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Veröffentlicht am 09.11.2023

Bis auf die Protagonistin mit spannendem Konzept unterwegs

Starling Nights 1
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Ich habe Merit Niemeitz über ihre NA-Reihe „Mulberry Mansion“ bei Lyx kennengelernt und ich habe sie als Erzählerin, die eine unglaubliche Bildsprache hat, erlebt, was eben speziell bei Liebesgeschichten ...

Ich habe Merit Niemeitz über ihre NA-Reihe „Mulberry Mansion“ bei Lyx kennengelernt und ich habe sie als Erzählerin, die eine unglaubliche Bildsprache hat, erlebt, was eben speziell bei Liebesgeschichten auch echt nicht verkehrt ist, weil man diese Gefühlsebene dann ganz anders inszenieren kann. Dennoch habe ich natürlich auch mitbekommen, dass einige sich mit ihrem Stil schwer getan habe. Nun ist bei Reverie eine neue Dilogie angekündigt worden, die zwar auch Liebesgeschichten erzählt, aber eben auch auf Fantasy geeicht ist und ich war wirklich sehr gespannt, wie sich die Stilistik der Autorin dadurch vielleicht verändert und wie ich das finde.

Zunächst einmal kann ich sagen, dass „Starling Nights“ einerseits immer noch 100% Merit Niemeitz ist, aber ich habe definitiv auch andere Seiten von ihr erlebt und das finde ich als Mischung für eine neue Reihe eigentlich das perfekte Ergebnis. Autoren und Autorinnen sollen in meinen Augen definitiv einen Stil entwickeln, der sie herausstechen lässt, aber dennoch dürfen sie sich in diesem neu erfinden und neu ausprobieren und das wurde für „Starling Nights“ definitiv gemacht. Die Anteile der Liebesgeschichte und wie dann die Sprache wieder auf ein besonders Level gehoben wurde, das habe ich der Autorin sofort als typisch zuordnen können. Ansonsten finde ich aber, dass die Geschichte schon deutlich düsterer ist und auch in der Erzählweise flotter. Die Mulberry Mansion-Reihe hat eben auch viel von ausführlichen Gedankenprozessen gelebt, was hier nun deutlich reduzierter der Fall ist. Zudem finde ich auch, dass die Charaktere ganz anders angelegt sind. Es gibt wirklich einige Figuren, die sicherlich niemand so schnell ins Herz schließt und auch die ‚sympathischen‘ sind deutlich mit mehr Ecken und Kanten ausgestattet. Überrascht war ich aber auch, wie ich Protagonistin Mabel wahrgenommen habe. Zwar waren die drei weiblichen Protagonistinnen aus der anderen Reihe nicht alle gleich, aber sie waren dennoch auf eine Art mir alle irgendwo nah. Mabel sticht hier für mich vollkommen raus.

Auch wenn ich glaube, dass Mabel auch ein guter Mensch ist, mit der ich mich mal gut unterhalten könnte, so hatte sie auch viele Züge an sich, die mich stellenweise auch mal in den leichten Wahnsinn getrieben haben. Zunächst musste ich über die Namensgebung noch schmunzeln, denn bei Mabel dachte ich sofort an „Only Murders in the Building“ und so kommt auch diese Mabel rüber. Wenn sie einmal wie ein Spürhund eine Fährte aufgenommen hat, dann beißt sie sich regelrecht fest, wider aller Vernunft. Sie hat sich wirklich in viele gefährliche Situationen gebracht und das Thema Angst ist von der Autorin auch selbst aufgegriffen worden, aber so tough wie sie war, das war mir fast schon wieder unnatürlich. Auch Mabel aus der Serie kennt ihre Grenzen, diese Mabel hier nicht. Deswegen habe ich mich eben oftmals schwer mit ihr getan. Ihre Art hat zwar dafür gesorgt, dass die Geschichte immer gut Zug hatte, aber gleichzeitig war eigentlich offensichtlich, dass die Menschen, die ihr etwas bedeuten, dass sie für die auch immer da ist, aber ihre ganzen Aktionen haben so viele in Gefahr gebracht, das war dem total entgegensprechend. Aber auch Mabel und Cliff zusammen… Wir haben ein paar wenige Cliff-Kapitel, die helfen, seine Fassade schnell aufzubrechen, so dass man weiß, hinter seiner Maske steckt so viel mehr. Aber Mabel hat nichts, außer die wenigen Momente und trotzdem läuft sie in manche Dinge so blind rein, wirft es aber gleichzeitig Zoe vor. Mabel und ich sind so nicht wirklich Freundinnen geworden, obwohl sie definitiv starke Momente hatte, aber es war insgesamt dennoch schwierig.

Normalerweise meckere ich ja gerne, wenn beide Perspektiven bei Liebesgeschichten abgebildet werden, es aber nicht gleichmäßig ist. Hier hat Niemeitz aber eindeutig alles richtig gemacht, denn die wenigen Kapitel von Cliff waren für die Geschichte sehr wichtig, aber wäre es mehr gewesen und sie hätte dennoch vieles zurückgehalten, um das Mysterium rund um den Bund der Stare offen zu halten, dann wäre es gezwungen unnatürlich rübergekommen. So haben wir dann eben Mabel mit ihren Ermittlungen und wir haben immer mal kleine Hinweise durch Cliffs Perspektive und so setzt sich angenehm ein Puzzle zusammen. Bei der Grundidee der Geschichte musste ich schon in ein paar Aspekten an „Twilight“ denken, vor allem, was das Miteinander von Cliff und Mabel sowie der Stare untereinander angeht. Aber natürlich ist die Parallele auch die moralische Betrachtung eines Problems, wo Menschen zu Schaden kommen, wo es aber praktisch keine Alternative gibt. Dennoch ist „Starling Nights“ eine ganz eigene Geschichte und ich mochte die Gedanken dahinter. Das ganze Konzept ist auch bisschen mystisch-physisch aufgebaut und ist eben eine interessante Betrachtung der Welt, die ich auch nicht für abwegig halte. Mir hat es auf jeden Fall Freude bereitet, dem nachzugehen, was der Bund der Stare ist und ich finde auch, dass auf dem Weg dahin es viele sehr spannende Momente gab. Nun gibt es noch einen zweiten Band, der das Paar wechselt. Ich hätte intuitiv gedacht, dass es mit Mabel und Cliff im Fokus weitergeht. Ist nun nicht der Fall, aber das macht gerade auch Lust auf mehr. Ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht!

Fazit: „Starling Nights“ ist eine unterhaltsame, spannende und auch sehr düstere Fantasy-Erzählung von Merit Niemeitz, die sich als Autorin etabliert, aber auch weiter ausprobiert. Lobenswert. Während ich mich mit Mabel als Protagonistin doch an einigen Stellen schwer getan habe, so fand ich den Verlauf und die Grundidee aber wirklich gut und werde die Reihe eindeutig bis zum Ende verfolgen.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Mehr Logikfehler als Spannung

A Spell Unspoken
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Zu „A Curse Unbroken“ habe ich geurteilt, dass ich es mochte, wie die Hexenmagie und generell die arkane Welt sich so wunderbar in unsere Alltagswelt hat integrieren lassen. Mich hatte nur etwas gestört, ...

Zu „A Curse Unbroken“ habe ich geurteilt, dass ich es mochte, wie die Hexenmagie und generell die arkane Welt sich so wunderbar in unsere Alltagswelt hat integrieren lassen. Mich hatte nur etwas gestört, dass nicht so wirklich offensichtlich wurde, worauf die Geschichte immer hinaus will Am Ende gab es zwar einen richtigen Showdown und dort wird dann auch so langsam die Gegnerschaft deutlich, aber deswegen habe ich vermutet, dass erst Band 2, „A Spell Unspoken“ so richtig aufklären wird, um was es gehen wird.

Auch wenn ich sehr viel Potenzial in „A Spell Unspoken“ gesehen habe, so konnten die Erwartungen von Yvy Kazi in meinen Augen nicht erfüllt werden. Irgendetwas war immer, wo ich so daran dachte, das verhindert gerade eine starke Phase des Buchs. Der erste Teil beispielsweise ist sehr zäh. Darren und Gemma ist erstmal die Flucht aus New York gelungen und sie kommen bei ihren Müttern unter. Das fand ich eigentlich als Idee sehr gut, weil sie so viel erwähnt wurden im ersten Band, aber sie jetzt wirklich zu erleben, das ist eben doch etwas anderes. Doch dann ging es auch schon mit den Problemen los Viola habe ich vielleicht noch in Ansätzen kennengelernt, aber Laura ist sehr, sehr blass gewesen. Generell habe ich mir aus der Einführung der Mütter einfach mehr erhofft. So passierte es dann auch, dass es eben so zäh wurde, weil Gemma in die verschiedenen Bücher eintaucht und probiert und macht, während Darren sich auch verbessern soll, aber so richtig bekommen wir eben doch nichts mit. Dazu habe ich mir dann mit zunehmenden Infos, was die Gegner für Fähigkeiten haben, wie dunkel ihre Probleme wohl sein müssen, gefragt, warum Gemma, Darren und ihr Zirkel dem so alleine gegenüberstehen. Es wurde zwar argumentiert, dass es eben gewisse inoffizielle Regeln in der arkanen Welt gibt, wo sich viele auch lieber zurückhalten, aber Alaric und Co. haben ja keine Pläne entwickelt, die am Ende drei Menschen betreffen, sondern es geht ja tatsächlich um einen dunklen Plan, der sich locker auf die ganze Welt ausweiten könnte und dann geht es wieder andere an. Deswegen hat es mich irgendwann einfach sehr gestört, wie sich generell die arkane Welt, aber speziell auch die Mütter rausgehalten haben. Zumal immer kam, Gemma und ihr Zirkel seien Babywitches, was ergibt es dann für einen Sinn, wenn die erfahreneren Hexen sie einfach sich selbst überlassen?

Positiv in dieser Phase war für mich auf jeden Fall aber, dass sich die Beziehung von Gemma und Darren für mich so entwickelt hat, dass ich sie wirklich gemeinsam mag. Man hat zunehmend diese unsichtbaren Fäden zwischen ihnen gespürt und es gab sehr romantische Momente, wo ich wirklich glücklich war, dass ich sie auch als diese besonderen Momente wahrnehmen konnte. Dennoch ist Darren einfach nicht so ausgearbeitet worden, er war am Ende eigentlich mehr der Mann für die Liebesgeschichte als ein Held auf seine eigene Art und Weise und in dem Fall hätte es seine Perspektive auch einfach nicht gebraucht. Kazi hat diese irgendwann auch kaum noch geschert. Als sich das Geschehen wieder nach New York verlagert und die Figuren voneinander getrennt werden, gerade dann wären die beiden Perspektiven doch Trumpf gewesen, aber nein, da klebte erst recht alles an Gemma. Das war für mich auch unbefriedigend, weil es sich unvollständig anfühlte. Es gab zwar keine logischen Löcher, aber richtig fühlte sich die stilistische Aufteilung nicht an.

Schließlich kommt es dann wieder zu einem Showdown, aber nennen wir es lieber nur einen kleinen Puff. Meine Kritik liegt auf jeden Fall darin, dass ich diesen großen, mächtigen Zirkel nur marginal kennengelernt habe. Dafür, dass es doch viele Hexende mit dunklen Ideen und Pläne waren, hätte ich wirklich gerne mehr ein Gefühl für die Antagonisten bekommen. Einzig in Bezug auf Eric wurde wirklich ein guter ob gemacht. Noch der Antiheld in Band 1, ist er in Band 2 gut ausgebaut worden und er war ein schöner Charakter, um zu demonstrieren, dass nicht alles schwarz-weiß ist. Aber auch die Schatten sind blass geblieben. So entscheidend für die Geschichte, aber letztlich so unbegreiflich. Ich weiß, dass es noch zwei Bände geben wird. Auch wenn diese den Fokus auf Hazel und Taro verschieben, da können die Fragen natürlich noch beantwortet werden, aber bestimmte Infos hätte ich schon jetzt gebraucht. Und dann eben das Ende. Es kann in meinen Augen nicht mit dem aus dem ersten Band 1 mithalten. Da, wo es eigentlich wirklich gut geht, kommt dann die magische Lösung um die Ecke und schwupps alle gelöst. Selbst wenn Gemma einen Preis zahlen musste, aber es wirkte antiklimatisch und das war ein bisschen schade.

Fazit: Es ärgert mich wirklich, aber „A Spell Unspoken“ konnte leider das Niveau des ersten Bandes nicht halten. Es gab wirklich gute Momente, speziell bei Sachen, auf die ich im Vorfeld nicht gesetzt hätte, aber dafür gab es dem gegenüber viel Zähes zu Beginn und wenn es dann endlich spannender losgeht, habe ich immer mehr die Logik gesucht. Am Ende löst sich die Bedrohung auch zu einfach auf. Hiernach hadere ich nun leider sehr, ob diese Reihe für mich noch weitergehen soll.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Ein Feuerwerk-Ende

Hope's End
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Von Riley Sager habe ich bislang noch nichts gelesen und tatsächlich ist mir der Name bislang auch noch nicht wirklich begegnet, aber ich fand das Cover und dazu den Klappentext dann doch so interessant, ...

Von Riley Sager habe ich bislang noch nichts gelesen und tatsächlich ist mir der Name bislang auch noch nicht wirklich begegnet, aber ich fand das Cover und dazu den Klappentext dann doch so interessant, dass ich hier gerne mal zugegriffen habe und ich habe es zu keinem Zeitpunkt bereut.

Vielleicht habe ich es maximal am Anfang etwas bereut, aber tatsächlich passiert mir das bei jedem dritten Buch mindestens, dass ich etwas brauche, um in das Geschehen hineinzufinden, von daher hat mich der Einstieg bei „Hope’s End“ nun nicht verunsichert. Es sollte eben erstmal mehr zu Kit erzählt werden. Wir sollten sie besser als Figur kennenlernen und viel zu ihrer Geschichte hat eben auch große Bewandtnis, um dann im Umkehrschluss zu begreifen, warum sie aus welchen Gründen auf dem Anwesen Hope’s End so agiert. Wenn Kit dann aber als Pflegekraft an dem riesigen Anwesen direkt an der Küste ankommt, da geht es richtig los in der Geschichte und hiernach war es wirklich sehr schwer, sich noch von den Seiten zu lösen. Ich finde auch, dass es Sager gelungen ist, auf nahezu allen Ebenen eine spezielle Atmosphäre zu erzeugen. Die Figuren vor Ort haben genau die passende Mischung, die skeptisch macht. Allen voran Mrs. Baker und Archie, die Urgesteine des Anwesens, die Kit in dem akzeptieren, was sie beruflich zu leisten hat, aber sofort dichtmachen, wenn es um mehr geht. Dazu dann die Beschreibung des Anwesens, wo klar ist, dass es von außen immer noch beeindruckend wirken mag, aber überall auf dem Gelände und im Haus selbst sind die Spuren eines sinkenden Schiffs zu erkennen. In einem Haus leben zu müssen, das gefühlt jeden Moment ins Meer stürzen könnte, oh weh, definitiv kein Traum von mir. Letztlich sind es aber auch die Geschehnisse im Haus, die Kit in der Nacht den Schlaf rauben, die auch zur Atmosphäre beitragen. Da fällt es wirklich schwer, überhaupt noch etwas zu trauen.

Die Verbindung zu Kit ist da für uns Leser sicherlich am wichtigsten. Ihr konnte ich auch vertrauen, auch wenn ich nicht immer alles so wie sie gesehen habe. Es war schon beachtlich, wie sehr sie sich in die Geschehnisse von damals reingekniet hat, ich hätte trotz manches Mal gut ausgeprägter Neugierde wohl längst die Koffer gepackt. Aber Kit zieht ab einem bestimmten Punkt knallhart durch und ich musste manches Mal den Hut ziehen, dass sie wirklich sehr mutig, gewieft und auch clever ist. Die restlichen Figuren aber brauchen das spezielle Mysteriöse, vor allem auch Patienten Lenora. Auch wenn wir sie nur durch Kits Augen erleben, so war es dennoch sehr abwechslungsreich, wie sie beschrieben wurde. Dass ihr Geist hellwach ist, das war auf jeden Fall immer zu merken und es war ein ansprechendes Rätsel, wie viel sie vielleicht körperlich noch kann. Aber auch ansonsten war alles ein großes Rätsel. Ich wurde immer begieriger, dass wir auf die Lösung stoßen und die Mischung aus Geständnis von Lenora und Kits eigenen Forschungen hat gut durch die Geschichte getrieben. Irgendwann hatte ich dann doch eine entscheidende Idee, die sich dann tatsächlich bewahrheitet hat und erst dachte ich, oh je, sind aber noch knapp 100 Seiten, warum ist es so früh klar. Aber ich wurde zum Glück eines Besseren belehrt, denn in diesem Ende steckt ein WTF-Moment nach dem nächsten. Immer wenn man denkt, das war es doch jetzt, dann kommt doch noch was oben drauf. Ja, vielleicht waren es zwei, drei Enthüllungen zu viel, aber insgesamt kann ich da kaum böse sein, denn es war wirklich ein Erlebnis. Ich bewundere auch, wie viele Fäden noch zusammengeflochten wurden, ohne dass ich vorher gewusst hätte, dass es diese losen Fäden überhaupt gibt. Schon beeindruckend, welch facettenreiche Welt Sager geschaffen hat, ohne dass ich es auf Anhieb gemerkt hätte. Und dennoch war die Unterhaltung immer da. Hut ab dafür!

Fazit: „Hope’s End“ ist auf jeden Fall ein sehr empfehlenswertes Buch. Die angespannte und stellenweise auch gruselige Stimmung wird vielfältig erzeugt, aber auch die Stilistik treibt fast unbarmherzig durch das Geschehen. Das Ende ist aber das Prunkstück, so viele Enthüllungen, so viel noch zu entdecken, vielleicht etwas viel, aber besser zu viel als zu wenig ist hier das Motto.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Aktuelle Thematik mit nicht immer zielführenden Perspektiven

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Gut, dass Sandra Åslund nun anfängt, Schweden-Krimis zu schreiben, denn die Cover ihrer in Frankreich spielenden Krimis habe ich beim Scrollen zwar durchaus wahrgenommen, aber da ich nicht mehr so viele ...

Gut, dass Sandra Åslund nun anfängt, Schweden-Krimis zu schreiben, denn die Cover ihrer in Frankreich spielenden Krimis habe ich beim Scrollen zwar durchaus wahrgenommen, aber da ich nicht mehr so viele Krimis lese, wie es mal war, muss ich einfach sagen, dass mich Schweden als Kulisse einfach mehr anzieht als Frankreich, obwohl ich in Letzterem schon öfters war und auch dort natürlich spannende Verbrechen passieren können. Aber zack, „Im Herzen so kalt“ spielt in Östersund (außerdem Biathlon-Strecke!) und ich bin dabei.

Zunächst einmal finde ich die große Themenwahl, unter die dieser erste Band steht, sehr gut. Vor allem bei dem Thema Umweltschutz und speziell Kahlschlag von Wäldern hat man spätestens am Ende auch gemerkt, dass sich die Autorin intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat und das ist im Buch selbst schon angekommen, aber dass sie am Ende auch noch einmal weiterführende Lektüre empfiehlt, löblich. Denn ich muss auch gestehen, dass ich es hier in Deutschland so empfinde, als würden die nordischen Länder in Sachen Klimaschutz eine Art Vorreiter sein, aber das zeigt doch wieder, unkritisch darf man die Medien nicht konsumieren. Was ja nicht bedeutet, dass Schweden jetzt zu den schlimmen Fingern zählt, genauso wenig wie Deutschland überall nachhängt. Aber es ist ein wichtiges Thema und ich fand es in dem Krimi lebensnah verpackt. Ich empfand es auch unaufdringlich, wie sich dann Maya beispielsweise mit ihrem Partner Pär über einige Maßnahmen unterhält. Es ist keine Maßreglung, was nicht alles sofort und sogleich abzuändern ist, sondern es sind die kleinen Ideen, die etwas Großes bewirken können. Das zweite Thema ist dann natürlich sexueller Missbrauch. Auch ein Thema, was nie weniger wichtiger wird. Ich fand es zwar bei keiner der betroffenen Frauen richtig konsequent ausgearbeitet, aber in allen Geschichten zusammen steckte genug drin.

Bei Krimis sind für mich die Erzählperspektiven immer ein großes Thema. Es ist definitiv das Genre, wo ich für mehrere Perspektiven auf jeden Fall plädiere, weil die verschiedenen Erzählstimmen helfen können, neue Theorien anzustoßen, aber auch Verwirrung zu stiften. Dennoch müssen sie immer einen klaren Sinn für mich ergeben, sonst sind es verschwendete Seiten, um es mal ganz platt zu sagen. Während Maya natürlich keine Diskussion ist, so war ich bei Sanna am Anfang auch sehr verwirrt. Zwar kreuzen sich die Wege der beiden Freundinnen dann auch in Östersund und sie gibt schließlich auch wichtige Hinweise für die Ermittlung, die Maya in eine neue Richtung lenken, aber das wäre möglicherweise auch ohne eigene Perspektive gegangen. Aber offenbar war der Autorin eben das Thema sexueller Missbrauch wichtig, aber im Zusammenhang mit dem Ermittler aus Östersund, Hilding, würde ich es als Thema lassen, dass die Autorin bei den Perspektiven aufpassen könnte, zumindest in meinem Empfinden. Ich brauchte die Perspektive von Pär nicht, weil er und Maya ja wirklich das meiste zusammen gemacht haben, aber der örtliche Polizist hat wirklich keinen Mehrwert gebeten. Am Anfang hat er mal kurz den Eindruck erweckt, dass er und sein Kollege Sonny da was am drehen sind, aber danach kam nichts mehr als eine unnötige Perspektive. Frida als Perspektive dagegen war sehr geschickt. Daher nochmal: Perspektiven, super, aber dann auch mit Bedacht gewählt.

Maya als Protagonistin ist auf jeden Fall ein guter Ausgangspunkt. Da sie deutsche Wurzeln hat, ist es ganz passend, wie sie die beiden Länder auch schon mal gegeneinandersetzt. Da ich Schwedisch gelernt habe, finde ich es auch gut, dass der Du-Stil konsequent umgesetzt wird. Ungewohnt, aber entspricht dort eben der Kultur. So wird man als deutsche Leserschaft gut in dieses Land rübergenommen. Aber auch ansonsten ist Maya sympathisch. Sie ist offensichtlich auch eine gute Freundin und der Fall zeigt, dass sie für ihren Job ein gutes Gespür hat. Im Verlauf der Ermittlungen kann man durchaus diskutieren, wie professionell sie sich ab einem bestimmten Punkt verhalten hat, denn keine Ahnung, wie die Beweise hätten herhalten sollen, außer in Schweden gibt es da ganz andere Regelungen. Aber dennoch hat es eben bewiesen, dass Maya Dinge gut durchschaut und dass sie auch genau die richtige Portion Mut hat. Der Fall an sich war gut konstruiert, aber irgendwann waren die Puzzleteile auch gut zusammenzusetzen. Aber genauso wurde auch ersichtlich, dass Åslund es sich gar nicht als Ziel gesetzt hat, erst auf der letzten Seite alles aufzulösen. Es gibt stattdessen nach der Auflösung nochmal ordentlich Action und dann ein längeres Auslaufen der Geschichte. Es ist eine andere Stilistik, als ich es sonst gerne mag, aber dennoch hat es mich nicht so sehr gestört wie die Perspektiven beispielsweise. Denn die Action hat mich auch an den Seiten kleben lassen und dass sich am Ende nochmal viel Zeit genommen wurde, das hat für mich signalisiert, dass die Autorin Mayas Welt wirklich etablieren will, dass man auch zurückkehren will. Das kann ich der Autorin nicht vorwerfen.

Fazit: „Im Herzen so kalt“ ist ganz eindeutig ein Band, der zeigt, wie Sandra Åslund diese Reihe gestalten will. Sie beschäftigt sich mit aktuellen Themen, sie will nicht nur den Fall, sondern sie will auch die Action. Alles gut und hat mich auch überzeugt, aber in der Stilistik, beispielsweise welche Perspektiven gewählt wurden, da sehe ich noch Verbesserungspotenzial, dass ich auch in allen Aspekten an Bord bleibe.

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Komplex am Ende zusammengeführt

Glutspur
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Katrine Engberg ist eine Krimiautorin, die mir namentlich durchaus schon mal begegnet ist, zumindest kommen mir einige Cover ihrer Bücher sehr vertraut vor, aber komplett ohne Kontext hätte ich sie nie ...

Katrine Engberg ist eine Krimiautorin, die mir namentlich durchaus schon mal begegnet ist, zumindest kommen mir einige Cover ihrer Bücher sehr vertraut vor, aber komplett ohne Kontext hätte ich sie nie einordnen können. Nun ist Herbst, es wird wieder früher dunkel, eine ganz andere Atmosphäre und da Krimis bei mir doch etwas ins Hintertreffen geraten sind, merke ich doch vermehrt, dass es eine Frage der Jahreszeit ist, dass ich wieder richtig Lust auf Krimis bzw. Thriller habe. Da kommt Engberg mit ihrer neuen Reihe zu Liv Jensen genau recht.

Ich habe „Glutspur“ als Hörbuch konsumiert und der Sprecher ist Peter Lontzek. Ich war erst etwas überrascht, weil ich zuletzt bei den Hörbüchern vermehrt den Eindruck hatte, dass sich je nach Perspektive um das jeweilige Geschlecht bei den Stimmen bemüht wird. Hier haben wir zwei Frauenperspektiven und eine Männerperspektive, da hätte ich intuitiv eine Frauenstimme erwartet. Aber meckern will ich deswegen wahrlich nicht, denn ich kenne Peter Lontzek vor allem als Synchronsprecher, beispielsweise als Stimme von Tom Hiddleston als Loki, sowie aus vielen Serien und Filmen und ich denke, da braucht man mehr nicht mehr zu sagen, die sind nicht ohne Grund in diesem Job, denn er hat wirklich eine schöne, volltönige Stimme, die vor allem auf so ein Genre wirklich gut passt. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass er sich für Frauenstimmen unangenehm verstellt. Zwar brauchte ich dadurch an einem neuen Kapitelanfang immer erst, dass mal der Name der aktuellen Perspektive genannt werden musste, um mich zu orientieren. Da das aber spätestens im zweiten Satz immer der Fall war, fand ich das auch nicht kritikwürdig.

Kommen wir nun aber zum eigentlichen Krimi. Perspektiven in Krimis sind immer so eine Sache. Ich habe gerne mehrere in diesem Genre und weil neben Liv ja auch Hannah und Nima als weitere Perspektiven schon im Klappentext genannt waren, war ich dementsprechend natürlich gespannt, wie sich die Geschichte mit ihnen entwickelt. Liv ist sicherlich unumstritten. Sie gibt der Reihe ihren Namen und sie leistet auch das, was ich für dieses Genre als üblich finde. Auch wenn sie als Privatermittlerin tätig ist und damit nicht so viele Befugnisse wie die Polizei hat, sie ist emsig, sie ist mutig, sie ist wirklich wie ein Hund mit dem Knochen und beißt sich fest, was ich als sehr positiv empfunden habe. Hannah und Nima sind dagegen ganz eindeutig die Nebenrollen in einer Art und Weise. Hannah geht auch Spuren nach, indem sie eben mehr über den letzten Geisteszustand ihres Bruders Daniel rausfinden will, nachdem dieser Selbstmord begangen hat. Aber im Vergleich zu Liv war das wenig konkret, weniger bissig und hat mich dementsprechend auch nicht so sehr mitgerissen. Nima ermittelt gar nicht, er gerät selbst unter Verdacht. Seine Perspektive fand ich da als Abwechslung sogar spannender als die von Hannah, denn bei ihm wurde es so gestaltet, dass man manchmal doch dachte, ist er ein Mörder? Hat er das Potenzial? So mysteriös wurde er gestaltet. Aber da eben vermittelt worden war, dass alle drei Geschichten miteinander zu tun haben, sah ich immer nur, wie es weniger Prozent wurden und wir schienen von einer Lösung weit weg. Dementsprechend muss ich wirklich den Hut ziehen, denn am Ende hat sich tatsächlich noch alles zusammengefügt und einen komplexen Krimi bestätigt.

Auch wenn mir das zeigt, dass Engberg ihr Handwerk in diesem Genre also eindeutig versteht, so würde ich doch auch sagen, dass der Weg dorthin noch verbessert werden kann. Denn es war zwischendurch manchmal etwas zäh, gerade eben die Perspektive von Hannah, die ich wirklich gerne mehr gemochte hätte, weil ich eigentlich keine Zweifel habe, dass sie ein guter Mensch ist. Auch die Gedankenschleifen von Nima waren manchmal zu wiederholend, aber bei ihm mochte ich eben die Perspektive als Flüchtling. Liv dagegen ist wirklich vielversprechend gelungen. Es gibt schon genug Andeutungen, warum sie von ihrem Job als Polizistin zunächst Abstand genommen hat, aber genauso ist offensichtlich, dass das wahrscheinlich erst im zweiten Band richtig zur Geltung kommt. Aber auch so wird es viel zu ihr zu entdecken geben, denn so wie sie sich alleine durchgekämpft hat, würde es mich auch nicht wundern, wenn sie wieder integriert auf einem Revier dennoch eine Einzelkämpferin bleibt. Einen Kritikpunkt habe ich noch, weil mir die Beobachtung immer wieder kam. Die Kapitel enden oft in Momenten, die sich ‚mittendrin‘ anfühlen. Viele Thrillerautoren arbeiten ähnlich, setzen dann im nächsten Kapitel dort aber unmittelbar wieder an, um die Spannung weiter fortzutragen. Das war hier gar nicht. Gerade bei Liv und Hannah gab es mehrere Situationen, wo sie in unangenehmen oder angespannten Gesprächen steckten, Cut und wenn sie wieder auftauchen, hat es sich wie magisch gelöst. Das fand ich etwas seltsam, weil es so manchmal unfertig wirkte.

Fazit: Mit „Glutspur“ habe ich einen guten ersten Eindruck von Katrine Engberg bekommen, denn komplexe Krimis schreiben, das kann sie offenbar. Drei teilweise zusammenhanglos erscheinende Teilgeschichten am Ende so geschickt zusammenzuführen, das hat schon was. Dennoch gibt es paar Längen durch die verschiedenen Perspektiven und manche Kapitel wirkten am spannendsten Punkt abgehackt. Dennoch sicherlich eine Reihe, die ich weiterverfolgen werde.

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