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Veröffentlicht am 25.08.2023

Chinesische Tee-Magie

A Magic Steeped in Poison – Was uns verwundbar macht
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Als „A Magic Steeped in Poison“ angekündigt worden ist, ist mir das Cover vielfältig online begegnet. Ich fand es auch sofort reizvoll, dass ersichtlich war, dass es um die chinesische Kultur gehen würde. ...

Als „A Magic Steeped in Poison“ angekündigt worden ist, ist mir das Cover vielfältig online begegnet. Ich fand es auch sofort reizvoll, dass ersichtlich war, dass es um die chinesische Kultur gehen würde. Ich liebe es nämlich sehr, andere Kulturen über spannende Romane kennenzulernen. Vielleicht habe ich unbewusst mit dem Lesen gewartet, weil eine Dilogie angekündigt wurde. Band Zwei ist nun erschienen, so dass ich die beiden relativ zeitnah hintereinander weg lesen kann. Aber wie hat mir der Auftakt gefallen?

Zunächst einmal finde ich die gesamte Idee der Tee-Magier sehr spannend. Tee kann man bekanntlich viel aus England und eben aus China, so dass die Verbindung wirklich sehr gut passt. Ich musste auch daran denken, dass sich Schulmedizin und andere Bereiche, die eher über die Heilkräfte der Natur kommen, sich oft so unwiderruflich gegenüberstehen. Ich glaube selbst, dass sich diese gegenüberliegenden Seiten nicht ausschließen müssen und dass es oft auch auf einen selbst ankommt, ob man für Heilung bereit ist und daran glaubt. Natürlich sind hier die Heilkräfte der Natur durch Fantasy noch einmal betont, aber ich fand es dennoch nicht unrealistisch, sondern eher als sanfte Übertreibung, die tief in der chinesischen Kultur verwurzelt ist. Zwar hätte ich mir auf jeden Fall gewünscht, dass die einzelnen Fähigkeiten der Magier und ihre Möglichkeiten etwas systematischer vorgestellt worden wären, aber ich fand die einzelnen Ideen, wie man mit verschiedenen Pflanzen verschiedene Tees mit verschiedenen Wirkungen erzeugen kann und wie der Magier dadurch sinnbildlich eine Beziehung zu seinem Patienten eingeht. Die einzelnen Bilder dazu fand ich sehr aussagekräftig und ich habe dazu auch nirgendwo schon was ähnliches gelesen. Da es bekanntlich noch einen zweiten Band gibt, bin ich sehr gespannt, was wir von dieser Welt noch lernen können, denn sie hat wirklich großes Potenzial.

Positiv war sicherlich auch der schnelle Einstieg, denn ehe wir uns versehen, stürzt sich Ning ins große Abenteuer, indem sie in die Hauptstadt reist. Die Entscheidung ist sicherlich etwas impulsiv und wäre unter anderen Umständen vielleicht gar nicht passiert, aber wo sie ihre Schwester leiden sieht, da setzt sich in ihr die Überzeugung fest, dass sie nur die entsprechenden Leute oder Möglichkeiten kennenlernen muss, um Shu retten zu können. Nings Mutter war eine begnadete Magierin, ist aber getötet worden, was die Situation doppelt persönlich macht. Dadurch habe ich mich sehr schnell mit Ning identifizieren können, weil sie eben großen Schmerz empfindet und das irgendwie verarbeiten muss. Es blitzt auch durch, dass sie nie selbst so recht an ihre Fähigkeiten geglaubt hat, obwohl sie immer schon genug Fähigkeiten in sich hatte. Ich mag solche Protagonisten, die in sich viel Potenzial haben, aber nicht selbst an sich glauben und erst durch eine extreme Situation sich selbst kennenlernen. Das ist eine sehr realistische Darstellung, da es den meisten so geht.

In solchen Romanen sind Wettkämpfe immer ein interessantes Setting, weil sie viel Spannung, Herausforderung und Überraschungen bieten. Aber es war gut, dass das nicht der einzige Fokus des Buches ist, weil die Geschichte so reicher an unterschiedlichen Handlungen ist. Mit den einzelnen Herausforderungen hat man deutlich gemerkt, dass Ning immer wieder über sich hinauswachsen und auch viel Mut beweisen musste, weil sie sich mit dem Leben in der Großstadt nicht auskennt und daher in diverse Fettnäpfchen getreten ist. Da hat mir dann speziell auch gefallen, dass Ning nie verschüchtert wirkte, sondern eine bodenständige innere Einkehr hat, für die sie bedingungslos eintritt. Weiterer Pluspunkt ist sicherlich auch, dass es mit Kang - nennen wir es vorsichtig - eine Liebesgeschichte gib, die sich dennoch nicht unangenehm in den Vordergrund drängt. Das ist ja leider öfters das Problem, dass die Frau etwas kopflos wirkt, wenn sie sich verliebt hat. Hier war es eher gleichberechtigt: beide fanden sich auf Anhieb interessant, beide haben sich aber auch misstraut, so dass manches impulsiv und anderes wiederum sehr rational war. Am Ende würde ich sogar sagen, dass all die Beziehungen, die Ning zu dem ersten Band eingeht, relativ gleichberechtigt sind. Das macht einen abwechslungsreichen Roman aus, der immer wieder überraschen kann.

Im Grunde gibt es einen großen Hauptzweig der Handlung, doch viele kleine Aspekte spielen da zusammen rein. Das finde ich geschickt gemacht, weil eben nicht nur in der Hauptstadt alles auf dem Spiel steht, sondern weil es das gesamte Reich betrifft und alle irgendwie damit zu tun haben. Dadurch gibt es natürlich mit den Verbindungen viel zu entdecken. Parallel ist aber auch der Einfluss des Politischen sehr groß und es ist deutlich zu merken, dass die entscheidenden Machtspielchen erst im zweiten Band richtig zur Geltung kommen werden. Da bereitet der erste Band gut vor, ohne aber nur diese Funktion zu haben. Denn es passiert eben auch so schon genug an Abenteuern und Herausforderungen, die gut durch den Roman treiben. Daher finde ich es auch gut, dass es nur noch einen weiteren Band geben wird, weil ich schon jetzt den Eindruck habe, dass es ein gut durchdachtes Konzept gibt, was zu einem zufriedenstellenden Ende führen wird. Schon der Ausgang dieses Bandes ist recht offen und absolut spannend angelegt, sogleich gibt es immer noch viele Möglichkeiten, wie die Erzählung weitergehen kann.

Fazit: „A Magic Steeped in Poison“ ist auf eine unterhaltsame Art und Weise ein guter Einblick in die chinesische Kultur, wo ich mich schon fast scheue, wirklich von Fantasy zu sprechen, weil es sich sehr natürlich und überzeugend anfühlt. Das Thema des Buches ist sehr interessant und mit einer starken Protagonistin an der Hand hat sich das Buch toll weglesen lassen. Ich freue mich schon auf den Abschluss.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Der Bessere der Mixtape-Reihe

Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen
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Die Mixtape-Dilogie geht mit „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ auch schon wieder zu Ende. Ursprünglich hatte ich mich sehr über diese beiden Bände gefreut, denn Musik mag ich einfach gerne und bin ...

Die Mixtape-Dilogie geht mit „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ auch schon wieder zu Ende. Ursprünglich hatte ich mich sehr über diese beiden Bände gefreut, denn Musik mag ich einfach gerne und bin dann immer gespannt, wie es umgesetzt wird. Im ersten Band, der mit diesem übrigens keine Überschneidungen aufweist, also völlig unabhängig voneinander gelesen werden kann, war mir Musik schon zu unterschwellig, und das ist in „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ zwar verbessert, aber insgesamt konnten beide Bände da eigentlich nicht erfüllen, was ich mir ursprünglich mal so erhofft hatte.

Zwar geht es natürlich wieder um Musik, da Oliver Berufsmusiker ist und mit seinem Zwilling ein erfolgreiches Duo gebildet hat, aber mir hat einfach gefehlt, mehr an den Prozessen der Musikentstehung beteiligt zu sein und auch zu den Lyrics mehr Input zu bekommen. Natürlich fand ich die Idee süß, dass Mixtapes hier doppeldeutig verwendet wurden, einmal eben als Möglichkeit, um Songs zu sammeln und sich dadurch zu unterhalten und dann eben aus psychiatrischer Sicht als Sinnbild für die Songs des Lebens, die einen jeweils ausmachen und die man ergründen kann. Das fand ich schon schön und eine tolle Idee, aber Oliver als Musiker ist mir ferner geblieben. Beim ersten Band hatte ich mich etwas mit dem Einstieg schwer getan und überraschenderweise war auch diesmal der Einstieg für mich der schwierigere Teil. Oliver kennenzulernen war erstmal keine Offenbarung. Auch wenn man natürlich aufgrund der Umstände Mitgefühl mit ihm entwickelt hat, so war es gleichzeitig ein Verhalten und eben ein Zusammenbruch der mehr eklig als alles andere war und das hat es mir doch sehr erschwert, mich da wirklich erstmal emotional einzufinden.

Das war später natürlich kein Problem mehr, weil Emery und Oliver einfach tolle Menschen sind, die viel Herz, die viel Seele und viel Traurigkeit in sich haben, aber sich bestens gegenseitig heilen können. Die Chemie war toll und mir hat auch das Behutsame gefallen. Reese hat das ganze mit ihrer Art natürlich auch noch erheitert und sie hat mit ihrer kindlichen Offenheit alles unterhalten. Ob es unbedingt das Verhalten einer 5-Jährigen ist, lassen wir das mal als zweifelhaft stehen, aber ohne Reese wäre das Buch nur halb so unterhaltsam gewesen. Neben diesem tollen Part hat das Buch aber auch wirklich hässliche Charaktere und vorhersehbare Wendungen. Letzteres habe ich dem Buch eigentlich auch schnell verziehen. Selbst wenn ich mir die Geschichte in zwei entscheidenden Punkten selbst erzählen konnte, wenn die Emotionalität stimmt, dann verlange ich von Romance kein Thriller-Niveau. Wenn ich dann aber auf die Charaktere blicke und ich würde mal dreieinhalb Charaktere als sehr zweifelhaft bezeichnen, dann haben sie mit ihrer Art zu viel von der Geschichte eingenommen. Zumal es eben auch zwei unabhängige Geschichten waren, so dass es sich noch geballter anfühlte und ich fand es echt anstrengend, weil viele hässliche Dinge gesagt wurden, die zu lesen auch nicht so angenehm sind. Das macht Emery und Oliver als Charaktere natürlich noch angenehmer, aber anstrengend und an den Nerven zehrend war es dennoch.

Was sich „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ noch ankreiden lassen muss, das ist dann wohl die Unvollständigkeit der Geschichte in einigen Aspekten. Denn neben den schwierigen Nebenfiguren gab es auch sehr nette Menschen noch, wo es am Ende Andeutungen gab, aber eben keine Antworten. Auch die Geschichten der Widerlinge waren nicht alle sauber zu einem Ende gebracht. Speziell die Rufzerstörung/Cancel Culture wäre als Thema doch sehr interessant gewesen, wurde aber eigentlich völlig unter den Tisch gekehrt.

Fazit: Der Mixtape-Reihe hätte mehr Musik definitiv gut gestanden, aber „Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen“ hatte süße Ideen und war auch im Vergleich die nahbarere Geschichte, auch wenn eine gewisse Vorhersehbarkeit und widerliche Charaktere das Erlebnis umgekehrt auch geschmälert haben.

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Kleine sympathische Überraschung

Icebreaker
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Mit „Icebreaker“ habe ich doch länger gehadert, ob ich es lesen werde oder nicht. Das Cover erschien mir etwas kindlich. Dafür mag ich es bei Collegegeschichten aber eigentlich gerne, wenn es um Sport ...

Mit „Icebreaker“ habe ich doch länger gehadert, ob ich es lesen werde oder nicht. Das Cover erschien mir etwas kindlich. Dafür mag ich es bei Collegegeschichten aber eigentlich gerne, wenn es um Sport geht. Dann wiederum hat die Leseprobe verraten, dass die Sexszenen sicherlich nicht spärlich ausfallen, das kann ich in dem Genre doch schon länger erfahren, schon an einer gewissen Wortwahl rauslesen. Von den Büchern habe ich eigentlich mehr Abstand genommen, weil mir immer wichtiger geworden ist, dass die expliziten Szenen nicht nur die Seiten füllen, sondern dass mit ihnen nur ein wichtiger Teilaspekt, aber wahrlich nicht der Hauptaspekt erzählt wird. „Icebreaker“ war also ein gewisses Wagnis.

Insgesamt habe ich mich von „Icebreaker“ trotz der vielen Seitenzahlen gut unterhalten gefühlt. Solche Geschichten sind in der Tendenz auch oft leider zu oberflächlich, die Gefahr bestand hier eigentlich nicht. Ich fand auch, dass eine ganz schön ordentliche Zeit erzählt wurde und dennoch sind zwischendurch immer wichtige Meilensteine erreicht worden. Die ganzen ersten Male sind nicht dämlich in die Länge gezogen worden, sondern es hat einen guten Sog gegeben. Zudem wird die Geschichte auch in vielen Aspekten erzählt. Stassie und Nathan natürlich erstmal als Paar, aber auch jeweils in ihrem Leistungssport und auch jeweils privat, entweder durch Familie oder Freunde. Es war eine absolut gleichberechtigte Erzählung, wo keiner von beiden abgehangen wurde. Dazu haben sie sich eben auch immer beigestanden. Weiterer Pluspunkt, die beiden reden miteinander. Es gibt dennoch Streit, aber es gibt nahezu kaum Missverständnisse, weil sie einfach aneinander rasseln und dann eben miteinander reden, um eine Lösung zu finden. Obwohl man in genug Aspekten bemerkte, dass die Figuren jünger als ich selbst sind, so waren sie mir doch reif genug, dass ich nahezu kaum die Augen verdreht habe.

In diese Atmosphäre hinein wundert es dann auch wenig, dass ich viele Sympathien empfunden haben. Stassie und Nathan sind jede(r) für sich zwei wirklich liebenswerte Figuren, aber besonders zusammen haben sie natürliche tolle Seiten an sich hervorgebracht. Ich habe auch die Einbindung des Eishockeyteams sehr gemocht, es war dann nicht nur, wie Nathan den Laden führt, sondern auch wie Stassie die Truppe immer mehr als Familie lieben lernt, so dass sie auch als WG unzertrennlich sind. Natürlich gab es viele explizite Szenen, wirklich sehr viele und wie ich finde in der Darstellung auch übertrieben, aber dennoch konnte ich sie gut weglesen. Auch das eifersüchtige Verhalten, für mich schon ein starkes Red Flag, aber man muss zugute halten, dass das auch offensiv angesprochen wird, weil es eben wirklich genug Frauen gibt, die darauf wirklich so stehen und das will ich auch niemandem absprechen. Aber gerade wenn es so reflexiv angegangen wird, nimmt mir das ja auch den Wind aus den Segeln. „Icebreaker“ nimmt jetzt nicht besonders viele schwere Themen in den Fokus, aber besonders Stassies Essverhalten hat für mich gut gepasst sowie die ganze Darstellung von Aaron.

Fazit: „Icebreaker“ ist nicht mehr unbedingt das, was ich im Genre New Adult am liebsten lese, aber dennoch war ich insgesamt positiv überrascht, weil es eine ausführliche ausgearbeitete Erzählung war, bei der beide Figuren sympathisch waren, wo beide gleich von Bedeutung waren und wo die Funken auch außerhalb des Betts gut stoben. Ein wirklich sympathischer Haufen, den ich gerne begleitet habe.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

The Perfect-Ordinary

The Perfect Fit
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Während ich von Kara Atkin die Trilogie an der San Teresa sehr gut fand und mich von den unterschiedlichen Liebesgeschichten auch eingefangen fühlte, habe ich das Seoul-Duett beispielsweise abgebrochen, ...

Während ich von Kara Atkin die Trilogie an der San Teresa sehr gut fand und mich von den unterschiedlichen Liebesgeschichten auch eingefangen fühlte, habe ich das Seoul-Duett beispielsweise abgebrochen, weil es mir trotz viel Gefühl einfach zu zäh war. Dementsprechend war ich gespannt auf ihre neue Reihe, die mit der Mode- und Musikwelt ein ganz anderes Setting bietet und auch Figuren jenseits der Universität in den Fokus nimmt. Mit „The Perfect Fit“ hat sich aber ein anderer Kritikpunkt eingeschlichen: aus einer vielversprechenden Geschichte eine leider eher lahme Geschichte zu machen.

Grundsätzlich will ich aber erstmal festhalten, dass ich das Setting und das ganze Potenzial der Welt für sehr, sehr gut halte. Es ist was anderes im Genre New Adult, es fühlt sich frisch an. Oft kritisiere ich bei interessanten Themen auch, dass die Protagonisten tolle Hobbys oder Jobs haben, aber dann geht es viel zu sehr um die Liebesgeschichte und das eigentliche Nebenthema ist nur ein Haken auf einer Liste, dafür aber nicht ausgearbeitet. Das kann ich hier nicht kritisieren. Es ist zwar auch nicht perfekt, aber im sonstigen Vergleich wirklich gut ausgearbeitet. Speziell bei Ellie. Am Ende hatte ich wirklich das Gefühl, ja, sie ist eine Stylistin. Ich habe auch einen guten Eindruck bekommen, wie sie dabei tickt. Sie geht nach Bauchgefühl vor. Sie will die Essenz des Menschen begreifen, den sie ausstattet und ihn dementsprechend kleiden. Das fand ich sehr sympathisch und nachvollziehbar. Dass mir die beschriebenen Outfits von Roan jetzt leider keine Bilder in meinen Kopf zaubern, da kann Kara Atkins nichts für, aber ich hatte dennoch löblich die Überzeugung, dass sie eine gute Grundlage für andere und ihr Kopfkino geschaffen hat. Bei Caleb kann ich das auch nicht groß anders sehen, weil man von seinem Alltag als Manager von Parallel einen Eindruck bekommt und da ebenso abgeholt wird.

Was mir nun aber gefehlt hat, das war wirklich eine Einbettung und eine schöne Entwicklung. Wir erfahren bei Caleb ein wenig von seinen vergangenen Träumen, die wegen eines Unfalls dann begraben werden mussten, bei Ellie scheint durch, warum sie im strengen Haushalt Mode als Zufluchtsort gesucht und gefunden hat, aber ich fand, das war wenig, gerade dann eben im Kontext, dass sich Ellie und Caleb begegnen und es im Grunde Liebe auf den ersten Blick ist. Nicht, dass ich nicht an Liebe auf den ersten Blick glaube, aber es muss auch bei mir ankommen. Es stand in den Zeilen, aber ich habe es nicht gefühlt. Vielleicht auch, weil die Geschichte danach zu einfach erzählt wurde. Wenn der Klappentext normalerweise Fake-Beziehungen verspricht, dann lebt das für mich davon, dass sich zwei Menschen begegnen, die erstmal mehr Vorbehalte als Interesse haben, so dass es richtig schön knallt und dann mehr und mehr unterschwellig prickelt. Eigentlich ist es ja sogar löblich, dass sich Atkins hier an einer kleinen Neuerfindung versucht hat, doch die Geschichte hat dadurch an manchen Stellen etwas Vielversprechendes eingebüßt. Die beiden haben sich erstmals geküsst, dann platzt diese Klausel mit der Beziehung rein und sie gehen eine Fake-Beziehung ein. Auch wenn sie noch gar nicht bereit für eine Beziehung sind, eigentlich wollen sie es als Endziel sicherlich, weswegen ich keine Kontraste wahrgenommen habe. Stattdessen ging es mehr darum, dass beide die Zuneigungen genießen, die sie nach außen zeigen, aber sich jeweils einbilden, dass es der jeweils andere nicht tut und hmmm ja, das war leider schnell etwas nervig.

Vielleicht wäre es an dieser Stelle dann hilfreich gewesen, wenn mehr die Figuren und warum sie sind, wer sie sind, noch mehr ergründet worden wäre. Das hätten nur hier und dort mal ein Gespräch in den Abendstunden sein müssen, weil dann wäre etwas aufgefangen worden und die Beziehung der beiden auch nachvollziehbar vertieft worden. Der Antagonist war auch eher nicht mein Fall. Das wirkte alles etwas konstruiert. Auch wenn es diese machtgeilen Manager überall gibt, meistens sind sie doch ziemlich gewieft und hier war der gute Mann eigentlich so impulsiv, dass er sich selbst ein Bein gestellt hat. Gut hat mir wiederum gefallen, dass es am Ende zwar logischerweise ein Happyend gibt, aber es dennoch auch einen Umbruch gibt, der auch den folgenden Band stark beeinflusst. Das macht auf jeden Fall Lust.

Fazit: „The Perfect Fit“ hat für den Inhalt einen ganz wunderbaren Titel und bietet vom Korsett her auch alles, was mich nur wünschen kann. Ich finde dann leider nur, dass Kara Atkin auf der inhaltlichen Ebene nicht überall die passenden Entscheidungen getroffen hat. Es liest sich flott und flüssig, aber es ist wenig begeisternde Aufregung bei mir entstanden.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Soap Opera mit schwachen Fällen

Wo niemand dich rettet
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„Wo niemand dich rettet“ ist bereits der fünf Band rund um Ava Turner und Luc Callanach, die gemeinsam in Edinburgh unter der Schreibfeder von Helen Fields ermitteln. Warum nun auf einmal die Stilistik ...

„Wo niemand dich rettet“ ist bereits der fünf Band rund um Ava Turner und Luc Callanach, die gemeinsam in Edinburgh unter der Schreibfeder von Helen Fields ermitteln. Warum nun auf einmal die Stilistik der Titelwahl geändert werden musste, das bleibt fraglich, denn so wird auch aufgebrochen, dass man ein klares Reihenmerkmal hat. „Wo niemand dich rettet“ hat bei mir auch am längsten von den fünfen auf dem Lesestapel gelegen, obwohl ich die Reihe bislang eigentlich ganz gerne mochte. Doch inzwischen greife ich nicht mehr so selbstverständlich bei Thrillern und Krimis zu und dieser fünfte Band hat mir bewiesen, warum.

Zunächst muss man sagen, dass ich das Figurenrepertoire inzwischen echt zu schätzen weiß. Tripp, Monroe, Lively, Overbeck, die begleiten einen nun schon so lange und es hat doch immer etwas Gemütliches zu seinem Personenkreis zurückzukehren, von denen sofort vor Augen etwas entsteht. Dennoch standen Luc und Ava natürlich deutlich mehr im Fokus und immer ging es darum, dass sie beruflich und privat eigentlich so eng sind, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis da auch die letzte Grenze überschritten ist. Band 5 ist nun der Showdown zu diesem Thema und es hat mich leider nicht überzeugt. Es kam für mich einerseits aus dem Nichts, weil speziell Ava sehr leugnend zuvor noch war, während es bei Luc immerhin gepasst hat. Wie dann aber gleich so ein Drama dazwischen geschoben wurde, das hat mich bald schon an Soap Opera erinnert. Zumal es dann eben nicht diese eine Szene war, sondern es war doch sehr dominant. Wenn ich zu diesem Genre greife, dann will ich auch dieses Genre geliefert bekommen. Zwar will ich auch mit den Figuren wachsen und reifen und da gehören eben auch private Verwicklungen zu, aber es geht gar nicht, wenn dann das berufliche Geschehen so dilettantisch dargestellt wird, dass man aus dem Augen rollen nicht mehr herauskommt. Auch wenn Ava mir am Ende sogar zustimmt, das nimmt natürlich nicht den Ärger weg. Vielleicht hat Fields den Band aber auch bewusst so gestalten wollen, um quasi einen Bruchpunkt zu schaffen, aber dann war das keine clevere Entscheidung.

Wenn wir etwas genauer auf die Thriller-Anteile schauen, dann wird nicht nur chaotisch und fahrlässig gearbeitet, sondern die Fälle waren leider auch nicht gut gestaltet. Schon der Klappentext weist einen Fehler auf, weil ich mich nach dem ersten Kapitel die ganze Zeit fragte, wo war jetzt bitte die SozialarbeiterIN, wo war diese ominöse Frau? Dass es am Ende ein großer Spoiler war, habe ich dann relativ schnell auch herausgefunden. Am Ende hat mich dann einfach auch geärgert, dass die Charakterisierung auch nicht aufrechterhalten wurde, aber das würde zu sehr spoilern, wenn ich da jetzt ins Detail gehen würde. Aber es gibt noch einen zweiten Fall, der Luc eher persönlicher betrifft. Aber auch hier: offensichtlich wie Kloßbrühe. Deswegen gab es am Ende zwei parallel laufende Showdowns, die nur noch an sich spannend geschrieben waren, die aber an Enthüllungen nichts geboten haben. Das Buch hat wirklich Glück, dass es sich insgesamt so schnell lesen ließ trotz der zahlreichen Kritikpunkte. Denn inhaltlich hat Helen Fields hier bei Weitem nicht abgeliefert.

Fazit: „Wo niemand dich rettet“ ist der fünfte Edinburgh-Krimi von Helen Fields und deutlich der schwächste. Im Privaten zu sehr Soap Opera, im Beruflichen zu fahrlässig und offensichtlich konstruiert. Leider ein Flop.

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