxon noch mit ihrer Tochter Eadlyn ...

Da ich die „Selection“-Reihe nun erst lese, wo sie schon längst abgeschlossen ist, wusste ich natürlich, dass es nach dem Abschluss der Liebesgeschichte von America und Maxon noch mit ihrer Tochter Eadlyn weitergehen würde. Das hat mich zum einen sehr gefreut, weil ich es immer großartig finde, wenn man liebgewonnenen Charaktere auch Jahre später noch einmal wiederbegegnet, aber andererseits war ich besorgt, da ich doch viele Leserstimmen verfolgt habe, die mit Eadlyn nicht so viel anfangen konnten.

Ich persönlich habe mich aber wunderbar mit Eadlyn identifizieren können, weil ich selbst eher eine Persönlichkeit bin, der ihre Eigenständigkeit sehr wichtig ist und die doch sehr ängstlich ist, sich zu öffnen, weil man ja verletzt werden könnte. Normalerweise mag man ja anderen Leuten das nicht, was man auch an sich selbst nicht mag, aber ich fand ihr Gefühlsleben so authentisch dargestellt, dass ich mit ihr mitleiden konnte. Zudem fand ich es nicht richtig, dass sie oftmals als verwöhnt dargestellt wurde. Sie mag gerne Kleider tragen und sich chic machen und manchmal fehlt ihr vielleicht auch die Weitsicht für das Leben außerhalb des Palasts, aber das empfinde ich als den Umständen geschuldet, da sie ansonsten immer wieder Herz, Familiensinn und Intuition beweist. Es hat mir auch insgesamt gefallen, ihre Geschwister kennenzulernen und eben die Charaktere aus den ersten drei Bänden wiederzusehen. Es wirkte echt wie zuhause.

Schon in den ersten drei Bänden ist mir sehr stark aufgefallen, dass es nicht zu den Stärken von Kiera Cass gehört, dass sie Gesellschaftssysteme auf einem hohen Niveau kritisieren kann und daher eine sinnvolle Revolution und Umstürzgedanken in die Welt setzen kann. Das fällt in „Die Kronprinzession“ noch mehr auf, da diesmal jeder revolutionäre Gedanken außen vorgelassen wird. Nicht etwa, weil alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, nein, das Abschaffen der Kasten hat nicht auf ewig den Frieden gebracht, der erhofft war. Doch statt nach neuen Lösungen zu suchen, beschließen Maxon und America, dass ihre Tochter wie sie ein Casting erhält, um die Bevölkerung abzulenken. Das finde ich als Botschaft doch sehr erschreckend und passt in meinen Augen auch nicht zu dem, wofür America und Maxon für mich stehen. Daher habe ich das Fazit gezogen, dass ich das heftig kritisiere, aber ich konnte es dennoch ausblenden, da die Geschichte ja dennoch irgendwie funktioniert. Und es ist ja nicht so, als ob Cass das nicht zuvor schon bewiesen hat, dass sie es nicht wirklich kann.

Bei dem Casting selbst hat mir nun gefallen, dass es mit den Kandidaten wirklich so offen ist. Natürlich bin ich ein Fan von dieser einen wahren Liebesgeschichte, aber mir gefällt es trotzdem, dass hier alles so offen ist, dass es mehrere potenzielle Männer gibt, wo man sich denkt, ach, das wäre doch nett. Denn das sorgt für einen besonderen Reiz. Niemand kann sich sicher sein, alles kann passieren und so muss man den finalen Band einfach lesen. Zudem hat die Geschichte durch Eadlyns Wesen und die Unsicherheit, wer es wohl wird, auch einen ganz anderen Charakter als Maxon und America es hatten. Man hat nicht das Gefühl, noch einmal dasselbe zu lesen. Zudem ist es abwechslungsreich, dass man die Geschichte diesmal durch die Augen der Auswählenden und nicht der Auserwählten erzählt bekommt. Tatsächlich gefällt mir das dargestellte Casting so fast noch besser.

Fazit: Nach doch einigen skeptischen Einschätzungen bin ich überrascht, wie gut „Die Kronprinzessin“ mir gefallen hat. Weiterhin kann Cass vielleicht keine Gesellschaftskritik, aber ansonsten ist der ganze Castingprozess abwechslungsreich und sehr spannend inszeniert. Man kann nicht absehen, wer am Ende Eadlyns Herz erobern wird, vielleicht auch keiner und das macht für mich den größten Reiz aus.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Perfekte Story für orientalisches Setting

Die letzte Königin - Das schlafende Feuer
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„Die letzte Königin“ ist für mich bis jetzt, auch wenn das Jahr nur etwas mehr als drei Monate alt ist, mit Abstand die größte Überraschung und das zum Glück im positiven Sinne. Zunächst dachte ich bei ...

„Die letzte Königin“ ist für mich bis jetzt, auch wenn das Jahr nur etwas mehr als drei Monate alt ist, mit Abstand die größte Überraschung und das zum Glück im positiven Sinne. Zunächst dachte ich bei dem Cover, dass es sich eher um einen historischen Schmöcker handelt, daher war ich schon sehr überrascht, als bei dem Buch ein kleiner Hype ausbrach. Also habe ich mich näher mit dieser Geschichte beschäftigt und nach der Leseprobe war ich begeistert, weil ich eben merkte, nee, historisch ist es nicht, es ist auch kein klassischer Fantasyroman, sondern eine Erzählung, die viele Genres in sich vereint und daher viel mehr meinem Lesegeschmack entspricht.

Richtig überrascht war ich, als ich begriff, dass die Geschichte in einem orientalischen Setting spielt. Das Cover hat das nicht vermuten lassen und auch sonst hält sich die Autorin nicht an Äußerlichkeiten auf, so dass die Geschichte wirklich problemlos in jeder anderen Kultur hätte spielen können. Als dann aber irgendwann von Turbanen und Saris die Rede war, macht es klick und auch das im positiven Sinne, da ich eigentlich noch nie bewusst eine Geschichte in diesem Setting gelesen habe. Und es passt ja wirklich perfekt mit dem Haremsgedanken. In der Literatur ist zwar alles fiktiv, so dass ein Mann mit mehreren Frauen auch in den USA oder in Deutschland spielen kann, aber es ist eben ein Phänomen des Orients, warum eine solche Geschichte nicht auch dort spielen lassen? Ob die Kultur nun authentisch dargestellt wurde, das kann ich wirklich nicht beurteilen, weil ich absolut keine Ahnung habe, aber für mich als Laie war es in sich stimmig und sehr überzeugend.

Kalinda ist als Protagonistin wirklich ein Geschenk. Sie wird eingeführt als durchschnittlich aussehend und als wenig begabt. Da wir oft genug Frauen vorgesetzt bekommen, die entweder schon Überwesen sind oder in schnellster Zeit zu solchen werden, fand ich es genial, dass bei Kalinda genau damit nicht geprahlt wird. Auch ihre Fähigkeiten bleiben lange verborgen und werden auch noch kaum erkundet, so dass stets im Fokus blieb, dass Kalinda durchschnittlich ist, eine von vielen. Was sie dann hat herausstechen lassen, waren eben kein handwerkliches Geschick oder große Klugheit, sondern Loyalität, Nächstenliebe und Mut. Sie agiert instinktiv und ist menschlich mit Eigenschaften gesegnet, wo man sagt, mit der ist gut Kirschen essen. Zudem hat mir unheimlich gefallen, dass ich nicht einmal genervt von ihr war. Das liegt sicherlich auch daran, dass ihre Liebesgeschichte auch nicht übermäßig dominant ist, so dass sie nicht ständig Herzchen in den Augen hat. Man hat eher den Eindruck von zwei gleichberechtigten Partnern, die sich perfekt ergänzen und ein Ziel haben. Alleine dadurch wirkte schon vieles sehr harmonisch.

Aber nicht nur auf der Charakterebene läuft vieles richtig, auch erzählerisch und von der Handlung her bin ich sehr zufrieden. Der Stil ist einfach, aber jederzeit einnehmend, sowohl in den Dialogen, als auch in den Beschreibungen und Gedankenwiedergaben. Die Handlung hat viele Höhepunkte, so dass auch nie Langeweile aufkommt. Zudem gibt es einige Überraschungen. Es ist einfach eine ganz tolle Unterhaltung, die einen durch die Seiten fegen lässt. Ich habe definitiv Lust auf Band 2, den werde ich mir keinesfalls entgehen lassen!

Fazit: Hinter „Die letzte Königin“ hätte ich niemals die Geschichte erwartet, die ich bekommen habe und daher war meine Überraschung groß, wie grandios ich mich unterhalten gefühlt habe. Für das orientalische Setting, das für mich gänzlich neu war, wurde die perfekte Geschichte gewoben. Da tauche ich gerne noch ein weiteres Mal ein!

Veröffentlicht am 05.04.2019

Übertriebener Feminismus verpackt in einer packenden Erzählung

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Um Camilla Läckbergs Krimireihe bin ich stets herumgeschlichen, aber desto mehr Bände erschienen, desto mehr wurde mir klar, das kannst du nicht mehr aufholen. Als ich nun sah, dass „Golden Cage“ mit ihren ...

Um Camilla Läckbergs Krimireihe bin ich stets herumgeschlichen, aber desto mehr Bände erschienen, desto mehr wurde mir klar, das kannst du nicht mehr aufholen. Als ich nun sah, dass „Golden Cage“ mit ihren Krimis nichts zu tun hat, sah ich das als beste Gelegenheit, sie zumindest mal als Erzählerin kennenzulernen. Nach der Lektüre ist mir natürlich klar, dass ihre Krimireihe so wohl kaum sein wird, aber die erzählerischen Handgriffe werden sicherlich dieselben sein.

Ich habe in den letzten Jahren doch einige Bücher gelesen, die von der Aufmachung stark an einen Thriller erinnert haben, aber nun wahrlich nicht die atemraubende Spannung aufweisen können, dafür eine an den Nerven zehrende Anspannung, weil man weiß, hier wird noch genug Psychoterror stattfinden. Daher hat „Golden Cage“ mich sehr an „The Wife Between Us“ erinnert, wo auch das Thema toxische Ehe angesagt war. Schon dieses Buch hat mir gut gefallen, weswegen ich mich auf Läckbergs Vision auch gut einlassen konnte. Ich bin ehrlich gesagt etwas beschwerlich reingekommen, weil die Darstellung der Ehe mir gleich zuwider war und auch die Rückblicke konnten nicht direkt offenbaren, was ihr Zweck ist. Zum Glück werden beide Ebenen irgendwann wesentlich zielführender und man ahnt, wohin die Reise gehen wird und genau mit diesem Punkt schloss sich für mich diese innere Anspannung an, dass ich mich unbedingt auf den Psychoterror einlassen musste.

Ohne Frage ist dieser Roman ein Pageturner, da er einen unheimlichen Sog entwickelt, dennoch habe ich für mich einige problematische Aspekte herausgezogen. „Golden Cage“ ist definitiv ein feministisches Buch, das schreit es regelrecht vom Anfang bis zum Ende. Aber ich fand, dass die Autorin zu viel des Guten wollte. Mir hat es gut gefallen, dass Faye wieder auf die Füße gekommen ist und stark und mutig ihren Weg gegangen ist, aber zum einen hat sie bedenkliche dunkle Seiten und zum anderen gibt es nur einen einzigen Mann, der in diesem Buch gut wegkommt, ansonsten wird da das Bild eines Mannes geschaffen, das kaum repräsentativ für ein Geschlecht ist. Bei Faye fand ich es einfach schade, dass sie diese dunkle Seite haben musste, weil sie so geschickt und raffiniert und planungssicher ist, dass es diese Momente für die Botschaft gar nicht gebraucht hätte. Zudem entsteht so das Gefühl, dass die Frau die moralische Instanz ist, weil sie den Mann besiegt und damit wirkt es automatisch beschönigend, wenn sie Morde begeht, als sei es notwendig gewesen.

Neben dieser stellenweise etwas problematischen Darstellung fällt aber auch für mich ins Gewicht, dass der Erzählstil genau auf diese Geschichte passt. Die Figuren sind in sich sehr konsequent und ihr Gefühlsleben ist stets sehr transparent und authentisch dargestellt. Zudem gefällt mir die Entwicklung der Geschichte einfach. Es schwingt eine Raffinesse mit und es gibt tolle Wendungen. Zudem fand ich das Erzähltempo im zweiten und dritten Teil genial. Wo ähnliche Geschichten sich oftmals in Details und Beschreibungen verlieren, scheut sich die Autorin nicht, Zeitsprünge zu machen, die die Geschichte entschieden vorantreiben und damit zum Ziel bringen. Ich hatte so zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, einen Durchhänger mitzuerleben.

Fazit: Vom erzählerischen Handwerk her ist „Golden Cage“ mit das Beste was ich in diesem Genre bisher gelesen habe. Dafür erscheint mir die inhaltliche Botschaft an einigen Stellen zu gefährlich. Dieses Buch ist definitiv nicht Männern zu empfehlen, da das Geschlecht überhaupt nicht gut wegkommt. Das Buch ist definitiv von einer Frau für Frauen, aber die Botschaft stimmt nur stellenweise.