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Veröffentlicht am 15.07.2018

Im Niveau zweigeteilt

Ein Moment für die Ewigkeit
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Ich habe in den letzten Monaten doch sehr mit Abbi Glines auf Kriegsfuß gestanden. Sie war noch nie die Meistererzählerin schlechthin und trotzdem habe ich sie kennengelernt als eine Autorin, die dramatische ...

Ich habe in den letzten Monaten doch sehr mit Abbi Glines auf Kriegsfuß gestanden. Sie war noch nie die Meistererzählerin schlechthin und trotzdem habe ich sie kennengelernt als eine Autorin, die dramatische Geschichten locker und wendungsreich darstellen kann. Ihre letzten Werke wirkten dagegen eher lieblos und gerade ihre letzten beiden Novellas kann man sogar als Frechheit bezeichnen… Warum also habe ich bei „Ein Moment für die Ewigkeit“ wieder zugegriffen? Zum einen ist mir das Cover ins Auge gestochen, das wirklich wunderschön aussieht und was auch so gar nicht zu dem üblichen Cover-Stil ihrer Bücher im Deutschen passen will. Dadurch dachte ich gleich „Neuanfang!“ Zudem war es auch der Klappentext, der doch eine intensive, gefühlvolle Geschichte versprach, eine Seite, die Glines zuletzt viel zu selten gezeigt hat und die ich unbedingt wieder erleben wollte.

Die Geschichte ging auch tatsächlich gut los. Denn mit der Ausgangslage für Vale war schon bereits ein dramatischer Aspekt gegeben, der natürlich recht früh auf die Tränendrüse gedrückt hat. Dennoch war ich schnell auch wieder enttäuscht, weil Vale und Slate die typischen Charaktere von Glines sind. Vale irgendwie süß und so unheimlich naiv, Slate derjenige, der wirklich alles flachlegt und dabei immer super gechillt durch die Gegend läuft. Dementsprechend war die Geschichte doch eher oberflächlich gehalten. Natürlich gab es eine zentrale Botschaft, wo ich auch richtig merkte, dass sie der Autorin wichtig war, vielleicht weil sie die Botschaft gerade selbst erst verinnerlicht hat, aber leider wurde das nicht so intensiv geboten, wie ich es mir versprochen hatte.

Dann gab es plötzlich einen Break (den ich auf jeden Fall sehr interessant und überraschend fand, den ich aber natürlich nicht spoilern werde) und die Welt sah wieder ganz anders aus. Anders besser. Nur leider hatte die Geschichte nach dieser Wandlung nicht mehr so viele Seiten, so dass diese richtig starke Phase zum Ende hin leider kürzer ausfiel als die eher langweilige und oberflächliche Phase in der ersten Hälfte. Plötzlich wirkten Vale und Slate reifer und durchdachter. Man merkte auch, dass Glines sich nun auch mehr Zeit nahm und auf die eher ruhigen Momente setzte. So gibt es ein wirklich süßes Ende, das wirklich genau richtig wirkt.

Fazit: „Ein Moment für die Ewigkeit“ ist ganz eindeutig wieder deutlich besser, als das, was von Glines im letzten und in diesem Jahr so veröffentlicht wurde. Dennoch ist es eben nicht DAS Werk, was ich mir aufgrund des Klappentextes erhofft hatte. Die erste Hälfte war von den Charakteren und der Handlung her leider zu stereotyp angelegt. Nach einem tollen und überraschenden Twist zeigt sich dann eine neue Sicht, die ich gerne über das gesamte Buch hinweg gehabt hätte. So ordne ich das Buch im guten Mittelmaß ein und hoffe wirklich, dass das der Beginn von Glines ist, die die Kurve bekommen hat!

Veröffentlicht am 13.07.2018

Hat mehr Leerlauf als der Vorgänger

Verliere mich. Nicht.
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Nachdem ich „Berühre mich. Nicht“ endlich auch gelesen hatte, war ich doch etwas besorgt, dass damit der zweite Band „Verliere mich. Nicht“ anstand, der in den Rezensionen vieler LeserInnen doch deutlich ...

Nachdem ich „Berühre mich. Nicht“ endlich auch gelesen hatte, war ich doch etwas besorgt, dass damit der zweite Band „Verliere mich. Nicht“ anstand, der in den Rezensionen vieler LeserInnen doch deutlich schlechter weggekommen ist als der erste Band. Mit so einer möglichen Enttäuschung im Kopf ein Buch zu lesen ist immer schwer, vor allem wenn der erste Band eben so großartig war und man einfach nicht will, dass genau derselbe Eindruck wie bei vielen anderen entsteht.

Aber natürlich war es keine Möglichkeit für mich, den zweiten Band nicht zu lesen, so dass ich mir gesagt habe „Augen zu und durch!“ Mir fiel doch recht schnell auf, dass das Buch deutlich mehr Leerlauf aufweist. Zu Beginn will die Geschichte nicht richtig in Fahrt kommen und dann ist Sage vor allem mit ihrer Wohnungssuche beschäftigt. Ja, das ist ein typisches Problem einer Studentin, aber ich fand es dennoch ermüdend, ausführliche Wohnungsbeschreibungen lesen zu müssen, wenn Sage in diesen Wohnungen letztlich aber nicht unterkam. Spätestens mit Silvester kommt aber wieder deutlich mehr Leben in die Bude, so dass es auch wieder zu zahlreichen Szenen kommt, die mich im ersten Band so schön berühren und unterhalten konnten. Gegen Ende hin wiederum entsteht wieder dieser Leerlauf, wo es doch zahlreiche Füllerszenen gibt, um dann am Ende wieder das große Drama aufzubauen. Daher ziehe ich in Bezug auf den Spannungsbogenaufbau das Fazit, dass dieser nicht so gut gelungen ist.

Sage und Luca gefallen mir als Protagonisten weiterhin sehr gut. Ich mag einfach ihr Zusammenspiel, das immer tiefer geht und immer intensiv wirkt. Bei Sage fand ich trotzdem schade, dass der Therapie-Aspekt doch deutlich abgenommen hat. Natürlich hat sie sich schon deutlich verbessert, aber trotzdem ist sie noch lange nicht gesund, wie später ja auch nochmal der Epilog zeigt, daher fand ich es doch sehr schade, dass die Gruppentherapien nicht näher durchleuchtet wurden. Denn im ersten Band schwärmte ich noch, wie realistisch dieser Genesungsprozess dargestellt wurde, um jetzt im zweiten Band festzustellen, dass dieser Weg nicht konsequent zu Ende gegangen wird. Auch die Auflösung am Ende mit der Mutter, Schwester und Alan ist mir viel zu knapp ausgefallen und irgendwie auch zu einfach. Wie Sage sich aber wiederum behauptet hat in die Begegnungen mit ihm, das war einwandfrei gelungen.

Da die Reihe mit diesem Band nun abgeschlossen ist und Laura Kneidl auch keine weiteren Bücher aus diesem Figurenuniversum angekündigt hat, fällt mir überdeutlich ins Auge, dass viele Nebenfiguren gute Ansätze bekommen haben, aber eigentlich vor allem im zweiten Band komplett untergehen. Ich muss es nicht haben, dass jede einzelne Figur ihr Happy End bekommt, aber wenn Möglichkeiten für Storylines angesetzt werden, dann will ich diese auch realisiert sehen. Gerade wenn ich dann feststelle, dass dieser Band viel Leerlauf hatte, wären ja also die Seiten zur Verfügung gewesen. So habe ich festgestellt, dass April zur absoluten Randfigur degradiert wurde, Gavin wurde nur noch erwähnt und auch die angedeuteten Gefühle von ihm ihr gegenüber werden unter den Teppich gekehrt. Ja, Sage und Luca haben ihr Happy End bekommen und das ist auch gelungen, aber die Nebenschauplätze sehe ich auch gerne im Reinen.

Fazit: Ja, auch ich bin enttäuscht von „Verliere mich. Nicht“, nachdem der erste Band so großartig war. Ich konnte aber zum Glück feststellen, dass mir der Abschluss nicht gefiel, weil er anderen nicht gefiel, sondern dass ich tatsächlich zahlreiche Argumente finden konnte, um meinen Eindruck zu untermauern. Die zentrale Liebesgeschichte wird zufriedenstellend zu Ende gebracht und es gibt erneut richtig tolle Szenen, aber insgesamt gab es viel zu viel Leerlauf, der mit den potenzialreichen Nebenfiguren gefüllt hätte werden können. So wirkt der zweite Band im Vergleich leider deutlich banaler.

Veröffentlicht am 01.07.2018

Mit Fingerspitzengefühl erzählt

Berühre mich. Nicht.
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Nachdem ich von Laura Kneidl nun doch entgegen meiner Erwartungen zuerst ein Fantasy-Projekt (Herz aus Schatten) von ihr gelesen habe, habe ich nun endlich auch „Berühre Mich. Nicht“ von ihr gelesen, das ...

Nachdem ich von Laura Kneidl nun doch entgegen meiner Erwartungen zuerst ein Fantasy-Projekt (Herz aus Schatten) von ihr gelesen habe, habe ich nun endlich auch „Berühre Mich. Nicht“ von ihr gelesen, das sie ja tatsächlich erst so bekannt gemacht hat. Das Cover dieses Buches und auch des zweiten Bandes hat mich vom ersten Moment an tief fasziniert und ich hatte immer schon die Hoffnung, dass auch der Inhalt ähnliche Gefühle bei mir auslösen kann!

Ich habe unheimlich schnell in die Geschichte hineinfinden können und habe wie bereits in „Herz aus Schatten“ freudig feststellen können, dass es der Autorin erneut spielerisch leicht gelingt, den Leser an ihre Hauptfigur, diesmal mit Namen Sage, zu binden. Sage ist zwar von dunklen Dämonen geprägt, aber ich konnte mich mit ihren Ängsten und Sorgen direkt gut identifizieren und so realistisch wie ihre Verhaltensweise dargestellt war, war ich im Nu eins mit ihr. Ich habe schon öfters Bücher gelesen, in denen die Protagonistin Opfer von sexuellem Missbrauch wurde, aber ich habe leider eher die Erfahrung gemacht, dass die ersten Seiten großartig intensiv sind, aber schnell entledigt man sich der Altlasten lieber wieder und lässt die Protagonisten zu einem Übercharakter werden, was aber null realistisch ist. All das ist bei Sage zum Glück zu verneinen. Ihre Verbesserungen sind ruhig, gemächlich und eben so realistisch dargestellt, dass ich zu keinem Zeitpunkt die Augen verdreht habe. Da merkt man einfach, dass die Autorin sich diese Geschichte sehr zu Herzen genommen hat und diese mit viel Fingerspitzengefühl erzählen wollte. Das ist geglückt!

Als ich Luca das erste Mal begegnet bin, hatte ich wirklich die Befürchtung, dass er wieder so ein typischer Bad Boy ist, der mal schnell bekehrt werden muss. Daher war ich sehr erleichtert, dass Luca eben genau das Feingespür hat, was auch schon die Autorin beim ganzen Buch auszeichnet. Es hätte mich eigentlich auch wundern sollen, wenn Sage ein anderer Kerl entgegengesetzt worden wäre, der eben nicht so einfühlsam und weitsichtig ist, wie es Luca ist. Zwar hat auch Luca mit seinen Dämonen zu kämpfen und trotzdem macht er immer alles richtig und auch hier würde ich nie sagen, dass er dadurch übertrieben wirkt, sondern eben genau richtig. Dadurch ist ihre Liebesgeschichte auch einfach süß. Es ist nicht das große Chemiefeuerwerk, weil Sage und Luca so eine explosive Mischung bilden, sondern eben eher eine süße Entwicklung, die mich trotzdem unwiderruflich an die beiden gebunden hat. Daher war ich dann doch etwas überrascht, wie deutlich die sexuellen Szenen zum Ende hin waren. Die waren zwar einwandfrei geschrieben, aber das wirkte eben für die Stimmung doch zu gewollt und zu viel. Aber das ist zum Glück mein einziger Kritikpunkt.

Durch die tollen Charaktere war die Handlung natürlich ein Selbstläufer. Es hat viele tolle Momente geben, viele Rückschläge zu den richtigen Zeitpunkten, so dass sich eine spannende Achterbahnfahrt ergeben hat, die mich so an die Seiten gefesselt hat, dass das Ende echt viel zu früh kam. Das Ende ist natürlich sehr brutal, aber ich fand es gut gewählt, da es mir in Sages Denken absolut logisch erscheint. Es ist auch gut, dass es einen zweiten Band gibt, denn so kann die Autorin sich weiterhin die Zeit nehmen, die vor allem Sage braucht und ich freue mich jetzt schon!

Fazit: Lustigerweise bietet Laura Kneidl in „Berühre Mich. Nicht“ genau das, was mir in „Herz aus Schatten“ eher gefehlt hat. Sie nimmt sich viel Zeit bei der Erzählung und kann dadurch eine sehr realistische und mitreißende Geschichte von einer jungen Frau erzählen, die nach einem sexuellen Missbrauch den Neuanfang wagt. Sage auf dieser Reise zu begleiten ist sehr intensiv und ich finde es großartig, dass sie mit Luca die richtige Figur an ihrer Seite hat. Daher kann ich wirklich nur festhalten, dass mich dieses Buch mitgerissen hat und jede Lesestunde doppelt und dreifach wert war!

Veröffentlicht am 29.06.2018

Einzelband oder Mehrteiler, das ist hier die Frage?!

Herz aus Schatten
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Eigentlich ist es eine Schande, dass es bei mir so lange gedauert hat, bis ich nun endlich ein Buch von Laura Kneidl gelesen habe. Ich verfolge ihre Erfolge schon länger sehr aufmerksam und gönne ihr das ...

Eigentlich ist es eine Schande, dass es bei mir so lange gedauert hat, bis ich nun endlich ein Buch von Laura Kneidl gelesen habe. Ich verfolge ihre Erfolge schon länger sehr aufmerksam und gönne ihr das als deutsche Autorin total. Ich habe immer gedacht, dass „Berühre mich. Nicht“ mein erster Roman von ihr werden würde, nun habe ich aber zu ihrem aktuellsten Buch, „Herz aus Schatten“, gegriffen, was für mich auch eher ungewöhnlich ist, da Fantasy in meinem Repertoire nicht unbedingt üblich ist. Aber der Klappentext klang wirklich vielversprechend!

Ich habe gut in das Buch hineingefunden, weil man als Leser direkt eine sehr intensive Beziehung zu Kayla aufbauen kann. Ihre Gefühle werden sehr transparent dargestellt, so dass ich schnell den Eindruck gewonnen habe, sie sehr gut zu kennen. Und ich kannte sie nicht nur, ich mochte sie auch. Kayla ist eine eigenwillige, junge Frau, die ihre eigenen Ideale hat und ihrer Vernunft vertraut. Das ist eine seltene Mischung und die hat mich wirklich sehr an ihr fasziniert. Natürlich gab es neben ihr noch zahlreiche andere Charaktere, allen voran natürlich Lilek, und auch die konnten mich schnell für sich gewinnen, aber man merkte schon deutlich, dass Kayla der Fixstern war, um den sich alles drehte und das war gut so. Manchmal ist mir aber schon aufgefallen, dass andere Figuren zwar tolle Ansätze haben, aber im Verhältnis sehr wenig Hintergrundgeschichte erhalten. Hier seien nur mal Jakub oder Marek genannt. Auch Kaylas Mutter taucht erst unheimlich spät auf und gewinnt dann wenig Profil. Aber dadurch dass die Kayla-Dominanz so eindrucksvoll umgesetzt wurde, hat mich das nicht allzu sehr gestört, weil es um die Figuren einfach weniger ging.

Die Fantasy-Welt finde ich sehr ansprechend und vom Prinzip her auch stringent aufgebaut, doch da ich eben nicht zu den fantasyerfahrenen Lesern gehöre, habe ich doch gemerkt, dass mir gerade die Erklärungen zum Bändigen und wie ich mir den Prozess genau vorzustellen habe, viel zu kurz kam. Auch die Ausbildung an der Akademie, die wirklich viel erzählerisches Potenzial gehabt hätte, wird eher kurz gehalten und an dieser Stelle habe ich mich gefragt, wie es eigentlich mit einer möglichen Fortsetzung aussieht. Ich habe dazu keine Information finden können und rätsle daher nun, ob man die Geschichte nicht viel mehr hätte aufbauschen können, um sie dann richtig gut über mindestens zwei Bücher erzählen zu können. Denn noch einmal: die Ansätze sind richtig gut, sowohl was die Welt, die Protagonistin und auch die Nebenfiguren angeht.

Das Buch endet nämlich eigentlich auch sauber. Die großen Handlungsbögen sind eigentlich alle gelöst und trotzdem schreit diese faszinierende Welt einfach nach mehr. Das liegt sicherlich zum Großteil auch am Schreibstil der Autorin, den ich mir aufgrund ihrer Erfolge zwar schon großartig vorgestellt habe, aber es jetzt noch mal selbst zu erleben, ist natürlich ein echter Gewinn. Man wird wirklich in einen unwiderstehlichen Sog gezogen und hinterher erst springen meine Gedanken an, wo ich überlege, was nicht so gut war. Bei anderen Büchern passiert mir das schon währenddessen und das ist definitiv die ärgerlichere Erfahrung.

Fazit: Fantasy von Laura Kneidl könnte immer etwas für mich sein, da mir die von ihr ausgedachte Welt sehr gefallen hat. Mir hat auch vor allem Kayla gefallen, die so eine Geschichte überzeugend anführen kann. Dennoch muss ich insgesamt sagen, dass man bei „Herz aus Schatten“ nicht so recht weiß, ob es ein Einzelband oder ein Auftakt zu etwas Großem sein soll. Denn ich denke, dass Vieles zu oberflächlich behandelt wurde und dass auch noch zu viel Potenzial in dem Ganzen steckt, um nun vorbei zu sein.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Auch die ernstere Bowen weiß zu gefallen

True North - Schon immer nur wir
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Ich habe den ersten Band der „True North“-Reihe als sehr gelungen empfunden, weil ich mich sehr gut unterhalten habe und weil ich mich in die Darstellung von Vermont und insgesamt in die familiäre Atmosphäre ...

Ich habe den ersten Band der „True North“-Reihe als sehr gelungen empfunden, weil ich mich sehr gut unterhalten habe und weil ich mich in die Darstellung von Vermont und insgesamt in die familiäre Atmosphäre verliebt habe. Der zweite Band dreht sich nun um Jude, den wir im ersten Band bereits als ehemaligen Häftling kennengelernt haben, der nach einem kalten Entzug sich eine Aufgabe als Apfelpflücker gesucht hat. Die Frau an seiner Seite ist für uns Leser neu, aber dadurch, dass bereits wie im ersten Teil beide Protagonisten ihre Erzählperspektive bekommen, lernt man Sophie schnell gut genug kennen.

Mir ist relativ schnell aufgefallen, dass der zweite Band eine doch etwas düstere oder zumindest ernstere Atmosphäre schafft. Dadurch dass Jude immer wieder auf die Farm der Shipleys zurückkehrt, ist die Heimeligkeit zum Glück immer noch präsent, aber Jude und Sophie kommen beide aus schwierigen familiären Situationen und gerade Jude hat natürlich eine Vergangenheit, die ohne Zweifel als dramatisch anzusehen ist. Aber dieses etwas andere Gefühl beim Lesen hat mich zum Glück überhaupt nicht gestört, da die Liebesgeschichte der beiden eben so eine authentische Dramatik hatte, dass ich sie als noch mitreißender und einnehmender empfunden habe.

Gerade Jude hat total mein Herz erobert, weil er so realistisch als Drogensüchtiger dargestellt wurde, dass ich so mit ihm gefiebert habe. Zudem merkt man einfach, dass er weder als Jugendlicher noch als erwachsener Mann Tendenzen zu dem typischen Bild eines Kriminellen hat und dass er eigentlich ein ganz feiner Kerl ist, der seiner großen Liebe immer die Welt zu Füßen legen würde. Sophie kommt im Gegensatz zu ihm etwas kurz, der Fokus liegt schon deutlicher auf Jude, aber auch damit kann ich leben. Man kann ja auch so gut genug erahnen, dass Sophie eine kämpferische junge Frau ist, die große Träume hatte, aber eben auf die harte Tour gelernt hat, was im Leben zählt. Zusammen haben die beiden eine wirklich tolle Chemie. Auch ihre Bettszenen sind sehr überzeugend gestaltet und sie erscheinen mir auch besser getimed als im ersten Teil.

Die Geschichte hat zwar bereits eine Grunddramatik, aber auch der große Endspurt hat noch mal eine spezielle Form von Dramatik parat und auch hier konnte ich erleichtert feststellen, dass alle in einem gesunden Rahmen erzählt wurde, der wunderbar auf die Geschichte passte, zu keinem Zeitpunkt too much wirkte, sondern perfekt, weil eben alles am Ende rund war.

Fazit: Ich finde es immer genial, wenn der Auftakt einer Reihe im zweiten Band bestätigt werden kann und im Falle von Sarina Bowen und der „True North“-Reihe sogar übertroffen werden kann. Der zweite Band ist weniger lustig und charmant als die Liebesgeschichte von Audrey und Griffin, aber der ernstere Unterton bei Jude und Sophie wirkt angesichts ihrer Vergangenheit nur logisch und passend. Zudem haben die beiden eine einnehmende Chemie und gerade Jude kann die Story locker alleine tragen. Diese Liebesgeschichte hätte man wirklich nicht besser erzählen können!