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Veröffentlicht am 01.11.2018

Ein experimenteller Viveca Sten

Flucht in die Schären
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Bei so einer langlebigen Krimireihe, wie Viveca Sten sie rund um Thomas und Nora erschaffen hat, ist die Gefahr immer groß, dass man sich in Eintönigkeit verliert und irgendwann einfach nichts mehr bieten ...

Bei so einer langlebigen Krimireihe, wie Viveca Sten sie rund um Thomas und Nora erschaffen hat, ist die Gefahr immer groß, dass man sich in Eintönigkeit verliert und irgendwann einfach nichts mehr bieten kann, was den Leser begeistern kann. Ich hatte immer schon den Eindruck, dass Sten sich dieser Gefahr sehr bewusst war und deswegen gerne mit größeren Zeitsprüngen gearbeitet hat, weil sie so vor allem über das Privatleben der Hauptfiguren immer neue Impulse setzen konnte. „Flucht in die Schären“ ist nun bereits der neunte Band und ich ziehe das Fazit vorweg: es ist auch Stens bisher experimentellster Band.

Ich hatte mich vorab im Klappentext schon etwas gewundert, dass „Flucht in die Schären“ so offensiv als Thriller angepriesen wurde. Bei klassischen Krimireihen bin ich immer sehr skeptisch, wenn man plötzlich etwas von Thriller liest. Da ich dieses Genre nämlich lieber lese als klassische Krimis, erkenne ich schon auf Anhieb, ob es sich wirklich um einen Thriller handelt oder nicht. Bei „Flucht in die Schären“ hat sich dieses Etikett nun wahrlich ausgezahlt, da der neunte Band definitiv der bisher spannendste ist. Alle Bände haben natürlich am Ende immer mit Spannung angezogen, weil es dann immer ein Wettlauf gab, ob man den Täter schnappen kann. „Flucht in die Schären“ ist aber wirklich durchgängig spannend und die Kapitel sind gefühlt noch kürzer, noch strategischer gesetzt, dass man kaum noch Luft holen kann, weil man so schnell weiterlesen will. Zudem arbeitet die Autorin auch mit mehreren Höhepunkten, so dass es immer Einzelhandlungen gibt, wo man schon mitfiebert. Natürlich haben wir es hier nicht mit einem Thriller à la Chris Carter zu tun, aber das Tempo und die Spannung, die erzeugt wird, das ist schon klasse!

Experimentell geht es auch bei den Hauptfiguren zu. Lange, lange habe ich mich immer aufgeregt, wenn Nora eigentlich nur durch ihr Privatleben eine Daseinsberechtigung hatte, aber ansonsten wenig in die Handlung eingebunden war. Das hatte sich zuletzt erfreulicherweise geändert, so dass Nora als Juristin und Thomas als Polizist bei einem Fall dann immer näher aneinander kamen, bis sie letztlich zusammengearbeitet haben. Nun schlägt das Pendel eher auf die Gegenseite aus. „Flucht in die Schären“ ist ganz klar Nora-zentriert, während Thomas mit seinem Privatleben beschäftigt ist. Dadurch ergibt sich auch kein klassischer Kriminalfall mit Ermittlungen, sondern man erlebt vielmehr wie Nora Ermittlungen für ihre Anklage durchführt. Dieser Schritt war sicherlich gewagt, weil Thomas eben erst am Ende wieder eine größere Rolle spielt und immerhin wird die Reihe schon seit Jahren als „Ein Fall für Thomas Andreasson“ beworben, das wirkt nun erst recht lächerlich, aber mir hat dieser Weg gefallen.

Weniger gefallen haben mir dagegen die Rückblicke in die Kindheit des großen Bösen in diesem Buch. Erst habe ich noch gedacht, dass so erklärt werden soll, warum Andreis ist wie er ist. Aber im Endeffekt bilden diese Rückblicke nur einen kleinen Teil seiner Kindheit ab, der definitiv nicht alles rechtfertigen kann. Da hätte ich es viel spannender gefunden, wenn man auf seine erste Zeit in Schweden geblickt hätte, wo seine kriminelle Zeit ja überhaupt erst begann. So hatte ich eher den Eindruck, dass Sten das Thema der Balkankriege sehr spannend fand und das Grauen dieser Zeit auffangen wollte. Zudem fand ich es komisch, dass Andreis Bruder Emir, der ja wirklich der Brutale der Brüder sein soll, auch so kurz kam. Für mich gab es da leider zu viele Lücken. Nun haben wir am Ende ein Epilog, der andeuten könnte, dass man das Thema noch weiterhin verfolgen möchte, vielleicht gibt es dann Antworten, aber für mich war es strategisch nicht gut gemacht.

Fazit: Viveca Sten ist mit „Flucht in die Schären“ ein Risiko gegangen, da sie uns LeserInnen eher einen Thriller als ihren üblichen Krimi liefert. Thomas und seine Polizeistation sind kaum ein Thema, stattdessen ist auf alles auf Nora gerichtet, die eine Anklage wegen Steuerbetrugs vorbereiten will und dann in eine Geschichte von häuslicher Gewalt vordringt. Für mich hat sich dieses Risiko gelohnt, da die Thrillerelemente echt gut gemacht sind. Fehl am Platz wirken dagegen die Rückblicke in die Kindheit des Täters.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Charmantes zu Weihnachten

Royal Christmas
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Dieses Jahr hat nun wirklich dafür gesorgt, dass die Royals im positiven Sinne in aller Munde sind, denn Harry und Meghan erobern die Welt im Sturm, erst diese Woche mit ihren Baby-News und dazu ihre Reise ...

Dieses Jahr hat nun wirklich dafür gesorgt, dass die Royals im positiven Sinne in aller Munde sind, denn Harry und Meghan erobern die Welt im Sturm, erst diese Woche mit ihren Baby-News und dazu ihre Reise nach Australien und Nachbarländer. In genau diese Stimmung kommt nun diese royale Weinachtsgeschichte, die sich perfekt thematisch anschließt und sogar mit einem kleinen Augenzwinkern auf die echt Königsfamilie schaut.

Warum ich jetzt die volle Punktzahl nicht gebe, kann ich eigentlich gleich zu Beginn schon erklären. Ich finde die Idee zu der Geschichte und den Schreibstil der Autorin so toll, dass ich mir für diesen Titel weniger eine Kurzgeschichte oder Novella, als viel mehr ein ganzes Buch gewünscht hätte. Denn an einigen Stellen muss man wirklich sagen, dass es sehr flott geht und wenn man sich dafür mehr Zeit genommen hätte, wäre ich womöglich vollends hin und weg gewesen.

Die Atmosphäre der Geschichte ist wirklich sehr angenehm, sehr weihnachtlich und damit automatisch heimelig. Jetzt habe ich sie natürlich im Vorwelt von Weihnachten gelesen, aber es war der Geschichte problemlos möglich, mich in eine entsprechende Stimmung zu versetzen, die ich gerne ausgekostet habe. Es wurden auch viele tolle Figuren geboten, die ich (siehe oberen Abschnitt) gerne noch tiefer ergründet hätte. Mir haben vor allem auch die ruhigen Zwischenmomente gefallen, wenn sie zusammen backen oder das Verlobungskleid von Helen sich ansehen.

Was dann echt noch ein nettes Gimmick war, war dann der Moment, wo der Weihnachtsmann involviert wurde. Ich konnte die Geschichte förmlich auf der Leinwand zur Adventszeit sehen und wenn dann der Mann mit Rauschebart kommt und dem Ganzen etwas Magisches verleiht. Dieser Moment hat einfach wie die Faust aufs Auge in dieser Geschichte gepasst.

Fazit: Eine echt tolle Novella zu Weihnachten, die einen in eine tolle Stimmung versetzt und genau die richtigen Elemente bringt, um das Herz zum Leuchten zu bringen. Das Potenzial war sogar so groß, dass ich die Geschichte insgesamt gerne ausgezählter gelesen hätte.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Berührt einen tief innen drin

Das Leuchten unserer Träume
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Manchmal frage ich mich, ob ich Dani Atkins vielleicht nie als Autorin auf den Schirm bekommen hätte, wenn ihr Erstlingswerk „Die Achse meiner Welt“ von Knaur nicht mit so einem aufwändigen Marketing beworben ...

Manchmal frage ich mich, ob ich Dani Atkins vielleicht nie als Autorin auf den Schirm bekommen hätte, wenn ihr Erstlingswerk „Die Achse meiner Welt“ von Knaur nicht mit so einem aufwändigen Marketing beworben worden wäre. Vermutlich nicht, da es in dem großen Angebot doch sehr wahrscheinlich ist, dass auch großartige Erzählerinnen untergehen. Von Atkins habe ich in jedem Fall seitdem jedes Buch gelesen, so dass auch „Das Leuchten unserer Träume“ nun schnell gelesen werden musste, natürlich auch unter dem Spannungsmoment, welche Überraschung die Autorin vielleicht diesmal parat hat.

Atkins Geschichten beginnen immer sehr dramatisch und der Prolog gibt der ganzen Geschichte schon eine Melancholie, wo man sich fragt, wohin man wohl mit seinen ganzen Emotionen soll. Anschließend geht die eigentliche Geschichte los und prompt war die große Dramatik da, die mich sofort für sich einnehmen konnte. Sophies Kampf gegen den Brand war sehr, sehr authentisch beschrieben und ich konnte ihre Beklemmung und ihre Angst durch die Seiten fühlen. Mit der Rettung durch Ben wird der Geschichte vorerst die pure Dramatik genommen, stattdessen geht es erstmal um Gefühle und das Vorantreiben einer schönen Liebesgeschichte.

Mit Ben habe ich mich sofort identifizieren können, da er eine ungeheure Empathie ausstrahlt, die einen ganz tief innen drin berührt. Er hat ein Gespür für Situationen und Menschen, das man nicht lernen kann, sondern das man hat oder eben nicht. Dagegen wirkt Sophie natürlich eher kaltherziger, da sich eigentlich fast alles nur um sie dreht. Da sie aber bedingungslose Liebe für ihre Katze und die Familie ihrer besten Freundin empfindet, ahnt man, dass sie nur sehr viel in sich verschlossen hat. Dennoch ist mir Sophie bis zum Ende nicht komplett ans Herz wachsen können, weswegen Bens bedingungslose Liebe in manchen Momenten nicht restlos für mich nachzuvollziehen war. Dennoch finde ich ihre Liebesgeschichte insgesamt gelungen, da viel mit Schicksal gespielt wird und ich solchen Geschichten ohnehin immer verfallen bin.

Ein großes Geheimnis dieser Geschichte war relativ schnell zu erahnen, da die Hinweise (vielleicht auch bewusst?) nicht allzu sehr versteckt worden sind. Da wollte sich bei mir doch schon etwas Enttäuschung einstellen, aber am Ende kann die Autorin sogar noch aus dem Offensichtlichen eine Überraschung machen. Auch der zweite große Handlungsbogen, der die Geschichte maßgeblich beeinflusst und den ich hier nicht spoilern werde, kam für mich sehr überraschend, aber er hat der Handlung eben den Twist gegeben, womit man endgültig die großen Emotionen geboten bekommen hat. Ab da war ich wirklich tief in dieser Geschichte drin und habe die Momente sehr genossen, auch wenn es natürlich sehr, sehr traurig war.

Etwas schade fand ich auch, dass die Autorin in der Erzählstruktur immer mal Absätze reingenommen hat, die minimal in die Zukunft springen, um im nächsten Abschnitt schon wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Bei diesem Stilelement hat sich mit leider nicht der Sinn erschlossen, weil es eher für Verwirrung als für einen Wiedererkennungswert gesorgt hat.

Fazit: Dani Atkins kann erneut eine berührende Liebesgeschichte abliefern, die wie immer einige Überraschungen bereithält. Es werden sehr, sehr viele Emotionen geboten, die gut transportiert wurden. Dennoch wird mir Sophie nicht als Lieblingsfigur in Erinnerung bleiben, da sie etwas Realitätsfernes hatte. Aber trotzdem war ich in ihrer und Bens Geschichte zu 100% drin.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Detaillierter Superheldenepos

Renegades - Gefährlicher Freund
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Marissa Meyer konnten mit ihren „Luna-Chroniken“ schon viele Leser begeistern, mich nicht, schlichtweg weil ich die Bücher nie gelesen habe. Trotzdem war mir ihr Name natürlich ein Begriff, so dass ich, ...

Marissa Meyer konnten mit ihren „Luna-Chroniken“ schon viele Leser begeistern, mich nicht, schlichtweg weil ich die Bücher nie gelesen habe. Trotzdem war mir ihr Name natürlich ein Begriff, so dass ich, als ich den Klappentext zu „Renegades“ las, sofort Interesse hat. Natürlich konnte mich auch die Superheldenprämisse sehr überzeugen, da Serien wie „Arrow“, „The Flash“ oder auch die Marvel- und DC-Filme mich in den letzten Jahren sehr begeistern konnten. Ich war von Anfang an sehr gespannt, ob die Mischung aus Meyer und Superhelden für mich funktionieren würde.

„Renegades“ fängt schon unheimlich gut an, weil es erst eine Einführungsgeschichte wie aus einem Geschichtsbuch gibt, wodurch man zumindest schon einmal einen groben Blick über die Umstände der Erzählwelt erhält. Anschließend folgt ein Prolog, der mich vom Fleck weg mitgerissen hat, da mysteriös, spannend, brutal und somit einfach atemraubend war. Bei dem Prolog merkte man einfach, dass er sehr entscheidend für die Geschichte ist und womöglich Anfang und Ende von allem ist. Hiernach beginnt die Erzählung dann so richtig. Zunächst erleben wir erneut eine sehr spannende Episode, wo die ersten Superhelden ihre Kräfte demonstrieren können und viel später erst beginnt dann die Handlung, die der Klappentext versprochen hat. Bis dahin, aber auch danach zeugt die Geschichte weniger von diesen spannenden Szenen und der atemraubenden Action und trotzdem kann ich nicht bestätigen, dass ich mich in dieser Zeit weniger gut unterhalten gefühlt habe, denn die Autoren betreibt ein sehr ausführliches Worldbuilding, vor dem man den Hut ziehen muss.

Zunächst mag man vielleicht denken, wieso ist das ganze so kompliziert, wo wir doch nur ein paar Superhelden mit unterschiedlichen Kräften brauchen? Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Schon die Marvel-Filme haben eine Dimension geschaffen, deren Zusammenhänge man sich wirklich bemühen muss nachzuvollziehen, da man ansonsten vollkommen den Faden verliert und das merkt man auch bei „Renegades“. Die unterschiedlichen Gesellschaftssysteme, unter denen die Menschen gelebt haben, müssen schon einmal verstanden werden. Dann sind die einzelnen Fähigkeiten der Superhelden unheimlich gut durchdacht, da man nicht nur 08/15-Fähigkeiten findet. Als letzter Schritt folgt dann eben noch die Welt der Superhelden, wie sie leben und wie sie agieren. All das dem Leser verständlich zu machen erfordert Zeit und die hat sich Meyer zurecht genommen. Ich habe auch diese längeren Passagen, in denen Figuren ihre Geschichten erzählten oder wo viel beschrieben wurde, jedenfalls genauso genossen wie die Actionszenen.

Aber nicht nur von den äußeren Umständen bietet sich eine tolle Geschichte, sondern auch von der Handlung und den Figuren her. Die Handlung wird aus zweierlei Perspektiven erzählt. Zum einen aus Novas Sicht, die zu den „Anarchisten“ gehört und auf der anderen Seite Adrian, der ein „Renegade“ ist. Unterschiedliche Perspektiven haben immer unschätzbare Vorteile, für diese Geschichte sind sie aber regelrecht Goldwert. So bekommt man die Philosophien beider Seiten präsentiert und muss dann schnell feststellen, es ist ganz schön schwer, sich für eine Seite zu entscheiden. Beide Seiten haben ihre Vor- und Nachteile und auch auf beiden Seiten gibt es die klassischen bösen Charaktere und die Charaktere, die man ruckzuck liebgewinnt. Bis zum Ende habe ich mich wirklich nicht entschieden, für wen ich mehr mitfiebere und ich habe auch keine Ahnung, welche Endlösung es nach dieser Reihe geben könnte. Das finde ich tatsächlich am Faszinierendsten an diesem Buch!

Die Handlung hat insgesamt einige Überraschungen aufzuweisen, was natürlich einen schönen Effekt auslöst. Gerade zum Ende hin spitzt sich natürlich einiges zu und wer da das Buch weglegen konnte, den kann ich leider nicht verstehen. Es kommt zu einem wahren Showdown, an dessen Ende ein Cliffhanger steht, den man wirklich bejubeln muss. Unerwartet schlechthin und mit soooo viel Potenzial für den nächsten Band. Aber nicht nur die Handlung zieht mich in den zweiten Band, auch die Figuren tun es. Es gibt wirklich unheimlich viele liebenswerte Figuren in diesem Buch, da merkt man doch sehr, dass sich die Autorin für alle von ihnen detaillierte Gedanken gemacht hat. Natürlich stechen Nova und Adrian heraus und bei den beiden möchte ich lobend erwähnen, dass eine Liebesgeschichte zwar angedeutet wird, aber so auf Sparflamme köchelt, dass ich für die beiden sogar eher mitfiebere. Denn diese Langsamkeit passt perfekt in den Kontext und verleiht dem Ganzen Authentizität.

Fazit: Ein wahnsinnig tolles Buch, die „Renegades“! So gut sogar, dass ich Meyers andere Bücher jetzt eigentlich lesen müsste. Die Autorin hat jedenfalls einen dicken Schinken geschaffen, der im Worldbuilding vor allem überzeugen kann. Aber auch Innovation bei den Superheldenfähigkeiten, zwei gegensätzliche Perspektiven und eine wendungsreiche Handlung runden das Ganze ab. Eine fette Leseempfehlung dafür!

Veröffentlicht am 26.10.2018

Zu oft im Privatleben aufgehängt

Die perfekte Unschuld
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Helen Fields hat mit ihrem Auftaktband rund um die Ermittler Callanach und Turner, „Die perfekte Gefährtin“ richtig begeistern können, weil es sich um einen vielschichtigen Thriller handelte, der viel ...

Helen Fields hat mit ihrem Auftaktband rund um die Ermittler Callanach und Turner, „Die perfekte Gefährtin“ richtig begeistern können, weil es sich um einen vielschichtigen Thriller handelte, der viel Spannung und überraschende Wendungen dabei hatte. Nach diesem Ausrufezeichen war ich wirklich sehr gespannt auf den zweiten Band, „Die perfekte Unschuld“ und die Frage, ob mich dieser ähnlich begeistern könnte.

Diese Frage wird leider schon relativ früh leider negativ beantwortet. Bereits der Einstieg in die Geschichte fällt nämlich nicht gut aus. Die Morde, die uns präsentiert werden, nehme ich davon aus, da diese gleich von Anfang an viel Potenzial hatten. Jedoch ist die Geschichte am Anfang zu wenig mit diesen Fällen beschäftigt. Vielmehr geht es um das Gefühlsleben von Callanach, das auf den Kopf gestellt wird, als mit Edgar ein neuer Detective für einen Cyberfall auftaucht, der offensichtlich mit Ava liiert ist. Fortan muss das Geschehen unter seinen eifersüchtigen Gedanken zurückstehen. Natürlich wurde so eine Verbindung schon im ersten Band angedeutet, aber dies wurde auch begleitet von einem glaubwürdigen Beziehungsaufbau. Hier jedoch wird auch der Fehler gemacht, dass man in Avas Kopf nur minimal reinschauen kann, so dass man ihre Beweggründe auch nicht so transparent dargelegt bekommt, wie das im ersten Band noch der Fall war.

Mit dieser Kritik an Ava sind wir insgesamt bei dem Punkt, dass die Charakterarbeit sowohl bei ihr als auch bei Callanach echt misslingt. Ava wirkt lange Zeit schrecklich unsympathisch, was ich sehr bedauert habe, da sie im ersten Teil noch meine absolute Heldin war. Callanach ist wie gesagt zu lange mit seinen privaten Problemen beschäftigt, erst gegen Ende hin kann es das Thema weitestgehend beiseiteschieben und seine Stärken wiederausleben. Nur gut, dass wenigstens die Nebenfiguren brillieren können wie eh und je. Tripp und Salter sind eh zwei Goldstücke. Tripp ist diesmal eher Beiwerk, dafür bekommt Salter eine eigenständige Geschichte. Und auch Lively ist natürlich nicht wegzudenken, der eben weniger durch Sympathie, als durch markige Sprüche und freche Ansichten immer einen Lacher wert ist.

Bereits im ersten Band hatte ich die Kritik anbringen müssen, dass es vom Umfang der Kriminalfälle mit zwei Fällen vielleicht schon etwas zu viel ist. „Die perfekte Unschuld“ setzt noch einen drauf und hat direkt drei Fälle, am Ende noch mehr vermeintliche Täter und noch ein paar unerwartete Nebenschauplätze. Dadurch muss man echt sagen, dass der Thriller doch etwas vollgestopft war. Dennoch hat es sich die Autorin nicht nehmen lassen, am Ende einen ähnlichen Showdown aufzubieten, wie es ihr bereits im Auftakt gelungen war. Die Handlungen verdichten sich, plötzlich geht es Schlag auf Schlag mit einigen Überraschungen und am Ende haben wir auch nicht Friede, Freude, Eierkuchen, sondern einen realistischen Ausgang, der mich sehr mit der Geschichte versöhnt. Für einen weiteren Band wird jedoch schon wieder eine private Verwicklung angedeutet, aber ich hoffe sehr, dass die Autorin für den nächsten Band das Fazit zieht, dass sie sich dringend auf ihren Thriller-Anteil konzentrieren muss, denn den kann sie!

Fazit: „Die perfekte Unschuld“ fällt gegenüber dem ersten Band, „Die perfekte Gefährtin“ schon deutlich ab. Fields verheddert sich zu Beginn viel zu sehr im Privatleben von Callanach, wodurch er eher pubertierend als wie ein gewiefter Ermittler wirkt. Ava gerät von der Charakterarbeit vollkommen unter die Räder und es gibt zu viele Handlungsbögen. Erst gegen Ende hin haben wir dann den Thriller, denn sich Fields-Fans schon früher verdient gehabt hätten…

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