Gelungene Neuinterpretierung von Cinderella
Cinder & EllaIch habe fast schon unheimlich verfolgt, wie enthusiastisch die ersten Reviews zu „Cinder & Ella“ ausgefallen sind, da mich das Cover und der Klappentext jetzt nicht vom Fleck weg weggehauen haben. Ich ...
Ich habe fast schon unheimlich verfolgt, wie enthusiastisch die ersten Reviews zu „Cinder & Ella“ ausgefallen sind, da mich das Cover und der Klappentext jetzt nicht vom Fleck weg weggehauen haben. Ich lese gerne NA und muss das Genre nicht ständig neu erfunden haben, von daher erwarte ich von solchen Büchern auch nicht unbedingt immer etwas Neues, aber die Rezensionen vermittelten mir den Eindruck, dass Kelly Oram etwas Großartiges geschaffen hat. Dann kam aber auch die erste negative Rezension rein und ich habe erleichtert festgestellt, dass auch „Cinder & Ella“ eine reine Geschmacksfrage ist.
Der Einstieg fällt in meinen Augen etwas holprig aus, da alle Figuren rund um Ella extrem überzeichnet wirken. Ella wirkt echt und authentisch, man bekommt wirklich schnell ein Gefühl für sie und ihre Empfindungen und ich konnte mich wirklich gut mit ihr identifizieren. Alles andere aber scheint zunächst wirklich wie bei dem Märchen Cinderella wirken zu sollen. Die böse Stiefmutter mit den bösen Stiefschwestern und der Prinz, der in seiner ganz eigenen Welt lebt. Vor allem Cinder fand ich am Anfang schwer erträglich. Seine Gedanken waren so sprunghaft und auch seine Arroganz, ätzend! Das hinterher alles damit zu begründen, dass er sein wahres Ich wegen des vermeintlichen Verlusts von Ella unterdrückt hat, fand ich da zu einfach. Aber auch Ellas Vater ist unheimlich extrem in seinen Handlungen. Mal empathisch, mal egoistisch, es war schwer, bei ihm eine klare Linie zu erkennen.
Diese Eindrücke legen sich aber irgendwann, weil Oram Cinderella nicht einfach nacherzählten wollte, sondern doch ihre eigene Geschichte daraus machen wollte. So gibt es einige sehr überraschende Entwicklungen und von da an ist die Autorin auch in der Zeichnung ihrer Figuren viel stringenter. Mir gefällt es auch sehr, dass die Autorin nicht zu übertrieben auf dramatische Effekte gesetzt hat. Natürlich war Drama da, aber so wohl dosiert und dann auch so authentisch gestaltet, dass ich es als sehr, sehr angenehm empfunden haben. Vor allem die sehr intensiven Gespräche zum Ende hin, die ganzen kleinen Momente, die toll getimed wurden, da hat man deutlich gemerkt, dass Oram ein Fingerspitzengefühl hat, wie es laufen sollte. Grandios war sicherlich auch die Buchvorlage, um die sich alles dreht. Das war so detailliert aufgebaut, dass man fast hätte meinen können, dass es diese Buchreihe wirklich gibt. Insgesamt wirkte vieles positiv gesprochen nerdig, was großartig war, da normalerweise Protagonist ist reich oder bekannt gerne schon mal zur Oberflächlichkeit führt.
Fazit: Nach einem etwas holprigen Start, in der die Geschichte noch zu sehr an der Märchenvorlage klebte, entwickelt sich eine gelungene Neuinterpretation von Cinderella, die vor allem durch die kleinen Momente und die Authentizität zu begeistern weiß.