Irgendwann war die Luft raus
Into the Water - Traue keinem. Auch nicht dir selbst.Mit „Girl on the Train“, das auch bereits erfolgreich verfilmt wurde, hat Paula Hawkins für einen richtigen Paukenschlag gesorgt. Ich selbst habe ihr Debüt aber nie gelesen. Als sich bei „Into the Water“ ...
Mit „Girl on the Train“, das auch bereits erfolgreich verfilmt wurde, hat Paula Hawkins für einen richtigen Paukenschlag gesorgt. Ich selbst habe ihr Debüt aber nie gelesen. Als sich bei „Into the Water“ aber eine günstige Gelegenheit ergab, das Phänomen Hawkins mal zu ergründen, habe ich natürlich sofort zugeschlagen.
Was mir schnell ins Auge fiel, waren die sehr unterschiedlichen Erzählperspektiven. Entweder es gab die personale Erzählsituation oder aber die Ich-Perspektive. Warum wer mit welcher Perspektive versehen wurde, war mir als Leserin nicht wirklich schlüssig. Am Anfang war ich auch immer wieder stutzig, weil es schon ein Umdenken im Kopf erfordert, aber man gewöhnt sich schon schnell daran. Die wohl wichtigste Figur, Jules, durfte sogar immer ihre tote Schwester direkt ansprechen. Diese Ich-Perspektive, gepaart mit Du-Perspektive ist wirklich ungewöhnlich, aber ich fand es in die Geschichte eingebunden sehr raffiniert.
Was ich bei Spannungsromanen auch immer großartig finde, ist die Tatsache, wenn viele Figuren ihre Sicht der Dinge erzählen dürfen und dadurch vieles angedeutet wird, ohne aber die große Wahrheit zu verraten. So bleibt viel Platz für Spekulationen und die Spannung auf die Endlösung steigt unweigerlich mit. Das ist hier auch wunderbar gelöst, so dass ich schnell in der Geschichte drin war und regelrecht durch die Seiten flog, weil ich wissen wollte, wie alle Figuren miteinander verknüpft sind, wer wen deckt und wer am Ende der Schuldige ist.
Doch irgendwann kam es zum Bruch. Statt der Endlösung entgegenzustreben wurde sich in viele Nebenschaulätze verstrickt. Diese waren zwar hoch psychologisch angehaucht (was ich durchaus auch immer zu schätzen weiß), aber in diesem Roman wirkte es an manchen Stellen schon fast realitätsfern. Gegen Ende hin ging es plötzlich wieder um die Endgeschichte und dann wurden die entscheidenden Schritte recht schnell abgearbeitet und daher bliebt der Aha-Effekt irgendwie aus. Zwar finde ich die Endlösung richtig gut, aber wie es dem Leser offenbart wird, wirkt irgendwie plump und ein bisschen so, als ob der Autorin am Ende die Zeit vor der Deadline weggeblieben ist.
Fazit: „Girl on the Train“ hat bereits die Kritiker sehr zwiegespalten zurückgelassen, das wird bei „Into the Water“ nicht unähnlich sein. Ich konnte durchaus erkennen, dass Hawkins tolles Erzählpotenzial hat, da sie technisch viele Kniffe parat hat und Handlungsstränge gut miteinander verknüpfen kann und viel Raum für Spekulationen anbietet. Nur leider bringt sie die Ansätze nicht ganz übers Ziel, so dass ich mit drei Sternen nur eine mittelmäßige Bewertung geben möchte.