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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2019

Abschluss von America und Maxon gelingt gut

Selection – Der Erwählte
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Nachdem ich den zweiten Band vor allem von der Handlung her sehr durchschnittlich fand, war ich erleichtert, dass Band 3 nun endlich wieder gut angezogen hat. Das lag vor allem auch daran, dass dieses ...

Nachdem ich den zweiten Band vor allem von der Handlung her sehr durchschnittlich fand, war ich erleichtert, dass Band 3 nun endlich wieder gut angezogen hat. Das lag vor allem auch daran, dass dieses Hin und Her zwischen America und Maxon deutlich weniger in den Fokus gestellt wurde. Zudem hat sich Aspen recht früh als Alternative verabschiedet, so dass das Bild im Liebesdreieck nun sehr klar war, so dass man sich auch mehr auf die Revolution fokussieren konnte.

Auch wenn hier Teile der Rebellen endlich näher eingeführt werden, die Ideen dahinter charakterisiert werden und auch America sich immer mehr reinhängt, wird doch nicht alles so konsequent zu Ende geführt, wie ich es mir gewünscht hätte. Bei America ist tatsächlich das Problem, dass sie immer wieder ganz tolle Momente hat, wo man ihr die Willensstärke und die Cleverness anmerkt und dann wiederum zieht sie sich wie ein verschrecktes Kaninchen zurück und ist entsetzt angesichts ihrer eigenen Courage. Das Ende ist sicherlich aufwühlend und bietet auch einige Paukenschläge, aber ich bin der Überzeugung, dass es sich die Autorin mit ihrer Lösung doch etwas einfach gemacht hat. Da merkt man doch deutlich, dass Kiera Cass nicht vorrangig eine Gesellschaftskritik im Sinn hatte, sondern dass es ihr vorrangig um die oberflächliche Welt mit Liebe, Freundschaft etc. ging.

Diese Welt gelingt im Abschlussband wirklich gut. Vor allem die Nebenbuhlerin bekommen sehr viel mehr Charaktertiefe und es ereignen sich tolle Momente, die ich so nicht erwartet hätte. Auch die Liebesgeschichte wird ernster, ehrlicher, da hat man schon deutlich gemerkt, dass es zum großen Finale kommen wird. Insgesamt kann man aber nicht leugnen, dass Maxons Perspektive vielleicht doch gutgetan hätte, da er in einigen Situationen doch recht schlecht wiedergekommen ist und er sich auch in Dialogen nicht richtig erklären konnte. Nun bin ich gespannt, wie es nach dem Zeitsprung weitergehen wird.

Fazit: Band 3 schließt für mich die Geschichte von America und Maxon gut ab, aber man merkt doch deutlich, dass diese in sich abgeschlossene Trilogie doch eher oberflächlich bleibt und nicht alles konsequent zu Ende denkt.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Nervige Unentschlossenheit

Selection – Die Elite
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Die Pause zwischen dem ersten Band der „Selection“-Reihe und dem nun zweiten Band von Kiera Cass war eigentlich viel zu lang, aber ich habe mir vorgenommen, die Reihe nun zügig zu beenden. Warum es nun ...

Die Pause zwischen dem ersten Band der „Selection“-Reihe und dem nun zweiten Band von Kiera Cass war eigentlich viel zu lang, aber ich habe mir vorgenommen, die Reihe nun zügig zu beenden. Warum es nun eine so lange Zeit gebraucht hat, damit ich wieder zu der Reihe greife, kann ich gar nicht so genau sagen, da mich der erst Band eigentlich sehr angesprochen hat.

Aufgrund der großen Zeitraums muss ich natürlich gestehen, dass ich mich erst ganz gewaltig wieder in die Geschichte einfinden musste. Das Kastensystem und auch die Hauptfiguren waren mir noch recht gut präsent, da brauchte es nur ein paar Stichworte, um wieder reinzukommen, bei den Nebenfiguren, vor allem den Mitbewerberinnen habe ich mich dagegen eher schwer getan, aber auch bei denen hat man ja doch wieder alle Infos angereicht bekommen, so dass sich am Ende wieder ein Gesamtbild ergab.

Dennoch habe ich relativ schnell festgestellt, dass der 2. Band ein klassischer Zwischenband ist, in dem sich vieles im Kreis dreht, um so nur ja die die Handlung hinauszuzögern. Zwar habe ich den dritten Band noch nicht gelesen, aber ich ahne schon jetzt, dass ich nach der Lektüre wohl zum Fazit kommen werde, dass man diese beiden zusammenziehen hätte können. Ich habe mich nicht gelangweilt, da der Schreibstil alleine schon sehr flott ist und den Leser antreibt, dafür habe ich mich stellenweise aber geärgert. Vor allem in Bezug auf America hätte ich mir gerne die Haare gerauft. Einerseits merkt man überdeutlich, dass sie ein sehr mutiges, soziales und gerechtigkeitsbedürftiges Wesen ist und dann wiederum wird sie wie ein Püppchen inszeniert, die alle zwei Minuten mal wieder Aspen, mal wieder Maxon mehr liebt. Es ärgert mich wirklich, dass man bei ihr nicht viel konsequenter umgeht, denn eine junge Frau, die zwischendurch rebellische Züge hat, um dann auch Herzschmerz wieder zurückzuzucken, die kann ich auf Dauer nicht ernstnehmen.

Zudem habe ich nach diesem Band auch den Eindruck, dass Aspen und Maxon mehr Minus- als Pluspunkte sammeln. Aspen weiß grundsätzlich alles besser und Maxon ist beleidigt, wenn er nicht seinen Willen kriegt und genießt körperlich Avancen einer anderen, weil er es sich halt „verdient“ hat. Man merkt glaube ich deutlich, dass Cass sich in diesem Band, meiner Meinung nach zumindest, keinen Gefallen mit den Hauptcharakteren getan hat, weil sich hier leider die positiven Eindrücke etwas aufheben. Aber es gab natürlich tolle Momente, aber die waren eher zwischen America und den Nebenfiguren. Interessant wird auch die Rebellion sein, da bin ich wirklich schon sehr gespannt, die Figuren richtig kennenzulernen.

Fazit: Band 2 ist nach dem Auftakt ganz klar eine Enttäuschung, da die Handlung kaum entscheiden vorankommt und dabei werden auch noch die Hauptcharaktere reihenweise in ein schlechtes Licht gestellt. Schon jetzt erahne ich, dass man sich dieses Geplänkel lieber erspart hätte und die Liebesgeschichte mit einer Dilogie über die Bühne gebracht hätte.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Zwiespältiges Urteil

The Hurting
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Bei einer neuen Autorin, bei einem sehr schlichten Cover und bei einem knappen Klappentext, da muss man schon sehr viel Mut haben, um zur Lektüre zu greifen. Bei mir war es schließlich die Leseprobe, die ...

Bei einer neuen Autorin, bei einem sehr schlichten Cover und bei einem knappen Klappentext, da muss man schon sehr viel Mut haben, um zur Lektüre zu greifen. Bei mir war es schließlich die Leseprobe, die mich zu dem Buch hat greifen lassen, da dieses Großstadtmädchen in der rauen Natur von Norwegen es mir einfach angetan hatte. Dennoch bin ich eher mit sehr geringen Erwartungen an die Lektüre rangegangen, denn bei diesen Vorabinformationen hätte „The Hurting“ wirklich alles sein können.

Was mir sehr früh aufgefallen, ist, dass das Jugendbuch einen Stil hat, den man bei vielen „anspruchsvolleren“ Jugendbüchern dieser Zeit immer wieder entdeckt. Es gibt teilweise eine fast schon poetische Sprache, die gepaart mit den Beschreibungen von Norwegens Naturschauspiel träumen lässt und dann wiederum ist die Sprache zwischendurch regelrecht plump. Diese Ambivalenz der Stile will mich einfach nicht so abholen, wie es vermutlich intendiert ist und das ist schade, weil man gerade durch die sprachgewaltigen Passagen merkt, dass van Smit schreiben kann, dies aber aus welchen Gründen auch immer stellenweise nicht nutzt.

Bei den Figuren ist es so, dass wir Zeuge einer kaputten Familie werden, was es natürlich automatisch erschwert, sich mich den einzelnen Figuren identifizieren zu können. Nells ältere Schwester Harper trägt mit ihrer Krebserkrankung ohne Frage ein hartes Schicksal und trotzdem wird sie zu 90% des Buchs so boshaft und neidisch dargestellt, dass ich sie am liebsten aus den Seiten gerissen hätte. Mit dem Vater verhält es sich nicht groß anders, nur dass er eher unbeteiligt und ängstlich ist und nur mit dem höchsten Alkoholpegel zu Gewaltausbrüchen neigt. In dieser dysfunktionalen Familie fällt es natürlich schwer, Nell durchweg positiv zu sehen, da sie sich in diesem Teufelskreis auch eingenistet hat. Zudem kommt auch noch ihre blinde Liebe zu Lukas hinzu. Man hat schnell gemerkt, natürlich auch weil wir seine Perspektive immer mal kurz präsentiert bekommen, dass er auch genug Probleme mit sich herumschleppt und zuweilen borniert nur nach vorne sieht.

In dieser negativen Umgebung war ich dann doch überrascht, wie sehr Nell mir noch ans Herz wachsen konnte. Zwar gab es auch am schlimmsten Punkt für sie immer noch Momente, wo ich sie gerne geschüttelt hätte, aber gleichzeitig war sie so mutig, weitsichtig, ausdauernd und empathisch, dass ich nur mit ihr mitfiebern konnte. Da auch die traurige Familiengeschichte irgendwann offenbart wird, bekommt man schließlich auch ein Verständnis für die einzelnen Figuren, aber dennoch ist damit nicht alles verziehen. Daher fand ich es auch gut, dass es kein klassisches Happy End gab. Es gab eines, das Hoffnung gibt, aber nicht mehr und nicht weniger. Richtig stark war definitiv auch, dass sich dieses Jugendbuch noch zu einem Thriller entwickelt hat, denn der Schreibstil, der mich durchweg gestört hat, wäre bei einer langatmigen Erzählung nur noch zur Qual geworden.

Zwar wurde das Buch zum Ende hin immer stärker und spannender und dennoch bleibt der Knackpunkt der Erzählung neben dem Stil bei der Figur Lukas. Er war alleine durch seine Kindheit schon eine höchst faszinierende Figur, aber durch die kleinen Perspektiveinblicke bei ihm gab es dennoch keine Chance, ihn als Figur richtig greifen zu können. Vielleicht hätte es geholfen, sein Aufwachsen bei den Wölfen intensiver zu beleuchten. Aber so konnte ich ihm zu keinem Augenblick, seine angebliche Liebe zu Nell abkaufen. Daher konnte ich auch seine ständigen Umentscheidungen nicht nachvollziehen und die haben doch auch einen entscheidenden Teil der Geschichte ausgemacht. Der Fokus war zu sehr auf Nell, aber die Geschichte war eigentlich die von Lukas und ihr.

Fazit: Das Jugendbuch bietet eine atmosphärisch tolle Szenerie, eine tolle Thrillerspannung im letzten Drittel und eine Protagonistin, die einem irgendwann unweigerlich ans Herz wächst. Aber auf der anderen Seite haben wir einen Schreibstil, der sich sehr gegensätzlich gestaltet und daher den Leseprozess teilweise zäh gestaltet. Zudem sind die restlichen Charaktere alle keine, die man bedingungslos ins Herz schließt, weil sie insgesamt viel zu wenig ausgearbeitet sind. Daher bleibt für mich ein sehr zwiespältiges Bild, bei dem ich keine klare Leseempfehlung geben kann.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Ein unbeschreibbares Buch

Ein wirklich erstaunliches Ding
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Bei dieser Überschrift könnte man sich fragen, warum ich überhaupt eine Rezension geschrieben haben, denn wie soll man etwas beschreiben, was nicht beschreibbar ist? Ja, das ist ein ominöses Rätsel, das ...

Bei dieser Überschrift könnte man sich fragen, warum ich überhaupt eine Rezension geschrieben haben, denn wie soll man etwas beschreiben, was nicht beschreibbar ist? Ja, das ist ein ominöses Rätsel, das richtig gut zu „Ein wirklich erstaunliches Ding“ passt, da dieses Buch für mich auf ewig ein ominöses Rätsel sein wird und das durchaus im positiven Sinne gemeint.

Bold wurde als Imprint des dtv angekündigt wurde, das die junge Generation ansprechen will, indem es deren Bedürfnis nach politischen und gesellschaftlichen Themen in den Fokus nimmt. Die ganze Aufmachung dieser Nische wirkt sehr erwachsen und dennoch stellte sich natürlich bei mir die Frage, was genau dieses Imprint liefern wird, da die Umschreibungen doch recht vage blieben. Mit „Ein wirklich erstaunliches Ding“ ist nun das erste Buch des Programms erschienen und der Klappentext hatte zwar genug semantische Botschaften, aber so richtig erahnen konnte man dennoch nicht, wie der Inhalt des Buchs wohl aussehen wird. Daher hat bei mir vor allem der Name Hank Green gezogen, da es sich bei ihm um den Bruder des erfolgreichen Bestsellerautors John Green handelt. Natürlich ist es ein bisschen naiv zu sagen, wenn John schreiben kann, dann muss das auch Hank können, aber erkunden wollte ich es definitiv.

Die große Stärke dieses Romans ist ganz sicher der Erzählstil. Der Leser wird immer wieder direkt angesprochen und dadurch wird ein Gefühl von Interaktivität erzeugt, das dem Medium Buch nun mal normalerweise nicht gegeben ist. Zudem wird man nicht nur angesprochen à la: „Ich will dir mal was erzählen…“, sondern die Erzählerin geht davon aus, dass man die Geschichte bereits kennt und dass man sie nun aus ihrer Sicht erzählt bekommt. Dadurch entstehen ein paar Kniffe, die es ermöglichen mit typischen Lesegewohnheiten zu spielen, wie z. B. dass es viele gibt, die bis zum Ende vorblättern und dann entscheiden, ob sie weiterlesen. Ein weiterer Vorteil des Stils ist, dass man für die Erzählerin, April, Sympathien entwickelt, obwohl sie im Fortgang der Handlung nicht immer positiv wegkommt. Durch ihre reflexive Nachbetrachtung bewertet sie sich aber selbst, so dass man sich ihr letztlich doch nahefühlt. Auch dies würde ich als Kniff bezeichnen, der gelungen ist.

Während der stilistische Teil der Geschichte noch gut zu packen ist, wird es bei dem Inhalt des Romans schon schwieriger, ohne anderen Lesern zu viel vorwegzunehmen. Grob kann man sagen, dass es sich wirklich um eine hochintelligente Betrachtung der aktuellen digitalen Welt handelt, die aber auch ein zentrales Sci-Fi-Element mit reinnimmt, das ich nicht nennen möchte, weil es eben die zentrale Überraschung der Handlung ist. Man hat durchaus manchmal das Gefühl, dass die Handlung sich in ferner Zukunft abspielen muss, aber andererseits ist alles so realitätsnah, dass einem klar wird, genauso könnte es sich jeden Moment tatsächlich zutragen. Aber nicht nur die ganzen einzelnen Handlungsbögen sind sehr intelligent und weitsichtig gestaltet, sondern auch die Reflexion des Ganzen. Nicht nur April reflektiert sich selbst, sondern durch April reflektieren wir auch die Vor- und Nachteile der digitalen Welt. Natürlich merkt man schnell, dass es sich um eine Ansammlung von Gedanken handelt, die jeder schon mal hatte, Green erfindet also keine neuen Ansätze, aber diese fiktiv so geschickt verpackt zu sehen, das ist das Highlight.

Auch wenn das Buch eine klare Botschaft hat, die mir persönlich gut gefällt, hatte ich gerade zum Ende hin das Gefühl, dass irgendwie doch etwas fehlt. Vielleicht wollte Green am Ende auch zu viel und hat dadurch ein paar logische Löcher eingebaut. Zudem wirkt das Ende unbefriedigend. Es passt zum Gesamtkontext, dass alles irgendwie offen wirken soll, aber für mich war es eben nicht perfekt. Das ist jetzt wirklich super subjektiv, da es nicht einen Autor gibt, der den Geschmack jedes einzelnen Lesers zu 100% trifft, aber bei mir bleibt immer ein bitterer Beigeschmack, wenn gerade das Ende, das letzte Gefühl, mit dem man das Buch verlässt, Fragen aufwirft. Aber ich gestehe doch ein, dass dies Klagen auf hohem Niveau ist.

Fazit: Ich hätte hinter „Ein wirklich erstaunliches Ding“ niemals das Buch erwartet, was ich bekommen habe. Alleine deswegen würde ich das Leseerlebnis schon jedem Interessierten anraten. Zudem trifft es den Zahn der Zeit wirklich sehr intelligent und auch der Schreibstil erweist sich als spielerisch und experimentell. Ich habe mich jedenfalls sehr gut unterhalten gefühlt. Nur noch eine kleine Warnung: nach dem Namen würde ich definitiv nicht gehen, da Hank und John Green doch sehr unterschiedlich schreiben, aber beide gut.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Doch gar nicht so anders

Die tausend Teile meines Herzens
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Normalerweise werden Colleen Hoovers Bücher bei mir innerhalb des Erscheinungsmonats gelesen, weil sie für mich die Queen von YA und NA in den letzten Jahren geworden ist. Doch viele Leserstimmen, die ...

Normalerweise werden Colleen Hoovers Bücher bei mir innerhalb des Erscheinungsmonats gelesen, weil sie für mich die Queen von YA und NA in den letzten Jahren geworden ist. Doch viele Leserstimmen, die zu „Die Tausend Teile meines Herzens“ reinkamen, sprachen immer davon, wie anders dieser Roman sei. Offenbar hat mich das doch etwas beeinflusst, da nun einige Monate vergangen sind und ich erst jetzt zu ihrem neusten Werk auf dem deutschen Markt gegriffen habe. Das ist die Angst, wenn man Sorge hat, von seiner Lieblingsautorin enttäuscht zu werden. Aber Hoover kann gar nicht enttäuschen und daher war meine Sorge auch vollkommen unbegründet!

Auch nach Beendigung des Buches frage ich mich immer noch ein wenig, warum so viele Leser es als „anders“ empfunden habe. Als anders empfinde ich Bücher bei Autoren immer dann, wenn diese immer dasselbe schreiben und dann mal neue Wege gehen. Aber Hoover ist in meinen Augen keine Autorin, die man in eine Schublade stecken kann. Sie ist vielleicht nicht so wandelbar wie Jennifer L. Armentrout, aber dennoch kann sie überzeugend YA und NA schreiben, immer wieder neue verrückte Ideen entwickeln und lässt dabei nie die Gefühle auf der Strecke. Sicherlich hat sie gewisse Zutaten, die man bei ihr immer findet, aber ansonsten konnte mich jedes Buch von Hoover überraschen und dadurch begeistern.

Ist es nun also anders, weil es sich viel mit Familie beschäftigt und die Liebesgeschichte dadurch nur eine Geschichte von vielen ist? Ich weiß es nicht, ich kann jedenfalls nur sagen, dass ich die Geschichte auf Anhieb als ein Hoover-Werk erkannt habe, alleine schon die Pokalgeschichte ganz am Anfang und dann der verbotene Kuss zwischen Merit und Sagan, da er sie für ihre Zwillingsschwester gehalten hat. Insgesamt hat mich der ganze Ton der Geschichte sehr an „Weil ich Layken liebe“ erinnert. Auch hier geht es um verbotene Gefühle, es geht um Familiendynamiken und man hat jeweils eine Protagonistin, die durchaus an den Nerven zehren kann. Dennoch fand ich Merit komplexer, da es an ihr so viele Seiten zu entdecken gab. Ging sie mir auf den Keks, habe ich im nächsten Moment eine Seite an ihr erlebt, die mir wieder gefallen hat. Ihre Liebesgeschichte mit Sagan ist wirklich süß, echt und anrührend, aber wirklich begeistern konnte mich diesmal der Familienaspekt.

Bei Hoover spielen die Familien meist eine eher untergeordnete Rolle, da die Liebesgeschichte eben so einnehmend ist, aber hier bekommt Merits Familie ganz viel Raum und das finde ich unheimlich spannend, da dieses alternative Familienleben so viele Geschichten bereithält. Zudem lassen sich mit den Charakteren auch viele diverse Themen ansprechen, am meisten überrascht hat mich sicherlich Sagans Geschichte und die interessante Information, dass der Syrienkrieg in den USA ein sehr untergeordnetes Thema ist, während wir uns in Deutschland alleine durch die Flüchtlingskrise schon nicht entziehen konnten. Mir hat es gut gefallen, dass es ständig in der Geschichte gebrodelt hat. So gab es auch viele zwischenzeitliche Höhepunkte, bei denen neue Aspekte aufgedeckt wurden. So wird Lesen zum Erlebnis!

Dennoch ist die volle Wertung bei mir nicht drin, da eben doch nicht alles stimmig war. Einige Begebenheiten innerhalb der Familie waren so extrem gezeichnet, dass sie an manchen Stellen dann zu unglaubwürdig wurden. Zum anderen passte das Tempo der Erzählung nicht immer für mich. Da gab es Enthüllungen, die ich faszinierend fand, die ich weiterverfolgen wollte, aber stattdessen hat Merit, auf deren Perspektive wir angewiesen waren, sich mit anderen Dingen beschäftig, damit ihr dann 50 Seiten später wieder einfällt: „Da war doch was…!“ Das war nicht immer klug gelöst, ist aber im überzeugenden Gesamtkonzept gut zu verschmerzen.

Fazit: „Die Tausend Teile meines Herzens“ ist genauso Colleen Hoover, wie auch alle anderen Bücher die ihren sind, weil ihre unverwechselbare Erzählstimme immer durchdringt. Diesmal haben wir es mit einer YA-Geschichte zu tun, die viele aktuelle Themen anhand einer dysfunktionalen Familie behandelt. Das klappt bis auf einige kleinere Aspekte wirklich sehr gut und ich habe mich in der Geschichte fallenlassen könne, wie ich es auch sonst immer tue!