Schwächen werden gnadenlos vergessen gemacht
Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt„Fire & Blood“ hat mein Interesse ganz klar über das Cover geweckt (das auch von Angesicht zu Angesicht viel hermacht), denn Fantasyliteratur ist bei mir nicht an der Tagesordnung. In einem zweiten Schritt ...
„Fire & Blood“ hat mein Interesse ganz klar über das Cover geweckt (das auch von Angesicht zu Angesicht viel hermacht), denn Fantasyliteratur ist bei mir nicht an der Tagesordnung. In einem zweiten Schritt war es dann die Leseprobe, die mich direkt in die Erzählwelt kapitulierte und mich mit Ruby mitfühlen ließ. Da Elly Blake auf dem deutschen Buchmarkt auch noch ein unbescholtenes Blatt ist, habe ich mich gänzlich ohne Vormeinungen oder ähnliches in dieses fantastische Abenteuer gestürzt.
Der Einstieg in das Buch gefällt mir gut. Die Verbindung zur Protagonistin Ruby wird schnell geknüpft, da gleich zu Beginn einige emotionale Momente geboten werden, in denen ihre Gefühle wunderbar dargestellt sind. Doch spätestens im zweiten großen Handlungsabschnitt ändert sich die Atmosphäre etwas. Auf einmal zieht das Erzähltempo unheimlich an und zusätzlich sind wir einer höchst hitzköpfigen Ruby ausgesetzt, die alle paar Minuten ihre Meinung ändert. Natürlich passt diese Launenhaftigkeit gut zum temperamentvollen Feuer, das sie ja repräsentiert, aber dennoch erschien sie mir in diesem Leseabschnitt schwer zu ertragen.
Im selben Leseabschnitt lernen wir auch die zweite Hauptfigur, Arcus, näher kennen. Er ist ein toller männlicher Protagonist, der den guten Gegenpol zu Ruby bildet. Doch manches Mal fand ich es sehr schade, dass wir ihm nicht auch hinter die Birne gucken konnte, denn vielleicht wäre seine Perspektive in diesem Moment wesentlich interessanter und erträglicher gewesen, als es das bei Ruby der Fall war. Etwas schade fand ich auch, dass Ruby ihre Fähigkeiten in diesem Abschnitt so schnell kennengelernt und verbessert hat. Aber es passte eben zu dem schnellen Erzähltempo, daher schließt sich das an die Kritik vorher an.
Im darauffolgenden Handlungsabschnitt wandelt sich das Bild wieder etwas. Das große Ziel dieses Bandes wird langsam immer klarer, die Spannung steigt immer mehr und das Tempo passt nun perfekt zur Handlung. Zuletzt habe ich zwei Fantasybücher gelesen, in denen typische epischen Szenen eher nebenbei abgehandelt wurden, dies kann man „Fire & Frost“ keinesfalls vorwerfen, denn gleich dreimal gibt es dramatische drei Höhepunkte, die wirklich in allen Einzelheiten beschrieben wurden. Im zweiten Kampf war ich einmal kurz an dem Punkt, ob ich es wohl weiter ertragen kann, aber diese Kämpfe waren für die Gesamthandlung wichtig und daher als Meisterwerk anzuerkennen.
Das große Finale bietet noch einige überraschende Momente auf, die Spannung ist kaum noch zu ertragen und vor allem Ruby ist spätestens da wieder genau die Protagonistin, die ein großartiges Fantasysbuch braucht. Sie ist selbstlos, sie ist mutig und gütig und damit am Ende ein wahrer Gewinn. Zudem gefällt mir gut, dass die Handlung des Buches abgeschlossen wirkt. Fürs erste scheinen alle Fragen beantwortet, so dass man merkt, dass die Autorin ein stringentes Konzept hatte, das voll aufgeht. Dennoch wird der zweite Band schon aufgebaut und mit dieser starken Leistung im ersten Band ist die Vorfreude auf den Nachfolger groß.
Fazit: „Fire & Frost“ ist sich in der ersten Hälfte selbst im Weg, da die Autorin offenbar zu viel will und dadurch vor allem der Eindruck der Protagonistin zunächst leidet. Der Hauptteil der Geschichte aber entfaltet dann eine gut durchdachte Fantasywelt, ganz viel Spannung, epische Szenen, Überraschungsmomente und eine starke Protagonistin. Auf diesen Leistungen kann man in einem zweiten Band sicherlich gut aufbauen!