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Veröffentlicht am 18.01.2019

Zwischen Badass und unlogisch

Heartless, Band 1: Der Kuss der Diebin
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Alleine schon das wunderschöne Cover, das Sara Wolfs „Heartless“ in Deutschland erhalten hat, hat mich um den Kauf dieses Buchs nicht herumkommen lassen, es war wirklich optische Liebe auf den ersten Blick. ...

Alleine schon das wunderschöne Cover, das Sara Wolfs „Heartless“ in Deutschland erhalten hat, hat mich um den Kauf dieses Buchs nicht herumkommen lassen, es war wirklich optische Liebe auf den ersten Blick. Hinzu kam der Klappentext, der bereits erahnen ließ, dass es sich bei Zera um eine sehr ungewöhnliche Protagonistin handeln würde, das sie scheinbar von Beginn an eine starke Persönlichkeit ist, die ihren Platz in der Welt kennt.

Relativ schnell habe ich festgestellt, dass Zera wirklich das Herzstück dieses Auftaktbandes ist, da sie das gesamte Geschehen wirklich problemlos mit ihrer Art an sich reißt. Sie ist eine Kämpferin, sie ist mutig, sie hat ein loses Mundwerk und vor allem sehnt sie sich nach Liebe. Die Reise mit ihr fand ich sehr faszinierend, da man in solchen Reihen häufiger mal genau das umgekehrte Phänomen erlebt: die Protagonisten müssen erst zu sich selbst finden, um zu einer gestärkten Persönlichkeit zu werden. Zera ist das bereits durch ein trauriges Schicksal und sie will aber zu ihrer Persönlichkeit zurück, sie will also eher rückwärtsgehen, während alle anderen vorwärtsgehen. Dadurch entwickelt natürlich auch die gesamte Story eine ganz andere Dynamik, die mir zur Abwechslung sehr gut gefallen hat.

Trotz dieser genialen Protagonistin, die wirklich jede Seite wert ist, ist „Heartless“ weit davon weg, die perfekte Lektüre zu sein. Das liegt vorrangig daran, dass man gefühlt auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen will und dadurch kann man aber nicht alle Baustellen im Überblick behalten und es ergeben sich Mängel und teilweise auch logische Fehler. Mir ist beispielsweise extrem ins Auge gefallen, dass das eher historische Setting, sicherlich auch durch die Hexenthematik an das Mittelalter erinnernd, einem stellenweisen sehr modernen Verhalten der Figuren gegenüberstand. Wenn man beispielsweise hemmungslos geflucht wird, der Mittelfinger gezeigt wird und gar manche Ausdrücke der Jetztzeit verwendet werden, dann ergibt sich für mich kein stimmiges Bild.

Mein Argument mit den zu vielen Baustellen auf einmal lässt sich daran erkennen, dass das World Building ebenfalls nicht ganz ausgereift scheint. Die Welt der Hexen, die wir am Anfang kennenlernen, wird nur angerissen, so dass dieser Teil der Geschichte sehr blass bleibt. Die Welt der Menschen wiederum bekommt zwar mehr Aufmerksamkeit zugeteilt und dennoch haben mir an vielen Stellen Beschreibungen gefehlt, so dass es mir extrem schwergefallen ist, manche Dinge überhaupt vorzustellen. Ich habe so einfach kein bildliches Packan bekommen. Das zu viel merkt man auch daran, dass nur ein geringer Personenkreis ein wirkliches Profil bekommt. Es bleiben auch genug Figuren auf der Strecke.

Stark wiederum ist der Handlungsverlauf, da ich einen durchgehenden Spannungsbogen wahrgenommen habe. Es gab genug Höhepunkte, es gab genug Wendungen, es fiel mir also sehr leicht, der Geschichte durchgängig folgen zu wollen. Es hilft sicherlich auch, dass Zera mit Lucien einen ebenso starken Gegenpart hat. Er ist ein selbstbewusster junger Mann, der sich genaue Vorstellungen gemacht hat und alles hinterfragt, um es neu aufzubauen. Zum Ende hin wird er in seinen Gefühlen zu Zera etwas zu pathetisch, da hätte man eine Schippe herausnehmen können, aber insgesamt bleibt mir in Erinnerung, dass sie wirklich ein Power-Couple sind. Es gab auch viele eher ungewöhnliche Beziehungen, da möchte ich vor allem Zera und ihre „Tante“ hervorheben. Für diese Beziehung wurde sich verhältnismäßig viel Zeit genommen und gerade auf einer emotionalen Ebene konnte ich erreicht werden. Ganz am Ende gibt es dann einen Cliffhanger, der wirklich perfekt gewählt ist, da er die Lust auf den zweiten Band definitiv schürt. Ich freue mich ehrlich gesagt auch auf diesen, da ich genug unausgeschöpftes Potenzial erahne.

Fazit: Der Auftakt zu „Heartless“ hat definitiv noch viel Luft nach oben, da gerade das World Building noch sehr ausbaufähig ist. Zudem lassen sich auch gewisse logische Fehler nicht verleugnen. Dafür ragt man mit einer richtigen Anti-Heldin heraus, die viel Spaß bereitet und mit einem Cliffhanger, der es unmöglich macht, weiterlesen zu wollen.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Das war nichts

Bad Girls don't love
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Vor kurzem habe ich von Daniela Felbermayr die Weihnachtsnovelle „Royal Christmas“ gelesen und dies war auch meine erste Begegnung mit der Autorin. Auf Anhieb hat mir ihr Schreibstil sehr gut gefallen ...

Vor kurzem habe ich von Daniela Felbermayr die Weihnachtsnovelle „Royal Christmas“ gelesen und dies war auch meine erste Begegnung mit der Autorin. Auf Anhieb hat mir ihr Schreibstil sehr gut gefallen und ich fand es sehr schade, dass es sich nur um eine Novelle handelte, da das Potenzial locker für einen tollen Roman gereicht hätte. Nun habe ich „Bad Girls don’t Love“ entdeckt und da dies nicht so offensiv als Novelle betitelt wurde, habe ich gedacht, dass es sich nun tatsächlich um einen Roman von Felbermayr handeln würde, mit dem ich überprüfen könnte, ob sich mein positiver Eindruck auch über deutlich mehr Seiten bestätigt.

Ein richtiger Roman war „Bad Girls don’t Love“ nun aber auch nicht. Ich finde die Unterscheidung zwischen einer Novelle und einem sehr kurzen Roman ohnehin sehr schwierig, daher möchte ich mich bei diesem Buch darauf beschränken, dass es insgesamt eine sehr knapp ausgefallene Geschichte ist. Das hat mich natürlich so gesehen schon enttäuscht, weil ich ja mal mehr sehen wollte, aber erschwerend kam nun leider auch noch hinzu, dass mir die Geschichte wirklich nicht gefallen hat. Der Einstieg war noch so gut, weil man wunderbar nachempfinden konnte, wie tief Hallie verletzt wurde und warum sie zu der Frau geworden ist, die sie nach dieser Demütigung eben geworden ist. Mir hat es auch gefallen, dass sie Chris zuerst nur stürmisch im Bett begegnet, um dann erst die Liebesgeschichte zu beginnen, doch ab ihrer ersten Begegnung hinterher ging es steil bergab.

Die Defizite sehe ich wirklich überhaupt auf nicht der Ebene des Erzählstils, weil die Sprache wirklich sehr klar und präzise gewählt ist und auch Entscheidungen, die ich gar nicht nachvollziehen kann, sind aber zumindest gut erzählt. Deswegen ärgert es mich auch enorm, dass ich die Entwicklung der Handlung so enttäuschend fand, da der Rahmen auf jeden Fall gut genug war. Zum einen gibt es doch einige logische Löcher, die möglicherweise ganz harmlos zu erklären sind, die sich aber bei einer gut durchdachten Geschichte aber trotzdem nie aufdrängen würden. Das ist zum einen, dass der Moment, als Hallie realisieren muss, dass ihr Mann für eine Nacht der Bruder des Freundes ihrer Schwester ist, komplett ausgespart wird. Es gibt auch eine Autofahrt in Chris Wagen, die nicht groß thematisiert wird, als Hallie aber erneut mit ihm fährt, ist sie plötzlich überrascht über sein Wagenmodell. Warum nicht schon bei der ersten Fahrt??? Das waren jetzt nur zwei Beispiele für weitere logische Fehler.

Die Grundidee der Geschichte war sicherlich, dass man Vertrauen in einer Beziehung haben muss und dass man auch verzeihen muss, weil man auch in der Liebe Fehler macht. Sicherlich ein interessantes Thema, das aber zutiefst unbefriedigend umgesetzt wurde. Das liegt vor allem daran, dass Chris überhaupt kein Profil entwickelt. Mal blitzt durch, dass er eigentlich sehr in Ordnung ist, aber im nächsten Moment ist er der vermeintliche Idiot, der seine neue Freundin einfach mal so vergisst. Dann war er 15 Jahre mit einer Frau zusammen, die uns LeserInnen dann zutiefst unsympathisch präsentiert wird, so dass man sich fragt, wie kann er sie 15 Jahre geliebt haben. Mein persönlicher Tiefpunkt ist dann aber ab dem Gespräch im Pavillon, als Chris deutlich sagt, dass er sich über seine Gefühle bewusstwerden muss, aber hinterher wird es so dargestellt, als hätte seine Ex-Freundin ihn blöd darstellen lassen, um dann doch noch mit ihr zusammen zu kommen. Tut mir leid, aber das war insgesamt so hanebüchen, dass ich die Geschichte ab da nicht mehr ernst nehmen konnte!

Fazit: Mein erstes positives Leseerlebnis mit Daniela Felbermayr wurde durch den ersten Teil der „Bad Girls Don’t Love“ zunichtegemacht, da mir die Geschichte von Hallie und Chris wirklich überhaupt nicht gefallen hat. Ein guter Anfang stellte den einzigen Höhepunkt dar, da es ab dann durch Logikfehler und wenig überzeugende Handlungsentwicklungen immer schlechter wurde.

Veröffentlicht am 08.01.2019

Swan Song

Der letzte erste Song
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Das ist er nun also: der Abschied, der Swan-Song der „Firsts“-Reihe, die ich wirklich gerne gelesen habe, weil alle einzelnen Geschichten so unterschiedlich waren und doch so ähnlich, weil sie eins gemeinsam ...

Das ist er nun also: der Abschied, der Swan-Song der „Firsts“-Reihe, die ich wirklich gerne gelesen habe, weil alle einzelnen Geschichten so unterschiedlich waren und doch so ähnlich, weil sie eins gemeinsam hatte, die grandiose Freundesclique, die mir so unheimlich viel Spaß bereitet hat. Die Vorfreude auf „Der letzte erste Song“ war natürlich groß, da die Liebesgeschichte von Mason und Grace ja im letzten Band durch den Kuss bei Wahrheit oder Pflicht angeteasert wurde und man, war das ein Kuss! Da musste ich die beiden natürlich erst recht ergründen, zumal bei Mason bis dato hängengeblieben war, dass er stets hinter Jennys Rockzipfel herhängt und weil man von Grace sehr, sehr wenig bisher wusste.

Bereits im Schreibprozess von „Der letzte erste Song“ konnte man bereits mitverfolgen, wie viel Spaß Bianca Iosivioni mit diesem letzten Band hatte und wie sehr sie Gefallen an Mason fand. Das hat mich wirklich sehr gereizt, denn wie oben bereits erwähnt, war bei ihm meist das Problem, dass man sich fragte, warum er sich das Hin und Hergeschubse durch Jenny antut. Daher war es grandios, nun endlich in seinen Kopf gucken zu können und es hat wirklich sehr geholfen, ihn endlich zu verstehen. Nach Abschluss dieses Buches kann ich nun auch absolut verstehen, warum Mason Biancas Herz noch erobern konnte, bei mir hat er es jedenfalls auch geschafft, denn er hat wirklich das Herz auf dem rechten Fleck und ist auf eine perfekte Art romantisch. Mit Grace war der Prozess an sich etwas schwieriger, weil diese Selbstzweifel, die sie hat, natürlich an den Nerven zehren. Aber gleichzeitig kennen wir sie alle, diese Selbstzweifel, in Zeiten von sozialen Medien mehr denn je und daher kann ich nur sagen, so ist es wirklich. Diese Selbstkasteiung, die Grace vorgenommen hat, war sehr authentisch dargestellt und das sehe ich positiver, als die Tatsache, dass man Grace manchmal gerne geschüttelt hätte.

Bei den beiden ist mir auch extrem aufgefallen, dass sie innerhalb der gesamten Reihe vermutlich die süßeste Liebesgeschichte haben. Während bei den restlichen Paaren die Funken regelmäßig regelrecht explodiert sind, ist die Liebesgeschichte von Mason und Grace vor allem ruhig erzählt und dadurch auch auf einem ganz anderen innigen Niveau. Das hat sicherlich auch daran gelegen, dass beide Figuren zu Beginn des Buches vergeben sind, denn ich hatte erst Sorgen, dass wir tiefer in das Thema Betrug einsteigen, was zum Glück aber nicht passierte. Die Beziehungen wurden sauber aufgelöst, auch logisch und stimmig, aber dadurch waren eben auch nicht mehr so viele Seiten für Explosivität da. Das Buch hat auch die wenigsten Sexszenen, aber auch hiermit kann ich gut leben, da sich im Gesamtpaket einfach gezeigt hat, dass es insgesamt noch einmal eine ganz andere Geschichte ist.

Weiterhin fällt auf, das natürlich vor allem im Gegensatz zu „Die erste letzte Nacht“, in der die Dramatik eher schon zu viel war, recht wenig auf dramatische Effekte gesetzt wird. Ansonsten müssen die Figuren immer eine dramatische Vergangenheit haben, die man dann im Laufe der Handlung entdecken muss. Aber Mason z. B. bekommt so ein Drama gar nicht an die Seite, bei ihm hätte man z. B. mit seiner Zeit bei der Armee arbeiten können, aber ich finde es gut, dass das nicht getan wurde. Auch Graces Geschichte ist nicht überdramatisiert und kleinere Rätsel aus ihrer Vergangenheit werden auch recht früh aufgedeckt. Dadurch war insgesamt viel mehr Raum für persönliche Entwicklungen. Das passte als Kontrast zu den anderen Bänden sehr gut.

Was mir aber definitiv gefehlt hat, ist ein viel eindeutigerer Bezug zum Titel. Die Liebe zur Musik und die Darstellung der Proben und Auftritte, das ist alles sehr gut rübergekommen, aber wenn selbst der Klappentext anteasert, dass es vor allem darum geht, dass Mason und Grace Songs miteinander schreiben, dann kommt da eigentlich nichts von rüber. Klar, sie schreiben tatsächlich einen Song zusammen, aber es wird nicht einmal tatsächlich über die Lyrics dabei geredet. Dabei zeigt sich ja am Ende, dass diese eine große Bedeutung haben, weil sie auch für Grace und Masons‘ Beziehung stehen. Dadurch, dass man sie aber nicht wirklich erfährt, bleibt das alles spekulativ. Das Fehlen dieser Lyrics ist wirklich ein Dämpfer in dem ansonsten zufriedenstellenden Abschluss der Reihe.

Fazit: „Der letzte erste Song“ ist ein schöner Abschluss der „Firsts“-Reihe und ist dabei noch einmal überraschend anders als die Vorgänger. Auf großes Drama wird weitgehend verzichtet und die Liebesgeschichte ist eher ruhig und innig erzählt. Als enttäuschend muss ich aber nennen, dass der letzte erste Song nie zitiert wird, das Fehlen springt regelrecht ins Auge.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Viel Herzschmerz mit gleich zwei Liebesgeschichten

Dear Life - Lass mich wieder lieben
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An „Dear Life“ hat mich vor allem gereizt, dass die Handlung sich direkt um zwei Paare dreht und ich war wirklich sehr gespannt, wie das verpackt wird, da man im NA-Genre ja ansonsten in der Regel nur ...

An „Dear Life“ hat mich vor allem gereizt, dass die Handlung sich direkt um zwei Paare dreht und ich war wirklich sehr gespannt, wie das verpackt wird, da man im NA-Genre ja ansonsten in der Regel nur ein Pärchen im Fokus hat, während die Entwicklungen der Nebencharaktere ja wirklich nur Nebensächlichkeiten sind. Zudem hat der Klappentext mit dem Dear-Life-Programm bereits angedeutet, dass wir es mit einer tiefergehenden Geschichte zu tun haben würde und diese Mischung fand ich wirklich sehr interessant.

Hervorragend geklappt hat die Einbindung von gleich zwei erzählten Liebesgeschichten. Ich fand es schon echt spannend, dass doch einige Zeit offenblieb, wer von den vier Protagonisten letztlich mit wem anbandeln würde. Das hat schon genug Raum für Spekulationen gelassen, was ich ansprechend fand. An dieser Stelle will ich auch gar nicht verraten, wer letztlich mit wem endet, da das doch einen gewissen Reiz der Geschichte vorwegnehmen würde. Mir haben auf jeden Fall beide Paare sehr gefallen, sogar beide auf einem total gleichen Niveau, was ich sehr selten erlebe, da man immer irgendwie Favoriten hat. Aber die jeweiligen Liebesgeschichten waren so unterschiedlich von der Grundausrichtung her und dabei beide doch so greifbar und intensiv erzählt, dass ich ungerne eine Teilgeschichte als schwächer bezeichnen wollen würde. Zudem weiß ich sehr zu schätzen, dass ich trotz zweier Geschichten nicht das Gefühl hatte, dass eine Geschichte zu kurz gekommen ist. Die Liebesgeschichten sind zur vollsten Zufriedenheit mit perfekten Happy Ends erzählt worden.

Dennoch ist bei der Erzählung etwas zu kurz gekommen, nämlich das Dear-Life-Programm. Gerade am Anfang fand ich es sehr spannend, wie die Protagonisten die einzelnen Schritte durchlaufen, so dass man wirklich einen Heilungsprozess in Gang gesetzt hat, der authentisch und sehr nahbar wirkte. Doch relativ schnell haben sich die Geschichten vor allem abseits der Programms abgespielt. Mir war durchaus bewusst, dass die Entwicklungen sich nicht nur im Seminarraum abspielen können, aber spätestens im letzten Drittel hat das Programm kaum noch eine Rolle gespielt und das fand ich dann nicht konsequent zu Ende erzählt. So kam nämlich überhaupt nicht rüber, was das Programm letztlich bewirkt hat, da die persönlichen Entwicklungen am Ende eher aus den Figuren selbst entstand. Nur gut, dass die Emotionalität auch abseits des Programms kreiert werden konnte. Verbunden mit diesem Kritikpunkt ist auch die Tatsache, dass die Beziehungen der vier Protagonisten untereinander auch verloren gehen. Wir haben am Ende zwei glückliche Paarungen, aber da die vier zusammen die Reise angetreten sind, hätte es mir besser gefallen, wenn man zum Schluss auch genauso geendet hätte.

Fazit: Der bereits emotionale Titel „Dear Life“ löst seine Versprechungen ein, da wirklich eine emotionale Geschichte mit gleich zwei überzeugenden Liebesgeschichten geboten wird. Als kleiner Wehmutstropfen bleibt, dass nicht alle Ansätze konsequent zu Ende erzählt werden, aber das unterscheidet eine sehr gute Geschichte nur von einer perfekten Geschichte, also Klagen auf hohem Niveau.

Veröffentlicht am 27.12.2018

Mischung aus Hochspannung und logischen Löchern

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Bei Nele Neuhaus wird wahrscheinlich fast jeder angeben, dass er ihr und ihrer Reihe rund um Pia Kirchhoff/Sander und Oliver Bodenstein mit „Schneewittchen muss sterben“ verfallen ist. Seitdem ist viel ...

Bei Nele Neuhaus wird wahrscheinlich fast jeder angeben, dass er ihr und ihrer Reihe rund um Pia Kirchhoff/Sander und Oliver Bodenstein mit „Schneewittchen muss sterben“ verfallen ist. Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen, aber ich habe stets jeden neuen Band der Reihe sehnsüchtig erwartet. Ich habe auch fleißig die Stimmen anderer wenig begeisterte LeserInnen verfolgt und muss auch eingestehen, dass sich die Fälle meist nach einem sehr ähnlichen Muster entwickeln, da es häufig einen konkreten Verdächtigtenkreis gibt, in dem jeder jeden deckt. Dennoch ist der Schreibstil und die Komplexität der Fälle bewundernswert und ich finde, dass in diesen Aspekten nicht viele der Autorin das Wasser reichen können.

Offensichtlich habe aber nicht nur ich diese Kritik verfolgt, sondern auch Neuhaus selbst, da sie in „Muttertag“ an einer Stelle diese Kritik selbstreflexiv aufnimmt, diesmal bezogen auf ihr stets großes Figurenrepertoire. Sie wägt durch ihre Figuren das Für und Wider ab und man merkt deutlich, dass sich hier das Statement verbirgt, dass viele Aspekte, egal bei welchem Genre, einfach Geschmackssache sind. Dies finde ich auch tatsächlich sehr wichtig und wer eben nicht mit dem Stil von Neuhaus leben kann, der soll sie eben nicht lesen. Kommen wir aber zum angesprochenen Schema F zurück, das auch in „Muttertag“ durch die ehemaligen Pflegekinder eines Toten repräsentiert wird. Schnell ist klar, dass sich der oder die MörderIn innerhalb dieses Kreises befinden muss. Auch wenn man hier also wieder das übliche Handlungsmuster der Autorin erkennen kann, habe ich mich an diesem Stilelement immer noch nicht satt gelesen, da es eben genug Verdächtige gibt, es kann genug spekuliert werden und dadurch, dass der Täter nicht irgendwer sein kann, wird auch dem psychologischen Aspekt der Tat viel Zeit gewidmet und so lese ich meine Krimis am liebsten!

Dennoch ist „Muttertag“ auch irgendwie anders. Man kann es eindeutig als ein Nele-Neuhaus-Kriminalroman identifizieren und dennoch gibt es zwei Aspekte, die mir bei ihr noch nie in dieser Form aufgefallen sind. Mir gefällt eigentlich immer sehr gut, wie intensiv und anschaulich die Ermittlungsarbeiten dargestellt werden und dass sie dadurch stets sehr realistisch wirken. Grundsätzlich ist das in „Muttertag“ auch gegeben, aber gleichzeitig haben sich für mich doch zu viele Logikfehler ergeben. Pia und ihre Kollegen waren sehr viel mit Befragungen beschäftigt und dabei ist mir immer wieder aufgefallen, dass sich wer wann befragt wurde, nicht sinnvoll erschlossen hat. Dort wurden Figuren überhaupt nicht befragt, die aber total offensichtlich auf der Hand lagen. Im Rückblick ist mir natürlich klar, dass man sich mit den entsprechenden Befragungen 200 Seiten mindestens hätte sparen können. Aber wenn das so auffällt, wie unlogisch das ist, ist es einfach nicht geschickt gemacht.

Der letzte Band hat sich ganz um Bodenstein gedreht, mit einem Zeitsprung von drei Jahren sind wir in „Muttertag“ vor allem wieder bei Pia Sander. Pia war schon von Anfang die Figur, in die man sich besser hineinversetzen konnte, von daher hat es mir gefallen, dass es in diesem Band auch so persönlich wurde und vor allem dann auch noch auf eine sehr unerwartete Art und Weise. Die Verwicklungen haben nämlich zu einem Showdown geführt, der aller Erster Sahne war und schon fast eines Thrillers würdig war. Da die Reihe ja bereits auch verfilmt wurde, habe ich sogar mit den DarstellerInnen ein Kopfkino entwickeln können, das spannender nicht hätte sein können. Neuhaus ist zwar wirklich keine zimperliche Erzählerin, aber dennoch habe ich so ein Kampf um Leben und Tod von ihr noch nie so gesehen und das war richtig, richtig stark!

Fazit: Der neuste Streich von Nele Neuhaus, „Muttertag“, ist einerseits ein typischer Band, da er wie immer eine spannende Milieustudie bietet, andererseits war er auch total anders. Die Ermittlungsarbeiten wurden leider stellenweise sehr unlogisch angegangen, dafür war der Showdown so spannend, dass man an den Seiten regelrecht geklebt hat. In jedem Fall bleibt aber, dass auch dieser Kriminalroman eine wirklich gute Unterhaltung darstellt!