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Veröffentlicht am 10.12.2018

Zu verzwickt

Die Entscheidung
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Wenn man schon so lange ein Fan von Charlotte Link ist und sie im Prinzip die erste Autorin ist, die mich von der Jugendliteratur in die Erwachsenenliteratur gehoben hat, dann ist es selbstverständlich, ...

Wenn man schon so lange ein Fan von Charlotte Link ist und sie im Prinzip die erste Autorin ist, die mich von der Jugendliteratur in die Erwachsenenliteratur gehoben hat, dann ist es selbstverständlich, dass man alles von ihr liest. Natürlich ist nicht jedes Buch gleich gut, aber dass ich einmal so enttäuscht von ihr sein würde, hätte ich vor „Die Entscheidung“ nicht gedacht. Schon vor vielen Monaten habe ich mit dem Hörbuch zu diesem Roman begonnen und zwischendurch eine lange Pause gemacht, weil es mich absolut nicht packen konnte. Vor wenigen Wochen habe ich mich dann entschieden, dass Hörbuch nun doch durchzuziehen, aber trotz einer deutlichen Steigerung zum Ende hin, kann ich insgesamt leider kein positives Fazit ziehen.

Der Roman tut sich vor allem keinen Gefallen, weil er am Anfang zu viele Teilhandlungen hat, deren Zusammenhang man überhaupt nicht begreifen kann. Die einzelnen Geschichten stehen so unmotiviert nebeneinander und sind dabei in ihren Einzelteilen auch noch so langweilig, dass man noch nicht mal bei sich den Drang verspürt, irgendwelche Theorien anzustellen und mitzuspekulieren, wie die Zusammenhänge wohl sind. Von den ganzen Geschichten sind sicherlich Simon und Natalie diejenigen mit der größten Bewandtnis, aber beide Figuren haben es mir nicht erlaubt, mich mit ihnen zu identifizieren. Bei Simon wird nur ständig betont, was für ein Schlappschwanz er ist und Natalie wirkt so unselbstständig und puppenhaft, dass sie mir auf die Nerven ging. Da der Roman ja doch einige Seiten umfasst, wird es zum Ende hin natürlich besser, weil man bis dato mit den Figuren deutlich mehr Zeit verbracht hat und weil sie sich schon auch eine Entwicklung durchmachen dürfen, aber insgesamt war das nichts, an dem ich mich aufrichten konnte.

Leider passten auch die Kriminalaspekte nicht zu 100%. Lange Zeit kam überhaupt keine Spannung auf, weil die tatsächlich spannenden Stellen ausgespart wurden und er rückblickend beleuchtet wurden. Vor allem am Ende des Romans gab es eine solche Szene, bei der ich mich doch sehr geärgert habe, weil man als LeserIn das Gefühl hat, das einem etwas weggenommen oder vorenthalten wurde. Zudem wurden einige Elemente, die wahrscheinlich dann einen Überraschungseffekt haben sollten, so ungeschickt vorbereitet, dass sie bereits lange im Vorfeld glasklar waren. Das hat mich doch sehr geknickt, dass Links sonstige Stärken hier so zu kurz kommen…

Abschließend erfolgt nun noch eine Bewertung des Hörbuchs. Es wird von Friederike Kempter gelesen, die sich als Schauspielerin bereits einen Namen gemacht hat. Da ich selbst aber weniger deutsche Filme und Serien schaue, kannte ich ihre Stimme wirklich nur oberflächlich und habe sie auch gerade zum Beginn als eher nervig empfunden. Aber es hat sich schnell herausgestellt, dass es sich um eine Gewöhnungssache handelte, da mich ihre Stimme so lange begleitet hat und irgendwann zu dieser Geschichte gehörte. Sie hat eine klare Aussprache und hat es auch geschafft, zumindest den Hauptfiguren jede und jedem eine andere Stimme zu geben. Da konnte man wirklich problemlos auseinanderhalten, das war sehr gut gemacht!

Fazit: „Die Entscheidung“ ist in meinen Augen wirklich mit Abstand Links schwächstes Werk, weil die Thematik nicht zünden kann, weil es zu viele Teilhandlungen gibt, die erst superspät einen Zusammenhang aufweisen und zudem gibt es keine Charaktere, an denen man sich aufrichten kann. Von diesem Roman möchte ich daher wirklich abraten, da man definitiv einen falschen Eindruck von dem bekommt, was Link ansonsten zu leisten vermag.

Veröffentlicht am 10.12.2018

Aller Neuanfang ist schwer

Dein Bild für immer
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Wenn mich jemand nach einem Geheimtipp im Genre Liebesromane fragen würde, würde ich immer Julia Hanel nennen, da ich „Zwei fürs Leben“ und „Liebe, Zimt und Zucker“ als positive Überraschungen in den letzten ...

Wenn mich jemand nach einem Geheimtipp im Genre Liebesromane fragen würde, würde ich immer Julia Hanel nennen, da ich „Zwei fürs Leben“ und „Liebe, Zimt und Zucker“ als positive Überraschungen in den letzten Jahren empfunden habe. Ihre Liebesgeschichten sind nicht so schwermütig, wie es z. B. die Werke von Nicholas Sparks und anderen AutorInnen gerne sind, was ich aber auch gerne lese, sondern meist locker-leicht, mit einer Portion Humor versehen und in ihrer Einfachheit nachklingend. Die Autorin beweist wirklich, dass weniger oftmals mehr sein kann.

Mit diesen Vorschusslorbeeren im Kopf habe ich mich natürlich wahnsinnig über die Veröffentlichung von „Dein Bild für immer“ und die Ankündigung von „Herzklopfen nicht ausgeschlossen“ fürs nächste Jahr gefreut. Bei „Dein Bild für immer“ habe ich auch sofort wieder Hanels Stil wiedererkennen können und trotzdem ist bei ihr immer die Versicherung da, dass sie auf gleiche Art doch immer neu erzählt. In diesem Buch ist sicherlich eine besondere Stärke, dass die Handlung zum größten Teil auf Bali spielt und bei den Beschreibungen der örtlichen Begebenheiten und bei den Erlebnissen vor Ort, merkt man deutlich, dass die Autorin selbst schon einmal vor Ort war, weil man es authentischer echt nicht machen kann. Ich gehöre leider zu den Leserinnen, die nicht die größte Vorstellungskraft haben, daher bin ich immer den Erzählern dankbar, die dennoch Bilder bei mir im Kopf entstehen lassen. Zudem waren diese Momente zu Bali nie langatmig, da man sich in Beschreibungen von Orten ja durchaus schon mal verlieren kann, aber es war deutlich, dass nicht ausschließlich der visuelle Aspekt im Vordergrund war, sondern dass Bali mit allen Sinnen erfahren wurde, das hat sehr geholfen.

Dennoch hatte ich auch so meine Probleme in diesem Roman, da mir vor allem Protagonist Niklas viel Kopfzerbrechen bereitet hat. Grundsätzlich fand ich den Gedanken gut, dass er so kontrastreich zu Sophie, der Protagonistin war und auch zu ihrem verstorbenen Verlobten war, da er sie so herausfordern und ihr andere Seiten des Lebens offenbaren konnte. Dennoch hatte er auch etwas Rücksichtsloses, ihm fehlte oftmals die Empathie, so dass ich gerade am Anfang der Geschichte sehr besorgt war, wo es mit ihm noch hinführen soll. Denn leider macht man ja oft die Erfahrung, dass die Chemie zwischen einem beabsichtigten Liebespärchen nicht stimmt, weil man mit einer Figur einfach nichts anfangen und sich daher auf das Paar ebenso nicht einlassen kann. Zum Glück lässt Niklas immer mal wieder seine Stärken aufblitzen und gerade zum Ende des Romans hin gefällt er mir sehr gut, weil er dort ein eindeutiges Profil hat und in sich gereift wirkt, als ob er auch im Leben angekommen wäre. Dennoch muss ich insgesamt resultieren, dass er mir zu unbeständig war und dass es auch nicht ganz geschickt gewählt war, dass Niklas eigentlich nur derjenige ist, der Fehler macht.

Natürlich war Sophie jetzt ihm gegenüber nicht als Engel gezeichnet, da vor allem auch ihre eifersüchtigen Momente schwer zu ertragen waren, aber insgesamt war bei ihr einfach ein ganz anderer Fokus gelegt. Sophie wurde natürlich vor allem als Trauernde dargestellt, die sich von einem Lebensabschnitt verabschieden muss, um den Neuanfang wagen zu können. Dabei kommt auch zum Vorschein, dass sie sich selbst überhaupt erstmal finden muss. Den Anstoß zu allem gibt natürlich Niklas mit seiner Art und Weise und die Reise, die sie mit sich selbst durchlebt, war sehr mitreißend und hat eben so viel Zeit eingenommen, dass sie insgesamt eher wie die Liebe wirkt, während Niklas dann schon mal einen Teufelscharakter hat, weil er manche Fettnäpfchen nicht auslassen kann. Das Ende des Romans ist wirklich toll gemacht, da e schon fast auf eine spannende Art und Weise mitfiebern lässt, wie die beide sich wohl letztlich bekommen werden. Die gewählte Lösung hierfür ist genau richtig für gesamte Geschichte.

Fazit: „Dein Bild für immer“ mag in meinen Augen bisher der schwächste Roman von Julia Hanel sein, da es eben bei den Charakteren einige Schwächen gab und dennoch besteht am Ende eine Zufriedenheit, die beweist, dass die Autorin auf einem extrem hohen Level zu unterhalten vermag.

Veröffentlicht am 02.12.2018

Authentizität, die einem die Tränen in die Augen treibt

The Ivy Years - Solange wir schweigen
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Bei Gay-Romance bin ich wirklich noch sehr unerfahren, da ich, wenn mich richtig erinnere, in diesem Genre bisher nur zwei Bücher gelesen habe, die mich aber beide gut unterhalten konnten. Ich war sehr ...

Bei Gay-Romance bin ich wirklich noch sehr unerfahren, da ich, wenn mich richtig erinnere, in diesem Genre bisher nur zwei Bücher gelesen habe, die mich aber beide gut unterhalten konnten. Ich war sehr überrascht, dass Sarina Bowen in ihrer Ivy Years-Reihe nun ein schwules Pärchen in den Fokus gerückt hat, da es bisher solche Ansätze bei ihr bisher nicht gegeben hat. Aber ich war irgendwie auch echt glücklich drüber und sehr gespannt, wie sie diese Liebesgeschichte darstellt, da Bowen für mich eine überragende Erzählerin ist, bei der es nur gut werden konnte!

Anfangen möchte ich bei dieser Rezension aber ganz abseits von Gay-Romance und will mich eher darauf fokussieren, was mich bisher bei der Ivy Years-Reihe gestört hat. Es gab sicherlich auch inhaltliche Schwächen, aber mich hat vor allem geärgert, dass es thematisch immer irgendwie um Eishockey ging, aber trotzdem war es kein Thema. Das klingt jetzt sehr kompliziert, aber es bedeutete einfach, dass alle Protagonisten Eishockey spielen und trotzdem war man als LeserIn eben nicht dabei und das hat mich extrem gestört, da ich Verarbeitungen von Sportarten immer großartig finde! Der dritte Band erhört meine Gebete nun endlich, da viel mehr Eishockey als in diesem Buch fast nicht geht und ich bin schier begeistert. Das fing an bei der Fachlexik, die immer kurz am Kapitelanfang aufgegriffen wurden, das ging weiter über das Miteinander in der Mannschaft, die Trainingssequenzen und natürlich die Spiele an sich. Das wirkte sehr, sehr realistisch und auch sehr einnehmend.

In diesem Themenfeld, das doch eigentlich einen Großteil der Handlung eingenommen hat, war die Gay-Romance perfekt eingearbeitet. Seit Jahren schon ist das Thema schlechthin, dass sich im Sport nur sehr wenige Männer als homosexuell outen und die Problematik dessen wurde mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Authentizität in diesem Buch wiedergegeben. Dabei war natürlich perfekt, dass wir auf der einen Seite Rikker haben, der mit seiner schwulen Seite im Einklang ist und auf der anderen Seite Graham, der das Wort seiner sexuellen Orientierung noch nicht einmal in den Mund nehmen konnte. Durch diese gegensätzlichen Voraussetzungen war es natürlich gut mitzuverfolgen, wie es für jemanden ist, der schon zu sich selbst steht und für jemanden, der dies eben noch nicht kann.

Obwohl die beiden Protagonisten damit natürlich sehr unterschiedlich waren, konnte ich mich in beide einfühlen. Mit Graham war es am Anfang eher noch schwierig, weil der Fokus eher auf Rikker lag, aber je mehr auch Graham seine Gefühle preisgeben durfte, umso mehr hat sich auch bei ihm ein klares Bild ergeben, das in sich schlüssig war. In der Annäherung der beiden möchte ich dann auch hervorheben, dass das gewählte Drama – wie für Bowen üblich – perfekt auf die Situation passt. Es wird nicht übertrieben künstlich etwas inszeniert, sondern man merkt regelrecht, dass das Momente sind, die genau so passieren könnten. Daher ist das Ende auch wirklich perfekt. Es wirkt so ein bisschen wie mittendrin endet und gleichzeitig ist aber auch all das genau eingetroffen, was die Geschichte brauchte.

Fazit: Band drei der Ivy Years ist definitiv mein Lieblingsband, da es endlich wirklich um Eishockey geht und weil die homosexuelle Liebesgeschichte so authentisch dargestellt wurde, dass es mir fast schon die Tränen in die Augen treibt. Sarina Bowen demonstriert, wie man es machen sollte!

Veröffentlicht am 28.11.2018

Gelungene Neuinterpretierung von Cinderella

Cinder & Ella
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Ich habe fast schon unheimlich verfolgt, wie enthusiastisch die ersten Reviews zu „Cinder & Ella“ ausgefallen sind, da mich das Cover und der Klappentext jetzt nicht vom Fleck weg weggehauen haben. Ich ...

Ich habe fast schon unheimlich verfolgt, wie enthusiastisch die ersten Reviews zu „Cinder & Ella“ ausgefallen sind, da mich das Cover und der Klappentext jetzt nicht vom Fleck weg weggehauen haben. Ich lese gerne NA und muss das Genre nicht ständig neu erfunden haben, von daher erwarte ich von solchen Büchern auch nicht unbedingt immer etwas Neues, aber die Rezensionen vermittelten mir den Eindruck, dass Kelly Oram etwas Großartiges geschaffen hat. Dann kam aber auch die erste negative Rezension rein und ich habe erleichtert festgestellt, dass auch „Cinder & Ella“ eine reine Geschmacksfrage ist.

Der Einstieg fällt in meinen Augen etwas holprig aus, da alle Figuren rund um Ella extrem überzeichnet wirken. Ella wirkt echt und authentisch, man bekommt wirklich schnell ein Gefühl für sie und ihre Empfindungen und ich konnte mich wirklich gut mit ihr identifizieren. Alles andere aber scheint zunächst wirklich wie bei dem Märchen Cinderella wirken zu sollen. Die böse Stiefmutter mit den bösen Stiefschwestern und der Prinz, der in seiner ganz eigenen Welt lebt. Vor allem Cinder fand ich am Anfang schwer erträglich. Seine Gedanken waren so sprunghaft und auch seine Arroganz, ätzend! Das hinterher alles damit zu begründen, dass er sein wahres Ich wegen des vermeintlichen Verlusts von Ella unterdrückt hat, fand ich da zu einfach. Aber auch Ellas Vater ist unheimlich extrem in seinen Handlungen. Mal empathisch, mal egoistisch, es war schwer, bei ihm eine klare Linie zu erkennen.

Diese Eindrücke legen sich aber irgendwann, weil Oram Cinderella nicht einfach nacherzählten wollte, sondern doch ihre eigene Geschichte daraus machen wollte. So gibt es einige sehr überraschende Entwicklungen und von da an ist die Autorin auch in der Zeichnung ihrer Figuren viel stringenter. Mir gefällt es auch sehr, dass die Autorin nicht zu übertrieben auf dramatische Effekte gesetzt hat. Natürlich war Drama da, aber so wohl dosiert und dann auch so authentisch gestaltet, dass ich es als sehr, sehr angenehm empfunden haben. Vor allem die sehr intensiven Gespräche zum Ende hin, die ganzen kleinen Momente, die toll getimed wurden, da hat man deutlich gemerkt, dass Oram ein Fingerspitzengefühl hat, wie es laufen sollte. Grandios war sicherlich auch die Buchvorlage, um die sich alles dreht. Das war so detailliert aufgebaut, dass man fast hätte meinen können, dass es diese Buchreihe wirklich gibt. Insgesamt wirkte vieles positiv gesprochen nerdig, was großartig war, da normalerweise Protagonist ist reich oder bekannt gerne schon mal zur Oberflächlichkeit führt.

Fazit: Nach einem etwas holprigen Start, in der die Geschichte noch zu sehr an der Märchenvorlage klebte, entwickelt sich eine gelungene Neuinterpretation von Cinderella, die vor allem durch die kleinen Momente und die Authentizität zu begeistern weiß.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Runder Abschluss

Das Juwel – Der Schwarze Schlüssel
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Es ist doch immer wieder verwunderlich, dass man bei vielen Trilogien doch immer auf ein und dasselbe Muster stößt. Der erste Band ist meist richtig gut oder hat zumindest so viel Potenzial, das man sich ...

Es ist doch immer wieder verwunderlich, dass man bei vielen Trilogien doch immer auf ein und dasselbe Muster stößt. Der erste Band ist meist richtig gut oder hat zumindest so viel Potenzial, das man sich sagt, die Reihe muss ich weiterverfolgen. Der zweite Band hat dann meist eher einen Hänger, weil so vieles für den finalen Band vorbereitet werden muss und der letzte Band hat dann entweder das Glück, ein toller Abschluss zu sein oder die Reihe endgültig in den Sand zu setzen. Bei „Das Juwel“ habe ich diese Erfahrung nun wieder gemacht. Der erste Band war echt spannend und neu, während der zweite Band wenig erzählerische Höhepunkt hatte und alles für den letzten Band vorbereitet hat. Ist „Der schwarze Schlüssel“ nun der gute Abschluss oder der Griff ins Klo?

Der finale Band tut sich definitiv einen Gefallen damit, dass er wieder an seine Anfänge zurückgeht und im Juwel direkt spielt. Violets Rückkehr dahin war sehr logisch erzählt und ich hatte auch das Gefühl, dass wir durch ihre neue Tätigkeit als Zofe noch einmal ganz andere Einblicke bekommen haben, so dass es nicht wie ein platte Wiederholung der Handlungen aus dem ersten Band wirkt. Zudem findet man auch wieder dorthin zurück, dass es zahlreiche erzählerische Höhepunkte gibt. Man merkt regelrecht, dass man immer mehr zum großen Höhepunkt steuert und die Spannung ist wirklich sehr groß, je näher man dem Endkampf kommt.

Dennoch habe ich einige Aspekte gefunden, die definitiv ausbaufähig gewesen wären. Zum einen war die räumliche Trennung von Violet und Ash eher hinderlich. Dabei geht mir weniger um ihre Liebesgeschichte, die dadurch kaum stattfindet, sondern darum, dass Ash ebenso spannende Abenteuer vermutlich erlebt, von denen wir aber nichts erfahren. Die Autorin hat sich nun einmal für eine einzelne Perspektive entschieden, die ihr nun aber etwas hinderlich wird. Man merkt nämlich überdeutlich, dass Ashs Seite der Geschichte wirklich Mehrwehrt gehabt hätte. Ein anderer Aspekt, der mich doch immer wieder stutzig werden ließ, war die Art und Weise, wie mit dem Tod verschiedener Figuren umgegangen wurde. Es waren wirklich sehr unterschiedliche Charaktere, die noch den Tod finden, aber die Trauer um sie fand eigentlich immer gleich statt, nämlich eigentlich gerne. Gerade im Endkampf gibt es immer die Helden, die ihr Leben lassen müssen und das sind meist die Momente, die den Leser emotional packen sollen. Das geschieht jedoch nicht, da über jeden Tod hastig hinweggegangen wird. Entweder Ewing kann solche Szenen nicht schreiben oder hat sie nicht für wichtig erachtet.

Mit dem Endkampf bin ich aber ansonsten zufrieden. Ich brauche den nicht ewig langgezogen mit endlosen brutalen Ereignissen. Ich habe es lieber kurz und knackig und das liefert dieser Band. Am Ende kommt alles logisch zusammen und es kommt zu Wiedersehen, überfälligen Konfrontationen und geglückten Abschlüssen. Am Ende bleibt zwar offen, wie gut die neue Welt funktionieren wird, aber das ist ein offenes Ende, mit dem ich gut leben kann, weil eben die entscheidenden Fragen beantwortet sind und der Rest der Phantasie überlassen wird.

Fazit: „Der schwarze Schlüssel“ ist definitiv ein guter Abschluss der Reihe, bestätigt aber insgesamt meinen Eindruck, dass mir diese Reihe von Amy Ewing nur als solide im Kopf bleiben wird. Der besondere Charakter des ersten Bandes konnte nicht mehr erweckt werden und erzählerische Mankos sind nicht zu leugnen. Dennoch ist Ewing unfraglich eine Erzählerin, die ein klares Bild vor Augen hatte, das sie logisch und spannend erzählt hat.