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Veröffentlicht am 01.12.2023

Auftakt einer neuen vielversprechenden Reihe in San Diego

Kaltblütige Lügen
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Ich habe wirklich schon lange nichts mehr von Karen Rose gelesen, aber nicht aus dem Grund, weil ich des Genres Erotikthriller überdrüssig geworden wäre, tatsächlich habe ich leider eher den Überblick ...

Ich habe wirklich schon lange nichts mehr von Karen Rose gelesen, aber nicht aus dem Grund, weil ich des Genres Erotikthriller überdrüssig geworden wäre, tatsächlich habe ich leider eher den Überblick über ihre verschiedenen Reihen verloren und die Bücher von meiner Mutter gelesen einfach gesammelt und mir gesagt, irgendwann passt es. Jetzt hat es aber noch viel idealer gepasst, denn mit „Kaltblütige Lügen“ haben wir einen neuen Reihenauftakt, wo die Figuren wirklich isoliert sind vom Rest ihrer Bücher, also wirklich eine Art Neustart, wo ich nicht sofort das Gefühl habe, etwas verpasst zu haben.

Es ist jetzt wirklich einige Jahre seit meinem letzten Karen Rose her, weswegen ich gemerkt habe, dass ich wohl auch ein wenig das Gefühl für ihren speziellen Stil verloren habe. Aber ich habe mich zumindest schnell daran erinnert, dass bei ihr Thriller trotz des Liebesanteils wirklich immer Programm war. Das ist hier nun nicht anders, denn ihre Fälle sind immer auf eine Art brutal und atemraubend, so dass es nichts für zimperliche Nerven ist. Zudem war bei ihr die psychologische Ebene immer schon sehr entscheidend. Das war vor allem dadurch gegeben, dass zunächst die jeweiligen Protagonisten auf ihrer Gefühlsebene sehr intensiv beleuchtet werden. Aber natürlich auch die Reihenverbindung hat dafür gesorgt, weil je intimer so ein Personenkreis wirkt, desto tiefer kann man auf der persönlichen Ebene auch gehen. Gleichzeitig war das Psychologische auch immer durch den Fall selbst bedient, denn die Psyche des Täters ist immer ein Hauptschwerpunkt gewesen. Hier wird es nun auch doppelt bedient, denn der männliche Protagonist, Sam Reeves, ist Psychologe und dementsprechend gelingt mit ihm natürlich auch noch einmal eine sehr fundierte Betrachtung diese Inhaltsebene. Was mir nur auffällt, das ist definitiv, dass „Kaltblütige Lügen“ kein EROTIKthriller ist. Sam und Kit McKittrick entwickeln zwar zarte Schwärmereien füreinander, aber das bleibt auf einer wirklich sehr kinderfreundlichen Ebene. Das Ende des Buchs deutet aber an, dass das auf jeden Fall noch mehr von diesen beiden kommen wird und dann kann sich da natürlich noch etwas entwickeln. Mir hat es aber auch nicht gefehlt, dass es keine erotischen Szenen gab. Natürlich verbinde ich die mit der Autorin, aber die Geschichte hatte ohne auch keine Lücken und das zählt letztlich.

Ich fand die Grundidee, wie Sam und Kit aufeinandertreffen, extrem spannend. Es ist nämlich nicht direkt ein beruflicher Zusammenhang, was durchaus logisch gewesen wäre, weil Polizei und Psychologen durchaus öfters enger zusammenarbeiten, sondern es ist tatsächlich individuell der Fall, wodurch Sam selbst in das Fadenkreuz der Ermittlung geraten ist. Es war extrem gut dargestellt, wie Sam sich mit seinem Gerechtigkeitssinn in eine Situation manövriert, die er sich wohl niemals so ausgemalt hätte, aber sein Inneres hätte auch nicht einfach abwarten können. Ich finde auch, dass Sam ein extrem sympathischer Charakter ist, der manches Mal, gerade wenn Kit und ihre Kollegen ihn objektiv durchleuchten, zu gut für die Welt wirkt, aber durch seine Perspektive merkt man ja auch wirklich, wie er ist. Er ist auch überraschend sensibel, in anderen Genres würde man ihn wohl als etwas nerdy bezeichnen, aber für mich hat das wunderbar in das Bild eines Psychologen gepasst. Natürlich muss er mit seiner Art aufpassen, von diesem Job nicht aufgefressen zu werden, weil er eben sich schwer mit einer Ebene zum Wegpacken von Emotionen tut, aber ihm sind seine Patienten und generell Menschen und ihr Schicksal wichtig. Daher wurde auch gut dargelegt, was es mit ihm macht, ins Visier zu geraten und wie ihr dann aber auch den Ehrgeiz entwickelt, seine Unschuld zu beweisen, indem er den wahren Täter schnappt. Zwar war es vielleicht etwas übertrieben, dass sich ihm alle viel leichter als Kit anvertraut haben, weil es sie doch etwas unfähig aussehen ließ, aber es war sicher auch hier Mittel zum Zweck, um die nächsten Bände vorzubereiten.

Kit als Protagonistin hat mir aber ebenso gut gefallen. Ihre Vergangenheit macht sie speziell interessant und ich fand auch sofort, dass die McKittricks als Familie von zusammengewürfelten Menschen einfach ans Herz gehen mussten. Sie waren eine wunderbare Ergänzung, wie ich aber auch Sams Menschen an seiner Seite nicht vergessen will. Es hat so alles etwas Heimeliges in einer doch angespannten Situation und wo alle dem Bösen ins Auge geguckt haben. Die Geschichte rund um den Mord an Kits Pflegeschwester wird sicherlich auch noch wichtig werden, aber ich fand es gut, dass hier nicht unnötig Pulver schon verschossen wurde, denn so macht man auch wirklich Lust auf mehr und dass man die Reihe unbedingt weiterverfolgen will. Kit hat vor allem bei einem Fall ein aktuelles Pflegegeschwisterkind betreffend gute Instinkte bewiesen, aber es wäre auch übertrieben zu behaupten, dass in dem Fall mit Sam sie nicht auch ihren Beitrag hatte. Sie musste ihn eben auch als potenziellen Kandidaten wirklich ausschließen, auch wenn ihr ihr Bauchgefühl was anderes gesagt hat, aber sie hat da professionell agiert und das hat eben auch gezeigt, wie sie ihrem Job wirklich verschrieben ist. Bei den Partnern an ihrer Seite gab es einiges an Bewegung, ich bin gespannt, wie sich das auch weiterentwickelt, ob es später nur noch Sam sein wird, aber sie hat auf jeden Fall genug Biss. Der Fall an sich, der uns geboten wurde, der hatte es auf jeden Fall in sich und auch wenn ich zwischendurch ein komisches Gefühl hatte wegen des Täters war es mir nicht zu früh aufgelöst. Aber es war auch zuvor erfreulicherweise keine gradlinige Ermittlung. Stattdessen wurden mehrere Ebenen miteinander verknüpft und auch irreführende Spuren gefunden. Die Spannung war also durchweg da.

Fazit: „Kaltblütige Lügen“ hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass ich Karen Rose wieder mehr Lesezeit widmen möchte. Ich bin ihr literarisch noch keinesfalls entwachsen und finde auch, dass sie hier einen Reihenauftakt bietet, der für die weiteren Bände genauso viel anbietet wie für sich selbst. Es ist nicht alles rund, es gibt noch Luft nach oben, aber die Unterhaltung, die Spannung und das Potenzial der beiden Protagonisten macht mich hoffnungsfroh.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Mal wieder mit Wow-Faktor

Wenn deine Wärme meine Kälte besiegt
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Die Bücher von Brittainy C. Cherry sind für mich wirklich immer Muss-Bücher, weil ich ihre Liebesgeschichten, so voll von schönen Zitaten, von tiefen Gefühlen und Leichtigkeit und Schwere, immer auf eine ...

Die Bücher von Brittainy C. Cherry sind für mich wirklich immer Muss-Bücher, weil ich ihre Liebesgeschichten, so voll von schönen Zitaten, von tiefen Gefühlen und Leichtigkeit und Schwere, immer auf eine Art genieße. Dennoch hat es in den letzten Jahren auch viel Durchschnitt gegeben, was es immer noch zu lesenswerten Büchern macht, wo dann aber oft der besondere Funke fehlt. Bei „Wenn deine Wärme meine Kälte besiegt“ kann ich nun zufrieden vermelden, dass dieses Buch vor allem in den ersten zwei Dritteln mich definitiv richtig umgehauen hat.

Metaebene war für mich immer schon etwas, ob nun in Wissenschaft, in Literatur oder in Film und Fernsehen, wo ich immer drauf anspringe und hier nutzt Cherry nun den Umstand, dass ihre Hauptfigur Holly selbst Autorin von Liebesromanen ist, aber einen großen Dämpfer erlebt hat und nun relativ verzweifelt auf der Suche nach Partnerschaft sich ins Datingleben stürzt und auf der Suche nach den magischen Momenten ist, die sie in ihren Büchern immer erzeugt. Ich mochte Holly sofort. Auch wenn das Buch denkbar dramatisch startet, so war das mal ein Ausrufezeichen-Moment, von dem man aus eine Ausgangslage hat, wo zu Holly nicht mehr viel zu erklären ist. Das macht es einfach, direkt voll mit ihr in der Geschichte drin zu sein und dieses Fliehen in fiktionale Welten, am liebsten ständig und immer, sehr vertraut. Kai ist da eigentlich das totale Gegenteil, aber was soll ich sagen? Die beiden hatten mich von ihrem Ugly Meet-Moment an völlig im Bann. Ich habe die Dialoge zwischen ihnen geliebt, aber auch die ganze Entwicklung, die sie miteinander durchmachen.

Bei Cherry sind die Frauen oft die emotionalen Wirbelstürme, während die Männer dann eher die sind, die alles wieder rational einfangen. Das haben wir auch hier vorliegen, aber dennoch ist es für mich nicht ausgelutscht. Zumal auch hier deutlich wird, wie ähnlich der Stil der Autorin sein kann, dennoch fühlt sich jedes Paar anders an. Bei Holly ist einfach liebenswert, was sie manches Mal für einen Unsinn von sich gibt, aber sich doch so sinnig die Welt ordnet. Sie ist auch sehr ungefiltert, aber das ist vor allem gepaart damit, dass sie ein großes Herz hat und jedem die Chance gibt, selbst wenn ihre inneren Alarmglocken vielleicht etwas anderes sagen. Kai ist ein ähnlicher Wahrheitsfanatiker, aber seine Analysen sind wirklich rational auf den Punkt und auch wenn sich Kritik in seinen Worten verbirgt, so kann man seine Komplimente genauso für bare Münze nehmen, weil er sagt, was er meint und niemanden umschmeichelt. Die einzigen ‚Lügen‘ in dem Sinne, die er über die Lippen bringt, das sind die, wo er sich seine Gefühle einfach noch nicht selbst eingestanden hat. Ich fand es auf jeden Fall absolut prickelnd, diese beiden Figuren aufeinandertreffen zu sehen, weil bei ihnen die Gegenteile es so spannend gemacht haben. Es war herrlich, wie Kai Holly bei ihren Dateexzessen geholfen hat und sich dabei selbst verliebt hat. Da hat jeder Moment auf seine Art gesessen und die beiden hätte ich irgendwo auch ewig begleiten können.

Das Buch ist auch voll von liebenswerten Nebenfiguren, wie beispielsweise jeweils die Brüder. Mano und Kai haben eine ganz andere Beziehung als Holly und Alec, aber doch hat man jeweils eine Dynamik gesehen, die über alles Normale hinausgeht. Auch Hollys Eltern sind natürlich extrem liebenswert. Einziges Manko war wohl der gute Matthew, weswegen ich eingangs von den zwei Dritteln sprach. Dass er für die Geschichte nochmal so wichtig wurde, das war unerwartet, hat der Geschichte aber auch wieder diese Note gegeben, wo Cherry für mich manchmal eine Grenze nicht erkennt. Die Geschichte hätte auch so ihre dramatischen Höhepunkte noch finden können, da hätte es diese Figur nicht gebraucht. Mir fehlte auch am Ende eine echte Aussprache bei Holly und dem Betrug ihrer Vergangenheit. Bei Kai wurde das zum Beispiel mit seinen Eltern eingelöst und es war ein befriedigender Moment. Aber bis auf diese Kleinigkeiten muss ich wirklich sagen, einer der besten Wow-Bücher seit langem von Cherry.

Fazit: „Wenn deine Wärme meine Kälte besiegt“ hat mich mit einem Paar mit absolut genialer Chemie überzeugt. Ich mochte auch die Metaebene des Buchs sowie den Verlauf der Handlung. Erst am Ende gab es so einen kleinen Knick, aber den habe ich letztlich auch gut verwunden und muss wirklich sagen, eines der besten Bücher seit langem von Cherry. Einfach mit Wow-Faktor!

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Nah an meiner Idealvorstellung

Shine Bright - New England School of Ballet
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Ich war bislang kein riesiger Fan der New England School of Ballet-Reihe nach Anna Savas, was mich doch ausgesprochen geärgert hat, denn es ist nicht so, dass ich mich an Stilistik gestört habe, denn die ...

Ich war bislang kein riesiger Fan der New England School of Ballet-Reihe nach Anna Savas, was mich doch ausgesprochen geärgert hat, denn es ist nicht so, dass ich mich an Stilistik gestört habe, denn die Autorin kann ohne Frage schreiben. Aber mit der Ankündigung der Reihe hatte ich mir wirklich viel Ballettinhalt gewünscht sowie eben auch kritische Blicke hinter die Kulissen. Das haben die beiden ersten Bände nicht geliefert, da war die Ballettschule eigentlich nur eine Rahmung, aber kein Schwerpunkt. Nun kommt zum Glück „Shine Bright“, der dritte Band, um die Ecke und ich kann endlich sagen: ja, das ist so nah dran an dem, was ich mir von Anfang an gewünscht hätte.

Ich wusste vorab nun wirklich nicht, dass es bei „Shine Bright“ endlich Klick machen würde, aber ich war dennoch sehr gespannt auf Lias Geschichte, weil sie eben in den ersten beiden Bänden schon eine Faszination aufgebaut hat, weil sie die unnahbare Eisprinzessin war und ich wollte da unbedingt hinter die Fassade blicken. Das wird nun auch tatsächlich geliefert und ich mochte schon die Grundidee, dass da jemand ist, der Lia bzw. Ophelia völlig losgelöst aus dem Kontext von Familie und Tanzen kennenlernt, und damit wirklich sie sieht, denn so sehen wir sie auch. Sie kann uns ab diesem Zeitpunkt nichts mehr vormachen, weil wir es auch gesehen haben. Ich habe über den ganzen Verlauf der Geschichte hinweg eine enge Verbindung zu ihr aufgebaut und sie tat mir wirklich sehr leid. Man konnte durch die Geschichte von Jase natürlich vieles schon erahnen, aber nun wirklich all diese hässlichen Gedanken ausgesprochen zu lesen, die sich in ihr über Jahre festgesetzt haben, das war schon bedrückend. Gleichzeitig dann eben zu sehen, dass sie wirklich niemanden hat, weil letztlich auch die Freundschaft zu Katie und Susannah auf einem oberflächlichen Niveau verharrt, achja, große Liebe für Lia. Ich mochte hier auch das kleine Gimmick von Savas, die die Kapitel aus ihrer Perspektive mal mit Lia, mal mit Ophelia überschrieben hat. Denn wir haben wirklich zwei Versionen eines Menschen kennengelernt, die natürlich zusammengehören, aber das eine ist eben die Schutzmauer nach außen, weil die andere sich nicht liebenswürdig anfühlt. Eine tolle Idee, die den inneren Zwiespalt sehr gut rübergebracht hat.

Das Rauskitzeln der wahren Lia übernimmt Phoenix. Er ist natürlich die geeignete Figur, um das zu erreichen, aber er ist dennoch nicht nur eine Funktion, sondern er ist eine sehr eigenständige Figur mit eigenen Dämonen. Auch wenn ich mir schon früh denken konnte, was sein(e) Geheimnis(se) sind, so hat mich das nicht gestört, denn seine Gedankengänge und auch die Entwicklung, die er durchgemacht hat, waren nachvollziehbar dargestellt. Vielleicht war es letztlich anteilig doch mehr Lias Geschichte und man hätte bei Phoenix noch ein bisschen mehr rauskitzeln können, beispielsweise auch über seine Mutter, aber insgesamt habe ich nicht ständig daran denken müssen, was mir fehlt. Ich war vielmehr dankbar für das, was ich bekommen habe. Die Chemie zwischen Lia und Phoenix war wirklich toll und ich fand es über den Verlauf der Geschichte hinweg auch gut, dass es nicht im Überfluss darum ging, die beiden in Konfliktsituationen zu stecken. Selbst nach einem größeren Streit setzt sich bei Phoenix schnell fest, warum Lia getan hat, was sie getan hat. Das passiert eben auf der Grundlage, dass die beiden sich von Anfang an wirklich kennenlernen wollten und es sich auch nicht haben durchgehen lassen, es nicht zu tun. Das ist eine so schöne Grundlage für eine Liebesgeschichte und das hat mich durch die ganze Geschichte mit den beiden getragen.

Aber Liebesgeschichten waren bisher nicht die Problematik von Savas in dieser Reihe, es war eben das Tanzen, was mir gefehlt hat. Das war hier besser gelöst, weil diese große Drucksituation für die Tanzenden diesmal mehr in den Blick genommen wurde. Bei Lia wurde es darüber gesteuert, perfekt gegenüber echt zu sein und bei Susannah über das Thema Essstörung, das wurde gut zusammengebracht. Ebenso aber auch das Zwischenmenschliche. Auch wenn Lia und Susannah keine richtig besten Freundinnen waren, so wäre diese Eifersucht und das Konkurrenzdenken auch bei einem besseren Verhältnis unweigerlich aufgetaucht, denn man tanzt an dieser Schule nicht für die Nebenrolle. Aber auch sonst ist Tanzen als Ausdrucksform des Inneren eine schöne Idee. Das war alles sehr gut miteinander verwoben und so war ich durchweg mitgerissen. Zuletzt habe ich noch einen sehr positiven Punkt, denn in den anderen Bänden hatte ich in einigen Aspekten den Eindruck, dass die Autorin manchmal Baustellen aus den Augen verloren hat. Das war hier auch gar nicht der Fall. Denn die Familiengeschichte mit Jase und den Eltern ist aufgebrochen worden. Aber es waren auch in dem Band selbst so Kleinigkeiten wie mit der Kette, den Typus Freundschaft den Lia mit ihren Freundinnen hat und noch mehr. Ich habe am Ende einen richtig runden Eindruck.

Fazit: „Shine Bright“ ist endlich inhaltlich das, was Savas der gesamten „New England School of Ballet“-Reihe hätte zukommen lassen sollen, zumindest in meiner Wahrnehmung. Hier wurden Tanzen und private Entwicklungen gut in eine Balance gebracht. Es gab sehr nahbare Charakterentwicklungen, eine tolle Liebesgeschichte und vor allem einen runden Eindruck, wo es mir am Ende an nichts fehlte. Hoffentlich kann das für den Abschlussband beibehalten werden!

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Veröffentlicht am 17.11.2023

Aufgebauscht, aber immens spannend anhand wichtiger Themen

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Alle zwei Jahre wieder liefert Nele Neuhaus verlässlich einen neuen Taunus-Krimi ab und „Monster“ ist nun schon das zehnte Buch der Reihe. Wenn ich bedenke, dass es eigentlich die einzige Krimireihe bis ...

Alle zwei Jahre wieder liefert Nele Neuhaus verlässlich einen neuen Taunus-Krimi ab und „Monster“ ist nun schon das zehnte Buch der Reihe. Wenn ich bedenke, dass es eigentlich die einzige Krimireihe bis heute ist, die ich mittendrin für mich entdeckt habe, dann ist das schon beachtlich, weil ich es sonst echt hasse, wenn mir der größere Kontext fehlt. Aber hier war die Geschichte auch einfach zu spannend und es ist über all die Bände hinweg wirklich eine Familie aufgebaut worden und mir hat es als zentrales Thema dieses Buchs auch echt gut gefallen, wie das nochmal betont wurde.

Im zehnten Jubiläumsband, „In aller Freundschaft“, hatte ich als Kritikpunkt angebracht, dass die Fallgestaltung mir zu typisch Nele Neuhaus war. Oft ein kleiner Personenkreis, wo man dann eben weiß, irgendwie muss es einer von denen sein. Das ist in „Monster“ wieder ganz anders und das ist erstmal positiv, denn Neuhaus zieht diesmal zwei Fälle auf, der eine mit großer Reichweite, der andere eher ein klassischer Mordfall, die letztlich auch einen Zusammenhang finden. Das hat der Autorin viel Material geliefert, womit sie auch gute Arbeit geleistet hat. Dennoch konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Handlungsverlauf sehr künstlich in die Länge gezogen wurde. Sowas würde mich normalerweise sehr stören, aber Neuhaus hat dann als Ausgleich geschafft, dass es am Ende so verwinkelt alles wirkte, dass es auch so spannend war, weil man nun überall die Antworten haben wollte, dass man einfach weiterlesen musste. Dennoch waren zwischendurch die kritischen Gedanken da und ich habe mich auch noch nicht richtig durchringen können, wie ich das abschließend bewerten soll. Es ist auf jeden Fall so, dass die Verzweigung der Fälle das Buch gut gemacht haben, aber teilweise hat sich alles mal mehr zur einen Seite verschoben, dann wieder zu anderen und wenn man wirklich drüber nachdenkt, dann spricht das nicht für die K11, denn manches Mal wurde Spuren so nachlässig nachgegangen, dass ich mich innerlich etwas gerauft habe. Das ist also der Schwachpunkt von „Monster“: es wirkt sehr groß, aber wenn man genauer hinsieht, dann wird die Arbeit nicht so professionell dargestellt.

Lassen wir das aber mal beiseite, so hatten beide Fälle etwas für sich. Der Mord an Larissa war eher so der Klassiker, aber er hat durch den anderen Fall eine Eigendynamik entwickelt, wodurch von den klassischen Spuren in so einem Fall abgelenkt wurde, so dass ich das Geschehen null durchsichtig fand. Ich war immer gespannt, wie vor allem Sara als beste Freundin die Spuren lenkt und ich bin da gedanklich immer mitgegangen. Der Personenkreis war für mich hier wirklich groß genug, ohne dass es aber wirklich konkret wurde und das hat es auf jeden Fall gefördert. Richtig gigantisch ist aber der andere Fall, zu dem ich gar nicht so viel sagen kann, weil es sonst alles vorweg nehmen würde. Aber hier sind einige Dinge involviert wurden, die ich richtig positiv fand. Zum einen hat Neuhaus auf eine wirklich lange Sicht geplant mit dieser Entwicklung. Das ist richtig genial, weil das beweist langen Atem und erlaubt dann tatsächlich auch richtig spektakuläre Entwicklungen. So brav es manches Mal bei der Autorin auch zugehen mag, immer mal wieder haut sie Dinge raus, wofür ich sie sehr bewundere und viele richtige aus dem Nichts kommende Momente in „Monster“ haben das für mich unterstrichen. Es war stellenweise schon wieder Thriller-würdig für mich.

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass das Geschehen vor wenigen Jahren spielt, aber die verwendete Thematik total aktuell ist. So geht es um Kriminalität bei Flüchtlingen, wozu Neuhaus am Ende auch einiges an Material zum Nachlesen anbietet, was auch positiv ist, weil sie sich wirklich da reingelesen hat und somit auch unterstreicht, ich schreibe nicht auf Basis von eigenen Vorurteilen, sondern ich habe mich wirklich auf einer wissenschaftlichen Grundlage reingearbeitet. Aber da erst in diesem Herbst heftig die Regulierung von Zuwanderung diskutiert wurde, könnte man echt meinen, dass viele Passagen aus dem Buch aus diesem Herbst stammen. Das ist auf jeden Fall ein Geschenk für „Monster“, denn es wirkt so brandaktuell. Dazu wurde das Thema Selbstjustiz gepaart. Auch extrem spannend und sicherlich auch irgendwo aktuell, weil sich immer mehr Leute bewaffnen (nicht nur Schusswaffen, sondern auch Messer, Pfefferspray etc.), um auf alles vorbereitet zu sein, aber wie weit geht dann die Selbstverteidigungen? Das sind alles spannende Fragen und auch hier wirft „Monster“ eine wichtige Perspektive drauf.

Die private Ebene ist da fast ein wenig ein Auf und Ab. Bodenstein ist diesmal vor allem auf der Grundlage eines zentralen Erlebnisses wichtig, womit das Thema PTBS in den Fokus genommen wird, nur etwas stiefmütterlich, gerade weil er schon mal größere Probleme deswegen hatte. Pia ist der eigentliche Fokus der Geschichte und bei ihr ging es um Beziehungsprobleme, die mich sehr an Bodenstein und entsprechende Bände erinnerte, aber dennoch wurde ein etwas anderer Fokus gefunden. Dennoch muss man hier vielleicht wirklich aufpassen, wie man alles darstellt, damit auch nicht das Privatleben zu wiederholend wirkt. Letztlich waren es aber vor allem die Ermittlungen, die groß im Fokus waren und die Kollegen waren so fast nur zusammen und angesichts einiger Ereignisse muss man wirklich sagen, dass sie zusammengewachsen sind. Es ist vielleicht keine Familie, aber es ist doch so viel Vertrauen da, dass man auch streiten und am Ende des Tages dennoch zusammen weitermacht.

Fazit: „Monster“ ist in meinen Augen einer der spektakuläreren Bände der Reihe, wenn auch die Verbindung zweier Fälle manches Mal etwas unprofessionell wirkte und das Geschehen sehr aufgebauscht hat. Mir war aber das Spannungselement, die spektakulären Entwicklungen und die gewählten Themen viel wichtiger, so dass ich insgesamt zufrieden bin.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Nervenaufreibende Unterhaltung

The Institution
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Die Reihe von Helen Fields rund um Ava Turner und Luc Callanach habe ich bislang vollständig verschlungen. Deswegen war ich sofort neugierig, als ich ein ganz neues Buch von der Autorin angekündigt sah, ...

Die Reihe von Helen Fields rund um Ava Turner und Luc Callanach habe ich bislang vollständig verschlungen. Deswegen war ich sofort neugierig, als ich ein ganz neues Buch von der Autorin angekündigt sah, das losgelöst von den beiden bekannten Figuren ist. Dennoch ist für Fans von Fields die neue Protagonistin Connie Woolwine wohl keine unbekannte, denn die Autorin hat diese Rolle schon in ihrer vorherigen Reihe auftauchen lassen. Aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich leider keine Erinnerungen an sie habe, aber wer so viel liest und parallel auch noch an Serien und Filmen schaut, da ist einfach eine gewisse Kapazitätsgrenze erreicht. Somit also Hauptargument, dass ich der Autorin weiterhin gerne die Treue halte, aber „The Institution“ klang auch so auf Anhieb super spannend und ich wäre wohl ohne den bekannten Autorennamen darauf aufmerksam geworden.

Dieses Hochsicherheitsgefängnis, das weit abgelegen ist und deswegen gar nicht über so krasse Maßnahmen verfügen muss, weil die Flucht nahezu unmöglich ist, das ist für die Atmosphäre schon mal ein Ausrufezeichen. Als großer Fan von „Prison Break“ ist das sicherlich auch ein gutes Vergleichsmoment, um eben die verschiedenen Konzepte in Kontext zu bringen. Fakt ist aber auch, in einem solchen Gefängnis da begegnet man sicherlich keinen guten Menschen, denn mit solchen Menschen, die so dunkle Verbrechen begangen haben, Zeit verbringen zu müssen, das kann nur belasten. Dementsprechend hat auch das dazu beigetragen, sofort etwas Schauriges entstehen zu lassen. Dennoch muss ich auch sagen, dass man den Inhalt mit einem gewissen Augenzwinkern sehen muss. Wenn es um das Leben eines zu früh geborenen Kindes geht und dann auf eine Undercover-Mission setzt, die mit Vorsicht aufgebaut werden muss, damit niemand Verdacht schöpft, dann passt das nicht richtig zusammen. Vor allem mit der Aufklärung im Hinterkopf muss ich doch sagen, dass eine klassische Polizeiermittlung sicherlich kein Fehler gewesen wäre. Aber gut, wir haben Profilerin Connie mit ihrem Kollegen Baartha, der ein Ex-Cop ist und gemeinsam stellen sie sich dieser belastenden Aufgabe, das Baby zu retten sowie die grausamen Täter zu finden. Wenn man den etwas unlogischen Aspekt also wegdenkt, dann kann man das Buch auch direkt ganz anders angehen.

Fields fackelt mit dem Einstieg von „The Institution“ nicht lange, denn es geht sofort los. Das hat mir gut gefallen, denn es gibt kein langes Hin und Her, wo noch aufwendig Connie eingeführt wird, sondern es geht sofort ans Eingemachte. Die Protagonistin wird auch bewusst etwas mysteriös gehalten, denn nach und nach wird einiges über sie enthüllt, was einen ganz bestimmten Zweck hat, nämlich auch ihr zu misstrauen. Das ist sicherlich eine gute Taktik, denn wenn man so schon kaum etwas vertrauen kann und dann zunehmend völlig den Bezug zur Realität verliert, dann wird es auch für die Leserschaft belastend und das war ganz eindeutig beabsichtigt. Auch die Umstände rund um Baartha werden nicht sofort verraten, sondern in der Enthüllung eingeflossen. Es ist also generell die Stilistik, dass die großen Enthüllungen nicht mit umständlichem Anlauf für uns präsentiert werden, sondern eher spontan aus der Hüfte geschossen. Das hat sehr gut gepasst und hat die Lektüre auch sehr spannend gemacht. Connie ist wie gesagt als Anker auf jeden Fall kein simpler Gutmensch, sondern sie ist bewusst etwas seltsam, sehr dickköpfig und selbstbewusst, auch unangenehm nachbohrend angelegt. Dennoch kann man sich sicher sein, dass sie eine gute Sache erreichen will. Aber für so ein Buch ist Connie natürlich perfekt gewählt.

Was mich auch an dem Buch sehr gereizt hat, das waren die sehr intensiven Studien zu den verschiedenen Straftätern. Ich lese Thriller so gerne, weil ich die menschliche Psyche als Themenfeld sehr spannend finde und das eben besonders bei Straftätern, die moralisch gesehen ganz anders gepolt sind. Da ist „The Institution“ natürlich ein echtes Geschenk, denn hier wird wirklich sehr intensiv damit gearbeitet und dann eben nicht nur mit einem, sondern mit vielen. Aber letztlich waren nicht nur die Strafgefangenen interessant, sondern eben auch die Angestellten, weil diese auch sehr unterschiedlich waren und es auch bei ihnen für uns durch Connies Augen viel zu entdecken gab. Das war sicherlich mein Highlight, weil so viel abgebildet wurde. Aber die Spannung an sich war natürlich auch konsequent da. Es gab zwar kleine Durchhänger in der Mitte, wo ich wirklich den Eindruck hatte, jetzt wird es unnötig hinausgezögert, aber dann wurde es doch wieder für die Handlung genutzt. Richtig belastend ist kurz vor dem richtigen finalen Showdown noch eine Episode, die war psychisch sehr anstrengend, da hätte ich die Seiten gerne gefressen. Ansonsten aber bis zum Ende in vielen Facetten wirklich atemraubend. Ein paar Sachen habe ich vermutet, aber Fields hat es auch größer aufgezogen, so dass es nicht schlimm war, wenn man etwas erraten konnte, denn dann gibt es immer noch ein paar Enthüllungen. Insgesamt war es etwas am Rande der Logik wieder, aber sei es drum.

Fazit: „The Institution“ hat ein beeindruckendes Setting, ganz, ganz viel Psychoanalyse und das an zig Fällen, für mich quasi ein Paradies. Ein kleiner Durchhänger zwischendurch ist schnell vergessen, aber auch mit ein paar unlogischen Voraussetzungen bzw. Entwicklungen muss man schon auch leben. Aber die Spannung wurde sehr unterschiedlich sehr effektiv erzeugt. Da bleibt man leicht bis zum Ende am Ball.

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