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Veröffentlicht am 30.07.2018

Eine etwas andere Cherry

Wie die Erde um die Sonne
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Da man die „Romance Elements“-Reihe von Brittainy C. Cherry nicht in einer bestimmten Reihenfolge lesen muss, habe ich dankbar bei „Wie die Erde um die Sonne“ zugegriffen, da ich nach dem ersten Band, ...

Da man die „Romance Elements“-Reihe von Brittainy C. Cherry nicht in einer bestimmten Reihenfolge lesen muss, habe ich dankbar bei „Wie die Erde um die Sonne“ zugegriffen, da ich nach dem ersten Band, „Wie die Luft zum Atmen“, nicht mehr hinterhergekommen war. Schnell habe ich jedoch bei der Lektüre festgestellt, dass dieser Abschlussband sehr, sehr anders wirkt, als das was ich bisher von Cherry gelesen habe. Neben dem Auftaktband dieser Reihe ist das noch „Verliebt in Mr Daniels“. Die Autorin habe ich bisher für ihren unheimlich tiefsinnigen und gefühlvollen Schreibstil gefeiert, sie hat sich stets viel Zeit für die zwischenmenschlichen Beziehungen genommen und gleichzeitig habe ich immer etwas kritisiert, dass das Drama überportioniert wirkt. Zu diesem Endergebnis komme ich bei „Wie die Erde um die Sonne“ überraschenderweise teilweise nur bis hin zu gar nicht.

Mit Graham und Lucy haben wir ein sehr starkes Protagonistenpärchen. Lucy war von Anfang an eine lebenslustige, sehr offenherzige und warme Persönlichkeit, die die Welt vielleicht etwas zu positiv sieht. Mit Graham hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten, weil er wirklich sehr gefühlskalt und abweisend eingeführt wird. Natürlich weiß man als alteingesessene Liebesromanleserin, dass das immer nur nach außen so wirkt und dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass die Figur noch die Kurve kriegt. Hier hat es gepasst, denn am Ende war mir Graham sogar lieber, da er ab einem bestimmten Punkt nur noch richtige Dinge getan hat und es gab wirklich so viele Szenen, wo ich ihm gerne laut applaudiert hätte.

Die Chemie zwischen den beiden Figuren wirkt trotz Grahams anfänglicher abweisender Art sehr gut, da die beiden klassisch nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ funktionieren. Dadurch gibt es einige spannungsgeladene Momente, die sich aber schnell in die richtige Energie entwickeln. Dennoch bin ich letztlich mit ihrer Liebesgeschichte nicht gänzlich zufrieden. Eigentlich passt wirklich alles, vom Aufbau und auch von der Entwicklung her, aber die Geschichte ist mir insgesamt zu schnell erzählt. Das gilt aber nicht nur für ihre Liebesgeschichte, sondern für das Buch insgesamt. Es gibt immer wieder die Momente, die in aller (nötiger) epischen Breite ausgeführt werden und dann gibt es viele Sprünge, wo ich mir denke, dass inhaltlich etwas fehlt oder zumindest knapp behandelt wurde. Wir überbrücken auf den Seiten immerhin über ein Jahr, das geht leider etwas auf Kosten der wunderschönen Langsamkeit, die die Autorin schonmal erschaffen kann.

An der Sprache kann ich aber wie immer überhaupt nicht meckern. Man merkt erneut, dass die Autorin sich einen tieferen Sinn ausgedacht hat und gerade über diese Hippie-Art (die leider nicht näher ergründet und definiert wird) sprachlich sehr geschickt und spannend gestaltet wird. Zudem gibt es ein sehr schönes sprachliches Themenfeld zu Grahams Autorendasein, auch das sorgt für zahlreiche wunderschöne Zitate. In einem letzten Punkt komme ich auf die normalerweise übertrieben inszenierte Dramatik von Cherry, wo jeder mindestens einen Toten in der Familie haben und es dann noch zig neue Dramen gibt. Die Grundvoraussetzung stimmt zwar auch für Graham und Lucy, aber die Geschichte an sich kommt erfreulicherweise auch mit kleineren Drehungen und Wendungen hervorragend aus. Das Ende ist absolut stimmig in seinem Höhepunkt und findet ein würdiges Ende. Das Ganze passt sogar so gut, dass ich sagen würde, dass es Cherrys bisher realistischstes Werk ist.

Fazit: Mit „Die Erde um die Sonne“ habe ich definitiv eine neue Seite an Brittainy C. Cherry kennenlernen dürfen. Für ihre Verhältnisse gibt es wirklich wenig überdramatisierte Entwicklungen, was die Geschichte erfreulich realistisch macht. Dafür wirken manchen Szenen ausgespart. Die Szenen, die zwischenmenschlich geboten werden, sind sehr intensiv und gefühlvoll, aber ich habe dafür das Gefühl, dass andere Szenen gänzlich fehlen, denn bei mir ist definitiv das Gefühl einer (zu) kurzweiligen Geschichte entstanden. Also zwei unerwartete Entwicklungen und trotzdem spreche in der Gesamtschau eine Leseempfehlung aus!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gefühl
  • Figuren
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.07.2018

Entwickelt einen unwiderstehlichen Sog

Vier.Zwei.Eins.
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In den letzten Jahren sind immer vermehrt Bücher auf den Markt geschwemmt worden, die zwischen Roman, Spannungsroman und Thriller/Psychothriller wirklich schwer einzuschätzen sind. Ich mag genau diese ...

In den letzten Jahren sind immer vermehrt Bücher auf den Markt geschwemmt worden, die zwischen Roman, Spannungsroman und Thriller/Psychothriller wirklich schwer einzuschätzen sind. Ich mag genau diese Bücher sehr gerne, auch wenn es natürlich gute und schlechte Beispiele gibt. „Vier.Zwei.Eins“ ist als Roman betitelt, aber der Klappentext hat mir schon deutlich gemacht, dass dieses Buch eins dieser Werke ist, die man nicht so recht einsortieren kann.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass die Geschichte mit den Sonnenfinsternissen einen wirklich schönen Rahmen hat. Dieses Thema wird auch graphisch durch Sonne aufgegriffen, die an jedem Kapitelanfang sich immer mehr der Totalität nähert. Zudem ist auch der Spannungsaufbau der Geschichte genau auf die Phasen des Naturspektakels abgestimmt, so dass ich wirklich den Hut ziehen muss, weil die Geschichte so gut durchdacht ist.

„Vier.Zwei.Eins“ fängt tatsächlich wie die meisten Bücher an, die ich bereits im ersten Abschnitt beschrieben habe. Es gibt einen kurzen, knackigen Prolog, der kaum etwas hergibt, aber durch seine mystische Atmosphäre natürlich direkt mit einem Spannungsaufbau beginnt. Der tatsächliche Einstieg in die Geschichte ist dann relativ ruhig, weil die dargestellten Beziehungen ausführlich präsentiert werden und weil auch das ganze Geschehens historisch intensiv beleuchtet wird, um die Bedeutung des Ganzen zu betonen. Dennoch habe ich diese Passagen nicht als langweilig empfunden, weil mir bewusst war, dass all das später noch von großer Bedeutung sein wird und habe mich bereits sehr intensiv mit Details auseinandergesetzt, um möglicherweise hinter den Twist der Geschichte zu kommen.

Nach dem entscheidenden Aspekt der Handlung zieht das Tempo dann merklich an. Es wird nicht unbedingt schneller erzählt, aber jedes Kapitel hat einen erzählerischen Höhepunkt, der einen vermeintlich der Lösung des Rätsels näherbringt. Diese Momente laden natürlich zum wilden Spekulieren an: wie ist es tatsächlich gewesen? Wer ist der oder die Böse in der Geschichte? Diese Fragen dann endgültig beantwortet zu haben tut natürlich auch der Spannung unheimlich gut, so dass man spätestens in der Mitte der Handlung dann gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören will.

Kurz vorm Ende kommt dann ein völlig unerwarteter Wendepunkt, der die Handlung komplett auf den Kopf stellt und mit dem ich wirklich null gerechnet habe. Hiernach wird das Geschehen noch einmal aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet und es zeigt sich schnell: ja, das ist total logisch. Denn nach und nach fallen all die Puzzleteilchen wieder an ihren Platz und ergeben ein lückenloses Bild. Zudem ist das Ende auch noch nahezu perfekt. Es gibt noch die ein oder andere kleinere Überraschung, es werden die richtigen Konsequenzen gezogen, ohne dass das Geschehen überdramatisiert wird und es bleiben eben keine Fragen offen. Damit endet „Vier.Zwei.Eins“ so, wie ich es mir für solche Bücher immer sehr wünsche!

Fazit: In meinen Augen ist „Vier.Zwei.Eins“ mit das beste Buch was ich in dem Genre ansiedeln möchte, das noch keinen eigenen passenden Namen hat, aber irgendwo zwischen Thriller, Spannungsroman und Roman einzuordnen ist. Die Geschichte ist sehr bodenständig, ja sogar unspektakulär und dennoch wird um das Geschehen eine höchst spannende Geschichte gesponnen, die mich am Ende riesig überrascht, die aber total logisch ist und damit einen raffinierten Kniff darstellt. So einen erzählerischen Sog kann man sich dann auch einfach nicht mehr entziehen!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Three in a Row

Der Schatten
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Auf dem deutschen Thrillerbuchmarkt stelle ich immer wieder fest, dass sich selten ein heimatsprachlicher Autor oder eine heimatsprachliche Autorin dauerhaft und auf konstant hohem Niveau festsetzt. Den ...

Auf dem deutschen Thrillerbuchmarkt stelle ich immer wieder fest, dass sich selten ein heimatsprachlicher Autor oder eine heimatsprachliche Autorin dauerhaft und auf konstant hohem Niveau festsetzt. Den Einzigen, den man davon vielleicht ausnehmen kann, ist Sebastian Fitzek und selbst dessen Werke sind allgemein und vor allem auch bei mir nicht unumstritten. Jedoch fällt mir immer wieder ein Name ein: Melanie Raabe. „Die Falle“ und „Die Wahrheit“ waren in meinen Augen beide großartig, da sie wirklich ein Katz-und-Maus-Spiel mit mir veranstaltet haben. Aber nach zwei Büchern fällt es mir trotzdem noch schwer, von Konstanz zu sprechen. Nun ist mit „Der Schatten“ ihre dritte Veröffentlichung auf den Markt gekommen und ich habe mir gesagt, wenn das Buch jetzt gut ist, dann sind eben aller guter Dingen drei!

Der Einstieg in die Geschichte ist wie immer verwirrend. Man wird bewusst mitten in die Geschichte reingeworfen und hat es daher schwer, sich richtig zu orientieren. Es werden viele Andeutungen gemacht, die dann wieder abgebrochen werden. Diese Taktiken haben wieder einmal unheimlich früh dafür gesorgt, dass sich für mich bereits ein großartiger Spannungsbogen aufbaute, den ich unbedingt weiterverfolgen wollte. Zudem entsteht in meinen Augen auch nicht der Eindruck, dass es sich um eine Alltagsgeschichte mit psychologischem Schwerpunkt handelt. Ganz im Gegenteil: man hat Psychospielchen, die tatsächlich durch Thrill-Elemente gefüttert werden. Diese Mischung wird immer weiter angeheizt und gipfelt am Ende in einem richtig spannenden Finale, das sich in gleich drei Etappen aufdröseln lässt. Dennoch entstand bei mir nicht der Eindruck, dass verzweifelt immer noch etwas draufgesetzt werden musste, es wirkte stattdessen alles sauber aufgelöst und damit einfach so, wie es sein sollte.

Natürlich ist ganz klar wieder ein deutliches Schema zu erkennen, das ich inzwischen ganz einwandfrei Raabe zuordnen könnte. Das ist zum einen die Protagonistin. Wir haben es meist mit einer eher labilen Persönlichkeit zu tun, die absichtlich so inszeniert wird, dass man sich nicht sicher sein kann, ob man ihr glauben und vertrauen kann. Damit einher geht, dass ich Norah auch nicht direkt ins Herz schließen kann, weil sie absichtlich auch mal distanziert und abweisend wirkt. Zum anderen sind das Zwischenkapitel, wo immer erst am Ende klar wird, aus wessen Sicht diese geschrieben sind. Und am Ende kommt es dann eben immer zum großen Showdown, wo Überraschendes offenbart wird und doch alles so logisch ist. Und obwohl diese drei Aspekte charakteristisch für Melanie Raabe sind und man argumentieren könnte, dass etwas Abwechslung fehlt, stört mich das gar nicht, denn die Grundgeschichten sind doch immer anders, denn erneut hätte ich diese Auflösung nie und nimmer so vorhersehen können. Also vorhersehbar ist die Autorin nach nun drei Werken gewiss nicht.

Fazit: Three in a Row würde ich sagen! Dreimal grandios abgeliefert und daher verdientermaßen fünf Sterne für „Der Schatten“, der mich wirklich erbärmlich wie ein Schatten verfolgt hat, bis ich endlich die letzte Seite gelesen hatte. Hut ab!

Veröffentlicht am 20.07.2018

Feministisches Jugendbuch zur rechten Zeit

Spinster Girls – Was ist schon normal?
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Gerade nach der hochschwappenden „Me Too“-Debatte ist Feminismus en vogue. Immer mehr Frauen erzählen ihre Geschichten, immer mehr Frauen dürfen sich in der Filmbranche als Autorinnen, Regisseurinnen und ...

Gerade nach der hochschwappenden „Me Too“-Debatte ist Feminismus en vogue. Immer mehr Frauen erzählen ihre Geschichten, immer mehr Frauen dürfen sich in der Filmbranche als Autorinnen, Regisseurinnen und Darstellerinnen verwirklichen und Projekte anpacken, die zuvor noch verpönt waren. Ich selbst würde mich seit gefühlten Ewigkeiten schon als Feministin bezeichnen und dennoch hat es in meiner Jugend, die jetzt etwas über 10 Jahren zurückliegt, keine Bücher wie „Spinster Girls“ gegeben. Natürlich hat es tolle Bücher gegeben, aber keine Bücher, die so ehrlich anpacken, was es bedeutet Frau zu sein in einem Alter, wo man seinen Platz in der Welt gerade erst finden muss. Als ich daher von den „Spinster Girls“ gehört habe, war ich Feuer und Flamme und habe dann festgestellt, dass dieses Jugendbuch nicht nur Feminismus in den Vordergrund rückt, sondern noch ein weiteres sensibles Thema anpackt.

Den Feminismus-Aspekt von „Spinster Girls“ finde ich richtig gut umgesetzt. Evie, Amber und Lottie sind ein Dreiergrüppchen von Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Was sie aber eint, ist die Erkenntnis, dass sie nicht zu den Frauen gehören wollen, die ihr Leben komplett auf einen Mann ausrichten, sondern sie wollen in erster Linie sie selbst sein und in einem zweiten Schritt den Mann finden, der sie so akzeptiert ist, wie sie sind. Diese Einstellung wird jedoch nicht rosarot verziert und als kinderleicht umzusetzen erzählt, sondern die Autorin hat schon ein sehr gutes Händchen dafür darzustellen, dass die Welt eben so stereotypisiert ist, dass es nicht selbstverständlich ist, diesen Weg gehen zu können.

Es werden unheimlich viele Themen angesprochen, die Frauen zu Frauen machen, die aber dennoch immer eher ausgeklammert werden, weil sie in der Gesellschaft angeblich unter den Teppich gekehrt werden müssen. Natürlich wirken die Erklärungen der einzelnen Phänomene manchmal wie Lexikonartikel, nur etwas spannender verpackt, aber ich fand es unheimlich interessant, diese einmal so schonungslos aufgezeigt zu bekommen. Zudem ist es erfrischend, wie selbstbewusst die drei jungen Frauen in der Öffentlichkeit zu diesen Überzeugungen stehen, denn sie wissen, dass sie immerhin sich haben. Auch wenn dieses Buch hochfeministisch ist, ist es trotzdem nicht ein „Hau drauf“ auf das männliche Geschlecht. Auch dieser Zwiespalt wird hochinteressant verarbeitet und zeigt schonungslos auf, wie schnell Feminismus auch in die falsche Richtung gehen kann. Denn am Ende ist nur eins wichtig: Jeder Mensch ist einzigartig, aber von der Bedeutung für die Welt sind wir alle gleich.

Der erste Band ist aus der Sicht von Evie erzählt und ich war sehr überrascht, als ich feststellte, dass sie an einer Zwangsstörung leidet und sich gerade auf dem Weg der Besserung befindet, nachdem sie eine Zeit lang sogar in der Psychiatrie aufgenommen werden musste. Natürlich gibt es in vielen Jugendbüchern Protagonisten und Protagonistinnen, die Krankheiten oder Ängste haben, die sie prägen. Doch meist geht es inhaltlich anschließend darum, diese Krankheiten oder Ängste zu überwinden und zu einem starken Ich zu werden. Das ist fraglos auch eine ungeheuer wichtige Botschaft, aber zur Abwechslung war es auch einfach mal großartig zu lesen, dass solche Krankheiten einen auch maßgeblich ausmachen und prägen. Evie war so unheimlich realistisch in ihren Zwängen dargestellt, dass ich mich selbst schon dabei erwischte, mich in ihrem Denken einzufinden. An ihr wird nichts beschönigt, sondern sie wird wirklich so dargestellt, wie es ist, mit allen Hoch und Tiefs. Damit hat Holly Bourne mich so richtig packen können und nun bin ich so richtig gespannt, was sie noch für Lottie und Amber bereithält!

Fazit: „Spinster Girls – Was ist schon normal?“ ist wirklich ein feministisches Jugendbuch zu genau der richtigen Zeit. Gerade wenn man in diesem Alter merkt, dass man anders ist und sich nicht dem inszenierten Mainstream auf Instagram oder anderen sozialen Medien unterordnen will, dann ist dieses Buch eigentlich die entsprechende Bibel, denn es zeigt schonungslos Wahrheiten auf, die nichts beschönigen. Aber am Ende bleibt die Botschaft, dass man nie alleine ist und dass jeder seinen eigenen Weg finden und gehen muss. Daher eine fette Lektüreempfehlung von mir!!!

Veröffentlicht am 18.07.2018

Ausrufezeichen beim Thriller-Debüt

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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„Der Alphabetmörder“ von Lars Schütz hat mich zugegebenermaßen angesprochen, weil mich die Gestaltung des Covers und die Formulierung des Klappentexts sehr an meinen favorisierten Thriller-Autor Chris ...

„Der Alphabetmörder“ von Lars Schütz hat mich zugegebenermaßen angesprochen, weil mich die Gestaltung des Covers und die Formulierung des Klappentexts sehr an meinen favorisierten Thriller-Autor Chris Carter erinnert hat. Lustigerweise – natürlich demselben Verlag Ullstein geschuldet – ist auch das Layout, Schriftart etc. haargenau gleich, was den Effekt des Vergleichs natürlich noch erhöht. Trotzdem bin ich vollkommen unbedarft an dieses Buch gegangen und habe mir verboten, auch inhaltlich ständig Vergleiche zu ziehen. Zum einen ist das dem Autor gegenüber unfair, zum anderen bin ich auch von Chris Carter nicht immer restlos begeistert.

Die beiden Profiler, um die sich das Geschehen dreht und die jeweils eine Perspektive zugewiesen bekommen, sind mir direkt zu Anfang als sehr vielversprechend aufgefallen. Jan und Rabea sind beide sehr eigenwillige Persönlichkeiten, die beide eine interessante Vergangenheit zu bieten haben, die viel Potenzial birgt. Ihre professionelle Arbeit wird immer wieder anschaulich ins Geschehen eingebunden. Entweder durch konkrete Anschauung ihrer Arbeitsweise oder durch Erklärung von typischen Phänomenen, denen Profiler begegnen können. Insgesamt könnte man die Arbeitsmethoden noch etwas intensiver einbinden, da sie eben in einer Thriller-Reihe rund um Profiler in meinen Augen das Herzstück bilden. Bei Jan und Rabea hat mir aber auch vor allem gefallen, dass sie nicht für sich beanspruchen allwissen oder genial zu sein. Sie haben beide ihre Dämonen, beide ihre Fehler und das macht das Erleben mit ihnen sehr, sehr realistisch.

Der Fall ist wunderbar konstruiert. Die Mordserie ist interessant gestaltet, dadurch dass der Täter seine Opfer mit Buchstaben versieht und um das ganze Alphabet durchzubekommen, eine klare Mission hat. Das bringt mich sich, dass es relativ schnell viele Opfer gibt und sich dadurch der Spannungsbogen wirklich von Anfang an wunderbar aufbaut und auch bis zum bitteren Ende durchzieht. Es gibt gleich mehrere Höhepunkte in der Handlung, die strategisch gut gesetzt sind, so dass das Gefühl einer Achterbahnfahrt erzeugt wird. Zudem gelingt dem Autor ein raffiniertes Verwirrspiel rund um den Täter, da immer wieder falsche Fährten gelegt werden, man so wild spekuliert und eigene Theorien ständig über den Haufen wirft. Am Ende ist die Lösung vielleicht nicht unerwartet gewesen, aber eben doch eine Überraschung, weil es zu viele Anzeichen in zu viele unterschiedliche Richtungen gab.

Neben der etwas zu kurz kommenden Profilerarbeit muss ich auch noch kritisch einige logische Lücken anmerken. Man muss nicht immer alles bis ins kleinste Detail beantwortet haben, aber gerade bei solchen Thrillern liebe ich es, wenn am Ende jede kleine Spur, die im Laufe gelegt wurde, sich am Ende sauber ins große Ganze einfügt. Auch hier werden einige Details angesprochen, die aber am Ende leider offenbleiben. Aber für ein Debüt in dem Genre finde ich das normal, weil es eben auf die Kleinigkeiten ankommt und wenn man so viele anbietet, bleiben am Ende eben ein paar lose Fäden übrig.

Fazit: Lars Schütz bietet mit seinem Thriller-Debüt „Der Alphabetmörder“ ein sehr gelungenes Debüt, das eine gut durchdachte Mordserie beinhaltet, unperfekte und dadurch nahbare Profiler bietet und einen tollen Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende hat. Negativ anzumerken sind wirklich nur Kleinigkeiten, so dass für mich klar ist, dass ich bei weiteren Bänden gerne wieder als Leserin dabei sein werde!